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Full text of "Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde"

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G-A.n.^'fe . | 



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3ettfärift 



be£ 



Urning fit Cüberkffdjc lef^ü 



unb 



prtrotaÄ. 

©attb 10 #eft 1. 

Bern ®ßfamfnßtBm b*r bßuffdjfcn (öfcfdjidjte- unb 

JftlferfumBtJBrBinß ju feiner BßrbJHagung im ;§epfembtr 1908 

ju Eübcrft gßnribmrf. 



3tll)aU: Einleitung in bie tübijdje ©efdjidjte. Seil I. 9kme, Sage 
unb SHter üon SUttübecf unb fiübeef. S3on SEBil^elm Ofynef orge. 
üRit Erläuterungen $ur geotogijdjen Sorte üon Slltlübecf üon $aul 
griebridj unb einem Seridjt über bie Ausgrabungen auf ber Stätte 
üon »tttübeef, »uguft 6id Dftober 1906, üon Karl greunb. 



: i : 



Sübcfe & ttö^ring. 
1908. 



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~iU>o 3 1, 1 



Hamid College Library 

AUG 12 1912 
Hoheozollern Collection 
Gift of A- C Coolidge 






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I. 

I. 3nt)att3üerjeid>ma. Selte 
IL SBilljelm Dtyneforge: Einleitung in bic lübifdje ©efdjidjte. 

Xcil I. Sßame, Sage unb 2Uter üon SUttübecf unb Öübecf . . . 1—254 

93orbemerfung 3 — 5 

2lbf$nitt I: 2)ie SHamen üon »tttübeef unb Sübecf 5—69 

Kapitel 1, SuliuS 5—12 

2, Succotoecj 12—20 

3, 55ie@(aubtt)ürbigfeitu.bie93eiie^ungcn$dmoIb§juSBagricn 21 — 43 

a. SBann lebte £etmotb? 21—25 

b. 2)aS ©eburtSlanb #etmotb3 25—28 

c. $ie Sdjicffate £etmotbS 29—38 

d. 3)ie 3uüer(äffigfeit £etmolbS 38—40 

e. $>ie über #etmotb Ijerrfdjenbe 2lnfidjt 40 — 43 

4, 83ucu . . 44—57 

a. $etmo(b3 9todjrid)ten über 83ucu 44 

b. 2)ie Sugefjörigfeit 33ucu3 $um Sßotabentanbe . . 44 — 45 

c. $)ie ©ren$e attrifdjen Sßotaben unb SReregern . . 45 — 47 

d. 5>te ©renje jttHfdjen Sßotaben unb SBagriem . . 47 — 48 

e. Xer Umfang SBagrienä 48 — 50 

f. Sie 9iamen3änberung öueuä 50 — 51 

g. Serfud), bie Slngaben ^etmolbä u. {RobeS auszugleiten 52 — 53 

h. SiboS angaben über 83ucu 53 — 55 

i. 3lbam£ S3e$eidjnung für Slltlübecf 55 — 57 

5, 83utf)e, »utribueu* unb Saccena 58—62 

6, Colonia magna, ©rofcen Sollen, grau SeneriS SBerg, 

Sron be3 Üeutfdjen 9ieid>e3 . . 62—65 

7, fiirimirte, 2reüa, Stoartoum 65 — 68 

grgebniS 69 

Slbfd&nitt 11: Sie Sage üon «Itlübecf 70—168 

Kapitel 1, Sie geograpljifd&e Sage SUttübecfä 70—72 

2, Sie »nftc^ten über bie Sage «IttübecfS 72—80 

a. Sie Sdjriftentiteratur 72 — 75 

b. Sie Äartenliteratur 75—79 

c. SBedjfet ber Slnfdjauungen feit ber richtigen SrfenntniS 79 — 80 

3, Sie üier an ber Sraüe für SHtlübecf in 2lufprudj ge- 
nommenen ©teilen 81 — 90 

A. SUttübecf am 2Reere geregen 81—82 

B. Sltfübecf an ber Statte fiübecfS 82—89 

C. SUttübecf fübtid) üon ber SremS gelegen .... 89—90 

4, Sie fünf an ber Sdjtoartau für SUtlübecf in Slnfprudj 

genommenen Stellen 90 — 166 

A. «Mübecf an ber Stätte üon fattenfjof .... 90—129 

a. Sage unb fiiteratur 90 — 92 



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Seite 

b. Sie Sdjicffale 2lltlübecf3 nadj her 3^törung üon 

1138 bis 1225 92—95 

c. Sie älteftc lübifdje Urfunbe 95—97 

d. Ser Sönigtitel £einridj3 unb Stnutä .... 97—100 

e. Ser Übergang Sllttübecf^ üom 33i£tum an bic 

Stabt ßübeef 101—103 

f. Ser Umfang be3 urfprünglidjen Slltlübecfer 93c* 

ftfeeö beS Sübecfer ViStumS 104—110 

g. Sie nova curia ober Saltenljof 110 — 115 

h. Slltlübecf nad) ber (Erbauung ber nova curia: ein 

SluSblicf in bic SluSgrabungSergebniffe .... 115 — 121 

i. Sie 9iamen SReuenljof unb faltenljof .... 122 — 124 

k. SieSren^treitigfeitenjnjifc^en^ItlübecfunbSalten^of 124—129 

B. Altlübecf an ber Stätte be§ älteren Sdjtoartau . 129—137 

C. Slltlübecf an ber Stätte be$ jüngeren Sdjtoartau . 137 — 142 

D. Slltlübecf im fRifcbufc^ 142—148 

E. Slltlübecf an ber ©djtoartaumünbung 148—166 

ergebne 1 60— 168 

Slbfdjnitt III: Sa« Sllter üon Slltlübecf 168—244 

Sapitet 1, Sie 9iad)rid)ten über eine ©rünbung Slltlübecfö bor 1043 168 — 178 

2, Sie Sretoölferfdjladjt auf ber §lt)rffog$l)eibe . . . 178—208 

A. Sie ©röfee be3 ©laüenl)eere$ 178—181 

B. Surft SRatibor unb bie Slnfüljrer beS SBenbenfjeereS 181—185 

C. Sie DrtSbeftimmung ber Sdjladjt 185—201 

D. Sie SeüMtimimma fottrie bie politifdje Sage bor 

unb nad) ber ©c^Iac^t 201—205 

E. Sie ©rünbe be3 SBenbenfriegeS 205—208 

3, Sie ©rünbung öon Slltlübecf 209—225 

4, Sie Verteilung ber toenbifcfjen unb ber alten germanifdjen 
©ieblungen in ber Umgegenb Slltlübetfä 226 — 241 

A. Sie Vefdjränfung toenbifdjer gunbe auf Slltlübecf 

bjtt). bie Sraöenieberung 226 — 228 

B. 3eit. unb DrtSbeftimmung ber Slltlübecfer Sunbe 228—236 

C. Sie Verteilung ber altgermanifdjen Sieblungen um Slltlübecf 237 — 241 

ergefmiS 241—244 

Slbfänitt IV: Sa« Sitter öon 8ucu 244—254 

Sapitel 1, Sie ©rünbung VucuS burd) Gruto 244—246 

2, Anberaumung ber Slegierung^eit ßrutoS .... 246—254 

A. Sie Vertreibung SigribS unb bie grmorbung VutueS 246 — 249 

B. Ser Regierungsantritt ErutoS 250—251 

C. Sie 9lücffet)r ^einridjS in feine toenbifdje ipeimat 251 — 254 

D. Sie Slbenbfdjladjt in campo Zmilowe .... 254 

III. Sßaul griebric^: (Erläuterungen $ur geologifdjen Starte üon Slltlübecf. 

IV. Sari greunb: Verität über bie Ausgrabungen auf ber Stätte üon Slltlübecf, 

Sluguft bi* Dftober 1906. 



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(Einleitung 
in toe liilriftyt dkfdjidjtt 



©eil I. 

Warnt, fuge nnb älter mm ältlnbedt unb fübedL 



»Ott 

ttliltjclm (Dljncforge. 



<2 *>£gX5£*5 £) 




TOit einer fjifiorifdM>I)t)fitatifd)en Sonbfarte ber Umgebung oon Atttüberf unb Säbecf, 
einem Sageptatt ber Ausgrabungen oon 1882 unb 1906, einem ©runbrifj beä 9Hng- 
wolle«, ben Profiten ber AuSgrabungfdjnitte oon 1906, fotoie 2l'2i4itbrucftafrin 

ber Ausgrabungen oon 1906. 



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Wie Stätte t>on Altlübecf fomie bie Ausgrabungen, bie gu Altlübecf wieberljolt 
vorgenommen morben finb, ljaben für bte AltertumSforfdjung befonberen SBert, 
»eil eS fid) l)ier um eine ber nidfjt häufigen ©teilen fymbelt, an benen Ijiftorifdje 
föadjridjten unb ard>äologifd>e fjunbe fid) berartig ergangen unb fiebern f önnen, 
bafe bie gewonnenen ßrgebniffe nidjt nur eine JBafiS für unfere Kenntnis altflat>ifc^er 
9urg*, $afen« unb ©tabtanlagen geben, fonbern aud) für bie fidjere Datierung 
unb ^Beurteilung ä^nlic^er SBefeftigungS* unb OrtSanlagen, bielleidjt aud) ä^nlic^er 
©tnjelobjeftc, wie ftc gu Altlübecf gefunben finb, eine erwünfdjte ©runblage ermög- 
lichen. @el)t man bei ben Ausgrabungen mit ber richtigen SRetljobif unb bei ben 
tyftorifdjen gfeftlegungen mit ber nötigen ©ewiffenljaftigfeit bor, fo mürben bie 
ältlübetfer gunbergebnifje in ber altflaüifdjen Archäologie eine äljnlidje SBebeutung 
geroinnen fönnen, mie etma Seitfoffilien in ber Paläontologie. 

Allein id) bin mir feineSwegS unflar barüber, bafe meber bie folgenben ^ifto- 
rijdjen UnteTf Übungen nod) bie Ausgrabungen felbft foldj ^o^em SRafcftabe gu 
genügen vermögen, ©outen ber SBeadjtung nic^t unwerte ßrgebniffe gemonnen 
werben, fo mar bie erfte SBorauSfefcung für foldje 2Rög(id)feit, baj$ Ort unb 3 e i* 
ber ard)äologifd) unterfud)ten ©iebelung auf fixerer Ijiftorifdjer ©runblage nad)- 
geroiefen mürben. SBitl man ben SWadjweiS, bafj an ber Statte ber Ausgrabungen 
nrirtlid) Altlübecf gelegen fyat, einwanbfrei liefern, fo mufe nidjt nur bie gange 
lebhaft umftrittene 3frage nad) ber Sage üon Altlübecf einmal erfdjöpfenb beljanbelt, 
Jonbern gleidjgeitig bie oft unb faft immer öerfdjieben beantwortete Qfrage au f* 
gerollt werben, ob bie Sage beS heutigen Sübecf ntrf>t bielleid>t bod) ibentifd) mit 
ber Don Altlübecf ift, bgm. ob baS heutige fiübeef älter, gleichzeitig ober jünger 
als Altlübecf ift. ©oll aber biefer StadjmeiS in übergeugenber SBeife geführt 
werben, fo ift eS nötig, einmal gu unterfudjen, wieüiel 5Hrd>en gu Altlübecf fid) 
befunben unb mo biefe $irdjen gelegen fyaben, eine ^rage, bie man bisher nur 
ju ftreifen gewagt, beren ^Beantwortung man für unmöglich erflärt Ijat. 

l* 



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infolge ber fester überwältigenb reiben Siteratur an Guellen unb S)ar- 
fteflungen über 2Utlübed unb bie Anfänge SübedS, üon ber bisher immer nur bie 
eine Cuette ober S)arfteflung, bjw. eine toerljälintemäßig nur Heine ®ruj>pe toon 
Autoren, aber nod) niemals ba8 gefamte bortiegenbe SKateriol jur Prüfung gelangt 
ift, unb infolge ber Sßiberfprüdje, Äreujungen unb ber SBerfdfjiebenljeit ber Stad}* 
rieten unb Anfidjten muß biefe Unterfucfjung and) auf bie Sebeutung ber üueHen, 
namentlid) |jelmotb§ unb auf bie tarnen für Sübed ausgebest werben, benn 
baburd), ba§ in ben Quellen balb berfetbe, balb ein anberer SWame für Stltlübed 
unb ba3 heutige Sübed angemenbet wirb, ift bie SBerwirrung fo fcf)limm geworben, 
wie fie uns in nidfjt wenigen älteren unb neueren 3)arfteHungen entgegentritt. 
9iod) in ben legten fedjjig 3af)ren finb teils neue Behauptungen, teils neue 
Slnjweiffungen öeröffentlidjt worben, bie bisher ignoriert ober ate irrig IjingefteHt, 
meiftenS fd)led)tl)in mieberljolt, aber nod) itidfjt geprüft, gefdfjweige benn wiberlegt 
worben finb. — 3)ie meiften bisherigen Unterfud>ungen fjaben ben SRangel, baß 
iljnen bie ©djwierigfeiten ganj ober teilweife »erborgen geblieben finb, weit fie 
immer nur einen Seil beS gangen ©toffeS, ber aufgeworfenen fragen gefannt Ijaben. 
Anbere wieberum Ijaben bie ©djmierigteiten überfdjäfct unb als unlösbar I)ingefteflt, 
weil audfj iljnen nur ein Seil beS ©toffeS, in biefem fjatle ber OueHen, jugangltc^ 
ober befannt mar. 

©o wirb fid) in biefem ftaUt ber l)iftorifd)e Seil ber Unterfudljung ntdjt 
nur ungleid) fcerwidelter unb fdjwieriger, fonbem aud) umfangreicher als ber 
ardjäologifdje Abfd)nitt geftalten, ber aber audfj mand) Ijarte 9iuß ju fnaden auf» 
gibt. — 3)ie immer weiter ffitjrenben ©tubien, ju benen eine in ber angebeuteten 
Art aufgefaßte Einleitung oerleiten mußte, Ijaben aber ben (S&arafter ber Arbeit 
im Sauf üon brei Saljren berartig öerfdjoben, baß id) iljr fdjließlicfyeS Ergebnis 
ate eine Art Einleitung in bie lübifdje ©efdfjid>te bejeidjnen möchte, eine Arbeit, 
beren hiermit öeröffentlidjter erfter Seil Jlarne, Sage unb Alter öon Sit* unb 
9ieulübed fomie bie Sfirdjenfrage be^anbelt, foweit fie bie brei älteften Sübeder 
Äirdjen betrifft, wäljrenb ein gweiter Seil, ber oor jwei Sauren in Angriff 
genommen unb juerft öoüenbet worben mar, nunmehr aber einer Umarbeitung 
bebarf, fidfj auf bie Ausgrabungen unb bie Äirdfjenfrage bejüglid) AltlübedS 
erftreden fotl. 

3)ie öorliegenbe Slrbcit enthält mandjeS, mag für bie ©efd)idfjte AltlübedS, 
mag üollenbS für eine Darlegung ber Ausgrabungen ntdjt in 33etrad)t ju fommen 
fc^cint. Snfolge beS auf ben erften JBlid unentwirrbar erfcfceinenben S>urdj« 
einanberS, baS burdj 3)etmar unb Äorner bis auf $aupt, 3aftrow, SBegener unb 
burd) bie 1907 bon Äieffelbadfj wieberljolten 33erwedfjfelungen angerichtet worben 



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ijt, fteHte e$ fidj beim Qfortfdjreiten bcr Arbeit als unabroeiSbar heraus, bie (£nt- 
jteljung oon Ältlübed unb mm fifibed getrennt ju beljanbeln unb ben SRadjroeiS 
ju führen, bafe beibe ^ßlä^e feineSroegS in roedjfelfeitigen SBejieljungen jueinanber 
geftanben Ijaben. Sei folc^ felbftänbiger SBefymbtung ber Gntftc^ungSgefd^irfjtc 
ÄltlübedS unb ßübetfö mtrb fid) ©elegenljeit bieten, audj ju ben aufgeworfenen 
Streitfragen Stellung ju nehmen. Um aber ben Umfang ber Arbeit nid)t aügu- 
ftar! anfdjroeHen ju tafjen, roerbe id) nur auf fotcftc ^Behauptungen eingeben, bie 
in ber ©efdjidjtSliteratur aufnähme gefunben fyaben ober beren ^Berechtigung einer 
SRadjprüfung bisher nod) nidjt unterjogen roorben ift. SttnbererfeitS fyabe id) bei 
ber Durcharbeitung ber Ouetlen manche Stbfdjrift unterlaffen, bie id) genommen 
^aben mürbe, märe itfj mir fcon bomfjerein barüber Mar gemefen, bafc bie Slrbeit 
ben ffl^arafter einer Einleitung in bie lübifdje ®efdiid)te annehmen mürbe. Des- 
halb Ijabe idj im SKai unb 3funi bie Oueflen einer jmeiten 2)urd)fid)t in teilmeife 
anberen Aufgaben unterjogen, um bie fid) für ba$ heutige üübetf IjerauSftellenben 
Süden ju ergänjen, fo ba& id) hoffen barf, bie Duellen nidjt nur für SHtlübed, 
l'onbem and) für ben Anfang SübedS üolljä^tig benufct ju fjaben. 



3lbfd)nitt I. 
Pie ^tarnen von jlttfuBecft unb £nbe&. 

Kapitel 1. 

Suliuö. 

£er um bie l)iftori}d)e ©eograptjie be3 Mittelalters üerbiente ©djlüter 1 ) fprid)t 
öon ber „unfritifdjen (£f)rfurd)t ber mittelalterlichen ©djriftftetter bor ben iljnen fo 
unenblid) überlegenen antuen Tutoren", ©r meift barauf fyn, bafe bie mittel- 
elterlichen Sdjriftftefler ba, mo ifyre auf eigener ©rfafjrung unb befjerem SBifjeu 
beru^enben Äenntniffe mit bem eifernen SBeftanbe ber flafftfdjen 2Bifjenfd)aft in 
ffiiberfprud) gerieten, entroeber unvereinbare ©egenfäfce unausgeglichen nebenein- 
anber befteljen lie&en ober burd) naiüe Übertragung flafftfdjer 9kmen auf „neue 
©egenben" ben 3Biberfprud)äu löfen fuditen. 3)iefe üon Schlüter betonte Vorliebe 
be$ 2Rittelalter3 nimmt im 3*italter beS |mmani3inu3 nodi ju, nur ba$ an Stelle 

') 3)ie Dftfee unb bie Oftfeelänber in ber $amburgifdjen £trd)engefdjtd)te 
be^ Sbam öon SBremen. SifcungSberidjte ber gelehrten eftnifdjen ©efeUfdjaft 1902; 
3urjeto 1903, ©. 12. 



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ber mittelalterlichen Kaibität mäljrenb bcr Kenaiffance unb bcr ifjr fotgenben 3"* 
eine förmliche ©ucf)t nad) ^bentifijierung bamaliger geograpljifdier Objefte mit 
Kamen Ijertoortritt, bie mir bei ben ©djriftfteflern be8 StttertumS finben, fomie 
nadj 83ejief)ungen ju ben berühmten Sßerföntidjfeiten ber Äntife, eine ©udjt, bie 
ju gelehrt Hingenben Spielereien namentlidfj etymologifdjer Strt geführt Ijat. 

©in braftifdjeS Seifaiet in biefer 93ejief)ung, ba$ fo teidjt nidjt überboten 
merben bürfte, bilben bie für Sübetf bom 15. big tief in3 19. ^a^unbert tut' 
gemonbten Kamen unb SJejeidjnungen, oon benen idj nid)t weniger als 16 gefunben 
fyibe: SutiuS, S3ucgljenifce, 93ucu, SJutlje, SButribucuS, Eolonia Sucaniorum, Eolonia 
magna, ®ro&en Soßen, grau SSeneriS 93erg, Sobef, SlngeluS laubig Eron be3 
£eutfd)en Keitf)3, SirimijiS, Jreba, ©martoum, Subefe. Slnfdjeinenb finb fjier 
Kamen unb bereu ©eutungen nebeneinanber aufgeführt; mer aber bie betreffenben 
Stutoren getefen Ijat, mirb fid) Ijaben überjeugen muffen, bafe bie un3 nur als 
irrtümliche Deutungen erfcfjeinenben 93ejeirf)nungen bon iljnen teilmeife afe mirftidje 
Kamen gebraust unb angefeljen mürben. $atfäcf)lidj finb bei biefer 3ufammen-. 
ftellung alle bie 93ejeicf)nungen Sübedfö unermäljnt geblieben, bie niemals als Kamen 
gebraucht morben finb, fo bie Detmarfdje Kamenäbeutung „93roube beler lube".*) 
58eacf)ten3roerter als bieg $)urcf)einanber bon roirflidjen Kamen unb Sßfjantafte- 
bejeidjnungen ift eine jmeite in biefen 16 Benennungen bemerfbare 93ermirrrung: 
neben folgen 93ejeid)nungen, bie infolge ber SBorliebe für Sbentifijierung mit 
antifen Kamen angemanbt merben, finben fiel) teils fingierte, teite folefte Kamen, 
bie tatfädjlid), aber nur oorüberge^enb, für Sübecf gebraust morben finb. Eine 
Unterfudjung biefer Kamen mufe einer Unterfudjung über bie Sage SübecfS boran- 
geljen, ba beibe Unterredungen einanber teitmeife bebingen. 

3u ber munberticfjften öeljauptung Ijat bie Keigung be3 Mittelalter^, $>erbor« 
ragenbeS auf ba3 flaffifcfje Altertum äurüdjufü^ren, bei bem älteften nationalen 
Efyroniften geführt, ben Sßolen aufjumeifen bermag, naef) ®allu3 ober 9Kartinu§ 
bem älteften ©efd)id)t3fd)reiber ber Sßolen überhaupt: bei bem unter bem Kamen 
Stablubel belannten XBincenty, ber bon 1160—1223 lebte unb 1206—1218 
93ifdjof bon Ärafau mar. 3 ) Äablubet ftellt in feiner historia polonica einen König 
Seftfo III. aU ben ©rünber ber ©röfce <ßotenä t)in. tiefer Seftfo fötägt Erafju* 
unb 3u(iu3 Eäfar, heiratet Safari ©cfjmefter Sulia, bie it>m als SWitgift Sägern 



*) ®ie Etjronifen ber beutfdjen Stäbte, 93anb 19 = Sübecf, 93. I; ®. 124, 
34—1884; beägl., 93anb 26 = Sübecf. 93. II —1899, herausgegeben bon Starl 
foppmann, im folgenben gittert als ffoppmann, 93. I ober IL 

") gafob Earo, ©efdjidjte SßolenS, 93b. II, 1863, ©. 564 u. 566—573; 
ferner «ßott^aft, 2. Stuft., 93b. II, 1896, @. 1096. 



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mitbringt, bie er aber foäter üerftöfct, nadfjbem fie iljm einen <5of)n geboren, melier 
auf GafarS SBunfdj ben Kamen SßomptliuS 4 ) erhält. 9iod} unter fieftfoS ^Regierung 
wirb ®f)riftu$ geboren, Seftfo felbft ftirbt aber erft ju ben &e\ttn SReroS. Auf 
ben SBunfdj fieftfoS fyat feine ®emal)lin geminas fundavit urbes, beren erfte 
nad> Ujrem ©ruber SuliuS Eäfar — SuliuS genannt toirb: baS ift nadj Äabfubef ber 
ältefie SRame für ßübeef «quae nunc Labusz.» $)ie sroeite biefer ©täbte ift 
Julin, quae nunc Lublin nuneupatur. 

©ei ber ^ufammenfteflung üon SabuSj mit Subfin wirb man ütelleidjt 
geneigt fein, an irgenbein anbereS SabuSj, ober, roie Äablubef an einer jtoeiten 
©teile fagt, ßubuSj, aber nidjt an unfer Subefe ju benten, etroa an baS branben- 
burgiföe SebuS, baS unter bem Kanten fiubuS üortommt, 6 ) ober an baS fdjlefifdje fieubuS, 
ba$ in ben polnifdjen Sfonaten als Luhes, urbs Lubicensis unb Lubucensis 
erfd^eint. 6 ) Allein eine ©ehe fpäter 7 ) bringt Äabfubet eine jmeite, jeben Stoeifel 
auSfcfyliefcenbe Srtlarung: «quae nunc Lubusz in Saxonia». SBer bie polnifd)e 
(£l)roniftif fennt, foroeit fie fid) mit SBagrien unb fiübetf befcfyäftigt, roirb fid> über 
bie ©rünbung fiübecfS unter einem Seftfo III. nidjt munbern, benn bie ältefte 
j>otnifd)e ßljroniftif rechnet gang SBagrien, ju bem fie §olftein unb baS gürftentum 
SBremen, ja baS tinfSefbifcfye Sanb bis tief hinein nadj SBeftfalen jäljlt, unter Seftfo 
ju $olen unb berichtet, in bzn §auptjügen übereinftimmenb, etroa folgenbeS: 

Seftfo Ijabe aufeer feinem el)elid}en ©oljne SßompiliuS 20 uneljelicf)e ©ö^ne 
gehabt, unter bie er fein SReid) geteilt Ijabe, aber fo, bajs ber legitime ©ofyn eine 



4 ) S)tefer Sßame, ben man toeber in irgenbeine 93e$iefjung $u Säfar nodj 
3U ben $olen $u bringen geneigt ift, ift eine SRemtniSäena an ben potnifdjen gürften 
Sßopel, üon bem fotuo^I in ber unechten polnifdjen ©efdjidjtSfage, als audj in ber 
älteften polntfdjen ©efdjidjte üiel bie SRebe ift, j. 93. gleidj im erften Kapitel beS 
erften Sucres ber Chronicae et gesta Ducum sive prineipum Polonorum, heraus- 
gegeben üon ©jtadjtotoSfi unb Köpfe, $>annoüer 1851, in 83b. IX ber Scriptores 
ber Monumenta Germaniae historica, zitiert als MG. 

5 ) 3)ie Umwohner üon SebuS toerben bei 3lbam üon ^Bremen, lib. II, 
Äapitel 18 als £eubu$ji, Seubuji ober Siubu^i angeführt, ügl. Scriptores Rerum 
Gennanicarum in usum scholarum ex monumentis Germaniae historicis recusi 
(im folgenben als Schulausgabe ber MG. gittert) Adamus, editio altera, $>an« 
noüer 1876, fjerauSg. üon ©eorg SBaife, ©. 54. 

•) MG. 83b. IX, #annoüer 1851. 

7 ) $erauSg. im 2. JBanbe einer fpäteren polnifdjen Sljromf, in Joannis 
Dhigossi seu Longini historia Polonica, 83b. II; Setygig 1712, ©. 623 unb 624. 
3n ben MG. 83b. XXIX, @. 471—500, $at Sßerlbadj 1892 einen Seil \)on 
ÄablubefS Efjronif als magietri Vincentii Chronica Polonorum üeröffentlidjt, ber 
aber Ijier md)t in 93etrad)t tommt. 



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9trt Dberljerrfdjaft ausgeübt Ijabe. ®ie 9iamen bicjer 20 ©öljne roerben in ben 
fcerfdjiebenen Gfyronifen teils übereinftimmenb, teils abmeidjenb angeführt: aber 
immer erfcfyeint berjenige, ber SBagrien beftfct, ba3 übrigens unter biefem ÜRameit 
nie genannt mirb, als ber, beffen midjtigfte ©tabt entmeber ober beffen ^au^t« 
grünbung bie ©tabt SBuccomecj ift. SlHerbingS erfdjeint biefer jroeite 9lame für 
Sübecf nodj nidjt bei Äabtubef, rooljl aber bei feinem Jüngeren ^eitgenoffen unb 
SanbSmann, bem 30 Saljre narf) it)m öerftorbenen 93ogucf)mal, ber einem ber 
bebeutenbften ©efcf)lecf)ter SßolenS angehört, bem $>aufe Sßoraj, au$ meinem ber 
SJijefönig Qatöifya öon Äurojmefi tjeröorging. grüner £t)orf)err in Sßofen, bann 
3)omf)err üon Ärafau, mürbe SBogudjroal 1242 jum SBifdjof öon Sßofen ermaßt. 
Sr fdjrieb ein big 1253 reidjenbeS Chrouicon Polonie, baS fein ÜRadjfotger 
©fobSfaro SBacjfo überarbeitet unb fortgefefet t)at, 8 ) baS aber in feiner je&igen 
gaffung nod) fpäter entftanben fein mufc unb nad) SBarmSfi 9 ) einer Äompilation 
beS 14. SaljrljunbertS angehört, meldte in it)rem bisher für gleichzeitig gehaltenen 
Jeile auf ben grofepolnifdjen Slnnalen beruht. 

3n biefer potnifrfjen S^ronif fdjreibt SBogudjmal jroar Äablubef ab, roieber- 
Ijolt audj beffen Angabe, bafe „ßubuS" urfprüngtid) 3toliuS gereiften Ijabe, aber 
mäljrenb ÄabtubefS historia meljr als ein ben polnifdjen Patriotismus unb etl)ifd)e 
Jenbenjen erroetfenbeS UnterljattungSbud), benn als ein gefd)id)tlidjeS Queflentoert 
roirft, ftnben fid) bei S9ogud)roal fdjon in bem Anfang beS SBerfeS beadjtenSroerte 
eingaben, namentlid) geograpljifdjer SRatur, bie auf eine jum Seil überrafdjenb 
gute Orientierung über ben norbmeftfidjen Seil beS SBenbenlanbeS fdjliefeen laffen 
unb einige fonft nirgenbS erhaltene ÜRitteilungen enthalten, meiere jroeifelloS ber 
SBa^eit entft>red)en,fo bafe alle bie, meiere fid) mit ber mittetalter liefen ®eograj>t)ieüKorb- 
beutfdjlanbS bef Saftigen, SBogudjroal meljr beachten füllten, als eS bisher 10 ) gefd)eljen ift. 

®) Dttofar 2oren$, DeutfdjlanbS ®efdjid)tSquetten im ÜRittelalter, 3. «ufL, 93b. II, 
©. 243, 1887; femer Earo, a. o., ©. 573—574; unb $ottf)aft, a. o v 99b. I, ©. 136. 

•) $ie gro&polntfc^e Et)ronif, ©öttinger 3naug..S)iff., trafau 1879. 

10 ) ©oroett id) fetje, Ijaben ton benen, bie fid) mit ber ©laüengefdjidjte SRorb- 
beutfdfjlanbs befdjäftigt fjaben, in ben lefcten fünf 3Merteljat)rt)unberten nur jn>ei 
©elefjrte, Seopolb ö. fiebebur unb griebridj SBigger, SogndjtoalS chronicon felbft 
eingefet)en. 3"näd)ft lenfte 1843 ü. fiebebur burdj feinen öerbienftüoflen Sluffafc: 
„Über beö 93ifd)of Sogup^al II. d. $ofen Senntnifj ber norbmeftlic^en ©lamenlänber" in 
ben märfifdjen gorf jungen II, ©. 120 — 130 bie Mufmerffamfeit ber norbmeftbeutfdjen 
©efc^ic^tgfd^reiber nac^ me^r als fünfzigjähriger SSergeffen^eit mieber auf Sogudjtoal; 
ein 3a^r fpäter 2tf^, ber aüerbingS 93oguc^mal felbft ntc^t gelefen tjat, fonbern nur 
ö. Sebebur gittert, aber fein 3^tat mit bem 2lu3fj>rudj fc^liefet: r/ S)ad Skrljältnte ber 
Sage ber Crtfc^aften t)at feit i^rer ©rünbung niemanb fo richtig unb fc^arf auf» 
gefaxt afö S3ogu^al". („3«r »autunbe", Satjrbüdjer b. ». f. mecflenb. ©efdjidjte 



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9 

SßcTbing« bringt frfjon Äablubef, roaS bisher unbeachtet geblieben ju fein 
fc^etnt, eine SReilje folget auffaflenben, fonft nirgenbs erhaltenen SRitteilungen aus ber 
Ijiftortfdjen ®eogra|>I)ie. ©o pnben fid) bie Don Sifd) unb SBigger fo lebhaft unb 
anerfennenb Ijerdorgeljobenen 3Kitteifungen über bie äRecflenburg: btö castrum 
quoddam in palude circa villam Lubow prope Wisimariam, quod ca9trum 
Slavi olim Lübeck, nomine villae, theutonice vero ab ipso Miclone Mickel- 
bürg nominabant (©. 625) juerft niefet bei Sogucfyroal, mie bie beiben l)od)- 
öerbienten SRecflenburger ^orfc^er behaupten, fonbern fdjon Dörfer bei Sfablubef. 
gür £otftein, «Olsacia», bringt Sabtubef einen meine« SBiffenS fonft nirgenbS 
erhaltenen angeblich älteren Kamen 3)itmonia (3)it^marfrf)en?); für SBiSmar einen 
angeblich älteren Kamen SSafe: «Visimirus castrum Valen dictum in ripa 
maris septentrionalis, ubi nunc civitas nomine suo Wissimiria sita est, 
fundavit» (©. 624); für ©tfyleSroig, roaS befonber3 bemerfenSroert erfdjeint, ba 
e§ trofc aßen 3Biberfprud)3 in t)oljem ©rabe roat)rfd)einfid) ift, bafc ba« baltifdje 
SBenbenreidj eine S^tlang tatfädjlid) aud) ©d)le$roig umfa&t §at, afe alte flaüiföe 
Sejeirfjnung ben Kamen $alec: «Sic et Szleguik a Sledz, qui in Slavonico 
halec dicitur» (©. 625). Äablubef fennt aurf) bie civitas maxima 93arbon?if 
unter bem Kamen 93aroif ober SBaruif: «Fuit etiam ibi civitas maxima, quae 

Baraik vocatur . Nunc aliquando dieunt, transeamus ad civitatem, 

sed Vandalus (ber SBenbe) ad Wick: et sie Bawik a fluvio, qui ibi fluit, 
a vico, sie et Szleguik» ufm. mie oben! — ©o faßt ein nidjt geringer £eil be3 



unb SltertumSfunbe, 3g. 9, ©djtoerin 1844, ©. 407.) 3n bemfelben 3at)re gittert 
©djafarif Sogudjmal, ofjne fein chronicon felbft gelefen ju f)aben, ba iljm bie 
ttridjtige ©teile über bie £)retonane, auf bie er in feiner geograpfytfdjen Überfielt ba3 
größte ®ettridjt tjätte legen muffen, entgangen ift, tote aud) anbere für @d)afartF 
befonberS bebeutungSdotle ÜRitteilungen. ©djafarif tjat fein 3itat toaljrfdjeinltdj bem 
öon iljm dielbenufcten ®ebl)arbi entnommen, ßubetoig Mlbredjt ©eb^arbi ift ber 
lefcte ältere ©djriftfteHer, ber öor ben legten fünf 93ierteljaf)rf)unberten — öon SBigger 
unb o. Sebebur abgefeljen — 93ogudjtoal benufct Ijat: man ügl. feine „allg. SBelt- 
gefdjid)te\ 2eil 51, $alle 1789, ©. 346, 2lnm. (Sgl. aud) $aut 3of. ©djafarif: 
„©lanrifdje Altertümer". $eutfd) öon SRofig don Sletjrenfetb, tjg. üon #etnrid) 
SButtte, 93b. II, ©. 587, Seidig 1844.) Mad) ®ebfjarbi fd)eint außer ö. Sebebur 
nur nod) SBigger 93ogudjtoal3 ©fjronif gelefen ju tjaben, ber ju bem ©rgebniS fommt, 
SBogudjtoal ober fein ®etoät)r3mann berichteten am perföntid)er Slnfäauung über 
SHetflenburg: „3)e$ 99ifdjof3 Sogupljal üon ^Jofen SKadjridjten über 9Ketftenburg", 
i. b. Saljrbüdjern b. 83. f. mecfl. ®. u. 9tltertum$f., 3g 27, ©. 124—130; ©djtoerin 
1862. SBigger toirb bann ttrieber benufct unb gittert öon Start ff oppmann, ber aber 
©ogudjtoat felbft ebenfotoenig eingefe^en f)at toie Stfd), ©(^afarif unb ©rnft S)eecfe 
(®efd^ic^te ber ©tabt Sübecf, I, ©. 6, fiübeef 1844). 



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10 

SJerbienfteS, ba8 u. Sebebur imb SBigger Sogudjroal um bie I}tftorifd)e ©eograpljie 
jumeffen, bereite bem öon SBogucfyroal benufcten Sablubef ju. 

SBogucfyroal erroeitert bic intereffanten 9Kitteitungen ÄabtubefS burd) meitere 
unb jroar fjäuftg^uuerläffigere 3)aten bcr mittetalterlid)en fjiftorifdKn ©eograpfyie. 
3n bejug auf bic geograpljifdie Äunbe über bic ©labenjeit beä fianbeS jmifdjen 
©bcT, (Slbe unb Ober oerbienen feine Angaben minbeftenS biefelbe 93ead)tung mie 
bic beS ©eograpljuS 93aüaru3, bcr arabifdien unb angelfäd)fifd)en geograpljifdjen 
Quellen, 8lbam3 unb $efmotb3, nur bafe fidj bei ifjm neben überrafdjenb jutreffenben 
Stodjridjten bie feltfamften SSerroedjfelungen finben. 

@teid> im Slnfang feiner Sljronif, in bem er eine Slrt geograpl)ifd)e Überfielt 
gibt, ermähnt 93ogud)tt>al SBagrien unter ber 93ejeirf)nung: fianb ber 3)renmane, 
an anberer ©teile als bie 2)roroina ober 2)reroina. 9tad) SBogudjmal beljerrfdjen 
*>on ben 20 unehelichen Söhnen ßeftfoS SßrjibiSlauS unb Obo bie $)roroina, eine 
^ßroüinj, öon ber einem britten 33aftarb, bem SjeffimiruS, ber an ©dileSroig 
grenjenbe Seil jufäHt: «partem Drewina, quod nunc Olsacia dicitur versus 
Slesnik». 11 ) SBicfytiger ift für Süberf bie erfte Stelle. 

SBogudjmal berietet, bie Seroofjner SBagrienS, bie 2)reionane, mürben aud) 
Sramnani genannt a quodam fluvio, qui Trawna dicitur. Sntercffiert fd)on 
bie alte fladifd)e gorm Jrarona, bic fonft nid)t dorfommt, fo ift bic SBejeidjnung 
Sramnani ober Sremnane für bic SBagrier in Ijofjem ©rabe beadjtenSroert, aber 
bcr bisherigen Ijiftorifdj-geograpfyifdjen gorfdjung entgangen: fclbft bie grunblegcnben 
Sirbetten öon SaSpar 3 CU &/ 12 ) S^afarif unb aud) bie neuefte Ijiftorifdje ©eograpfyie, 
bic üon Snüll, nriffen nidjts don biefen 3lngabcn SBogudjmalä. Unb bod) finb fie 
in Ijofjem ©rabe roaljrfdjeinlid), benn gcrabc bie norbmeftlidjen Stadcnftämme liebten 
e$ befonberS, ftd) nad) ben anliegenbcn ©eroäffern ju nennen, fo bie 

^Sommern nad) bem 9Jieere, morje = po morje, am SJieere. 

^ßotaben 18 ) öon bcr Slbc, i?abe = an ber (Slbe SBotynenbe, Sßolabane (nadj 
©c^afarif II, ©. 503). 



1 1 ) SSgl. griebrid) SBiltjelm d. SommerSberg, Silesiacarum rerum Scriptores, 
tomus II, Seipaig 1730, ©. 23, @. 24, ®. 19. SBigger gibt bic brei tjier zitierten 
Sogud)tt>alftelIen @. 120 u. 127 nädj bcr £önig3berger $anbfd)rift mieber nad) 
Kollationen be3 ^ßridatgeleljrten SflooSbadj in 93re3lau 3n biefen Varianten ift 
nid)t üon einer 3)ronnna, fonbern nur don einer 3)retoina bie SRcbc; ^tatt ©le3nif 
finben fid) bie formen ©leSjutjf, ©le^u^, ©le^jm^f, ©lehmig unb ©leSuif. 

ir ) 2)ie $eutfd)en unb bic 9Zad)barftämme. Stfündjen 1837, ©. 599—601. 

1S ) Slnbcre 3ufammenfe&ungen ber baftifdjen ©laden mit bcr Sßräpofition po 
finb 5ßoruJfi für ba« 9Sol! bei ben Stuffcn, 5ßolc«je u. a. m. 



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11 

©ircipaner öon ber Sßeene, bei Slbam $ani$ (II, 18), Sßeante (II, 19), ober 
5ßeni^ (II, 14 u. 15). ©djafarif (©. 578) nennt fie SEfdjrerienjaner 
nad> ber Sßjena. 

SBarnabi öon ber SBarnoro : nad) ©djafarif (©. 592/593) SBraner. 

23)olofante3 öon ber loHenfe, nad) ©djafarif (©. 581) $>olenjer. 

Ufraner öon ber Ucfer, nad) ©djafarif (©. 504 u. 581) SBfraner. 

^aöeßaner öon ber $aöel, nad) ©djafarif (©. 504 u. 672) $arootaner, 
norf) bem Slngelfadjfen Otfjer: Jlefelban 4 . 14 ) 

©preroaner norf) ber ©pree, ögf. ©djafarif ©. 504 u. 584. 

SBarum follten fid) bie toenbifdjen Stämme nidjt ebenfogut nad) ber Jranma 
rote nad) bem 3Rorje, ber ßabe, ber ^ßeene, ber SBarnoro, ber loflenfe, Uder, $aöel 
unb ©pree genannt Ijaben? Beroeift bod) Bogudjroal, ber fofc^ed behauptet, 
in bejug auf bie norbtoeftfidjen ©eroäffer, rote and) fd»on Äablubef, eine gerabeju 
überrafdienbe ©injelfenntnte! Slber and) für üübetf felbft bringt biefe trofc 
t>. fiebebur unb SBigger immer nod) nid)t öerroertete Queue eine etljnograpljifd) 
intereffante Slngabe, au« ber fjeröorgeljt, bafe, entgegen ber fjertömmlidjeu 3J£einung, 16 ) 
SBenben in Süberf geroofynt Ijaben muffen, roie ba8 ja an unb für fidj natürlich ift 
unb burdjauS roaf)rfd)ein(irf) erfd)eint, bie nod) immer an bem edjten, attflaöifdjen 
Sflamen be3 OrteS Buccoroecj feft^teften unb fid) nirijt baju öerftanben, ben ber 
©teile öon 2lbolf IL aufoftrot)ierten Kamen Subefe ifjrerfeitS angurocnben. $)ie 
(Stelle lautet nad) ber ÄönigSberger £anbfd)rift: «Sunt et alii Slavi i(bi)dem, 
qui Drewnanye vocantur; hos Theutunici Halczste 16 ) appellant. Horum castra 
capitalia fuerunt Buccowecz, quod nunc Lubicz dicitur, Harn, quod et 
Hamb(o)rg, 17 ) ac Breme, quod caput et sedes 18 ) fuit eoruudein. Ibidem 

1A ) $at)lmann, gorfdjungen auf bem ©ebiete ber ©efd)td)te, Bb. I r S. 419, 1822. 

lb ) Sgl. 3. B. „Sopograpljifdje unb ett)mologifd)e Sbeen, 2überf8 Sorbett be» 
treffenb", in ben „bleuen Sübecfer Blättern" 3g. 9, ©. 168, ö. 24. 3Kai 1843: „2Bäre ber 

@runb unb Boben, roorauf ßübecf ftefjt jemals öon SBenben betoofjnt geroefen, 

fo würben, fid) einige roenbtfdje Saute, wenn aud? meljr ober weniger germanifiert, 
wenigftenS in ben erften fttiten erhalten Ijaben. 3)aüon finbet fid) aber feine ©pur." 

l6 ) 3)iefe intereffante, attflaüifdje gorm für |>otfteiner erinnert an ben öon 
Äabfubef mitgeteilten flaöifdjen 9iamen für Schleswig : £>alec. Bogudjwal ibentifijiert 
Ijier irrtümlich bie SBagrier unb bie $olfteiner. 

,7 ) ©o wenig wie ffablubef Buccoweq, fonbern nur SabuSj ober SubuSj 
fennt, fo wenig fennt er Hamburg. ®te britte ber brei $auptftäbte SBagrienS (!) 
ober $olftein3, Bremen, fennt er bagegen unb 5 war in ber gorm SJrjemia. 

18 ) 3)afc Bremen alä ber 3^tratpunft Jpolfteinö ober 2Sagrien3 Ijingeftellt 
wirb, ift rooljl bie golge einer Bermedjfelung ber politifdjcn mit bcr firdjtidjen Einteilung, 
wie fie bem ^ofener Bifdjof natje liegen mochte. 



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12 

est etiam Slesuik (in cmberen $anbf Stiften: Slesink, Slesvik, Blesink), castrum 

ducale, et civitas Cz&znyna. Haec autem gens a densitate siluarum 

seu lignorum noraen accepit, nara Drewnanye a lignis nuncupantur. 19 ) 
Nomiuantur etiam a quodam fluvio, qui Trawua dicitur, unde Trawnanye 
(= Sßagrier?) sunt appellati.» 20 ) 

9iodj eine britte ©tefle aus SogudjroalS ßljronifon ift l)ier anjufüljren, bic 
nad) ber ÄönigSberger $anbfd)rift tautet: «Sic et Sleszuik ab sledz (in anberen 
£anbfd)rif ten : ledz, szlesz, szlecz), qui slawonice allec dicitur. Item ca9trum 
Buccowecz (bei ü. ©ommerSberg: Buccoweg), ubi nunc monasterium fratrura 
predicatorum iu Lubek construetum cernitur; Slaui vero inibi morani 
traheDtes Lubieczensem ciuitatem non Lubek, sed Buccowecz appellant. 
Item Rathibor (Rachibor) castrum.» 21 ) @o mirb bie Don Sabtubef unb 
SBogudjroal ermähnte ©tabtgrünbung ber ©emapn SeftfoS III, bie nadj ©äfar 
benannte ©tabt SuliuS, mit unferm Sübecf ibentiftjiert, meldjeS Sablubef Sabu3j 
ober SubuSj, 93ogutf)tt>al ßubkj ober Subef unb Succomecj ober Succoroeg nennt. 

2)aS Snterefjante bei biejen 9?atf)rid)ten ift baS SJorfjanbenfein einer alten 
polnifdjen Überlieferung, nad) melier ber ganje einft flaüifrfje Seit SftorbbeutfdjfanbS 
big nadj ©djleSnrig ju ^ßolen gehört ijat, foroie ber Umftanb, bafe als eine ber 
poütifdjen Äutturleiftungen bie ©rünbung SübetfS fyngefteßt nrirb. 



Äapitet 2. 

ähtecotoeej. 

SBogudjroal erflärt Sübecf für bie beutfdje, SBuccomecj für bie alte, flamfdje 
SBejeicfynung. Severe pnbet fid) aufeer bei bem 1253 öerftorbenen 93ogud)toal bei 
bem 1480 üerftorbenen Srafauer 3)otn^errn 2)tugofd) ober SonginuS, ber SeSjto III. 
in3 9. Safyrfjunbert fefct unb 1031 als baS 3?aljr anführt in bem bie provinciae 



,9 ) 2ludj fjier toerben bie äBagrier, bie ©retonange ober Xrahmantye, offenbar 
mit ben #alcafte, ben $olfteinem öertoedjfelt. %m übrigen $eigt fid) f)ier bie genaue 
Kenntnis SogudjtualS hrieberum gerabeju überrafdjenb. SRidjtiger als bie falfdje, 
leiber jur #errfdjaft gelangte ©djut» unb 33olfSett>mologte (fcolfteitier) beutet er bie 
^alcjfte, bie #oltjaten als bie, tuefdje im ©ol^e fifcen. S)iefe ber SBaljrfyeit ent» 
fpredjenbe Deutung mirb ^toar nidjt in biefer gorm, aber un^meibeuttg in biefem 
©inne ausgebrochen. 

2Ü ) Sei d. ©ommerSberg II, S. 19; bei SBigger ©. 126. 

21 ) 93ei ü. SommerSberg II, ©. 24; bei SBigger ©. 128. 



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13 

septentrionales üon Sßolen abfallen. SBieberfjoIt beftätigt ©lugofd) bie SDiitteitung 
SogudjroalS, bafy bie SBenben immer norf) an bem alten 9iamen SBuforoiec für 
Säbecf fcft^altcn, nur bafe er nidjt, roie $Bogucf)mat, öon ben in fiübeif felbft 
ipoljnenben ©lauen fpridjt, fonbern bon ben flabifdjen SBemoIjnern ber Umgebung 
fiübedte. 3)ie Raffungen be3 9iamen8 lauten an ben irier ©teilen, an benen 
3)fugofdj öon SBuforoiec tyridbt: Sufobbiec, SBufow^ecj, SBufomiec; Cübecf erfdjeint 
als fiubeg unb fiubef. SrmäfynenSroert ift aud) ber Umftanb, bafe fid) bei $)lugofd) 
aufcer bem $raöe»2übecf nod> eine ©tabt SBufobiecj in terra Osswiacziineuse 28 ) 
unb ba$ in SRecflenburg gelegene Söufom ftnbet.* 8 ) SGBic Äablube! unb Sogucfyroal 
erjagt aud) $)lugofd) bie @ejd)id)te toon ben jmanjig unehelichen Söhnen SeSjfoS, 
btc «plures urbes, eastra, munieipia atque castella inter flumina Albim et 
Halebam grünben: — iteni castrum et civitatem Bukowiec, quam Almani 
Lubek appellant, licet per Slavos in cireuitu comraemorantes prisco 
intituletur vocabulo. Item Ratibor item castrum Swerin» ufm. 3)ie jmeite 
©teile lautet: «Bukowiec, quae nunc Lubek»; bie britte: «famosa illa et 
insignis civitas Bukowiec, quae in teutonico Lubek appellatur»; bie feierte: 
«civitati maritimae Lubeg, quae in Polonico Bukovvyecz (sortis emin 
aliquando Poloniealis erat) appellatur».* 4 ) 

2113 öierte polnifdje Quelle fommt ber über de vetustatibus Polonorum 
in S3etrad)t, ben ein 3)eutfdjer 1521 erf djeinen liefe, 3obocu8 fiuboö. £)eciu3, 
ber roäfyrenb ber Ijörf)ften Äulturbtüte SßolenS, unter bem proteftantenfreunblirfjen 
©igiämunb (1506—1548) ©efyeimer ©efretär be3 SfönigS mar. 3)eciu3 gebenft 
ÜübecfS als ber (Btabt SBuccoöetium. 3n bem liber de Sigismundi Regis 
temporibus fdjreibt 3)eciu3: «Hoc (seil. Lubecum) a Polonorum quondam 
majoribus conditum Buccovecium fuit appellatum».* 5 ) 

211$ lefcte polnifdje Quelle für 93ucoöecia ift bie Sßolonia be3 am 23. 3J?ärg 
1589 öerftorbenen (Srmelänber 33ifd)of3 SRartinuS £romeru3 anjufüljren, bie 
ßromer 1548 bem ebengenannten ©igiSmunb mibmete. Sromer, ber S)lugofrf) 



**) Joannis Dlugossi seu Longini historiae Polonicae libri XII, heraus- 
gegeben oon Henrico Lib. Bar. ab Huyssen, Seipjig 1711 unb 1712, 2 öönbe. 
8b. H, @. 296 D. 

**) 8. o., 93b. I, ©. 65—67. 

M ) «. o. 1/6. 67 A. unb ©. 45; II, ©. 185 unb 326, Über 13, jum 
3a^re 1463. 

* ß ) 2)a mir 2)eciu3 nid&t jugängtidj mar, mufj idj midj auf bie Qxtatt bei 
3renicu8: «Germaniae exegeseos volumina duodeeim» in ber 8lu£gabe don 1728, 
©. 85 2fam. 3 unb in 99angert3 #eImoIbau3gabe öon 1659, ©. 140 befdjränfen. 



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14 

benufct, erjäljlt, 2e$cu$ III. fjabe ben Ungarn unb ©laben in Sßannouien (!) im 
Äriege gegen Äarl ben ©ro&en beigeftanben, ben Popielus ex legitiina uxore 
Ijinterlaffen, 20 ©öfyne e coneubinis. 2)iefe Ratten arces et oppida inter 
Habelam et Albim erbaut, barunter Bucovecca, quae a Germanis Lubeca 
vocatur, tametei Lubecae quoque Domen Slavicam etymologiam redolet* 6 ) 
®o ift ©romer ber erfte ber angeführten fünf potnifcfyen Sljroniften, ber roeife, ba§ 
ber ÜRame Subeca ebenfogut flabifd) ift wie ber 9tome SBucoöecia, meld) lefcteret 
tooljl ein bem ©eutfdjen entnommenes Sefynroort begegnet. 

®in fedjfter potntfrfjer (S&ronift, ber 1614 im älter öon 76 3al)ren ju 
Ärafau öerftorbene Älejanber ©uagnino, ber, ju Verona geboren, in polnifdje 
3)ienfte trat, 27 ) gibt Sübecf in feinen res Polonicae* 8 ) gleichfalls für eine 
polniföe ©rünbung aus, unb jroar be3 SßolenfönigS SSifimir, ber nadj beT Söefiegung 
be$ 3)änentönig3 ©ibarb ßübeef, SBiSmar unb 2)anjig gegrünbet tyabe,* 9 ) bod) 
ftnbct fid) fyter ftatt be$ SftamenS 93uccomecj nur ber ÜRame Subeca. 

®ie 3)arfteHungen altlübifdjer ©efd)id)te fyaben big in bie SRitte be3 
19. SaWunbertg 80 ) bereinjelt biefe polntfdjen Duellen benufct, feit ®ebl>arbi, 
1789, allerbingS nur nad) ben alten Qitattn, fjauptfädjlid) bei SBangert, unb jroar 
nod) am fyäufigften 5)eciu8 unb 2)lugofd), feiten Sromer, nur ganj bereinjelt 

,6 ) Martini Cromeri Varmiensis episcopi Polonia, Coloniae Agrippinae 1589, 
Sib. n, ©. 23. 

I7 ) Sgl- 3o^. #einr. 3ebler8 „®rofce3 Uniberfal*ße£ifon", £alle unb ßetyjig, 
©b II, ©. 1169, 1735. 

* 8 ) Herum Polonicarum tomi tres, granffurt 1584. S)a mir ©uagnino 
ebenfotuenig jugänglidj mar mie $eciu3, fd^reibe idj ba$ folgenbe 3üat au§ ben 
Snmerfungen ab, bie Sangert 1659 feiner |>elmotbau3gabe tytnaufügt, ju lib. I, 
cap. 57, ©. 140. Seiber laffen und bie Monumenta Germaniae historica fyier im 
©ttdj: bie au$ ben polnifc^en Efyronifen gegebenen $(u$jüge finb unjureidjenb, ebenfo 
ttrie bie au3 Saxo Gramm aticus unb ben ialänbifdjen Duellen. SSenn aud) SDeciuS, 
Eromer unb ßtoagnino alä ©djriftftetler be3 16. gatjrbunbertä für bie Monumenta 
nidjt in 93etradjt fommen, fo Rotten bod) Sfugofd), Jfablubef unb namentlich ber 
für bie ®efd)tdjte 9Recflenburg$, $otftein$, SauenburgS, £>annoüer$ unb ber $anfe» 
ftäbte mistige $8ogud)roal beffer berücffidjtigt merben follen. leite finb biefe Duellen 
gar uidjt beamtet morben, teil« finb bie gegebenen 2lu3jüge mangelhaft, meil biet 
ju fur$, fo bei fitablubef, Saxo Grammaticus unb ben islänbifdjen Duellen, fo baß 
man fid) auf bie oft nur fdjroer erreichbaren Originalausgaben angemiefen fietjt 

**) « Visinriruin, Poloniae Regem, superato Sivardo, Danorum Rege, in 
haec loca progressum Lubecam, Wismariam et Dantiscum condidisse.» 

80 ) 35te le&tc 3)arftellung, meiere bie polnifdjen Slngaben menigftend ermähnt, 
fie aber nur gan$ oberflächlich nac^ ben 3itaten 99angertd unb anberer fennt, ift 
bie 1844 gefdjriebene ©efc^id^te ber ©tobt Sübecf öon ©ruft S)eede. 



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15 

©ogudjroal, unb überhaupt ntc^t Äablubef. 3n biefen fünf potnifdjen Quellen 
foroie bei iljren foäieren JBenufeern ftnben fid) füt ben Tanten SBuccoroecj folgenbe 
20 ^formen: Buccena, Buccovecium, Buccovetium, Buccowecz, Buccoweg, 
Bucghenitze, Bucghevitze, Buconecia, Bucovecca, Bucovecia, Bucovic, 
Bucovium, Bugevytze, Buggevitze, Bugheiiitz, Bukovies, Bukovviec, 
Bukovvyecz, Bukowec, Bukowiec. ^ebenfalls lä&t ba$ einftimmige Zeugnis & cr 
genannten polnifäen Quellen, fiüberf tyabe früher Succomecj gereiften, bjm. bie 
toenbifdjen Semo^ner tyiefeen bie ©tobt nodj jur Qtit ber Hbfaffung Jener Quellen 
fo, einen Zweifel an j> cr ^iftorifc^en Stidjtigfeit biejer bemerfenSroerten 9lad)ricf)t 
um fo weniger ju, als burd) biefelbe eine grofee Ängaljt meljr ober roeniger be- 
ftimmter beutfdjer Quellenangaben erft in ba$ richtige fiidjt gefefct mirb unb fid> 
nunmehr polnifc^e unb beutfdje Quellen aufs befte ergangen unb beftätigen. 

SBereitS etwa 90 Sa^re nad) SogudjtoatS lobe ftofcen mir auf bie polnifdje 
33ejeid)nung 33uggeöifce in bem Don StyneSberdj unb ©cfyene «coronica vau 
Lubeke» genannten 81 ) 3)enfmal amtlicher tübifdjer @efd)idjt3fd)reibung, ba$ 
Soppmann nad) feinem ©eftänbniS 8 *) „irrig" unter ber Söejeidjnung „I. 2)ctmar- 
Cljronif öon 1105 — 1276" herausgegeben tyat, in bem uns aber aller 3Bat)rfcf)ein« 
lidjfeit nad) SluSjüge aus bem (SrftlingSroerfe beS (übifrfjen SfatSnotarS Soljann 
Stöbe ober 9tuffu3 erhalten finb. Sud) in SRobeS ^auptwerf, ber 1347 getriebenen, 
leiber verlorenen ©tabeSdjronif, 88 ) bie auSjugStoeife in ber fogenannten SRufuS- 
dljrontf erhalten ift, pnbet fid) ber 9iame in ber gorm: SBugeötyfce. 5)ie einzige 
öon allen Quellen, ber 9tobe3 ©tabeSdjronit nad)toei£lidj vorgelegen I)at, 84 ) bie 
1386 getriebene Efjronif beS öon 1368—1380 afö SefemeifterS nadjmeiSbaren 
granjiStanerS S)etmar ju ©t. Äatljarinen in fiüberf, l>at in i^ren brei SRebaftionen, 
beren ©ntfteljung Äoppmann mit einbringenbem ©djarffinn bargelegt Ijat, 9tobe£ 
angäbe übernommen: in ber befannteften unb legten JRebaftion, ber öon 1395, 
in ber gorm „93ucgl)eöit}e". 9lber SRobe roenbet bie polnifd)e SBejeidjmmg nid)t 
für fiüberf an, Jonbern für Slttüberf, unb ebenfo ber ifjn benufcenbe unb fort* 
fefcenbe ®etmar. 

2)urd) SRobe, 3)etmar unb iljre fpäteren Senufcer ift jomit eine SBermirrung 
in bie lübifdje |)iftoriogra^ie gebrungen, bie nidjt wenigen ©efdjidjtSjdjreibern 



8I ) Soppmann, a. o, I, ©. 6. 
88 ) ffoppmann, a. o, II, ©. X. 



8S ) Stahmann, a. o, II, ©. 99 unb X— XIII fotoie ©anb I, ©. XI— XIII 

unb ©. 6. 

84 ) ftoppmann, a. o., II, ©. XI. 



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16 

unentwirrbar 85 ) bünfte, inbcm au3 bcm Umftanbe, ba$ nunmehr biefelbe flaöifdje 
93ejeidjnung balb für Sübed, balb für Slltlübed, balb für bcibc Orte angewanbt 
wirb, bic fettfamfteu ©d)lüffe unb 93ebauptungen gejogen werben, eine Äonfufton, 
bie bis auf ben heutigen lag anhält unb baju geführt fjat, bafc audj fonftigc, 
für fiübed gebrauste Sejeidjnungen, wie Colonia magna, Colonia Lucaniorum, 
Butha, Bucue unb namentlich Bucu auf Slltlübed angewanbt worben finb. 9lod) 
1907 gebraust Slrnolb Äieffelbad) in faft naiöer SBeife bie 33ejeid)nung Sucu für 
Slltfübed in einer Slrt, bafy ber unbewanberte Sefer nidjt baran jweifeln fann, 
Slftlübed fei ju alten 3^iten unb üon aßen Slutoren 33ucu genannt worben, ein 
anberer 9iame lomme für Slltlübed überhaupt nidjt in Setrarfit. 36 ) &ieffetbad)3 
SBorgeljen djarafterifiert fid) als um fo oberflächlicher, als er fid) in einer Slnmer- 
lung jur SBefräftigung feiner falfrfjen Angabe auf $elmofb begießt, obwohl ^elmolb 
gerabe ba$ ©egenteil fagt. 

Soppmann fud)t in einer Slnmerfung bie Mitteilung 9tobe3, Slltlübed Ijabe 
im SBenbifdjen Suggeöifce geljei&en, burd) bie Setyauptung ju erflären: „2>ie 
Meinung ift: 9teutübed3 urfprüngfidjer Sftame fjabe Suggeroife gelautet, Ältlübed 
aber fei nad) einem SBenben fiubemar benannt gewefen." 37 ) ©ine feltfante 
SBenbung: „bie Meinung ift"! SFoppmann enthält fid) jeher Slnbeutung, wer biefe 
Meinung öertritt, wie er fid) f eiber $u biefer angeblichen Meinung ftellt, 38 ) bringt 
bagegen ba3 Märzen Don Subemar! Mit anberen SSorten: auä) Soppmann weife 
fid) biefer Verwirrung gegenüber nid)t ju Reifen. — Sljnfid) wie Äoppmann fdjeint 
e3 9tobe felbft ju geljen: er ftufct, fü^rt bie if)m munberlid) erfdjeinenbe 93ejeidjnung 
beunod) gewiffenfjaft an, enthält, ftc£> aber eines eigenen Urteils. ©ieljt man aber 



35 ) ©o fdjreiben ffirdjring unb Mütter 1677: „SBann aber am attererften 
unb öon welkem OrtI) bie ©tabt Süberf eigentlich erbauet, ba3 ift ungewiß unb finb 
bie fjteröon fcfjreibenben 8lutoreS unter fi<$ nidjt einig" (Compendium historiae 
Lubecensis ©. 2) unb Laspeyres weicht nod) 1864, nad)bem bie fiirdfje in Sit- 
lübed bloßgelegt worben unb bie fdjönen ©olbfunbe ber erften Ausgrabungen längft 
gemacht worben waren, jeber eigenen ©tettungnatjme über Sllttüberf au$, obwofjl er 
ben Ort unter bem ©tadenfönig Jpeinrid) mit SRedjt aU „2lu3gang3punft unb 
$auptftation be3 Dlbenburger 93tStum3" cfjarafterifiert. S)ie SBorte: „wo immer 
eS gelegen war" fennjeid)nen genügenb feine £ilfloftgfeit (Sgl. „Die 93efetjrung 
5Korbatbingien3", ©. 133—134.) 

36 ) S)ie wirtfdjaf tlidjen ©runblagen ber beutfdjen £anfe unb bie $anbel$* 
ftellung Hamburgs, Berlin 1907, ©. 20. 

37 ) 91. o., 93b. I, ©. 8, 8lnm. 9. 

88 ) 3m Segifter (93b. II, ©. 484) wirb StobeS unb ®etmar$ 93e$eid)nung 
93ucgt)eötfce bem Seyte entfpred^enb auf Sttlübetf belogen, alfo nid)t, wie ftoppmann 
will, auf Sübed. 



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17 

fdjärfer ju, fo geroinnt e$ bcn SJnfdjein, ate ob SRobe — bcr nad) SoppmannS mafc- 
gebenbem Urteil 89 ) „eine auf gorfdjung berut)enbe, planma&ige unb jietbetou&te 
®efd)td)t$fd>reibung gefdjaffen" t)at; ber nad) Äoppmann i>on einem ©tanbpunfte 
au3 förieb, melier iljm „ben weiten ©efidjtSfreiS barbot, ber ber Sßolitif berer 
eignete, bie an ber ©pifce be3 lübifdjen ®emeinroefen§ unb bamit and) be$ tyanfifdjen 
©täbtebunbeS ftanben" — als ob SRobe biefe SRitteilung, auf bie er in nidjt nur 
einer Queße geftofeen fein mufe — Stlife Ijebben befcreöen — jurücftoeift, 
inbem er ber iljm unbegreiflichen SRadjricfyt fofort fein Sefremben mit einem fdjarf 
roiberfpretfjenben Slber tynjufügt: „aöer bar Dan fcriöet mefter $efmolt nidjt in 
fyner crontjefen, be l)ie gaff beme capittele to Subefe". S)en gleiten ©inroanb 
fügt SRobe feiner entfprecfyenben SRitteilung in ber ©tabeSdjronif Jjinju, ebenfo 
$>etmar in allen brei SRebaftionen, ja bie Qfajfung 35etmar3 erfdjeint in beffen 
lefctem SBerfe faft noef) ettoaä abroeifenber, inbem SJctmar in biefem 3 u f a fe c & cn 
SJamen SBucgfyeöifce ignoriert unb nur auf bie SBeljauptung eingebt, SUttübetf fyabe 
{einen SWamen üon Sübbemar ermatten: „Oöer bar Dan Ijeft mefter |jelmolbu3 in 
finer coronüen nicf)t befcreüen, rou er be name morbe Subefe". 

(Sin SSierf acf)e3 ift bei ber ©inroenbung 9tobe§ beachtenswert: 
1 bog roiberfpred)enbe §lüer; 

2. ber Umftanb, bafe 9tobe bie OueHen, in benen er auf bie iljn befrembenbe 
Mitteilung ftöfct, nidjt für mistig genug fyäft, um fie mit ÜJtamen ju nennen ; 

3. ber 9iacf)bru{f, mit bem ben ungenannten Oueflen um fo refpeftbofler „mefter" 
|>elmolt gegenübergefteflt wirb, offenbar als bie roertüoflere Ouelle, als 
unanfechtbare Autorität; 

4. ber feineSroegS unroef entließe «Sufafc: „be l)ie gaff beme capittele to Subefe, 
bo bie boom bar erft begrepen foart", 

eine Semerfung, welche ba$ ©cf)tt)ergettHdjt ber $efmolbfct)en Angaben toofyf nod} 
öerftärfen foll, etwa in folgenbem ©inner „3d) gefye auf biefe öernmnberlicfyen 
Behauptungen, bie icf) afe geroiffenljafter, amtlicher $iftoriograpl) immerhin Der* 
jeidjnen mufjte, ba id) fie in mehreren Duetten gefunben fjabe, gar nicfyt erft ein. 
3)enn fie fteljen in unoereinbarem SBiberfprudje ju ben angaben $>elmolb3, meiere 
für bie lübifdic ®efd)idjte bie befte unb majsgebenbe Queue bilben; $etmolb$, ber 
fein 2Bert bem Sübecfer 3)omfapitet genribmet Ijat, unb jtoar jur Qcxt feiner 
©rünbung, als feit ber .ßerftörung SlltlübedS faum ein 9Kenfd)enalter vergangen 
fear, fo ba& baS 2)omfapitel iljn fofort Ijätte toiberlegen fönnen, falls er über ben 
Flamen SlltlfibetfS etmaS Unrichtigem auSgefagt fyättc." 



89 ) St o., IL, ©. X unb IX. 

8tH*r. b. S. f. S. 0. X 1. 



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18 



3)ie betreffenbe ©teile lautet in bcn beiben Arbeiten SRobeS unb in ben brei 
arbeiten 3)etmar3, i>on benen un$ bie groeite SRobearbeit unb bie erfte 2>etmararbeit 
nur in bemfelben äuSjuge, in ber fogenannten SRufuSdjronif, erhalten ift, 
folgenbermafcen: 



A. 



B. 



1. SRobearbeit. 

coronica van Lubeke 
1105—1276, auSjugSroeife ermatten in 
ber 93remifd)en ©Ijromf öon Styneäberdj 
unb ©djene, fomie öerftümmelt in ber 
Hamburger #anbförift & cr Stetmar- 
ßljromf. (Sgl. Äoppmann; a. o., 93b. II, 
©. X unb 83b. I, ©. 6 fomie ©. XI— XII). 



Sttile fjebben befcreöen, bat be ftab 
l)ete na eneme SBenbe, be Ijete ßubemar, 
unbe t)ete in 3Benbe8fd)en S3ugget>ifce; 
aöer bar Dan fcriöet mefter ^elmolt 
nid)t in foner cronqcfen, be Ijie gaff 
beme capittele to fiubefe, bo bie boom 
bar erft begrepen wart. (Äoppmann I, 
@. 8, 9h. 8.) 



2. Stobearbeit. 
1. 3) et mar arbeit. 

©tabeSdjronif. 
$)ie ©tabeSdjronif, 1347 getrieben, 
nadj.9tobe8 Job öon einem SlmtSgenoffen 
big 1349 fortgeführt, öon bem 1394 
julefct bejeugten $)etmar (tool)l=2)itmar) 
junad^ft öon 1350—1386, fpätcr öon 
1386—1395 fortgefefct. 9lur auSjug^ 
weife in ber fogenannten 9tufu3-SIjronif 
öon 1105—1395 erhalten, bie nadj 
1430 abgefdjrieben mürbe. (Sgl. $ow» 
mann; a. o., 83b. II, ©. X— XIII unb 
93b. I, ©. Xl-XIII.) 

©tlife t)ebben befcrcöen, bat be ftab 
morbe nomet na enem SBenbe, be t)ete 
Subemar, unbe t)ete an SEBenbefdjen 
33ugeöt)tje; oöer bar öan ferift mefter 
$elmolt nicfjt in ftjner cronüen, be ije 
fereff beme capituto to fiubefe, bo be 
bom bar erften begrepen warb. (Äopp» 
mann II, ©. 198, 5Rr. 8.) 



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19 



C. 

2. 2)etmararbeit. 



D. 

3. $)etmarar6eit. 



Überarbeitung ber ©tabe$d)ronif unb 
ber erften ©etmararbeit ju einer tübifdjen 
SBeltdjronif tum 1105—1386, nur aus- 
jugSmeife in ber ö. SKeHefc^en $anb> 
förift erholten, lefctere um bie üßitte 
beä 15. 3at)rl)unbert3 getrieben. (SBgt. 
ftoppmonn; a. o., 99b. II, ©. XII— XIII 
unb 93b. I, ©. XI-XIII fotoie ©. 119.) 



©tlife Ijebben befdjreöen, bot be ftab 
wart genomet ufro. roie D. 



9fr. 8.) 



(Stahmann I, ©. 125, 



Überarbeitung be3 ganzen, bi$ 1395 
reidjenben ©toffeS. Statt ber ber 
fädjfifrfien 2Beltd)ronif entftamntenben 
(Einleitung ton C neue (Einleitung öon 
1101 an, bollftänbig erhalten in ber 
9tat3ljanbfcf)rift unb aufeerbem uon 1277 
ab in ber Hamburger Imnbfdjrift, bie 
in ber erften #älfte be« 15. 3aI)rl)unbertS 
getrieben ift. (SSgt Äoppmann; a. o, 
93b. II, ©. XIII— XIV unb 93b. I, 
©. XI— XIII fomie ©. 3—4.) 

(Stufe Ijebbet befereben, bat be ftab 
morbe nomet na eneme SBenbe, be fyeet 
flubbemar, unbe Ijeet in SBenbefdjen 
93ucgljei>i|}e; ober bar öan fyeft mefter 
£>elmotbu3 in ftner coronifen nidjt 
befcreöen, mu er be name morbe fiubefe; 
mer Ije ferift, bat to ber ftab quemen 
be coptube. (Äoppmann I, ©. 208, 
9fr. 8.) 



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20 

3n ber £at fagt $efmolb genau ba3 ©cgcnteil wie bic ungenannten Quellen 
SRobeS. Slltlübecf fyeißt bei &elmolb niemals Sucgjjeöi&e, obwohl er öon Slltlübecf 
meljr ju erjagten weiß als alle anberen Duetten jufammen; obwohl er ein unter- 
richteter unb juberläffiger ©cfjriftfteller, jubem aber 9tacf)bar unb 3 c ^genofje Stft» 
IübecfS bor beffen Störung im 3a^re 1138 war. §abe icf) richtig gejault, jo 
braucht $elmolb ben SRamen Subefe, bjw. SubicenfiS, 57mal, unb jwar wcnbet 
er btcfe SBejeidjnung in ben erften 56 Äapiteln, bie SlltlübecfS ©djicffale bis jum 
Sa^re 1138 ftreifen, naturgemäß au3fc()fießli(f) für Slltlübecf an, benn ein anbereä 
Subefe, als Slltlübecf, gab e3 cor 1143 nid)t, wenigftenS nicht in SBagrien: 17mal 
gebraust §etmolb in biefer erften §älfte feines SBerfeS bie SBejeidjnung Subefe 
für Slltlübecf. 9iacf)bem Slbolf II. 1143 an ber ©teile 93ucu eine neue ©tabt 
gegrünbet unb auf biefe ben Flamen bon Subefe übertragen §at, wenbct §elmolb 
öon Sapitel 57 an ben 9lameu Subefe unb SubicenfiS — wie Slbolf II. — natur- 
gemäß auf bie neue ©tabt an: im ganjen 40mal. Jrofe biefeS flaren ©adj« 
tterljaltS Ijat man in ben erften 56 Äapiteln unter Subefe ba3 heutige Süberf 
fcerfteljen wollen: namentlich in ber fcfjwierigen SEircfyenfrage fjat man fid) fo ju 
Reifen gefugt. 3)a3 fyeißt einer burcf) nichts geftüfeten §t)potl)efe ju Siebe fünftlicf) 
©tfywierigfeiten fdjaffen ba, wo bie ÜRamenbegieljung Kar unb übereinftimmenb mit 
bem gangen 3ufaromenljange un j ) ^ er gg3i r fttc^Icit gebraucht ift. 3rgenbein Qmeifel 
ift um fo weniger erlaubt, als |>elmolb fetber überjeugenb unb unjweibeutig erjäf)lt, 
baß Slbolf bei ber ©tabtgrünbung in 93ucu ber neuen ©tabt nidjt ben alten, 
wenbifdjen ÜRamen beS ganjen ©efänbeS SBucu gelaffen, fonbem auf fie ben Üftamen 
be3 1138 jerftörten Subefe übertragen fyabt. Srft nad) bem Sluf blühen öon Slbolf 3 
©tabtgrünbung bürgert fid) für bie ©teile be$ edjten, alten Subefe ber 9lame 
Slltlübecf ein, mäljrenb anbererfeitS bie ©lauen, wie aus ben polnifdjen Duellen 
erfid)tlid) ift, für bie ©teile be$ neuen Subefe nod) jafjrljunbertetang an bem 
alten tarnen 23ucu feftljatten. 

(Sin einjigeS 3Äal gebraucht $elmolb bie 93ejeid)nung vetus Lubika (I, 34). 
$)urd) bie Strt, wie $elmotb fyier ben üftamen Slltlübetf anweubet, beftätigt er 
üoflenbä bie $atfad)e, baß bei itjm bis Äapitel 56, abgefetyen öon ber SSorrebe, 
unter Subefe au§fd)ließlid) Slltlübecf, uon Sfapitel 57 ab Sübecf ju öerftefjen ift. 
3)enn er fügt f)ier ju bem «vetus Lubika» ein «nunc» f)mju: «nisi in urbe 
tantum que nunc vetus Lubika dicitur». $ier alfo nimmt er auSbrücffid) 
93ejug auf bie ©egenmart, auf bie Qext, in ber er ba§ erfte Sud) feiner chronica 
Slavorum fdjreibt, ba$ f)eißt auf ba$ Satyr 1167 ober 1168, wie im folgenben 
Sapitel bargelegt werben wirb. 



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21 

Sapitel 3. 
Sie ©loubtnürbigfeit ttttb bic Schiebungen $e(nto(b£ jtt ©agrien. 

a. 928 an n tcbtc §elmolb? 

yiad) TOfolauS Seecf 40 ) mürbe £elmo!b „um ben Slnfang beS 12. 3af)rl)." 
geboren, bod) macf)t 93ecd nidjt ben 93erfud), biefe Sefjauptung ju beroeifen. Xxofy 
bem mirb SBeecfS SBefjauptung oller 9ßal)rfd)einlicf}feit narf) ber 9Birflid)feit 
entfprecfyen, bie man dielleidjt nod) genauer burd) bie Slnnaljme trifft, bafc $elmolb eljer 
oor afö naef) 1100 geboren morben ift, obwohl ^ermann d. 93re3fa 41 ) bafür 
plabiert, „bafe §elmofb Anfang 1183 mafjrfdjeinlid) geftorben" ift. 2lHein d. SreSfa 
fügt felbft tynju, biefe $9potf)efe „mirb firf), felbft roenn fie richtig ift, dietleicfjt 
niemals beroeifen laffen". Sljer fönnte man $elmolb£ ©eburt au£ bem ®runbe 
ettvtö nad) bem 3tol)te 1100 anfefcen, meil fid) unter ben 3 eu 8 e « & er ©tiftungS» 
urfunbe beS ÄlofterS ©t. So^anneS ju ßübed don 1177 ein Helmoldus presbyter 42 ) 
finbet, ein ,3 eu Ö n ^/ ™ & em inan ben testen SRadjroeiS für $efmolb ju erblitfen 
pflegt, aber wer verbürgt uns, bafc eS fid) Ijier um unfern $elmolb Ijanbelt? 

^etmotb fdjeint 1177 ein ange^enber St^tjiger geroefen fein, bem man bie 
bamate nod) anftrengenbe Steife burdj bie meglofe 9ßalb« unb ©eenroilbniS dorn 
^löner ©ee nadj Cübed nidjt gern jutrauen möchte. 9tuf$erbem fdjeint ber 9?ame 
^elmolb bei ben 9tieberfad)fen im 12. 3faljrf)unbert befonberS verbreitet geroefen ju 
fein, ©inb bod) im lübifd)en Urfunbenbud) bie |)etmolbu$, ^etmroicuS, §elmicu3, 
4>elrnericu£, §elembertu3, £elembernu3 dor bem Stuffommen ber biblijcfjen unb 
ber |jeiligennamen genügenb vertreten, ©o liegt ber ©ebante nidjt fern, baf$ ber 
Kante £etmotb unter bem an Qdi)l fdjon bamalS fidjerlid) nitf)t geringen ÄleruS 
beS ©rjbiStumS 33remen aud) aufcerljnlb ber Pfarre don SBofau vertreten geroefen fein 
bürfte. 3lodj weniger barf man roofyl in bem prepositus Helmoldus ber Urfunbe 
Vom 21. SWodember 1170, in welcher Sifdjof Sonrab von Sübecf bic ©djenfung 
ber SKarienfirdje abfeiten ©erotbS an bie $)omt)erren beftätigt, 43 ) ben Pfarrer von 
93ofau erbtiefen. ®egen eine fold)e 3lnnaf)me fpridjt fd)on ber Unterfdjieb, bafc 
ber £elmolbu£ ber Urfunbe von 1177 als presbyter, berjenige ber Urfunbe don 
1170 als prepositus bejeidjnet wirb: baS Umgefetjvte märe einleud)tenber, falls eS 



40 ) Analecta ad historiam Novimonasterii in ber Cuellenfammlung ber 
©efeflfdjaft für ©d)leSttrig-|)olft.'2auenb. ©efdjidjte, 93b. IV, ©. 131, JKet 1875. 

41 ) „Über bie $eit, in roeldjer 4>etmolb bie beiben Söüdjer feiner ßtjrontf der« 
fafete" in ben „3orfd)ungen $ur beutfe^en ©efdjidjte, ®anb 22, ©. 604, ©öttingen 1882. 

AT ) Sübecfifc^eS Urfunbenbuc^, 93b. 1, ©. 7, Sübecf 1843. 

4S ) fiederfuS, Urfunbenbuc^ beS 93i3tum32übecf,93b.I,©. U^r.Q^lbenburglSöG. 



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22 

fidj in beiben Utfunben um unfern |jetmolb Ijanbeln foHte. 9?on einer 33eförberung 
ober and) nur Serfefeung §elmolb8 au3 93ofau oertautct ntdjt bte geringfte 
Äunbe, öietmeljr bejeic^net iljn fein continuator, Slbt Slrnolb Don Sübecf, nur afä 
^ßrtefter, aber feineSmegS aU ^Jrobft: au3fd)tief3lid) afä tHelmoldus Sacerdost, 
aber nidjt afe prepositus 44 ) unb fein 3fitgenoffe unb perfönlidjer Sefannter, Sßropft 
©ibo fcon ÜReumünfter, nennt iljn, unb jmar nad) ^elmolb^ lobe, nur Pfarrer fcon 
SBofau: fHelmold eratBosowensis», 45 ) ebenfo ber$ßre3bl)ter$Bremenfi3 (ögl.Stnm. 78) 
nur: «f rater Helmoldus, divinorum rector in Bosauw». §anbelt e3 ficfe 1177 
mirfficf) um ben ^ßrtefter üon SBofau, ma3 mir in jeber 93ejiet)ung unmaf)rfd)einfidj 
bünft, fo fpredjen jmei SBa^rne^mungen bafür, bafe §efmotb bamate trofc ber iljm ju« 
gemuteten anftrengenben lagfaljrt ein IjoIjeS Sllter gehabt fyaben mufc. 

Sinmat mar fein fieljrer unb 93ifd)of bereits am 13. Stuguft 1163 geftorben, 
©erotb, 46 ) bem man afä einer ^ßerfönlidjfeit, metdie neunSaljre fjinburd) — 1155 
bis 1163 — ba3 SiStum Sübecf geleitet l>at, bei feinem Jobe bodj mofyt fein 
jugenblid)e3 Sitter nrirb jumeffen bürfen. SBir werben feigen, bafe £etmotb mat)r- 
fcfjeinlid) erft in öorgefcfyrittenem 2llter ©erotbS ©d)üler mürbe. SBenn man iljn 
trofebem eine SReilje öon Sauren, etma ein Saljrjeljnt, jünger fein läfct als feinen 
Seljrer, unb menn man annimmt, bafc ®erolb, als er ftarb, 70 Saljre alt mar — in 
2Baljrf)eit mirb er t>ieHeic^t noef) älter gemefen fein, mie avß ber aufcerorbenttidjen 
®ebrec^ticf)feit ^crüorjugc^en ftfjeint, mit ber er, nad) £efmolb, 47 ) in feinem 



44 ) 2ib. I, ffapitel 1, ^meimal; in ber Ausgabe Don |>einrid) ©angert, bte 
mir im «ugenblicf ber SReinfdjrift allein jur £anb ift, ©. 240, Sübecf 1659. 

45 ) 93eecf, a. o, @. 166 = Versus de Vita Vicelini, 201. 2)a ©ibo 1187 
öon feinem OrbenSbruber ©etmolb ben SuSbrucf «erati gebraucht, liegt l)ter ein 
3eugniS öor, bafc ©elmolb 1187 tot mar. 

46 ) SluS bem «Necrologium Monasterii S. Michaelis» b. 2lnton S^riftian 
SBebefinb, 9toten ju einigen ©efdjidjtsfdjreibern beS beutfe^en SRtttelalterS, Sb. 111, ©. 59, 
Hamburg 1836, erhellt, bafj ©erolb am 13. 2tuguft ftarb: «et Geroldus episcop. 
fr. nr.» SluS bem 3ufamment)ange bei #etmolb I, 93 u. 94 ergibt fid), bafc 1163 
baS SobeSjafjr mar; ügl. and) SeöerfuS; a. o., I, ©. 4. 

47 ) Sgl. I, 93: Eodem anno (1163) domnus Geroldus Lubicensis ec- 
clesie episcopus post celebres pasche ferias cepit infirmari, et deeubuit in 
lecto egritudinis ugque in Kalendas Julii. Oravitque Deum, ut differetur sibi 
vita, quousque dedicaretur Oratorium Lubicense, et clerus recenter adunatus 
convalesceret in statu suo. Kapitel 94: Interim sentiens Geroldus venerabilis 
episcopus dilatos ad tempus dolores rursus incalescere, statuit visitare omnes 
ecciesias sue diocesis — — expletisque divinis ministeriis, quasi peracto 
negocio viribus corporis cepit repente destitui, rursus perlatusque Bozove multis 



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23 

testen fieben3jaf)re foft unauSgefefet ju fämpfen ^atte — , fo müfcte §elmolb im 
3at)re 1163 ein SCItcr öon 60 Sauren erreicht Ijaben, fo bafe er 1177 74 3at)te alt 
gemefen märe, ©ieljt man aber öott bem angenommenen je^njä^rigen SllterSunter« 
fdjieb jmifdien ©djüler unb fieljrer ab, jumal ®erolb in einem freunbfc§aftlid)en 93er* 
t)ältni3 ju $elmolb ftanb unb $etmolb, mie glaubhaft ju machen öerfudjt merben 
wirb, erft im SManneSalter ®eroft>3 ©d)üler ttmrbe, fo märe §elmotb 1177 bereite 
84 3a!)re alt gemefen. Stimmt man ba3 9Kittel, fo fommt man ju ber Slnnaljme, 
bafe £elmolb 1177 79 Saljre alt gemefen märe, affo etmaS Dor 1100 geboren 
roorben ift. hiermit ftimmt eine jmeite SBaljroeljmung überein. £elmolb Doli- 
enbete btö erfte SBuc^ feiner ©faöendjronif nad) t>. 93re3fa 48 ) jtoifdjen bem 
12. Suli 1167 unb ber Eroberung SlrfonaS am 14. 3uni 1168, ba$ jmeite 93udj 
narfj bem lobe öon 33ifd)of Äonrab: nad) bem 17. 3ufi 1172, unb jmar nadj 
x>. 93re3fa in ben legten 9Konaten beä 3aljre§ 1172. |>efmolb3 Sfortfefeer, Slrnofb 
t)on fiübetf, fagt ganj beftimmt au3, bafj $elmofi> fein SBerf nid)t fortgefefet Ijabe, 
toxt e§ feine 21bftd)t gemefen fei. 49 ) SBefrembet fdjon bie *Berfd)iebenljeit be$ 
Umfanget ber beiben Sudler — ba£ erfte 93udj umfaßt 94 Äapitel auf 180 
©eiten, ba3 jmeite nur 14 Sapitel auf 29 Seiten — , fo mu& noefy beachtenswerter 
ber Umftanb erfdjeinen, bafc ein Sljronift, ber für bie ©eföidjtfdjreibung fo prä* 
beftiniert erfdjeint unb mit fo Diel ßiebe unb SSerftänbnte gefrfjrieben Ijat mie 
4>elmolb, gerabe ju einem 3 e ^punlte aufhört ju fdjreiben, in bem er meljr 9Kuf$e 
aU früher unb moljt aud) fein gefidjerteä Sinfommen befafc, in bem ferner ba3 
33erl)ältni$ ju ben ©faöen ruhiger, feine Kenntnis umfaffenber unb genauer nodj 
gemorben fein muffte afö früher, obrnot)! er bie SKbfidjt Ijatte, bie 3frud)t feiner 
Otubien, ©rfunbigungen unb (Srlebniffe fortjufefeen unb abjufdjtiefeen, jumal au3 



diebus lecto deeubuit. — — Interrogatus a nobis, quas pateretur molestias, 
nallos se torsionam dolores sentire professus est, sed tantam defectu 
virium pregravari: eine ©teile, bie barauf fyinjumeifen fdjeint, bafj ©erolb meber 
t)on einer afuten ffranftjeit befallen mar, nodj unter einem djronifdjen Übel ju 
leiben fjatte — bie SRatur eine« folgen meife ^elmolb auf ba3 anfdjaulidjfte ju 
fdjilbern, mie aud feiner 33efdjreibung ber Säfjmungäerfdjetnungen bei SJicelin tjeröor- 
gcf>t — , fonbem bafj e3 fidj f>ier um bie infolge öorgeftffrittenen Sllterä Ijerüorgerufene 
©djtoädje unb ©ebredjlicfyfeit Ijanbett. Illucescente die, cum tenebris noctis cor- 
raptibilem carnis sarcinam deposuit. 

48 ) 21. o., ©. 601. »gl. audj SBattenbad), ©efdjidjtSqueHen, 6. Sluft., 1894, 
8b. II, ©. 341. 

49 ) Sib. I, Kapitel 1, a. o v ©. 240: «Quia — Helinoldus — historias de 
subactione seu vocatione Slavorum et gesta Pontificura — debito fine, ut 
voluit, non consummavit. > 



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24 

bcr SSorrebe jjim jmeiten Söudje 50 ) ljert>orgel)t, bafj eg iljm nidjt an bcm 9Hute 
gebradj, bie SBa^r^ctt ju fdjreiben. 

ö. SBreSfa, bcr behauptet, 51 ) $elmolb ^obe fein <3efd)id)t3tüerf nad) 
Stegierung^eiten bcr 33ifd)öfe gegliebert, obwohl $elmolb bic StegierungSjeit nur 
be3 erften in Sübecf refibicrenben SifdjofS beenbet — ba3 erftc 33ud) reicht bis 
«jum lobe ©erolbä, 1163; ba$ jtoeitc aber nur bis 1168, obgleid) ber jineite 
SBtfrf^of, ßonrab, erft am 17. Suli 1172 ftarb 5 *) — meint, #elmolb „fei im »egriff 
geroefen, an bie Aufarbeitung be$ britten $8ud)e3 ju gelten" unb er Ijabe „e3 öiefleidjt 
fc^on begonnen, als i^n ber lob öon feinem SJor^aben abrief". Seibe ^Behauptungen 
ö. 93re3fa£ finb unvereinbar. §at §elmolb jebem Sübeder SMfdjof ein 93ud> 
gemeint, fo fann er nidjt gut ba£ britte S3ud) begonnen Ijaben, ba bog jmeite in 
biefem gatte noc^ lange nid)t öollenbet mar. fmtte bagegen §elmotb btö britte 
33ud) roirflid) begonnen, fo mürbe er fein SBerf nidjt ,,nad) StegierungSjeiten ber 
S3ifd)öfe gegliebert" tjaben, ba ba§ jtoeite Söud) nidjt öon 1164 — 1172, fonbern 
nur üon 1164 — 1168 reicht, affo gerabe nod) einmal fo loeit l)ätte reiben muffen, 
falls ö. 33re3fa redjt fyätte. 3n beiben Räütn erfdjeint e3 aber unbegreiflich, bafe 
ö. SBreSfa ben Job £efmofb3 nid)t in ba$ Saljr 1172, fonbern erft in ba$ Safjr 
1183 berlegt. 3d) tjalte e§ übrigens nid)t für unmöglid), ba| £elmolb bereite 
1168 geftorben ift, benn ö. SBreSfaS JBcfyauptung, ba§ baS jroeite Sud) erft nad) 
bem Jobe ÄonrabS »erfaßt fein fönne, erfdjeint mir nidjt überjeugenb genug. 
2)a£ fm erften Slapitel beS jmeiten SBudjeS gefällte Urteil über 93ifd)of Äonrab 
fann meinet SradjtenS and) ju üebjciten ÄonrabS gegen Snbc beS Sß^reö 1168 
niebergef djriebcn roorben fein, nadj ber im 11. Sapitel bargelegten ©inneSänberung 
®onrab$: «Potitusque reditu in gratia ducis (nad) bem 11. Dftober 1168, bem 
lobe ©rjbifdjof ImrtroigS öon 95remen) mutatus est (seil, ©erolb) in virum 
alteram. Didicit enini in his, que ipse passus est, compati fratribus suis 



50 ) Inter descriptores hystoriarum rari inveniuntur, qui rebus gestis 
descriptionis fidem integram solvant. Sane disparilia hominum studia — in 
ipsa narrationi superficie statim dinosci possunt, dum — indebitus amor 
sive odiura, deflectit narrationis impetum, derelicto veritatis tramite, in dex- 
teram sive in sinistram. — — Alioquin ob difficultatem ingravescentiuni 
causarum et depravatos mores prilicipuiu facile perturbabor a timore ho- 
minum. Magne autem consolationis est firmamentum omnibus veritati inni- 
tentibus, quia veritas, etsi nonnumquam impiis odium pariat, ipsa tarnen 
in se inconeussa permanens non offenditur». 

51 ) 8. o., S. 604, fonrie 6. 602—603. 

52 ) albert $autf, £ird)engefd)id)te 2)eutfd)lanb£, 33b. IV, @. 928, fleißig 1903. 



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et de cetero pronior esse in humanitatis officio». 3cf) finbe auf bie Ijier 
aufgeworfenen fragen nur eine 9lntmort: $etmolb mar unerwartet geftorben, elje er 
feinem SBerle ben beabfidjtigten Slbfölufe Ijatte geben fönnen, gteid^iet, ob bereite 
Enbe 1 1 68 ober erft öier Ratyxt fpäter ober er mar bamate bereite f o mitgenommen 
öon ben Sefdjroerben be3 2ltter3, ba% er bie 3* ber, bie er fo meifterljaft ju führen 
öerftanb, ju Ijanbljaben nieftt me^r imftanbe mar. 

b. 3)a3 ©eburUlanb #etmotb3. 

93ee<f unb Sßattenbadj ftimmen barin überein, bafc fie #etmotb in ^olftein 
geboren fein laffen, Sappenberg 58 ) fudjt f)etmolb3 ©eburteort in SBraunfdjroeig 
ober beffen Skdjbarfdjaft. Der einzige ©runb, ben Sappenberg für biefe £>9po- 
tljefe anjufüfyren meife, ba% namtid& ©erolb $etmotb§ Setyrer gemefen fei, 
©erolb, ber öor feiner ^Berufung naef) Dtbenburg Sefjrer ber ©tfjule ju Siraun- 
jdjroeig gemefen mar, ift fo roenig ftid^^altig^ bafy SappenbergS Slnfidjt nid)t erft 
roibertegt ju werben braucht. Dagegen ftimme irf) 93eerf^ unb 3Battenbad)£ anficht 
bei, bafe ^etmolb ein ^offteiner ift. Slber bemiefen mirb biefe 2lnfitf)t ntdjt burd) 
bie öorgebradjten Argumente, ba$ ©ibo, ber fcon 1174—1201 Sßropft öon 9leu- 
münfter mar, 54 ) felbft in ^olftein geboren mar, feie au$ bem oj-do prepositoruin 
nostri monasterii, SBerS 10, tjeröorgefjt: 55 ) «Islis Holsatus Sido nomine signi- 
ficatus» unb bafc biefer ^otfteiner ©ibo in feiner epistola 68 ) £>elmolb afä tsocius 
et coetaneus noster in Buzow» bejeicfjnet. 3n ben «Versus de vita Vicelini», bie 
nad) SBeecf aud) öon ©ibo Ijerrüfjren unb 1187 ober 1188 gefdjrieben finb, mäljrcnb 
bie epistola bem 3aljre 1195 ober 1196 67 ) angehört, Reifet e3 SSer^ 201: tHelmold 
«rat Bosowensis», ein S3emei3, bafc ^cfmolb 1187 tot mar, auef) menn iljn ©ibo 
nodj 1196 all coetaneus bejeicfynet. 

©o beuttief) e£ au3 bem ganjen Xenor feiner ©faöendjronif tjerDorget)t, ba% 
£elmolb ein $otfteiner mar, fo täfct fid) bod) biefe feine Slbftammung nidjt bireft 
nadjmeifen. ©3 fdjeint, als ob er bem ©renjgebiet jmifdjen £>olftein unb SBagrien, 
bem oberen Jraöegebiet angehört Ijabe, beun er erjagt I, 14, bafc er al$ adoles- 
centulus bie SRefte öon 9Jejenna gefetjen t)abe. |>ier in Utejenna, bem heutigen 
©niffau an ber Cbertraöe, Ijatte 1 V* 3af)rt)unberte früher SBago, ber jmifdjen 

ss ) S)ie ©efdjtdjtfdjreiber ber bcutfdjen SSorjett. 2. ©efamtauSgabe. $etmotb£ 
Sfjronit ber ©tauen, 2. Stuft., neu bearbeitet öon SBattenbadj, Seipjtg 1888, ©. VI 
(au« Sappenberg« Einleitung o. 30. 3uti 1852). 

54 ) Seecf, a o., ©. 132. 

") »eeef, a. o., ©. 201. 

56 ) Seed, a. o., @. 180, 3ei(e 11. 

57 ) SBeecf, a. o., ©. 139. 



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26 

973— 983 58 ) 33ifd)of toon Olbenburg mar, einen ftatttirfjcn SBeftfc, auf bem fid) 
aud) ein ®otteSf)auS befanb, fomie ein gemauerter ©peifefaal mit einem Dfen, 
beffen ©runbmauern |)elmolb als Sängling gefeljen §at 35er 3 u f a fe beweift bafc 
$etmoIb bamatS in ober bei bem fpäteren Segeberg gewohnt Ijaben mufc. 35emt 
er fagt, er ljabe bie SRefte öon Sttejenna gefeljen beSljalb, weil fie nidjt meit üom 
gufje beS Segeberger ÄatfbergeS entfernt gemefen feien, ßappenberg erläutert biefe 
©teile burd) ben 3 u f a fe : «prospiciens nimirum a cacumine raontis», aber 
biefe Srffärung ift fatfd). ©elbft mit £itfe beS beften gernroljrS mürbe eS 
unmögtid) fein, bom ®tyfel beS ©egeberger ÄatfbergeS bie ©runbmauern einer 
ÄopeUe unb anbere öaulicfyfeiten in ©niffau roaljrjuneljmen, ba ©niffau eine gute 
fjatbe lagereife öom ©egeberger Äallberge entfernt liegt unb bamatS überbieS 
burdj ringsum befhtbtidje SBälber ööllig berbeeft gemefen fein mufj. ©o !ann bie 
©teile nur fo öerftanben werben: ba ©niffau nur eine Ijatbe Sagereife öom ©ege* 
berger fialfberge entfernt liegt unb id) als adolescentulus am gufee btefeS 33erge3 
lebte, fo Ijabe id) ©elegenljeit gehabt, bamatS bie SRcfte ber bort Don Söifdjof 
SBago erbauten ©ebäufid)feiten ju feljen. 59 ) ^ebenfalls geigt fid) fomof)I Ijier als 
an anberen ©teilen, bafc $elmotb.für ben ©egeberger Äalfberg eine beutlid) tväfyx* 
ne^mbare SSorfiebe an ben lag legt unb über iljn öortrefflid) 33efdjeib ttm&tc, 
eine Vorliebe, bie um fo beadjtenSroerter ift als iljm — mag gar nidjt genug 
bebauert merben !ann — im übrigen geograpf)ijd)e Angaben nod) ferner liegen als 
djronofogifdje SBeftimmungen. S)enn nid)t nur Ijier, I, 14, fprid)t fjelmolb mit 
guter SenntniS Dom Äalfberge, fonbern audj Sapitet 58, mo er erjäljtt, toegen 
beS " lauten ©etreibeS in ber 93urg auf bem Serge Ijabe man eS für ätoecfmäfcig 
gehalten, ein neu geplantes ßlofter nidjt in ©egeberg, fonbern im näd)ften Orte 
#u erbauen, Don bem f)elmolb mieberum forooljl ben ftabifdjen Tanten ßujalina, 
als aud) ben beutfdjen Drt §agereftorp anführt. Kapitel 63 erjäljlt er, ba§ jroei 
tReitergefdjmaber ber SBenben — roieberum eine überrafdjenb genaue Angabe — 
alles öer^eerten, quiequid in suburbio Sigeberch repererunt. $>ann fpridf)t 
tx Sapitet 69 öon ber ©inwei^ung beS Oratorium Cuzeline unb fügt Ijier jum 



68 ) grife Eurfdjmann, 5)te SMöaefe 93ranbenburg, Seidig 1906, @. 55. 

ß9 ) «Habuitque preter alias curtes duas nobiles, apud quas sepius 
pontifex deversatus est, unam in villa publica que dicitur Buzu (Bofau, 
^etmoIbS Sßfarrborf), alteram super fluvium Trabenam in loco qui dicitur 
Nezenna, ubi etiam fuit Oratorium et caminata murato opere facta, cuius 
fundamenta ego adolescentulus vidi, eo quod non fuerint longe a radice 
montis, quem autiqui Oilberch, moderni propter castellum impositum 
JSigeberch appellant.» 



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27 

jttjcttcn 2Rale Ijinju: «que alio nomine Hagerestorp dicitur». Sludj bie 
Mitteilungen in Kapitel 73 über bie SBirffamfeit be3 ^ropfteS Steinten; in 
Süjelina «que et Hagerestorp» laffen ba3 Sntereffe §elmoft>3 für bie ©egeberger 
©egenb beutlidj erfennen, nicfjt minber bie Angaben in Kapitel 75, Äapitel 78, 
ganj befonberS aber ber faft epifc^e 93ericf)t in Kapitel 53, ein ÜKeifterftütf 
an|ct)aulicf)er (Srjäljtung. Sßicelin macf)t Saifer fiotljar in SBarbotoie! anf bie in 
SBagrien einjig bafteljenbe ^ßofition be§ ©egeberger ÄalfbergeS aufmerffam, trefftid) 
geeignet ju einer 3^ingburg für bie ©laben, ©djon ber Dbotritenfönig ßanut Ijabe 
bie SBebeutung biefer Sage erfannt unb beSljafb ben 93erg befefct. S)a§ gange SBolf 
ber 9torbalbingier unb bie dürften ber ©faöen merben aufgeboten, um bie 3tt>ingburg 
auf bem Sallberge erbauen ju Reifen. SRunmefyr glauben bie SBenbenfürften nit^t 
mefyr an ben Qfortbeftanb iljrer greiljeit, benn ber ßalfberg ift befeftigt: „2Ber Ijat 
un3 bie£ Ungtücf bereitet unb bem Äönige biefen 99erg »erraten ?" ufro. 60 ) S)ie 
SSorliebe $elmolb3 für biefen Sattberg, an beffen tjufj er bereite als adoles- 
centulus gemoljnt §at, ift mithin nidjt ju öerfennen, fie tritt öollenb« Ijeröor für 
ba$ nidfyt weit Dom ^ufee biefeS frönen Sergej be3 größten 9faturmunber3 jroifdjen 
<5lbe unb Ober — erft ©tubbenfammer unb fjelgolanb bitben äljntidje ©e§en3» 
roürbigfeiten — entfernt gelegene S)orf ^agereftorp. ©teilt man alte 3Kitteitungen 
Jg>elmotb3 über bieg Heine, unbebeutenbe, abgelegene Iraöeborf unb ©egeberg jufammen, 
fo ift man erftaunt über bie Stolle, meldje biefe ©egenb bei $efmolb fpielt, faU^ 
man barauf geachtet §at, nrie überaus feiten topograpI)if<f)e Slngaben, nrie öerljältniS- 
mäfcig feiten überhaupt genaue 2>aten im weiteren ©inne bei ^elmolb ju finben 



60 ) Preterea intimavit ei, quia in Wagirensi provincia mons haberetur 
aptUS, Cut propter tatelam terre regale possit castrum imponi. Nam et 
Kanutus rex Obotritorum olim eundera raontem oecupaverat (ögt. Kapitel 49: 
«Post hec traneiit Kanutus in terram Wagirorum, et oecupavit montem, qui 
antiquitus Albereh dicitur, imposuitque illic mansiunculas, intendens ibidem 
communire castellum») sed miles illic positus immisso noetü latrone captus 
est, dolo senioris Adolfl, metuentis se a Kanuto, si forte invalesceret, facile 
posse premi. 9tIfo alle: Katfer Sottjar, König EanutuS, ©raf Slbolf öon #olftetn, 
We ©laöenfürften, 33icelin galten ben Sfalfberg für ben geeignetften 5ßunft jur 
Seljerrfdjung SBagrtenä. Imperator ergo audito sacerdotis prudenti consilio, 

transmisit viroe idoneos, qui specularentur aptitudinem montis. Pre- 

cepitque omni populo Nordalbingorum, ut oecurerent ad edificationem castelli. 
Sed et prineipes Sclavorum aderant in obsequium imperatoris, facientes 
operationem, sed cum grandi tristitia, eo quod sentirent, clam sibi suscitari 
pressurami ufto. 33eadjten3tt>ert ift audj bie Kenntnis Don ffiingeltjetten, fo bei 
ber Überrumpelung ber SBefafcung be3 ©laöenfönigä SanutuS. 



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28 

finb. @r nennt bic SSorfte^cr ber Klöfter in §agereftorp unb ©egeberg, eiujelner 
OrbenSbrüber, ben SBorftetyer ber auf Kaifer SotljarS 93efef)l errichteten 93urg, ben alten 
Flamen beg Sergej unb füt)rt, wag am auffäHigften ift, nid)t weniger als brei» ober 
triermal fornof)! ben beulen als ben flabifdjen SRamen beS DrteS an, eine ©enauigfeit 
unb SBieberfyolung, bie in feinem ganjen SBerfe einjig bafteljt. 3)iefe SBaljrnelpungen 
rufen bei mir bie Vermutung Ijertwr, ba§ §ier, wo er fdjon als adolescentulus 
mit Anteilnahme bie ©egenb burd)ftreift fyat, feine §eimat ju fudjen fein bürfte. 
3)ie beiben genannten SBefifcungen beS Dlbenburger 93ifd)ofS, SBofau unb 
©niffau — nad) bem Chronicon episcoporum Aldenborgensium, baS 1561 
ber SRafeeburger SßreSbtjter Äonrab (Söermot fcfyrieb (herausgegeben öon Sßaullini, 
©. 162), waren Bozovo et Nezenna bem fiebenten Dlbenburger 93ifd)of, SBenno, 
epro victu et amictu redditae» morben unb fdjon Sßaullini fügt ju SRejenna 
bie 2tnmerfung fjinju: «hodie Guissow dicta> — ftnb in ber Suftlinie nod) nidjt 
13 Kilometer öoneinanber entfernt, beibe liegen, ebenfo wie Segeberg, nid)t in 
^olftein, fonbern im alten SBagrien: ©niffau an ber Jraoe bilbet mit Segeberg 
an ber Iraöe unb mit SBofau am Sßlöner ©ee ein gleidjfdjeufligeS 2)reiecf, beffen 
weftlidje SkftS öon ÜKorboften nad) ©übweften bie fiinie Siofau — Segeberg, beffen 
öftlid)e ©pifee ©niffau bilbet. Snner^alb biefeS 3)reierfS fd)eint ^elmolb faft fein 
ganjcS 2eben jugebradjt ju Ijaben; erft finben wir iljn als adolescentulus in 
©egeberg unb ©niffau, fpäter als Angehörigen ber flöfterlidjen ^Bereinigung im 
benachbarten SWeumünfter, im legten Abfd)nitt feines SebenS als Pfarrer in 33ofau: 
feine ©laöeudjronif beweift, bafe er biefer feiner $eimat mit 2iebe unb warmer 
Anteilnahme jugetan war. SSielleic^t ift eS auf feinen befonberen SBunfd) gefdjeljen, 
ba§ er gerabe SBofau jur Pfarre erhielt unb nid)t in Dlbenburg ober Sübecf 
angeftellt würbe, wo man an ber öon ©erolb gegrünbeten @d)ule einen }o wohl- 
unterrichteten, erfahrenen unb fähigen 2eljrer befonberS gut Ijätte brauchen fönnen. 
f)elmolb tritt unS eben nid)t nur in feiner 2Bal)rf)eitSliebe, feinem SJtute, feinem 
fd)lidjten SBefen, fonbern namentlid) aud) in feiner warmen ^eimatliebe als ed)ter 
s Jtieberfad)fe entgegen; bie Überzeugung, bafs er ein $reunb unb Kenner ber 
t)eimifdjen 3$olfSlieber unb epifdjen SSolfSgefäuge war, l)at fid) mir immer ftärfer 
aufgebrängt, je tiefer idi) in baS ©tubium ber Don iljm gefd)ilbcrten Vorgänge 
einbrang. S)ie Vorliebe ^elmolbS für bie Üftorbalbingier, borjugSmeife für bie 
$olfteiner, bie 93enu&ung fädjfifdjer SBolfSlieber Ijat ü. ÖreSfa bereits 1881 in 
feiner 3naugura(>2)iffertation nadjgewiefen. 61 ) 

61 ) ftatfjgebrucft in 93b. IV ber 3eitfd)rift beS Vereins für Sübetfifdje ©efdjtdjte 
unb AltertumSfunbe, £eft 1, 1881: „Unterfudjungen über bie Stadjridjten £etmolb$ 
üom Seginn feiner äBenbendjrouif bis ^um AuSfterben beS lübetftfdjen SürftenfyaufeS." 



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29 

c. 35 i c ©djitffate $etmofb«. 

©otoiet über ba$ «Seitatter unb bic $eimat $elntotb«. 2Ba« feine ©d)i<ffafe 
anbelangt, fo fdjeint e«, aö Ijabe er ftcf) SSicelin angefrfjloffen, ber bei feiner 
Snfunft in SBagrien ben £auptftüfcpunft für feine toenbifd)e 9J?iffion junädjft an 
ber Untertraöe, in Slltlübecf unb ©egeberg, ju gewinnen fud^te, juborfommenb t>on 
bem in SUttfibecf refibierenben ©laoeufönig $einrid) empfangen 25er Eintritt 
33iceltn« in bie f)olfteinifd)e SDiiffion ift burd) bic t>on ©girren 1878 öeröffenttidjte, 
„bie einjige unter SSicelin« tarnen auf un« gefommene Urfunbe" öom S^re 1150, 
in ber SSicelin ©egeberg eine 3rf)ntenbonation öertetfjt, für ben £erbft 1126 fieser- 
gefteüt. 62 ) 2)amal« fd&eint fid) $etmolb bem SWiffionar feiner §eimat angef <f) (offen 
ju fjaben, eine 93ef)auptung, bie fid) aflerbing« bireft ntdjt nadjtoeifen läfjt. SBie 
nadjgeroiefen, lebte |>etmolb at« adolesceutulus in ber ©egeberger ©egenb unb 
lannte bie Jraöetanbfdjaft. ©o ift e« nid&t unmöglid), bafc er im f)erbft 
1126 SBicefin al« ftüfjrer ju Äönig §einrid) nadj «Itfübetf biente. SSar bod^ 
93icelin fdjon bamal« ein angefeljener 9Kann, bem man in SBremen bereit« bie 
SBürbe eine« ©omBjerrn: praebenda canonica 68 ) angeboten Ijatte unb ber tum 
bem berühmten Srjbifdjof Norbert bon SWagbeburg nad) bem 25. Suli 1126 64 ) 
jum Sßriefter gemeint roorben mar; in ben bei 3oad)im be SBeftpfyaten (raou. inedita 
rerum Germ, praeeipue Cimbricarum II, © 2358, § 21, Seipjig 1740) 
herausgegebenen Origines Neomonasterienses et Bordesholmenses tnirb fogar 
eine ^Mitteilung be« «Chronic. Slavic.» jitiert, bie SSicelin bereit« bamal« ober furj 
nad) feiner 3lnfunft in SBagrien Pontificein maguum nennt, ©eroiffe QüQt 
au« bem 93erid)te §elmolb« über SSicelin« Slnfunft in SBagrien fd)eincn bafür 
ju fpred)en, bafc §etmolb fid) bereit« bamal« al« be« Sanbe« unb ber fieute, öiet 



8f ) „Sllte unb neue OueHen jur ©efdjidjte SSicelin«. 9lu« ben papieren ber 
SBoflanbtften." 3^itfc^rift ber ©efetlfdjaft für ©d)te«ttug'£o(ftein'2auenburgifd)e 
©cfdjitye, »b. VIII, ©. 324, Siel 1878. 

6S ) #e(motb I, 45. 

64 ) $aff6 Ijat 1843 auf biefe« $5atum fjingettriefen. S)a Norbert öor feiner 
SBaljl am 18. 3uli 1126 nur Slbt mar, unb ba er am 25. 3uli 1126 gemeint 
ttmTbe, fonnte er erft nad) bem 25. guli SSicelin ad sacerdotii gradum promovere 
(#elmolb I, 46). Sgl. ba« öon SRegel gitterte SHrdjenretfjt öon £infd>iu« I, ©. 80, 
1882 unb *ßaut Segel: „©elmotb unb feine Quellen", 3ena 1883, ©. 42. 

6b ) 3)af$ £elmolb ber Spraye ber SBagrier ntdjt unfunbig toar, glaube idj 
au« folgenben SBa^rne^mungen fd)tie&en ju bürfen. SBieberljolt füfjrt er neben ber 
beutfdfen ober latetnifdjen bie flatrifdje Segeic^nung an: quod sclavice Cuzalina, 
teutonice Hagerestorp elicitur (I, Aap. 58); I, 23: in urbe Leontio, que alio nomine 
Lenzin dicitur; I, 12: Aldenburg, que Sclavica lingua Starigard, hoc est 



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30 

teidjt aud) bcr ©protze 65 ) funbiger gfü^rer bcm au8 bcr grembe fommenben, bei 
ben beibctt benachbarten Srjbifdjöfen in 93remen unb SWagbeburg angefeB>enen 
^ßriefter angefdjloffen Ijat. ^ier^er gehört junöd)ft ba3 „Sofort", baä §elmolb 
fyeroorljebt: „SBiceün mad)t fid) fofort jum ©laDenfönig $einrid)" auf, nadjbem er 
öorfjer in Söremen ftd) be$ (SinoerftänbmffeS feines (Srjbifdjofä öerfidjert Ijatte. 
Sie eingaben, bafc ber mit ber legatio in Sclavorum gente betraute SSicelin 



antiqua civitas, dicitur; I, 12: Sclavicum vero aratrum par boum aut unus 
conficit equus; I, 14: quod Sclavorum animi naturaliter sint infidi; I, 87: 
modius autem Sclavorum vocatur lingua eorum curitce; I, 82: quia nulla 
gens honestior Sclavis in hospitalitatis gratia; II, 12: hospitalitatis enim 
gratia et parentum cura primum apud Sclavos virtutis locum optinent. 3)te 
beigebrachten Seifptele, bie fidj nod) öermefjren liegen, betoeifen nic^t nur, bafj 
$etmolb flat>ifd)e Flamen unb 9lu3brüde, fonbern auc^ flaötfdje 3Haf$e unb ßljarafter* 
eigenfdjaften fannte, tote itjm audj bie SRamen unb SultuSftätten ber flaöifc^en ©ötter, 
bie 2lrt unb ©röfje ber ben SSenben auferlegten abgaben unb bergteidjen mel)r 
befannt finb. gemer ift bemerfenömert, baf #elmolb bie ber beutfdjen 3unge 
ungeläufigen unb fdjtoer faüenben flatrifdjen SRamen auffallenb genau miebergibt, 
teilmeife fogar in ber Orthographie: I, 92: Pribizlavus atque VVertizlavus, Zverin 
(©djtoerin), Cuscin; I, 46: Zventepolch; I, 48: Zvinike; I, 15: Missizlaus, 
Bolizlaus; I, 16: Mistiwoi; I, 18: Morize, Derithsewe; 1, 87: Milicou; II, 4: 
Kazemarus et Bugezlavus, Uzna (U(ebom); I, 16: Mizzidrag ufto. SefonberS 
fc^eint aber bie Setonung für eine Senntnte beö SBenbifdjen bei 4>elmolb ju fpredjen, 
mit ber |>etmolb I, 83 ijeröorfjebt, ber neue Sifdjof ©erolb l)abe bafür ©orge 
getragen, bafj an ber £auptfirdje be3 S3i£tum3 in Olbenburg ein Sßriefter angeftedt 
ttmrbe, toeldjer bie Sprache feiner ©emeinbe fannte: «Et quia castrum et civitas, 
que olim ecclesia et sedes cathedralis fuerat, deserta erat, obtinuit apud 
comitem, ut fieret illic Saxonum colonia, et esset solatium sacerdoti de 
populo, ciiius nosset lingaam et consuetudinem (a. o., ©. 168). S3eibe$ 
fdjeint bei #elmolb jujutreffcn. Ob ber Dlbenburger Sßrieftcr ba3 SBcnbtfd^e nrirflidj 
betjerrfdjte, mufj jtoeifetljaft erfdjeinen, ba er fid) in roenbijdjer Sprache getriebener 
Sßrebigten bebiente, bie er bei geeignetem Slnlafj öortrug. ^elmolb^ SRitteitung, baß e£ 
foldje in flatrifdjer Sprache getriebene Sßrebigtfammtungen gab, eine Slngabe, bie üon 
unfern ftird&enljiftorifern nid)t genügenb beamtet morben ift, ift ebenfo beadjtenSioert, 
roie für ben l)ier öerfudjten SRadjmeiä bie Satfadje, bafc ber in berartigen bireften 
Säten leiber adju fparfame £>elmolb e£ für geboten eradjtet, auäbrürflidj Ijeröor» 
juljeben, bafj fid) S3runo in Olbenburg (old) flatufdjer Sßrebigtfammlung bebient ljabe: 
«Quibus etiam sacerdos Dei Bruno iuxta creditam sibi legationem sufficienter 
administravit verbum Dei, habens sermones COüScriptOS SclaviciS verbis, quos 
populo pronunciaret opportune.» Sielletdjt rührte biefe Sammlung flaöifdjer 
Sßrebigten öon #elmolb felbft Ijer: ber <&<f)\oabe ©erolb unb ber JBeftfalc Sicelin 
werben ba3 SBenbifdje fdjmerlid) fo gut oerftanben Ijaben, nrie ber loatjrfdjeinlid) 
auS SBagrien gebürtige ipelmolb. 



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31 

Äönig £einrid) fudjt, 66 ) bafe $einrid) bic 3lnfömmlingc coram gente empfängt, 
fte ju tyofjen Sljren ergebt, iljnen bic ecclesia Lubeke 67 ) übermeift, unb jroar als 
tuta statio, bamit fic ftrf) bei iljm, bem Sönig ©einrieb aufhalten unb bamtt fte 
bei iljm iljren firdjlidjen aufgaben nadjget)en lönnten; bie Änbeutung, bafc SSicelin 
unb feine ^Begleiter nunmehr i^ren bauernben 9lufentljalt in Slltlübecf ju nehmen 
unb »Itlübect jum »uSgangSpunft iljrer SKiffionStätigfeit ju machen gebenfen, 68 ) 
foroie ber Umftanb, baf$ $elmolb bie Segleiter SBicelinS nad} ifjrem ©tanb, SRamen 
unb iljrer £erfunft anjufüljren meife, obwohl er baS erfte SBudj feiner ©laöendjronif 
erft 42 3faf)re fpäter nieberfdjrieb; biefe ganje, auffallenb gute Orientierung 
4>elmolb3 legt ben ©ebanfen nalje, bafe er bamalS als junger SRann felbft babei 
geroefen ift. ©einer (Sigenart unb 33efd)eibenl)eit entfpridjt eS, in folgen fällen 
t>on fidj felbft ju fdjmeigen — ober man müfcte l)ier gerabeju an eine Urfunbe 
Äönig |>einrid)3 benfen: bie OfunbationSurfunbe für bie Slltlübeder Äirdje. 

Später mufj £elmoft> bie SBraunfdjmeiger ©djule befugt Ijaben: Dielleidjt 
Ijat er fid) erft infolge beS SufammenfeinS mit SSicelin, für ben er immer eine 
auffaüenbe §od)ad)tung an ben Sag legt, entfdjtoffen, fid) bem geiftlidjen ©tanbe 
anaufdjliefjen. 3)ie oon iljm fo auSfü&rlid) berichteten Sugenberlebniffe SBicelinS, 
benen jufotge SSicelin feine SttngtingSjaljre in ßeidjtfertigfeit unb ©innenluft 
toerbradjt ffatte unb beinahe bis in fein SRanneSatter 69 ) unmiffenb geblieben mar, 



66 ) ©elmolb I, 46, a. o. ©. 96: «Repertum igitur Heinricum.» 

67 ) Dr. ©djmeibler, ber Herausgeber ber neuen £>etmolbauSgabe für bie MG., 
l)at bie ©fite gehabt, mtdj brieflich ju benachrichtigen, bafc bie richtige SeSart lautet 
cecclesiam Lubeke», ntdjt, mie bei Sappenberg, «ecclesiam in Lubeke». 

68 ) ©ine foldje 2lbfid)t SBicelinS mirb jtoar nid&t bireft ausgesprochen, fdjetnt 
aber au* bem Sufammenfjange ^eröor^uge^en. Denn fogtetdj nadjbem SJicelin bie 
ecclesia Lubeke übermiefen, ferner bie magnos honores, bie tuta statio, bic 
(Erlaubnis, bei König £einridj consistere, fottne baS Siecht erhalten Ijat, agere, 
que Dei sunt unb nadjbem all biefe grunblegenben 3 u gcftänbniffe rite peractis, 
baS fjeifct bod) mofyt, urfunblidj üerbrieft morben maren — als ehemaliger Seiter 
ber 3)omfd)ute in ©remen öerftanb fid) Sicelin auf bie Ausfertigung üon Urfunben 
(ögl. änm. 81) unb als ein am bänifdjen ÄönigS^ofe aufgemadjfener Efjrift mufcte 
#einridj bie ®epfIogenf>eit ber fftrdje, fid) über 3ugeftänbnijfe unb Übermeifungen 
möglidjft umgefjenb ben urfunblidjen SRadjmeiS ju öerfdjaffen, fennen unb natürlich 
finben — fefjrt SSicelin mit feinen ^Begleitern in ©ayoniam jurütf, ordinaturi de 
rebus domesticis suis et paraturi se ad iter Sclavanicum. S)aS fann nur 
Ijeifjen, um nunmehr alle SKafcregetn jur bauernben Überficbelung nac^ ber 8leftben$ 
Äönig ^einric^S ju treffen. 

69 ) $)elmolb I; 42, a. o., 8. 89: «neglectus tarnen pene ad virilem 
etatem». 



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32 

bejeid)nen bcn Sttieberfcfylag häufiger 70 ) (Srjäljlungen SBicetinS. @S märe ntdjt 
unmöglich, bafe SSicelin bcm nidjt meljr jungen $elmolb nur beStyalb biefe feine 
Sugenbgeföidjte fo oft erjäljlt Ijat, um t^n burd) fein eigene« ffleiftuel ju 
ermuntern, trofe feiner gemifc balligen UnfenntniS alles beffen, maS man bamalS 
in einer 3)om« ober Slofterfdjute ju lernen pflegte unb trofe feines öorgefdjrittenen 
fiebenSalterS nod) eine ©djute ju befugen: man müfcte fonft nidjt, roeSljalb SSicelin 
|>etmolb feine nid)t eben rül)mlid)e 3ugenbgefd)id)te meljr als einmal erjäljlt 
l)at. ©erglcidjen erjäljlt man fonft gar nidjt ober, luenn man Sluguftin nadj» 
eifert, bod) nur einmal, ^elmolb nennt ©erolb feinen Seljrer: praeeeptor 
meus venerabilis. ©erolb mar öor feiner ^Berufung auf ben Dtbenburger ©tuljl, 
baS Reifet bis @nbe 1154, ober roofjl richtiger, bis Anfang 1155 magister scole 
in Bruneswich et canonicus- urbis eiusdem. 71 ) 2Bar ©erolb nod) 1155 
magister scole in Bruneswich, fo ift eS in fyoljem ©rabe unnml)rfd)einlid), 
baf$ er bieS 8lmt bereits breifeig 3a§re früher, alfo um 1126 befleibete. fjelmolb 
mufe alfo erljeblid) fpätcr bie 33raunfd)meiger ©djule befugt fjaben. 

3)enn ©erolb mar ein ©djmabe unb Ijat and) nod) als Sifdjof öon Dlben« 
bürg mit biefer feiner fjeimat in SSerbinbung geftanben, 7 *) maS nidjt roaljrfdjeinn^) 
märe, falls er nidjt bis in fein SKanncSafter Ijinein in ©djmaben geblieben märe. 
@rft fpäter mirb er burd) bie Sßetfen, bie i^n auf iljren fdjmäbifdjen Sefifcungen 
fd)äfcen gelernt fyaben merben, nad) SWorbbeutfc^lanb berufen morben fein. 2>afe 
©erolb ju ^einridj bem ©toljen in JBejie^ungcn geftanben Ijat, ift nirgenbs über» 
liefert, um fo lebhafter unb tiefer mar baS S3erf)ältniS, in bem ©erolb ju $einrid) 
bem Sömen unb beffen ÜKutter ftanb, bie aud) feine Sßabt jum Öifdjof bemirtt 
l)at. 73 ) ^ebenfalls ift ber frü^efte Xermin, ber für bie Berufung ©erolbS auS 
©djmaben nad) Sraunfdjroeig in 93etrad)t fommt, ber ©pätfommer 1139. ©elmolb 
erjäljlt, Äaifer 2otf)ar Ijabe feinen @d)roiegerfot)n ^einrid) ben ©toljen öor feinem 
jmeiten Stömerjuge mit Saufen belehnt. 3)er Stufbrudj SotljarS nad) Statten 

7Ü ) 91. o.: «Audi vi eum sepenumero dicentem.» 

71 ) $elmolb; praefatio j«m 1. 93udj unb I, 79; a. o. ©. 12 unb 153. 

72 ) £>elmolb I, 79; a. o. ©. 154: «abiit in Sueviam, designaturus duci per 
nuncium suum de statu suo. — — in exeundo Suevia ineursatus est a 
latronibus, amissoque viatico, de gladio graviter vulneratus in frontem est.» 
I, 82; a. o, 6. 159: «Post hec episcopus noster, aeeepta a duce licentia, 
secessit in Sueviam, ubi venerabiliter ab amicis suseeptus et per dies aliquot 
retentus, divertit in Saxoniam.» 

75 ) SJgl- ^elmolb I, 79, a. o., ©. 153: Accersivit igitur domina per litteras 
Ludolfum, prepositum de Cuzelina, commendatumque sacerdotem (seil, ©erolb) 
transmisit cum eo in Wagirensem terram, eligendum in episcopum. 



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33 

erfolgte am 20. 9luguft 1136 toon SBürjburg auS, roofelbft er curiam generalim 
abgehalten fyitte. Stuf biefem SReidjStage mar maljrfdieintid} bie „Söentual* 
beteljnung" $tinxid)$ mit ©ac^fen 74 ) erfolgt, benn nur toon einer folgen fann 
bamalS bie SHcbc fein. §erjog $einridj felbft mufete bem Äaifer narfj Italien 
folgen. 9113 ßotljar bei jeiner SRüdßeljr au« Italien am 4. 2)ejember 1137 in 
ben 8tyen ftarb, Ijatte er bor feinem Jobe §einridj baS fädjfifdje ©rbe überliefen, 75 ) 
baS aber aud) jefet nodj niefit in £einrid}S #änbe tarn, ba fionrab III. Saufen 
SUbrecfyt bem JBären gab. 76 ) Srft 1139 gelang eS $einrid) bem ©totjen, mit 
$ilfe feiner ©djmiegermutter, Rikenzo imperatrix, 77 ) Saufen Sltbrec^t bem 
SBären ju entreißen. Somit fann eine ^Berufung ©erolbS naef) JBraunfdjmetg burd) 
bie SBelfen nid)t oor 1139 erfolgt fein. 

33iS 1139 fdjeint £elmotb bei Sicelin gemeilt ju l>aben, bejeidjnet il>n bodj 
ber SßreSbtjter 33remenfiS, ber 1448 baS Chronicon Holtzatiae fdjrieb, gerabeju 
als diseipulus saneti Vicelini. S)iefe Sttadjridjt ift um fo bemerfenSmerter, als 
ber SßreSbtjter fein Chronicon in ber ausgekrochenen Slbfidjt fdjrieb, $elmolb 5 U 
ergänjen. 78 ) @S mufc fidj biefe für bie SBiograpIjie £elmolbS mistige 9iad)rid&t 
auf bie 3*ü öor bem Aufenthalt £elmolbS an ber Söraunfdjroeiger ©djute bejieljen, 
benn nad& biefem ©djulbefudje märe §etmolb ein SSierjiger gemefen, ben man 
md)t meljr gut als diseipulus Ijätte bejeicfjnen fönnen, um fo meniger, als SSicetin 
feineSroegS ein berühmter ©elender unb fonberlid^ meltfunbiger unb politifö öer- 
anfagter 9Kann mar, mie nadj ^etmolbS 3 c ugniS ©erotb, fonbern ein fcfjlidjter, 
anfprucf)Slofer 3KifftonSprebiger. 2)aJ5 £>elmolb aber norfj nad) SBraunfdjmeig geljen 
lonnte, obmoljl er bem SßreSbtjter jufolge bereits SßicelinS ©dualer gemefen mar, 
fann nicfyt befremben. fjür einen befferen Unterricht mufjte eS 33icefin in ber 



74 ) $elmolb I, 54, a. o., @. 109 u. ©uftaö Sinter, Slnnalen ber beutfdjen 
©efdjidjte im Sftittelalter. 3lbt. III: Slnnalen beS Seutfäen SReidjS im geitatter 
ber Dttonen unb ©alier, fflb. II, ©alle a. ©. 1898, ©. 700, 2lnm. b. 

75 ) Stidjter, a. o., ©. 711. 

76 ) £elmolb, I, 54, ©. 110. 

77 ) |elmolb, I, 56, ©. 114. SRad) SBebefmb (a. o., 33. II, ©. 295/6) oer- 
mahlte fidj ^einridj ber ©tolje mit ©ertrub am 29. äWai 1127, mürbe i^m im 
2)ejember 1138 gu ®oSlar Saufen abgebrochen, ftarb er am 20. Dftober 1139, 
toäfyrenb bie fflele^nung #einrid)S beS Sömen mit ©adjfen burdj Äonrab III. im 
Suni 1142 erfolgte. 

78 ) Stopitel 15: «ad complementum cronice, quam pie recordacionis 
frater Helmoldus, divinorum rector in Bosauw, saneti Vicelini diseipulus, 
fideliter composuerat». ©erauSg. öon Sappenberg in ber DueHenfammlung, 93b. I, 
1862, ©. 30. 

ä*Wt. b. «. f. ß. ®. x, l. 3 



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34 

flabifdjen SBilbniS um fo mef>r an allen Hilfsmitteln, namentlich an SBüdjern 
fehlen, als SBicelin fid) in ber fdjlimmften materiellen SBebrängniS befanb unb feine 
ganje Äraft bet 9Jiiffton unb ber fdjroierigen, muffeligen unb nur notbürftigen 
Unterhaltung feiner gleich im Sntfteljen berffimmerten ^Pflanzungen 79 ) meinen 
muffte, ©o wirb SSicelin fetbft — ber in bem borgefdjrittenen Sllter, in bem er fid) 
bem geiftlidjen SBerufe getoibmet Ijatte, mehrere Spulen befudjt fyatte: erft als 
©djüler bie ju ^ßaberborn, bann als Seljrer bie ju SBremen, unb ber nod) im 
fpäten SJlanneSalter unmittelbar bor JBeginn ber wagrifdjen 9)liffion fid) ©tubien 
Ijalber nad) granfreid) begeben Ijatte — feinen ©djüler £elmolb beranlafet Ijaben, 
eine mit allen Hilfsmitteln berfeljene unb bon einem fo angefeljenen ©djolardjen 
wie ©erolb geleitete ©djule ju befugen. @nbe ber bierjiger Saljre mufj $elmolb 
bon SBraunfdjroeig mieber ju Sßicelin jurücfgefeljrt fein, benn mir finben iljn in ber 
befprodjenen Urfunbe SBicelinS bon 1150 als Diafon ju SReumünfter bezeugt, ,ju» 
gleich als SKitglieb ber borttgen DrbenSgemeinfdjaft 80 ) bonSluguftiner^or^erren, 81 ) 
fo ba$ \i)i\ ©ibo, ber berfelben ©emeinfdjaft am felben Drte angehörte, als socius 
et coetaneus bejeidjnen burfte. 35emnac§ ift ^elmolb jnrifdjen 1139 unb 1150 



79 ) £elmolb I, 55, ©.111: «Venerabilis ergo sacerdos Vicelinus ceteri- 
que predicatores verbi gravi mestitia confecti sunt, eo quod novella plantatio 
in ipsis initiis emarcuerit, continueruntque se in Falderensi ecclesia, orati- 
onibus et ieiuniis assidue intenti. Quanta — eiborum temperantia — illud 
collegium primitus claruerit, non satis explicari potest. 

80 ) 21. o., 3tfd>. b. @. f. ©$leSw.»£olft.«S. ©., 93b. 8, ©.310: «Huius autem 
rei testes sunt fratres Norimonasterii, tam clerici, quam laici. Eppo prior, 
Membrandus sacerdos, Helmoldus diaconus, Adunardus . . . laici.» ©etbft 
ein fo ftarf jum S^eifel geneigter fitittfer wie ©djirren mug jugeben: „Unter ben 
3eugen wirb #elmolb als $ia?onuS aufgeführt, unb eS ift nidjts bagegen ju erinnern". 
81. o., ©. 322. 

81 ) $aurf, a. o., ©. 600, 9lnm. 2. |>autf wenbet fid) entf Rieben bagegen, bafe 
©girren in fetner $tjperfritif wie fo btele anbere Slngaben £elmolbS aud) bie 3laty 
rtdjt bom Aufenthalte SSicelinS in granfretdj bezweifelt. SicelinS „©tubienauf enthalt 
in granfreidj" fei ebertfotoenig fadjlid) auffällig, als er in djronologifdjer SBe^ie^ung 
©djwierigfeiten bereite. — 3BaS bie oben (©. 28) als „flöfterlidje ^Bereinigung" 
bezeichnete Kongregation ju Steumünfter anbelangt, füge td) $u iljrer ßfjarafterifierung 
folgenbe mir jutreffenb erfdjeinenbe ©djilberung SBilljelmS b. Sippen (Sritifdje Unter» 
fudjungen über bie Versus de vita Vicelini, Sübetf, 1868, ©. 25) fjinju: ,,©S ift 
nid)t ein fünftltd) gemaltes Snftitut, — am wenigften ein Slofter; eS erWudjS 
zwanglos; wie bie SRänner fid) bort aufammenfanben, bie wie tljr gü^rer bereit 
waren, für ben frommen 3^«* ein Öeben boll ©ntbefjrung $u ertragen, wie eS bie 
26. SReget bcS l). Sluguftin borförieb." 



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35 

©crolbS ©djüler in SBraunfdjmeig gemefen, unb ba eine Qtxt vergangen fein mufj 
elje ber grater |jelmolbuS eS bis ju ber atlerbingS nid)t Ijoljen SBürbe eines 
2)iafonuS gebraut tjaben fann, mirb man ben Sraunfcfymeiger ©tubienaufentljalt 
©erolbS richtiger an ben anfangt als an ben ©djtufjtermin rüden. Sludj fein 
Lebensalter, baS nad) ben obigen Ausführungen 1139 minbeftenS 39 3atyre 
betragen Ijaben mufc, füljrt ju ber Annahme, ba&^elmotb balb nad) 1139 ©crolbS 
©djüler gemefen fein mirb. 3d) mödjte ben ©c^ulaufentfjaft §efmofbS nod) aus 
einem anberen ©runbe in bie Qtxt etma toon 1140 bis 1143 fefeen. ©inmal mar 
erft bamalS baS SBelfenregiment in Sraunfömeig fieser ftabiliert, fömermiegenber ift 
aber folgenber Umftanb. 9?ad)bem $elmolbS ©fyronif für bie Qtxt toon 1134 bis 
1139 öon Sa^t ju Saljr immer ergiebiger gemorben ift unb jmar, mie eS beutlid) 
ertennbar ift, an felbfterlebten ©reigniffen; nadjbem infonbertyeit 1138 ber Vettern- 
fampf jmifdjen $einrid) bem ©totjen unb 9Ubred)t bem Varcn, bie gortfdjritte 
SllbredjtS, bie Vertreibung SIbolfS, baS Sluffommen |>einrid)S ö. Vabemibe, ber Job 
$erimannS t)on ©egeberg, bie Utieberbrennung ber Rirdje unb beS RlofterS ju 
Segeberg, bie Dttebermefcelung VolferS, ber Untergang SUtlfibedS, bie ftfudjt ber 
$riefter nad) galbera erjäljlt korben ift unb für 1139 ber SBinterjug $einrid)S 
ö. Vabemibe gegen bie Sßagrier, ber ©ommerjug ber ,£)oljaten gegen bie Sßagrier, 
bie ©innaljme *ßlönS, bie Vertreibung 9llbred)tS beS Vären auS ©adjfen, bie 
SSieberfefjr ©raf SIbolfS, bie 3erftörung ©egebergS unb Hamburgs burdj £einrid) 
ö. Sabemibe, bie glud)t $einrid)S ö. Vaberoibe, ber 3«g $einrid)S beS ©toljen gegen 
Äönig Äonrab bis nad) ßruceberg in 2f)üringen, ber Job £>einrid)S beS Stoljen unb 
feine grigen, ba öerfiegt mit einem Sftale ber eben nod) fo reiche Duell unb eS tritt 
bis ju bem Saljre 1142 eine öollftänbige Ebbe ein: audj nidjt baS aflergeringfte gaftum 
erfahren mir auS biefer breijäfjrigen Sßaufe, mäfyrenb beren $elmolb bod) gerabe im 
Müljenbften SRanneSatter ftanb unb fomit ,in ber £age mar, befonberS frfjarf ju 
beobachten unb audj felbft tatfräftig einjugreifen. Srft 1142 fefct bie (Srjäljfouß 
$elmolbS mieber ein, junärfjft aber nid)t fo reid) mie 1134 — 1139: nur bie frieb» 
lidje Vereinbarung jroifdjen Stbolf unb $einrid) bon Vabemibe, fomie bie ©rünbung 
beSßlofterS ju Gujalina ober $agereftorp mirb erjä^lt: Sreigniffe, bie ^elmolb audj 
fpäter erfahren fonnte, jumal eS fid) um £mgereftorp fyanbett, baS man nad) ben 
bargefegten 82 ) 333a^rne^mungen für ben Aufenthaltsort .'pelmolbS mä^renb feiner 
Sugenb, menn nid)t für feine ^eimat mirb galten bürfen. Diefe i?üde, bie um 
fo auffaüenber erfc^eint, als fonft Slnfang unb ®nbe beS RampfeS jmifd)en Slbolf 
unb Vaberoibe, gmifc^en ben SBelfen unb 3llbredjt bem Vären erjä^lt ift, fo bafe 



B2 ) Sgl. oben, ©. 28. 



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36 

gerabe bie SJlitte fel)lt, erffärt fid) aufs natürliche, menn matt annimmt, bafc t>on 
1140 bis 1142 ober 1143 £elmolb3 3ntereffen anbermeitig abgelenlt morben maren, 
bafe er bamalS brei bis toter 3aljre in SWorbalbingien überhaupt nidjt anroefenb mar. 

9Jad) £elmolb8 ©d&ilberung bom lobe 33icelin3 am 12. 2)ejember 1154 ift 
£elmotb aud) bamalS nodj in 9?eumünfter gemefen 88 ) mie audj bie 3*ü öorljer, 
mä^renb ber Öäljmung SicelinS, bie ben SBifdjof jmetetn^alb Saljre an btö ©Emergens* 
lager bannte. S)enn nidjt nur, bafc £elmolb biefe Äranl^ett SBicelinS auSffiljrlid) 
f djilbert, fügt er nod& Ijinju: er möge gar nidjt mieber baran benfen, gefdjmeige 
benn ba&on fpredjen, mie öerfdjieben man über bie ßäljmung 33icetin3 an §anb, 
gu&, redjter ©ehe unb ©pradje geurteilt Ijabe, 84 ) eine SBenbung, bie, mie ber ganje 
ÄranfljeitSberidjt, ben Stugenjeugen toerrät. 2)emnac§ ift SJicelin für 1150, für 
ben 12. 2)ejember 1154 unb für bie Qtit toom Sunt 1152 bis (Snbe 1154 in 
SWeumünfter als ©iafonuS nadjjumeifen. 

Sin 3a^r nad) SBicelinS Xobe, im 3anuar 1156, beteiligt fid) $elmolb 
an ber Steife beS neuen SBifdjofS, feine« 2el)rer3 unb greunbeS ©erolb, burd) 
ben magrifdjen ©prengel: am 25. Dejember 1155 Ijat ©erolb mit £einridj 
bem fiöroen Sßeiljnadjten nod) in SBraunfdjmeig gefeiert, am 6. Januar 1156 feiert 
er mit $elmolb unb ^ribijlam (Sptyl)ania3 in bem im ©djnee begrabenen Silben« 
bürg. 85 ) ?lud) bamalS !ann $elmolb noc§ nidjt Pfarrer in SBofau gemefen fein, 
benn in SBofau, Sujoe, Ijatte SSicelin 1152 SBruno jum ^ßriefter eingefefct, 86 ) ber 
aber nac§ SSicelinS lobe, alfo ju SBeginn beS 3at)rc3 1155, ba3 SBenbenlanb 
toerlaffen Ijatte, nadj SWeumünfter jurüdgefeljrt unb oon bort burd) SBifdjof ©erolb 
nad) Älbenburg berufen morben mar, 87 ) eine ^Berufung, bie erft nad) jener SEBinter» 
reife erfolgt fein fann, ba Sj>ipl)ania3 1156S3runo nod) nid)t in bem faft gänjlidj 



88 ) #elmolb erjäljlt öon einem tßrtefter Soldjarb $u Sujelina, ber au« 
©parfamfeit bie für Sicelin beftimmten ©eelenmeffen nidjt Ijabe lefen laffen unb gur 
nachträglichen 2lu$füljrung bcrfelben burd) eine ©rfdjetnung SStcelinS angehalten 
morben fei. darauf fei SBoldjarb oon Sujelina nad) Sleumünfter (galbern) gereift, 
um fiel) bort SRat ju Ijolen. #elmolb fäljrt nun fort, bie SBafjrljett über bie neun 
©otdjarb burd} bie ßrfdjetnung auferlegten SReffen fei unbefannt geblieben „ba mir 
bteS auf öerfdjiebene JBeife auflegten: nobis diversa commeDtantibus" I; 78, 
©. 151. 

84 ) I; 75, ©. 148: «piget reminisci, nedum verbis prosequi». 

85 ) 1; 82. 

86 ) ©elmolb I; 75, ©. 147: valedicens igitur sacerdoti venerabili Branoni 
et ceteris quos loco eidem (S3ofau) prefecerat. 

87 ) ^elmolb I; 83, ©.167: cQuamobrem episcopus noster accersivit de 
Faldera Brunonem sacerdotem — is enim defuneto Vicelino Sclavia deces- 
serat — et transmisit eum Aldenburg, ut curaret salutem populi illius». 



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37 

berlaffenen Dlbenburg ftd) befanb, jener SpipljaniaSfeier bielmeljr einzig Sifdjof 
©erolb, fein Sruber unb SKadjf olger Äonrab, ^elrnolb, fotoie Nulli de Sclavis 
preter Pribizlaum et paueos admodum beimoljnten. ^elrnolb lonnte aber Sofau 
erft erhalten, nadjbem für ben bisherigen Snljaber ber Pfarre Sofau ein neues 
Unterfommen gefunben mar, alfo fidjerlid) nidjt bor bem grü^ting 1156. Aller* 
bingS fpridjt fidj SBilljelm b. Sippen bofür aus, bafc £elmolb noch unter Sicelin, 
alfo im Anfang ber fünfziger 3al)re, in Sofau tätig gemefen fei. allein b. Sippen 
roeijj für biefe Sfanaljme nichts als bie burd) nichts geftüfcte ^^pot^efe anjufüljren, 
bajj £elmolb ftd) unter ben ceteris befunben l)ätte, quos Vicelin loco eidem 
prefecerat 88 ) §ätte b. Sippen trofebem rec^t, fo müfjte man nid)t nur eine 
fteife unb gelungene SluSbrutfSmeife bei ^elmolb borauSfefcen, fonbern audj ftd) 
ber für §elmolb berle&enben Annahme anbequemen, bafe Sicelin ben 52jäf)rigen, 
i^m befonberS lieben unb vertrauten §elmolb in eine ebenfo untergeorbnete roie 
armlidje ©tellung eingefefet §ätte. §ätte b. Sippen bamalS bereits bie erft jeljn 
Saljre fpäter bon ©girren beröffentlidjte Urfunbe SicelinS gefannt, nad) ber 
Sicelin 1150 als DiafonuS ju Uteumünfter bezeugt ift, unb ^atte er bie angeführten 
§elmolbftelIen beamtet, benen jufolge §elmolb bon 1152 — 54 in 9teumfinfter nad)» 
roeisbar ift, fo mürbe er ftd) gehütet Ijaben, feine burd) nid)tS begrünbete $tjpotf)efe 
oufjuftellen. 

Surf) nac§ ber Seerbigung SicelinS gu SReumünfter mufj $elmolb nod) im 
bortigen Älofter gelebt f>aben. Denn §elmolbS Srjä^lungen über bie 3«^™ ""& 
Srfdjetnungen SicelinS nad) feinem lobe gegenüber Soldjarb, @ppo, einem Un- 
genannten unb ber SlbelburgiS bemeifen, bajs §elmolb bamalS nod) in SWeumünfter 
lebte. Der Ungenannte tyatte feine ©rfdjeinung 30 Jage nad) SicelinS Üobe, 
tpomit bemiefen ift, bafj ^elmolb nod) am 12. Januar 1155 in SKeumünfter lebte. 
9tod) fpäter mirb bie Teilung ber erblinbeten Slbelburg erjätylt, bie jum Danfe 
einen Jeppid) für SicelinS ©rab mob. Der Senor ber grjäljlung §elmolbS fpridjt 
bafür, baft §elmolb bie ©ntfte^ung unb Sollenbung biefeS $eppid)S erlebt Ijat, 
fomit nodj gegen @nbe beS SaljreS 1155 in ÜReumünfter bezeugt ift. 

©idjer bejeugt mirb £eImolb ju Sofau erft am 13. Sluguft 1163, benn 
bamalS ftarb ju Sofau, in SoSjom, nad) bem liber memoriamm ecclesiae 
Lubecensis, 89 ) Sifdjof ©erolb unb aus bem legten Kapitel beS erften Sucres 
^elmolbS erfahren mir, bafj |>elmolb bei ©erolbS lobe jugegen mar. Sier ober 
fünf Saljre fpäter mibmet ber Sßfarrfjerr bon Sofau — ecclesiae, quae est in 



88 ) ßritifdje Unterf Übungen über bie versus de vita Vicelini, Sübetf 1868, ©.3. 

89 ) Urf.«Sudj beS SiSt. Sübecf, I; ©.4, 91nm. 2. 



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Buzu, indignus servus — bem Sübetfer 2)omfapitet baS erfte SBudf) feiner 
chronica Slavorum. 

d. 3)ie äwöertäffiflteit $elmolbS. 

2Bie ermähnt, begleitete $elmolb feinen Setyrer unb Sifdjof als beffen fjteunb, 
SBertrauenSmann, mol)t and) ftityiex unb ©olmetfdier, mie früher SJicelin, auf 
©erolbS erfter 3nfpettiottSreife im Januar 1156: $elmolb befudjte bamalS Dlben- 
bürg, Sübetf unb anfdjeinenb aud) Slrtlenburg. $iernad) unb nad} ben früheren 
Ausführungen fonnte $elmolb aus eigener Änfcfjauung ben gangen UmfreiS öon 
Slltlübecf: im Sttorboften Dlbenburg; im ÜRorbroeften Sofau unb ©niffau; im 
SBeften ÜReumünfter, ©egeberg unb $ögerSborf; im ©üben Sübecf, Slrtlenburg unb 
rooljl aurif) bie Semenftab: Leonis civitas. 90 ) SBon biefen Drten liegt Sübecf nur 
fünfbiertel, bie Semenftab etma brei ©tunben, ©niffau eine gute fjalbe lagereife, 
SBofau unb ©egeberg eine Inappe ganje lagereife, |>ögerSborf eine ganje Sagereife 
bon Sltlübedt entfernt. 3nfonberl)eit mit ber Örtlidtfeit SübecfS moljlbertraut, 
lebte ^elmolb feit einer Seit, bie mit ber *ßeriobe jmifeften 1156 — 1163 be- 
ginnt, bis ju feinem lobe als Sßfarrer in SBofau, mofelbft er in aller Sötujje 
feine ©latoentfjronif nieberf (^reiben fonnte, bie er auf benSBunfd) 91 ) feines gelehrten 
unb bielerfaljrenen Sifdjofs unb SeljrerS berfaßte. ©erolb mar in ber Sombarbei, 



90 ) fcelmotb I; 85; a. o., @. 172. «Räf)ereS über bie ©ntftefymg unb Sage 
ber Semenftab in bem Slbfdjnitt über bie brei älteften Sirenen SübecfS. 

91 ) Sgl. bie Sorrebe j. I. S3ucfj, a. o., S. 12: «Nee ad hoc opus temeritas 
(eigene ffütjntjeit, Übergebung) impulsat, sed praeeeptoris mei venerabilis, Geroldi 
episcopi, adduxit persuasio, qui primus Lubecensem ecclesiam fecit in8ignem 
cathedra (burdj ben Sefjrftuljl) simul et clero. 9Rir ift eS ein SRätfel, baß ©erolb 
einen fo ausgezeichneten #iftoriter unb einen fo grünblidjen Senner öon Sanb unb 
Seuten, ber in biefer S3ejtet)ung feine beiben 93ifd)öfe Sicelin unb ©erolb tote audj 
beren SRadjfolger Konrab meit übertroffen fjaben mirb, nidjt jum SSorftefyer beS Ijier 
ermähnten SetjrftufyleS nadj Sübecf berufen fyat. SBarum l)aben Sicclin unb ©erolb 
biefem 9Bann, ber ifynen jubem fo befonberS lieb unb toert mar, nur eine fo unter» 
georbnete ©tellung mte bie eines 3)iatonuS in SReumünfter unb beS Setters einer 
abgelegenen Sanbpfarre anvertraut? #elmolb mar in ben Slaffifern, in beutfdjen 
©efdjjidjtSqueßen (Slbam, ©Hetjarb), in ben Urfunben (fdjjon Sappenberg — „3ur 
beoorfiefjenben SluSgabe beS #elmolb" i. Srdjio ber ®ef. für ältere beutfdje ©efd^td^tS» 
funbe, SBb. 6, ©. 558, #amtober 1838 — fagt: ,,2)06 er ben 3nt)alt mancher ju 
feiner 3?it abgefaßten Urfunbe ber norbelbtfdjjen 93iStümer genau femtt, läßt fid) 
burdjj SSergietdjung mit benfelben nadjmeifen".) mof)l bemanbert, fienntniffen, bie 
bamals in SRorbatbingien fetjr feiten unb Ijodj bemertet fein mußten. SBarum §at 
man itjn nidjjt jum Hbt öon Sleumünfter, $ögerSborf ober ©egeberg, marum ntdjt 
1163 jum 9ia<f>folger t>on Sifdjjof ©erolb gemäljlt? Sloß nid^t megen feiner 



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39 

in Stortona, am 19. 3uni 1155 in SRom, 91 ) am 29. Huguft 1162 ju ©t. 3can 
be SoSne an bcr ©aone bei Dijon, 93 ) in ©fibbeutfdjlanb, Sraunfdjmeig, SRibbagS- 
Raufen, 9Jterfeburg, SBremen, ©tabe, Sübetf unb ganj SBagrien gemefen. SIS 
Vertrauensmann £einrid)S beS Söroen, ber i^n immer mieber ju fidj nad} ©raun« 
fömeig berief, foroie öon beffen SKutter Stiegen ja; als eine Sßerf anlief eit, bie eS 
mit bem energifdjen Srjbifdjof £artmid) bon SBremen, mit SBarbaroffa, mit ^ßapft 
#abrian IV; bie eS mit $od| unb ÜRiebrig, mit ben erften Sßerfönlidjfeiten beS 
Zeitalters ju tun gehabt Ijatte; bie an mehreren SRömerjügen teilgenommen unb 
bie fid) 93arbaroffa für bie mistige Sufaromcntunft mit ftönig Submig öon tSxarit» 
reid) auf ber ©aonebräcfe auSgefudjt fyatte; bie in ben fcfcmierigen SBerljanblungen 
mit £artroid) ebenfobiel 3Kut unb geftigteit als politifdjeS ©efdjitf unb freunb* 
lidjeS Sntgegenfommen bemiefen Ijatte, macfyt ©erolb ben ©nbruef eines in Ijerbor- 
ragenbem SDfofje intelligenten, cfjarafterbollen, in ber SBelt mofjlbemanberten 
Äirdjenffirften. ©djon baburd), bafi eine foldje *ßerfönlitf)feit, bie jubem unferen 
©efdjidjtSfdjreiber als beffen fie^rer unb bereljrter ©eelenljirt feit langen 3faljren 
auf baS genauefte fannte, i^n toeranlajjte, bie ©efdjidjte gerabe beS SanbeS unb ber 
3eit ju fdjreiben, bie ©erolb am meiften am $erjen lag, fällt ein günftigeS £id)t 
auf bie Suöerläffigleit unb SBaljrljeitSliebe §elmolbS. 3ubem fannte §elmolb 



Sefdjeibentjeit, feines fd)lidjten SBefenS, feiner mögltdjermeife etmaS bäurtfdjen SKanteren, 
fetner unbeftedjltdjen 2Baf)rf)ettSliebe? Ober finb bem einfachen ©of)ne aus bem 
Solfe fold) fyotje (Stjrenftetlen jmar übertragen, üon ifym aber in feiner ÄnfprudjjS- 
lofigteit abgelehnt morben? Ober fyat ityn bie Siebe ju fetner engeren #etmat, ju 
ber munberltebltd&cn ßanbfdiaft am Sßlöner ©ee, in ber jefct unfere Saiferfötjne t)eran« 
gemadjfen finb, berartig gepadft, bafj er mcf)t nadj bem Dften, in baS etnft ben 
^olaben gehörige ©ebiet, eine Xageretfe meit, nadj) Sübecf feinen SBotjnfifc »erlegen 
motlte? ®afc £>elmotb in ber lat einen ©inn für lanbfdjaftltdje SRetje bjm. lanb« 
fdjaftltdje ßintönigfett ^attc, getjt fdjon aus feinem Urteil über bie menig anfpredjenbe 
Umgebung SReumünfterS fjeroor. ©r läßt SBtcettn t>or ber ©efdjaffenljeit ber ©egenb, 
habitudinem loci, erfdjrecfen; bejetdjnet baS Sanb als ganj abfdjeultd) infolge ber 
toüften unb unfruchtbaren ©egenb: campumque vasta et sterili mirica perhorri- 
dum unb nennt ben Ort idjaubertjaft, müft unb leer: «in loco horroris et vaste 
eoütudinis» (I; $ap. 47, ©. 97/98). %n ber Zat tann ftd) jemanb, ber auS ber 
umgriffen ©eenplatte ftammt, auf ber ^olfteinifd^en ©eeft nic^t mo^Ifü^len. SWögltc^er- 
toeife mar ber Umftanb #elmolb$ ©mporfommen ^inberltc^, baß ©erolb junädjft 
feinen Sruber Sonrab förbem tooßte, ber in ber lat fein 9lac^folger mürbe unb 
gegen ben #elmolb eine gemiffe Snimofttät oerröt. 

9t ) ^elmolb I, 80. 

9S ) ^elmolb I, 90. 



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40 

SBagrien au$ eigener Änfdjauung, 94 ) er mar ferner 3«tflenoffe ber widjtigften, ber 
legten ffipodje ber ©efdjidjte bon SKtlübed, bie in feine gwangiger unb breiiger 
3aljre fällt, unb ber ©rünbung fiübedS, bie erfolgte, als er ein SBiergiger toax. 
©eine Quellen finb für biefe 3eit aufjer eigenen Erfahrungen unb münblidjen SBolfö« 
Überlieferungen ber ©ebanfenauStaufd) unb bie SJiitteilungen SSicelinS unb ©erotbS, 
nebft §elmolb ber beiben beften Äenner SBagrtenS im gmeiten unb brüten SBiertel 
be3 12. 3tal)rljnnbert$, auSgegeidjneter SRänner, mit benen er gerabe in ben gwangiger 
unb breiiger, bgw. biergiger Sagten nad) ben gegebenen Darlegungen faft täglidj 
gufammen lebte unb eng befreunbet war. ©päter erfdjeint er ebenfo ate SBertrauenS- 
mann ©erolbS, wie ©erolb als ber §einrid)3 beS fiömen. 3)ann aber befafj 
£elmolb eine lange Steifte bon Snformatoren in feinen burd) gang SBagrien ger- 
ftreuten DrbenSbrübern. ©o' fonnten iljn nic^t weniger als fünf Sßriefier über 
SUtlübed informieren: SRobolf, fiubolf, SBolcwarb, §eriman unb SBruno; nid)t 
weniger als bier über fiübed: ©erolb, SRobolf, Slt^elo unb Dbo; nidjt weniger als 
fedjS über ÜReumünfter: fiubolf, SSolcwarb, fiutljmunb, ©Wo, Drilaw unb §eriman. 
Dafj §elmolb in $ögerSborf eine befonberS grojje 2lngal)l bon Vertrauensmännern 
f)atte r erfdjeint nad) ben oben bargelegten Ausführungen felbftberftänblidj. ÜRidjt 
weniger als fedjS DrbenSbrüber werben mit Kamen aufgeführt, bie iljn über biefen 
Ort, feine bermutlidje §eimat, auf bem fiaufenben erhalten fonnten: bie Sßröpfte 
Jljetmar unb Subolf, fowie bie ©rüber SSolfwarb, SBoldjart, fiutljbert unb 
£l)eoboridj. Über ©egeberg fonnten i§n bie bort geitweilig anfäffigen DrbenSbrüber 
fiubolf, SSolfer unb fiutljmunb unterrichten, über Sofau unb Stlbenburg 93runo, 
über 2lltencrempe Drilaw, über ©üfel ©erlow. 

9?ad)bem mofjl genügenb bewiefen worben ift, bafi $elmolb in ber fiage war, 
bie SBaljrljeit gu fdjreiben, wäre nod) ber SemeiS gu tiefern, bafe er bie 2Bal)rf)eit 
über bie ältefte @efd)id)te fiübedS §at fd)reiben wollen. 3ür eine berartige Unter* 
fudjung wären feine bezüglichen angaben eingetn gu unterfudjen, eine Stufgabe, 
bie ein befonbereS Sud) erforbern würbe, gumal aud) bie fdjarfen Angriffe ©d)irrenS 
auf §elmolbS ©taubwürbigfeit bargelegt unb ju iljnen Stellung genommen werben 
müfete. 3nbeffen finb ©djirrenS Singriffe burd) eine gange Steige trefflicher SRono- 
grap^ien entfräftet, ja, man barf wo^l fagen, nad) ber fjeutgutage allgemein fyerr« 
fdjenben Anficht bis auf Sleinigfeiten wiberlegt worben: fdjwerlid) gweifeln bie, 
welche biefe fiiteratur berfolgt Ijaben, an ber boDa fides ^elmolbS. ©o befdjränfe 
id) mid) barauf, einige Urteile über £elmolb angufüljren, bie fid), infonberljeit bei 
©djmeibler, mit ben ßrgebniffen meiner allerbingS nur über einen Seil ber ©laben« 
djronif angeftellten Unterfudjung beden. 

"" 94 ) Mud) $aul ^>affc („SHe «nfänge fiübedS", fiübed 1893, ©. 6) nennt #elmolb 
einen „mit ber ßrtftdjfett fiübedS beutlidj als Slugenjeugen vertrauten Sljromften". 



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41 

e. 3)ie über §e(mo(b l)errfd)enbe Anficht. 
JBereitS §etmolb3 gortfefcer unb jüngerer Sciigtitoffe, Stbt Ärnolb bon Sübecf, 
betont, bafc jroar aud) er veritatem historiae sequi unb adulationetn omnino 
fcerurteite, ba& tt)tn ober §e(motb an ©adjfunbe überlegen fei: enotior in 
positionibus» — ficfyerlicfc ein fdjmernriegenbeS ßeugniS. 95 ) ©o urteilten bie Seit' 
genoffen £etmolb8. 3m 3a^re 1423 bejeidjnet ber 3)ominifaner Äorner in ber 
britten SRebaltion feiner cronica novella $efmolb3 Chronica aU satis auetentica 
inter scripta moderna 98 ) unb 1677 greift ber nidjt nur um bie ©efdjidjtS- 
forfdjung, fonbern berfdjiebene ©ebiete ber 28iffenfd)aft Ijodjöerbiente Sübecfer 
Senior 3a!ob t>. SWelle $elmolb gerabegu at$ bie einzige Qaflv^t, afe ben ^eiligen 
Änfer für jeben, ber bie ©cfynrierigfeiten altlübifdjer ®efdjicf)t$forfd)ung gu übet* 
»inben traute. 97 ) 9lid)t minber beachtenswert ift ba3 Urteil, ba3 1710 ein SJiann 
roie Seibnij über $elmolb (unb 8trnolb) fäDt: cStyJo sunt consimiles, sed 
Helmoldus gravior ac veritatis studiosior». 98 ) 3fm Saljre 1740 rüljmt ber 
in ber tübifdjen ®efcf)id)t3fd)reibung betannte SReftor 3tolj. $einr. b. ©eelen in 
einem an Safob ö. 2WelIe gerichteten ©riefe 99 ) bie SBebeutung, SBaljrljeitSliebe unb 
fojufagen Slugenjeugenfdjaft $etmotb$. 3fn bemfelben 3<*l)tf)unbert toerljerrKd)en 
ber trefflidje SBorlftufer 3Battenbad)3: ©trübe unb fein gortfefcer SKeufel, $etmolb 
al3 einen äutor öon größter ©emiffenijaftigfeit unb SBaljrljeitSliebe, beffen Sertürner 
leite unbebeutenb, teils fotdje finb, bie feiner 3eit jur Saft faden. 100 ) Slngeneljm 
berührt bie »arme SBürbigung, bie 1852 Sappenberg ber erften beutfe^en Über- 
legung £elmolb3 burd) Saurent 101 ) borau8fd)icft: „2)er baltifdjen SBeltftabt" 
— ift — unter allen ä^nlid^en ©rfdjeinungen jener Saljrljunberte ba$ fd&önfte unb 

96 ) ßib. I; Äapitel 1; a. o., ®. 240. 

9 «) 3n ber «uSgabe toon ©d>matm ©. 584, für baä 3al)r 1108. 

97 ) 3n ber praefatio ju feiner historia Lubecae antiqua: cquod sit unicum 
praesidium, ad quod antiqua Lubecensia rimanti tanquam ad sacram anchoram 
confugiendum.» 

98 ) Scriptorum Brunsvicensia illustrantium tomus II; ©. 49, £annot>er 1710. 
") 3m Jubilaeum Lubecense. ©. 4: tqui vixit in loco paucis modo 

lapidibus Lubeca distante adeoque exiguo seiuneto intervallo, facile, quid in 
vicinia gestum, videndi nactus occasionem, non auritus modo, sed oculatus 
etiam testis esse potuit: scriptorem gravem, idoneum, prüden tem et — 
veritatis studiosum.» 

10 °) Bibliotheca historica. Instructa a Struvio, aueta a Meuselio, 93b. V, 
2, ©. 6; Seidig 1791: cChronicon — multa cura ac fide perscriptum est. 
Quae obelo nonnuli (©djirren!) in eo notarunt, partim levicula sunt, partim 
vero aevo, quo vixit, infelici condonanda.» 

10 ! ) a. o., ©. VI— IX. 



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42 

toürbigfte SBilb belieben, glaubmürbig, bon einem überfid)ttid)en ©tanbpunfte, Doli 
anjietyenber ©injelljeiten, in lebenbiger 2)arfteQung unb in einer fo guten lateinifäen 
©protze, bafj fic un3 boppelt bebauern läfjt, bafj ber begabte SBerfaffer nidjt in 

ber ^erclicfyen 9Jhitterft>rad)e fdjrieb. ©o juberläffig $etmotb aber faft in 

allem erfd)eint, roa3 er über feine 3ettg*noffen unb au3 feiner ©egenb berietet, 

fo angenehm ift aud) feine ungejmungene DarfteÜung, fein lebhafter — Vortrag 

unb man barf e3 berrounbernb rühmen, ba& ber SRiffionar bei ben ©laben, melier 
in teinerlei SSer^ältniffen fdjeint gelebt ju Ijaben, meldje feine ÄenntniS ber tateinifdjen 
©prad)e erfaßten, biefe 9ftd)tigfeit be§ Slu3brude3 in berfelben behielt." 

3?m Saljre 1875 Ijebt Seetf 10 *) in feinen borfidjtigen unb auf fixerer 
ÄenntniS beru^enben Unterf Übungen ^erüor: „Die Kenntnis biefer ^ßeriobe toerbanfen 

mir Ijauptfädilid) bem frönen SBerfe $elmolb§. @3 erfüllt nnfere ©rmartung 

in l>oljem ®rabe; überall fügten mir feine Sefanntfcfyaft mit bem ©egenftanbe, 
unb nidjt meniger feine SBafyrljeiteliebe burd)" unb SBifljetm SBattenbad) beginnt 
uod) 1886 feine 2)arfteflung ber großen Sebeutung |jelmolb3 mit ben SBorten: 
„SBon unglei^ größerem SBerte ift bie SBenbendjronil $elmolb3, ein ausgezeichnetes 
SBerf." 3mei Saljre fpäter fdjidt SBattenbad) feiner beutfdjen Überfefeung $elmolb3 
eine SSorrebe borauS, 108 ) in ber er aud) ju ©djirrenS Singriffen Stellung nimmt, 
„melier ben bis baljin arglos bereiten Pfarrer bon Sofau plöfclid) als einen 
abgefeimten ©pifcbuben barfteÜt, ber jur SBerljerrlidjung unb jum Vorteil beS 

Sübeder SiStumS in fd)lauefter SBeife bie ©efdjidjte gefälfdjt Ijabe". „Wart 

fann", fäfjrt SBattenbad) fort, „©girren« Singriff jefet als bötlig miberlegt 

betrachten, jum Seil aber mit feinen eigenen SBaffen fomie anbererfeitS ber 

bon ©djirren als mefenlofeS ©djemen berbädjtigte ©labenljeinridj burd) aufgefunbene 

•ättünjen feine ©jiftenj ermiefen Ijat. ©einen eigentlichen ©egenftanb, bie 

©ermanifierung ber SBenbenlänber, borjüglid) SBagrienS" l)at ^elrnolb — 

„mit Ireue unb 3lnfd)aulid)feit gefdjilbert, unb mir bürfen i^m ben Dan! für fo 
biele, nur burd) iljn uns gerettete Äunbe nidjt berfümmern laffen." ?lud) SKetjet 
bon Änonau begießt fid) 104 ) 1894 auf b. SreSfa, beffen Unterfudjung fid) gegen 
©girren ridjte, „ber — $elmolb als einen tenbenjiöfen 3Bal)rI)eitSberbrel)er unb 
"Slnf läger ber $olfteiner ^atte Ijinftellen motten". 3n bem neueften SBerte über 



10t ) 91. o., @. 130/1. 

108 ) 3n ber 2. aufläge ber ®efdjid)t$f djreiber ber beutfdjen SSorjeit, a. o. 
<S. XI— XII. 

l04 ) 3al)rbüd>er beS 3)eutf djen 9tetd>3 unter ©einriß IV. unb #einridj V., 
33b. II; ©. 856, »nm. 6, ßeipjig 1894. 



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43 

bie @efd)id)tSmiffenfd)aft, 1906, fdjreibt Sanfen 105 ) jmar etroaS jurücfljaltenber, 
aber bod) anerfennenb: „SRadjbem bic borljer genannten Sirbetten in anberen mid)* 
tigen fünften $elmolbS 3ut>crläffiflfeit ergeben tyaben, bleibt öon ©girren« Singriff 
nidjt biel meljr übrig. — ^ebenfalls, mit 33orftd)t benufct, bietet eS biete gute 
5Rad)rid)ten." 3)aS Scfte über ^etmolb §abe id) in einem ©riefe beS ©eletyrten 
gefunben, ber in biefem Slugenblitfe bie oon ben Monumenta Germaniae geplante 
neue ausgäbe $elmolbS toerroirtlidjt, in einem ©djreiben 106 ) ©djmeiblerS Dorn 
23. 9ttärj 1908: ,,3d) tyalte bie Singriffe Don ©djirren für burdjauS ungerecht* 
fertigt unb £elmolb für einen ganj feiten forgfältig unb beroujjt arbeitenben 
mittelalterlichen Slutor. ©erabe bie SJergleicfyung mit Slbam öon Sremen, bie 
Art, mie er ityn benufct unb auSgefdjrieben tyat, letyrt bied in fdjlagenber SBeife. 
URan fietyt barauS allerbingS, nue ©girren meinte, bie Slbfidjtlidjteit, aber nidjt 
bie irgenbeiner gälfdjung, fonbern nur ber emften unb beraubten Sirbett, bie alles 
weglast unb beränbert, tuaS auf bie üeränberte Qe'xt unb Ort, ober in ben anbern 
*ßlan ber Slrbeit nidjt pafjt, unb bielfadj Irrtümer beS SSorgängerS aus eigenem, 
befferen SBiffen berichtigt. @S ift baS ja meljrfad} bei SöreSfa unb SRegel 
nadjgenriefen." 

®leidfjroot)l bleibt ©djirren baS unbeftreitbare SSerbienft, burd) feine geiftreidfje 
Äriti! bie Slufmerffamfeit auf ^elmolb nod) ftärler gejogen; eine Stnjat)! geroiffen* 
tyafter Unterfudjungcn üeranlajjt unb bie ganje Äritif biefer §auptqueHe für bie 
flatoifdje @efd)id)te ber Sänber jttrifdfjen @iber, ©Ibe unb Ober gehoben unb teils 
bireft, teils inbtreft, geflärt ju l)aben. ©o lomme idj ju bem für bie folgenben 
Unterfudjungen mafegebenben ©djlufeergebniS: bafe $elmolbS intime 93efanntfd>aft 
mit ben beften Sennern ber ©efcfyide unb 3uftäube SBagrienS; feine Sejie^ungen 
ju feinen als Sßfarrer über ganj SBagrien 5erftreuten DrbenSbrübcrn; feine eigenen 
Erfahrungen; feine perfönlidje Kenntnis beS DrteS, ber 3 e *t unb & cr ölten SSolfS- 
gefänge; feine ©laubmürbigfeit, 3ut)erläffig!eit unb SBatyrtyeitSliebe; feine 3 u Ö^örig» 
feit ju SBagrien als feiner frühen |jeimat, feine SBobenftänbigfeit (sit venia 
verbo!) ityn als eine ©efdjidfjtSqueHe für bie lübifdje ©efdjidjte beS 12. Satyr* 
fymbertS einfdjäfcen laffen muffen, ber gegenüber alle anberen Quellennad)rid)ten 
nur als fefunbäre 3eugniffein SBetradjt fommen fönnen. 



105 ) SllotjS aBeiper, ©runbrifc ber ©efätd&tSttnffenfdjaft, 93anb I, 2. Sieferung, 
fietyjig 1906: äß. Sanfen, ^iftoriograptyte unb Duellen ber beutf djen ©efctyictyte bis 
1500, ©. 502. 

109 ) SRit gütiger Erlaubnis bon Dr. ©djmeibter tjier veröffentlicht. 



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44 

Shpitel 4. 
Sunt, 
a. #elmolb3 SRadjridjten über 93ucu. 
SBäfyrenb SRobe unb iljm folgenb Dctmar bon — it)nen felbft als unjuber- 
läffig erfd)einenben — SDlttteitungen mehrerer ungenannter Quellen berieten, benen 
jufolge Slttlübecf im SBenbifdjen SBuggemfce gereiften l)abe, fennt #elmolb auöfc^Iicfe- 
tidf) ben Tanten Subefe für Sltlübecf. Sl3 er fpäter bon ber ©rünbung Sübecfe 
burd) ©raf Slbolf II. bon |jolftein im 3al)re 1143 107 ) erjagt in bem edificacio 
civitatis Lubicanae übertriebenen ftapttel, 108 ) berietet er gelegentlich einer 
Sefdjreibung be3 ©elänbeS, bie bon ebenfo genauer DrtSfenntniS als bon trefflichem 
SBeobadjtungStalent unb einer bei mittelalterlichen Slutoreu ungewöhnlichen ©abe 
geugt, ba3 richtig ©efdjaute anfcfjaulidj in SBorte ju faffen, bie ©teile ber neuen, 
t>on 2lbolf gegrünbeten ©tabt Ijabe Söucu geljeijjen: eine abfolut juberläffige 
angäbe. 109 ) ©o unbefannt bem genau orientierten Sßfarrer bie SBejeidjnungen 
SBucu unb Suggebifce ufw. für Sltlübetf finb, fo wenig tennt er ben tarnen Subefe 
für bie ©egenb, bie ©teile — locus — jwifcfjen SBoteni^ unb Jrabe. 

b. Die guge^örigfeit SBucuS jum *ßolabenlanbe. 
2)ie civitas Lubeke unb ber locus Bucu Ijaben eben urfprüngltd) nid)t 
ba3 geringfte miteinanber ju fdjaffen. SBucu liegt 5 /* ©tunbe füblid) bon Subefe, 
wie fpäter bewiefen werben wirb, aufeerbem liegt Subele am linfen Jrabeufer, 
jwiftfien Srabe unb Schwartau; JBucu am regten Srabeufer, jwifdjen Jrabe unb 
SBafenifr. Subefe unb JBucu liegen ferner urf^rünglicf) in berfdjiebenen Säubern: 
Subefe in SBagrien, 93ucu bagegeu im ^ßolabenlanbe. 2)enn folange SBagrien 
flabifd) war, ift immer bie Jrabe bie äujjerfte Oft« unb ©übgrenje be§ SanbeS 
gewefen, jenfeitö beren bie ^ßolaben mit ityrer nod) bor Slltlübecf genannten, bon 



,07 ) SRadjbem man früher bie Safjre 1138, 1139, 1141, 1142, 1144, 1145, 
namentlich aber ba$ für Subiläumäfeiern beffer geeignete S a ^ r 114 für bie ©rün* 
bung Sübecfö in Slnfprudj genommen fjatte, fann feit @rnft 3)eecfe3 fdjarffmmgen 
Unterfudjungen fein gweifel metjr obwalten, baß 1143 ba3 ©rünbungajafjr Sübecf £ 
ift, bgl.: „©runbltnien jur ©efdjtdjte SübecfS t>on 1143—1226, Sübecf 1839, ©. 3 
unb ©efätdjte ber ©tabt Sübecf, Sübecf 1844, ©. 213—221. Sgl. aud) Petri 
Vincentii de laudibus Lubecae elegia ©. XII, 91nm. 

,08 ) I; 57, ©. 115—117. 

,09 ) Post hec venit comes Adolf us ad locum qui dicitur Bucu, invenitque 
ibi — insulam amplissimam gemino flumine cinetam. Nam ex una parte 
Trabena, ex altera Wochniza preterfluit, habens uterque paludosam et in via m 
ripam. Ex ea vero parte, qua terrestre iter continuatur, est collis contractior. 



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45 

$elmolb ate SRaciSburg (I; 2, 20, 22 ufm), oon SBogudjwat ate SRatljibor bejeitfj' 
ncten civitas wohnten, ©o wie bie ^ßeene bie ®renje jtütfc^en 2$otofanten unb 
SRetljerern auf ber einen, Sljtjjtnen unb Strctyanen auf ber onbern Seite; 110 ) bte 
SRecfnifcnieberung bte ©renje jwifd)en ben lutijifdjen ober witjifdjen ober weletifdjen 
©tämmen ber Shffiner ober Anginen unb ber ©reipanen 111 ) bitbete, fo biente 
bte £raüe afe bie alte ©treibe gwifdjen ben abotritifdjen ©tämmen, ober, wie fie 
©djafaril nennt, jwifd)en ben Stämmen ber JBobrijer, welche uns afä SBagrier 
unb Sßolaben, ©djafarif nennt fie ^ßolabjer, 112 ) entgegentreten; in ityrem unterften 
Saufe ötettei^t afö ©djeibe jwifdjen ben SBagriern unb ben Slbotriten im engeren 
©inne: ben Sftortabtreji bed Geographus Bavarus, ben Apdrede ber angel« 
fädrfifdjen Duellen, ben SReregem 2ßmm3: «Obodriti, qui nunc Reregi 
vocantur (II, 18.) 

c. Die ®renje jwifdjen ^ßotaben unb SReregern. 
2Bie weit im Dften ber Srabe bie *ßotaben nad) Sorben I)in fidj ausbeuten, 
mit anberen SBorten, wo bie SRorbgrenje ber ^ßotaben gegen bie 9tereger ober 
Stbotriten im engeren ©inne tag, ift nidjt teidjt feftjufteHen. Sucu, ba3 heutige 
fiüberf, gehörte, wie bewiefen werben wirb, noef) jum Sßolabentanbe. 9flafd) lis ) 
nimmt an, ba§ bie ^ßolaben nod) über Sucu IjinauS, ober, wie er fid) auSbrütft, 



no ) »bam n, 18 unb £elmotb I, 2. 

1U ) Robert ©elfc, „wenbifdje SUtertümer", in ben Satjrbüdjern be3 Serein« 
für merflenburgifc^e ©eföidjte unb «ItertumSfunbe, ©b. 58, ©. 220, 1893. 

llt ) SBenn f)ter oon *J5olaben bie SRebe ift, fo finb immer nur bie <J5otaben 
im engeren ©inne, bie ©ewotjner be3 #erjogtum3 öauenburg unb be3 ju 9Becflen- 
burg*©trcti|} gehörigen gürftentumS 8tafceburg genannt. 9lber wie man Slbotriten 
im engeren unb weiteren ©inne unterfdjetbet, eine Unterfdjeibung, bie allerbtngS nidjt 
War umgrenjt ift, fo l)at man t>on biefen ^olaben im engen ©tun bie Sßolaben im 
weiteren ©inn ju unterfdjeiben. ©djafarif (a. o., II, ©. 503) bejetdjnet alle norb* 
beutfdjcn ©taöen aI3 *J5olaben, ober, wie er fie begrenzt, bie ©laoen nörblid) bom 
(Srggebirge, weftüdj twm 93ober in ©djtefien fowie oon ber Sobermünbung an weft' 
Kdj öon ber Dber. ©3 betfen fid) mithin bte Sßotaben ©djafarite beinahe mit ben 
SBeftledjen ©djteidjerä, ber ate Dfttedjen bie $olen bejeidjnet, atterbingS bie Sorben 
mdjt mit ben fiutijen unb Slbotriten jufammenfafct, fonbern ju ben Sjecljen jäljlt, 
(Saut — unb Formenlehre ber polabifdjen ©pradje) aber in biefer feiner Sluffaffung 
meljrfad) wiberlegt worben ift. 

118 ) 9lnbrea3 ©ottlieb 9Rafd), 93et)träge jur Erläuterung ber Dbotritifdjen 
Altertümer, S3b. III: lopograptjifdje Sefdjreibung ber wenbtfdjcn Stämme jwifc^en 
ber SIbe, ber ©pree, ber Dber, ber %vat>t unb ber Dftfee, ©^werin 1774, § 75, 
©. 153. 



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46 

bis jur Dftfee gewohnt §aben. 3ÜS bie SBeftgrenje bcr Stbotriten im engeren 
©inne fieljt er nid)t, wie 3of). Xljunmann 114 ) will, bte Srabe, fonbern ben 
SSßafferlauf Dorn ©djroeriner ©ee nad) SBiSmar, atfo ben fogenannten SBallenftein- 
graben an: „3)iefer ©ee unb ©emäffer (seil, ber SBallenfteingraben) machen 
bie ©renje jroifdien btefem ©tamme (ben Obotriten im engeren ©inne) unb ben 
Sßolabern". Die gemöljnlid)e Slnfidjt ift toof)l bie, bafe bie ^ßotaben nirf)t bis an 
bie Oftfee gereift Ijaben, fo bafe an ber Dftfee Slbotriten im engeren ©inne unb 
SBagrier aneinanberftiefeen, nur burd) bie Iraöemünbung getrennt, ©o urteilt 
j. 93. 1903 Stlbert #aucf, 115 ) inbem er fid) auf Wrici 116 ) begießt: „2)ie alten abobri- 
tifcfjen ©tämme werben bon Slbam unb £>elmotb unterfdjieben als SBagrier öon 
ber (Sibcr bis jur Jrabc mit Ctbenburg als $auptftabt, Slbobriten oon ber Iraoe- 
münbung an ber Oftfee big jur SBarnoro mit 2Ketfelnburg unb ©cfyroerin afe 
$auptorten unb ^ßolaben an ber ßlbe üon ber S3iÖe bis jur @lbe, $auptort 
SRafceburg", roäljrenb 1789 Subemig Sllbred)t ©ebljarbi 117 ) behauptet: bie *ßolaben 
„trennten bie Dbotriten toon ben SÖJagriern unb waren faft reifer am Sanbe, als 
biefe beibe SBölferfdfjaften jufammengenommen". dagegen äußert ftd) ©djmibt 
bereit« 1826 einlief), wie fpäter Ulrici unb |jaucf: „Wad) Slbam grenjt Steriler 
£anb nörblirf) (©djmibt fann nur meinen: norböftlid), genau Oftnorboft) an 
Sßagrien". 118 ) SBagner bejeidjnet 1899 119 ) ©übe unb ©tepenife als ©renje 
jmifdien Sßolaben unb SReregern. Sr folgt babei wofjl bem 33eften, waS über biefe 
©renje gefdjrieben ift, ben Unterfudjungen SßtggerS t>on 1860, ber baS Sanb 
SBoitin jum ^ßolabenlanbe rennet, ©tepenifc unb ©übe als ©renje jmifcf)en 
SReregern unb ^?olabcn bejeicfynet, bie er aber beibe jufammenfafct als „Slbotrttcn 



1U ) Unterfudjungen über bie alte ©efd)id)te einiger norbifdjen SSölfer, tjerauS* 
gegeben t>on Slnton grtebrid) 93üfd)tng, 93erlin 1772, ©. 177. 

115 ) fftrd)engefdjtd)te 3)eutfd)lanbS, Seil IV, ©. 595, Slnm. 1. 
11 *) $ie Sölfer am Dftfeebeden, §aüt 1875, ©. 28 ff. 

117 ) allgemeine 2Beltgefd)td)te, 2eU 51, ©. 341. 

118 ) „SübedS aßerältefte ©efdjidjte betreff enb" im „Staatsbürgerlichen SRagajin 
mit befon&erer SRütfftdjt auf bie Herzogtümer ©djleSWig, £>olftein unb fiauenburg, 
herausgegeben üon St. gald, VI, ©. 51, ©djleSWtg 1826. 

119 ) 9Jtetflenburgifd)e ©efdjidjte in ginjelbarftellungen. $>eft II, Stidjarb 
SBagner: „2>te SBenbenjeit", Serltn 1899, ©. 4. — Mnbere arbeiten metflcn- 
burgifdjer ©eletjrter, wie bie öon Sü^nel (i. b. 9K. gb., 93b. 46) finb mir in biefem 
Slugenblicf nic^t jur $anb; nur auf bie immer beachtenswerten gorf jungen eine§ 
fo ausgezeichneten unb faft ftetS juoerläffigen gorfc^erS, wie griebrid) SBtggerS, fei nod^ 
fytngenriefen. S)ie oben jttterte ©teHe finbet fic^ in ben „SRedflenburgifc^en Slnnalen", 
bem beften ^ülfSmittcl für äße Sirbetten über baS norbweftflaoifcbe ©ebiet, ©. 106 — 107. 



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47 

im engeren ©inne". 180 ) SRad) biefem (SrgebniS mürben bie ^ßolaben nidjt bis gur 
Oftfcc, fonbem im Korben nur bis ju ber in ben 2)ajfower ©ee münbenben 
©tepenifc gewohnt, Sucu aber jebenfalfe jum ^ßolabenlanbe gehört Ijaben. $ter 
aber madjt SBigger oljne jeben ©runb unbewußt ber l)erfömmlid)en 3Keinung ba3 
«8ugeftänbni3, bafe „ba3 Süberfer ©tabtgebiet" — um fflueu fümmert er fid) nidjt 
weiter, wie er benn überhaupt für bie lübifdje ®efcf)id)t3forfd)ung nidjt bie SBebeu* 
tung Ijat, wie für bie 3Kedlenburger — „einen (Sinfdjnitt bitbete". SBigger bürfte 
fitf> irren: aud) ba§ fiübetfer ©tabtgebiet, ba3 Ijeifet, aud) ber locus Bucu gehörte 
urfprüngücf) jum ^ßolabentanbe. 

d. 3)ie ©renje jwifdjen ^ßotaben unb SBagriern. 
£elmolb fagt I, 2: öon ben *ßolaben gelange man, fowie man bie Iraöe 
überf dritten Ijabe, in nostrain Wagirensem provinciam; fowie man bie Jratoe 
Übertritten fjabe, aber nidjt Dörfer. SBucu inbeffen lag auf berfelben ©ette ber 
Iraöe wie ba3 Sßotabenlanb, !onnte alfo nirf)t ju SBagrien gehören: finde versus 
nos Polabi, civitas eorum Racisburg. Inde transitur fluvius Travena in 
nostram Wagirensem provinciam. 2)iefer Slngabe entfpricfyt eine jweite SDfit» 
teitung ^elmolD^ I, Sopitel 56, in ber er ben SSernid^tung^jug $einrici)3 öon 
SBobewibe gegen bie SBagrier im Sßinter bon 1138 auf 1139 f Gilbert unb tynju« 
fügt: „Scfj rebe . . . bon ber ganjen ©egenb, welche mit bem ©ualenbadje beginnt 
unb bom battifdjen SReere unb bem <5tuffc Srabena eingef Stoffen ift: eine geogra- 
pljifcfye Umgrenjung SBagrienS, wie man fie fid) flarer !aum wünfe^en !ann. 
Heinricus — intravit Sclaviam, aggressusque eos — percussit eos plaga 
magna, omnem scilicet terram Plunensem, Lutilenburgensem, Alden- 
burgensem (bie ©aue bon ?ßlön, Sütjenburg unb Dlbenburg) omnemque regionem 
que inchoata rivo Svalen et clauditur mari Baltico et flumine Trabena, 
omnem hanc terram una ineursatione preda et incendio vastaverunt, preter 
urbes. Sabewibe berljeerte erft Sftorbweftwagrien bon .^olftein auä: bie brei ©aue 
öon ^Jlön (ben 2Beften\ bon Sütjenburg (ben ÜRorbweften), bon Dlbenburg (ben 
ÜRorboften) unb wanbte fiel) bann nad) ©üboftwagrien, fo bafi er jielbewufct ganj 
SBagrien bis ju ben öon |)olftein au§ am weiteften abgelegenen ©renken, im 
Sorben am baltifdjen SDiccrc, im Dften an ber Jrabe, burc^jog. 2tucf) Ijier ift 
öon 93ucu, öon einem Überdrehen ber $rabe ntcfjt bie SRebe, benn Sabewibe Ijatte 
e3 nur auf SBagrien abgefeljen, ba3 Sanb, wetdjeS flumine Trabena clauditur, 
ju bem alfo Sucu nidjt meljr gehört. SBeibe ©teilen betätigen fid) gegenfeitig: 



18 °) 81. o., ©. 105 unb @. 107, Slnm. 3. 



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48 

an bcr erften ©teile geljt £e(molb bon Dften l)er, bom ^otabentanbe, au3; l)ier 
beginnt Sßagrien erft bann, menn man bie £rabe überfdjritten Ijat. Sin ber jroeiten 
©teile jieljt Sabemibe bon SBeften aus, nadjbem er in ber i^m jugefprodjenen 
©raffc^öft $olftein ©tomtaren unb ^oljaten ijeimttd) jufammengejogen fpt, nad) 
SBagrien 6id an beffen äufecrftc Dftgrenje: l)ier l)ört SBagrien auf, fomie bie Srabe 
erreicht ift; bie magrifcfye (Snftabe im Dften ber Jrabe, bon ber SBigger f priest, 
tt>iberfprid)t nicfyt nur ber einfachen, niemals fomptijierten Strt, in ber bie ©ebiete 
ber einzelnen SBenbenftämme abgegrenjt maren, fonbern aud) ber unjroeibeutigen 
©tfyitberung $elmotb3. 

e. 2)er Umfang 2Bagrien3. 

Unter ber ©bäte ift bie fübmefttidj bon SReumünfter in bie Stör ffiefeenbe 
©djmale gu berftetyen. 3ft fomit aud) bie Sßeftgrenje SBagrienS nidjt genau 
angegeben, fo ift bod) bie ©üb«, Oft- unb üftorbgrenje be3 alten SBagrienä jur 
3eit bon SUtlübed mit aller nur münfdjenSmerten ©enauigleit Itargeftettt. SBangert 
tütcbcr^olt 1659 in feiner |>elmotbau3gabe biefe Umgrenjung be3 alten 2Bagrien3, 
inbem er fcfyarf jttufdfjen bem nur auf einen Seil be3 alten SBagrtcn^ befdjränften 
bamaligen SBagrien unb bem alten SBagrien bon 1138 unterfdjeibet. 181 ) SRur 
entgeht iljm roie allen, bie fid) mit biefen ©renjfragen befd)äftigt Reiben, bafj für 
ba3 heutige Sübed in biefer nostra Wagirensi provincia lein SRaum ift. 

2)ie Slngaben $etmolb3 werben beftätigt burd) bie ßljronif ber norteluischen 
Sassen, ber 2)ietmarfd)en, ©tormarn unbe $olften, bie nad) Sappenberg um 1448 
ju Hamburg üon einem SRedjtSgeteljrten berfafet morben ift unb bie neben ber 
Kenntnis SlbamS unb ^elmolbs „eine genaue ÄenntniS be3 §olftetnifd)en SanbeS 
unb Äunbe ber SBorjeit borauSfefct". Die ßljronif fagt: „2)e enbe ber Sßager 
menbe roaS befloten mtyb beme öeltenmere unbe mt)b ber Srauene roente to 
Subefe. ®e Ijouetftat ber SBagermenbe toa3 be ftat Dtbenbord), bar o! be bifdjop 
be3 afgabeä roanebe. — S)e anber SBenbe Ijeten be ^ßolaberroenbe. @re ambegiu 
toa$ be £ranene unbe Snbefe, unbe fyabbe an fif bat laut to SRafeebord)". 122 ) 
Die ßtjronif fpridjt e3 f)icr fo tlar mie möglich au3, bafe ba§ öftlid)e (Snbe SBagrienS 



121 ) Sgl bie Slnmerlung gu $etmolb I; 12, ©. 34: t Vagria ista aetate 
non angulus ille circa Aldenburgum, qui hodie hoc nomine vulgo venit, sed 
omnis ille tractus erat, qui inter Travara, Sualam et Suentinam amnes, 
deinde a septentrione et Oriente mari Baltico Lubecam usque concluditur, 
quae terra nostra aetate non contemnendam Holsatiae partem constituit.» 

122 ) $g- ö. Sappenberg 1865 in ber DueHenfammtung b. ®djle3m.«#olft.-S.' 
@ef. f. batert. ©efd).; 93b. III; ©. XXIV u. ©. 10, 8lnm. 3, ferner 6. 11 u. 76. 



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49 

burd) bie Jraöe gebilbet mürbe, burdf) bic $rabe bis ju bcm Sfibetf öon 1448: 
roente to fiubefe, aber nur bis fiübetf; baS fiübetf öon 1448 felbft gehörte nidjt 
mt\)x jum alten Sßagrien. 3)enn baS Sanb bet unmittelbaren SJtadjbarn SBagrienS, 
ber ^ßolabermenbe, begann mit ber £raüe unb bem fittbetf bon 1448, baS alfo 
jum ehemaligen ©ebtete ber Sßolaben gehörte: „@re ambegin maS be Srauene unbe 
fiubefe". 2)iefe unjweibeutigen ©renjbeftimmungen eines genauen SfennerS werben 
burd) eine jroeite ©teile beftätigt, in welker bie ß^ronif bon bem SroberungSjuge 
StoberoibeS im SBtnter 1138/39 berichtet: „§e reifebe imjb fineme Ijere in be 
SSagermenbe — unbe alle bat lant, bat fif begunt uan ber ©malen unbe beflaten 
mert m^b beme beltem mere (biefe ©ejeit^nung ber fiübeefer 93ud)t erinnert fomoljl 
an ben Flamen Saitenmeer für bie Oftfee als an ben großen unb flehten SBelt 
ber ®änen!) unbe mt)b ber Jrauene (eine SejeitfjnungSroeife, bie jebe Gnflabe 
öftlid) öon ber Sraöe fdjledjterbingS ausliefet), unbe alle bat lant umme *ßlone 
unbe DlbeSlo roente to fiubefe, alle bat lant umme fiutfenbordj, Dlbenbord) roente 
up ben Uemerfunt uorroufteben fe mtyb roue unbe mt)b branbe in ener reife". 3)ie 
©jronif unterfäeibet jroifrfjen ^ßCön, DlbeStoe, fiütjenburg, Olbenburg einerfeitS 
unb fiübetf anbererfeits. Sei ben mer erften Orten fjeijjt eS ausnahmslos umme 
Ißlone, umme fiutfenbordj ufro., bei fiübeef bagegen nur roente to fiubefe, 
bis fiübeef, baS als jfnfeitS ber Jraoe tiegenber Ort nid)t meljr ju SBagrien 
gehörte. 

©ine jtoeite unb britte Seftätigung erhalten bie Slngaben |>elmolbS burdj 
bie ©tabeSdjronif StobeS öon 1347 foraie burdj bie brei jroifcf)en 1386 — 1395 
abgefaßten ©etmararbeiten. 3)ie naef) ber legten Detmararbeit, ber SBeltcfyronif 
*>on 1101 bis 1395, fofort anjufü^renbe ©teile betrifft bie ©reigniffe nadj ber 
Grmorbung Änut fiaroarbS am 7. Januar 1131, als Sfticlot unb ^ribejlam baS 
große ©faöenreid) teilten, baS fiaroarb unter bem litel eines ©laüenfönigS 
beljerrfdjt Ijatte: „*ßribejla& bereit SBagljram, bar to l)ort fiubefe (baS alte am 
linfen Iraüeufer), DlbeSlo, ©egljeberglje unbe bort bat ©mentiner Seit bet an be 
(Stjbere, unbe alle be lant fiuttefenbordj, Dlbenbordj, Sßlone, unbe toat bar 
binnen legten is Dan beme ^aöe (geograpljifd) intereffante Sejeicfynung für bie 
fiübeefer Sud)t) bet to ber Iraüene, nnbc faj ber £ra*ene »ort up". 128 ) Die 
ßfjronif ber norteluiftfjen ©äffen roill bie ehemaligen ®renjen SBagrienS angeben: 
ftc rennet fiubefe jum Sßotabenlanbe, benn baS fiubefe bon 1448 ift baS retfjtS- 
trabtfdfje, es entftmdjt bem urfprfinglidj an feiner ©teile befinblicf)en locus Bucu. 
SJet ber Leitung bon 1131 bagegen mar ein redjtStrabifdjeS fiubefe nod) nid)t 



128 ) Sei fioppmann II, @. 226, 13—16. 

dtf^t. b. B. f. ß. 9. X, 1. 



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50 

tootljanben. 2)a3 bei SRobe unb 2)etmar erwähnte Subcfc begießt fid) bielmeljr auf 
ba3 erfte, alte, menbifdje Süberf, ba3 immer gu SBagrien gehört l)at. 3m übrigen 
beefen fidj bie angaben ÄbamS, ^elrnolb^, SRobeS, 2)etmarS unb be§ Hamburger 
9tecf)t3gelel)rten bon 1448, b. ^., bie über einen 3*itraum öon faft 400 Saljren 
gerftreuten, mittelalterlichen Quellenangaben über ben Umfang SBagrienS bollftänbig : 
bie Sftorbgrenge SBagrienS bilbet ba3 SBaltenmeer, btö §aff ober ber SBelt. 3m 
Cften berläuft bann bie ©renge t>an beme Ijabe bet to ber £rabene, b. lj. bon ber 
Jrabemünbung trabeaufwärtS, bi ber Irabene bort up. 2)ie Jrabelinie wirb 
burrf) brei fefte fünfte gefcfjüfct: burd) Slltlübed, DlbeSloe unb ©egeberg — 
nirgenbs bie geringfte Slnbeutung, ba% biefe burd) bie ÜRatur angewiefene unb burd> 
Sftenfdjenljanb befeftigte ©renglinie burd) eine (Snflabe jenfeitS ber Jrabe unorganifc§ 
überfdjritten wirb. 

93iö ©egeberg wirb nirgenbS bie flare, alte ©tammeSfdjeibe ber Jrabe Über- 
tritten. ®amit aber bie ©renge ba§ Sibergebiet erreichen fann, mufe bie ©renge 
nunmehr über bie Jrabe aufgreifen, ©ie erreicht ba3 ©roentiner belt unb bleibt 
in biefem ©ebiete bet an be (Sgbere. 2)afj man in bem ©mentinefelb bis in bie 
©egenb bon Sfteumünfter vorbringen mufe, um bie ©renge weiter gu beftimmen, 
erhellt au« ben befprodjenen Slngaben $elmolb3 über bie ©djmale. ©elingt e3 
ber gorfdjung, ben SBegriff be$ ©wentiner belt gu fiebern, roa^ iljr meines 
2Biff en3 einwanbfrei bi^er nod) nid)t geglücf t ift, bann würbe ein allfeitig f djarf 
umrifjeneS SBilb über ben Umfang SBagrtenS in ben breifeiger 3af)ren be3 12. Saljr« 
IjunbertS ergielt fein. 

f. 2)ie iJtamenSänberung 33ucu3. 
$elmolb berichtet weiter, als Slbolf bie für bie SSerteibigung wie für ben 
§anbel günftige fiage SBucuS erfannt Ijabe, Ijabe er in S3ucu eine ©tabt erbaut, 
bie er aber nid)t nadj bem alten tarnen be3 SßlafeeS afe SBucu begeidmete, fonbern 
bie er nadj bem nidjt fernen Subele, ba§ feit feiner gerftörung im 3al)te 1138 
unb infolge ber unruhigen Reiten ntd)t wieber aufgebaut worben war, fiubefe 
nannte. SBegreiflid) genug! 2)enn Subefe war unter bem energifdjen SBenbenfönig 
$etnridj eine befannte £afenfiabt geworben, bie jtd) eine« regen ©djtffSberfefytö 
erfreute: fyatte fidj bod) in fiubefe unternehmet fogar eine anfdjeinenb abgefonberte 
Kolonie beutfdjer Äaufleute angefiebelt. 1 * 4 ) ©3 mufete bem f lugen, auf bie 
fommergieÖe $ebung be« SanbeS unb feiner Sfteugrünbung gu SBucu bebauten 
©rafen baran liegen, biefen ©d)iff3berfef)r nunmehr nad) JBucu gu gießen, eine 



4 ) £elmolb I, 48. 



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51 

3Röglid)teit, bie ftd) um fo letzter t>ermirflid)en liefe, als Subefe erft bor fünf 
Sorten jerftört morben mar unb bic §anbel3fdjtffe, bie Subefe angulaufen gemoljnt 
maren, nunmehr in bem benachbarten SBucu einen ungleich befferen Schüfe ftnbeu 
mußten. ®iefe ©ntmieflung SBucuS gu einem Seehafen bon ber früheren JBebeutung 
SubefeS liefe fid) junädjft burd) !eine jmeite SWaferegel fo bequem, loftenloS unb 
fidjer förbern, als menn man ben Flamen be$ in ber §anbel$meft belannten Subefe 
auf ba3 unbefannte, gumat ben $anbel$freifen gänjtidj frembe S3ucu übertrug. 1 ") 
$a fiübeef nidjt meljr ober nur nodj afe ©djlupfminfel ejiftierte, fo gab e3 niemanb, 
ber gegen folc^e Slamenübertragung ju proteftieren ein Sntereffe gehabt Ijätte: 
Videns igitur industrius vir competentiam loci (ganj auSgejeidjnet jum 2to3- 
bruef gebraut!) portumque nobilem, cepitillic edificare civitatem, voeavitque 
eam Lubeke eo quod (|jetmotb3 2iebling3au3brucf für „meil"!) non longe 
abesset a veteri portu et civitate, quam Heinricus prineeps olim 
constituerat. 116 ) 

(Srft jefet, nadjbem Sucu in Subele umgetauft morben mar, lommt allmäljltd) 
ber SRame vetus Lubika für ba3 cdjte fiubefe auf, bie ehemalige SBagrierftabt, 
eine ©ejeidjnung, bie fid) einmal fcfyon bei §etmolb finbet. 117 ) SlfleS fo natürlid) 
unb folgerichtig mie nur möglid): erft £werfritit, Dberflädtfidjfeit unb Sgnoranj 
Ijaben au« biefen Haren angaben |)etmolb3 ein üöQig öerjerrte« Silb, eine tolle 
SSermirrung gemalt. 2Ran begreift nidjt, mie ein gorföer öon ber Sebeutung ©girren« 
angefid)t3 foldjer $larf)eit bon einer „ungelöften grage" fpredjen !ann, „mann ber 
9iame JBuforoec burd) ben Warnen fiübed berbrangt morben ift". 188 ) gubem 
merben bie bon $elmolb auf« befte bezeugten 9tamenberl)ältniffe 2übetf8, mie nad)« 
gemiefen, burd) SBogudjmal unb bie jaljtreidjen polnifdjen Duellen befräftigt. Die 
*ßolen begießen „SBufomec" nie auf Slltlübetf, fonbern auSfdjliefelidj auf fiübetf, 
ba3 ftc naturgemäfe erft feit bem 13. Sa^unbert lennen: Jöogudjmat unb feine 
9?adjfolger miffen bafyer überhaupt nickte bon ber Sjiftenj eine« SUtlübetf. 



lf5 ) ©djon $einrid) Slbolf S?rof)n erfennt in ber 8lbfd)ieb3rcbe, bie er als 
Abiturient be3 ftatyarineumS am 16. 2tyril 1753 tjtelt, eä Ijätte bem Sluffommen 
be3 $anbel3 in 93ucu l)inberlidj fein (officere) muffen, menn bie neugegrünbete 
£anbel3ftabt ben unbefannten SRamen iljre3 StanborteS beibehalten tjätte. Sgl. 
bie fjanbfdjriftlidj in ber 2üb. ©tabtbibliot^et erhaltene tDe Lubeca nova oratio». 

1,f ) £elmolb I; 57, ©. 116. 

,,T ) fcetmolb I, 34. 

1,s ) Sari ©girren, ©eiträge jur firttif älterer fiolftcinifdjer ©cfc^ic^töqucOcn, 
Seidig 1876, 6. 122. 



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52 

g. SerfudE}, bic Angaben $elmolb$ unb SRobeS au3jugleicf)en. 

2)ie roiberftreitenben, befprodjenen 129 ) Angaben 9tobe3 unb 2)etmar3 einerfeit^, 
§elmolb3 anbererfeitS, auszugleiten fantt nad) ben angefteflten Unterfudjungen nid)t 
fdjroer fallen. SReifjt man bic oben nad) bem Sltyljabet nebeneinanbergeftellten 
SRamenformen nad) bem ©rabe ityrer SBortbermanbfdjaft mit 33ucu aneinanber, fo 
mürbe ftif) ergeben: 

1. an formen mit einem c: SBuconecia, Sucobecca, SBucoöecia, Shicobium, 
SBucotrij; 

2. an formen mit einem f: 83ufotrie3, Sufotwiec, SBufotobtyecj, SBufomec, 
Sufomiec; 

3. an formen mit einem g ober gl): 93ugctot^c, Sug^eni^; 

4. an formen mit groei c: SBuccena, SBuccobecium, ffluccoöetium, Succoroecj, 
ÜBuccoweg; 

5. an ^formen c f$ : Sucg^enifee, Sucgljebifee; 

6. an formen mit jmei g: Snggettt^e; 

b. % eine SReifye tum üttamen, meiere alle auf benfelben fyiftorifdjen tarnen jurürf« 
get)en, ber fid) bei |)elmolb, 9tobe unb Detmar in ber einfachen gorm 93ucu, bei 
£>elmolb3 3eitgenofjen ©ibo in ber gorm Sucue finbet. Sodann 9tobe toermocljte 
aber au§ ben beiben ifjm borliegenben formen SBucu unb Suggebifee, 180 ) bie 
allerbingS gerabe bie beiben am weiteften auSeinanbergeljenben gaffungen ber 2 + 20 
mitgeteilten Üftamenformen vertreten, nidjt bie ®infid)t ju gewinnen, bafi e3 fid) 
Ijier um benfelben Flamen fyanbelt. Da 93ogud)toal 1253 ftarb, wäfjrenb SRobe 
fein in ber bremijdjen 6t>ronif bon StyneSberd) unb ©djene als cronica van Lubeke 
bejeidfineteS Sßerf in ben toierjiger Sauren be3 14. 3?af)rl)unbert$, feine ©tabeScoronife 
1347 fdjrieb, fo liegt bie 9Jiöglid)feit bor, bafe 9tobe, fei e$ bireft, fei e£ inbireft, 
93ogud)roal benufet I)at, beffen eigene Raffung un3, wie ermähnt, nief^t mef>r ermatten 
ift, alfo bie formen 23uggetoifee unb Sugeögfce aufroeifen tonnte, toenngleid) fie in 
ber erhaltenen Überarbeitung nur bie formen Succomecj unb Succomeg, alfo nur 
formen mit jroei c, enthält. 3n ben Älofterbibliotfyefen ber granjiSfaner unb 
Dominifaner, foroie in ber Sibliotljel be3 2)omfa|ntel3 ju Sübetf werben bie 
(Schriften ber ober toerroanbter DrbenSbrüber, ju benen aud) Sogudjmal gehörte, 
fidjerlid) borljanben gemefen fein. 

S)a SHobe au3 bem öon iljm mit Stecht fo bereiten £elmolb nmfcte, ba% 
93ucu ber alte, Ijiftorifdje Sftame für ben $ügel war, auf bem Sübetf liegt, fo glaubte 

129 ) Sgl. oben, S. 15—19. 

180 ) 3n ber cronika van Lubeke f djreibt Stöbe ©uggetotfce (b. ffioppmann I, 
©. 8), in ber ©tabeScoronife Suget^fce (b. Roppmann II, ©. 198). 



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53 

er mefleidjt, baS iljm ganj frentbe Suggebifee ober JBugebtyfee nid)t meljr auf ben* 
felben |>ügel begießen p bürfen. ©r mußte ficf> metteidjt nidjt anberS 311 Reifen, 
als baß er bie i^m fonberbar erfcfjeinenbe SBejeidjnung auf Slltlübecf bejog. Selber 
finb uns fcon beiben arbeiten SRobeS nur SluSjüge erhalten. Sfticfjt in bem 
SluSjuge ber crotnea van Lubeke, moljl aber in bem ber ©tabeScoronife ift in ber 
Zat ber 9lame SBucu erhalten als SBejeidjnung SRobeS für ben ^Slafe, an bem Sübecf 
gegrünbet mürbe. 181 ) ®o brauet SRobe mirflidj 93ucu für Sübecf, SBuggebifce für 
Slltlübecf, lefctereS aber nur mit SBiberftreben unb unter ^Sroteft. ©einem Seifpiel 
folgt 2)etmar faft mörtlid). 

SRüfjrt aber bie irrige SBejieljung üon 33uggemfce auf Slltlübecf nicfyt erft bon 
Stöbe unb Detmar Ijer, fonbern gehört fie bereits if)ren Duellen an, mie eS ber 
SBortlaut iljrer Slngaben aussprechen fdjeint, mie id) aber trofcbem nid)t glaube, 
fo mürben biefe bon ifjnen felbft mißachteten, ungenannten Duellen unmöglich bie 
polnifdjen fein fönnen, ba biefe ausnahmslos öon SlltlübedS ©jiftenj nichts miffen, 
fonbern man müßte bann bie @£tftenä rätselhafter, uns gänälid) verlorener Duellen 
annehmen, auf bie fiel) fonft nirgenbs ein $inmeiS finbet. 

h. ©iboS Slngaben über S3ucu. 

SllS ob bie 93ermirrung nod) erf)öf)t merben follte, finbet fiel) bereits in ber. 
brittälteften Duelle über Slltlübecf, ben etma 20 Sct^re nad) bem erften $ud)e oon 
^elmolbS Chronica Slavorum roafjrfdjeintid) Don ©ibo getriebenen versus de 
vita Vicelini eine Mitteilung, ber jufolge Slltlübecf ben Tanten Sucue gehabt 
fyaben müßte: «Ecelesiata Bucue veteri fundavit (seil. Vicelinus) in urbe.» 

83eecf, ber ©iboS ©Triften mit efceufobiel Umfidjt als 6}emiffenf)aftigfeit 
herausgegeben, fomie f)ter unb ba erläutert Ijat, f)ä(t biefe 9iad)rid)t für unfinnig, 
tut aber bem lejte ©emalt an, menn er in einer Slnmerfung fjinäufügt, unter 
93ucue fei Ijter 31t berftefjen „bie ©teile, mo baS je&ige Cübecf ftef)t". 132 ) ©ad)litf) 
mürbe SBeecfS ©rftärung richtig fein, benn Sicelin Ijat tatfäcf>ti<f> im heutigen üübetf, 



lsl ) Sei ftoppmann II; 3. 197, 16—17: „%n ber ftebe, bar nu be 
ftab iS, be in SBenbefdjer tungfje bo l)etc 23ucu", — eine Slngabe, bie jumat in biefer 
gaffung genau ben Slngaben ber polnifdjen Duellen fomotjl als aud) ficlmolbS entfpridjt. 
S)etmar folgt fomofyl in feiner erften, ber ^metten SRobearbeit entfpredjenben 9lebaftion 
(II; 197, 16—17), als aud) in fetner ameiten (b. ff oppmann I ; 125,8) unb brüten 
SRebaftion (b. Stoppmann I; 207, 1) bem Sorbitb feiner Duelle SRobe: „bar nü be ftab iS, 
be in SBenbefdjer tungljen bo l)et 33ucu"; ebenfo I; 233, 2: ,,23t) ber ttyb quam be fuloe 
greoe alf to ber ftebe, be in SBenbef djen 95ucu maS gfyefjeten". 

13f ) Sgl. a. 0., ©. 161, ScrS 96; ferner ©. 139 u. ©. 145. 



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54 

ba3 mit S3ucue in bicfcm gaßc richtig bejcic^nct fein mürbe, eineÄirdje gemeint. 1 * 8 ) 
Slbcr ber Sejt geftattet e3 nid)t, in ben versus an Sübecf ju beulen, ba an biefer 
©teile ber versus nirgenbS bon JBucu ober Sübecf, bielmeljr au3fd)liej$lid) fcon 
Stltlübccl bie Siebe ift. ©ibo erjagt, SSicelin Ijabe ben ©labenfönig §einrid) auf- 
gefugt, ber, nrie fpater bettriefen merben mirb, in Slltlübecf refibierte, um iljn um 
bie SrlaubniS ju bitten, in feinem Sfteidje StyriftuS bienen unb Äircfjen errieten 
ju bürfen. Äönig §einrid) Ijabe SBicelin freunblid) aufgenommen unb iljm bie 
ganje Sanbfcfjaft ate 2Btrfung3frei3 jugeftanben: toii prefecit eum regioni. 
2)urd) biefe 3 u Bcftänbniffe geftärft, Ijabe ber treffliche SBtceltn junädjft in urbe 
veteri Bucue ben ©runb ju einer Äirtfje gelegt unb bann ©ruber bortfyin 
getieft, metdje bie 9Keffen in ber borgefdjriebenen Qform * c f en foflteit. ©olange 
|>einricf) gelebt Ijabe, Ratten SBicelinS Slbgefanbte Siubolf, 85run unb £erimann bort 
^rieben genoffen. 91ad) £einridj3 $obe aber fei e3 biefen Sßrieftern fd)led)t 
ergangen, fie fjätten bort nid)t länger gebetylicl) ttrirfen fönnen unb feien Ver- 
trieben morben: 

«Defuncto rege mala protinus invaluere: 

Expulsi stare fratres ibi non valuere». 

3Kan fieljt: e3 ift auSfdjliefjlidj öon Slltlübecf bie SRebe, ja, ba$ jefeige 
Sübecf ejiftierte noef) gar nufjt! e3 mirb erft 16 Sa^re nad) £einricf)3 £obe 
gegrünbet ! 

Die Slngabe ©iboS mufc alfo anberS erflärt merben, als SBeecf e3 öerfudjt 
Ijat. SBie JBeecf nadjmeift, finb bie versus jmifdjen Anfang 1187 bis SRitte 1188 
abgefaßt morben, bafy finb 45 Safjte uad) ber ©rünbung öon Sübecf unb 50 Saljre 
nad) ber Störung SlltlübecfS. S)er alte einfjeimifdje 9iame für bie ©teile, mo 
Sübecf gegrünbet morben war, lautete 33ucu. Da lag bie 9Köglid)feit bor, ba« 
alte Sübecf mit bem neuen ju bermedjfeln unb, mie 45 Sö^re borljer Slbolf ben 
Flamen SlltlübecfS auf ben öon 85ucu übertragen Ijatte, nunmehr ben tarnen 93ucu3 
auf Slttlübecf ju übertragen. 

3)iefer an unb für fief) begreifliche Irrtum mürbe nodj baburdj erleichtert, 
bafe SSicelin fomoljt in Slttlübecf, mie in Sübetf tätig gemefen mar. 3d) fyoffe, 
fpäter ben 9iad)mei£ bringen ju fönnen, bafj er fogar in Sllttübecf mie fjmter in 
Sübecf eine ®ird)e fjat erbauen laffen, melcl} erftere als eine jmeite, größere neben ber 
Sapelle anjujeljen märe, bereu fidj fiönig $einricf) bebient Ijat unb bereu gunbamente 



188 ) £elmolb I; 69, ©. 138: cVenitque (seil. Vicelinus) ad novam civi- 
tatem que Lubeke dicitur, confortare manentes illic, et dedieavit ibi altare 
domino Deo». 



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55 

1851 gutage gefommen ftnb. ÜberbieS ftccfcn bic Ijier miebergegebenen 9Kifc 
tcilungcn ber versus bott bon Irrtümern; wenn je, fo gilt Ijier ber am ©djtujj 
bcT Unterfutfyungen über §elmolb aufgeteilte ©runbfafc: §elmolb ift für bie 
Ifibifdje ®efdfjid)te be3 12. 3aljrljunbert§ bic mafegebenbe Duette, ©o weit bie 
Angaben bon iljm unabhängiger Quellen feine Mitteilungen beftätigen, bienen fie 
jur SBefräftigung berfelben; meinen fie ab, fo ^aben fie hinter i^m jurücfjufteljen, 
t>ottenb£, wenn fie an unb für fidj unftar, wiberfprucfjSbott finb ober gar, wie Ijier, 
anfdjeinenb Unmöglichem ober 2Biberfinnige$ berieten. 

Allein bieg äutoritäteprhtjip brautet Ijier gar ntd^t geltenb gemacht ju 
werben: ©ibo !ann an biefer ©teile burtf) ©ibo wiberlegt werben. 3n feiner 
jroeiten ©djrift, ber epistola ad pastorem in Haseldorpe, bie ©ibo atyt 3a^re 
nad) ben versus 1195 ober 1196 fcfyrieb unb in ber er im großen unb ganjen 
baäjelbe über SKltlfibecf berietet, wie in ben versus, fennt ©ibo für Sllttübecf ben 
Utamen 85ucue nicfjt meljr, fonbern auSfdjliefelicf) ben tarnen Subife. üftoef) me^r: 
feine Angaben über bie Sage bon Slltlübecf, meld) lefctere $elmolb leiber mit 
©tittfdjweigen übergebt, muffen als bie befte Slngabe bejeicfynet werben, bie wir in 
biefer 93ejie^ung befifeen: gerabeju als btö einjige auSreidjenbe unb unjweibeutige 
3*ugni3 be3 ganjen SRittelalterS. 95eecf erftärt biefen SBiberJprud) bei ©ibo ba» 
burdj, ba& ©ibo in feinem jweiten SBerfe $elmotb aU £>auptquette benufet Ijat, 
wätjrenb „wir burdjauS leine SBenufeung ber ©labemljronif ^elmolbS in ben versus 
ftnben". ©ibo Ijatte fid) alfo injroijcfyen aus ber Seftüre £>elmolb3 überjeugt, bajj 
er in ber 33ejeid)nung 33ucue für Slltlübecf eine fatfcfye Mitteilung gemalt, 9llt- 
Iüberf mit Sübecf bermecfyjelt Ijatte unb t)ütete fid) nunmehr, biefen Irrtum ju 
roieber^olen. 

i. SKbamS SBejeidjnung für Sllttübetf. 

3)er lefete 3roeifel über ben wahren ©adjberljalt bürfte burd) bie Jatfadje 
gehoben werben, bafj nidjt nur £>elmolb, bie gmeitättefte Duette über Slttlübed, 
fonbern ba& aud) bie ältefte aller öuettennadjridjten über SUttübed, bie 1072 13i ) 
ober 1075 185 ) bon bem feit 1069 als SDomfdjolafter ju SBremen bejeugten 186 ) 
Sbam »erfaßten gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum für Älttübecf 



184 ) ©o £öfer in ber 3ettfdjrift be3 SSerein» für Sfjüringifdje ©efe^id^te unb 
«ItertumSfunbe, «b. 17, @. 6; $ena 1906. 

186 ) ©o SBaifc in ber 2. Aufl. ber ©djutauSgabe ber MG., ©. II, £annober 1876. 
1Bfl ) £amburgifdje3 Urfunbenbud), IjerauSg. b. Sappenberg, 93b. 1; ©. 97, 1842. 



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56 

auSfdjliefilicf) ben SKamen fieubice 137 ) ober Siubice, fitjbeffe, fitjbidji lernten, ber 
bem Subete |>elmolb3 188 ) entf priest. 2Bie Slbam felbft, fo f ernten aud) btc 
©polten gu Slbam, btc gerabe in geograp!)ifd)er Sejieljung beadjten&oerte 9tacf)ridf}ten 
bringen unb junt größten Seil bon if)m felbft fjerrüljren 139 ), au3fd)liefclid) ben 
SRamen fiiubice für Slltlübetf, für ben fidj im 13. ©djolion aufeer ben oben 
genannten üier fieSarten nod) bie Raffungen: Suberfe, fitubefe, Suibefe, fiuitbefe, 
Sibtjc 140 ) ftnben, mäljrenb btö 95. ©tfjolion 141 ) neben fiiubice nodj bie fieSart 
Subice bringt, fo ba% uns bei Slbam unb |>etmolb, alpljabetl)ifcl) georbnet, folgenbc 
jtoötf üftamenformen für Slltlübecf entgegentreten: fieubice, fitbtyc, fiiubefe, fiiubice, 
Suberfe, Subefe, fiubice, Subita, fiuibefe, fiuitbefe, £t)bef!e, £t)bid)i, öon benen bie 
beiben fettgebrueften öon |>elmolb Ijerrüljren. 

Äann fomit ber toirflid)e Satbeftanb feinem 3*^*1 unterliegen, fo ift boefj 
bie fester unglaubliche Verwirrung, bie tooljl infolge ber irrtümlichen 9iad)rid)ten ©ibo£ 
Don 1187, 9iobe3 bbn 1347, SDetmarSfcon 1386 in ber fpäteren ©efd)icl)t3fdjreibung 
über Slltlübetf bi3 auf biefen Jag um fief) gegriffen Ijat, menigften^ erftärtid), eine 
SBermirrung, bon ber, roie bargelegt, 142 ) noef} 1907 $ieffelbacf)3 93udj ein fo 
braftifdjeS 93eifpiet gibt, ber aber auef) Slutoritäten mie ber cjecfyifrfje 3lltertum3* 
forfdjer Sßaut 3of. ©djafarif jum Dpfer gefallen finb. 1 . 43 ) ©djafarif ibentiftgiert 
jwar fiübeef richtig mit Sufotoec, toenbet aber ben Tanten 93ufotoec ebenfo für 
fiübeef rote für Slltlübecf an: „3)ie Sßagrier — wohnten — längft be£ galbera» 



187 ) 2Bie Siubice bei Slbam audj als ßeubice erfdjeint, fo roerben in engfifdjen 
Duellen bie Siutici aU Seuticü angeführt, ögl. Sßilljelm üon SRalmeSburg, de rebus 
gestis regum Anglomm bis 1127, lib. II, Kapitel 189: au$jug$roeife IjerauSg. 
öon SBatfc, MG.; SS., X, ©. 466. (Sbenfo roerben bei Slbam felbft bie Umwohner 
fcon SebuS balb als Stubu^i, balb aU Seubujji angeführt: ©letdjfteßungen, bie für 
bie SluSfpradje beä tu am @nbe ber altmeberbeutfdjen $ertobe bemerfenäroert finb, 
bjro. für bie SSiebergabe flaütfdjer 3)ipt)rt)onge im bamaligen ßatein. 

138 ) Slbam III; 19, a. o., S. 110 unb £elmolb I; 36, 6. 76 ufro. (fiubcfe) 
fohrie I; 34, ©. 74 (Subifa). 

139 ) SBaifc (a. o., ©. XI — XII): «Scholia multa ab ipso Adamo codici 

operis sui in m argine addita esse, vix dubium est. paucissima tarnen 

sunt de quibus pro certo constet, ab Adamo ea scripta non esse. Haec sunt 
scholia 21, 22, 33, 124, 145». SSgl. aud) Sappenberg („3ur beüorftefjenben 8tu3- 
gäbe be3 £elmotb" im Strdjiu ©b. VI, @. 558, jpannoüer 1838). 

140 ) Slbam II, 15 b; schol. 13, ©. 51. 

141 ) Slbam IV, 1; schol. 95, ©. 153. 

142 ) Sgl. oben, 6. 16. 

143 ) ©labifdje Slltertümer, beutfdj üon Sftofig ö. Stetjrenfelb, tjerauäg. ö. £einrid) 
SButtfe, 83b. II, ©. 588 u. 538; ßetpjtg 1844. 



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57 

gaueS — im Slette ber %xa\vt (sie!) bis und) fiübeef, SBuforoec, einer bamalS etroa 
eine ©tunbe nörblicfjer, am 3ufammenfluffe ber ©roartau in bie Jrame gelegenen 
©tabt". — SlnbererfeitS nähert \\i) bereite 1748 ber 1719 ju Sftoftocf geborene, 
1786 ju Hamburg geftorbene bänifdje mirflicfje Suftijrat 3ol). Sßeter SEBillebranbt 
in Ältona ber (SrtenntniS, bafc £elmolbS JBucu unb £etmarS SBucgljeüi&e auf ben 
gleichen 9iamen unb beibe auf Sübed äurücfgefyen, roenngleid) biefer intelligente 
SBermaltungSbeamte fid) nidjt üon ben beliebten ett)mologifcf)en Spielereien, benen 
ja nod) ^eute fo üiete jum Dpfer fallen, freizuhalten üerftet)t, inbem er ben 9iamen 
für ben locus Bucu mit bem tarnen ber üon £elmolb als SBod^nija 144 ) be« 
jeic^neten SSafenife jufammenbringt, bem bei fiüberf einmünbenben 9tebenflufc ber 
£raüe, 145 ) bereu -Jtympljen, cygneae Naiades, er nad) einem ©emälbe, baS im 
Sübeier 9fatl)aufe Ijing, 146 ) als Sucobraftuben (Bucobrastusides ober Buco- 
brastusiae) bejeidjnet. tiefer 9iame fyingt roieberum mit einer 93ejeid)nung gu« 
fatnmen, bie fid) bereits 1518 bei granciScuS SrenicuS üorfinbet, 147 ) mit bem 
9iamen Bractusa für bie SBafenifc. 



144 ) I; 75, ©. 116. 

145 ) „^anftfi^e ©tjronitf aus beglaubigten 9iad)rid)ten juf ammengetragen", 
Sübed 1748, @. 6: „Unter ben polnifdjen ©cribenten Wirb fie üon Jodoco Ludo- 
vico Decio Bucovecia genennet, ift aber üermuttjlidj ein 2)rucf«gef)ter, unb foll 
Buconecia Reißen, fintemat)l ber 3Kinoriten«2efemeifter in feiner getriebenen Etjronicf 
üon ber ©tabt ßübeef faget, fie fjeiffe auf SBenbifd) Bucghenitze. Unb biefer 9teme 
fotooljt, als anbere feines gleiten, nemtidj Buccena, ttrie fie granciScuS SrenicuS, 
unb Bucovia, toie fie $artmannuS ©djebeliuS nennet, fdjetnen üon bem Orte, ba 
fiübeef ift erbauet Sorben, nemlid) üon bem SBerber attrifdjen ber Üratoe unb 
SBadenifc, hergenommen ju fetjn, melier aller alten ©ertbenten einhelligem ©eridjte 
nad) ehemals Bucu getjeiffen tjat. 3>a baS üorangefüfjrte SBort Bucghenitze 
fd>einet fonbertid) mit bem SRaljmen ber fyieftgen SBatfenifc, bie bety ben Sitten 
SBatfeniffe gefyeiffen, nat)e üertoanbt ju fetyn". 

14 •) SSon einer jtoeiten Slnftdjt SübetfS fagt S)aüib Sf^träuS 1552 in ber 
Sorrebe, bie er gu einem Sobgebidjte beS SßetruS SSincentiuS gibt, toelcfy lefcterer 
üon 1552 bis 1557 SReftor beS SatljarineumS ju Sübed mar: «Edita est ante paueos 
dies pictura inelytae Urbis Lubecae, adiuneto erudito et eleganti carmine 
Petri Vincentii (£einrid) ü. Seelen: «Petri Vincentii de origine, incrementis et 
laudibus Lubecae elegia» 1755, ©. IV u. V). S)iefe 2Infid)t ift entmeber älter 
als ber berühmte ©effrfenfdje große #otjfd)mtt ober mit btefem ibentifd). 3n 
lefcterem galle toäre ber prächtige ^olafdjnitt älter, als SrunS anjune^men geneigt 
ift, ügl. ben 2lbfdjnitt über bie brei älteften Kirchen SübetfS. 

147 ) Germaniae exegeseos volumina duodeeim, £agenau 1518, lib. 12, 
Statt CCXVI. 



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58 

Sapitel 5. 
Sutlje, SntribucuS imb Saccena. 

2)ie Tanten S3ute, 33uta, 93utau unb JBut^c fd^einen crft nad) bem 2Kittet- 
alter für Säbcrf gebraucht morben ju fein, aber auSfdjliefclidf} in ben goftmtett 
unb ©Triften ber §iftoriograpl)en, niemals in SBirflidjfeit. SKan finbet biefe 
Segnungen 1543 bei ©ebaftian fünfter/ 48 ) 1597 bei SRanfeau, 149 ) 1607 bei 
©antmann, 150 ) 1653 bei Stteriau, 151 ) 1677 bei Äirdjring unb 2Küüer 15f ) unb 
bei einer grofcen Slnja^I anberer ©dfjriftfteller bis ins 19. Safjrljunbert. 

3n ©ebaftian SÖtünfterS (1489—1552) Cosmographie mirb beljaujrtet, 
fiübecf Ijabe früher 85ute gereiften, entmeber narfj bem ©otyne beS ©latoenfürften 
©ottfcfyalf, „ober bon ber ©öttin SBenuS ober nadj einer anberen Statt in 
Schien bety ben 2Keotifd)en Sßfüfcen gelegen, melier ^ßtolomäuS gebencft". 3)ie 
ältefte Quelle, in ber id) biejen fo bietfadf) angemanbten tarnen fjabe finben 
fönnen, finb bie 1521 ju SRoftocf erfd()ienenen Annalium Herulorum ac Van- 
dalorum libri VII beS 1525 ju SRoftocf als SRateS $erjog £einridf}S öon URecflen« 
bürg beworbenen TOcolauS SljurtuS 9KareSca(cuS. 2ttS 2llbert Stanj bon Stoftod 
nad) Hamburg übergefiebelt mar, Ijatte £erjog £>einrid) SDlareScatcuS, ben fie^rer 
SpalatinS, bon ber eben gegrünbeten SBittenberger an bie SRoftocfer Uniberfität 
berufen, bamit er bort als 9tad)fotger bon Sranj bie|>iftorie bertrete. 158 ) SOGareS* 
catcuS fyat benn aud) eine ganje Steige bon SBerfen getrieben, meiere bie ©efd)id)te 
ber Dftfeegebiete befyanbeln, jur befonberen 3ufriebenl)eit feines ©önnerS, ber ifym 
in ber ljerr(id)en Äircfjc gu SDoberan ein Spital fe&te. 9?ad) b. SBegele 164 ) mar 
■äftarfrfjalf — übrigens ein Surift, nicfyt ein Geologe — ein SRann bon biet- 



148 ) Cosinographia ober Betreibung ber ganzen SBettt, 1543. 3n ber 
»uSgabe bon 1628: ©. 1192. 

149 ) Henricus Ranzovius, Cimbricae Chersonesi descriptio nova, b. West- 
phalen, monumenta inedita rerum Germanicarum, praeeipue Cimbricarum et 
Megapolensium I, ©. 19; Setyjig 1739. 

150 ) £einridj ©antmann, de fundatione et incremen tis inclutae Lubecae 
oratio panegyrica recitata 1607, 28. Julii publico in Auditorio, quod Lubecae 
Vandalorum est. granffurt a. Ober 1609, Statt E 2. 

151 ) Topographia Saxoniae inf erioris, granffurt, bei) SRattt). SKerianS ©rben, 
1653, @. 154. 

lbt ) Compendium historiae Lubecensis; Hamburg 1677, ©. 3. 
168 ) ©o Sacfmetfter b. SBeftyfjaten, a. o., 93b. I, ©. 458. 
154 ) ®efd)idjte ber beutfdjen £iftoriograj>t)ie feit bem auftreten beS #uma« 
niSmuS; äRündjen 1885, ©. 90. 



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59 

fettigen miffenfdiaftlidjen Sntereffen unb öon ber Ijumaniftifd&en JBeroegung bei 
tvexttm tiefer erfaßt wie ber afö ©efcfyidjtefcljreiber fo bebeutenbe Sllbert Sranj. 
Aber, fügt t>. SBegete Ijinju, „fo geroifc nun Sfranj bon SJiarfc^alf al3 ©ele^rter 
in ben öerfdjiebenften 3" J ^8 en he8 SßJtffcnS übertroffen wirb, fo weit fteljt er afe 
@efdjid}t3fd}reiber über iljm, benn bie formale Silbung allein öermag ben eckten 
@efd}id}t£fd}reiber nid)t ju machen". 

gür bie ältefte ©efcfjidjte SübecfS fpiett SWarfd^all eine äf)nli<f)e Stoße wie 
Äabhtbef für ben Anfang ber polnifcfien ®efd)id)te. ©eine Fabeleien übertreffen 
an ©frupellofigfeit unb ®efd)ma<flofigfeit fo jiemlicf) aßeS, ma3 in ben folgenben 
brei Saljrfjunberten über SübecfS 6ntftef)ung getrieben roorben ift unb ba3 ift 
meljr, ate man glauben wirb. 9?ad) 9Karfd)aK folgt auf ©obeScalcuS, ben 
31. SBenbenfönig, beffen ©of)n Sute, öon bem 2Rarfd)alf in ber beutfdjen 
gaffung 165 ) feiner Slmtaten berichtet: „3)ie öon feinem $rn. SSater bormaljte 
erbauete ©tabt, Ijat er im guten ©tanb jufefcen fid) angelegenfeijn laffen unb fie 
SBute genennet". 33ute£ fflruber unb jweiter Kadjfolger, ber 34. SBenbenfönig, 
ber melgenannte $einricf) „füfjrete feine £oftjaltung meiftenS in ber ©tabt 33ute, 
welcher er ben Wammen Süberf ju geben Selieben getragen." — Katürlirf) wirft 
biefer gabulant bie 9tad)ricf)ten über SUttübecf unb Süberf burdjeinanber. 3)em 
©efcfjmacfe ber mit bem 3fa!jre 1521 beginnenben brei 3at)rljunberte fagte er aber 
berartig ju, bafc nod) 1782 ber Sübecfer Sijentiat $ol). 9Jub. Seier bie SKarfjricfjten 
über Sltlübecf in feiner „Umftänbli<f)en ©efcfytcfyte ber $aifert. u. beä §eil. 
9ftömifd)en SfteidjS freien ©tabt fiüberf" mit 93orltebe auf biefen ®ewäljr& 
mann ftüfet. 

3n bejug auf Kamenerfinbung wirb 9Äarfd)atf nod) öon ©ottfdjalcf Sird)« 
ring unb ©ottfdjalrf SKüHcr übertroffen, bie berieten, ber Jtjrann Sriton Ijabe 
„feinem SSbgotte ju ©(jren ein fefteS ©djtofc 33utribucu3 gereiften geleget gehabt 
unb bie ©täbte ift auef) SButa, SButau genennet morben". 156 ) 35iefe auf ba$ 
83ucot>ianifcf)e fiübeef bejügtid^e ©teile fdjeint anjubeuten, ba% bie tarnen SBute ufro. 
^Mjantaftereien finb, welche burdj ben tum §elmolb, ©ibo, SRobe, SDetmar unb ben 
polnifcfjen Queflen überlieferten a(t!jiftorifcf)en Kamen 93ucu angeregt fein werben, 
ba §elmolb ßruto als ben Srbauer 93ucu3 bejeicfynet (I, 57). SRocf) bor 9J?arfrf)alf 
ftöfct man im 3aljre 1518 auf ben Kamen Söaccena für Sübecf. granj grieblieb 
ober 3frenicu3, ber 2Jiitfd)üler 2JMandjtljon3, greunb eines 9Jeud^lin unb Sßirt» 



155 ) Lib. I, 32 unb II, 34 bei SBeftyfjaten, a. o., I, ©. 229 u. 232. 

156 ) «. o., 6. 3. 



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60 

Reimer, ein nad) b. SSegele 157 ) gweifetloS gut berantagter ^iftoriograpl), ber fid> 
burd) feine f>E>t(o(ogifd>e ©djulung Ijerbortat, unb fieljrer be£ 35abib Sl)tjträu3, be£ 
trefflichen gortfefcerä eines Sllbert Ärang war, bringt in feiner exegesis Germaniae 
1518 bie Slngabe, fiübec! a Vandalis Baccena nominatur. 158 ) Sludj bieg 33accena 
Ijatte id) für eine Ableitung bon 33ucu ober 33ufomum, eine Muff off ung, in ber id) 
burd) ben 3 u f a fe « a Vandalis » beftärft werbe. Sanboli finb nad) bem <Spxafy 
gebraut ber ©eletprten be3 16. unb 17. 3af)rf)unbert3 bie Slbotriten, infonberljeit 
werben bie SKedlenburger fo genannt, nid)t tninber Ijäufig finb aber unter ben 
SSanbali, wie Ijier, bie SSenben ober Stauen int allgemeinen gu berfteljen. Unter 
ben wieberfjolt aufgeführten potnifdjen Segeidjnungen für fiübed erinnert namentlich 
bie gorm 83uconecia foroo^l an ba$ 33ucu |>e(molb3 aU aud) an ba% SBaccena 
griebliebä. $)a liegt bie Srflärung nafye, baf$ bie 33egeid)nung griebtieba 
urfprüng(id) SBuccena gelautet fyat unb bafc burd) ein SBerfeljen in ©djrift ober 
35rud aus bem urfprünglidjen u ein a geworben ift. 2)ie ßeftüre SBillebranbtö 
Ijat mid) übergeugt, baft biefe Slnnaljme zutrifft. S)enn SBiUebranbt fdjreibt in 
feiner |>anfifd)en ßfjromd, fiübec! I)abe nad) 2)etmar Söucg^eni^e gereiften. „3)iefer 
SRame fomofjt, afe anbere feine£g(etd)en" fd)ienen auf 93ucu gurüdgugeljen. Unter 
bm „anberen feineägteidjen" füfjrt Sßillebranbt SBucoöia unb 33uccena an, (enteren 
Kamen mit bem gufafc: „wie fie granciScuS ftrenicuS nennet". 3u ber bereite 
girierten 2(u3gabe grieblieb£ öon 1728 erflärt 23ernf)arb ba3 angebliche Saccena 
in feinen Stnmerfungen gtetrfjfall^ burd) ba3 SBuccoöetium be3 früher fdjon gitterten 
polnifdjeu Gljroniften 2>eciu3. 159 ) 

Sn ben brei ftafyre bor feinem Jobe erfdjienencn Deflorationes — ein be* 
geidjnenber 9?ame für feine Spielereien — antiquitatum ab origine mundi us- 
que ad annum 1522 bringt SÖtarfdjalf beu 9iamen Luconiura ober Colonia 
Lucaniorum für fiübed. Der wirftidje ©eljeimrat (Srnft Soadjim b. Sßeftpljaten, 
ber Kurator ber Äieler Uniberfität, ber 1739 bie deflorationes herausgegeben §a\, 
wie aud) bie fdjon girierten Annales Herulorum ac Vandalorum, will tiefen 
Kamen fogar urfunblid) . nad) weifen, inbem er auf bie angebtid) urf unb lidjen 
Segeidjnungen Luceni unb Lucones Segieljung nimmt: «Occurrunt Consules 
Luconi et in privilegiis MSC. Ecclesiae ac Capituli Lubecensis f. 53, 
Canonici Lubecenses dieuntur Canonici Lucones». b. SBeftp^aten bringt 



157 ) (21. o., @. 128—132 u. aüg. bfd). 33iograpl)ie 33b. 14; @. 583, 1881). 

158 ) Lib. 12; a. o, Statt CCXVI in ber 2Iu$g. b. 1518, ©. 400 in ber 
2(u3g. o. 1567, @. 397 in ber 9Tu3g. b. 1728. SSgl. unten, 2lnm. 183. 

159 ) Lib. 12, @. 397. 



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61 

bicfen angeblichen urfunblicfjen Sfadjroei« in einer ?tnmerfung jur praefatio 160 ) 
3U SWarftfjalf« SBtumenlefen, bie an Joannem Rhodium gerietet ift: «Urbin- 
daginaeum Luconiorum Legatuin summum». gerner fügt ö. Sßeftpljalen 5U 
SJiarf djalt« SBejeidjnung « Luconiorum» bie (Srtäuterung l)inju: «h. e. Lubecen- 
sium, quos Luconios dictos vult, a Luconibus populis a Ptolomaeo in 
utraque Albis ripa collocatis». Slud) hierin irrt fidj t>. SBeftpIjalen; id) 
roenigften« öermag bei Ptolemaeus Luconea populos in utraque Albis ripa 
collocatos nicfyt nadjjmoeifen. 

Slufcerbem berietet 9Karjd)aK jnm 3al)re 1104: tUrbs Luconiorum 
excitatum (sie!) sub Godescalco». äbgefe^en babon, bafe in ben Quellen bon 
einer ©rünbung Subefe« burd) ©ottfdjatf nitfjt« ermähnt roirb, bafc ferner ber 
SBenbenfürft ©ottfcfyalf 1104 bereit« 38 3at)re lang tot mar, war e« mir xoaty. 
fdjeinlid), ba$ e« ficf> aurf) Ijier um irgenbeine ©ntftellung, 33ertt>ed)fetung ober 
Kombination Ijanbeln muffe, ju ber fcfyliefelicf) ein 11 Saljre ältere« Sßerf ben 
©djlüffel gab. 3n ben ju Sßari« 1511 erschienenen Commentariorum Urba- 
norum Raphaelis Volaterranis 38 libri, einem toäljrenb ber SRenaiffance Diel» 
benufctem SBerfe, finbet fief) bie (Stelle: «Lubicum, Saxoniae civitas Imperialis 
— aedificata in eo loco, quem Uneodes adhuc Saxoniae partem tenentes 
Lucconiam dixere, 161 ) eine Slngabe, roetdje bie Sntfteljung Don 9Jlarfcf)alf« 
3rrtum erflärt. ©ie fu^t, roie man fofort fielet, auf |)etmolb, gleirfjbiel, ob bire!t 
ober inbireft. Slber au« bem locus qui dicitur Bucu |)elmotb« ober au« bem 
castrum, quod Slavi Buccoweg appellant 33ogud}tt>at«, bjro. bem Bucovecia 
ober Buccovia ber fpäteren potnifcfyen Duellen ift infolge irgenb eine« 3$erjef)en« 
Lucconia geworben, mie ber 3 u f a fe «quem Uneodes adhuc Saxoniae partem 
tenentes — dixere, beutlid} genug berrät. B unb L, v unb n ftnb oerroecfyfelt 
roorben unb fo ift au« Buccovia — Lucconia entftanben. Nebenbei roirb aud) 
Ijier bie intereffante, beftimmte Slngabe ber polnifc^en ®ejd)icf)t«quellen 162 ) be- 
tätigt, bafj in fiübeef« Umgebung ©laben gewohnt Ijaben muffen biet länger, 168 ) 
al« man bi«ljer angenommen fjat. Qfall« aber SDlarfdjalf feine Angaben nid)t au« 
23olaterranu«, foubem bireft au« ben potnifdjen Quellen geföityft Ijaben follte, fo 



16 °) 91. 0., I, 6. 1419. 

161 ) 8. 0., lib. VII, 3ol. 71. 

16 «) SSgl. oben, S. 11 u. 13. 

168 ) Stud) wenn JRapI). SSolaterranu« ober, mie er audj Reifet SDtaptjaeu«, btefe 
Angabe nidjt al« originale SDttttetlung bringt, fonbern au« feiner, üermutlid) 
potnifdjen, Duelle abtreibt, ift fie ber Seadjtung mert. 



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62 

formen beibe bicfclbc fehlerhafte §anbfdjrift, benfelben in bejug auf ben Tanten 
Succoma öerborbenen 2)rud, biefelbe Duelle bireft ober inbireft benufct fyiben. 
©emnadj gefjen nid)t nur bie 22 flabifdjen unb latinifierten ^formen be3 
KamenS Sucu, fonbern audj bie Kamen 93uta, JButau, 93ute, 93utl)a, SButlje, Sutri« 
bucuS, SBaccena, Succonia unb colonia Lucaniorum auf ben eckten, alten Kamen 
ber ©egenb jtoifdjen Jratoe unb SBatenifc, auf 83ucu jurfid. 



Kapitel 6. 



Colonia magna, ©roßen Stollen, grau Senerte Serg, 
6rou be£ Seuifdjeu MeidjeS. 

Slbgefefjen mm SutiuS tonnten bie biäljer befprodjeneu Kamen afö foldje 
nadjgeroiefen werben, bie fid) teil« organifd), teil« redjt unorganifd) an ben alt« 
Ijiftorifdjen Kamen S3ucu anfrtyftaHifiert Ijaben. dagegen muffen bie Ijier auf- 
ge3äljlten SBejeidjnungen, bon benen bie brei lefcteren, menn fie aud) als Kamen 
gebraust roerben, boc^ nur SBeinamen unb ©eutungäberfudje finb, als erfunben 
gelten. SSon ifjnen finbe id) bie brei erften jum erften SKale gleichfalls bei 
9Karfd)alf, roäfjrenb bie le&te ein ^aljrfjunbert früher auftaucht. 

©eine fojufagen au« ben fjtngern gefogene Sejeidjnung Solonia magna 
rechtfertigt 2Rarfd)alt in feinen Deflorationes burd) ben großen Sluffdjroung, ben 
Ältlübed unter $einrid) genommen Ijabe: * Colonia dicta magna, ob plurinios 
videlicet, qui subito confluxerant — circiter annum 1073 >. 164 ) 3n ben 
Annales Herulorum berietet er toom ©labenfönig $einrid): «Arcem habitavit 
urbis Butes, quam Coloniam Luconiorum magnara dici maluit». ßbenfo 
erjö^lt er in ber beutfd)en SSerfion biefer Slnnalen: „HixUd ift ber Sucanier 

$auptftabt. KadjgetyenbS ift fie öon ©ottfdjald, ber ^erulen unb Dbotriteu 

Äönige, angebauet, melier fie 85ute genennet, entroeber bon feinem ©ofjn 

33ute, — ober aud} ja ber S3eneri$ ©oljne, melier 33ufc genennet nrirb, ju Sljren. 
Der |>enrid| aber, be3 SButeS 93ruber — §at fie genennet Colonia magna ber 
Sucanier. 166 ) ©o wirft SMarfdjalf bie beiben Zeichnungen Colonia Lucaniorum 



164 ) Lib. V, a o., I, ©. 1472. 

16& ) «. o., I, ©. 231, fottrie lib. II, Sattel 38; a. o., I, 6. 239. 



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63 

unb Colonia magna burdjeinanber, beten jmeite woljl nur eine Variation ber 
erften ift. 3n ber lübifcfjen ®efd|icf)tfcl)reibung finben fid) aber nunmehr beibe 
SBejeidjnungen jaljrfyunbertelang, weniger bie britte ju biefer ©nippe gehörige 
^Benennung, bie ber unetmübtidje gabutator ^injuerfonnen Ijat, ber junädjft 
feftfam anmutenbe Kante: „©ruften Collen". 9iad)bem idfj lange öergeblidj nad) 
einer ©pur für bie (Sntftefjung biefeS 9iamen3 gefugt, fanb icf) biefe bei ©ebaftian 
SKttnfter. S3 würbe mir ftar, bafc 9Jiarf<$alf au$ feiner eigenen (Srfinbung: 
«Colonia magna» ebenfo bie 93ejeid)nung „©rofcen Stoßen" gebilbet Ijat, wie 
©ebaftian SDtünfter 1543 au3 «Colonia magna» eine ,,©rof$ SBefefcung" ober 
„©rofeburg" madjt. 

Damit nidjt genug, fingiert SRarfdjalf neben 85ute, Colonia Lucaniorum, 
Colonia magna, ©rofcen Sollen nod) einen fünften Kamen: „grau SBeneriS 
JBerg" in einem brüten SSerfe, bem: „Chronicon ber äßecflenburgifcffen SRegenten 
Steim-SBeife", au3 bem tdfj bie betreffenben JBerfe 166 ) anführe, weil fie nidf}t btojs 
für iljren SSerfaffer, fonbern für ba$ ganje 3^itattcr in meljrfadfjer JBejie^ung 
djarafteriftifdf) finb: 

„^tDifc^en ber Jrabe unb SBagnifc breit 
Die Seit Sönig ©obeföalcf erftltcf) leit 
Sine ©tabt, bie Ijatte ber Kannten niel: 
JBute, großen Collen, aud) Sübetf mit 3^0; 
Stuf SBenbifd) Sübeca: ein fflultdjen man nennet; 
Unb fyätte aud) jemanb ^oeten erfennet, 
55er finbet JBute in grau SBenuS Ijotbe, 
Die ©tabt grau 93eneri3 93erg fe^n folbc. 
Da§ warb aud} mit ber Qtxt alfo: 
grau 93enu3 ba ift aflejeit frolj. 



Die SUtenburg fiönig ©obefdjatd machte, 
Die ©tabt ju jieren er fleiffig badjte. 
SBute, fein ©oljn, ber roofynt aud) ba 
3n königlichen @at)t (!) unb tvtö be3 froV 
ufw. 

©o fabelt ein ©etefyrter öon SRuf; ein Surift, welker SBertrauenSmann be3 
metflenburgifdjen #erjog3 ift unb an brei beutfdjen Uniöerfitäten als *ßrofeffor 



166 ) Shpitet 21, bei SBeftp^alen I, ©. 580. 



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64 

geroirft Ijat! 3)er neue SRame, grau 93eneri3 83erg, ift metteidjt baburdj gu 
*rttären, ba% fid) gelegentlich ber SRadjridjten über bie ©rünbung be$ heutigen 
fiübecf häufiger bie SEBenbung gefunben fjaben modjte: «in colle, qui dicitur 
Bucu». — 9tod) 1596 f djreibt ©abib Sodjljafe ober Sljt)träu3, ber ermähnte 
gortfefeer tum 2Ubert Äranj, ber bon 1551 big ju feinem £obe im 3aljre 1600 
als ^Srofeffor in SRoftotf lebte, aber audj an ben Unfoerfitäten SBittenberg, Reibet- 
berg unb Tübingen mirffam geroefen tft : cLubeca, olim exiguum oppidum 

(SKltlübecf) deinde inter Wakenissam et Dravam in colle 

extrui coepta». 167 ) — 2>afc 9J?arftf)alf au$ 33ucu — 93ute madjt unb 23ute ober 
33ufc mit SBenuS in Sejieljung bringt, ift bargetegt roorben. 9lu3 ber Slngabe 
«in colle» machte Sftarfdjalt „93erg", au3 93ucu „fixem SBeneriS" unb gelangte fo 
ju feinem fünften tarnen für Sübecf. 

93ielleid)t nimmt mancher Slnftofe baran, bafj fo bebeutungSlofe, un3 gerabeju 
atbern erfdjeinenbe (Spielereien Ijier fo ernft be^anbelt roorben finb, als Ijanbele 
e$ fid) um bie ©rforfcfyung rätfelfjafter f}iftorifd)er 3)aten. Sfüein in jenen Qtiten 
be3 £mmani£mu3, in benen bie ßitelfeit unb ba$ 9tnfef)en berer, bie ate ©elefjrte 
gelten wollten, Ijöljer ftanb, benn jemals juöor ober nad)f)er im $)eutfd)en SReidje, 
mürben berartige ^ß^antaftereien burd)au3 ernft genommen unb mit SSortiebe Ver- 
breitet unb roeiter auSgefponnen. @o Reifet e§ 20 Saljre naef} SWarfcfyalfS £obe 
in ©ebaftian Üßünfterä £o3mograpt)ie 168 ): ,,£einrid) aber, SuteS ©ruber, Ijat fte 
Magnam Coloniam: btö ift bie ©rofc öefefcung ober ©ro&burg (offen nennen." 

3)ie le^te ber biefem Äbfdjnitt borgefefeten 93eäeidjnungen ftnbet fid} in 
ber Soffung: „Gron be$ Jeutfäen WeidjS" 1653 bei 2Rerian; 169 ) biefer SBegriff 
wirb erweitert ganj allemein gu „einer Ärone" 1677 bei Seeborf: 170 ) „Sübecf, 
fo eine Ärone in SBenbifdjer ©pradje Reiftet, bon iljren primat unb SBorjud), ben 
fie für anbern SEBenbifcfjen ©tobten gehabt", — bagegen verengert ju ccorona et 
caput» ber beutfdjen Dftfee^äfen 1596 bei GfjtjträuS, 171 ) ber ben f)übjd)en Ein- 
fall §at, bie jroölf Dftfeefjäfen bon Sübecf bis Königsberg: Lubeca, V Vismaria, 
Rostochium, Sundia, Gryphisvvalda, Anclam, Stetina, Colberg, Stolpa, 
Dantiscum, Eibinga, Königsberg mit bem ,3roölfftäbtebunb ber fteinaftatifdjen 
3onier ju dergleichen; bie gmölf Dftfee^äfen «quarum prima versus occasum 

167 ) Davidis Chytraei Saxonia, Lipsiae, 1611, lib. VI, ©. 145. 
188 ) 81. o., 6. 1192. 

169 ) Topographia Saxoniae inferioris, @. 154. 

17 °) Chronica ber Säuerlichen freien SteidjS ©tobt Sübecf, aufgefefcet 1677, 
fiapitel 1,6.1. 

171 ) 81. o., Üb. VI, ©. 145. 



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65 

et caeterarum oranium Corona et caput est Lubeca.» 9tocf) ftörfer ber» 
engert: nur auf SBagrien bejogen mirb bie Sejeidjnung Corona et caput 1609 
bei 5)reffer. 17 *) Ältere Spuren ber Sejetc^nung Corona finben ftdf> bereite 1539 
bei bem fiübeder ©uperintenbent ^ermann SonnuS, 178 ) ber Sübecf „bie fürnemfte 
unb gröftc ©tabt — in SBanbatia" nennt, ein Segriff, ber an bie Corona et caput 
Wagriae bei Treffer erinnert. 3""t erften Wak aber finbe id) bieg Attribut 
genau ein 3a^unbert borljer, in ber big 1438 reidjenben f elften SRejenfion ber 
Cronica novella ^ermann $orner$, in melier Süberf „en crone unbe en fjoöet 
aller ©anfeftebe" genannt roirb. 174 ) 



Äapitel 7. 
fiirimiriS, £re*a, Siuartoum. 

Sine britte @ruppe öon SBejeidjnungen ift roeber fyftorifcf), nod) erfunbeu: 
fie enthält fote^e tarnen, bie bon ftennern be3 Altertums flaffifdjen Tutoren ent- 
nommen unb mit Sübecf ibentifijiert roorben finb. ^ßtolemäuS unb bie „tyrifdje 
ßljarte" öeranlaffen ben Sübecfer 5trjt SJiicotauS £>einr. Srefyner 1822 ju ber 
SBeljauptung: „3)er uralte ©aljfunb neben DlbeSloe mufete bie E^ali ober Sii jjur 
©rünbung einer SJitebertafjung an ber Jraöe reijen. 3)a^er ift aud) ber Ortsname 
SirimiriS ber ttjrifdjen Sparte beftimmt Slltlüberf jujufdjreiben." 175 ) — „©fcatufuS 
Ijiefc auf tt)ri|cf)er Sparte bie Sra&e, unb bie ^paKufier roofynten am Iin!en Ufer 
berfelben, in bem ©au öon Stltlübecf." Sßie öre^mer Slttlübecf mit fiirimiriS 
ibentifijiert, fo fennt er aud) ben 9iamen Sübecfg roäfjrenb ber römifeffen Äaifer- 
jett: „Auf bem regten Jraöeufer mo^nten, auf ber tyrifdjen Sparte, leutonen, 
nadj bem fdjnmd) üeränberten 9iamen be3 ^luffeg unb bem ©tabtnamen Üreüa 
ber tyrifdjen Sparte auf bem infelreicfyen (!) ^ßtafe be3 jefcigen fittbedfö Ireüer. 



173S ) Isagoge historica, Seipjtg 1613. Lib. Vr de praeeipuis Germaniae 
urbibus, ©. 396. 

178 ) Chronica ber fürnemften ©efdjtdjte unb $änbet ber ffet)f erliefen ©tabt 
Sübecf, 33udj 1, Statt a 3. 

174 ) ©et ©djtoatm, a. o., ©. 536 ad annum 1104. 

175 ) ©ntbeefungen im Altertum, 2. Abteilung, ©. 135, SBetmar 1822. gerner 
©. 123. 3Kan öergteicfye aud) Henr. a Seelen, Petri Vincentii de origine, 
incrementis et laudibus Lubecae Elegia, Sübedf 1755, ©. X — XIII, 8lnm. c, 
in ber fid) ber gelehrte Steftor be$ $atfjarineum3 über bie Warnen SfyatufoS, £reua 
unb 2eupf>ana audfä&t, meld) festere mit ber SBafenifc ibentifijiert ttrirb. 

8t«t. b. *. f. fi. «. x, i. 5 



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66 

2)er fortbauernbe glufmame flammt toon btefen Sreöcrn; her längft vergangene, 
bodj gleich richtige, bon bcn angränjenben Sljalufiem". 3)iefe ^Behauptungen ge6en 
ein SBeifpiel, bafc im Saljre 1822 immer nod} bie gleite Steigung obwaltet, 
^S^antafterien über SübecfS ©efd)icf)te für ein Ergebnis gefd)id)tlicf)er Überlieferung 
auSjugeben, mie bei SKarfdjalf im 3faljre 1521. 

3)ie 93ef)auptung, ber ältefte SRame für Slltlübecf fei SirimiriS, finbet fidj 
meines SBiffenS nur bei Srefymer: um fo älter unb oerbreiteter ift bagegen bie 
ebenfo Ijattlofe Slngabe, ber ältefte SWame SübecfS fei Ireöa. 2)iefer SRame taucht 
für fiüberf jum erften SRale im %at)xe 1631 auf. @r finbet fid) bei feinem 
geringeren, als bei bem, ben 3tonj ö. SBegele als ben SBegrünber ber miffenfe^aft- 
liefen Ijiftorifcfyen ©eograpl)ie in 3)eutfd)lanb rül)mt, 176 ) bei pfjilipp Älümer, bem 
^rofeffor an ber Uniöerfität ju fieiben: «Est apud eundem Ptolemaeum locus 
Treva dictus, quem ego a Travä flumine — Chalusus est Ptoleraaeo — 
Domen habnisse puto, esseque dudc urbem Lübeck. Atque huius sane 
elarissima totius septentriotris est fama apud inferioris saeculi scriptores». 177 ) 
®ie ßfjali berfefct ^StolemäuS II; 11, 7 auf bie fimbrijdje ^albinfel; ber öon iljm 
II; 11, 2 unb 7 ermähnte ßfyxlufuS mirb bon 5üiüHen^off auf bie £abel bejogen. — 
2)afe minbergelefjrte |>iftoriograpl)en, roie £einr. ©eeborf, aus ber ©tabt Ireoa 
eine ©tabt Jraöe machen unb fomit Jraöe für ben urfprünglidjen SRamen SübecfS 
ausgeben, 178 ) erfcfjeint um fo berjetljlicfyer, als bereits Älüroer felbft unb 28 Safyre 
nad) iljm ber nicfyt minber gelehrte £>einrid) Sangert, ber öon 1610 — 1665 lebte, 
1643—1664 Äonreftor unb feit 1664 SReftor am Sat^arineum gu fiübeef mar, 
biefe Sfteinuug vertreten Ratten. 179 ) 

28ie bei fiübeef ber Sftame beS borbetfliefcenben f^luffed an bie ©teile beS 
angeblichen ©tabtnamenS getreten fein mürbe: Jrabe an bie ©teile t>on Sreoa, 
fo ift eS Slltlübecf in SBirflidjfeit ergangen, baS auf feiner nörblic^en Seite üon 
ber ©cfjmartau begrenjt mürbe. 93ertiuS 18ü ) erjä^lt 1632, ber befannte Triften- 
freunblidje SBenbenfürft ©ottfc^alf fyabe 1040 oppidulum Swartow gegrünbet. 
211S aber bie 23emof)ner SiügenS — Rugij — Swartoum immer öon neuem 
beunruhigt Ratten unb bie iudustrii cives biefeS DrteS fid) ber SRugicr nidjt 



176 ) 21. o., ©. 655, 2lnm. 3. 

177 ) Philippi Clüveri Gennaniae antiquae libri tres. Lugduni Batavorum 
1631, lib. III, Kapitel 27, @. 605. 

178 ) 21. o., 3. 1. 

l7u ) Sn feiner $elmolbauSgabe üon 1659 $u lib. I, ftapitel 57, 8. 140. 
18 °) P. Bertii commentariorum rerum Germanicarum libri tres. Amstelo- 
dami 1632, 3. 593. Sgl. audj unten, 2tnm. 338, S. 132. 



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67 

metyr Ratten ermefyren lönnen, Ratten fie auf SBeranlaffung Slbotf^ II. iljren 3Bot)n- 
fifc öon ©roartoum, beffen Käme Ijier böHig an bie ©teile bon fiubefe = Ättlübecf 
getreten ift, in baS ©etänbe beS jefcigen fiübecfS öerlegt. ©omit finb bte Kamen 
fiirimiriS unb ©roartoum auSfdjliefclidj für Slltlfibetf, ade anbeten Kamen in 
roirrem 2)urd)einanber forooljl für SHttübecf roie für fiübetf angeroanbt roorben. 



Äajritel 8. 
Üobienm, fiobef, Angelas laadis. 

SBie ftd} auf ben Kamen für bte SBafenifeftabt, auf 33ucu, bie Kamen 
Bucghevitze, Buthe, Butribucus, Baccena unb Lucconia jurfidfüljren laffen, 
)o bie Segeicfynungen Angelus landis, fiobef unb Sobicum auf ben Kamen für 
bie ©cftroartauftabt, auf ihtbefe. ©ner merfroürbigen Söcticbt^ctt bom 15. bis 
ins 19. 3al)rbunbert erfreut fid) ber Käme Sobef. 

2Jian fottte eS faum für mögtief) galten, bafc ber Urheber ber Spielerei, 
fiübetf als Sub — ecf = Sob — e! ju beuten, eine ber größten 3nteHigenjen 
beS auSgefyenben Mittelalters, ber SSater beS Humanismus in 2>eutfd)lanb ift: 
Snea ©glbio. greilief), für bie ©ntroicflung ber lübifdjen $iftoriograpf)ie tyat fid) 
ber Humanismus meljr als ein ^emmfdjulj beim als ein ©egen erliefen: fie ftanb 
unter §elmotb ljöl)er als nad) bem Mittelalter bis ins 19. 3af)rf)unbert; Sllbert 
Äranj, Keintar Slod unb %atob b. Melle ausgenommen. 3ln ©teile ber |>elmolbfd)en 
©djlidjtfjeit ift baS Übertabene, an ©teile feiner 93efd)eibenl)eit — (Sitelfeit unb 
pretentieufeS ©cbaljren, an ©teile feiner gielberoufcten Äritif — fritittofe £eid)tgläubig» 
feit unb Cberflädjlidjleit, an ©teile feiner 3 uöer Iäffig!eit — Keigung jur Senbeitj, 
eine förmliche Sudjt für Sbentifijierungen unb SBejieljungen jum 9lltertum foroie 
für gelehrt flingenbe glunfereien, an ©teile feiner ©laubroürbigfett — ein £ang 
ju (Srbidjtungen unb teid)tfinnigen Äombinationen fomie eine jfrupeltofe Sluffafjung 
in bejug auf ©enauigfeit, Sidjertjeit unb Übereiuftimmung ber Kadjridjten getreten. 
StllerbingS laffen fid), fogut mie bie namhaft gemalten erfreulichen StuSnafjmen 
für bie neue Qtit, anbererfeitS für baS Mittelalter lübijdje ©eJd)id)tSquellen 
anführen, bie eS an Unjuüerläffigfeit, miberfpred)enben Slngaben unb Mangel an 
SBafjrljeitSliebe mit ben Marfdjalf unb ©enoffen faft aufnehmen: xij brause nur 
^ermann fiorner ju ermähnen, ber übrigens für bie Don if)tn erlebte 3eit eine gute 
Ouelle ift. Slber im allgemeinen finb bie mittelalterlichen Kad)rid)ten über Kamen, 
Urfprung, Älter SübedS unb infonberljeit über Slltlübed, roie fid) aus ber bisherigen 
Darlegung ergeben Ijaben roirb, mertöoKer unb jutreffenber als bie ber neuen 3 e ^ 
bis tief Ijinein ins 19. 3aljrf)unbert. ®ie lübifdje ©efd)id)tfd)reibung, bie unter 

5- 



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68 

§elmolb, Slrnolb, SRobe unb 2)etmar in ber borberften Steilje 9iorbbeutfdjlanb3 
geftanben Ijatte, mar eben fett ber #errfdjaft be3 §umani3mu3 bebenflidj in3 
Hintertreffen geraten. * 8 *) 

3n feiner 1518 erfdjienenen Säuberung 3)eutfdjlanb8 füljrt Srenicu^ ben 
Flamen 2obef auf Snea ©tjlüio jurütf, ber toon 1405 bis 1464 tcbte unb 1458 ate 
*ßiu$ IL auf ben ©tuljl ^ßetri gelangte, fomie auf Äonrab SeltiS, melier ein IjalbeS 
Saljrljunbert fpäter, 1459 — 1508, lebte unb toon to. SBegele als ber genialfte aller 
beutfdjen #umaniften 182 ) f)ingeftellt wirb, fid} übrigens 1491 in fiübecf auffielt. 
3renicu3 188 ) fjat bie ©eiooljnljett, Ijaufig am (Snbe eines ©afeeS eine Quelle für 
benfelben im lejte anjufü^ren. ©o entnimmt er audj im 12. Shidje feiner 
Germaniae exegeseos volumina duodecim folgenbe SSerfe bem Äonrab Seltte: 

Inde urbs clara nitet de lumine nomine dicta 

Et Lobicum Codani fama decusque sui. 

Angulus haec landis dicta est urbs nomine prisco, 

Angulum in hunc fertur fluvius Dravenna per aequor, 
in benen aU eine Spielart für ben ÜWamen Sobef bie 5^tm fiobicum auftaucht. 
SSoran ge^t biefem ßitat ein jmeiteS Qitat au£ Seltte unb au« Gnea ©ijltoio: 
«Lubecum dictum, quasi angulus landis, Lobek, Celte et Aenea 
testibusV 84 ) — ©eeborf fteDt über ben Kamen 2obef folgenbe Betrachtungen 186 ) 

an: „Db fie aber ÜofcStf, ba3 ift ein Ort be3 2obe3, öon ber Sieligion, 

bie alle Qeit rein barin erhalten, ober audj 2übe<f, fo eine Ärone in Sßenbifcfyer 
Spraye fyeifcet, toon iljren primat unb SBorjudj, ben fie für anbern Sßenbifdjen 
<&täbten gehabt, genennet morben, ftelle id) be$ fieferS Subicio anljeim." 



18 1 ) Sgl. audj ü. SBegcle, a. o., ©. 424: „Hamburg gegenüber tritt in biefer 
Gpocfje Sübecf, ba£ üorbem in ©adjen ber ©efcf)icf)t3fcf)rcibung fo roeit toorauä toar, 
$urücf. ÜRennenStoertea ift faum an^ufü^ren." 

182 ) 81. o., ©. 36—43 unb 100—105, ferner allgemeine beutfdje SBiograpljie 
93b. IV, ©. 82—88, 1876. 

188 ) 3n ber toortrefflidjen fiübeder ©tabtbibliottjef, beren 9teicf)f)altigfeit immer 
toon neuem überrafdjt, finbet ftd) fomoffl bie Originalausgabe be$ Srenicuä öon 
1518, als bie fpätere toon 1567 unb toon 1728, bie übrigen« alle brei bie gleite 
fieSart cBaccenat (©. CC XVI, ©. 400 unb ©. 397) enthalten. 3)ie f)ier aitierte 
©teile ftetjt gleichfalls auf ber angeführten Seite. 83gL oben, 9fom. 158 auf ©. 60. 

184 ) 3)ic erft 1496 erfdjienene Descriptio de ritu, situ, moribus et conditione 
Germaniae, in ber idj bie angeführte ©teile beS Snea ©tjtüio toermute, mar mir 
fo toenig tüte eine anbere Sdjrtft biefeS $umaniften augänglidj unb toon ben ©d)rtften 
be$ SeltiS nur ber libellus de origine, situ, moribus et institutis Nürnberg« 
öon 1492, in bem idj aber nichts über Sübecl ljabe finben fönnen. 

186 ) «. o., © 1. 



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813 SrgebniS biefer Darlegungen läjjt fid) etroa folgenbeS jufammenf äffen. 
$ie tarnen für SUtlübecf unb Sübecf jerf allen in brei ©nippen: 

1. in fotd)e, meldte ©rbtdjtungen il)r 2)afein berbanfen, roie fie im 3 e i ta ^ er 
be£ Humanismus nidjt feiten roaren. ©te gelten 3 um gröfeten Xeile auf 
ben Stofiocfer *ßrofeffor 3Karftf)alf, ben 3^tgenoffen toon Gilbert Stranj jurücf, 
foroie auf Äabtubef unb fiorner. |)ierf)er gehören bie Sejeic^nungen: SufiuS, 
Colonia Magna ober ©rofcburg, ©rofeen Soßen, grau SßeneriS 93erg unb 
Sron be3 Jeutfcfjen Keid)e3; 

2. in fotdje, meiere ber Sudjt nadj Sbentifiäierung SübecfS mit Kameu be3 
flaffifdjen 2Htertum3 if)re Sntftefjung toerbanfen. |>ierljer gehören SirimiriS 
unb Jreüa ober Iratoe. 3Me 3M8 e ber SSerrocdjfehing eines gtufcnamenS 
mit einem Stabtnamen liegt audj öor in bem Kamen ©roartoum für 
«Ulübecf; 

3. in foldje, meiere cdjt finb ober ber 3lnäl)nlid)ung an erfjte Kamen ifjr X)afein 
oerbanfen. Hierher gehören einerfeits Söucu unb bie flaüifdjen Raffungen 
biefeS KamenS bis ju bem am meifteu frembartig flingenben 93ucgl)el)itje 
foroie Sutfje unb SutribucuS, Saccena unb magna Colonia Lucanioruin, 
anbererfeitS Seubice ober Subefe foroie Sobef, Angulus laudis, Lobicura. 
35a3 Hauptergebnis aber biefer Untersuchungen ift ber KacfyroeiS: 

1. baß bei einer Unftimmigfeit ätoifc^ett |>elmo(b unb anberen Duellen $elmo(b 
3ugrunbejutegen ift; 

2. bafe Subefe unb Sucu Kamen für jroei Orte geroefen finb, bie urjprünglid) 
nidjtS miteinanber ju tun fyaben; 

3. bafj Subefe unb SBucu in öerfd)icbenen Sänbern gelegen fyaben, bie burd) ben 
©renjflujs Jra&e getrennt waren: Sucu am rechten Ufer ber Jraüe, jroijrfjen 
Iratoe unb SBafenifc, im Sanbe ber *ßo(aben; Subefe h k Stunben nörblicfyer, 
am (infen Ufer ber Xrabe, groifdjen Jratoe unb ©rfjroartau, im Sanbe ber 
SBagrier; 

4. ba& nadj ber ^erftörung SubefeS 1138 ber Käme Subefe 1143 auf baS 
gleichfalls oerfatlene Sucu übertragen nmrbe; 

5. bafc nunmehr für baS eigentliche, urfprünglidje Subefe allmäf)licf) ber Käme 
vetua Lubika ober Olben-Subefe auffommt. 

9fti<fftänbig bleibt ber KadjroeiS für bie Sage toon Subele ober vetus 
Lubika: über bie Sage öon 93ucu fann fein ^roeifet beftefyen. 



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70 

«bfönttt IL 
|>ic ^age von JtftCu6ei6. 

Äopitel 1. 
Sie geogrttyljifdje Sage »tttfibetfä. 

2)ort, n?o bie ©djmartau in bie Xraöe münbet, in ber fiuftlinie fünf, auf bem 
Sanbmege gute neun Kilometer 186 ) norbnorböftlidj öom £fibe<fer SRatljaufe entfernt, 
liegt ber SurgroaH 3lltlübecf auf einer $albinfel ätoifdjen Jraöe unb ©djtoartau, 
bte fid) öon Sttorbnorbioeft nadj ©übfüboft erftre<ft, immer fdjmaler mirb, ftc6 
fdjlie&lidj genau nadj Dften loenbet unb ftdj auf biefer lefeten, 1250 9Keter langen 
©tre<fe genau öon SBeften nad) Dften mie ein ©djtangenfopf jufpifet. 187 ) Stuf 
biefer fdjlangenfopfarttgen ©Jri£e ber §afbinfel liegt ber SurgroaH, gegenüber einem 
britten SBafferfaufe, ber SRebebef, bte ba3 maffer- unb grabenreidje niebrtge Sßiefen«, 
93ufd^- unb äRoorgelänbe 188 ) jmifdjen Sübe<f, SBeSloe unb SfraelSborf enttoäffert 
unb faft gegenüber ber ©djmartau in bie Xraöe öon ©üben Ijer münbet, mäljrenb 
bte ©djmartau öon Sorben Ijer einfließt, ©o liegt biefe ^albjungenfjrifee am 
Sufammenfluffe öon brei SBaff erlaufen: im Sftorboften öon ber ©djroartau, im 
Dften, ©üben unb ©übmeften öon ber Ijier redjtnrinflig umbiegenben £raöe 
umgeben, fo bafc ein 3ugang nur öon 9lorbtoeften Ijer möglich ift. 

Sflan fann fiel) !aum etioaS 3tbgefcf>iebenere$ benfen, att bie einfame SBiefen« 
lanbfdjaft um biefen 93urgroaH, ber feit 26 Sauren überhaupt ni^t meljr jugänglidj 



186 ) So toett auf bem mett auSbiegenbem Sanbtoege, auf bem allein man ju 
gufc öon Sübccf nadj Slltlübecf gelangen fann, einem SBege, ber burdj folgenbe 
©trafeenjüge beaetcfjnet mirb: SBreitenftrage, ffofftmarft, |>otftenftraf}e, Stnbenplafc, 
gaefenburger unb ©dfjtoartauer StHcc, ©cfjtoartauer Sanbftrafce, @ttjabett)ftra&e in 
©dfjtoartau, gelbtoeg an ber $raöemünber SBafjn entlang, Überschreitung ber 93aljn, 
SBtefenpfab. 

187 ) Sicfe fcfjtangenlopf artige gtgur tft auf ber betgegebenen ff arte, bte im 
übrigen öorjügttdfj gejetcfjnet tft, nidfjt genügenb fcfjarf jur ©rfdjetnung gelangt, fieljt 
ötelme^r mie berffopf etneä Watt aus. Stuf bem aRefctifdjblatt ©djmartau (9lr. 661) 
bagegen fommt biefcö fdfjlangenfopfartige Slufcfetjen beutlicf) jum SluSbrucf. 

188 ) 3- ®- ba3 SBeStoer, SBiefen« ober ffutjbroof-SRoor, ben ehemaligen 
Stittbrool, 3fettf)örn, ben ©djeHbrud), bie Xilgenfrugttriefen: man öergletdje bie 
Sanbfarte! 



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ift, ba ber ehemalige ctnjtgc 3 u 9 a "9 !89 ) & ur, $ M* * m Sorben ber #albinfef 
fett 1882 entlang jieljenbe 2übe<f • Xrabemfinber Sifenbaljn abgefdEjnitten roorben 
ift. Auf ber ganzen $afbinfel fteljt leine #ütte, !ein ©djuppen, nic^t einmal ein 
SBaumober ©traudj; fein ©etreibe-, Jtlee- ober Sartoffetfelb, fo bafc baS abgelegene, 
niebrige ©raSgelänbe, faft allfeitig toon SBafferflädjen umgeben, ein menig an bie 
galligen ber ÜWorbfee erinnert: bie ©teile ber SBerfi ober SBarf, auf ber bie 
£atligljäufer eng aneinanber gefdjart ftefyen, toertritt ber einfame SBurgmaD; f)ier 
wie bort nrirb baS prächtige, t>om tiefblauen SBaffer umfäumte ©rün nur öon 
SRinbern unb ©djafen belebt. Aber mäljrenb bie gallig öoWommen fyorijontal 
tote eine Xifd)platte erfdfjeint, erblich ber SBanberer auf unferer #atbinfel 
eine leife Sobenanfcfyroellung, bie, bem Auge faum maljrneljmbar, am redjten 
Jraöeufer Ijinftreidjenb, geograpljifdj toon SBebeutung ift. ©ie ift eS, bie im weiten 
Umfreife biefeS ehemaligen SBaffer-, ©um^f* unb ©djroemmlanbeS bie ältefte 2anb- 
bilbung bejeid&net, bie fcfyon toorljanben mar, als öon ben Atluöionen, mit benen 
Ijeute bie Jratoe« unb ©rfjmartaunieberung ausgefüllt ift, noefi ntcf)tö ejiftierte, 
fonbem bie ganje ©egenb fidj bem Auge als ein unregelmäßiges feeartigeS ©ebilbe 
barbot, baS etma mit bem auf ber Äarte grün gefärbten ©elänbe jufammenftel. 
©ie trennte fcfyarf als eine ganj fdjmale, ganj niebrige fianbjunge bie beiben mett- 
auSgebeljnten Sfiieberungen ber Jraöe unb ©cfyroartau bis ju beten 3ufammenfluj$ 
unb jmang bie ©djmartau, 350 2Reter toor ifjrer ÜKünbung, redjtminflig naiij 
©üboften umjubiegen. ©eotogifdfj älter als iljre ganje Umgebung bot fie ben 
SBerooljnem Altlübe<fS einen feften 8ugang bom Sanbe, innerhalb beS ShtrgmallS 
feften ©augrunb für iljre ©ieblungen unb iljren Stingmall foroie am ©eftabe einen 
feften Anfergrunb für iljre ©djiffe. ©o mar bie füböfttidEje ©pifee ber #atbinfel 
für flatotfd)e ©ieblungen gerabeju ibeal gelegen: fomoljl für bie etenben Sßfafyt- 
bauljütten eines roenbifd&en OfifdjerborfeS als audj für bie politiffybebeuiungStoolle 
Anlage einer menbifdjen, ftar! burdj §oljbauten befeftigten civitas. 

3)enn im ©egenfafc ju ben ©eutfdjen legten bie Abotriten ifyre ©ieblungen 
unb namentlich iljre ©erbauten in ober am SBaffer an, menn möglich auf Qnfeln 
ober auf fdjmalsugefpifcten 2anb3ungen, bie man burdj ©räben leidet ju Snfetn 



,89 ) 2)urdfj bie Arbeiter ber Ausgrabungen toon 1906 unb biejenigen, toeld&e 
biefe Ausgrabungen beftcfjtigt l)aben, ift in neuefter 3^it ber (Anm. 186) ermähnte 
fBtefenpfab ausgetreten morben. 5)a bie unten erwähnte fdjmale 93 obenan Jdfjmellung 
nur jtoei bis toier SDteter Ijodfj ift, fommt fie auf ber Äarte nidfjt jum AuSbrucf, in 
ber aDeS Sanb grün gefärbt erfd^etnt, baS niebriger als fünf SKeter ift/ motjl aber 
auf ber geotogifdjen Karte, bie ber Arbeit toon $rofeffor griebric^ betgefügt morben 
ift. SBefonberS anfc^aultc^ erfd^eint baS Silutrium ber SRingburg auf bem Duerprofit. 



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72 

madjen fonnte: am tiebften redjt tief; mitten im SBaffer, SBiefe, 2)ioor unb ©umpf. 
35a fonnte man ifynen nur bei fdjarfem $ ro ft beifommeu ober auf glotten, bie, 
menigftenS im 93innenlanbe, faum ju befdjaffen maren. 3n ber Xat finb bie 
häufigen Singriffe auf Slltlübecf unb bie Selagerungeu SlltlübecfS — fie finb, jafjl* 
reifer als man annimmt, öon ben meerbef)errfcf)enben SRanen unb mm ben S)änen 
fcerfudjt morben, mit unb oljne Srfotg — niemals ju Sanbe erfolgt, fonbern 
auSfdjliefclid) buref) feinblidje Dftfeegefdfmaber. 



Kapitel 2. 
$ie «nftdjtcn über bie Sage »MübetfS. 

a. S)ie ©cfyriftenliteratur. 

$a meber 8lbam öon SBrcmen norf) §elmolb eS für geboten erachten, bie 
geograpljifcfye Sage bon Subefe anjugeben, fo l)at fid} über bie geograpl)ifcf)e Sage 
2lltlübe<f3 fd)on in ber SteformationSjeit ein ©treit erhoben, ber fyeute nodj nidjt 
entfrf)ieben ift. (Sin ntc^t geringer Seil, nid)t blofc ber älteren, fonbern auef) ber 
neueren, felbft ber neueften ©efd)idjtfcf)reiber, unterfdjeibet überhaupt nidjt jtmfdjen 
Subefe unb SBucu, jttrifdjen Slttlübecf unb Sübetf; er meifc nicfjt einmal, mie aus 
bem ganjen Senor feiner SluSfüljrungen Ijerüorgeljt, bafc eS mehrere Sübe<f gegeben 
Ijat, fonbern nimmt eS afö felbftberftänbtid) an, bafc Sübecf niemals an anberer 
©teile als an ber heutigen ejiftiert Ijat. 2Senn ein berartigeS SKifcgefcfjicf 1420 
bem 1350 ju ®inbe<f geborenen 2)ietrid) (Sngelljufen paffiert, beffen Chronica 
nova einer ber legten SluSläufer ber im SDJittetalter beliebten Sßeltdjronifen ift, 
inbem er Slttlübecf als «civitas Imperialis» bejeidjnet, in ber fidj Saifer ^einridb V. 
gerabe bamalS aufgehalten fyabe, als bie Stauen bie ©tabt jur «Seit beS Sßenben- 
fönigS §einridj belagert Ratten, mit bem (Sngelljufen Saifer £einridj offenbar 
bermecfifelt, 190 ) fo ftnbet fid) ber gleite Srrtum nid)t nur 1485 in bem 
Chronicon Sclavicum parochi Suselensis, 1490 bei |)artmann ©cfyebel, 
1511 bei Stapljael SSolaterranuS, 1518 bei SrenicuS unb üielen anberen, fonbern 
autf) norf) 1900 bei ©eorg Sßegener unb 1903 bei einem ©elefyrten bon ber 
S3ebeutung $aucf£. 35enn SBegener frfjreibt: 191 ) „Slbolf IL grünbet fte, narfjbem 
eine Ijier frfjou früher befteljenbe Stabt fiiubice öon ben SBenbcu jerftört toar, 

19 °) Chronicon M. Theodorici Engelhusii ab urbe condita usque ad a. 
1420 edidit Joach. Joh. Maderus, #elmftäbt 1671, ©. 215. 



191 



) fceutfdje Oftfeefüfte, Stelefelb unb Setyjig 1900, ©. 86. 



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73 

im Saljre 1143", unb einliefe füljrt |>au<f 19 *) au3: „(Sbenfo fcidjtig mar bie 
»teberfjerftettmtg SfibctfÄ aW rittet betttf^ett Stobt im Saljre 1143. s JJun 
fonnte oljne ©efaljr biefer alte ijriftlidje SBorpoften afä SluSgangSpunft für bie 
§eibenprebigt neu befefet werben." Slucfy au$ einer jmeiten ©teile ergibt fidj, 
roenn man biefetbe mit ber eben angeführten jufammenljält, bafc Sttbert $aucf 
2lttlübe<f unb fiübeef für ein unb biefelbe ©tabt Ijält: „3n 2übe<f, mo er (seil, 
^einrirf), ©ottjdjatfS ©ofjn) 5umeift feinen ©ifc f)atte, gab e3 ein djriftlirfjeS 
ftirtf)Iein." §au<f a^nt niefct, bafc er bie gunbamente biefer Sirdje nod) f)eute 
erblirfen fann! 

$)ie jafjlreicfyen Slutoren, bie öon 1420 big 1903, bon Sngelljufen bis |>aucf, 
nur ein Sübe<f lernten, feien Ijier übergangen, ^ingemiefen fei nur auf bie jeltjame 
Art, wie man fid) früher jumeiten ju Reifen fudjte, inbem man, bie ©djroartau 
öermedjfelnb mit ber Sßafenifc, btö heutige fiübeef, baä allein man !annte, an ben 
3ufammehflu| ber ©cfyroartau unb Irabe verlegte, manchmal fogar ©djroartau 
unb SBafenifc ibentifijierenb. ©o fcfjreibt 1609 3Kattljäu3 2)refferu3 in feiner 
1613 Veröffentlichten Isagoge historica: «Lubeca, Saxoniae urbs, Corona et 
caput Wagriae, in littore Balthico, vetusta Slavorum sivi Henetorura 
sedes ad Suarde et Drave confluentem» 198 ), unb biefe Angaben 35reffer3 
mieberf}olt 1633 mörtlitf) 3of). SimnäuS, 194 ) inbem er burdj ben 3ufafe: « s * c clieta 
quasi laudis angulus, lobecf, e(f befc lobs» ben legten gtoetfel nimmt, ba{$ 
et Ältlübecf unb Sübecf fojufagen in einen $oj>f nrirft. £>ie größte Sonfufion 
aber richtet 93ern!jarb 1728 in ber fcfyon nueberfyott angeführten StuSgabe be$ 
SrenicuS an, inbem er bie relatiö richtige Slngabe be£ 3renicu3: c Bractusa (buref) 
bie SBafenifc) et Travo fluminibus irriguat in feinen Slnmerfungen folgenber- 
mafcen toerbeffert, bie ©rfiiuartau — Suarda — unb SBafenifc — Bractusa 195 ) — 
ibentipjierenb: «sita est ad Suardae et Dravennae confluentes, hinc amne, 
inde lacu Wagnissa, qui et Bractusa dicitur, irrigua». 

Stobei fteDt bereits 1504 ein Sltbert Sranj bie nad) iljm 1104 öon Srito 
gegrünbete Lubica nova ber Lubica vetus in loco Zuartow gegenüber 196 ) unb, 



19t ) «. o. IV, ©. 603 unb ©. 596. 

l98 ) 3m 5., «de praeeipuis Germaniae urbibus» überfdjriebenen ©udje. 

194 ) Ius publicum imperii Romano-Germanici; Argentorati, 1633. Liber 
"VII: «de civitatibus imperialibus. » Caput 30, @. 346. 

195 ) 93gl. oben, ©. 57. ©emtjarb entnimmt biefen 3ufafc bem metjrfad) 
girierten SBerf öon SBertiuS. 

196 ) Ecciesiastica historia seu metropolis usque ad annum 1504; lib. VI, 
&ap. 4, @. 166. 



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74 

iljm in langer Steige fotgenb, unterfdjeiben 1547 S3u3mann, 1579 $am3fort, 1607 
©antmann, 1629 t>. Sßerbenljagen, 1643 SHarbuS, 1652 ©andmertl), 1677 ©eeborf, 
1677 b. äRelle, 1740 to. ©eeten, 1748 SBiflebranbt, 1753 #erm. 3)ietr. Sfrol)n, 
1753 §erm. Slbolf Sroijn, 1852 Älug, 1878 ©artori halb vetus Lubica unb 
Neolubeca, halb „$ttten»£übecf" unb ÜWeuttibecf, balb bic ©martot>ifd)e ober 
©martoManifrfje unb bic S3ucotoianifd)e Subeca. 

Slnbere unterfijeiben jmar Sltttübecf unb Sübecf als jtüci ©täbte, bie ju 
berfcfyiebenen 3 c ^ en u ^b an üerfrfjiebener ©teile ejiftiert Ijaben b%to. ejiftieren, 
inbeffen oljne fid) um bie Sage Stltlübecfe ju fümmern, fo 1876 ©eorg SBaifc in 
ber jmeiten Auflage ber 2lbam*@d)utau3gabe 197 ) unb neuerbingS ®arl Sampredjt 
in feiner beutfdjen ©eftf>id)te. 

Sine britte ©nippe geljt jmar auf bie Sage SHttübecfS ein, aber fo 
flüchtig, baf$ fie fid) mit ber Slngabe „an ber ©cfymartau" begnögt. 9Jiit 
einer fo oberflächlichen Orientierung ift aber nichts entfdjieben, ba nicf)t meniger 
a(3 fünf ©teilen an ber ©djmartau für Slttlübecf in Stnfprudj genommen morben 
ftnb. 198 ) 



197 ) Dbmot)l Sltttübecf bei 2lbam unb in ben ©djotien ju SIbam breimal 
ermähnt ttrirb unb SBaife fonft berartige Drtöbejeidjnungen auf bie ©egenmart jurücf» 
füljrt, 3. 93. beim limes Saxonicus, ©. 51, begnügt er fidj bejügticf) 2ltttübecf3, auf 
bie Urfunbe SonrabS III. bom 5. Januar 1139 ^injumeifen (Stumpf 3384), aber 
ofjne irgenb etroa§ über bie Sage 2lltlübecf£ bertauten &u taffen. gaft fdfjeint e3, 
al£ ob SBaifc abficfjttid) bcrmieben §at, bamate, alfo 1876, feiner äReinung über 
bie Sage bon SUttübecf SluSbrucf $u beriefen, obmofyl er in jüngeren Satjren, 
1851, feine SInficfjt entfdjiebcn baffin geäußert tjatte, bafj 2Ilttübecf „am ,3ufammen« 
fluft ber Sdjmartau unb Srabe" gelegen tjabe. (Stf)IeSttHg*4>olftein3 ©efdjidjte in 
brci Südjern. ©öttingen 1851, 1, ©. 47.) «ielleid&t ift SBaifc burd) bie 1864 
bon Sa3pet)re3 (bgt. ©. 16, 9Inm. 35) unb 1876 bon ©girren auSgefprodjenen 
Söebenfen beeinflußt morben, menigftenS fo meit, bafc er e§ nid&t tuagte, feine 
früher auSgefprod^ene äReinung ju ttriebertjoten, offne ben ganjen umfangreichen 
Stoff grünblicf) geprüft ju fjaben. Qznn bie 93eben!en öon SaSpetjrcS mochten 
if>m um fo fcfjtuerttriegenber erfdjetnen, aU SaSpetyreS in Sübecf lebte unb in- 
äfoifdjen bie gunbamente ber 9lltlübccfer Strebe im Surgmaü an% XageStidjt 
gefommen maren. SBenn trofcbem in Sübecf felbft Siebenten gegen bie Sage 2Ht- 
lübedte an ber Statte be3 SBurgtoaltö erhoben mürben, fo fonnte e3 einem bor* 
fidjtigen gorfdjer rätlidj erfcfjeinen, ju fc^meigen, bi« er Qtxt jur fixeren Drien- 
tierung gefunben tyaben mürbe. 

198 ) Irofcbem begnügen fic^ mit biefer Angabe 1547 Su^mann, 1549 §an^ 
Segfman ober Secfemann, üor 1552 ^eterfen, 1597 ©raf Stan^au, 1607 Santmann, 



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75 

(Sine feierte ©nippe enbtid) begnügt fidj mit her Angabe „an ber Jrabe" 
ober „trabenaufmärtS" gelegen, obmoljt audj an ber Xrabe irier ©teilen QÖ 
©tanbort StlttäbecfS bejeicfynet morben finb. 

S)er erfte Slutor, ber SUtlübecf bei ber Sinmünbung ber ©djroartau in bie 
Straöe fud)t, ift 1780 ber SWecflenburger SRubloff. SBenn SRubtoff ftd) auc$ nidjt 
über bie Sage SUttübecfS äufcert, fo geljt borf) aus feinen Darlegungen Ijeröor, bajjj 
er fid) ben Drt an ber ©pifce unferer ^atbinfet gelegen benft. SRubtoff jagt, 199 ) 
bie Stanen liefen „iljre ©djiffe auf ber $rabe üor Sübecf feljen". 2)a er gelegentlich 
ber ©rünbung Sübecfö burdj Slbotf IL, ben Xatfacfyen entfprecfjenb, berietet, e3 
nmrbe bamafä „Sübecf an einer neuen ©teile roieber erbaut", er atfo Stlttübecf 
unb Sübecf, menn aud) nicf)t bem tarnen, fo boct) ber ©acfye nad) richtig unter« 
fd^eibet unb beibe Orte richtig an bie Xrabe öertegt, an ber Iratoe aber für 2ttt* 
lübeef ernftlid) nur jmei ©teilen in 93etrad)t fommen: bie be3 heutigen Sübecf unb 
bie an ber ©pifec biefeS 9lbfd)nitte3 gefdjüberte, fo fann fid) SRubtoff Slltlübei 
nur an ber ©djmartaumünbung gebaut Ijaben. 

2lud) ber erfte Slutor, ber Sltttübccf auSbrüdlid) bei ber (Sinmünbung 
ber ©djmartau in bie Xraöe fudjt, ift ein 3Ketflenburger: to. Süfcom- 00 ) fpridjt 
e3 1827 unjmeibeutig aus, bafc Sübecf juerft „nidjt an ber heutigen ©teile, 
fonbem ettoa eine ©tunbe nörblidjer, am ©influfc ber Sroartau in bie Irabe 
gelegen mar". 

b. 3>ie Sartenliteratur. 

©(einseitig t>erfd)affte fid) aud) in Sübecf biefetbe SrfenntniS ©ettung, ju» 
näc^ft aber nur auf Sanbfarten. 



1643 »tarbuS, 1677 ©eeborf, 1691 3ob. 3ftoHer, 1740 t>. ©ceten, 1753 "bie 
beiben »ruber Ärofjn, 1789 ©ebljarbi, 1819 ©rautoff, 1822 Sinter, 1840 
Stahmann, 1844 3)eede, 1854 Sartfyolb. 3)iefe lange SRei^c üon 3^«gcn ift 
infofem nidjt unmidjtig, aU burdj fie $mar nidjt bie Sage 8Uttübecf3 an ber 
©teile beS 93urgmaH3 erhärtet ttrirb, iljre Drtebeaeidjmmg „9ln ber ©djtoartau 
gelegen" aber ber Verlegung SltttübeäS an bie ©teile beS SSurgtoalte menigftenS 
nidjt ttriberfpridjt. 

199 ) $ragmatifd)e3 #anbbudj ber medlenburgifdjen ©efdjidjte, 93b. I, ©. 89, 
105 u. 106. 

* 00 ) Serfud) einer Pragmatiken ©efdjidjte üon 9RecfIenburg, SBerün 1827, 
»b. I, ©. 104. 



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76 

3unäcf)ft finb l)ier fünf ältere Aorten 201 ) ju nennen, auf benen ber 33urgtoall 
Slltlfibecf gejetc^net erfdjetnt, aber oljne irgenbeine 9?amen3beäeidjnung. — Qu 
ben älteften aller mir befannt geworbenen, ba§ ©elänbe an ber ©cfjtoartau- 
münbung barfteHenben fianbfarten gehört bie f)iftorifd) unb futturljiftoriftf) tnter- 
effante Karte öon ©imon ©djneibcr aus bem 3af)re 1669, ein Kleinob be£ 
KatafteramteS, eine Karte öon }o großem SDlaßftabe, baß bie einzelnen Käufer in 
ben Dörfern auf§ forgfattigfte gejeidjnet finb. Sluf iljr ift ber S3urgtoaH afe ein 
großem Dual gejeic^net unb tuetft bie 93ejeid)nung „SBorrfjtoal" auf. gaft ebenfo 
alt bürfte eine unbatierte, in ©djrift unb $axbt blaffe Karte be3 ©taat§arcf>iö3 
fein in bem unfcl)ä£baren ©ammelfolianten öon 3ol). Sarol. $enric. Sretjer, ber 
bie 2luffd)rift «Musaeum Lubecense» trögt. 202 ) Sie reicht Don „tröm&nöl", 



20 1 ) Um in Srfatjrung ju bringen, toa3 in ßübeef an alten Karten über ba£ 
fragliche ©ebiet üortjanben ift, mußte icf) weitläufige Unterfucfjungen aufteilen, ba id) 
nirgend üon einem SSerjetdjniS aller in Sübecf öorfyanbenen, alten Sübecfer Sanb* 
farten etniaä ju erfunben öermodjte, ein foldfjeä SSer^eic^ni^ toofjl and) nirgenbs 
befielt. 3$ Ijabe an fünf ©teilen: im 93auamte, in ber 93ibliotl)ef be£ 2RuJeum£ 
Sübetfifcfjer Kunft» unb Kulturgefdjidjte, im ©taatSarcfjiö, im Katafteramte unb in 
ber ©tabtbibliot^ef ältere fiübeefer Karten burd)fef)cn bürfen, tote id? ju Shifc unb 
grommen berer ertoä^ne, meiere ältere (übiföe Karten ftubieren tootten, folcfje aber 
nur ba fudjen, too man fie junädjft unb naturgemäß fudjen toürbe: in ber Sübecfer 
©tabtbibliotljef als bem gegebenen 3 e "tralpunft für alle Scfjäfce an Suchern, Karten 
unb 21nfid£jten im lübifcfjen ©taate unb im Katafteramte, ba3 in Süberf gleichzeitig 
getoiffermaßen bie ©teile einer SJSlanfammer vertritt. 

20 *) 3n feinem trefflichen 8luffafc: „©efdjtdjtlidjer Überblicf über gorf jungen 
jur öorgefdjidjtlicfjen 91ltertum$funbe in ßübeef" gebenft Ifjeobor £adj (fteftförift 
^ur 28. SSerfammlung ber beutfdjen antfjropologifdjen ©efellfcfjaft, Sübecf, Sluguft 1897, 
©. 21) einer toertoollen „©ammlung üon Karten, SRiffen, Kupferfticfjen unb 9lb» 
bilbungen jur ©rläuterung ber lübecfifcfjen Sonographie, Altertümer unb ©cfcfjidjte" 
be$ Kieler *ßrofeffor3 S<4 Karl #einrid) Sreger, ber „üon 1753 biä 1802 als 
©tynbicuS in Sübecf" toirfte, betitelt: «Musaeum Lubecense» unb fügt ^inju: 
„$er SSerbleib biefer ©ammlung — ift jefct letber nidjt mefjr nad^utoeifen". £adj 
fjätte fid) au£ ber 3eitfdjrift beä 93erein3 für 2übecfijd)e ©efdjidjte unb Slltertumö* 
funbe über ben SSerbleib biefer ©ammlung unterrichten fönnen, bie gegenwärtig im 
©taateardjtö liegt, obtooljl man fie narf) ber angeführten ßeitfdjrtft nicfjt bort, 
fonbern in ber ©tabtbibliot^ef fucfjen müßte. 9iatf) S)b. I, ©. 407 befaß ber 
SSerein nod) im Safjre 1860 bie Kolleftion. SRac^ 93b. II, ©. 558 ift bann „bie 
eigentliche EoHection mit Dre^er^ 93üd^ern auf bie ©tabtbibliotljef gefommen, unferer 
©ammlung eine Kopie berfelben einverleibt" toorben. 9laä) 93b. VII, ©. 502 ift biefe 
„toertüoße ©ammlung Don Karten unb Slbbtlbungen, fiübec! betreffenb, bem 9Serein im 
Sa^re 1839 übertoiefen morben. 2)iefc Sammlung, Musaeum Lubecense genannt, 



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77 

bem heutigen JremS bei 93orroerf, bem „SßremeScenmole" bcr lübifdjen Urfunben, bis ju 
bcn „giföerbuben", bem heutigen ©otljmunb unb bringt ben Stltlübccfer SBall tute 
eine |>ügel» unb Sünentaubfcfyaft unter ber Sejeidfjnung „93urgroall" jur 5)ar- 
ftetfung. als britteS Statt ift eine flüchtige £uftf)jeidjnung öon 1703 3U nennen, 
©ie liegt als lofeS Statt im Musaeum Lubecense unb tragt auf iljrer SRücffcitc 
ben SJermerf: „gehört ad vol. IV act. Epsc. Lubec. fasc. 1. Qu ben «Notariat 
Instrument 28 x b 1703«. 2luf if)r ift ber SurgroaH felbft nidjt gejeidjnet, aber 
an ber ©teile beSfelben fteljt baS 2Bort: „SBurgtoall". SS folgt ein gleichfalls im 
Musaeum Lubecense (ofe tiegenbeS, anfe^einenb ebenfalls 9iotariatSaften entnommenes 
Sartenblatt toom 22. Styril 1778, auf bem ber SBall als ein grofeeS Stedjtecf ge« 
^eidjnet ift mit ber SBejeidjnung „Sllte ©djanfc", obrootyl bie im Sßeften anftofeenbe 
SBiefenflur ben Warnen „2)er Sübeder S3urg SBall" trägt. 808 ) SDie fünfte biefer 
älteren Sorten gefjört ber granjofenjeit an, ftammt Dom $aljre 1811 unb liegt auf 
ber ©tabtbibliotljef. ©S ift ber fauber gezeichnete ^ßlan De La Baie de Lübeck 
par Beautemps— Beauprö, publik en 1815. Sr enthält ben SBall als 
fdjraffierteS Dbal, meift aber feine ^Benennung beSfelben auf. 804 ) 



fcermeljrte fid) im Saufe ber 3 e ^ bcfonberS burd) 2lnfid)ten älterer Saumerfe, bie 
bem Slbbrudj jum Opfer fallen muftten" ufm. trifft es ju, ba§ 2)ret)erS Musaeum 
Lubecense öom ©efd)td)tSöerein ber Stabtbibliotljef überliefen morben ift, fo toärc 
eS in f)ot)em ©rabe ttmnfdjenStoert, ba& burdj 3 u riitffüf)rung beS Musaeum Lube- 
cense aus bem ©taatSardfjtö in bie Stabtbibliottjef bie für bie Sübecfer 2opograpl)ie 
unb filmftgefdjidjte ungemein mertüolle Sammlung ber allgemeinen SBenufcung toieber 
erfdjloffen toürbe, ftatt im ©taatSard)iö für einen folgen Senner ber lübifdjen ftunft« 
gefd£}id)te, toie Sljeobor £adfj, öerfd) ollen ju liegen. 

,os ) 5)ieS intereffante SBlatt ift auef) infotoeit ttricfjtig, als eS eine 3)ireftit>e 
für bie Sluffudfjung beS JoreingangeS bei ben SluSgrabungSarbeiten gibt, unb jtoar 
an ber ©teile, an ber id) feine ©yiftenj öon Slnfang an oerfodjten Ijabe: im ©üben 
beS SBafleS, gegenüber bem äu&erften nörbtidjen Ausläufer beS ^ötjenrüctenS am 
regten Iraoeufer, ber fid) ununterbrochen 00m S)om in Sübecf bis ju biefer ©teile 
3tet)t, auf welcher id? bie jtoeite föirdje bon Slltlübecf fucfje; man ogl. bie Karte 
unb «nm. 226. 

,04 ) Mufeer biefen fünf ffarten tjabe iä) nodj 11 Sartenjeic^nungen b^to. $täne 
gefunben, bie bem 17. unb 18. 3al)rf)unbert angehören unb baS ©elänbe an ber 
©djtoartaumünbung jur S)arfteHung bringen, aber toeber irgenbeine SRarfierung 
nod) irgenbeine ^Benennung beS SBurgtoallS enthalten, benfelben öielmet)r ignorieren, 
obwohl fte äße baS benachbarte Sattentjof aufmeifen. S)a eS an einem ©efamt« 
t>erjetd)mS gebrid&t, füljre idfj im Sntereffe ljiftorifdj-geograpt)ifdjer Arbeiten biefe 
Slätter an: 



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78 

3um erften 9Kate btreft auf Sltttübed bejogen mirb bct S3urgroall 1827 
öon ©. 83eljren3, auf beffen trefflicher „topograpljifdjer Karte be$ ©ebtctS ber 
freien ^mnfe-Stabt fiübed". §ier ift ber SBurgiuafif afö längltdjeS Döal fdjraffiert 



1. ©ine gro&e, auf ßeineiuanb aufgejogene Karte öon 1620, bie ältefte aller 
aud) baä ©ebiet an ber Sdjtüartaumünbung barfteflenben Karten: Incly- 
tarum Lubecensis et Hamburgensis ditionum cum adiacentiura pro- 
vinciarum finibus descriptio. ©taatSardjiö. 

2. — 5. SSier Karten au£ ber „SRetoen fianbeäbefdjretbung ber jtoet} £erfcogtf)ümer 
©djIeSttrid) u. £otftein" öon ©afper $)ancftüertt): 

1. öon 1649, ©. 160, SRetoe fianbtcarte SSon bcm #erfcogtljumb #offtein; 

2. öon 1650, ©. 240, fianbtcarte S5on bem 3fürftentf)umb ©tormarn; 

3. öon 1650, ©. 214, fianbtcarte Uom ©überntyeit be3 SBagertanbeS, mit 
Slbbitbungen öon „©utijn" öon 1648 unb beä ©egeberger SdjtofcbergeS 
öon 1648. Sei Kaltefyoff füljrt eine SBrücfe über bie ©djtoartau; 

4. öon 1651, ©. 194, fianbtcarte 9Son bem fianbe SBageren mit jnjei 
Slbbilbungen öon Dlbenburg im ^ai)te 1320 unb im 3>af)re 1651. 

6. ©ine Karte ber „3um Kalten £off gefjören^er börfer" öon 1693 öon 
S5aniel ©abrief ©djneiber. ©taatäardjiö, Musaeum Lub. 

7. ©ine unbatierte Karte aus bem 17. Satjrfjunbert: Inclitae Lubecensis 
Ditionis cum adiacentium Provinciarum et Districtuum finibus deli- 
neatio. StaatSardjiö, Mus. Lub. 

8. $e£g(. Territorium Lubecense, fiübecfifdjt SanbhJefjre. ©taatöardjiü, 
Mus. Lub. 

9. $Ian öon ©cfytoartau öon 1775, ©taatäardjiö, Mus. Lub. unb im SRufeum 
fiübecftfdjer Kunft« unb Kutturgefdjidjte. 

10. ©arte öon ber Sübecfer Steebe öon 1781 öom Kapitän 9Kartin SBofyler*. 
Sluf biefem *ßt)antafieftütf ift „Kaltenfyoff" als Kirdjborf öeraeidjnet, ebenfo 
ttrie SRenfefelb unb „SRattfau" unb bie ©djtoartau in ber 9täf)e i^rer 
äRünbung überbrütft. 3m äRufeum fiübetfifdjer Kunft» unb Kulturgefdjidjte. 

11. ©fjarte ber fiübecfifdjen unb ©utiuifdjen ©rängen an ber Sraoe unb bei 
2rem£ öon 1783 naä) ber ©tjarte öon ©reggenfjoffer. 3m SRufeum 
ßübecfifdjer Kunft« unb Kulturgefdjidjte. 

SBer eine erfdjöpfenbe Überfielt über bie alten Karten unb $Iäne be£ ©elönbed 
an ber ©djtoartaumünbung gewinnen luiH, müfete nod) bie SMbliotljefen unb Slrdjiöe 
ber ©djulen, Kirnen unb ber ^anbeläfammer in ßübeef, minbeftenS and) in 2lt)ren3« 
bö!, ©utin, ©djönberg, Kiel, ©djtoerin, SBiSmar, ©egeberg, OlbeSloe unb £ambnrg 
burdjfetyen, loo^u idj nid^t mefjr 3^it finben tonnte, ba bie Slrbeit bi£ jum September 
1908 abgcfdjloffeu fein mufcte. 



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79 

unb trägt bie 33ejeid>nung „Sübed bor 1139". t05 ) 2)iefe Sejeidjnung fopiert 
jroei 3a^rc f^ater 3- *>. SRoljben in fcijier „Äarte bcr nädjften Umgebungen t>on 
fiübed" unb feitbem ift btc Sejeidjnung „SUtltibed" für ben SurgmoH in eine 
Änjaljl Don fianbfarten, meift ©etegenljeitSfarten, übergegangen, aber nodj nirgenbS 
in bie mafcgebenben Sartemoerfe. Somit erfdjeint ba3 Saljt 1827 als ba3 erfte, 
in bem, eigentümlich genug, fomoljl in ber 83ud)« mie in ber Äartenliteratur bie 
Sage SUtlübecfö, toie beroiefen merben roirb, richtig beftimmt toorben ift. 



c. SBedjfel ber Stnfdjauungen feit ber richtigen (SrfenntniS. 

Der erfte gorfdjer, ber Stlttübccf ju bem SurgroaH unb gleidjjeitig ju bem 
1852 mitten im SBurgtoaH aufgefunbenen früfjromanifdjen Äirdjenfunbament in 
Söejtefjung bringt, ift ber um bie Sllttübeder ©efdjidjtäforfdjung fyodjberbiente 206 ) 
^Jaftor Sart ßtug. 207 ) £en Ausführungen t>. fiüfcontf, S3ei>ren3' unb Älug3 fd)lofc 
fid) eine Steige üon gorfdjern an: 1829 fiappenberg, 1837 ©djmibt, 1840 SDa^l- 
mann, 1844 ©djafarif, 1849 »iernafefi, 1850 öart^olb (@efd)idjte ber beutfdjen 
©täbte, I), öor 1850 Senfen, 1851 SBaifc, 1852 nochmals Sa^enberg, 1854 
JBart^olb (@efd)id)tc ber beutföen £anfa), 1855 t>. ©gröber, 1856 SeöerfuS, 
1868 Sßerfe, 1869 Sßeilanb, 1877 2>el)io, 1878 ©artori, 1883 ©eorg SRatQäi. 

2)ann aber folgte man nidjt meljr Älug, fonbern SBitljetm Sre^mer, ber 
Slltlübed an eine roeitabliegenbe ©teile öerlegte. iRur toereinjelt Ijaben SlugS 
Ausführungen im lefeten SBierteljafyrfyunbert nodj Slnnaljme gefunben: 1893 bei 
$aul £a3fe, 1895 bei SBe^rmann, 1897 bei 2^eobor £ad), 1900 bei Slbolf #otm, 
1904 bei Äretfdjmer unb 1907 bei Äieffelbadj — obmoljl Älug nid)t nur ber 
erfte, fonbern big auf ben heutigen lag ber einjige gorfc^er gemefen ift, ber auf 
roiffenfdjaftlidier unb nid)t gar fo farger Unterlage, toie bie anbern, ba% Problem 
ber fiage öon Slttlübed ju töfen gefudjt Ijat. 

$ad) fällt einem ftarfen Sntum jum Opfer, toenn er e3 1897 als eine 
latfadje IjinfteHt, ba% $lug „bie SBieberauffinbung ber bis baf)in bielumftrittenen 



* 06 ) (£S Ijätte fjei&en muffen: „öor 1138". 

f06 ) §aä), a. o., ©. 28—31. 

* 07 ) 9ieue Siübetfifäe Slätter, 3a^rg. 18, 3. 305/9, 1852 unb ein toenig 
fpater in ber 3*itfd)rift beS SeremS für Sübedifdje ©efdjidjte unb SlltertumSfunbe, 
93b. I, ©. 221—248, 406 u. 416. 



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80 

Sage ber äftcften Slnfiebetung Sübed, bie Stätte ?Utlübed3 — in einer über« 
jeugenben unb nod) anerfannten SCBcife" klargelegt f)abe. 208 ) ®erabe in Sübed 
fctbft [tiefen S(ug3 Darlegungen auf SBiberfprud). Der Dber«9lWellation3gerid)terat 
Sa3peljre3, ber allerbingS in feinem fjiftorifdjen Urteil nidjt fonberlid) glücfticf) ift 
unb fid) mit SSorliebe einer berljängnfeöollen ©udjt jur $t#erfritif Eingibt, eröffnet 
1864 ben 5^ä"9 ßegen ben iljm roeit überlegenen Slug, 209 ) inbem er fid) gleich- 
zeitig auf Deede berief. 9iad)bem Slug in einer ©rnriberung 2a3peijre3 roiberlegt 
Ijatte, 210 ) ftellte SBilljelm Srefjmer eine ganj neue £i)potl)e}e auf, in melier er bie 
©tabt 9llttübed an eine ©teile toerlegte, bie in ber Suftlinie jtoar nur 3 1 /*, für 
ben Sufegänger ober SReiter aber meiter afe 4 7* Kilometer nad) Sorben gelegen 
ift. Sei ber Autorität, beren fief) SBre^mer infolge feiner ortögefdjidjtlidjen arbeiten 
unb feiner fojialen Stellung in Sübed erfreute, foroie bei ben perf anliefen Sc- 
hiebungen, bie er afe SJorfifcenber be3 #anfifd)en ©efdjidjfetoereinS mit ben erften 
beutfdjen $iftorifern anfnüpfen fonnte, ift e3 ju begreifen, bafc ba3 ©rgebnfe feiner 
Darlegungen ungeprüft jur $errfd)aft gelangte, fo in 3Battenbad)3 Sßonumental« 
roerf, ja fogar in ben Steifen ber Monumenta Germaniae historica, inbem in 
ber $elmolb • Überfefcung ber jmeiten ©efamtauSgabe ber ©efd)id)tfd)retber ber 
beutfcfyen Soweit SBreljmerS meber burd) Quellennad)rid)ten nod) burdj SluSgrabungen 
geftüfcte §t)pot^efe afe eine ermiefene Satfadje jum 9lu3brud gelangte. 

2luffaflenber ift e£, bafe aud) fämtlidje gegenwärtig in Sübed lebenben 
£iftorifer, foioeit fie Slltlübecfe Sage geftreift Ijaben: s Ma$ ^offmann, Qrriebrid) 
33run£ unb |>erm. 3ul. Jpartmig, 33rel)mer3 S3e^auptung ofjne meitereS übernommen 
Ijaben. (SSgl. 9lnm. 362 — 364.) Da fomit ÄlugS Darlegungen roeber allgemein 
„überzeugt" Ijaben nod) „anerfannt" finb, in fo Ijoljem ©rabe fie beibe3 toerbient 
Ratten; ba ferner 93rel)mer3 ^tjpotljefe biö auf ben heutigen Jag nod) nidjt 
unterfudjt toorben ift; ba enblidj bie äßeinungen, meldje Slltlübecf an anberer 
©tätte fudjen, afe e3 Slug unb Sretjmer tun, fo gut mie nod) gar nidjt geprüft 
roorben finb, bebarf bie 3?rage nad) ber Sage Don Stltlübed einer umfaffenberen 
Unterfudjung, afe fie bfefyer angefteDt morben ift: einer Uuterfudjung, für roeldje 
ad)t ©teilen in 93etrad)t fommen. 



208 ) 21. o., S. 30. 

209 ) »efetjrung SlorbalbingienS, @. 2. Sgl. @. 16, 8lnm. 35. 

210 ) 8eitfdjrift be$ SereinS für Sübedtfdje ©efdfjidjte unb «ItertumSfunbe, 
S3b. II, ©. 358, 1867. 



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81 



Sapitel 3. 
$ie toier an bct Staue für Slltltibtrf in Shttyrurf) genommenen Stellen. 

A. Slftlübe<f am SKeere gelegen. 

Diejenigen, bie Ältlfibed an ba3 ©eftabe ber Dftfee verlegen, !önnen natur- 
gemäß nur an bie Iraöemünbung benfen, ba $elmolb (I, 36) gelegentlich ber 
erfotglofen Belagerung Älttäbcdd burdj bie SRanen berietet: tsubvectique per 
alveum Trabene urbem navibus circumdederuntt, fo ba& bie Sage an ber 
©ee ate eine ber bier an ber Jrabe für &ltlübe<f in Änfprudj genommenen 
©teilen angefeljen »erben mufe. 

5)er erfte, ber «ttlübei am Dftfeegeftabe fudjt, ift 1543 ©ebaftian fünfter: 
„fiübed — anfenglidj toon ^tfc^em bet) bem 9Keer an einem guten 3lnfal)r — ober 
Öafen bemo^net". * 11 ) (Stroa 90 Saljre fpäter bertritt 3»oI). SlngeliuS t>. SBerbenljagen 
1629 bie gleite Meinung, inbem er erjagt, ©raf «bolf II. fabe um 1140 Sübei 
öom SKeere an einen weiter binnenmärtS gelegenen Drt berfegt.* 1 *) Sftod) 1897 
ljulbigt Saftrom 118 ) biefer anfielt: „3n ben beftanbigen Sümpfen im ©laoenlanbe 
mar an ber Sratoentfinbnng bie $afenftabt über ber narf) i^r benannten fifibeefer 
Sudjt jerftört morben." 

3)ie Slnftdjt, bafj Sübecf am Dftfeegeftabe gelegen Ijabe, ber übrigens 9Äünfter, 
t>. SBerbenljagen, Saftrom im Saufe iljrer eigenen 3)arfteÖungen roiberfpredjen, 814 ) 
mirb fdjon burd) bie angeführte §elmolbftelle miberfegt. SBenn bie SRanenflotte 



,11 ) 31. o., ©. 1192. 

tir ) 91. o., ©. 246: tQuum Caerus (= Race) ex posteris Critonis 

saepius eam infestaret arcem antiquam (seil. Slltlübecf), supervenit tandem 

Adolphus II. — et circa 1140 eam plane a mari ad locum superiorem 
transtulit». 

,1S ) 3of^om unb SBinter, 3)eutfdje ©efdjidjte im S^italter ber ^o^enftaufen^ 
1125—1273, Stuttgart 1897, »b. I, ©. 370. 3la$ bem Sorfcort, ©. V, rüljrt 
©. 1—314 ooUftänbtg öon 3aftrom l>er. $er SReft beS erften 83anbe3 „ift in 
meinen leilentmürfen an SBinter übergeben unb oon biefem bruclfertig geftellt 
toorben". 

,14 ) 3afhrom fagt einmal — ®. 295 — jiemlid) richtig, SBucu Ijabe nngefätyr 

an ber ©teile be3 heutigen Sübecf gelegen; fietjt an einer jmeiten ©tcÜfe — 

8. 296 — in Sucu ben „©ift ber neuen $errfdjaft" (seil. (ErutoS); madjt ben 

Ort an einer britten ©teße — ©. 370 — 5U einer §afenftabt an ber Iraoe* 

3tWt. b. ». f. fi. ö. x, l. 6 



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82 

im SBette (per alveum) bet Stabe hinauffahren mufete (subvecti), fann SCttlübecf 
nicfyt an her £tabemünbung gelegen fyaben. 

B. «ttlübecf an bet ©tätte SübecfS. 

3)ie jroeite füt SHttübed in Änfptudj genommene ©teÜe liegt aud) an bet 
Stabe, abet 20 ÄHornetet* 16 ) roeitet flufeaufmättS, an bet ©teile bon SBucu, bem 
heutigen Sübecf. 

Slbgefeljen bon ben jaf}lteid)en Äutoten, bie nut ein Sfibed tennen, roitb ba$ 
nntet ©ottfd>alf ettoäljnte Seubice, b. I). Ättlfibecf, 1659 bon SBangett nad) bem 
heutigen Sübecf beilegt: 116 ) «Godschalci, Obotritorum Reguli, pietas aut 
prima urbi initia dedit, aut etiam, quod magis credo, ut illa innotesceret, 
in causis fuit. — Atque hanc Lubecam eodem stetisse loco, quo haec 
nostra impraesentiarum conspicitur, statuendam.» Qu bet gleichen anficht 
betennt fid) Setbmj 1710 in feinet §eImolb-$lu3gabe.* 17 ) §iet etflätt et ge* 



münbung übet bet nadj itjm benannten Sübecfet 33ud)t unb berichtet an einet bietten 
©teÜe — ©. 370 — , Slbolf „baute ben Ott nid&t an betfelben ©teile auf". Über 
eine fünfte ©teile bgl. unten, 2tnm. 263. Sltge SBetttnttung übet bie Sage «Itlübecfc 
fjettfdjt audj bei anbeten jutjeit lebenben ©djttftfteHetn, namentlich bei $aupt 

tlb ) SKad) $. Sterbet, „$ie baulid&e unb imttfdjafttid&e MuSgeftaltung unb 
SRufcbatmadjung bet lübedifdjen £auptj$iffal)ttsftta6en'', Sübecl 1906, ©. 83 bettägt 
„bie ganje Ufetlänge bet Itabe bom unteten Seehafen in Sübecl bis jut ©iedjen« 
budjt in Itabemünbe nut tunb 17 000 SDtetet". Steinet man bon bet ©ted)enbud)t 
big jum ©nflufj in3 SKeet jmet ßilometet — in SBitlttdjfeit ift bie ©ntfetnung 
nocf) ettoaS gtöfjet — unb bom unteten ©eeljafen, bet untetfjalb bet ©ttucffäfjte 
beginnt, bis jut 3)tef)btücfe 777 SDtetet (Sterbet, a. o., ©. 80) Ufetlänge, fo etljätt 
man getabe jmanjig Äilometet füt bie Ufetlänge bon bet 3)teljbtücfe ju Sübecl bis 
jum SHnflufi bet Zxatie ins SKeet. 

,16 ) 81. o., ©. 137. Sföan bgt. audj Henrici Bangerti Origines Lubecenses, 
§ 16, ©. 1197—1201 unb § 17, @. 1201—1204 b. SBeft^alen, a. o., leil I. 

,17 ) Scriptorum Brunsvicensia illustrantium tomus II, ju §eImoIb I, 57, 
©. 586. StatauS, bafj Seibnij a. o., ©. 749 bie fonfufe, abet ju feinet oben 
jttietten Slnmetfung pajfenbe Stngabe ÄotnetS jum Raffte 1135 oljne jebe Stläutetung 
ttriebetgtbt (bgl. 3lnm. 229), etgibt fid) gleichfalls, bafe Seibnij in ba$ heutige Sübecf bafc 
butdj ben ©labenfönig $eintidj ettoeitette Subefe, bie 33utg unb bie Sitdje $einrid)£ 
betlegt, unb jioat nidjt btofj bie SRefibenj be3 SBenbenfönigS #einrid&, fonbetn aud) bie 
be$ jäteten SBenbenfönigS ßnut Satoatb. — Seadjtet man ba3, toaä Seibnij a. o., 
©. 569 in ben Slnmetfungen h unb k bemetft, fo gelangt man ju bet Slnfidjt, bafc 
Seibnij tote Sangett glaubte, Seubice Ijabe etft in SJucu, bann in 9ttttübed, bann 
nriebetum in Sucu gelegen. 8Hein ftat auSgebtüdt ift eine foldje Anficht jtoat bei 



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83 

leQenttid) ber ©rünbung fiübedt^ burd) 3lbolf IL ben £elmolbfd)en äuSbrud: 
*coepit illic aedificare» burd} bic Slnmerfung: treinstaurare civitatem, quam 
Truto olim ibidem locaverat et Henricus Regulus ampliaverat. » 

Dbfdjon t>. mUt, tl *) Seder ,19 ) unb ^eede" ) bie Sangertfdje Anficht als 
unvereinbar mit benGueQen befämpft Ratten, öertegte bennod) nod) 1826 Ärufe" 1 ) 
nid)t blofc ba3 öon £einrid) bewohnte, fonbern aud) ba3 1138 öon ben Matten 
jerftörte Slltlübed an bie ©tätte be$ heutigen Sübed. 3)er lefcte, bei bem idj 
Ältlübed, roenigften3 teilroeife, an bie ©tätte be3 genügen Sübed berlegt ftnbe, ift 
1884 SRidjarb §aupt. $anpt öermeibet e3 allerbingS, fid} im ^ufammen^ang 
über bie Sage SlltlübedS auSjufpredjen, er bebient fid) trielmeljr auSfdjtiefelid) ber 
Sform Eingeworfener Semerfungen, gelegentlicher (Simoürfe unb öon Sßarentfjefen, 
beren Snfjalt aber trielfad) unflar unb berfdjieben ift. — $etmo(b ^jäljlt Ö e * 
legentlid) eine« Überfalte bon Slltlübed burd) bie SRanen, ber jtoiföen 1127 unb 
1129 erfolgte, batnate Ratten fid) bie Sßriefter gerettet, bie habitaverunt iu 
ecclesia 8ita in colle, qui est e regione urbis trans flumen. feanpt befämpft 
bie Deutung biefer ©teile burd) SeberfuS"*) unb gibt als richtige Deutung feine 
fotgenbe ©rflärung an: „S$ Reifet aber ber SBurg gegenüber unb e3 fann redjt 



©angert, aber mrgenbä bei Setbnij: jebenfaflS öerlegte 39angert ba$ Sübed ©Ott« 
fdjalf« unb 8eibnt$ ba$ Sübed $einric$3 unb fönutg, alfo in beiben fallen Slltlübed, 
in bad heutige Sübed. 

* 18 ) Historia antiqua Lubecensis, %tna 1677, 93latt A4, § 13: tBangertus 
6 naw conjicit, demum Henricum occiso Critoni successorem deserta vetere 
Lubeca, ad fluvium Svartovv transtulisse urbem, quae iam pridem steterat 
in Bucu. Ac 6ic omnino redit illa difficultas, tum Cruconem pro conditore 
veteris Bucovianae Lubecae nou habendum, sed ad antiquiorem potius alium 
abeundum: quod tarnen propter Helmoldum auetorem non ausim facere. Duo 

igitur restant, quae dicamus, nempe, vel vel euneta, quae Bangertus 

in Bucoviana Lubeca credit gesta, ad Lubecam Svartovianam pertinere.» 

* 19 ) Umftönbltdje ©efd)idjte ber freien ©tabt Sübed, 1782, ©. 63/6. 

**°) Sgl. bie ettoaS unHaren Sluäeinanberfefcungen ©. 193/201 in ber @efd)id)te 
ber ©tabt Sübed, Sübed 1844. 

,21 ) ,,©t. Ctcelin", «Itona 1826. ffrufe berietet auf ©. 41, burd) «bolf IL 
feien „ Sübed unb anber in ©djutt liegenbe Öerter" toieber aufgebaut toorben unb 
fügt ©. 73 P fjinju: „1137 ober 38 brannten bie SBenben bie fiirdje ab. ©ie 
rourbe aber balb nadjtjer toieber in fireujform erbauet — aber nie auSgebauet — 
unb abermals 1164 öon bem ©rjbifdjof #arttoig eingebettet." 

"*) Die SiaeltnSfirdjen, Siel 1884, ©. 138, «nm. 1. 



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84 

wol)t eben auf bem ?ßtafee ber jefetgen ©tabt ber Drt ju fucfjen fein." — #temad) 
öertegt $aupt ben „Drt", fei e$ ber Sirene, fei e3 ber ©tabt, fei e$ ber JBurg 
aittübecf auf ben „?ßtafe ber jefetgen ©tabt", alfo naef) SBucu, womit eine fpätere 
Angabe Raupte in berfetben Slnmerfung äbereinftimmt: „3to ben versus bagegen 
wirb fdjeinbar fadjlid) ben SBorten £etmotb8 entfcfjtebenft beigeftimmt, roonadf) 
$einrid) eine neue Sirdje in 83ucu, alfo SReuentübei, anlegte." §aupt legt Ijier 
^etmolb Angaben unter, bie er nirgenbS gemalt §at SRidjt nur bafc ^elmolb 
niemals öon einer Ätrdje £einrid)S in SBucu" 8 ) fernst, trennt er öielme^r fdjarf 
unb ftar bie öon Sruto gegrünbete SefeftigungSantage in SBucu öon jenem fiubefe, 
baS, wie bewiefen, in einem anberen fianbe atS SBucu lag, jumat jur Seit SrutoS: 
öon fiubefe, in bem $emrid), S^entepotf, Äanut unb SßribijtauS reftbieren unb 
iljre Sirdjen fei eS benufeen, fei eS weisen, fei eS befte^en laffen. 

2W bie genannten Autoren: Sangert, ßeibnij, Ärufe unb $aupt, behaupten 
nidjt, bafe SUttübed ju allen 3^ten bjm. mit allen" 4 ) feinen Äirdjen in SBucu 
gelegen Ijabe; bann Ijätten fie ju ben ©djriftfteüern geregnet werben muffen, bie 



,l8 ) 3)ie 2tnna^me einer folgen föird&e mufc gerabeju wiberfinnig erfdjeinen. 
93ucu ejtftierte, wie unten bewiefen werben wirb, nur öorüberge^enb als eine 
ScfeftigungSanlage unter jenem Eruto, ben ©elmolb I, 57 auSbrücflid) afö dei 
tirannus bejeidjnet unb beffen nidfjt ju leugnenbe Sebeutung gerabe in feiner geinb* 
fdjaft gegen baS ©tjriftentum unb ben fremben beutfd)en Sultureinflufe beruht. SRad) 
©rutoS ©rmorbung oerfiel feine Surg, fo bafc fie 1143 ben ffitnbrucf einer urbs 
desolata madjt, obwohl uon einer 3arf*örung SucuS nirgenbS aud) nur ein SBort 
berlautet. SS waren eben, wie bewiefen werben Wirb, 1143 feit ErutoS ©rmorbung 
minbeftenS 50 3aljre öerftridfjen unb in biefer 3*it mußte bie SefeftigungSanlage 
um fo mefjr öerfaQen, als S9ucu unbewohnt war unb, entfpredjenb fonftigen 
wenbifdjen 93ertetbigungSanlagen, jumal benen öon SHtlfibecf, tebiglid) au« grb- 
werfen, 5ßfaf)l» unb ^Jaltfabenwerf beftanben Ijaben wirb. 2)ie civitas ber 
$olaben ift niemals Sucu, Jonbern baS nalje Stafceburg gewefen. Über ben 
SSegriff urbs im SBenbenlanbe $u jener 3*it ögl. man bie weiter unten gegebenen 
Ausführungen. 

,24 ) ftaupt fprid)t minbeftenS oon bret bis bier Sftrd)en HltlübecfS. 3unäd)ft 
ift ber SurgwaH mit feinem nidjt wegjuleugnenben Äirdjenfunbament nad) t^m 
„nidjtS anbereS als ein Opferplafc, in ben baS Sfjrtftentum feine Sirenen mitten 
hinein pflanzte". (©. 167.) 3)ann fpridjt er in ber ermähnten SKnmerfung (©. 138) 
öon einer JHrdje „auf bem ^ßlafce ber jeftigen ©tabt". 3)ie ©eftimmungen ber 
Urfunbe ftönig ÄonrabS oon 1039 oeranlaffen Ujn ju ber eöentueDen Stnna^me 
einer brüten ffirdje (@. 139): „Ober bie 8ln$at)t ber Äirc^en öerme^rt ftc^ weiter" 
unb furg barauf entfteigt i^m ber ©togfeufjer: „Ober fdjon wieber eine neue?" 



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85 

überljaujrt nur ein fiübetf fennett. SBSä^rcnb aber §aupt ju feinem Strtum burdj 
bie bereits roiberlegte Angabe" 6 ) ©iboS gelangt ift,* 26 ) finb JBangert unb fieibnij 
burdj bie fatfdjen Angaben 3)etmar3 unb ÄornerS ju ü)ren eigentümlichen Be- 
hauptungen öerantafct roorben. 2)a ift rool)l ju beachten, bafe bie beiben arbeiten 
StobeS" 7 ) öon biefer irrigen Angabe, bafe fiübed erft in fflueu, bann in 2Uttübe(f, 
bann roieber in JBucu gelegen l)abe, nodj frei finb. (Srft bie beiben foäteren 
Stejenfionen DetmarS, bie öon 1105 big 1386 unb bie öon 1101 bis 1395, 
bringen biefe SSerroirrung in ben JBeridjt 9tobe$, eine SBerroirrung, bie tyäter burdj 
Äorner, entfpredjenb ber forglofen SBiöfür biefeS SßroteuS unter ben mittelaUertidjen 
Autoren, roie tyn ©djroalm treff fieser bejeid&net," 8 ) berartig gefteigert roirb, bafc 
ba3 lofjuroabofyu feiner bieäbejüglicfjen Angaben nirf)t nur unüberfefybar, fonbern 
bireft unberftänbltd) erfdjeint: 



,,B ) 93gt. oben, ®. 55. 

"•) Sin jroeiter ©runb, ber #aupt ju feiner #l#otl)efe der leitet Ijat, ift bie 
allerbingS fdjroterige ©teile, an ber #etmolb öon ber ecclesia sita in colle fpridjt, 
que est e regione urbis trans flumen. 2)ie Srflärung biefer Stelle, bie bei roeitem 
ba£ fdjroierigfte aller Probleme ber Httlübecfer ®efd)td)te fjeröorruft, totrb am Schlug 
mm äbfdjnitt II gegeben roerben. 34 faffe fie roörtlid) fo auf, rote fie ber Seitgenoffe 
unb rootjt and) Slugenjeuge $etmotb unjroeibeutig unb flar auäfpridjt, bafc ftd) gegenüber 
üon Sttlübed am rechten Iraöeufer auf ber £öfje (roeldje ben nörblidjften 2lu3läufer 
be$ StfluötalrüdenS Dorn 3)om $u öübed bis ju biefer ©teile be$eid)net) eine Sirene 
erljob. 3)iefe bem genauen SBortlaute £elmolb$ gerecht roerbenbe 3)eutung tjat aßer- 
bingS bie Hnnatjme öon jroei Sirenen ju Slltlüberf jur gotge, ba bie anbere inner« 
fyalb be$ SBaßeS ebenfo eintoanbfrei burd) $etmolb rote burd) iljre nod) oorfjanbenen 
gunbamente bezeugt ift 9itd)t ber SBorttaut £elmolb3 bereitet ©djroterigfeiten: ber 
ift fo unjroeibeutig, rote man e8 nur roünfdjen fann, fonbern ber SBiberftanb ber 
Tutoren, bie e3 für gan$ unmöglich Ratten, bafe Slltlübedt groet Strien gehabt tjabe, 
unb bie beatjalb fünfiltd) in ben Haren SBorttaut eine SRenge öon ©djroierigfeiten 
hineingetragen tjaben. (Sgl. and) bie ßanbfarte!) 9lud) roenn td) mit biefer 
Deutung unrecht tjaben roürbe, fo bleibt bod) bie latfadje beftefyen, bafc e3 £etmotb$ 
Angaben au3fd)He&en, in S9ucu eine Äirdje ober irgenbeinen anberen XetI 2llttübecf3, 
öollenbä gang Slttlübed an$unef)men. Wad) £elmolb t)at e3 öor SlbolfS ©tabt« 
grünbung im Satire 1143 roeber öor, nod) gu, noc^ nac^ ber 3«t Sruto^ ein 8llt« 
tübeef, flubefe, an ber ©teöe oon 93ucu gegeben. 

,,T ) 83ei ffoppmann I, © 7 unb II, ©. 197 unb bementfpredjenb bie erfte 
»ejenfton EetmarS, bie fic^ beeft mit II, 197. 

,,s ) 3afob ©4roatm, bie Chronica novella be^ ^ermann fiorner. ©ötttngcn 
1895, @. XXXVI, ogl ©. XVIIL 



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86 



Dritter 3)etmar, 
b. Äoppmann I, 
@. 206. 



f8t) be3 feifer 
§mrif e3 ttjben, — bo 
wart begrepen (ge- 
grünbct) — Subefe, 
bc in befeme jare 
lad) bt) bcr ©mar* 
toroe, bat nod) DIbe 
Subefe fyeet. Sorcn 
Ijabbe je gelegen 
titöfdjen ber Xtatten 
unbe ber SBofemffe, 
bar je nod) tid)t; 

erft »art fe 

begrtyen in ber 
ftebe, bar je ttodj 
lidjt; bar tta mart 
fe oöerfettet bg ber 
©martoroe, bat nod) 
Dtben Subefe ^cct, 
bar na wart fe up 
ber erftcn ftebe glje» 
butuet roebber. 



fetter Sorner, 
SRebaftion A, bi« 
1420, b. ©djmalm 
©.584; am SRanbe 
öon f. 128. 

1105— Lubeke 
coustructa est in 
loco iuxta Swarto- 
we villam, qui ho- 
dierna die anti- 
qua Lubeke dici- 
tur, que quidem 
civitas perantea 
sita fuerat inter 
Trabenam etWo- 
kenitz, ubi iam 
iacet. 



1106(Henricos) 
— habitapionem 
suam babuit cum 
suis In eastro 
Lubicensi. DU 
eiyltatem condi- 
dit idem Adolfus 
anno — 1106 
iuxta locum, qui 
nunc Swartowe 
appellatur. 



Dritter Sorner, Stebaftion B, bte 
1423, b. ©diwalm ©. 583; unten am 
SRanbe öon f. 193. 



1104 — urbs Lubicensis instau- 
rata est a Trucone in loco iuxta 
villam Swartow, qui in presenciarum 
antiqua Lubic nuncupatur, et bene 
edificata est ibidem et repleta 
mercatoribus, sed non diu ibidem 
perseveravit, quia destructa est a 
Slavis non longe post et est posita 
in loco, ubi prius posita fuerat, puta 
inter Trabenam et Wokenitz. 



1108 — que nunc vetus Lubika 
dicitur — Que urbs primo constructa 
est a Trucone — 1073. Quidam 
voluntcivitatem hanc primo fundatam 
esse in loco, ubi nunc villa Swartow 
iacet, et postea translatam fuisse ad 
situm bunc inter Trabenam et 
Wokenitz, ubi modo condita est, sed 
de eo auctenticum non inveni, nisi 
solum vulgare dictum. Chronica 
vero Slavorum — dicit, Truconem 
predictum fundasse eam prima sua 
fundacione prope castrum, quod in 
eodem loco, ubi nunc sita est, 
fundaverat, sed funditus destructam 
per Sclavos, priusquam edificaretur 
ab Adolfo comite Holtzacie — prout 
patebit suo loco. 



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87 



gfinfter Äorner, SRebaftton D, bis 
1435, b. ©diwalm ©. 583; aus 
JBanb II, fol. 12. 



©elfter Corner, SRebaftion H 
(|>annoöerfd)e £anbfd)rift), beutfdje SBclt« 
djronif bis 1438, b. ©djroatm @. 535. 



1104. Civitas Lubicensis — fun- 
datur per Trutonem — prope villam, 
que Swartowe nuneupatur Sed in 
hoc loco non diu perseveravit, quia — 
destrueta fuit a Slavis non diu post 
ipsius instauracionem — et fundata 
fuit ibidem a predicto Trutone eo 
anno, quo contra Buthue, filium 
Godescbalci triumphaverat, qui fuit 
annus d. 1073. Hoc autem presenti 
anno fundata fertur in loco, ubi in 
presenciaruin sita est, per eundem 
Trutonem — et mercatoribus repleta. 
Oastrum vero eidem urbi iunxit 
solempne, in quo ipse cum suis se 
locavit et ab eo inimicis suis restitit 

1109. Locus vero prefatus 
Bamberg est prope urbem ad parvum 
spacium, ubi in presenciarum (eine 
StebttngSroenbungÄornerS!) est situata. 
Ex quo manifeste apparet, primam 
fundacionem suam esse faetam a 
Trutone in loco, ubi iam situata 
existit, cum ante hec tempora non 
legatur sub aliquo autentico crono- 
grapho fuisse destrueta, sed pocius 
post. 



1104. 3n beffeme jare . roarb 
gefristet unbe geburoet be ebbelc [tob 
fiubefe uppe ber ftebe, bar fe nu jegen- 
roarbid) fyfen Ud)t trotjSfdjen ben tmen 
öteten Jraöena unbe SBafeniffa. 3)c 
matt bar gljeburoet öan beme SBenbeS« 
fc^en öorften Iruto genomet anber »erbe 
(anberroeitig), alfo be cronifen ber 
SBenben fprefen, »entc Ije fc erftett 
gebumet Ijabbe uppt be ftebe, bar nu 
lidjt bat t>oxp ©nmrtonto, unb bar 
öorftoreben fe be SBenben, be bo fone 
ögenbe toeren. — 33g beffe ftab Subele 
buroebe be fufoe SBenbeSfdje ^ere en 
t»aft flot unbe plarf) bar futben uppe 
to monenbe, mente bat Ije bot g^eftagen 
roart. — gob Ijeft öorfeen, bat fe roorben 
iS en crone unbe en Rottet aQer §enfe» 
ftebe. 



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88 

$)ie 2Bal)rnel)mung, bie ©djtoatm überjeugenb als bcr 2Birftid)!eit entfpredjenb 
nadjgeroiefen §at, bafc ben Don Corner angeführten Quellen „faft ausnahmslos 
feine Sebeutung betjutegen" ift, ba er Quellen als benufct anführt, bie mdjtS mit 
benen ju Ijaben, bie er toirflid) benufet l)at, unb bo er ©teilen jttiert, bie in ben 
betreffenben Duellen fid} nidjt öorfinben, brängt fid) aud) Ijier auf. ©o bringen 
bie angeführten SRitteitungen ber britten Stejenfion ©teilen au« £etmott>, bie 
nidjt bei ^cfmolb fielen. 3mnter^in ift bie SBerfidjerung KornerS in ber britten 
SRebaftion ju beachten, ba% er über bie SBorgeföidjte fiübedS nichts 9fotl)entifd)eS 
gefunben fjabe, nur öotfStümltdje Überlieferung bjto. fyerfömmlidjeS ©efdjtoäfc. 
Aber aud) biefe Angabe, bie an unb für fid), fotoeit Corner bon £elmotb abroeidjt, 
fid)er ber SBaljrljeit entfprid)t, roenbet ber fleißige, aber ffrupeltofe Äompilator 
an falfdjer ©teQe an, gerabe ba, wo er ^elmolb autfjentifdje 9kdjrid)ten entnimmt, 
gleidjbiel ob bireft, ob inbireft." 9 ) 

äur ©rflärung ber Äonfufion bei Detmar unb Korner trägt melleid)t einmal 
bie 33erroirrung bei, bie bejüglid) beS wahren $Berl)ättniffeS ber Kamen fiubefe unb 
SBucu fd)on früfoeitig, föon bei ©ibo, 9?obe unb 3)etmar um fid) gegriffen Ijat; 
jtoeitenS bie Verlegung unb SRamenübertragung bon fiubefe nadj JBucu im Safyre 
1143; enblid) bie fpäter nod) jroeimal erfolgte Verlegung beS je&igen fiübeef: 



* 29 ) ©ine fünfte angäbe Körner« barüber, bafc bie SBenbenfönige #etnrid> 
unb Kanut iljre SReftbcn^ im heutigen fiübeef gehabt Ratten unb ba& #einrid) im 
heutigen Sübed eine 93urg unb Kirdje erbaut Ijätte unb Kanut biefelbe in honorem 
Sancti Johannis fyätte meinen laffen, bringt fieibnij. ßeibnt^ beröffentltdjt a. o., 
©. 749, jutn 3af)re 1135 folgenbe ©teile au« Körner: bie urbs Lubeke fei gemefen 
«Henrici — familiäre contubernium et mansio prineipaiiß, quia ipse eam, 
iam per Trutonem fundatani, valde ampliaverat et emendaverat, et similiter 
castrum eius. Ecolesiam autem Henricus in hac urbe aedifieaverat, sitam 
in monte super Trabenam aquam, quae modo sancti Johannis in Harena 
nominatur; quam postea Kanutus Obotritorum Regulus dedicari fecit in 
honorem sancti Johannis Baptistae. 5)tefe ©teile finbet fid) nic^t bei ©d)toalm, 
ba ©djtoalm au« ben SKitteilungen Körner« oor bem 3a^re 1200 letber nur mentge 
Slusjüge veröffentlicht. 3dj fann baljer nidjt angeben, melier ber fed)S Körner* 
arbeiten pe entftammt, öermuttid) ber fünften, ber Stejenfion D, ba aud) ein anbere« 
3itat au« Korner bü fieibnt^ (a. o. ©. 748) au% D ftammen mufc. 3)emt biefe 
$roeite Stelle (jum 3aljre 1104) bedt fid) bud)ftäblid) mit ber in ber obigen 
3ufammenfteHung au« D toiebergegebenen ©teile jum 3aljre 1104. 

S)te ättefte ber fed)« Sirbetten, bie 6td 1416 reicht, bie SRejenfion a, tyat nac^ 
Sdjtoalm (a. o., ©. 584 gum Safyre 1105) nidjt« oon biefen angaben aufjuroeifen, 
roäjjrcnb in ber inerten Arbeit, ber SRejenfion C, bie 9tad)rid)ten erft üon 1396 
an erhalten fiitb. 



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89 

einmal 1157 nadj ber fieroenftab, bann 1158 bie Stütf Verlegung aus bet fiemenftab 
cm bie ©teile be3 heutigen fifibetf. Stimmt man baju nod) bie jmar Maren, aber 
leiber aUjufurjen Mitteilungen £elmolb$ über bie JBefeftigungSanlage SrutoS in 
93ucu foroie ben Umftanb, bafc bie Stätte SlltlübecfS früljjeitig üötfig öereinfamt 
unb unbefannt mar (ögl. unten, ©. 121, 128 u. 137), fo finb trieüeidjt bic (Stemente 
gefunben, au3 benen aümäljlicf) ein foldjeS unlösbares 3)urd)eiuanber entftanben 
ift, mie e3 fid) bei Äorner finbet. 

C. Slttlübecf füblid) öon ber JremS gelegen. 

$aupt begnügt fid) nirf)t bamit, fidj gegen bie ©teile am ^ufammenflufc öon 
Iraöe unb ©djroartau al8 ©tätte öon Sllttübed auSjufpredjen, fonbem er gibt 
aud) einen Sßlafe a(3 bie richtige ©teile an, auf ben üor unb nai) i^m fonft niemanb 
oerf allen ift: „3)a3 3)orf* 8u ) Slltenlübecf — liegt md)t an ber ©djmartaumünbung, 
fonbem oberhalb ber SBiefen auf ben l&'dtyn, auf bem linfen Xraöenufer erljebfid) 
näljer ber neuen ©tabt." 9tad) biefer ©efcfjreibung fudjt $aupt füblid) öon ber 
ZremS, bie jroifcfjen ©djmartau unb bem heutigen ßübeef oon linfö Ijer in bie 
2raöe münbet, bie ©tätte öon Slltlübecf. ®a bie JremS ©djmartau näfyer liegt 
als Sübecf, bie <Btätte fcon 9lftlübe<f nad) §aupt aber „erljeblid) näljer" nad) 
fiübeef ju liegt, mufc ba3 öon $aupt beftimmte 3l(tlübecf am linfen Iraoeufer 
jroifdjen Jremä unb ber heutigen SBorftabt ©t. fiorenj liegen. S3 foll bort nidjt 
auf ben SBiefen, fonbem „oberhalb ber SBiefen auf ben $öljen" liegen. Sin SJlicf 
auf bie Sarte, meiere betjufS Älarfteüung biefer unb äfynfidjer Stoß«* namentlich 
in l)t)i>fometrifd)er 93e3ieljung ungeroöljnfid) genau gejeidjnet ift, fo bafe bereite 
£öljenunterfd)iebe öon 5 3Keter burd) öerfdjtebene garbentöne jur S)arfteHung 
gelangen, bemeift, bafe nur jtuei ©teilen jmifc^en £rem3 unb ©t. Sorenj ben 
33orau3fe&ungen Raupte entfpredjen, ba ba$ übrige ©ebiet am linfen ©djroartau» 
ufer jroifdjen £rem3 unb ©t. fiorenj burd) ^fa&miefen eingenommen mirb, bie 
fo niebrig liegen, ba6 fie bei jeber |>od)f!ut überfdjroemmt roerben. 

SHein biefe ©teile at3 Btätk SlltlübecfS ansufeljen, ift ööllig unmöglich, 
ba fie nidjt nur fämtlid)en £luellennad)rid)tcn, fonbem aud) ber Anlage roenbifd)er 
Siebefungen, namentlich roenbifdjer Sefeftigungen burdjauS tuiberfprtdjt. SBie Ratten 
femer bie SRanen jur Qext Äönig |)einrid)3 an biefer ©teile, etwa bem jefeigen 
3Bitl)etm3f}öl)e, Slltlübecf mit itjren ©Riffen umfdjliefcen f ollen! Seine anbere ber 



2S0 ) 8. o., 6. 111. Übrigen^ berichtet Weber eine mittelalterliche nod) eine 
neuzeitliche Urfunbe, ©Ijronif, Sanbfarte ober fonftige Duelle ettuaS oon einem 
fcorfe Slltlübecf. 



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90 

odjt DrtljWotljefen, nidjt einmal bic 93rel)merfd)e, ift fo auä ber Suft gegriffen, 
wie btefe jeltfame SBeljauptung §au|)td 

3)ie öiertc Iraoeftefle — bic richtige — beeft fid) mit ber fünften Schwartau« 
ftette unb wirb am ©djluffe be3 nädjfien Äajritefe befprodjen werben. 



Sagtet 4. 



$ie fünf an ber ©djwartan für Slltlüberf in Sfotyrndj genommenen Stellen. 

A. Stltlübed an ber ®tattt *>on ßaltenljof. 
a. Sage unb Siteratur. 

Sine öierte für 2tltlübed gettenb gemachte ©tötte, $altenl)of, liegt an ber 
©djwartau, norbnorböftlid) öom SBurgmafl, öon il)tn burdj eine l 1 /* Äitometer 
lange Uferftrede getrennt, aber unter anberen geograpfyfdjen unb 93erfel)r3öerl)ätt- 
niffen: am (Snbe einer öon jeljer für ben Slderbau in Slnfprud) genommenen 
3)iluöialplatte (wie jwar nid)t au3 ber beigegebenen Sarte ju erfeljen ift, ba 
Äaltenljof unb biefe platte brei 9Reter l)od) liegt, bie Äarte aber nur ^öfjcn* 
unterfdjiebe öon fünf SReter jum 9lu3brud bringt — moljl aber au3 bem SKefi* 
tifdjblatt Schwartau unb öor jüglidj au3 ber ber arbeit öon ^ßrofeff or fjricbric^ 
beigefügten geologifdjen $arte), feitwärtS öon ber SBafferftrafee ber Sraöe. 

3)er erfte, bei bem id) biefe ©tätte für bie ©teile fcon Slltffibed in 
Slnfprudj genommen finbe, ift 1653 ber alte Dancfmertfj: „Sllten Sübed an ber 
©djwartow — , wetdjeS in bem Sßindel, ben bie Iraöe unb ©djwartoro 
madjen, bieffettS ber ©djmartow, wor anifeo ßolbenljoff lieget, belegen 
gewefen" unb nodj an einer jweiten ©teile: „3ft bemnad) ber Uljrfprung be3 
UtomenS Sübed betj ber ©djmartow, baran 81t Sübed in bem (Sd, wor anifco 
fiolben^off lieget, ju fudjen."" 1 ) 3fyn folgt 1782 3ol). föub. »eder,"*) 



,S1 ) «. o., @. 215 unb 216. 

,81 ) 2t. o v I, ©. 3: „3)a3 jefcige Sübecf Ijat feine ^Benennung öon einer weit 
älteren Stobt, weldje ehemals an ber weftlidjen Seite bed ffiinfluffeS ber ©wartau 
in bie 2rawe, bafelbft, wo biefe begben glüffe bety iljrer Sereinigung einen fpifcen 
SBinfel bilben, unb wo anifco ffiolbenljoff gelegen ift, txiatoct war. Stfefe führte 
bereite ben 9iamen Sübed unb ift nad) iljrer S^rftö^rung ba$ alte ober ©wartauifdje 
Sübed genannt worben." 



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. 91 

1819 ©rautoff," 3 ) 1822 31. £. «reiner, 234 ) 1842 «Sföenfelbt« 85 ) unb 
1884 £aupt.* 8 «) 

(Sine SBiberlegung biefer fo beljarrtid) betretenen Anficht ift nur burd) eine 
Unterfudjung beS öorliegenbeu UrfunbenmaterialS möglid), ba über Äattenljof 
roeber annatifttfe^ed nodj, mit geringen ausnahmen, djroniftifdjeS Quellenmaterial 
üorliegt, bagegen ein um fo umfangreicheres Urfunbenmatertal, baS burd) bie 



* 88 ) ^iftorifdöe ©Triften I, ®. 76, Sübed 1836: „3)ieS Sübed an ber 
®d)nmrtau, auf Seibern beS eutinifd)en SJorroerfS ffaltenljof, in bem SBinfel, ben 
bie ©djmartau mit ber 2raöe, in bie fie Ijier faßt, bilbet, ift nadjbem nidjt nrieber 
entftanben." 

* 84 ) 2t. o., Sanb II, ©. 135: „S)aS in einem großen Sogen ber ©martau, 
bidjt öor iljrem Sinflufe in bie Iraöe, lag." 

,85 ) ßübecfifdje Eljronif, ©. 13: „SBaS nun Sübed betrifft, fo mag in bem 
SBinfel, mo bie ©djtoartau in bie Iraöe fällt unb tjeute fialten^of liegt, fcieQeid)t 
fdjon früher einer jener, burd) natürliche Sage unb SJerfdjanjungen befeftigten Sßläfte 
gemefen fein." 

,86 ) Oben ift barauf ljutgenriefen morben, baß §aupt Slltlübed am linfen 
Xraöeufer in ber SRätje bon SBtlljelmSljöije, eine Sirene «ItlübedS an ber ©tätte 
beS heutigen ßübeds am regten Irabeufer fud)t. Demnach erfdjeint es unmöglich, 
baß er Jlltlübed audj nodj nad) Äattentjof berlegt: benn eS mü&te fd>on eine 
SRiOionenftabt fein, bie gleichzeitig baS ©elänbe bon Sübecf, 9Bilf)elm$f)öt)e unb bem 
entfernten ffaltenljof etnjuneljmen bermöd)te. £aupt berlegt benn aud) 2lltlübed 
nad) ffattenljof, ofjne eS au ttriffen. ®r meifc nidjt, bog baSjenige, maS er oon 
bem »Itlübeder „©urgberg" berietet, fid) nidjt auf ben ©urgtoatt $u Slttlübed, 
fonbem auf bie curia nova ju ffaltentjof be^ie^t, ttrie im folgenben bargelegt 
toerben ttrirb, aber aud) bamals, als ftaupt fein angeführte« 83ud) fdjrieb, bon $lug 
längft bargelegt morben mar: „S)er ©urgberg blieb bebaut, l)at Diel änDerungen 
unb Scrftörungen an feinen Sauten erlebt, ift gulefct bon ben Sürgermeiftem ber- 
toüftet unb tool)l gänjlid) abgetragen toorben (incendiis et ruinis funditus 
destruxerunt et fundum spoliaverunt) ; 1298 fdjon ttwrb böflige Sertuüftung ber 
öefeftigung berabrebet (lüb. Urf. 99. I, 380)." 5)iefe ganje ©teile au« £auptS 
Ausführungen begießt fid) mit 8luSnal)me ber erften S^ <* u f bie nova curia 
ober ffaltenljof; bie erfte &ilt pafct boflenbS meber auf bie nova curia nod) 
auf Slltlübed, benn einen Serg tjat eS auf bem niebrigen, alle brei bis bier 
Saljre öon ©turmfluten überfc^toemmten SBiefengelänbe 2lltlübedS nie gegeben, 
fonbem nur einen ©urgtoaü. ©leic^fam als wollte er baS ©rftaunen feiner Sefer 
nod) er^ö^en, fügt §aupt Ijinju:, „3)er SSeweiS üon einer SBanberung beS 9?amenS 
^at nic^t geführt »erben fönnen; foßte aber baS nörblidje Sraöenufer auf eine fo 
weite ©trede ^in auf ben Stamen ?lnfpruc^ machen fönnen, fo ift nur bettriefen, 
ba& Sltlübed fe^r groß mar." ^auptS 2)urdjeinanber mirb gerabeju unbegreiflich, 
toenn man bie auffallenbe ©ic^er^eit in ©etradjt jie^t, mit ber $aupt feine nriber« 



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92 

Arbeiten öon SMug unb Sßtüjelm Sre^ner* 87 ) jum großen Seil jufammengefteflt 
roorben ift. Soll ber Überblitf, ben biefe Arbeit ju bieten fudjt, ein bollftänbiger 
fein, fo ift eine Vorlegung biefer fomplijierten, fid) teittoeife föeinbat miber» 
fpredjenben urfunbtidjen SRadjridjten nidjt ju umgeben, um fo weniger, at3 burdj 
bie üerbienftöollen Darlegungen ÄlugS unb SBreljmerS über bie nova Curia, wie 
§aupt3 angeführte SluSffiljrungen beroeifen, eine neue SBerroedjfetung entftanben ift, 
bie öon Dlbenlubefe mit ber Curia nova ober Jfaltentyof, weil meber Älug 
nod) JBre^mer biefe ^rage einge^enb genug befjanbelt fjaben. ©ine Unterfudjung 
aller urfunbti^en 9Jad)rid)ten über Dlbenlubefe unb bie nova Curia gibt jubem 
einen Slnljalt jur ©enrinnung eiltet Urteite über ben SBefifc ber SUtlfibeder Sirene 
fomie be3 fiübeder SiStumS unmittelbar nadj feiner Segrünbung. 

b. Die ©cfjicffale SUtlübecfS nad) ber ^erftörung *>on 1138 big 1225. 
21(3 Slltlübed 1138 jerftört roorben mar, muffen oon bem Drte, ber bie 
9tefibenj be$ SBcnbenfönigS |>einrid) unb ber SBenbenfürftcn Qtotnttpoldf unb 
SßribiSfafc geroefen mar unb in bem ber sroeite SBenbenfönig, ben bie ©efdjidjte 
fennt, ber Däne Änut fiaroarb, eine Sirene Ijatte weisen laffen, nid)t unbeträchtliche 
Überrefte öorfyanben geroefen fein, roetdje einen guten Unterfd)fupf für gifdjer unb 



ft>rud)t)oflen Darlegungen über ben 9lbfd)nitt „Slltlübeder SRefte" beginnt, um bar- 
julegen, e8 fei eine Xorljett, an ber ©teile be3 ©urgroallä Slltlübed $u fuetyen: 
,,©iel)t man ben $la$ fetbft an, fo fprtngt bie Unroirfltd)fett (!) jener 2lngaben in 
bie 2tugen; betrachtet man ifyre Segrünbung, bie Unüoöfommen^ett berfelben. Der 
gefdjidjtlidjen unb fadjlidjen ©djroierigfeiten, bie au3 ber Slnnaljme folgen, finb 
un$äf)lige. Unb nidjtS $roingt, gerabe (!) btefen $lafc als ©tätte 2l(tenlübed$ $u 
betrachten." Irofc fo ftarfer Dppofition bringt e3 $aupt fertig, eine tjalbe ©cite 
fpäter eben biefen $la{j, ben er SSurgberg nennt, für SHtlübed in 2lnfprud) $u 
nehmen unb auf ifjn bie ©djidfale öon — Saltenljof $u übertragen! SRan muß 
bU auf ^ermann fforner aurütfgefjcn, um eine äfjnlidje SSermtrrung über bie Sage, 
ben tarnen unb bie Sirenen SlltlübedS ju finben roie 1884 bei Jpaupt! $aupt fyätte 
beffer getan, fid) ben roenig angebrachten #oljn über „bie Sübeder @efcfytd)t£forfd)er" 
ju erfparen, für bie „eä äufcerft oerlodenb mar, barin (seil, in ber Sluffinbung ber 
fiübeefer Sirdjenfunbamente) eine üofle Seftätigung aller ber 2lnnat)men ju feljen, 
meiere f)ier bie ©eburtsftätte t&rer ©tabt fudjen." Übrigens fann oon fiübeefer 
©efdjidjtsforfdjcrn, meiere bie unabroetebaren Folgerungen aus bem Sirdjenfunbament 
gebogen Ijaben, nic^t bie 9tebe fein: ein einziger äutor ijat biefe Folgerungen ge- 
bogen, ber $aftor Klug, unb jroar in einer fo rutjigen, fac^lic^en ffietfe, bafe $au^t3 
unmottoierter Eingriff erfolglos geblieben ift, mie f4on Srefjmer betont (a. o. ©. 6). 
237 ) „Über bie Sage oon ailtlübecf" in ber 3eitfdjrift be3 SSereind für 
fiübeefifc^e ®t\d)\d)te unb 2Utertum3funbe 93b. V, ©. 1—13, ßübeef 1888. 



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93 

4pirtcn ju bieten geeignet waren, bie auf ber anfdjeinenb niemals anberS* 88 ) als 
jur SSie^ju^t benufcten, graSreidjen §atbinfd bie befte SBeibe für iljr SBiel) ftnbcn 
fonnten. ©owett bie ehemaligen, wenbifdjen 93ewol)ner beS DrtS nidjt burd) bie 
brei binnen 3al)re3frift* 89 ) über fie Ijereingebrodjenen Sataftropljen baljingerafft 
waren : burd) ben SRanenüberfall bom ©ommer 1138, burd) ben SRadjejug $einrid)S 
fcon SBabemibe im SBinter 1138/39, fowie burd) ben SRaubjug ber $olfaten int 
©ommer 1139, werben fie nad) biefen ©d)icffafefd)(ägen bod) woljl nad) ber alten 
$eimat jurürfgefe^rt fein, bie iljnen burd} bie auSgebeljnten SBiefenfluren unb ben 
fjifdjreidjtum in ben ringsumher gelegenen ©djilfgemäffern ein berljättniSmäßig 
forgenlofeS 3)afein ermöglichte. 

SRan wirb baljer ben Ort Slltlübed audj nad) feiner 3erftörung, wenn aud) 
nur afe Sfifäer» unb $irtenfiebelung, afe meiterejiftierenb anjufeljen Ijaben, jumal 
e^e ©raf Slbolf II. fünf Saljre fpäter ju 95ucu feine SKeugrünbung öornaljm. 
©oweit man überhaupt an einen SBieberaufbau ber fd)on fo oft fcerljeerten ©tabt 
gebaut Ijaben wirb, wirb man an biefen SBieberaufbau naturgemäß an ber ©teile 
beS Sltlübeder SBurgwallS gebaut Ijaben 3)abei muß man fid) vergegenwärtigen, 
wie unglaublich einfach bie Seljaufungen ber SBenbcn waren. 3)ie SßorfteKungen 
über iljre §äufer unb Sßoljnungen finb aber oft ebenfo öerfeljrt, ja naio, wie bie 
über ben Umfang iljrer 2Bof)npläfce, bie fid) biejenigen, welche fid) mit atttttbifdjer 
®efdjid)te befaßt Ijaben, faft regelmäßig üiel 3U groß öorftellen, fo ber 2trjt 
91. #. SBreljmer unb Sßilljetm SBreljmer, ©djmibt, $aupt u. a. — 2BaS ben 
Sljarafter ber menbifdjen SBeljaufungen anbelangt, fo fei in biefer SBejie^ung auf 
bie maßgebenbe ©djilberung beS beften ÄennerS ber SBenben Ijingewiefen. $elmolb 
betont am (Snbe feiner ©laöendjronif, wie bie SRaubluft unb bie SBorliebe für 
©eeunterneljmungen in fo Ijoljem ©rabe ©runbeigenfdjaften ber baftifdjen ©laöen 
feien, ba^ fie ben Äderbau gänjlid) fyntanfefcten, um fid) jeber Qtxt iljrer Neigung 
für SßtünberungSjüge Eingeben ju fönnen. $fyx größter 9?etd)tum beruhe baljer 



288 ) 9luf feiner Sanbfarte, in feiner Eljronif ober fonftigen 3)arfteKung, in 
feiner Urfunbe Wirb auf ber niebrigen £albinfel oon Slltlübed Sufdj, SBalb ober 
Slderbau erwähnt: in f amtlichen arten oon OueQen ift auSfdjließttdj öon prata unb 
©raSflädjen bie Siebe, bie ben Überfdjwemmungen auSgefefct waren. Slud) bei ben 
ttrieberljolten äuSgrabungen finb niemals 93aumwur$eln gefunben Worten, fo jal)l« 
reidj unb fo großartig bie gunbe an bearbeiteten ober für SefeftigungSanlagen ber- 
toenbeten #öljern aud) gewefen finb. 3Rit 9ted)t behauptet aud) 83rel)mer (a. 0., 
S. 9) „ — bie ganje — gläc^e ift nachweisbar feit ben älteften 3*iten nic^t $um 
Slderbau, fonbem als ewige SGBcibe benufct worben". 

* 8e ) Sgl. unten am Schluß beS äbfdjnitteS : „$aS SUter oon «Itlüberf". 



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94 

auf il)ren ©Riffen, bie tynen wertvoller feien al8 t^re Käufer. Auf ifyre Seljau- 
fungen legten fie fo geringen SBert, ba§ fie auf ben $<*u3bau überhaupt nicf}t 
fonberlidje 2Wülje öermenbeten. 3f)te #ütten foHten .ifyten Ijauptfädjlidj gegen 
©türm unb Siegen einen Unterfcfjlupf gewähren, unb aud> für biefen 3 mcc * nur 
eben jur Slot: necessitati tantum consulentes. Sridjt ein $rieg au3, fo brefcfjen 
fie it)r betreibe, bergen ba3 gebrofäene ©etreibe famt allen iljren ^abfeligfeiten, 
©olb unb ©über in (Gruben, bringen SBeiber unb fi'inber in ifjre civitates 240 ) 
unb taffen bem geinbe nid)t3 afö tl)re leeren $ütten jurücf, bereu SScrtuft ifjnen 
gleichgültig ift. Sei folgen ©erooljntjeiten ift e3 begreiflich, bafe fie ifyre $ütten 
lebiglid) aus gled)twerf Ijerftellen. 2 * 1 ) 

Durcf) feinen SRingroaü, ju beffen Sefeftigung, wie bic SluSgrabungen ergeben 
Ijaben, ganje ©idjemoälber berroenbet waren, bot Slltlübecf aud) naty feiner 3 er- 
ftörung ben SBenben einen fo wiüfommenen Unterfdjlupf, wie fie itjn beffer ringsum 
nidjt finben fonnten. ©ie brausten iljre elenben Ratten nur an bie innere ober 
äujiere SBanb be3 9?ingwalle3 anjubauen, um nod) fäneller unb müljefofer ju neuen 
3Bot)nftätten ju gelangen, als e$ ifjnen bei iljrer flüchtigen Sauart fo fdjon möglich 
war. ÜberbieS mufeten bie burd) ben Sranb ber 3^ftörung öon 1138 nidjt ver- 
tilgten, fonbern nur angefüllten Sidjenbalfen iljnen ein Saumaterial für i^re 
anfj>rud)3lofen Seljaufungen geben, wie fie eä bequemer anberwärtS gar nidjt 
erlangen fonnten. Sei ityrer Sorliebe für ©djiffaljrt, gifc^crei unb ©djiffbefifc 
mußten fie in erfter Sinie bie 9Köglid)feit Ijaben, iljre ©djiffe unterbringen unb 
ftfdjen ju fönnen, eine 9Jlögficf)feit, bie gleichfalls fie weit unb breit nirgenbS fo 
gut fjaben fonnten wie in ber SBaffer«, ©ra3» unb ©djilfwilbniS üon Slltlübecf. 
Sei folgen Serljältniffen unb ®ewoljnl)eiten mürbe man eine, wenn aud) nur 
notbürftige Sefiebelung 2lltlübed3 aud) nad) ber 3* r ftörung öon 1138 felbft oljne 



24 °) Über ben Segriff civitas ögl. unten, 2tnm. 356. £elmolb fpridjt t)ier 
übrigen« nidjt üon civitates, fonbern üon munitiones. 

24 x ) $elmolb II, 13: «Sclavi enim clandestinis ineursibus maxime 
valent. Ünde etiam recenti adhuc etate latrocinalis hec consuetudo adeo 
apud eos invaluit, ut omissis penitus agriculture commodis ad navales 
excursus expeditas semper intenderint manus, unicam spem et divitiarum 
8ummam in navibus habentes sitam. Sed nee in construendis edifieiis operosi 
sunt, quin potius casas de virgultis contexunt, necessitati tantum consulentes 
adversus tempestates et pluvias. Quotiens autem bellicus tumultus insonuerit, 
omnem annonam paleis excussam, aurum quoque et argentum et preciosa 
queque fossis abdunt, uxores et parvulos munitionibus vel certe silvis 
contntant. Nee quiequam hostili patet direptioni nisi tuguria tantum, quorum 
amissionem facillimam iudicant.» 



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95 

jcben DueHennadjtoeiS annehmen muffen, bod) fönntc man leiteten ötcQci^t in 
ber etnjigen ©teile finben, ht ber ^ctmolb fief) be3 9Jamen3 «vetus Lubika» 
bebient. ^clmolb fyit 1167 ober 1168 fein erfte3 93ud) boüenbet. DomaÖ, 
fdjreibt er, gur Qtit be3 SßenbentönigS $etnrid), Ijätte e3 in universa Sclavia 
feine anbere Ätrdje gegeben, nisi iu urbe tantum que nunc — alfo 1167 ober 
1168 — vetus Lubika dicitur. SluS biefer ©teile fönnte man IjerauStefen, 
bafj 1167 ober 1168 noef} eine ©tebetung vetus Lubika beftanb: aber jroingenb 
ift biefe Sluffaffung ber ©teile nic^t. 

c. Die ätteftc lübtfdje Urfunbe. 

©inen ferneren, erljebtidf älteren folgen $inn>ei8 fönnte man in ber älteften 
lübiföen Urfunbe erbtiefen, mit ber 1843 ba3 elfbänbige, fjeute nod) lange 
nidjt abgesoffene £übecfifd)e Urfunbenbud) eröffnet ttmrbe. SlHerbingS ift bie 
6d)tljeit biefeS 3)ij>Iom8 in 3^ c if c I Otogen toorben, wenn auefj ein jur Äritif fo 
geneigter 3 roe tft cr wie ©djirren nod) 1876 betont, bafe ber SRac^mci^ ber gätfdjung 
für biefe Urfunbe, „toeldje bisher allgemein afe edjt gegolten l)at", 242 ) fdjroieriger 
fein bürfte. 248 ) Jrofcbem fudjt ©cfjirren bk Urfunbe ate unecht fjinjuftellen, er 
mufj aber jugeben, bafj ba3 SßrotofoQ big auf eine Äteinigfeit „unanfechtbar unb 
cbenfo unanfechtbar nad) ©til unb Snfjalt bie jweite §älfte ber 3)i3pofition" ift. 
Dagegen Ijätt er bie jfoeite §älfte ber Di^ofition für „an gorm unb 3nljalt 
mit l)inreid)enben SDierfmaten ber gfälfdmng behaftet". 3n biefer jtoeiten §älfte 
übertoeift König ßonrab III. am 5. Sanuar 1139 — alfo ein falbes 244 ) &rf)r 
nad) ber 3erftörung Sllttübcdö — SSicelin bie ßirdje ju Sttlübed. 

@3 ift felbftoerftänblid), bafe bie fiirdje ju Sllttübecf, welche unter bem 
©laöenfönig $einrid) mit Sßrieftern befefct, unter bem jmeiten ©taöenfönig Änut 
fiamarb geweift, unter oier ©laöenfürften: ^einridj, 3 w *ntej>oId), Snut unb 
Sßribtelatu mit ©eifttidjen öerfeljen unb öon bem grofjen ©adjfenfaifer fiotljar aufs 
einbringlidjfte bem befonberen ©djufee öon Sßribiälaro empfohlen toorben war, 246 ) 



24 2 ) ©o nod) 1886 bei SBattenbad) in beffen Slbamüberfefcung ber feiten 
©efamtauägabe ber ©efdjidjtfdjreiber ber beutfdjen SJorjeit, ©. 199, 2tnm. 8. 

24 8 ) Seiträge jur Sritif älterer Ijolftemifdjer ©efdjidjtäquellen, ©. 223. 3Ran 
ögL aud) #aurf, a. o., IV, ©. 602, 9lnm. 6. 

244 ) «gl. unten ben «bfänitt über baS Sllter SllttübedS. 

246 ) 1; 53, ©. 109. c Imperator — venit in terram Sclavorum ad locum 

destinatum (nad) bem ©egeberger ftalfberge). Idem quoque fecit de 

Lubicensi ecclesia, preeipiens Prlbizlavo sab obtentu gratie sue, ut memorati 
sacerdotis vel qui vicem eius egissent, plenam gereret diligentiam.» 



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96 

and) 9Kittet für iljre ©giften} erhalten Ijaben mufcte. 3)iefe annähme wirb Ijier 
urfunb(id) beftättgt. 3)ie beiben d)rifttid)en, au§ ber bänifdjen unb bcutfdjen ffultur- 
f^ärc Ijeröorgegangenen ©laöenfönige fttintid) unb ftnut Ratten ftc mit villis et 
omnibus ad eam pertinentibus auSgeftattet, mie fie ja and) öon 3)änemarf, öon 
©djIeSmig unb öon SRorbatbingien Ijer an bie JBcbürfniffc unb Slnfprüdje neu 
gegrünbeter Atrien gerooljnt fein mußten. SBenn 2lltlübed and) ein IjatbeS 
3al)r öor ShiSfteÖung ber Urfunbe jerftört morben mar, fo mar bodf ber JBefifc 
ber SUttübeder Ätrdje an ©runb unb SBoben ungefdjmälert befielen geblieben unb 
fonnte Jomit nebft ben Privilegien ber Äirdje and) nadj beren 3 cr f*örung über- 
tragen werben. 3)ie Sirdje fefbft Ijätte fid) um fo leichter mieber aufbauen 
laffen, als iljre auSgebeljnten fteinernen gunbamente fid) nunmehr bereite big 1908 
erhalten Ijaben. SBon einem SBieberaufbau be3 castrum Lubece burd) ben ®rafen 
toon #olftein, ber fiel) 1138—39 bnxd) bie (im »bfdjnitt über ba3 Sllter SHtlübedS) 
betyrodjenen 3^8* in ben ©efifc SBagrienS gefegt Ijatte, an anberer ©teile war 
aber im Sanuar 1139 nodj feine 9?ebe, am menigften in 93ucu, ber eine SDiette 
toeiter nad) ©üben, eine 9Keile meiter öon ber djriftlidjen Sinftufef^äre entfernt 
unb bereite tiefer in bem rein l)eibni}d) gebliebenen ©taöentanbe gelegenen Öbftätte, 
urbs desolata. ©o märe e3 mol)t öerftänbtid), menn $önig Äonrab III. im 
3anuar 1139 ecclesiam in Castro Lubece cum villis ufm. an SJicelin bedienen 
Ijätte, trofebem Ältlübed im ©ommer 1138 jerftört morben mar, mie ben Tutoren 
gegenüber betont merben mufe, bie biefe ©djenfung für unedjt galten, meil bie 
Äirdje bamalS gar nidjt meljr ejiftiert fyabe. 35er Seridjt £etmotb3 über bie 
ermähnte (3lnm. 245) Verfügung Shifer öotljarS an ben gu 9Httübed refibierenben 
Sßenbenfürften SßribiSlam ermedt ben Sinbrud, als Ijabe $etmotb audj an biefer 
©teile, mie er häufiger ju tun pflegt, ben lejt einer Urfunbe ober fdjriftlid)en 
2BiHen3funbgebung SotfjarS für feinen £ejt öermertet. SBenbungen mie «sub 
obtentu gratie sue», «memorati sacerdotis», «velqui vicem eius egissent», 
t>ielleid}t and) ber 2lu3brud «de Lubicensi ecclesia» f deinen bie urfunblidje 
SBorlage ju berraten. SBäre biefe Slnfidjt jutreffenb, fo mürbe Ijierburdj eine 
äfjntidje Urfunbe über Ältlübed feitenS be3 ÄaiferS Sotljar nadjgemiefen morben 
fein, mie fie ein paar 3>al)re fpäter in ber Ijier befprodjenen Urfunbe Äönig 
ÄonrabS III. vorliegt. (Wlan bgl. audj bie oben, ©.31, SInm. 68 gegebenen 
SluSfüljrungen über bie gäfygfeit SBicefinä, Urfunben auSjufteflen.) 

gür bie l)ter in Setradjt fommenben ^tagen behält bie Urfunbe and) bann 
üjren SBert, menn fie gefätjdjt fein foflte. 2)ie gälfdjung fann fic^ nur auf einen 
£eü ber Donation, im fdjlimmften galle auf bie ganje ©c^enfung bejie^en, alfo 
barauf, entroeber ba| bie Sir^e überhaupt übermiefen morben ift, ober bafy fte 



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97 

toon Äonrab III., ober ba$ fic an SBtcelin gefdjenft toorben ift, aber e3 märe 
roiberfinnig, anjuueljmen, ba& in ber gefällten Ürfunbe etroaS öerfc&enft toorbcn 
roäre, toa3 in 2Birflirf)feit gar nicfyt ejiftiert Ijätte, bafc e3 alfo toeber eine Sirene 
ju SHtlfibecf noef} einen ©runbbefifc biefer Ätrdje gegeben Ijätte. SBielmeljr ift bie 
Grroatynung be3 (SrunbbefifceS um fo unöerfängtidjer, afe bie Kamen ber einjelnen 
^Dörfer nidt)t genannt werben. SBäre e$ eine Unma^eit, bafc bie Äirdje ju Sllt- 
lübed mehrere Dörfer befeffen l)ätte unb fyattt bie gälf^ung ben 3 ro ecf gehabt, 
ein Slnredjt ber Slltlübecfer Äirdje auf mehrere Dörfer ju fixieren, btö in SBirf« 
Itdjfeit nid)t öor^anben mar, fo fyätten btefe Dörfer namentlich aufgeführt roerben 
muffen. 

d. Der Äönigtitet $einrid)3 unb ftnut$. 
(Sbenfo ftefjt e3 mit bem öielbeftrittenen Sitel rex £einridj3, meldj lefeteren 
©girren Jjöljnenb als ©laoenljeinrid) bejeiAnet, ja beffen Sjiftenj ganj ju leugnen 
er nidjt Siebenten trägt. SDieineS @rad)ten3 toirb ber Äönigtitel $einridj3 nidjt 
nur burd) jaljlreidje Quetlennad)rid)ten, fonbern namentlich burd) bie eintoanb« 
freie unb beftimmte Angabe be3 Chrouicon Monasterii St 1 . Michaelis de 
Saxoniae prineipibus gegen jeben 3 tDC ^f e ^ fidjergefteflt: tOccisus est etiam 
Henricus rex Slauorum, cuius corpus delatum Lüneburg sepultumque in 
ecclesia saneti Michaelis.» 246 ) SBer aud) biefeä unöerbäcf)tige 3 eu fl n ^ nic^t 
gelten taffen rottt unb, tuie ^aöfe, 247 ) in £einridj nur einen flaoifdjen Änä3 
crblicft, ber nrirb toenigftenS ba3 unjtoeibeutige, an SBert einer eckten öeurfunbung 
flleidjfommenbe 3 eu 8 n ^ i cneT Cuelle gelten laffen muffen, bie für bie Sfjronologie 
<2adjfen3 a(3 $auptquelle bejeidjnet werben mufe, be3 in djronologifdjer Sejieljung 
unb für bie ®efd)id}te ber fäd)fifd)en Stynaften unfdjäfcbaren Necrologium 
Monasterii S. Michaelis, belauf otge am 22. 3Kärj ftarb: «Heinricus rex 
Sclauorum» 246 ) 3n fiüneburg, too $einrid)3 SBater ©ottfdjalf im 9Jlidjaeli3- 
ftofter erjogen toorben mar unb ©ottfdjalfS Selber, ©obföalf oon 9?ammcl3toIj, 
oorljer SMfdjof ju @!ara in ©d)toeben, bamalS 33orftef)er be3 ÄlofterS mar; 248 ) 



* 46 ) SBebeftnb, SRoten ju einigen OefdjidjtSfdjreibem be£ beutfdjen SOitttet* 
alter« I, 6. 413, Hamburg 1823; fohrie 83b. III, ©. 22, Hamburg 1836. 

* 47 ) 21. o, © 5. 

24 8 ) SSgl. «bam II, 62: grjbiföof SibentiuS oon Hamburg (1029—1032) 
fefcte Thorgato (bem SSifdjof ber ®oten) successorem de Ramsola Gote- 
scalcum episcopum. 11,64: Der djriftlidje SBenbenfürft Uto, filius Mistiwoi, Ijatte 
einen filium Gotescalcum, qui per idem tempus apud Luniburg, monasterium 
ducis, litteralibus erudiebatur studiis, Gotescalco, Gothorum episcopo, eiusdem 
8*ttr. b. 8. f. 8. «. x, l. 7 



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98 

in ßüneburg, moljin bie Seiche beS ermorbeten ©ottfd&alffoIjneS gebracht unb mo 
fic beftatiet morben mar; am ©ifce ber fäd)fifcf)en 33iBunger$erjoge, bte mit bei 
Sramilie ®ottfdjalfS unb §einrid}3 bcfrcunbct maren unb mit iljr bie gleiten 
Sntereffen verfolgten, wirb unb muß man über biefe merfmfirbige menbifdje Surften* 
familie beffer Sefdjeib gemußt Ijaben als irgenbmo anberS. 2)iefe jmiefadjen, 
unanfechtbaren fiüneburger S^wflniRe betätigen bie Angabe ber Äonraburfunbe, baß 
Hinricus rex Slauorum mar, ebenfo nrie baS 3 eu Ö n ^ $elmolbS, ©iboS u. a. m. 

@S märe miberfinnig, anjuneljmen, baß bie Urfunbe, aud) menn fie gefälfcfjt 
märe, bem fei eS berühmten, fei eS berüchtigten, {ebenfalls aber bamalS aflbefanntert 
©laöenljeinricf) bie ^öd^fte irbifdje SBürbe jugefprodjen Ijaben mürbe, menn er fie 
nid)t mit gug unb 9led)t, nidjt als if)m öom Äaifer ßottyar verliehenen amtlichen 
Xitel geführt fyätte; oon £otf)ar, mit bem jufammen er 3 ü 9 e 9 e 9 en unbotmäßige 
SEBenbenöölfer geführt Ijatte unb mit bem er furj öor fiotfjarS ÄönigSmaljl bis 
nad) SRügen gebogen mar. 249 ) $)ie Urfunbe ift oom o. 3anuar 1139 batiert. 
damals mar ftönig |>einrid) unb fein ganjeS ©efdjledjt längft ausgerottet morben, 
fo baß nidjt abjufefjen märe, mem jutiebe ober juleibe ber Xitel $einricf)S Ijätte 
gefälfdjt merben follen, falls ber ßönigtitel £einrid)S in biefer Urfunbe eine 
gälfdjung märe, ©erabe falls bie Urfunbe unecht märe, müßten bie gälfdjer um 
fo peinlicher barauf bebaut gemefen fein, einer aÜbefannten Sßerfönlidjfeit nid)t 
einen Jitel beizulegen, beffen SRidjtejiftena ober Unmaljrljeit oon jebermann burdj» 
fdjaut morben märe. S)ie Übereinftimmung ber Urfunbe, ber 2Rid)aelSdjronif, beS 
s Jiefro(ogiumS unb £elmolbS, 260 ) öon anberen Quellen 261 ) ganj abgefeljen, muß 
jeben $meifel barüber ausließen, baß $t\nnd) nid^t bloß ein ÄnäS mar, fonbern 



coenobii curam agente. SRad) SBebefinb („3ur ©efdfjidfjte beS SalfbergeS unb beS 
fflofterS ©. 3Rid)aeliS ju ßüneburg" a. o. 93b. II, 1835, SRote 59, ©. 327) ftarb 
©ottfdjaif als 15. 2tbt beS filofterS © SRidjaeliS am 21. Dftober 1158. 

249 ) ©elmolb I, 38, ©. 82: «Accitoque duce Liudero, proxima hieme, 
que mare pervium reddidit, intravit terram Rugianorum cum magno Sclavorum 
et Saxonum exercitu.» 

26 °) ftelmotb I, 38, 46 ufm. 

251 ) 3$ führe nur nodj SSicelinS unb #elmolbS 3«tgenoffen, ben Slofterpropft 
©ibo öon SReumünfter an, ber fomofjl in ben versus de vita Vicelini (a. o ©. 161, 
SSerS 88), bei beren 9lbfaffung er $elmolbS ©laüendjronif nod) ttid^t fannte, als in 
feiner epistola (©. 176) £>einrid) als rex Slavorum bezeichnet: tAt rex Heinricus, 
fidei non fictus amicus» fomie «mercatores mereimonia sua incolis deferentes 
anchoras suas iecerant ad municionem Hinrici regis Slavorum.» 



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99 

mit 3fug unb SRedjt bcn Stiel rex Slavorum führte, mie fpäter fein SRadjfolger 
£nut Samarb, bem gleichfalls ßotljar biefe SBürbe oerlieljen Ijatte. 262 ) 

3)ie Urfunbe Äönig ÄonrabS tft fomit für bie «Itlübecfer ®efd>id>te aud) 
bann oon ljof)er SBebeutung, roenn fie unecht tft: gerabe bann mußte um fo größere 
Sorgfalt auf bie wahrheitsgemäße SBtebergabe foldjer 2)inge unb SBerljältniffe 



262 ) $>elmotb 1, 49: «Adiit igitur Lotharium imperatorem, emitque 
multa peeunia regnoni Obotritorum, omnem scilieet potestatem qoa preditos 
faerat Heinrieos. Et posuit imperator coronam in caput eius, ut esset rex 
Obotritoram, reeepitque eum in hominem.i ©o mie #elmolbS SRadfjridjt über ben 
Königtitel ©einridjS aufs befte burd) anbere Duetten beftätigt ttnrb, fo aud) feine 
s Jlad)rid)t über baS flaoifdje Königtum StnutS. #etmotbS angäbe mirb als richtig 
bemiefen burdj Albertus Stadensis ad annum 1133 unb eine gange Steige norbifdjer 
3eugntffe, fo burd) bie um bie SRitte beS 12. 3atjrtjunbert$ oon bem fdjottifdjen 
SBifctyof StobertuS (SlgenftS gefdjriebene vita divi Canuti iunioris regis Obotritorum, 
bie fdjon burdj tyren Xitel Jtnut als rex Obotritorum beftätigt; bann burdj baS 
mistige fiunbener necrologium, baS ßnut als gloriosus Slavorum rex be$eid)net 
(tjg. oon SBaifc 1892 in ben MG. 88, 29, ®. 4); burd) Wilhelmi genealogia 
Ingeburgis reginae (l>g. oon SBaifc, MG. 29; 165, 27): eiste Kanutus dux 
fuit Danorum et rex Sclavorum», fomie burdj bie Oierte 2e!tion beS officium 
Sancti Kanuti Ducis (MG. 29, 14 unb Ouettenfammtung IV, ©. 44): tTu, 
inquid (ber 3)änenfönig SRilS ju finut), contra consuetudines terra nova quedam 
induxisti, et in Sclavia contra me et regnum meum nomen regis tibi USUr- 
pasti.» 3 U biefer angäbe beS DfficiumS ftimmt bie SRitteilung oon ©ajo ©ram« 
maticuS (MG. 29; 74, 29 unb in ber oottftäubtgen . «uSgabe oon ©tepljanuS 3ol). 
©tepfjaniuS — Saxonis Grammatici historiae Danicae libri XVI, Sorae 1644, 
I, ©. 234), Knut fjabe feinem Raifer unb 2ef)nSf)errn öotfjar ein SRoß mit golbenen 
#ufen gefdjenft, fomie ©ajroS ausführlichen SBeridjt über ben Streit jmifd^en 9WIS 
unb ftnut megen beS oon Jtnut angenommenen ÄönigtttefS (MG. 29; 76 u. 77; 
©tepljaniuS I, ©. 237). SRubolf Ufinger madjt 1875 barauf aufmerffam, baß in 
©djleSmig eine ^od^angefe^ene ©übe „baS ©ebädjtnis an baS furje Königtum SnutS 
über bie benachbarten ©laoen" erhalten fjabe, „baS freiließ für ©djleStoig, meines 
auf foldje SBeife guerft mit einem großen Seil beS heutigen #olfteinS unter ©ine 
§errfdjaft fam, Oon gang befonberer SBidjtigfeit fein mußte". 

©o ift eS nidjt gu oerrounbern, baß audj bie barftettenbe ©efdjidjtfdjreibung 
ftnut als ftönig ber ©laoen anertannt tyat ®S mitt groar nichts fagen, roenn ein 
gabulator rote aRarfdjaft if)n als 37. (Annal. Vandalorum, a. o, ®. 235) ober 
menn ifjn SDtarfdjalfS ©rgänger SBafmeifler als 40. SBenbenfömg bejeidjnet (Johannis 
Bakmeieteri animadversiones Genealogico - Chronologico - Historicae in Mare- 
scbalci libro8 VII b. SBeftpfjalen, a. o., I, ©. 503), ober menn ein ©djriftftefler 
oon ber naioen ©läubigfeit ©eeborfS ergäbt: „9tad)bem nun Äönig EanutuS — eine 
3eittang gu Sübetf (gemeint ift 9lltlübed) refibiret unb bie Sirenen mieber gebauet 
unb einroeiljen laßen", aber bereits ber alte ©olbaft (Melchioris Goldasti ab 

7* 



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100 

gelegt werben, bie aßen ^Beteiligten bamalS nodj geläufig waren. 3dj entnehme 
iljr bafjer jum minbeften brei mistige $)aten: 

1. bafe in Sütlübed eine ecelesia lag, 

2. bafe biefe ecelesia mit villis et oennibus ad eam pertineutibus auS- 
geftattet mar, 

3. bafc ber in 9lltlübed refibierenbe gürft $einridj nad) ber in ber beutfdjen 
Äanjlei fjerrfdjenben 9?orm ben Sitel rex Slauorum trug. 



Haiminsfeld Memoranda vetera Holsatica bei SBeftpljalen, a. o., I, ©. 903) trifft 

ba£ {Richtige, wenn er üon 2otyar berichtet: „ — Ijat er #erfcog finutl)en ju 

Schleswig, als getreuen 9teidjS-5ürften — $um fiömg ber SBenben erf>öf>et". 1840 
1 f djreibt ein Kenner wie fcaljlmann (©efdjidjte üon Sänemarf, I, ©. 219) ungefähr 
baSfelbe wie ©olbaft: „9hm erft bemühte ftdj iljr SlutSüerwanbter um baS 3teidj 
unb erhielt baSfelbe öon fiaifer 2otyar, ber, als jugleidj #erjog t>on ©adtfen, feinen 
SBert ju fdjäfcen wußte, für eine große Summe ©elbeS $u fielen, als ba| jefct gum 
beutfäen SteidjSletyen warb, waS #einric§ als fädjfifdjeS fielen befeffen tyatte. Der 
fiaifer frönte iljn mit eigener £anb jum fiönig ber Dbotriten, in feinem ßanbe aber 
nannte man tfjn allgemein nad) angelfädrfifdjer Strt ben #laforb (2orb), baS ift: ben 
#erm, unb fo nennen ilpt bie S)änen nod) freute gern finut 2awarb." Sludj ein fo 
ausgezeichneter, twrfidjtiger, aber oon tjtjperfritifdjer 3tt>cifelfud^t freier firitifer 
wie 3affe folgt biefen Stadjri^jten unbebingt unb gibt 1843 als baS Satyr, in bem 
finut Dbotritenfönig würbe, wotyl mit Siecht 1128 an (©efdjidjte beS fceutfdjen 
SReidjS unter 2ottyar bem Saufen, ©. 235 unb ©. 108). ©teidjjeitig erflärt ber 
©rfetyrte, ber nebft fjriebrid^ SBigger wotyl als ber befte Kenner ber menbifdjen 
©efdjtdjte bejeidjnet werben barf, 2ubwig ©iefebredjt (SBenbifdje ©efdjidjten aus ben 
3atyren 780 bis 1182, ©erlin 1843, »b. II, ©. 217 unb 332 fowie 335), bie 
KönigSfrönung ftnutS burdj Sot^ar mit bem S^icfpolt, in bem 2ottyar als Saufen« 
fjerjog mit Jfaifer $einrid) V. geftanben tyatte. SSon geringerer SBebeutung ift, bafc 
1869 ^ermann SRetd) („fittut Slawarb, £er$og Don Schleswig" im 2lrdjh> ber 
©djleSwig'#oift.'2auenb. ©ef. für öaterlänb. ©efd)., »b. 21, ©. 218) in feiner 
Sonographie gleichfalls für bie fiönigSWürbe ftnutS eintritt, ba SReidj ftdj Weber 
fonberlidj fritifdj unb juüerläffig üeranlagt, nodj attju unterrichtet jeigt. SSon 
jüngeren Slnfidjten fei nod) baS Urteil SBiltyelmS oon ©tefebredjt erwähnt, ber in 
feiner ©efdjidjte ber beutfdjen Äaifer$eit 1875 Dom Obotritenfönig #einridj f priest 
unb fpäter fortfährt: „finut galt feitbem als fiönig in ©laüien, Wie #einridj juöor" 
(a. o. 93b. IV., ©. 49 unb 69), fowie baS Urteil oon SBatfc, ber in ben Hn- 
merfungen ju feiner 2tuSgabe Oon SBittyelmS genealogia Ingeburgis reginae 1892 
Sfnut dux Danorum et rex Sclavorum nennt (MG. 88. 29, ©. 165, 27), enblidj 
bie Snftdjt ^anS ö. ©djuberte, ber in feiner foeben erfdjienenen fiirc^engefc^tc^te 
Sc^leSwig-^olfteinS (S3b. I, ©. 118; ogl. auc^ Beilage 1) ^eröor^ebt: „finut führte 
als fiönig fein ^erjogtum noc^ me^r im Stnf^lujl an 3)eutfc^lanb." 



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101 

e. 2)er Übergang SlltlübedS oom SiStum an bic ©tabt Sübed. 

Die jmeite Urfunbe, in ber Slltlübed toorfommt, ift 86 Saljre jünger afö bie 
erfte. SBifdjof SBertljolb fiberläfet 1225 bie mansio in loco, qui dicitur alden- 
lubeke, be3 lieben ^eiebend miHen, menn aud) mit fidjtbarem SBiberftreben, an bie 
©tabt ü&btd. 3>ic Scannen be3 SifdjofS auf biefer mansio, bie ftd} auf ber 
Stätte SllttübedS befanb, «burgenses nostri», lagen mit ber Sifdjep unb Wirten- 
beöölferung — cum pauperes civitatis ibidem tarn in piscatioue quam in 
graminum messione necessaria vite conquirerent — in ftetem ©treite, in bem 
fie offenbar ben fürgeren sogen. Slu&erbem mürben bie burgenses ber mansio 
burd) ratione navium transeuncium beläftigt, eine SBenbung, bie bem roirflidjen, 
bodj mofjl politifdjen ober öerfeljrSpotitifdjem SBeroeggrunbe fdjon näljer lommen 
bürfte, jugleid) ein SBeioetd, ba& 9lltlübed auf, an ober in bem SBurgmaH an ber 
Jraöe lag, benn in bem abgelegenen Sfaltenljof fyätte man nidjt burd) bie üorüber» 
fa^renben Jraöefdjiffe beläftigt merben lönnen. ©elbft menn leitete bie 
lVi— 2 Silometer big Äaltentjof, öon ber Xraöe au«, bie ©djmartau Ijinauf gefahren 
mären, nur um bie bifd)öflid)e mansio ju beläftigen, fo Ratten fie in bem bei 
Äaltenljof fdjon badjartig engen galjrroaffer nidjt menben tonnen! 

gür fpätere Ausführungen fei Ijeröorgeljoben, bafe 1225 nur bie am Slnfang 
biefeS 3lbfd)nitte3 gef Gilberte öftlidje £albinfel an Sübed abgetreten mürbe: baS 
meiter mefttidj gelegene, auSgebefjnte ©ebiet jmifdjen JremS unb ©djmartau, bie 
terminos iufra premezen et premezen supra et zuartowe et zuartowe 
supra 263 ) behielt fid) ber SBifdjof öor. SDiefe Abtretung SllttübedS an Sübed 
roirb 1234 Dom 93ifd)of Sodann I. unb bem 2)omfapitel beftätigt, bie iljr Stecht 
in loco, qui dicitur aldenlubeke, zwartowe supra et pramezen supra, intra 
aridam et paludem Sübed überroeifen. 264 ) Um aber ganj fidjer ju geljen, liefe 
fid} Sübed ben Dom SiStum ermorbenen SBcftfe 1247 aud) öon ben fyolfteinifdjen 
©rafen Sodann I. unb ©erwarb I. übermeifen: tOldenlubeke cum attineueiis 
suis cum prato, quod est inter Oldenlubeke et Premece — item omnia, 
que per aquarum inundacionem et alluiuonem conseuerunt oecupari». 

2lu3 ben bisher angeführten öier Urfunben erbeut, ba& Slltlübed nad) feiner Sex* 
ftörung erft in ben Seftfc SSicelinS, afäbann be3 SBeftfcnadjfolgerS 33icelin3, ber Sübeder 
Äirdje gelommen mar, aber 1225 Dom SiStum an bie ©tabt Sübed abgetreten merben 

258 ) @3 ift bieS bie ©egeub, beren Heinere, öftlidje $älfte fjeute öon ber 
IremS bi$ jur ©djmartau burdj bie Sübed«6utiner Sanbftrafee burdj$ogen (man 
t>gL bie ftarte!) unb burdj ben olbenburgifdjen gleden ©djmartau eingenommen mirb. 

26 *) Urfunbenbud) ber ©tabt Sübed, 33b. I, ©. 36 = 9ir. 30 t>on 1225, 
©. 67 = SRr. 59 Dorn 15. SRära 1234, ©. 122 = 9?r. 124 üom 22. gebruar 1247. 



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102 

mufcte, bodj nur jum $eit: fomeit ba3 ©ebiet öon SUtlübed an bcm linfen Ufer 
ber Iraöe log, Don her SKünbung ber XremS big jur SWünbung ber ©djmartau, 
unb jroar mürbe btefe für bic fiübeder ©djiffaljrt »tätige Uferflrede fo roch öom 
Ufer au$ binnenmärte abgetreten, als bic Sturmfluten ber Dflfee imflanbe waren, 
burd) bie breite Öffnung ber Iraöenieberung ba$ fianb ju überfdjmemmen: omnia, 
que per aquarum inundacionem et alluuionem conseuernnt oecupari. @3 
mürbe alfo ba§ niebrige SBiefengelänbe an ber Iraöe jmifdjen JremS unb 
©djmartau abgetreten: geographica) auSgebrüdt, ba3 SlQuöium; politifd) auSgebrüdt, 
ba& fianb öon ber Jraöe bis jur heutigen fianbeSgrenje jmiföen beut lübifdjen 
unb otbenburgifdjen Staate. 3)enn ber Jeil be8 Ältlübeder SBefifceS, 265 ) ber 
1225 an bie ©tabt fiübed lam, ifl big auf ben heutigen lag lübifdf) geblieben; 
ber Jeil bagegen, ber bem fiübeder 83i3tum öerblieb, ifl mit bem übrigen Sefifc 
bed S3i3tum§ an Olbenburg gefommen unb bilbet ljeute ba3 gfirßentum fiübed 
be3 ®rof$erjogtum8 Dlbenburg. 

3lu3 ben mitgeteilten urfunbtidjen ©teilen ifl aber nidjt nur erfidjtlid), ba& 
SUtlübec! aud) nad} feiner 3erflörung bemoljnt mürbe, bafc e3 bem SBifdjof gehörte, 
ba{s ber 95ifd)of bie $albinfel an bie ©tabt fiübed abtreten mu&te, fonbern aud) 
bafe fidj ber SBtfdjof auf ober im SBurgmatt Sllttübed eine man9io ober villa 
ober curia erbaut unb mit einer fleljenben SBefafcung t>on burgenses öerfeljeu 
ftattc. $)iefe curia fann nidjt lange öor 1215 erbaut roorben fein. S)enn Sönig 
SBalbemar Don JJänemar!, bem bamalS Hamburg unb fiübed gehörten, unb ber 
fidj, lote fein aSotfafjt finut fiamatb, Rex slaaoram nennt, beflätigt bamate bem 
fiübeder 93i3tum ben 83efifc ber curia nuper edifleata, que oldenlubeke dicitur. 
Xa ba3 Dlbenburger SBiStum erfl jmifdjen 1160—1163 nad) fiübed öerlegt 
mürbe, 256 ) fann bie curia oldenlubeke nur jmifdjen 1163—1215 exbant morben 



2ßß ) ©etbfttoerftänbtidj reichte ber Umfang ber ehemaligen ©tabt 9l(tlübed 
nidjt — - mie ©d(jmibt, Jörefjmer, #aupt annehmen — öon ber ©djmartau btö jur 
SremS, fonbern befdjränfte fiefj auf bie im Slnfang biefeS SlbfcfjmtteS befdjriebene 
Dftfpifce ber ©albtnfef jmifdjen Xrat>e unb ©djmartau. Unter bem SBeftfc ober 
©ebietc oon SHtlübed üerfte^e id) t)ier unb in ben fotgenben 8lu3einanberfefcungen 
nie ben Umfang ber urbs Slltlübed, fonbern ben urfprüngUcfjen Sefifc beä Sübeder 
SBtetumS, ben biefeS, mie fiefj au3 ben brei noefj anjufüljrenben Urhinben ergibt unb 
mie nod) bargelegt merben mirb, mafjrfdjeinlidj aud bem ehemaligen SBcfife ber Sirene 
ju Stltlübed überfommen Ijatte, alfo ben SBefifc ber alten, oon ben SBenbenfönigen 
#einridj unb Jhtut botierten Slltlübeder Sirene, ben ffönig fi'onrab III. am 
5. 3anuar 1139 beflätigt fjatte. 3)en Umfang be£ t>om SMfdjof an bie ©tabt abgetretenen 
UferflreifenS erfennt man am beften aus ber ©. 78 unter 11 angeführten „Sparte". 

256 ) »gl. aud&: §aud, a. o., IV; ©. 620, 8lnm. 3. 



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103 

fein, unb ba fte 1216.afe nuper edificata bejeidjnet wirb, wirb man iljre (Srbauung 
fdjmerlid) öor bem Safjre 1200 anfefcen bürfen. SWöglidjermeife ftef)t iljre 
(Srbauung burdj ben JBifdjof um 1200 unb iljre erjmungene Abtretung 1225 an 
Sübed mit bei banifdjen Dttupation im 3ufammenf)ang. 

$a$ Saturn ging ebenfo öorfidjtig mie fpätcr bic ©tobt fiübecf ju SBerfe. 
@3 liefe fid) ben SBefife öon Älttübed nidjt nur nod) in bemfelben Sa^re 1215 
burdj ©raf 3lbotf öon $olftein betätigen: c Curia aldenlubike, de novo 
edificata ^ — bieg de novo ift mbf)l eine SBejugna^me auf bie 77 3al)te juöor 
erfolgte 3^ftörung — fonbern aud) öom Sßapfte £onoriu3 III, ber unter ben 
fonftigen SBefifcungen be3 Sübeder Stufte Curiam oldenlubyke de novo 
edificatam aufjäljtt. 267 ) — 3)afe Slltlübed nebft ber bifööflidjen mansio ober 
curia an Sübed abgetreten mar, geljt aud) aus bem Sßräbenben • 33er jeidjniS 
ber Sübeder $)omfird)e öon 1263 fjeröor. An erfter ©teile be3 ÄirdjenbefifceS 
mirb Ijier gmar Villa que aldenlubeke uocatur aufgejagt, bann aber fort- 
gefahren: olim pertinebat ad prebendam istam. cum — pratis et siiuis. — 
pro quibus in presenti facta est coramutatio. 3n biefer Sejeidjnung SUtlübedS 
als früheren (SigentumS unb in ber jögernben, fdjeinbar abfidjtlid) unflaren 
©rmaljnung ber eingetretenen SSeränberung jeigt fid) ber SBert, ben man nodj 
1263 auf ben ehemaligen Sefifc Stltlübcdtö legte. 

3)ie ©tabt Sübed mar mit bem S8efi|j öon Slltlübed aud) in ben JBefife ber 
auf ben Irümmern SlttlübedS erridjteten bifdjöflidjen mansio ober curia gelangt, 
liefen fdjönen, für eine auSgebefynte SBieljjudjt gefdjaffenen Sefifc öerpacijtete fte, 
unb aud ben Sßädjtern bilbete fidf) ein Sßatrigiergefdjledjt, ba3 nad) SEBtllebranbt 
1748 ausgestorben gemefen fein mufc. SBiHebranbt meift barauf l)in, bafe biefeS 
©efdjtedjt im Dber«@tabtbud)e genannt mirb, bemjufolge bereite 1248 bem ©ietridj 
üon Dlbenhibefe bie insula (eine für bie SluSgrabungergebniffe midjtige angäbe!) 
Olden Lubeke cum suis attinentiis pratis et aliis gegen einen Sßad)tjin3 
vermietet mürbe. 268 ) 



267 ) aaSil^elm SeöerfuS, Urhmbenbudj be« »tetum« Sübed, Dlbenburg 1856; 
»b. I, ©. 34 = 5Rr. 29 öom 29. Sutt 1215, ©. 35 = 5Rr. 30 öon 1215, 
@. 37 = 5Rr. 31 Dom 24. SRoöember 1216, Str. 160 öon 1263. 

268 ) #anfifd)e Etyronif aud beglaubigten SRacfjridjten jufammengetragen. 
Sübed 1748, ©.21: „9hir ift ber bloffe, miemol ^eute ju läge aud(j bereite öer- 
lofdjene Stamme, Olben Sübed eine 3ritlang baöon übrig geblieben, melden nidjt 
allein berjenige Ort, mo bie ehemalige ©tabt geftanben, fonbern audj eine gemiffe, 
öon bannen bürtige gamilie unfereS heutigen Sübed« öorbem getragen fyat, mie atö 
bem heutigen Ober-Stabt-Budje ad. an. 1248 ju erfe^en ift, attmo gemelbet mirb, 



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104 

f. Der Umfang be3 urfprünglidjen Sltttübetfer SefifeeS 
be8 ßübeder JBiStumS. 

Der bei weitem größere Seit be3 fruchtbaren ©ebteteS öon Jltttübed mar 
bem urfprüngtid)en Sefifcer, ber Domfirdje ju fiübei öerbtieben, bie bei i^rer 
©rünbung mit bem t)errento3 gemorbenen ©ebiete ber Slltlübeder Äirdje auSguftatten 
na^e lag. ©eminnt e3 bod^ ben Slnfdjein, als fei unter ben Königen $einricfy 
unb Änut in SluSfidjt genommen geroefen, ba$ alte, öermaifte Dlbenburger SBiStum, 
bie 2Ruttertird)e be3 ßübeder SBiStumS, nad) Slttlübed ju öerlegen, afe fei alfo 
ber ber Sltttübeder ßirdje fibermiefene SBefife implicite fdjon für ba§ in3 3luge 
gefaxte Stlttübcrfcr SBiätum beftimmt gemefen. 

Sebenft man, bafe £elmotb allein für bie 12 3af>re öon 1126-1138 fünf 
Sßriefter in 2ltttübed namhaft madjt: SRobotf, Subolf, SSolcmarb, £eriman unb 
S3runo, 269 ) unb bafe au3 bem lenor feiner ^Mitteilungen tjeröorgefjt, bafc biefe 
©eifttidjen nodj öon einem ©efotge nieberer Äterifer begleitet gemefen fein muffen, 
fo fteHen fidj umfangreichere Dotationen für bie Ätttfibeder SHrdje als unbebingt 
notmenbig ljerauS, mie e$ anbererfeitS fetbftocrftänblidj erfdjeint, bafc ber djriftlidje 
©oljn be3 befannten ßljriftenfreunbeS ©ottfdjatf bie einjige Äirdje feinet 9teid)e$ 
gebüljrenb auSgeftattet f)aben urirb, bie burd) anbere ju öermefjren er nur burd> 
ba3 ©djidfat feines SBaterS abgehalten fein ttrirb, ein ©djidfal, bem aud) er 
jum Opfer gefallen ju fein fdjeint. Denn bafe feine Srmorbung 260 ) öon ber reat« 
tionaren, attflamfd)en, Ijeibnifdjen Partei au£ erfolgt ift, im Äampfe mit ber er 
jur ^errfc^aft gelangte 261 ) unb im Äampfe mit ber er fein gangeS SWanneSatter 
Ijinburd) ftanb, bie er im SBerein mit Dänen unb ben fädjftfdjen £erjogen 
befämpfte, ift in Ijoljem ©rabe roaljrfdjeintidj. 

$etmotb ljebt ben freunblidjen ©mpfang SBicelinS unb feiner üRadjfolger ju 
Ältlübed burd) ^einrid) unb §einrid)3 ©ofyt Qtocntcpolit) foroie burd} $nut 
rüljmenb Ijeröor. 3Kan braudjt nid)t fo meit ju gelten, SBicetinS unb §etmolb3 
3citgenoffen ©ibo unbebingten ©tauben ju fd)enfen, menn ©ibo in feinen versus 
de vita Vicelini berietet, ßönig $einrid) Ijabe SSicelin ju Sltttübed eine Stellung 
gef Raffen, bie auf eine bifd)öf tiefte hinauslaufen mürbe: 



bafc ber Statt) einem fo gen. Tiderico de Olden Lübeke unb beffen ©ruber, insulam 
Olden Lübeke, cum suis attinentiis pratis et aliis, auf brety 3at)re für 16 SRard 
Pfenninge uermietfjet fjabe." 

* 59 ) Lib. I, 46, 48 unb 54. ©. 109, 116 unb 125. 

26 °) Sgl. Slnm. 246. 

261 ) Sgl. ben Stbfdjnitt über baS Sllter 93ucu3. 



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105 

tAt rex Heinricus, fidei non fictus amicus, 
Audit gratauter, que suaserat ille decenter, 
Jureque regali Je causa spirituali, 
Ut decuit, toti prefecit eurn regioni; 
Idola destruere, fidei portas aperire. 
In fidei verbis deponere colla superbis, 
Ecciesias struere, perversos quosque docere. 
His homo flrmatns, omni virtute probatus 
Ecclesiam Bucue 262 ) veteri fundavit in urbe 
Misit eo fratre9, missas reverenter ageutes, 
Officiumque suum: Lindolfum, Brun, Herimannum. 
Principe vivente pacem fratres habuere». 268 ) 

aber bafc bic öon #einrid) unb teifoeife oon feinen SRadjfolgern fo juöor- 
fommenb empfangenen ^rieftet 2Rittel ju iljrem Unterhalt empfangen fjaben, bafj 
bie ju ättlübed öorljanbenen Äirdjen — bereit« unter 3^^ntepol(^ waren e3 jroei 
Stirnen — genfigenb botiert geroefen fein mufcten, baran fonn niemanb jroeifeln, 
ber fid) mit ber SBorgefdjidjte unb ber ganjen gefdjidjtüdjen Stellung ber beiben 
©laöenfönige öertraut gemalt Ijat, fo ba& nidjt ber minbefte ®runb öorliegt, ben 
Angaben ber Urfunbe Dorn 5. 3anuar 1139 ju mißtrauen, benen jufolge ftönig 
#einrid} bie Sllttfibecfer Äirdje mit mehreren Dörfern nebft allen Sßertinenjien 
auSgeftattet unb Äönig Änut biefe Dotationen feineä SBorgängerS beftätigt fyrtte: 
ecclesiam in Castro lubece in Slauonia concessimus, cum villis et omnibus 



262 ) Über ben ®runb biefer Sertoedjfelung 2ubefe3 mit 83ucu ögl. oben, ©. 53 
bis 55. 

268 ) Versus de vita Vicelini, 88—99, a. o v ©. 161. SgL audj ben 
Xitel pontifex magnus für SSicelin im 3atjre 1126 nadj fetner 3ufammenhinft 
mit ftönig #einrid) in ben Origines Neomonasterienses, oben, ©. 29, fottrie ben 
Sefeljt SottjarS, ben ber Äaifer Surft <ßrtbi$lau3 in «Itlübecf nad) ber E^ronif ber 
norbelbifdjen ©aebfen (a. o., ©. 65) gab: „bat ^e uan ben gabeä beneren fdjolbe 
fetten cnen bifdjop'. $te gleite Sßadjridjt bringt ba« öon SaSpegreS heraus- 
gegebene Chronic. Slav. (a. o., ©. 49): «Similiter et Labicensem ei tradidit 

(seil. 2otl)ariu$) ecclesiam, praeeipiens Praebezlav, fecitque Vicelinum 

pontifleem magnum», eine Guellennadjridjt, bie ben Snljalt ber fiönigurtunbe 
öom 5. Januar 1139 beftätigt. Sem^arbi (Sot^ar t>. ©upplinburg, Seidig 1879, 
©. 408) meint, ffaifer Sotfjar fjabe t>ielleid)t 1131 bie «bfidjt gehabt, in »Itlübecf 
ein Sifttum für bie ©taöen $u grünben. Sludj 3aftroto (a. o., ©. 343) fietjt in ber 
SUtlübecfer fiirdje „ben erften Slnfafc $u bem nachmaligen SBiStum Sübedf", inbem er 
audj tyier SUtlübecf an bie ©ee oerlegt. 



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106 

ad ea (ftatt eam) pertinentibus, ut quemadmodum Hinricus Slauorum rex 
eandem ecclesiam sao Sacerdoti donauerat aut sicut kanutus Hinrici 
snccessor eandem ecclesiam iam sepedicte yicelino presbitero con- 
cesserat . . .* 6 *) 2lud) 2Bilf)elm t>. Sippen 265 ) jmeifelt }»ar an bcr bifdjöf» 
(ic^en Stellung SBtccltnö ju Slltlfibed, nidjt ober an ber Dotation bet SUtlübeder 
Äirdje „mit einigen Dörfern — , bie er (seil. SBicelin) bann freiließ nadj eigenem 
ffirmefjen mit Pfarrern öerfeljen tonnte". 

^ebenfalls lägt e3 ftd} nadjmeifen, bog ba3 Sübeder SBiätum fdjon bei fetner 
©rünbung mit SUtlübeder ©ebiet ausgestattet morben ift, benn Sifdjof 9?ifolau3 
©adjoro 266 ) bemerft um 1440, bafc bie eine §älfte beS Dorfes SRenfefelb jur 
UrauSftattung ber Sübeder Äirdje gehört fjat: ex primeua fundatione ecclesie 
fuit episcopi, unb btcfcö 2)orf madjt, wie aus ben folgenben Darlegungen 
Ijeröorgeljen wirb, einen Seit beS Stltlfibeder ©ebieteS auS. 

9?aturgemäfc behielt anfangt ber bem 93ifdjof verbliebene weftlidje #auptteil 
beS Slltlübeder SefifceS ben tarnen Stltlübecf ebenfo tüte ber formale, an bie ©tafrt 
abgetretene Uferftreifen jmifc^en JremS- unb ©djmartaumünbung. ©o Ijat man 
feit ber Witte beS 13. 3taf)rI)unbertS ein boppelte^ Ältlübed ju unterfdjeiben, ben 
{(einen, öftliäjen Seil beS ©ebieteS: baS Ufergelänbe mit bem SBurgmaB unb ber 
um 1200 errid)teten bifdjöf lidjen curia ober mausio unb ben meitauSgebeljnten, 
baS $ird)fpiel Sftenfefelb umfaffenben £auptteil öon Ältlübed, beffen öftlidjen, an 
ben abgetretenen Sejirf angrenjenben leil f)eute ber gleden ©djmartau bilbet, 
fo bafc bie brei öon Dften nad) SEBeften aufeinanberfolgenben ©tätten: SJurgmatl 
Slltlübed, Schwartau unb SRenfefelb jufammen ben alten SBefifc ber civitas Lubeke 
bjm. ber bort gegrünbeten Äird&e bejeidjnen, ber urfprünglid) in feiner ©efamtljeit 
an ben bifdjöflidjen ©tuf)l gelommen mar, roie aus ber Urfunbe öom 29. 3uli 
1215 Ijeröorgeljt, in melier fiönig SBalbemar uillam in buttiggeberthe cum 
adiacente curia nuper edificata que oldenlubeke dicitur als SBcfife beS 93iS- 
tumS beftätigt. $)enn baS genannte buttiggeberthe lag im äufcerften SEBeften, bie 
curia oldenlubeke auf bem alten SurgtoaQ im äu&erften Dften beS 1215 auf» 
gejagten bifdjöflidjen (SebieteS unb bod) roerben beibe Furien als adiacentes 



2<u ) ©djleStt>ig'#olftein«Sauenburgifdje Stegeften unb Urtunben, herausgegeben 
öon #aSfe, Hamburg 1886, 8b. I, <S. 32, oom 5. 3anuar 1139. 

26ß ) ftritifdje Unterf Übungen über bie versus de vita Vicelini, Sübed 1868, 
©. 25. 

266 ) Urfunbenbuc^'beg SiStumS Sübed I, 3. 302. 



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107 

begegnet. 3)a£ bajroifdienliegenbe SRenfefelb, ba3 jum Urbefifc be3 33i3tum3 
gehörte, mufc alfo jur curia oldenlubeke gehört f)aben, ba e3 l)ier nidjt genannt 
wirb, obwohl e3 jur primeua fundatio be3 SBiStumS gehörte, 1177 fdjon öor« 
Ijanben unb gmifdjen ben adiacentes buttiggeberthe unb oldenlubeke gelegen war. 
SBreljmer 267 ) meift barauf f)in, bafe biefe urfunblid)e ©eftimmung „erfidjtlid) im 
9fafd)luffe an eine ältere DrtSbeftimmung" erfolgt fei, unter ber man nadj 
ben bargelegten SBerljältniffen minbeftenS eine gunbationSurfunbe be3 fiübeder 
SBtetumS, möglidjerroeife aber gar bie gunbationSurfunben ber Slttlübetfer $ird>e 
feitenS ber SBenbenfönige £einrid) unb Änut ober Saifer SotljarS mirb annehmen 
bürfen. 

3)iefe villa buttiggeberthe, bie Ijier mit ber curia nuper edificata olden- 
lubeke, alfo mit ber um 1200 erbauten bifdjöflidjen curia ju Slltlübecf eng 
Vereint unb nadjbarlid) jufammen^ängenb erfdjeint, wirb am 29. Suti 1215 jitm 
erften 9Kale genannt. 3n ber 93eftätigung3urtunbe be3 ©rafen öon ^olftein öom 
gleiten Safyre erfdjeint fie unter bem 9Jamen butingeberge unb in ber 
93eftätigung3urfunbe be3 SßapfteS £onoriu3 III. Dom 24. SKoöember 1216 unter 
bem tarnen SJuttiggeberge. 268 ) £unbert 3atyre fpäter erfdjeint if)r SRame öerein- 
fadjt, ber erfte Jeil ift weggefallen: öon bem Suttige ober 99utinge-berge ift nur 
berge übrig geblieben. Slm 8. September 1320 beftätigt ©raf äbolf öon £olftein, 
bajs bie SBrüber t>. Sudjroalb öerfauft fyaben villam dietam berghe in parrochia 
rensevelde sitam cum — molendino — ut nunc iacet villa. ?lm 6. Sluguft 
1333 wirb bie curia berghe unb am 28. 3anuar 1334 nochmals bie Curia 
berghe et Molen dinuin adiacens ibidem ermähnt, am 17. SÄärj 1344 bab 
borp tljum Serge. 269 ) ^eute ift öon ber villa be$ 13., ber curia ober bem 
Dorfe be$ 14. 3aljrljunbert3 nur noef) ein Heine« ©eljöft übrig geblieben, Serge- 
brüd ober, wie e3 auf bem 2Refetifd)blatt Reifet, Sargebrücf. @3 liegt an ber 
Sanbftrafee Don Sfibed nadj ÄfjrenSböf jttrifdjen ben Drtfdjaften ©toefeteborf unb 
$of)n$borf, bie gleichfalls jum Äirdjfpiele Stenfefelb gehören bjro. gehörten, an 
ber Sarger Hu ober, mie fie unterhalb öou Sargebrücf Ijeijjt, Gleöer Slu, meiere, 
etwa 20 Sfleter Ijod), in ben ©umpfwiefen jwijdjen (Sct^orft unb Ärfrabe ent- 
fptingt, bann bie jefcige SlljrenSböfer flanbftrafee bei SBargebrüd f^neibet an ber 



26 7 ) «. o., ©. 6. 

2Ö8 ) SeöerfuS 5Rr. 29 = ©. 34, SRr. 30 = @. 35, 9ir. 31 = ©. 37. 

2Ö9 ) SeöerfuS 5Wr. 489 = ©. 599, 9tr. 581 = ©. 737, Str. 585 = ©. 742 
unb Sübecfifdje« Urfunbenbudj II, 5Wr. 794 = @. 741. 



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108 

©teile, roofelbft jie eljemala nad) ben jitierten Urfunben eine SWüljle trieb, bie 
fpäter in bie !ftad)barfd)aft ßleöeS öerlegt mürbe. 270 ) 

Äurj öor if)rer SRünbung bilbet bie für bie ehemalige SRttfjte ju $rem3 
— bie trömS möl ober JrömpS 3Küf)fe ber älteften Sübeder fianbfarten — auf» 
geftaute JremS einen großen Seid) öon SEBeften nad) Dften mit einem langen 
3tyfet öon ©üben nad) Starben. 3n biefen Jremfer Seid) münben brei Sädje: 
ber fürjefte in bie ©übmeftede beim lübifdjen 2)orfe SBortoerf; ber längfte, ber 
fogenannte fianbgraben, reicht öon ber Jraöe bei ^amberge bis fyierljer unb fommt 
öon ben olbenburgifdjen Dörfern ©teinrabe unb gadenburg fyer; ber wafferreidjfte 
unb intereffantefte, jugleid) ber mit bem ftärfften ©efäfle, ber jroifdjen Sleöe unb 
SRenfefelb ein tief eingefd)nittene8, malerifdjeS (SrofionStal bilbet, münbet öon Sorben 
Ijer: ba3 ift bie ©arger bjro. Eleöer Slu, bie Sßremege ober Sßramege ber lübifd)en 
Urfunben, bie ffiblid) öon SRenfefelb bereite einmal für 3Küf)lenjroede aufgeftaut 
morben ift für ben Seid) bei ÄleinmüWen. 8lu8 ber gunbationSurfunbe be3 
3?of)anni$flofter§ öon 1177 im Serein mit bem 93erid)t 9lrnolb3 unb ber öeftätigung 
Snnocenj III. öon 1198 geljt fyeröor, bafc e§ bie Sßramece mar, bie jroifdjen Sleöe 
unb SRenfefelb fliegt, benn e$ Reifet, ba3 ©ebiet auf ber einen ©eite ber $rem3, 
roeldieS borfroärtS, alfo nad) SRenfefelb ju liege: quicquid a rivo prenominato 
invenitur in agris eiusdem ville, foHe Ijalb bem SotjanniSflofter, Ijatb bem 
SBifdjof gehören; roaS aber auf ber anberen ©eite ber SremS liege — Ceterum 
quicquid trans rivum — foHe ganj bem Älofter gehören: ba3 eben ift bag 
©ebiet öon Eleöe, mie ftc3& au§ Slrnolb öon fiübed ergibt. 8lrnolb 271 ) fagt, 
SBifdjof £einrid) Ijabe jur 8lu3ftattung be$ öon ifjm gegrünbeten 3ol)anni$flofter8 
hergegeben «dimidiam villam Ranzivelth et aliam villulam Cleve». 2)emnad) 
gebührt öon ben brei in ben Iremfer leid) münbenben 93äd)en ber 9tame ^ßrameje 
ober JremS bem nörblidjften, ber Ijeute brei tarnen Ijat: roeftlid) öon ber 9I!jren$- 
böter SJanbftra&e ben tarnen Sarger 9fa, jmifdben Sargerbrüd unb Iremfer 
Seid) ben Kamen ßleöer 8lu, jroifdjen Iremfer Jeid) unb Xraöe ben alten 
Kamen Iremä. 



27 °) Suljn bei ffotlmann, @. 349, ögl. 9lnm. 275. 9SgI. aud) bie »arte 
am SRanbe! 

271 ) Lib. II, Kap. 5 ber £anbau3gabe ber MG. öon Sappenberg, #annoöer 
1868, ©. 41. Sgl. aud) bie S3eftätigung3urfunbe öon Snnocenj III. öon 1198: 
«et dimidiam decimam in Ranzifeld et in Cleue totum», ©d)l *£)olft'.ß. Stegeft. 
u. Urf. 8b. I, ©. 110, 9ir. 211. 



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109 

3)amit ift bic SluSbefynung be3 ©ebteteS bjm. bcr Äirdje ju 3Htlübcd, ba$ 
fpäter in feiner ©efamtljeit an ba3 93t3tum gongte, in feinen ^muptjügen urfunb- 
lid) beftimmt. @3 reichte öon ©üben nad) Sorben minbeftenS öon ©todeteborf 272 ) 

272) ob ba$ ©todeteborfer ©ebiet fetbft noc§ au SHttübed bam. bem älteften 
S3efifc be$ fiübeder 93i£tum3 gehörte, lögt fid) nic^t fo fidler beftimmen, mie e3 bei 
SRenfefelb, Eleöe, Suttiggebertfje unb Sßuttefenborpe (ögt. 9lnm. 273) möglich ift. 
dagegen fpridjt bie erfte (Ermahnung be3 Ort«, ber bereits um 1230 genannt ttrirb, 
aber ööttig öereinaelt unb in fettfamem 3ufammenf)ange: ba3 ameite SRal fommt ber 
Ort erft im 14. ga^r^unbert t>or. gm Stafceburger 3^ntenregifter Reifet e$ um 
1230: Stochelestorp dimidiam deeimam habet Heinricus pincerna (2. U. 83. 1, 
©. 80 = Str. 73). 2Ran begreift nidjt, ttrie bad nörbtidj öon Sübed gelegene 
©todetöborf tjier in bem fübtid) öon flübeef gelegenen ffirdjfpiet Erumeffe aufgeführt 
loerben fann, ba£ im Sßotabenlanbe lag, mäfjrenb ©todetSborf in SBagrien liegt, 
fo bafe e$ toafjrfdjeinlid) ift, ba§ im SRafceburger 3^ntenregifter genannte ©todjeleStorp 
beaiet)t fidj auf einen anbem Ort al$ unfer ©todetäborf. Sft biefe SJermutung 
richtig, fo gehörte ba3 ©ebiet öon ©todeläborf im 12. 3af)rf)unbert nidjt au bem 
ljeute lauenburgifdjen Srumeffe, fonbern a u bem fjeute olbenburgifdfjen fiirdjfpiet 
Stenfefelb, in ba$ ©todetäborf tatfädjtid) eingepfarrt gemefen ift, bis infolge ber 
anroadjfenben SJeoötferung 1899 in ©todeföborf eine eigene ftirdjengemeinbe 
gegründet mürbe. 

©todetöborf erfdjeint in ben älteften Urfunben faft immer in Serbinbung mit 
93erglje, bem alten 83uttiggebertt)e. S)er 2In« unb SSerfauf be£ einen Sßtafceä f)at 
aud) ben 9ln« unb 93erfauf be8 anberen aur Solge S)a nun bie villa Buttiggeberthe 
ben Sern be3 911ttübeder 93efi^eö be§ fiübeder 93i3tum3 auämacfjte, fo wäre man 
geneigt, and) ba3 öon i^r faft unaertrennlidje ©todetöborf au biefem SBefifc a u Jollen, 
toenn nidjt 1320 bie villa dieta berghe in parrochia rensevelde sita unb bie 
villa Stochelstorpe jtoax öon ein unb bemfetben ©melridj Sßape, aber öon 
öerfdjiebenen S3erfäufern angefauft roorben mären (am 25. gebruar 1320, ögl 2üb. 
Urt. 83. II, 5Wr. 384 = ©. 331 unb am 8. ©eptember 1320, ögt. 2eöerfu3 
%c. 489 = ©. 599). 9(m 6. «uguft 1333, am 28. Januar 1334 unb faäter 
erfdjeinen beibe Sßläfce abermaö öerbunben, bod) nodfj mit einem britten fünfte, 
bem 9tigent)of bi Stodjetetorpe (SeöerfuS s Jlr. 581 = ©. 737 unb 9tr. 585 = ©. 742) 
Sefcterer barf toeber mit SReuenborf bei Mxbtd (93ranbenbaum) noc^i mit bem 
Sleuen^of bei 91ttlfibed (ftatten^of) oertoec^felt merben, ift üielmefjr mit bem {ewigen 
$errenf)au3 SKori ibentifc^, ba« 1333 afc 9tigen^of, am 24. 3uni 1410 afö 
SKurr^en beaeid^net nrirb — SRurrtjen, ©todel^torpe unbe Berg^en — unb am 
1. gebruar 1411 auSbrücflid) mit Sftie^off ibentifiaiert nrirb: cVillam suam in 
Stogelßtorpe, curiam in Morrien alias dietam Niehoff cum campimarchia to 
dem Berge ac molendino dicto Bergermolen» (2. U. 93. 93b. V, 1877, Str. 323 
= @. 357; SRr. 343 = ©. 372 üom 1. SRooember 1410 tStockelstorp, Murryen 
et tom Berge» unb Str. 351 = ©. 380). 

Hud(j bad ^eute noc^ a um Sürftentum Sübed ge^örenbe SWori mar nac^ 
Stenfefelb eingepfarrt. Ob aber ©todefeborf unb SKori noc^ a um urfprünglic^en 



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110 

bis furg öor ?ßof)n3borf 278 ) mit bem JBrfidfcnpunfte uilla in buttiggeberthe als 
s JRittelpuntt, beljnte firf} oon Ijier auS bon SBeften nadj Dften aus über (Jleoe, 
Stenfefelb, ©djtoartau bis ju feiner an ber äufcerften Dftfpifce gelegenen civitas, 
bi^ jum ©urgioatl öon Sltlübedf: bie SEeftoftauSbeljnung Stargebrücf — 93urgtoall 
betrögt in ber fiuftlinie genau 5 Kilometer, bie ©übnorbauSbeljnung ©tocfelSborf — 
SßoljnSborf in ber fiuftlinie über 4 1 /* Kilometer. — SSon biefem frönen, frucht- 
baren, reidjgeglieberten, bon ben SBafferläufen JremS, ©djtoartau unb Jraoe 
benefetem ©ebiete Slltlfibecfö fdjenfte JBifc^of £einrid) I. ben fyodj in ber 3Ätttc 
gelegenen, offenbar nad) 1139 oon 2)eutfcr)en befiebelten Jeil, bie $älfte be3 



93efi| be$ ©tätum« Süberf gehörten, tüic ba3 ältefte ber brei oerbunben erfdjeinenben 
Sörfer, loie Serge ober SButtiggebertlje, fann au£ ben angeführten Qaten nidjt flar» 
geftettt toerben. 3m ^Bejahungsfälle toürbe ber fianbgraben bis ju feiner ©inmünbung 
in ben Xremfer Xeid) bie ©übgrenje beS Slttlübeder 83efifce£ beS 93i3tum3 Sübetf 
gebilbet Ijaben, wie er nodj ljeute bie ©renge jnrifdjen bem ©ebiete ber ©tabt Sübecf 
unb beS gürftentumS fiübetf barfteßt. 

278 ) 3^iWcn ©argerbrüd unb ?ßol)n3borf lag baS gleichfalls bem SiStum 
gehörige, fpäter untergegangene 3)orf puttekendorpe, oon bem im 3lprtt 1259 
©ifdjof 3°^ an " cg &• ®i e ft für 40 m& einige $ufen oerfaufte (SeoerfuS a. o. 
5Rr. 140 = ®. 129). S)ieS 3)orf ift oieUetdjt baS SKutterborf oon *ßobnSborf 
getoefen, benn loctyrenb puttekendorpe nur jioifd&en 1259 — 1334 nad&metSbar ift — 
ber 1317 auf ben btfdjöflidjen ©tul)l gelangte §t\nx\d) II. SBodtjolt löft baS an 
einige ^Bauern oerpfänbete putekendorpe im 17. ober 18. 3af)re feiner {Regierung 
ttrieber ein (fieoerfuS, © 786 unb 789) — , ttnrb Sßonafctorpe gum erften SRale erft 
1295 ermäbnt (SeoerfuS, 9ir. 339 = ©. 373) in einer Urfunbe ber ©rafen «bolf 
unb 3ot)anne3 öon #olftem. 3)er um bie ortSgefdjidjtlidje ©rforfdjung ber ©egeub 
oerbiente frühere ©utiner Sßrofeffor, jefcige olbenburgtfdje 2anbeSbtbliotf)efar 9lnton 
fiütyn »eift bei ffoHmann (a. o., ©. IV unb ©. 332) nad), baß am ©übenbe beS 
SßotjnSborfer gelbem „ber 9lame Sßütenort bis feilte an baS oergangene $)orf 
erinnert". — Bereit« 1440 nrirb oon fflifdjof 3Hf. ©adjoto „^utenborp" als «olim 
villa» bejeidjnet mit bem 3ufafce: «Hodie non est villa, sed agri eius iacent 
ad villam Renseuelde» (SeoerfuS, ©. 789). 

äuS ber Urfunbe t>on 1295 getjt tyeroor, bafe SßotjnSborf felbft urfprünglid) 
nidjt jum SBtStum üübetf, alfo toof)l aud^ ntc^t ju bem ©ebtet oon Mltlübecf gehörte, 
obfe^on ba3 S)orf bamal« noc^ lote tjeute in ba% benachbarte SRcnfefelb eingepfarrt 
War, benn bie 3)omfirc^e tauft ^onafctorpe erft bantal« für 480 m# oon i^rem 
vasallus Tymmo dictus de Bocwolde (93uc^Joalb). 3 mm ert)tn ift e« ntc^t unmög- 
lich, ba& 5ßo^n«borf urfprünglic^ ^um ?lltlübedfer 93cfi^ be« Si^turn« gehört fyattt, 
in 3^iten pefuniärer Sebrängni« oeräu&ert morben war unb 1295 nidjt gefauft, 
fonbern jurüdgefauft »urbe, äfjnlidj mie 93ifdt)of 4)einric^ II. ba3 anftofeenbe 
oerpfänbete putekendorpe toieber eingelöft ^atte. ©o läßt fid^ ©idjereä über bie 
Jlorbgren^e be« Slltlübecfer Sefifte« ntefit ermitteln. 



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111 

3)orfe3 Stenfefetb: medietatem ville ranzeuelde, 274 ) an ba3 1177 öon if)m ju 
fiübed iuxta fluvium, qui Wocnice dicitur, gegrünbete ©t. 3ol)anni3flofter, bodj 
mit ber ©efdjränfung, ba3 öon ben gefdjenften 30 mansi 4 bcm £)om!at>itet, 
4 mit bcr 2rem3 unb ber ecclesia eiusdem ville bcm JBifdjof felber öerbteiben 
fottten. ©o ftanb bic nod) f)eute mit iljrer SlpfiS erhaltene, romanifdje, „ganj 
au3 3^gelftcinen in reinem @i)t>3mörtel erbaute", ben SHärtyrern Ofabian unb 
©ebaftian geweifte 276 ) SRenfefelber Äirdje bereite 1177 auf bem ©ebiete SlltlübedS, 
49 3a^re nad) ber Störung 2Utlübed$. 2luf biefem, bem 3oI?anni$flofter 
gefdjenften ©ebiete lag aud) ba3 3)orf ßleöe, nadj bem ermähnten 93eridjte be$ 
erften «bt3 be3 SoljanniSfloftera, be$ gortfefcer £elmotb3, SlrnolbS t>on fiübed. 

g. Die nova curia ober Äaltenljof. 
@3 ift natürlid), ba& ber S3ifd)of nadj bem SSerlufte feiner inansio auf ber 
©tätte öon Slltlübed für ben tljm Verbliebenen £auptteil be3 Slltlübeder ©ebieteS 
eine neue mansio erbaute unb ba§ für biefe neue mansio junädjft bie 93ejeidjnung 
nova mansio ober curia angeroanbt ttmrbe. ©oft biefe neue mansio oon bem 1276 
auf ben bifdjöftidjen ©tuf)l gelangten, angeblid) adjtjigjäljrigen 276 ) 93ifd)of 93urd)arb 
o. Serien erbaut roorben unb im 9Körj 1284 fdjon borljanben mar, mirb burd) 
93urd)arb fetbft bejeugt: ist« mansionem novam in aldeolubeke constituit. 277 ) 
93on biefer mansio episcopi ift audj in einer Urfunbe öom 7. Dejember 1298 
bie SRebe: Item collem cireuinfossum, in quo nunc est mansio episcopi. 278 ) 
8uf bem collis circumfossus, ber nodj @rmäf)nung finben roirb, lag bie mansio 
nova, ba3 bifdjöflidje ©ut Äaltenljof. 3fn bem rooljl fdjon öor 1284, {ebenfalls 
nadj 1280 niebergefdjriebenen SBergeidjniS ber bifdjöf liefen Jafeleinfünfte nrirb 
berichtet, beß bifdjöflidje SSorwerf — allodium, ober ber bifdjöflidje £>of — 
curia 279 ) oldenlubeke umfaffe VIII mansos, bie fd)ledjt umgrenjt feien. 3lud) 



274) © 6 C | ^a^jc, SRegeften unb Urfunben, 93b. I, ©. 71, ioäf)renb ber 
ältere 2>rud im fiüb. Urf. ©. I, 6. 7 unb 9lrnolb öon fiübed bie gorm SRanjtoelb 
auftoetfen. 

27ß ) ff ottmann, ftatiftifdje 93efdjreibnng ber ©emetnben be3 gürftentumS fiübed, 
Dlbenburg 1901, ©. 336 unb 332. 

27e ) 3)ittmer, $er lübedifdje 93ifdjof 93urdjarb ö. ©erfen unb feine 3*it, 
fiübed 1860, © 11, 9lnm. 1. 

277 ) Seöerfuä, SRr. 290 = © 320. 

278 ) Urfunbenfammlung ber ©djleStt>.«£olftein»fiauenburgifd)en ©ef. f. öater» 
länbifc^e ©efd)., ffiel 1849, 93b 1, ©. 151 = *Rr. 134. 

2 7 9) ß& cr allodium = 93ormerf unb curia = $of bgl. man ©. 535 unb 
563 be3 SRegifterä öon 93b. I ber ©d)le$to «&olft.-fiauenb. Urf.«@ammlung. 



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112 

bort ber bifäöflidjen ßanbttrirtfdjaft in biefer curia nova ift bic 9?ebe: fitem 
de industria agriculture in — Aldenlubeke, equis, iumentis, porcis, et aliis 
animalibus et reliquis tu videto.» 

2)iefe curia nova mürbe balb als Sllbenlubefe, balb als nova curia, batb 
aU curia Nienhove, balb als curia Coldenhove, balb aU ftolbe bejeidjnet. 
gür bie crfte ©ejeuftnung finben firfj in bcmfelben 93erjeid)ni$ bcr Üafeleinfünfte 
bic formen Sllbenlubefe unb Dlbenlubefe ncbcncinanbcr; 280 ) für bie jtoeite bie 
Tanten: nonc mansio episcopi, inansio nova, noua curia, Noua ciuitas, 
Noua ciuitas Lubeke; 281 ) für bie britte bie ©djreibungen: curia Nienhoue, 



«so) $ cr jj amc gilben* ober Olbenlubefe für bic curla nova pnbet fid) im 
ganjen fünfmal, aber nur in einer einzigen Urfunbe, au3 ber 3«t aroifdjen 1280 — 1284: 

1. bei Seöerfuä 1, ©. 296: «Rensuelde. Puttigkendorpe. Aldenlubeke.» 

2. ©. 302: dtem in oldenlabeke allodium habens VIII mansos non bene 

distincta.» 

3. ©. 303: «Item in Renseuelde. et ibi attinent. Oldenlabeke. Puttekendorpe. 

Molendinum in Zuarttowe et domus leprosorum. et villa Cleue.» 

4. ©. 303: «Item in Zuartowe iuxta molendinum et circa curiam oldenlabeke 

piscaria conueniens.» 

5. ©. 304: «Item de industria agriculture — in Aldenlubeke tu videto.» 

2 8i) j) er 9({ am e nova curia finbet fid) in biefer unb in ätjnlidjen S9ejeid>- 
nungen, toie nova civitas, nova mansio, einmal aud) als nunc mansio episcopi, 
im ganjen elfmal, t>on 1284 bi3 1341: 

1. bei SeöerfuS ©. 320 = Str. 290, um 1284: «Iste mansionem novam in 
aldenlubeke constituit». 

2. in ber Urfunbenfammlung ber ©d)l «|>olft.»£auenb ©ef. f. toaterl. ©., I, 
©. 144 = SRr. 130, öom 3a^re 1298: *Itein pratis — terminorum 
distinctionibus, structuris in noaa curia». 

3. im 2üb. U © I, 612 = 9tr. 680 oom 21. 3uni 1298: «Controversia 
super structuris in noua curia». 

4. in ber Urfunbenfammlung 83b. 1, ©. 151 = 9?r. 134, J, Dom 7. Sejember 
1298: «Item collem circumfossum, in quo nunc est mansio episcopi». 

5. im Süb. U. ©. I, ©. 645 == 9tr. 712, Dorn 3a^re 1299: «Locus vicinus 
curie Episcopi, que nova Curia siue koldehof dicitur, de qua eciam 
curia fit mencio». 

6. in ber Urfunbenfammlung 8b. I, ©. 153—155 = 5Wr. 134, III, oom 
12. SKärj 1299: «Deinde possessionem — quorundam edificiorum in 
noua curia». 

7. beSgl. I, ©. 165 = Str. 134, X, öom 3uni 1299: fCuriam nostram 
nouam extra ciuitatem (außerhalb 2übecf3, $um Unterfdjieb Don ber bifdjöf- 
liefen fiurie in ber ©tobt flüberf am $om) quandam partem eius ruina, 
quandam vero incendio totaliter deuastatis». 



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113 

Nyenhoue, Nighenhof, Nighehof, Niehof, Nyehoef; 282 ) für bic inerte bte 
Raffungen Coldenhoue, Koldenhoue, Koldehof unb Koldehoef; 288 ) unb roie 
au3 Buttiggeberthe ober butiugeberge fd^tie^lic^ Berge geroorben ift, fo finbet 



8. bei ßeüerfuS, @. 515 = Sir. 429, öom 6. 2)eaember 1308: cjioua curia 
episcopi». 

9. beSgt., ©. 831 = 9ir. 649, Dorn 30. 3uli 1341: «famulo in Noua curia». 

10. ebenbafelbft: «Item de Uthin et Noua ciuitate missa fuerant 35 tremodia 
siliginis (Steffel 3Bintertt>eijen3)". 

11. ebenbafelbft: «Predicte de Noua ciuitate Lubeke deduete». 

«8 2) 3)er 9lame curia Nienhove finbet fid) in fed^d verriebenen Schreibungen, 
im ganjen fed)$mal, öon 1308 — 1440: 

1. im Süb. U. 83. II, 6. 204 = 9tr. 237, furj öor bem 6. 3)ejcmber 1308: 
«Preter hoc episcopus curiam, que dicitur Niehof, prope Zwartowe 
destruetam reparandi et reedificandi sine plancis et muris liberam habeat 
facultatem». 

2. bei SeberfuS, 6. 516 = 9tr. 429, öom 6. »ejember 1308: «Dominus 
episcopus curiam suam in Nienhoue prope Zwartowe destruetam 
reparandi ac redificandi sine plancis et muris liberam potestatem 
habebit». 

3. bedgt., @. 547 = 9tr. 449, t>om 2. gebruar 1314: «Et nos episcopus ac 
successores nostri liberam facultatem habemus curiam nostram in 
Nyenhoue iuxta Zwartowe reedificandi». 

4. beSgl., @. 787 = 9?r. 622, öom galjre 1336,: «Item dominus episcopus 
omnia et singula in curia epiecopali dieta Nighenhof tarn edificia ipsius 
curie quam equos» uftt). 

5. ebenbafelbft: «Item in dieta curia Nighehof edificia ornata edificare 
ineeperat (seil, ber 1317 auf ben bifdjöf liefen ©tuf)l gelangte £einrid> IL)." 

6. bei SeöerfuS, ©. 516, Slnm. 1, in bem um 1440 öerfa&ten Repert. be3 
93tfd)of3 9lic. ©adjott): «Curia episcopalis olim dieta Nyehoef, nunc vero 
dieta de Koldehoef, prope Swartow». 

Unter bem im Süb. U. 93. II, <5. 741 = 5Rr. 794, am 17. Star* 1344 
ertoä^nten 9tigenl)of ift baä oben, in 9tnm. 273 befprodjene 9Mori bei ©toefeteborf 
$u öerftetjen, ba3 unter bem Stauten Sftigentjof fdjon 1333 öorfommt. 

2 8B) <$ n Warnt curia Coldenhove finbet fidj in öier öerfdjiebenen gaffungen, 
im ganjen minbeftenä fiebenmal, öon 1298 — 1440: 

1. in ber Urlunbenfammlung 93b. I, @. 144—146 = 9ir. 130, öom Satire 
1298: t Curiam insuper in Koldenhoue Episcopus possideat, hoc 
apposito, quod omnia edificia, que in colle circumfosso sunt sita, 
— destruat et — coequet». 

St^r. *. 8. f. 8. 9. X, 1. 8 



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114 

fidj für Koldehof bie SReftform Kolde. 284 ) 3n ben Reiten &** £umant$mu3 
aber, in benen man fo gern mit ber Kenntnis be3 üateinifdjen prunfte, fdjeute 
man nidjt baöor jurücf, aud) in Urfunben biefer ©udji ju fröfjnen unb machte 
man nun aus ber curia Koldenhove eine — curia frigida! 286 ) 

3)ie neue mansio ober curia fjatte mithin brei Kamen: Slttlübecf, Sfteuenljof 
unb Äaltenl)of. 3)ie 35ur<f>fidjt be3 in ben Slnmerfungen beigebrachten Urfunben« 
materialS gibt eine (Srflärung für biefe junädjft befrembtid)e Jatfadje, meld) 
leitete eine grofje 93ertt>irrung hervorgerufen l)at. 2ld)tet man auf bie 3*\t, in 
melier bie Ijier natfygeroiefenen 5 + H 4-6 + 7 +2 = 31 Benennungen für 
bie nova mausio üorfommen, fo roirb man ba(b IjerauSfinben, bafj ber SRame Slltlübecf 
nur im aüererften Slnfang unb nur in einer einjigen Urfunbe jroifdjen 1280 — 1284; 
ber 9iame SKeuenljof nur in ben erften 50—60 Sauren gebraust nmrbe, toon 1284 



2. ebenbafelbft: «Assignamus eis Fundum molendini in flumine premze et 
ius reedificandi uiolendinum cum — quatuor iugeribus lignorum versus 
curiam ColdenllOUe mensurandis». 

3. ebenbafelbft: «Super quam sita est curia, que dicitur Koldenhoue». 

4. im 2üb. II. 83. I, ©. 645 = 5»r. 712, t>on 1299: lErat autem locus ille 
— vicinus curie Episcopi, que noua Curia sine Koldehof dicitur, de 
qua eciam curia fit mencio in arbitrio, quod edificia deponi et fossata 
debeant coequari, sicut in sententia arbitrij, quam habetis, plenius est 
expre8sum. 

5. in ber Urtunbenjammlung SBb. I, ©. 166 = Sir. 134, XI, Dorn 10. $uli 
1299: «Preterea casu inopinabili aeeidit, quod curia vestra extra 
ciuitatem, que Koldehof dicitur, et similiter alia curia vestra in ciuitate, 
cum aliis vestrorum canonicorum curiis — sunt confracte». 

6. bei 2et>erfu3, ©. 516, 9tnm 1, am SRanbe be£ 1398 abgesoffenen jtoeiten 
registrum Capituli (SeD. ©. XVIII) ftefft bei 9?ienfjoue ber SSermer!: t Hodie 
coldenhoue». 

7. beSgl., in bem um 1440 entftanbenen Repert. be$ 9tic. ©adjott): «Curia 
episcopalis olim dieta Nyehoef, nunc vero dieta de Koldelioef prope 
Swartow». 

284 ) 3n fetner brüten Slrbeit f treibt 3)etmar aum 3al)re 1299 (b. ffoppmann L 
©. 382, Slbfdjmtt 405): „3)at borbrodj be men^eit bet an ben öribad) na beme 
negtjeften ptnjften, bo quemen fe to be* btecopeä fjoöe, be ftolbc fjeten i$, breg^ere 
uie ber ftab unbe anber mene t>o(f, öufle brunfen, unbe branben ben fjof". 

285) <g feei Seöerfu« ©. 139 = 9ir. 146, um 1548: Siföof «Baltazar 
Rantzow, Nobilis hoJsatus, qui ex curia frigida per nobilem quendam 
vasallum ex ducatu Magnopolensi captus — in vineulis obiit». 



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115 

bis 1341, ba3 Reifet fo lange, als bie Srinnerung an Slltlüberf noß fortlebte unb 
burß bic ^miftigfeiten gmifßen ©tabt unb ©ifßof maßgehalten mürbe. SRaß 
1341 tritt als alleiniger SKame bic ©egeißnung Äaltenljof auf, melße bie fiofalität 
nißt nur big auf ben heutigen Jag behalten, fonbern aller ffiafjrfßeinlißfeit naß 
al« urfprünglißen 9tomen geführt Ijat: finbet fiß boß biefer SWame gleiß im 
Slnfang, naß Srbauung ber nova mansio, im 3af}re 1298! 

SDer 9iame Slltlüberf für Äaltenljof tritt eingig unb allein in bem gmifßen 
1280 unb 1284 abgefaßten SBergeißniS ber bifßöflißen lafeleinfänfte auf, 
unb e$ ift in l)of)em ©rabe mafyrfßeinliß, baß er fiß in jenem SBergeißniS, in 
bem er fiß fünfmal borfinbet, gar nißt auf ben SReubau begießt, ber gmar 1284 
errißtet gemefen fein mufi, aber gur 3eit be« toielleißt fßon 1280 gefßriebenen 
SBergeißniffeS noß gar nißt ejiftiert Ijaben mirb. 3n biefem pralle tenn ber 
9iame Sllbenlubefe fiß nur auf ba3 bem SBifßof berbliebene ©ebiet Slltlüberf«, 
auf ben ©runb unb ©oben, auf bie Sanbmirtfßaft, aber unmögliß auf bie erft 
fpäter erbaute nova curia be3 ©ifßof« begießen. Slllein auß menn biefe nova 
curia gur 3eit ber Slbfaffung be3 33ergeißniffe3 fßon erbaut gemefen märe, fßeint 
fiß ber 9tame Sllbenlubefe, ber für biefen Neubau fo unpaffenb mie mögliß gemefen 
märe, boß nur auf ben ©runbbefife gu begießen, benn e3 ift nirgenb« in bem 
SergeißniS bon ©ebäuben bie SRebe, bielmeljr nur Don bem aßt §ufen umfaffenben 
allodium, bon ber gtfßerei, ber Sluffißt de industria agriculture ufm. 

SKaßbem Söifßof Söurßarb bie mansio nova erbaut Ijat, ift ber SKame 
Slltlübed auß für ben bem 33ifßof berbliebenen Jeil be$ Slltlüberfer ©ebtete« 
berfßmunben unb Ijat bem Üftamen SWeuenljof *ßlafe gemaßt. SBäfjrenb be3 gangen, 
urfunbenreißen Streite« gmifßen Süberf unb 33ifßof fflurßarb ift unter Silben» 
lubefe, ba3 überbieg feit (Srbauung ber nova curia nur noß in gmei gleißgeitigen 
Urfunben borfommt, au3fßlief$liß bie ©tätte be$ eßten, alten, an Süberf 1225* 
abgetretenen SUtlüberf gu berftef)en, mä^renb ber bem SBifßof berbliebene Jeil be3 
Slltlüberfer Sanbgebiete« bon 1284 an auSfßlie&liß als SReueißof ober Äalten^of 
begeißnet mirb. 

h. SUtlüberf naß ber Srbauung ber nova curia: 
ein SluSblid in bie SluSgrabungergebniffe. 

35ie Segeißnung Slltlüberf für bie ©tätte be3 eßten SUtlüberf finbet fiß 
naß bem Satpre 1263 meine« 2Biffen3 nur noß breimal, unb gmar nur in gmei 
Urfunben bon 1298: 

8* 



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116 

1. in bcr Urfunbenfammlung, ©. 144 = 9tr. 130: bic SRebe ift f}ier toon bcm 
Streite «super Oldenlubeke et attinentiis eius». 3)er Jenor bet Urfunbe 
beweift, baf$ l)ier unter Dlbenlubefe bie Stätte be3 eckten 9lltlübe<f ju 
berfteljen ift. 

2. ebenbafelbft, ©. 145: t>on biefer ©teile — ut Olden-Lubeke, cum omnibus 
pratis, que — gilt ba% ©leidje roie Dörfer. 

3. beSgl., ©. 151 = 9tr. 134, I, oom 7. ©egember 1298: «Item omnia 
prata que sunt inter fluuios Zvartowe et Premze, Trauenam et 
Aridam, supra quam sita est curia episcopi, excepto tarnen monte, 
qui Oldenlubeke dicitur, ab antiquo, ut apparet, circumfosso, et pratis 
et paseuis intra dictum fossatum dicto monticulo adherentibus 
contentis. Item collem circumfossum, in quo nunc est mansio 
episcopi, ibi et alibi ius edificandi ac edificatum retinendi ipsis 
similiter intimetis (ntöget iljr befannt machen)». 

3um gleiten 3af}re 1298 ermähnt bann Äorner nodj einmal Antiquum 
Lubeke, bgl. unten, ©. 122, enblid) f priest 3)etmar nodj etroaS na<f> 1386 unb 
1395 tum Olde Lubeke, ügl. unten, ©. 122. 

93eibe Äurien, bie alte ju Stltlübecf, 1225 bom Jöifdjof an Sfibecf abgetretene 
unb bie neue ju Saltenfyof, um 1284 erbaut, fteHten fid) mithin bem Sluge bar 
erbaut auf 9lnljöljen, mons ober collis, bie ringsum umflogen waren; bei 
Äaltentjof ringsum Don einem ©raben, bei Slltlübetf rooljl nur im SBeften toon 
einem ©raben; im Korben, Dften unb ©üben toon ©djmartau unb Ürabe. 

£ie julefet angeführte Urfunbe öom 7. 3)ejember 1298 ift Don grunblegenber 
2Bidjtigteit für bie grage, ob bie Dftfoifee ber #albinfel »Itlübetf, alfo bie ©teile, 
roofelbft ber SBurgmaH liegt, burd) einen ©raben, entforedjenb roenbifdjer (Gepflogenheit, 
fünftlidj jur 3nfel gemalt roorben mar, fo bafc ein geinb nur nod) auf ©djiffen nad) 
Sltlübecf gelangen tonnte. — 3)a man glaubte, ein ©raben fei auf ber ©pifee einer 
fdjmalen §albinfel als ©efeftigungSelement unroafyrfdjeinlid), fo Ijatte id) bei ben 
Ausgrabungen im Sluguft 1906 ©cfjroierigfeiten, e3 burdjjufefcen, bafc ber burdj ben 
JBurgmaÜ toon innen nad) aufcen, an ber betreffenben ©teile öon Dften nad) SBeften 
gejogene Ouerfdjnitt nadj SBeften fo roett öerlängert mürbe, bis man auf ben 
©raben geftofcen mar, ber fidj afe fo breit ermieS, bajj id) iljn für ben in ben 
Quellen mieberfjolt ermähnten portus SlltlübedS Ijalte, ber an biefer ©teile, im 
SBeften bon Slltlübed, burtf) ben im Dften auf einer fünftlidjen 3fnfel gelegenen, 
urfprünglid) fidjerlidj fjofjen SRingroall einen auägejeidjneten ©djufe gehabt fyätte 
nid)t blojj gegen Dftftürme unb meljr nod) gegen bie allein öon Dften l)er an* 



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117 

ftürmenben ©turmfluten, 286 ) fonbern in erfter Sinie aud) gegen alle bon ©ee f)er 
anlangenben Sfeinbe, bie, ebenfo mie bie ©turmfluten, nrie ein ffllicf auf bie Äarte 
lefjrt, junädjft bon Often, SKorboften unb ©üboften f}er ben SBurgmaU bebroljten. 
©o gab eS feine jmeite ©teile im 93ereid)e SlltfübetfS, an ber ein $afen gefdjüfeter 
gemefen märe als f)ier im SBeften beS StingmalleS. 

£afür, ba$ ber breite aufgefunbene ©raben im SBeften SlltlübedS, eins ber 
mid)tigften ardjäologifdjen ©rgebniffe ber Ausgrabungen Don 1906, mirflid) ber 
portus Lubeke mar, fprecfyen folgenbe ardjäologifdjen gunbe. Durd) bie 2luS- 
grabungen Dorn Sluguft 1906 famen mofjlerljaltene, auSgebeljnte SRefte eines Ufer- 
boHroerfS 287 ) aus unten etmaS jugefpifeten Sidjenplanfen gum SJorfc^cin, bei bem 
fogar eiferne SRieten gefunben mürben, mie fie ©djudjljarbt bei feinen baljnbredjenben 
Üitngmallunterfudjungen im alten ©adjfen gefunben fjat. Oftlid) toon biefem Soll- 
merf, einem nötigen SBoljlenmerf, alfo nad) bem 93urgmaQ 311, mürbe ein ©tein« 
pflafter 288 ) bloßgelegt, alfo mo^l eine ridjtige, menn aud) etmaS primitive #afen- 
Kaianlage. 2luf baS ©teinpflafter, alfo nod) näljer nadj bem SurgroaH ju, 
folgte brittenS eine großartige Rodung bon ©idjenftämmen, 289 ) auf meldje mir überaß 
geftoßen finb, mo mir ben äußeren, unterften ©aum beS SBaHeS, fein äußeres 
Qrunbament, bloßgelegt ^aben. 

D)iefe auf einer ©trede bon runb ljunbert 290 ) 9Ketern ausgegrabene Sidjen- 
Ijoljpadung fann mol)l nur einen mafferbautedjnifdjen, 291 ) fdjmerlid) einen fortt» 
fifatorifdjen 3*bed gehabt fyaben. ©ie follte bei ^odjmaffer, boflenbS bei ©türm» 
fluten ben bann bon allen ©etten Ijer umfpülteu SurgmafI, bis ju bem bei 9Jorboft* 

2 8 6) © jp e g ( e | n ßufa^ baß bie ju ermäl)nenbe ©idjenbalfenparfung, meiere 
ben Surgmall mot)l bor SBafferfdjäben gu fiesem beftimmt mar, an feiner jmeiten 
Stelle beS SurgmaüS fo breit, fo bief, )o mächtig mar, mie gerabe im SRorboften 
beS ©urgmalls, jobann im ©üboften, mä^renb fie genau im SBeften bei meitem am 
fdjmalften, bünnften unb fd)mäd)ften mar, mie in bem SluSgrabungSberidjt burd) 
genaue #al)lenbaten bemiefen merben mirb unb aus ben ^ßrofilanfic^ten unb Safein 
Won jefet 5U erfefjen ift, bgt. Dafel V, VI, XIII— XIX, XXI— XXIII unb XXV 
fomie bie Profile auf lafel III bei Schnitt II, V1I1— XI, Ia unb XVII. 

28 7 ) SSgl. lafel XI u XII. 

288 ) Sgl. lafel V u. VI. 

289 ) «gl. lafel V, VI, XIII— XIX, XXI XXIII u. XXV. 

29 °) Die genauen Daten finb mir im 3Roment ber enbgültigen Dejtfeftftellung, 
bie außerhalb SübetfS erfolgt, nid)t jur $anb, merben aber foäter im 2luSgrabungS- 
berieft veröffentlicht merben. 

291 ) Den iftadjmetS für bie ^Berechtigung biefer 2lnfid)t gebenfe idj burd) 3tnaloga 
anberer menbifdjer SRtngmaflanlagen, namentlich aus bem benachbarten SKecflenburg, 
ju bringen. 



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118 

unb 9iorbftürmen bic Oftfeefluten gelangen tonnten, öor bem Unterfoültwerben 
ober öor SluSwafdjungen fd)ü$en unb war an ber gefäfyrbetften ©teile, im Sftorb« 
often, weiter oben auf bem StingwaU nod> öon einem auSgebefjnten gafdjinen- 
werf ober 35ornent>erIjatf berftärft, wie aus jafjllofen fleinen, runben, bunfleren 
©obenftellen in bem feueren SßaÜboben gefdjloffen werben fonnte. 292 ) 3)ie anberen 
ard)äologifd)en gunbe, bie mid) beftimmen, in bem im SBeften aufgefunbenen 
©raben ben ehemaligen portus Lubeke ju erbliden, muffen bem SluSgrabungS« 
beriete Vorbehalten bleiben. 

SlHerbingS wollte man fid) nid)t burdjmeg bon ber ©jiftenj beS ©rabenS 
überzeugt galten, ba ber längft nid)t meljr oorljanbene ober äußerlid) irgenbwie 
wahrnehmbare ©raben nur burd) bie in ^altern unb am SHmeS befolgte 2Retl>obe 
fyatte aufgefunben werben tonnen: lebiglid) burdi ben Unterfdjieb gmifdjen ge* 
wadjfenem unb bewegtem ©oben, alfo baburd), baß man ben bewegten ©oben fo 
lange aushob, bis man auf ben gewadjfenen ©oben gelangt war. 3nbem ' ber 
gemadjfene ©oben in einiger Entfernung weftlidj bom SRingwaH plöfclid) in ftarfer, 
regelmäßiger 2lbfd)rägung nad) unten abfiel, fid) bann in ber erhaltenen Xiefe 
Ijorijontal fortfefcte unb nod) weiter im SBeften wieber anftieg, Ijatten bie unter 
ber auSgejeidjneten Seitung beS SßrofefforS ©djudjljarbt auswärts auSgebilbeten 
lübifdjen Slrbeiter, auSgefud)t tüdjtige unb intelligente Seute, burd) baS borfidjtige 
SluSljeben beS bewegten ©obenS bis auf ben gewad)fenen ©oben einen breiten 
Sinfdjnitt bloßgelegt, weldjer einen 2)urdjfd)nitt burd) ben ehemaligen ©raben an- 
zeigte. 2lud) Sßrofeffor ©d)ud)ljarbt, ber unfere Ausgrabungen zweimal befidjtigte, 
fdjloß fid) biefer Sluffaffung ber SluSgrabungergebniffe unbebingt an, einer Stuf- 
faffung, bie aud) burd) bie geologifdjen ©erljältniffe beftätigt wirb. 

SBäl)renb nämlid) in ben tieferen, unterirbifdjen ©obenfd)id)ten baS im 2lnfang 
biefeS SlbfdjnitteS erwähnte 35ilut>ium ununterbrochen bon SBeften nadj Cften 
ftreidjt bis gum öftlidjften Jeil beS SöalleS, ift bie betriebene leidjte bilubiale 
Slnfdjmellung an ber Oberfläche, welche bie Jraoe* unb ©djwartaunieberung trennt, 
an ber ©teile beS aufgefunbenen ©rabenS auf eine weite ©trede burd) allubiale 
©Übungen unterbrochen, unb jwar berartig, baß eS unferen Arbeitern nur an 
wenigen ©teilen möglich war, Ijier ben geworfenen ©oben ju erreidjen, ba bie 



292 ) Safel XXIV follte eine 9lbbilbung beS panter- ober leoparbenarttg gefletften 
©obenS in bem SRunbfdjnitte geben, ber l)ier im 9iorboften beS SRingwaßS an beffen 
äußerer Seite ausgehoben würbe: allein ber Stdjtbrurf ift in biefer ©ejietjung boH» 
ftänbig berunglürft, fo fdjarf bie il)m jugrunbe liegenbe ^ßljotograpljie aud) ift, 
Welche biefe jalrffofen balb gelleren, balb bunfleren SRunbfletfen im ©oben gut 
erfennen läßt. 



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119 

jungen 33obenbilbungen fo tief nadj unten teilten, bafe bie Schnitte afebalb t>oS 
(Srunbmaffer liefen, meldje angelegt mürben, um bie Sfortfefcung be$ aufgefunbenen 
©rabenS im Korben unb ©üben ju fonftatieren. Sunge SRoorfdjidjtcn reiften 
meit bis unter ben SftuHpunft, fo bafi bie Ausgrabungen l)ier mit ©djmierigfeiten 
ju fämpfen Ratten, bie man im SBinnenlanbe nidjt fennt unb bie fid} fdjliefclidj 
nadj modjenlang fortgefefcten 93erfud)en, fie ju überminben, als unbefiegbar IjerauS- 
fteüten. ©eologifd) ift biefe nur an ber Dberjtädje 293 ) öorljanbene Unterbrechung ber 
fdjmalen biluöialen Slnftfjmellung burd) aHuöiale SBilbungen jmifcfyen SurgmaQ unb 
ber meftlid) gelegenen $atbinfel nur fo gu erflären, bajj fyier ba3 urfprünglidj 
aud> an ber Oberfläche jufammenljängenbe 35iluüium burd} einen fünfttidjen, breiten 
Sinfdjuitt, eben ben portus Lubeke, getrennt morben mar, ber ben Surgmall mit 
feinet Umgebung jur 3nfel machte; bafe biefer breite unb tiefe ©infdjnitt fpäter 
öertorfte unb burd) f)ineingefpülte§ unb l)ineingemel)te3 (Srbreidj mieber ausgefüllt 
mürbe, §eute alfo als ein allumateS 9?eft mitten im SMlutnum erfdjeint. 

3u biefem geologiföen 9iadjmei3 für ben portus Lubeke bringt nun ba£ 
gule&t angeführte Diplom bie f)iftorifd)e ©eurfunbung, gleichzeitig ben urfunblidjen 
SftacfymeiS, bafc Slftlübed unb ber 33urgmaH ibentifdje Statten finb, mie lefetereS 
fdjon 1856 SetoerfuS 29 *) erfannt l)at. Slber bie Urfunbe fagt meljr au$, als 
i*eoerfuS aus iljr erfe^en l)at. 35ie ©teile oon ben tet pratis et paseuis intra 
dictum fossatum dicto monticulo adherentibus» bemeift, bafe nidjt btofc ber 
33urgmall burd) baS fossatum abgefdjnitten mürbe, benn beffen Snnenraum ift 
iüd}t grofc genug, als bafe man burd) ein et nod) prata unb pascua auSbrüdlid) 
hinzugefügt Ijaben mürbe: überbieS tann man innerhalb beS SBurgmaQs nur t>on 
pascua, uid)t t>on prata fpredjen, ba e$ in bem 3)itumum beS 33urgmaHS, baS 
gubem nod) allfettig im 9tegenfd)atten beS Ijoljen SSaHeS lag, für Sßiefen gu troefen 
mar, fo bajj Ijier nur mm SBeiben bie 9tebe fein fann. $)ie fyier ermähnten prata 
liegen öielmeljr aufcen um ben ©urgmaU fyerum: fie nehmen baS niebrige Slflutnum 
ein, baS, fid) ringS um ben auf bem $)ilutuum ftefyenben öurgmall fynjieljenb, mit 
bem Diluöium beS SurgmaflS gufammen ben fiopf ber $albinfel, ben fünftlid) jur 
insula gemachten Seit berfelben, auSmadjt, ben id) in feiner gorm mit einem 
genau nad) Dften gerichteten ©djlangentopf öerglidjen Ijabe. 2)aS fossatum be- 

298 ) ®a biefe Untertreibung in ben tieferen Sdjidjten nidjt üor^anben ift, 
fommt fie auf ber bem Sluffafc beS SßrofefforS griebric^ beigefügten öortrefflidjen 
geologtfdjen ffarte nidjt jum SluSbrurf. 3)a3 burd) SuSfjeben beS breiten Sanatö 
gemonnene ©rbreic^ mirb man für ben SingmaU benufct ^aben. 

294 ) «. o v @. 320, 91nm. 3. 9luf bem Pane ber 21u«grabungWnitte öon 
1906 unb 1908, 2afel II, finbet man ben portus genau neben bem oben gefdjttberten 
^afenboHmer!, unmittelbar öor Schnitt III — VI. 



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120 

fltettjte alfo nidjt nur bcn Surgmall, fonbern trennte bie ganje öftlidjc ©pifce boit 
ber übrigen £albinfel. 

SDiefer ©raben falj 1298 anber« au« al« ba« um bie nova curia gejogene 
fossatum, mie au« ber SBenbung «ab antiquo, ut apparet, circumfosso» 
Ijertoorgeljt. 3unäd)ft föliefct bieg ut apparet eine fdjriftlidje ober münblitfye 
Überlieferung für bie befunbete latfacfye au«. Sntfpredjenbe fcfjriftttc^c 9?adjrid)teit 
finb in ben überfommenen Quellen nic$t entölten, aber aurfi inünblidie Über- 
lieferungen für ba« «ab antiquo» fonnten 1298, 160 Saljre nad) ber 3erfiöruna 
2lltlübe<f«, nidjt mefyr öorliegen, auefj menn bie Snfel bis 1225, uub mie ba£ 
SSorfommen be« Tidericus de Olden Lübeke im Dberftabtbutfie bemeift, aud) 
nod) 1248 bemoljnt war. Somit fann bie SBenbung «ut apparet», mie e« ber 
Sebeutung be« SBorte« entfpricf|t, nur befagen: mie e« ber Sugenfdjein lefyrt. 2Bie 
aber fann ber Slugenfdjein ergeben, bafc ein ©raben «ab antiquo» üorfjanben 
gemefen ift? 3)iefe Stltertümlidjfeit fann man iljm borfj moljl nur baburd) anfeljen r 
bafe er einen redjt berfallenen ©inbruef mac^t. 3m ©egenfafc ju bem für bie 
jmifdjen 1280 unb 1284 erbaute nova mansio frifd) aufgehobenen ©raben Ijatte 
biefer alte ©raben unbeftimmte, üermafdjene Ufer. 

3n ben 160 Sauren feit ber gerftörung Slltlübetf« F>atte ber alte ©raben, 
ber einft fo breit gemefen mar, bafc man ifyn at« portus Ijatte brausen fönnen, 
junädjft tüdfjl buxd) SSertorfung einen großen Seil feine« ehemaligen Umfang« 
eingebüßt, jumal nad) ber ©djmartau Ijin, mofetbft bie ©nfa^rt in ben $afen 
gelegen ^aben mufe, ba ber ©raben nad) ben (Srgebniffen ber Ausgrabung öon 1906 
nad) ber Jraöe ju fdjmäler, nad) ber ©djmartau ju immer breiter mürbe (man 
ögl. bie Partei). $lad) ber ©tfjmartau ju ift bie SSertorfung berartig ftarf ein- 
getreten, ba§ mir l)ier barauf berjidjteu mujjten, bie §lu«münbung be« ©raben« 
in bie ©djmartau nadjjumeifen, meit bie tief aufgehobenen 83obenau«fdjniite un« 
al«balb „erf offen", mie ber bergbautedjnifdje 9lu«brucf lautet, fo bafi ba« ©iluöium 
Ijier burtf} ©rabungen nidjt erreichbar mar. 296 ) — ®in gmeiter gfaftor, ber 
au«füHenb unb auf bie Uferränber jerftörenb mirfte, maren bie ©turmfluten. 
Scbe« $od)maffer jog ben Uferranb Ijinab in« Sfanalbett; mirfte ba, mo fianb 
unb Sßaffer jufammenftiefeen, au«füüenb unb berfladjenb. ®ie ©turmfluten 



2 9 6) yiad) ber ermähnten geologifdjen ftarte liegt gerabe an ber ©teile, mo 
ber ©raben in bie ©djmartau münben mufcte, jmifdjen bem S)iluöium unb ber 
©djmartau eine berljältni«mäfjig breite 2lfluöial}one, amifdjen SBurgmaH im ©üben 
unb ©ifenbaffnbamm im Sorben! 



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12 1 

formten in biefem ritten ©raben ungeftört iljre ©infftoffe ablagern. §11$ 
brilter gaftor roirfte bie Srofion be$ benachbarten Surgmattö burd) Siegen, 
Jaunmffer unb SSinb. Seber Oftroinb führte toon ben burdj Stegen unb Üautoetter 
angenagten ©teilen be3 SBalleS ©taubmengen in ben ©raben, jeber ©turjgufc 
fpfilte leite be3 SBalleS Ijinab in ben ©raben. ©o nmrbe ber 33urgu>aII, ber 
Ijeute niebrig ift, aber nad) ber 33reite feines gunbamentS unb nad) ber Sinologie 
menbifdjer SBurgmäHe in SRedlenburg eiuft eine ftattlidje |>öl)e aufgeroiefen fyabm 
mufe, immer niebriger, ber ©raben immer fladjer. @al) lefcterer fcfyon 1298 fo 
verfallen au3, bafe man fdjreiben fonnte tmonte ab antiquo, ut apparet, 
circumfosso«, fo [teilt er fidj oollenbs l)eute bem Stuge als eine faftige, bei 
jebem $oc§maffer überfpülte, nur roenig ben 9iullpunft überragenbe SBiefe bar, 
beren Slnblid bie 33eljauj>tung junädjft als eine Sßljantafie erjdjeinen läfet, l)ier 
fyibe einft ber portus toon Subefe gelegen, ©nblid) fam nod) ein trierter ^altor 
l)inju, ber ben bereite aufgefüllten Äanal nod) übertäte, baS finb bie unauS* 
gefegten SluSbaggerungen ber Sraöe, bie früher beginnen als man gemeiniglich 
annimmt unb beren SRaterial früher auf baS linfe Iraöeufer, auf bie füblicfye 
©eite ber |>albinfel gefdjüttet mürbe, ein bie Ausgrabungen erfdjroerenber Umftanb: 
man mufj fidj fjfiten, ©egenftänbe, bie biefem jungen Saggermaterial angehören 
tonnen unb mit ber 3eit in tiefere ©djidjten gefunfen finb, für mittel- 
alterliche Dbjefte anjufpredjen. ©o folgen Ijeuie bie @d)id)ten im ehemaligen 
portus Lubeke t>on oben nai) unten alfo aufeinanber: ju oberft aufgefdjütteteS 
SBaggermaterial, barunter baS burd) ©rofion bem ©urgroall entriffene SRaterial, 
barunter unb bajmifc^en bie ©infftoffe ber ©turmfluten, barunter unb am 
mädjtigften bie üppigem SßflanjenmudjS entftammenben, torfartigen ©toffe unb 
9Koorbilbungen. 

3)ie Jatfadje, bafc bie Oftf^ifee ber #albinfel mit bem Surgmaö Slltlübed 
burdj einen breiten ©raben fünftlid) Don ber übrigen ^albinfet getrennt mar, läjjt 
fid) aber nicf)t nur arcfyäofogifd), geologifd) unb urfunblid), fonbem audj djronifiifdj 
nadjmeifen. 3tt ber meifterljaften ©djilberung ber Belagerung SlltlüberfS burd) bie 
Stauen, einer ber ©tanjpartien ber ©labencfyronif, berichtet £elmolb, bie Stauen 
Ratten bie urbs Lubeke auf allen ©eiten mit ifjren ©Riffen eingefd) (offen: urbem 
navibus circumdederunt, nad)bem fie bie Irabe hinaufgefahren feien: «sub- 
vectique per alveum Trabene». (I, 36.) @ine berartige allfeitige Umzingelung 
SlttlübedS fefct borauS, bafj ber Drt fünftlid) jur Snfel gemadjt morben mar. 
Sludj im übrigen pafct bie an ©injelljeiten reidje, lebhafte unb anfdjaulidje 
©djilbening ber minbeftenS viertägigen Sinfölie&ung unb ber großen SntfafeungS- 
fd)tad)t Quq für 3ug nidjt nur barauf, bafc Slltlübed nur an biefer ©teile gelegen 



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122 

Ijaben farnt, fonbcrn au<$ barauf, bafc fiubefe eine Snfel mar, fein §afen bafjer 
im SBeften lag. 

3)er lefete ^rneifel baran, bafj SHtlübcd jur 3nfel gemalt morben mar, wirb 
burdj bie bereits ernannte Slngabe be3 Dberftabtbud)e3 in fiübed jum Saljre 1248 
befeitigt, berjufolge ber SRat öon fiübeef insulara Olden Lübeke cum suis 
attinentiis pratis et aliis auf brei 3afyre für 16 9Karf Pfennige an Tidericus 
de Oldeu Lübeke unb an beffen 33ruber toerpadjtet fjatte. (SSiflebranbt, a. o., 
©. 21.) 

©djliefclid) öerrät ber 2lu$bru<f inons, bafe 1298 bie eigentliche SWatur 
ber ©rtyöfjung in Sergeffenljeit geraten fein mochte. 2Ran falj bie Srl)öljung, 
merfte aber nid)t, bajj biefe ©rfjöljung eine fünftlidje mar, fonft würbe man bie 
Slnljölje mol)l als «borchwal» bejeidjnet l>aben, mie man bieS in anberen Urfunben 
jener Qext unb ©egenb getan l>at. 296 ) ©o ift ber SluSbrucf mons öielleicfjt 
einmal ein 2lnjeicf)en, bafj bamalS ber SRingmaU Slltlübed Ijöljer mar, unb jmeitenS 
ein Slnjeidjen bafür, bafc Slltlübed 1298 nid)t meljr bemoljnt mar, eine Slnnaljme, 
für bie and) ber Umftanb ju fprerfjen fdjeint, bafe bie einft in ©fcronifen mie in 
Urfunben fo Oxet genannte ©tätte feit 1263 nur nod) in einem einjigen 3af)re, in 
ben beiben Urfunben Don 1298 unb aujjerbem breimal öon ben ©Ijroniften genannt 
mirb: in feiner jmeiteu unb brüten Slrbeit, alfo etmaS nad) 1386 unb 1395, fagt 
Setmar: „bat norf) Orte JJnbcfc Ijetlj", b. Soppmann I, 125 u. I, 206 (bgl. oben, 
©. 86). Slu&erbem ermähnt Äorner 1420, in feiner jmeiten Raffung, A: «Antiquuni 
Lübeke», aber gelegentlich be3 ©treiteö üon 1298: «Gravis controversia orta 
est — propter Antiquum Lübeke» bei ©cfymalm, ©. 32 9Jr. 291 (448). S)er 
diät tum Sübed Ijatte feine SSeranlaffung, biefe (Sntmicflung ber SSer^ältniffe ju 
Ijinbern ober auef) nur ju bebauern. 

i. 35ie SRamen 9huenljof unb Saltenljof. 

2lu3 bem beigebrachten Urfunbenmaterial ift ju erfefjen, bafj etma ein fyalbeS 
3af)rl)unbert lang, öom @nbe be3 13. bis gur 9Kitte be3 14. 3aljrfjunbert3, bie 
Flamen 9teuenl)of unb Saltenfjof nebeneinanber ejiftierten, bajj aber fdjon SKittc 
beS 14. 3al)rl)unbert3 ber 9?ame SReuenljof gu fdjminben begann, ber SKame Saltenljof 
fomit afleinfyerrfdjenb geroorben mar. S)a nidjt angenommen merben fann, bafj einem 



296 ) Sgl meiter unten ben ©djlufj be$ 2lbfd)nitte$ über ba3 2llter üon 
Slltlübecf fomie bie auf 6. 76 angeführte S9ejeid)nung „Sordjmal" auf ben älteften 
Sanbfarten beS «Itlübecfer ®etänbe3. 



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123 

neuen #errenfifce gteid^jettig jmei ganj oerfdjiebene neue dornen gegeben würben, 
fo mufj man ju bem ©djlufj gelangen, bajj Äallen^of ber urfprüngttdje Kante be8 
©elanbeS mar, bereits bebor Sauten auf iljm vorgenommen roorben waren, alfo 
nod) t>or ber Grbauung ber nova curia: mit anberen SBorten, bafj ber ganje, 
wie wir faljen, Stttlübect im engften ©inne, Kenfefelb, Siebe, Suttiggebertlje, 
^ßuttefenborpe umfaffenbe Sejirt, 2lltlübe<f l)iefj, bafe bagegen biefer norböftlidje 
£eit be3 Sllttübeder SefifceS ben Kamen Saltenfjof trug. (Segen biefe 3lnfid)t 
fpridjt baS in bem tarnen Saltenljof ftecfenbe Sßort |)of, benn wenn bie ©teile 
Äaltenfyof gereiften Ijaben foH, elje ein §of — ber Keuenfjof — auf ifjr erbaut 
worben mar, fo begreift man nidjt, wa§ ba§ SBort £of ba foH, wo ein $of fid) 
nid)t befinbet. SWein id) bin ber Überzeugung, bafc in bem Kamen Äaltenljof 
nid&t ba3 Sßort $of, fonbem ber Segriff Slue ftedt, bafj atfo Äaltenfyof 297 ) eine 
SSerbaK^omifierung be$ KamenS Äaltenau für ba3 anmutige SBiefengetänbe an 
ber ©djmartau, ja be3 KamenS für bie ©djmartau felbft war. 

2öie fpäter ber Ort ©djwartau feinen Kamen t>on ber Schwartau empfing, 
fo fyattc borljer ba3 ©elänbe Äaltenau feinen Kamen bon ber Äaltenau erhalten. 
2ltterbing3 müßten aisbann jwei Kamen für bie ©djroartau angenommen werben: 
Sattenau unb Schwartau, aber Ijat nidjt audj bie biet fürjere, benachbarte £rem3 
mehrere, fogar brei Kamen: Sarger 8lu, Steuer 9tu unb JremS? $aben nidjt 
aud) nod^ Ijeute eine grofee Slnjaljt fleiner unb fleinfter ©eroäffer in ber Umgebung 
Slübetfe unb Hamburgs mehrere Kamen, ja ift ber ®ebraud) mehrerer Kamen für 



297 ) Übrigen« täfet fid) ber Käme ®altenfjof minbeftenS nod) biermal nörblid) 
bon ber Elbe nadjmetfen: 

1. ein föolbenfjoue lag früher „bei ber 93ramf)orft, auf bem jefctgen 93ar3befer 
Schlage Solbergfjof" nad) einer Urfunbe Dom 19. Kobember 1383 (©d)Ie3m.' 
£olft..ßauenb. Urf -Sammlung, 93b. I, Kr. 75, ©. 263); 

2. eine villa Coldenhof, Coldehof ober Koldenhove gehörte $u Keuttofter in 
SKedlenburg (SKecHenburgiföea Urf. 93ud> 93b. II, Schwerin 1864, Kr. 1215, 
©. 401, Dom 25. Januar 1271; 93b. IV, Schwerin 1867, Kr. 2518, ©. 75, 
bom 18. September 1298; 93b. V, Schwerin 1869, Kr. 3079, ©. 267, bom 
4 — 10. Wprit 1306; 93b. V, Schwerin 1869, Kr. 3500, ©. 606, üom 
14. $eaembcr 1311); 

3. ein viertel SJotbeljoue finbet fidj im Sirdjfpiet Sßrofefen bei SBtemar (a. o., 
93b. VII, 1872, Kr. 4402, ©. 76); 

4. ein fünfte« ffaltenfjof liegt auf ber Snfet <ßö( bei 933temar (a. o., 93b. IX, 
1875, Kr. 5882, ©. 129, 9lnm.). 



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124 

ein fliefeenbeS ©emäffer nicfyt überall baS Urforünglid)e, in Stfrifa unb Stficn fo 
gut wie in 3)eutfä)lanb? ©o allein f)at ber SKame aud) ©inn. Ober min man 
annehmen, bafc ein Sifdjof einem neu öon tf)m erbauten ©ifce ben tarnen Saltenljof 
geben mirb? SBet mirb mit bem ^Begriff be3 eigenen $eim3, mit bem mir bie 
anmutenben begriffe anljeimelnb, fjeimifd), fyeimlicft berbinben, ben Jobfeinb beS 
Slnljeimelnben: ben ©egriff be§ groftigen öerbinben wollen? 3ubem ^9 bie curia 
Äaltenljof relatib gefrfjüfeter afö ba3 allem SBinb unb Sßetter auSgefefcte Slltlübecf: 
eine curia frigida märe ein fcfjledjter (SrljolungSort für bie bejahrten Ferren auf 
bem fiübeefer ©tuljte gemefen, Don benen ber metgenannte unb mit ber @efd)itf|te 
Äaltenl)of3 am engften öerbunbene 93ifc^of öurdjarb, ber tooüe öierjig 3aljre bem 
ffltetum öorftanb unb im Sitter Don adjtjig Sauren jum 2Mfd)of gemäljlt morben 
mar, ber ©rünber ft'altenfjofS, 120 3al)re bollenbet Ijaben foll. 298 ) Die ©cfjmartau 
entfpringt relatib Ijorf), §at infolgebeffen ein merfbareä ©efälle: fie fonnte in iljrem 
oberen Saufe, in bem fie ba3 lieblidje ©rofion&al oom Sölocföberg bei *ßan3borf 
bis jum SRiefebufdj bilbet, paffenb genug Saltenau Ijei&en; in .itjrem unterften 
Saufe, in bem fie in bie fdjmarjgrunbigen SüJoormiefen bor iljrer 9Künbung tritt, 
nidjt minber paffenb ©djroartau, ein SWame, ber für ben bei meitem größten Jeil 
be3 munter ptätfcfyernben 33arfje3 fd)led)terbing3 nidjt pafy. Üäfet fid) ber glu&name 
Äaltenau in ber nieberbeutfdjen gorm bo<$ andf fonft in 9tieberfad)fen nadjmeifen. 
3n ber ©tiftungSurfunbe ÄarlS be3 ©rofeen für Bremen 299 ) finbet fid) biefelbe 
95ejei(f)nung mie unfer Äaltenljof: Satbf)oroa, für eine 3lu, bie falte 2lu, meiere bei 
©rafenburg in bie SBefer flie&t, unb DieS Salbljoma entfpridjt unferem Solbenfyome. 
@o unmaljrfcfjeinlidj e$ ift, bafj bie nova mansio erft 9 f ieuenl)of / alSbann 
Äaltenljof gereiften Ijaben follte, eine Annahme, bie fdjon burd) ba3 gleichseitige 
SBorfommen beiber SRamen miberlegt mirb; fo unbegreiflich e3 märe, falls beibe 
Slamen gleichzeitig für biefelbe SJteugrünbung entftanben mären, fo oerftänblicfy 
mürbe e3 fein, bajj ber Sßlafc üor ber Srbauung ber nova mansio bie Äaltenau 
Ijiefe natf) ber bei U)m toorüberfliefcenben falten Slue unb fpäter, naef) ©rbauung 
ber nova curia, auc§ SReuenfjof genannt mürbe. Site bann bie alte curia in 
Sllttübecf eingegangen mar, fidj fd)liefjtid) moljl and) bie (Srinnerung an biefe alte 
curia öertoren fyatte, bie ©tätte öon ?lltlübe<f meber bebaut noef) bemo^nt mar, 
bie 3nfel Slltlfibecf eine 3 e ^tang überhaupt nic^t anber$ afö burd^ Ää^ne 
jugänglic^ mar, öerlor fic^ aueft ber SKame 9leuenl)of unb ber urfprünglic^e, aller» 
bing^ öerborbene 9iame — houe au3 2lue roie j. 33. ba3 tfaten in ^oltjaten ju 



298 ) Sittmer, a. o., S. 11. 

2 ") ^amburgtf^ Urf. Sud) 93b I, @. 6, Hamburg 1842. 



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125 

ftcin öerborben rourbe — , ber im SBolfömunbe roofjl immer gebraucht fein wirb, 
wie ba$ gleich nad) Srbauung ber nova curia auftaudjenbe curia Coldenhoue 
t>errät, rourbe roieber atteinljerrfdjenb. 

©o ift ju unterf Reiben bie ältefte btfdjöftidje curia ober mansio an ber 
«Stätte toon Älttübcrf unb bie oon SBifcf>of SBurdjarb in bem allodium Aldenlubeke 
1 Vi Kilometer flufcaufroärtS errichtete curia nova Koldeuhoue. 

k. S)ie ©renjftreitigfeiten jroifdjen Slltfübed unb ÄaItcnl)of. 

35ie angeführten UrfunbenfteQen beroeifen, bafc Äatten^of eine ganje 2lnjaljl 
t>on ©ebäuben umfaßte unb bafc ber 1317 jur Regierung gelangte $einrtd) II. 
biefe ©ebäube auSjufdjmüden begann, fei e3 ardjiteftonifd), fei e3 burdj 2Ralereien. 
Sud) fpätertyn muffen fid) bie 83ifd)öfe gern in biefer anmutigen Sanbfdjaft auf- 
gehalten tyaben, in ber bei Äattenljof ba$ ©etänbe fid) abroccfyfelnber ju geftatten 
beginnt. 35e^nt ficf> unterhalb öon Äaltenfjof auSfdjliejjlidj eine niebrige, ben 
3Keere$fjriegel laum um 1 — 3 SReter überragenbe SWuoialuieberung au%, fo 
beginnt gleidj oberhalb biefeS ^ßlafceS bie ©djroartau ein anmutiges Xäl ju bilben, 
beffen Abgänge auf ber tinfen, Äaltenljof gegenüber liegenben, ©eerefcer Seite 
bereite ins Äuge fallen. §ier rourbe am borgen be3 27. Sluguft 1546 ber 
SMfäof ©altfjafai; SRanfeau überfallen unb in bie ©efangenfdjaft geführt, in ber 
er brei 3taljte fpäter in vineulis feinen lob fanb. 

Sftad) bem lobe be3 1341 beworbenen S3ifd)of3 £einrid) IL, Hinricus 
de ßocholte ober Hinricus Bukholt de Lubeke, 800 ) rourbe eine ganje 9tnjaljt 
3lngef)öriger biefeS ftattfidjen 83ifd)of3fifce8, anfdjeinenb be3 SieblingSaufentljatteS 
£einrid)3, teftamentarifrf) bebaut: 801 ) alles Slnjeirfjen, bafc bie Sübeder 33ifd)öfe 
nad) bem Sßerlufte iljrer älteften curia auf ber ©tätte SUtlübedS an bem SBefifc 
ifjrer neuen curia um fo fefter gelten, änton Äüfjn 802 ) roeift barauf Ijin, baf$ 
bie ad)t#ufen be3 bem SBifdjofe 1225 öerbliebenen SSorroerfeg Dlbeulubefe biefelben 
finb, bie 83ifrf>of £einrid) I. 1177 bei ber ©rünbung be3 ©t. SdjanniSflofterS 
ju Sübed öon bem abgetretenen SRenfefelber ©ebiete fid} unb bem 35ome referöicrt 
Ijatte. S)a aber bie ©renken jroifdjen bem 1225 abgetretenen Sllttübed unb 



so °) »ei SeücrfuS I, 6. 136. 

80 1 ) ©o Olricus famulus in Nova curia, Tymmo famulus ibidem* 
Petrus pastor ibidem, Yde ancilla ibidem. 

802 ) Sei Sfollmann, a. o., ©. 337/338. 



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Äaltenljof nidjt flar gejogen maren, fo tarn eS ju einer langen Steige üon ©renj« 
ftreitigfeiten groifdjen ©tabt unb SBiStum fiüberf, bie gleich nad) ber Abtretung 
StttlfibecfS an Sübecf begannen unb erft 1804 iljre enbgültige Srlebigung fanben. 
3m 3faf)re 1847 mürbe ber an Dlbenburg übergegangene bifcf)öflicf)e ©utSljof 
Äaltenljof niebergefegt. „3)ie SSererbpadjtung feiner fiänbereien Ijalf bem glecfen 
©djmartau ju einer eigenen fjlur, öon ber bis baljin nur in allerbefdjränfteftem 
SKafce bie Siebe fein fonnte." #eute ift bie raansio nova beS fampf froren 
©urdjarb t>. ©erfen nur als ringsum öon einem breiten ©raben umfloffene 
@rl)öl)ung erfennbar, ber blofc am ehemaligen 3 u 9 an 8 * m SRorbroeften, nadj 
©cfjroartau ju, unterbrochen ift. Ausgrabungen finb Ijier nodj nie angefteüt roorben 
unb !önnen auefy für bie SBenbenjeit nidjt in 93etrad)t fommen: ©djerbenrefte finb 
aber aud) l)ier unfdjroer ju finben. 

3u ben taugen unb heftigen ©renjftreitigfeiten jmifcfjen ©tabt unb 33ifd)of 
!am als ein jtoeiter ©runb ju 3Ki^eHig!eiten bie ftarte unb nirfjt unberechtigte 
83eforgniS ber fiübeefer, bie mausio ober curia nova fönnte aflmäf)lidj ju einer 
bifdjöflidjen fjefte ausgebaut merben. 2Bic bie Hamburger öon jefyer barauf bebaut 
geroefen finb, baS 3faf)rroaffer ber Siorberelbe unter iljren (Sinflufe ju bringen, fo 
fjaben bie fiübeefer ju allen $eiten baS grö&te @eroid)t auf ben 33efifc ber Jraöe 
gelegt. 3to bem ©runb- unb ©efftein ber lübifrfjen Autonomie, ber Urfunbe 
Äaifer gfrtebrid)S IL bom 3uni 1226, Ratten fie burduufefcen gemußt: ut nulla 
persona, alta uel humilis, eccleeiastica uel secularis, presumat ullo tempore 
munitionem hedificare uel Castrum uxta flumen Trauene — ex utraque 
parte usque ad miliaria duo unb ba bie mansio nova 83ifd)of 93urtf)arbS 
gerabe am Snbe biefer ermirften ,3meifilometer-3one, aber nod) innerhalb berfelben, 
lag, fo mürbe fcfjon in bem erften ©djiebSfprudje t>om 21. 3uni 1298 beftimmt, 
bafc 33urdjarb feine curia in Coldenhoue jmar behalten fofle, aber nur unter 
ber Sebingung: tquod omnia edificia, que in colle circumfosso sunt sita, 
infra sex menses a die presenti destruat et collem cum fossatis coequet». 803 ) 
gallS aber Surdjarb ober feine SRarfjfolger nadj Abbruch ber mansio unb Sinebnung 
beS £ügelS in loco predicto uel consimili ein castrum uel muuitio errieten 
mürben, {olle ber Sübecfer SRat befugt fein, ju jerftören, quidquid superedificatuui 
fuerit, aufjerbem foHe alSbann baS ganje ©ut cum omnibus attineneiis in 
perpetuum Eigentum SübecfS merben. ®iefer ©djiebSfprud) fcfyien SBurdjarb 
unannehmbar: im Verlaufe beS neu entbrannten ©treiteS Derfjängte er baS Snterbift 



80S ) 2üb U. 93. I, 3?r 680, ®. 613. 



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127 

über Sübecf, 80 *) mit bcm er am 29. 2Körj 1299 bie ©tobt bebroljt Ijatte. «fe 
maljrenb biefeö StoifteS bic consules ber ©tobt auf i|r SUtlübetfer ©ebiet 806 ) 
quasdam leues personas, videlicet portitores siue latores et consiiniles, qui 
esaent multi, 80e ) emiserunt, 807 ) um iterato, ut prius fecerant, 3)orngebüfd) 
austoben gur (Erleichterung ber beborftefyenben Heuernte: u * rubeta de nostris 
pratis et locis palustribus resecarent unb ol3 fie biefen Acuten ad bibendum 
bonam seruisiam emiserunt, fom e$ jrotf^cn btefen Arbeitern unb bem ©efinbe 
ber benachbarten bifdjöftiefjen Äuria jum ©treite, in beffen SSerlouf bie fieute be$ 
SRateS in bie nova curia einbrongen unb ebrietate perfusi, eandem curiam 
destruxerunt. — SKun nafjm ber ©treit an Erbitterung no<$ ju: erft 1317 nmrbe 
ba$ Qnterbüt burd) ?ßapft Sodann XXII. aufgehoben. 808 ) ÄQerbingS mar man 
bereit« 1308 ju einem 93ergleid>e gelangt, 809 ) ben ober ^5apft Element V. nid)t 
anerfannt fyatte, ber inbeffen, fomeit e3 fi<f> um SUttübed Ijanbelte, 1314 annähme 
fanb. 810 ) Sfibecf mu&te gmar an ben <ßa|>ft 5000 ©olbgutben 811 ) unb an btn 
SBifdjof 4000 2Warf jaulen, 812 ) aufcerbem jugeben, bafe ber 33ifdjof curiam suam 
in Nienhoue prope zwartowe destruetam toieber aufbauen burfte, allein e$ 
f)atte trog ^ßapft unb Sifcfjof bie ©rengen feine« Slttlfibecfer ©ebieteS ju magren 
unb bie SSeftimmung burdjjufefcen öerftanben, bafe ber SReubau nur sine plancis 
unb muris erfolgen bürfe unb ba^ Weber ber SBifdjof noc§ feine ÜWadjfoIger 



804 ) ©$le3to.'£olft..Sauenb. Urfunbenfammtung, 83b. I, SKr. 134 IV unb V, 
©. 155—157. 

806 ) 9lu3 bem Bufanimentjang erhellt, bafc e3 fid) t)ier nid)t um ben 93urgtt>att 
Sltlübecf, bie insula SHtlübecf fjanbelt, fonbern um bid)t an ber ©renje tiegenbe 
©ebiete, too bie auSgefdjicften Seute, tote in früheren 3a^ren, bie Dornen befettigen füllten. 

808 ) Süb. U. 33. I, 3?r. 711, üon 1299, ©. 641. 

80 7 ) Süb. U. 83. I, 9ir. 712, Don 1299, ©. 645. 

808 ) SeOerfuS, 5Rr. 460, oom 21. 3Rai 1317, ©. 561 fotoie SeoerfuS, 
9Jr. 456, öom 23. ©eptember 1316, ©. 555. 

8 9) geoerfu«, Wr. 429, öom 6. Sejember 1308, ©. 515/516. Seöerfuä, 
9lr. 435, Dom 21. a»är$ 1310, @. 527. SeöerfuS, Sir. 436, Dom 23. STOära 1310, 
©. 529. 

810 ) SeOerfu$, 9ir. 447, öom 6. Januar 1314, ©.543. SeoerfuS, Str. 449, 
üom 2. gebruar 1314, ©. 547. SeoerfuS, 9lx 450, öom 2. gebruar 1314, ©. 549. 

81 1 ) Süb. U. 93. II, 9fr. 342, oom 29. ©eptember 1316, © 294. Süb. 
U. 93. II, 9lr. 345, oom 21. 3Rat 1317, ©. 299. Sgl and) ©. 205. 

812 ) Süb. U. 93. II, 3lr. 340, Oom 27. Oftober 1317, ©. 304. 



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128 

castrum, municionem aut fortalicium erbauen folitett. 818 ) 3n bem faft ein 
URenfcfjenalter roä^renben Streite ^atte fid) bie ©tabt bie unbebingte ^errfdjaft 
über bie Jraöe ju magren geroufet. Dagegen ift öon ber 1298 beftimmten ©in- 
ebnung be3 |)ügel3 nidjt me^r bie Siebe, melmeljr erhoben fid) auf iljm mehrere 
©ebäube, bie nad) ben angeführten Urfunbenfteflen jum Seil audj eine reifere 
SluSftattung aufgeroiefen f)aben muffen. — allein nod) (Snbe bed 16. 3(af)r{)unbert3 
ift Sübed bemüht, öon neuem toorforglid) ju öer^üten, bafc au3 Äalten^of eine 
Sfeftung erroädjft. @in 1576 gefdjtoffener SUergleidj befdjränft bie ©röfee be3 
$aufe3, bie Sreite be3 ©rabenS unb bie §ölje ber Sruftme^r unb fdjreibt für 
einen ÜReubau gadjroerf öor bis auf ba$ untere ©toefroerf, ba$ jtoet (Sflen fyodj 
au3 ©tein erbaut fein burftc. 814 ) 

Slber audj Sübed mufjte fid) SBefdjränfungen auferlegen laffen. S)ie eigen- 
tümliche Jatfadje, bafc nod) Ijeute auf bem ganjen tübifdjen Uferftreifen öon ber 
HRünbung ber JremS bis ju berjenigen ber ©djmartau fid) nidjt ein einziges 
©ebäube ober ein einziger ©djuppen befinbet mit alleiniger ausnähme be3 in 
jüngfter 3 e ^* a » & cr SlnlegefteHe ber fjfäljrbampfer erbauten §otjpaöilIon§, 816 ) ift 
auf eine Urtunbe 23ifd)of £einrid)3 II. t>om 1. 2tyril 1319 jurürfjufü^ren, 816 ) 
meiere ben 93au t>on 2Boljn{)äufern auf bem abgegrenjten ©ebiete unterfagt: «Iteru 
nulla habitacula debent fieri in prenotatis distinetionibus, videlicet inter 
Preraescen et Swartowe.» SBenngteid) audj biefe Seftimmung ju ©treitig!eiten 
führte, in benen „regelmäßig" eine „entgegengefefete Suffaffung" ber Srage fid) 
geltenb mad)te, „roem ju gute" biefe Sefdjränfung getroffen morben fei, „auf 
melden ©runb unb Soben baljer ba3 betreffenbe SSerbot anroenbbar fei", 817 ) fo 
roirb man bodj rooljt biefe Seftimmung öon 1319 als ben ©djlufctermin auf f äffen 
bürfen für btö SBorljanbenfein irgenbeiner 93aulid)feit auf ben Ürümmern öom 
ed)ten Slltlübed, öon bem im ganjen 14. ^aljrljunbert nirgenbS meljr bie JRebe ift, 
aufgenommen bie jroei ©etmarfteflen tttotö nad) 1386 unb 1395. 



818 ) SeüerluS, 9tr. 429, öom 6. ^ejember 1308, 8. 516. Süb. U. 83. II, 
SRr. 237, öom 6. Xejember 1308, ©. 204. 

81 *) «ü^n b. ÄoUmann, a. o, @. 337. 

3 15) (g e (6p baS SBa^n^ofgebäube „3Balbf)alIe" ber 2rat>emünber 83a^n liegt 
auf olbenburgtfd&em ©ebiete. 

816 ) SeüerfuS, 9lr. 480, @. 584/585. 

817 ) ftüljn b. ÄoHmann, a. o., @. 338. 9lad) einer brieflichen Mitteilung 
^ßrofcffor fiüljna öom 22. 3uni 1908 liegen bie Sitten über bie (Streitigfeiten jnnfdjen 
©tabt unb 93ifd^of, bie fid) früher in Eutin befanben, jefct in Dlbenburg, in beffen 
@roj$eräoglidje$ ^au^« unb 3cntralard^it> bie Seftänbe be^ ßübeefer 3)omarc^iö^ 
überführt toorben finb. 



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129 

3>ie lefetc Srroäljnung öon Sautidjfeiten auf ober im SRingmall finbet fidj 1248 
in ber meljrfad) angeführten Angabe beS DberftabtbucfyeS. ^mifclien 1248 unb 1319 
muf$ audj bie bamalS oerpadjtete alte curia im SurgmaH jugrunbe gegangen fein, 
t>a fonft 1319 eine Seftimmung, mie bie angeführte, unmöglich Ijätte getroffen 
werben fönnen, jum minbeften bie alte curia ju oldenlubeke als AuSnaljme 
auSbrüilicf} $ätte genannt roerben muffen. 

3)er ganje, bem Jöifc^of verbliebene Seil AltlübecfS wirb auf ben angeführten, 
älteften fianbfarten immer nadj Äattenljof genannt, }. 95. bei Stoncfmertl). Sluf ber 
jitierten 818 ) ÄapitänSfarte erfdjeint Äatten^of fogar als ßirdjborf! ®ie meiften 
btefer Äarten finb fo flüchtig tyngemorfen, bajj Äalten^of irrtümlidjerroeife gemöljnlicl) 
am linfen ©cfjtoartauufer, auf ©eerefcer ©ebiet, öerjeidjnet fteljt. 

©o fomptijiert bie Darlegung biefeS ©acfyöerljaltS loar, fo leicht ift nad) 
biefen Ausführungen bie SBibertegung berer, roeldje bie ©tätte toon Slltlübetf an 
bie ©tätte öon Äaltenljof toerlegen: fie ift burd) bie SluSeinanberfefcungen biefeS 
SapitelS bereite erfolgt. SWod) meljr: aud) ber SJetoeiS für bie fiage SlltlübetfS an 
ber ©tätte beS SurgroallS ift burd) biefeS Kapitel geliefert, infonberljeit burd) bie 
einge^enb befprocfyene Urlunbe öon 1298. 



B. Sttlübecf an ber ©tätte beS älteften ©d)toartau. 

Sreljmer 819 ) fagt, fid) auf fietoerfuS bejieljenb: ber Qfleden ©djtuartau „ift 
erft nad) ber SKitte beS 17. 3fal)rIjunbertS entftanben, ba bis baljin nur bie an 
ber ©djroartau erbaute äRüljle nebft einem ju il)r gehörigen Ärugljaufe, baS 
baneben errichtete ©iedjenljauS unb ein an ber SJrüde ftefyenbeS $auS öor^anben 
waren". S)iefe Angaben treffen jtuar nidjt ganj ben @adjöerl)alt, finb aber ber 
^auptfadje nad) richtig, inbeffen öermifjt man einen ^intoeiS barauf, bajj 3Hfil)le, 
©ied>enljauS unb $rug nidjt nur älter finb, fonbem, roenigftenS loaS bie ehemalige 
HKüljle anbelangt, gerabeju ju ben älteften beutfdjen ©ieblungen im SiStum fiübed 
gehören, ©cfyon in ben älteften Urlunben über ben 93efife beS SiStumS, ben brei 
meljrfad) ermähnten ©tylomen öon 1215 unb 1216, wirb bie 3Hüljle an ber 



818 ) Sgl. oben, ©. 78, 9tr. 10. 
8le ) «. o., ©. 5. 

3tWr. b. ». f. 8. &. X, 1. 



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130 

©d)ioartau genannt, bic fdjfaerlid) jünger als bie SRenfefelber Äircfye geroefen feilt 
bürfte, loäf)renb baS ©ied)enf)auS fcfyon in einer Urfunbe tum 1258 320 ) öorfommt: 
äRfiljle tuie ©iedjenfjauS merben in bem früher genannten £afelgütert>erjeid)mS au& 
ber 3eit um 1280 genannt. Wai) 3)etmar 821 ) baute ber 9tat ju Sübed 1384 
bafclbft eine jtueite 2Kül)le mit fianbtoeljr, beren Somer als eines ©cfyufceS gegen 
Überfälle ber £otften unb ®änen gebenft. SReimar Äocf unterfdjeibet eine SBalf* 
unb eine Papiermühle, meld) lefetere 1544 öon einem Sübeder Sürger erbaut 
roorben fei; 822 ) als Sanbmeljr bejeicfynet er einen gemauerten Jurm. 

Die ältefte ber ©cfyroartauer äRüljlen, bie fpäter an Sübecf öerfaufte bifdjöf* 
lid)e 9)iüf}le, erfdjeint 1330 mit einem Shuge toerbunben, ber bereits 1633 einen 
Janjfaal für ©aftereien unb §od)jeiten erhalten Ijatte. Sind) in ©djroartau fam 
eS ju langen ©ebietSftreitigfeiten über ben Umfang beS ftäbtifdjen unb bifdjöfticfyen 
SefifceS: fiübed erfannte an, bajj baS Dorf ©djroartau bem SiStum # jugcl)öre, 
nafjm aber für fid) baS SBaffer, bie 93rüde, bie SKüljle, baS ©iedjenl^auS, baS 
bamals ^äuftg als SlrmenfjauS bejeidjnet mirb, unb ben Ärug in Slnfprud}. 823 ) 
SSon ben genannten Sauten ftefyt nodj jefet bie malerifcfye gotifdje Äapelle beS el)e» 
maligen ©ied)enf)aufeS. Stile bie genannten ©ebäube: bie 2Küf)Ien, baS ©iedjen- 
IjauS, ber Ärug, bie 2anbroef)r befanben fid} an ber tiefften ©teile beS fyeute fo 
lebhaft aufblüljenben fyiedenö, ba roo bie ©utiner Sanbftrafee auf einer Srüde bie 
t)ier bereits ein auSgebeljnteS, malerifdjeS $al bilbenbe ©djmartau überfdjreitet 
(t>gl. bie ffiarte!). 

SWad) biefer toeit t>om SUtlübeder SurgmaH unb mehrere Kilometer oberhalb 
öon Äaltenljof, an ber ©djioartau liegenben Stätte, über bie ein genauer DrtS« 
unb ©renjptan beS bifcfyöftidjen unb ftäbtifdjen SefifeeS auS bem 18. '3al)rfjunbert 
öorljanben ift, 324 ) öerlegt eine nid)t geringe Slnja^l öon Quellen unb 3)arfteüungen 
bie urbs Lubeke $elmolbS. Qutxft finbe id) biefe Stngabe in ber öon ©girren 
öeröffentlidjten ©d)rift De B. Vicelino et duobus martyribus, bie nad) ©girren 
einer bänifcfyen SSorlage entnommen ift, meld} tefetere auf einem älteren, tateinifdjen 
$e# beruht; einer ©cfyrift, beren 2lbfaffung „tool)l erft ins 15. 3af}rfjunbert 



32 °) ®tyn b. Sollmann, a. o., @. 337. 

321 ) 93. Soppmann I, ©. 183, 18: „$n beme jare Srifti 1384 bo buiocbe 
be rab to fiubefe be lanttoere mtjt ber molen tor ©tüartoume." 

322 ) Sgl. aud& unten, ©. 132, fflnm. 336. 
828 ) m$n b. SoUmann, a. o., ©. 338/339. 
824 ) Sgl. oben/©. 78, 9. 



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131 

fällt", 325 ) fobann 1423 in ber britten Sornerarbeit, bct SRebaftion B, 826 ) 1438 
in bcr fechten Sornerarbeit, bcr SRebaftion H, 827 ) 1448 im Chronicon Holtzatiae 
des Presbyter Bremensis 828 ) Qu btefcn CucÜenangaben fommt eine Slnja^l 
öon entfpredjenben üRitteilungen au3 bem 16. Sa^unbert: 1514 Aquilonipolensis 
ober £einrid) 93ifdjer öon 9iort^eim; 829 ) ber 1517 toerftorbene Sllbert Sranfc in 
feincT ecclesiastica historia seu metropolis ad annum 1504 380 ) forote in 
feiner 1520 5U Äöln erfdjienenen Saxonia; 881 ) 2Karfd)al! in feinen 1522 
erfdjienenen deflorationes, 882 ) 1539 ber Sübeder ©üperintenbent ^ermann SBonnuS 
in feiner 1634 erfdjienenen Chronica ber fürnemften ©efefttc^te unb $änbel ber 



820 ) 3tfä. b. ©efeUfd). f. Stf)le$tt)..£otft 'Saueub. ©, 93b. VIII, S. 318/319 
unb ©. 302: «Comes — alff — pacem composuit cum Wandalorum rege 
Henrico, tum habitante in vetere Lubeca sita in Swartoulh». 

82e ) 2t. 0., ©. 584, ad annum 1108: «Quidam volunt civitatem hanc 
primo fundatam esse in loco, ubi nunc villa Swartow iacet, et postea trans- 
latam fuisse». 

327 ) 8. 0., ©. 535/536, ad annum 1104: „$c ttmrt bor gljebutuet öon 
beme 2Benbe3fd)en oorften Iruto genomet anber toeröe, atfo be cronifen ber SBenben 
fprefen, mente fje fe erften gebumet fjabbe uppe be ftebe, bar nu fidjt bat borp 
©tnartoum, unb bar öorftoreben fe be SBenben, be bo tyne ötjenbe meren". 

828 ) 3t. 0., ©. 25, $ap. 12: «qui (seil. Henricus) primo fundauit 
ciuitatem et castrum Lubeke in loco Swartouw». 

820 ) Über Sifd)er ögl. SBeilanb, fäc^ftfe^c 2Bettd>ronif, ©annoüer 1877, 
©. 611, 42 = MG., beutföe (^ronifen be* aRtttelalter*, 93b. IL Henrici 
Aquilonipolensis poetae de primordiis Lubicanae urbis Caesareae bei |)einricf) 
äWeibom, rerum Germanicarum tomi III, 93b. I, ©. 605, $etmftebt 1688: 
«Lubica Trithone Sclavorum ab principe magno Pagum ad Suertovium 
in8tructa priore loco. Destructa a Sclavis post et aliunde locata». 

830 ) 3t. o, 93afet 1568, ©. 166; Lib VI, 4: «Nam Crito — Lubicam 
novam in eo quo nunc manet loco, communivit, anni Christi 4 post 1100, 
sed tarnen veterem tanquam munitionem in loco Zuartow non omisit». 

881 ) 8t. 0., Lib. V, Aap. 26: «Misit (seil. Vicelinus) predicatores ex suis 
in veterem urbem Lubicam, in loco qui nunc dicitur Zwartow». 

882 ) Nicolai Marescalci Thurii Deflorationes antiquitatum ab origine 
mundi usque ad annum 1522 bei SBeftpfjalen, a. 0., I, ©. 1472, Lib. V: 
«Colonia dieta magna, ob plurimos videlicet, qui subito confluxerant, quum 
sita ante esset, ubi vicus Svartous, circiter annum 1073». 

9» 



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132 

ßetfertidjen ©tobt Sübecf, 888 ) 1543 ©ebaftian 3Hünfter, 88 *) 1549 SReimar ßotf, 886 ) 
1552 ber Sübetfer SReltor Sßetr. SBincentiuS in feiner elegia de origine, 
incrementis et laudibus Lubecae 886 ) unb ofe ebenfo fpäte mie roerttofe Angabe 
bie 3Hitteilung ber bis 1665 reitfjenben Origines Neomonasterienses et Bordes- 
holmenses. 387 ) 

liefet langen Steige öon Quellenangaben entftmcfyt eine SReilje öon 2)ar« 
ftetfungen. SKod) mitten im Zeitalter be3 breifeigiäljrigen Krieges toertegt 93ertiu3 
Stltlübcrf nad) ©cfymartau, unb jmar nennt er Sllttüberf nitfjt fiubefe, fonbern 
©roartoum. 838 ) SWodj ein jmeiter ©ctjriftfteHer öerfefct in biefem 3eitatter, neun 
Saljre naef} S3ertiu3, Sttttübei nud) ©cfytoartau: 1641 SBerben^agen in feinem 
traetatus de Rebus Publicis Hanseaticis. 889 ) Stucf} öier anbere Slutoren be£ 



888 ) 9t. o., Statt A 3: „Sübecf ift jum ©rften an ber ©djtoartatoe angefangen 
ju 93att)en — : e$ fjat aber bie ©tobt Sübecf in biefem Orte an ber ©djtoartatoc 
gelegen", — eine Stngabe, bie tfvax roafyrfdjeinlid), aber nidjt unbebingt auf 
©d&martau $u bejieljen ift, üon SBiUcbraubt aber (a. o., ©. 14, ögl. unten, 2tnm. 343) 
mit aller ©idjerfjeit auf ©djttmrtau belogen nrirb. 

884 ) Mo,©. 1192: „Sübecf — gelegen in ber ©djtoartatt) im Sanbe 
SBagern". 

3 8 5) <B c i äBWcbranbt, a. o., ©. 14: „2ljom erften i$ ibt gettriffe, bat ©tabt 
Sübecf erften fjefft gelegen up be ©tebe an ber Xraöen, be ba Ijet ©toartoto, öon 
bem toater, bat bar fyer in be Iraöen flütl) utlj bem Sanbe #otften, toelcf man nu 
t^or £ibt ijet be Oufoe". 

886 ) 2t. o., ©. XII: «Imo aequata solo tandem, ut nil inde supersit 
quam casa chartaceae Swartoviana molae» (einer Papiermühle). 

88 7 ) Sei 2Beftpf)alen, a. o., II, ©. 2355, § 18: «Nulla — templa 
nullique — ministri aderant praeter illam veteris Lubecae in Swartovia 
aedem, quae trans fluvium in monte prope Travam exstrueta erat atque a — 
Henrico D. concessa Vicelino». 

888 ) «gl. oben,©. 66 unb Munt. 180. — 2t o., ©. 593: «Ortum habuisse 
creditur partim a Cimbris, partim ab oppidulo Swartow, quod mari est 
vicinius, conditum circa annum Christi 1040 a Godschalco Principe Obotritorum. 
Nam quum Swartoum Rugij bellis perpetuo fatigarent, nee possent industrii 
cives destituti opibus adversus tarn potentem hostem se defendere, fertur 
ipsis auetor fuisse Adolphus II. — ut mutatis sedibus subducerent se longius 
a mari, in locum, quem Cimbri olim urbi destinarant, ubi collem ambiunt 
Wagnissa et Dravenna». 

889 ) 21. o., Pars III, cap. 12, de Lubeca, ©. 246: «Olim autem sita 
fuit in Schwartaw in optimo maris portu, et a piscatoribus et negociatoribus 
inhabitata, quam Gotschalkus ille — circa Annum Chr. 1040 inchoasse 
dicitur, et extrueta in eo Burgo sive arce aut castello nomine Filii Butham 
appellasse». 



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133 

17. SafrfymbertS öerlegen SUtlübecf nad> ©tfjroartau: SHrtfjrtng unb SRfiller, 840 ) 
bei treffliche Safob ö. SKefle 841 ) unb Sefermann; 842 ) nid)t mtnber bret ©Triften 
be3 18. Sa^unbcrtg: 3ol). ^eter äBillebranbt in feinet #anfiftf}en (Sljrontf 843 ) 



84 °) Compendium historiae Lubecensis, Hamburg 1677, ©. 2: „Sßann 
aber am aUererften unb an ttrtldjem Drtl) bie ©tobt Sübecf eigentlich erbauet, ba« 
tft ungetoijj, unb finb bie l)ieöon fdjreibenben Autores unter fidj ntdjt einig, bi§ ift 
aber getoifj, ba§ ned)ft t>or ber legten Srbauung ber ©tabt Sübecf an ben Ortty, 
ba e3 je|o fteljet, biefe ©tabt ift an bem unterhalb Sübecf in bie Draöen fliejjenben 
Sadje ©toartau genanbt roofetbft nod) jefco ein Dorff *U 9Meil öon jefcigen Sübecf 
unb jum Sübifd&en ©tifft gehörig gelegen unb nod) je^o ben Kannten ©roartau l)at, 
öorJjin erbauet geroefen ift. — — Demnad) aber bie ^eijbnifdjen Suginaer bie 
©tabt Sübecf, roeil fie iljrem Abgott ©toantottrifc nid)t opfern rooHen, an biefem Ort!) 
öerftö^ret, ift nadjgefjenb Sübecf an bem Drtf), ba es je|o fteljet, lieber angefangen 
roorben, öon roem e$ eigentlich gefd)ef)en, ift ungeroi§, bie meiften ftimmen bafjin, 
bajj eä öon ben 93ürgern unb ©intoof)nern felber gefdjel)en feg, Ijat aber bod) feinen 
redeten gortgang fyaben toollen, roeil ber ©§rifttid)e gürft ©ottfdjald in #olftein 
oon beut braunem Eriton übertoältiget, big enbtid) ©raff Slbolff oon ©djauenburg 
— 1140 bie ©tabt Sübecf red)t förmlich erbauet ijat." 

84 1 ) „©runbtidje 9Gad)rid)t öon ber fiaiferl. Sretjen u. b. £eil. SRömifd). 
Seid?« ©tabt Sübecf", ©. 4: Die ©tabt Sübecf lag — „üom anfange — an bem- 
jenigen Orte, roeldjer ifciger ßeit öon bein bafelbft borbetjftiefjenben SBaffer ©roartoro 
genannt roirb. Dafelbft roarb fie öor Dielen fjunbert Qa^ren öon ben ehemaligen 
SBenben erbauet. Deren Könige unb Ferren ac^t SKeilen t>on bannen, nemlid) ju 
©tarigarb ober Dlbenburg ifjre SRefiben^ Ratten, ©ie fieng nidjt nur an burdj 
Äaufmannfdjaft unb £anbtung berühmt ju roerben, fonbern aud) julefct bem c^rift- 
liefen ©tauben beizupflichten". 

2lu3 einem älteren SBerfe ö. SReHeS, ber bereits 1677 herausgegebenen historia 
antiqua Lubecensis, § XVI, Slatt B 1, erficht man, bajj bie oben (2lnm. 329) 
angeführte Angabe öon Strang ö. 9KeHe£ Cuelle ift: Atque sie ut sentiam, 
imprimis Kranizii auetoritate moveor, qui Critonem ait Lubicam novam in 
eo quo nunc monet loco communivisse, a. Chr. IV post 1000. Sed tarnen 
veterem tanquam munitionem in loco Zvartovo non omisisse. Ubi disertis 
Svartovianara urbem verbis exprimit iam Cruconis temporibus floruisse, quam 
tarnen, Cl ßangertus occieo Crucone ab Henrico demum coeptam asserit. 
Krantzio id non excidisset, credo, nisi antiquiorem quendam eius sententiae 
certura habuisset ducem: biefe öon Safob ö. ÜReHe öorau3gefc&te Duelle öon 
Rranfc fdjeint Storner geroefen $u fein, ögl. oben, 91nm. 327. 

84 2 ) „Die beglücfte unb gefdjmüdte ©tabt Sübecf", Sübecf 1697, ©. 2: 
,,8ud) nid)t öiel SRebenä machen öon bem uralten Sübecf, ob e3 suerft an biefem 
Ort!) ober ju ©djroartau gelegen''. 

84 8 ) 81. o., 1748, ©. 14: „Sübetfä ©rbauung ift aHererft geilen an eben 
bemfelbigen Orte, ba Ijeute ju Sage biefe ©tabt lieget, nemlidj aroifdjen ber Draüe 



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134 

unb bcr fpötere Sübetfer Sürgermeifter §erm. 2>ietritf} Äro^n in jroei Stuffäfeen^ 
beren erfter 1753 erfdjien, in bcm Saljre, in bem $roljn at£ Abiturient ba3 Sfibecfer 
ftatf)arineum öertiefc, 844 ) beren jmeiter 3c^n 3aljre fpäter ljerauäfam, 345 ) at£ 
Srofjn bereits Secretarius rei public. Lub. geroorben mar. 

3n ber £at mar breieinljalb Sa^unbertc fyinijurd), etroa öon 1423 — 1763, 
bic wenn aucij nic^t allein, fo bodj öormiegenb fjerrftfjenbe Slnft^t über bie Sage 
3lltlübe<f3 bie, bafc ber Ort im alten ©cfymartau, alfo an ber gefdjitberten niebrig- 
ften ©teile be3 heutigen ©djronrtau, beim Übergang über bie Xraöe gelegen Ijabe. 



unb 3Bacfeni$. Mein, meil e3 bafelbft mit bem Wan nidjt fortgcmollt, ober, meil 
üietteidjt bie Urheber beffelben, iljn ju öoHenben, burdO Srieg unb fetnbtid&en Überfall 
öerfiinbert morben; fo tjaben fie balb barauf eine anbere ©teile ftd) erfeljen, ba fie 
bie ©tabt Sübecf angeleget, nemlid) eine Ijalbe SReile batoon gegen Sorben, unb 
^mar an bemjenigen Orte, melier, öon bem bafelbft öorbe^flieffenbem SBaffer, 
©martome genennet mirb". SBiHebranbt fomie ö. aKelle, ber befte aller lübifdjen 
£iftoriograpljen bc§ 17. unb 18 ^aWunbertS, fütjrt Hermann 93onnu3 (ügl. 
2Inm. 333) unb Weimar Socf (ögl. s 21nm. 335) als feine Duellen an 

84 4 ) 35ie 93rüber ^ermann 3)ietrid) unb |>einrid) Slbolf Krofjn üertiejjen 
Dftern 1753 ba3 ffattjarineum unb gelten bei biefer ©clegenfjeit am 10. unb 
16 Slprit je eine latcinifdje 2lbfdjiebrebe «De Lubeca veteri» unb «De Lubeca 
nova», beren Sejt in ber Sübecfer ©tabtbibtiotfjef (Lub. fol. äRappe 1) l)anbfd)riftlid) 
erhalten ift. 9Son biefen beiben Abiturienten, beren trefflidEjeä Satein bemerfenSmcrt 
ift, bie aber fidjcrltdj üon tfjrem Selber, bem befannten SReltor t>. ©eelen beeinflußt 
fein merben, öermieb e£ ^ermann 2)ietricf), fidO über bie Sage Slltlübecfä anberS 
au^ufpredjen, al£ bajj ber Ort iuxta amnem illum Schwarte Aue angelegt 
morben fei: eine fefjr unbeftimmte Angabe, ber aber fein ©ruber ©einriß Slbolplj 
in feiner oratio De Lubeca nova mörtlidj) folgt: «De veteri Lubeca iuxta flumen 
Schwartau sita — egit frater». ^ermann 3)ietrid) liefe ben Hauptinhalt feiner 
SRebe gleichzeitig in beutfdjcr Sprache erfdjeinen in einem anonymen Slrtifel ber 
„ Sübecf ifd)en Slnjeigen", 1753, ©tücf 19—23. 3n biefer ^metten Arbeit fpradf) 
er fid) fdjon im Xitel barüber an$, bajs er 2lltlübecf nadj ©djmartau öerfefee: 
„SKacfjricfjt öon bcm alten Sübecf, meldjeS ehemals ju ©cljmartau gelegen". 

84 6 ) «Schedion de Lubeca Svartoviana ejusque nomine, origine, 
incrementis et excidio» bei 3°§- Earl #einr. 5)rct)er, Sammlung öermifdjter 
9tbljanblungen jur ©rläuterung ber teutfdjen 9ted£)te unb Altertümer, 93b. III, 
SRoftocf 1763, ©. 1359: «deinde, ubi ad Travam fluvium ventum esset (fobalb 
als man auf bem ©eemege bis jur Iraöemünbung gelangt mar: unter biefem 3Kan 
finb bie SBiljen $u öerfte^en, als fie mä^renb ber ftarolingerjeit, im 93unbe mit 
ben 3)änen, bie Slbotriten öon SBeften ^er angriffen, obgleich fie im Dften unb 
©üben ber Slbotriten mo^nten) ad amnem usque Suarte-Oue navigasse, et 
illo quidem sinu, quo vicus hodie Svartau situs est, admodum opportuno, 
castra posuisse haud immerito colligimus». 



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135 

63 war baljer ©itte geworben, nidjt Slltlübecf unb Sübecf einanber gegenüber- 
stellen, fonbern baS fwartoöianifdje unb baS bufot>ianifd)e Sübecf. Mein Don 
all ben genannten Slutoren fönnen ernftlicf} boef} nur $ranj unb o. SRetle, atteu- 
falls nod) äBiüebranbt unb Ärofyn in Setradjt lommen. 2öie nadjgewiefen, berufen 
t). 50icDLc^ SJiitteilungen auf Äranj, Äranj felbft lann aber für biefe grage nid)t 
ins ©ewitfjt fallen, ba er fid) felbft wiberfpridjt. ®enn wäfyrenb er in feiner 
©ajonia unb feiner 9JietropoliS Slltlübecf nad) Schwartau üerlegt, gewinnt eS ben 
3lnfd)ein, als laffe er in feiner gleichfalls nad) feinem Jobe 1519 ju Äöln 
erfdjienenen äBanbalia Slltlübecf jwar gleichfalls in Schwartau, gteid^eitig aber 
an ber Jratoe 346 ) gelegen fein, jwei ^Behauptungen, bie fid) fdjledjterbingS auS- 
fdjliejjen. 2)enn Schwartau reicht nirgenbS bis an bie Sraöe, ift üielmeljr, wie 
beS näheren in bem 2lbfd)nitte über Äaltenfjof bargelegt worben ift, überall öon 
ber Jraöe burd) ber ©tabt fiübeef feit 1225 abgetretenes ©ebiet getrennt. SSotlenbS 
twm 13. bis jum Seginn beS 18. 3a^unbertS lag ber Ort weit öon ber Jraoe 
entfernt, fo bajj Schwartau um 1500 ber Jraüe nod) erfjebtid) ferner lag 
als Ijeutjutage. SBenn baljer ftranj 2lltlübecf gleichzeitig in Schwartau unb an 
ber Iraöe gelegen fein läjjt, fo beweift er, bafe er öon ber Sofalität beS DrteS 
ganj unflare SJorfteHungen befafe. 2Rir fdjeint eS ebenfo möglich, bafe Äranj in 
feiner SBanbalia überhaupt nidjt an ben Ort ©djwartau benft, benn er nennt 
nitfjt metyr, wie in feiner ©ajonia unb ^Metropolis, ben locus Schwartau, fonbern 
nur 3wrctow, öieüeid)t alfo nur ben fjlufe, an bem ©djwartau ebenfogut liegt wie 
ftalten^of unb Slltlübei. 3<*, eS wäre nid)t unmöglid), bafe Sranj fyier bie waljre 
Sage 2HttübecfS im Sluge t)ätte, ba er in feiner SBanbalia Slltlübecf öielleidjt fowofjl 
an ber ©djwartau wie an ber Iraöe gelegen fein läfjt. SBäre bem fo, fo wäre biefe 
©teile 3afob ö. 2tfetle unb anberen feiner Senufcer unbelannt ober unöerftanben 
geblieben, ©oweit Äranj aber Sllttübecf in Schwartau fud)t, folgt er ^ermann 
Äorner, ber, wie nadjgewiefen, für jene 3 e ^ en / a ff° für Slltlübecf, überhaupt nid)t 
in 93etrad)t !ommen !ann infolge feiner Verwirrung unb Unjuöerläffigfeit. 847 ) 
SBiUebranbt begießt fid} auf SonnuS unb Äocf. SBonnuS fpridjt ebenfowenig wie 
Üranj in feiner SBanbalia Dorn locus Schwartau, fann alfo nirf)t als SeweiS für 



846 ) 3« ber granffurter Ausgabe öon 1575, ©. 65, Lib. III, Aap 18: 
«Hie veteri Lubica ad Zuartow postbabita». ©. 78, Lib. IV, ffap. 1: 

Lubicamque de ZuartOW cum nomine transtulit in 9uperiora (seil. Slbolf II.) 

Apellavitque Lübeck, translato nomine de oppido, quod in eadem fluminis 
ripa, intUS ad mare Henricue quondam Wagiiae prineeps firmavit et 
inhabitavit. 

** 7 ) Sgl. oben, ©. 85 u. 88. 



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136 

Slltlübed« Sage in ©djmartau öermertet merben unb $od begebt mirflid) bic 
Äonfufiori, bic bei Sranj nur bann öorfymben fein mürbe, falte er aud) in feiner 
Sßanbalia ftd) Slltlübed in ©djmartau gelegen öorftellen fottte. ®enn $£od läfct 
Slltlübed gelegen fein „up be ©tebe an ber Jratoen, be ba f)et ©martom". Sei 
fotd) offenbarer Unfenntni« ber Sofalität f Reibet audj Äod au« ber SReilje ber 
Duetten au«, bie für Slltlübed« Sage in ©djmartau angeführt merben fönnen, unb 
fo bleiben nur bie ©d)rift De B. Vicelino, ber Presbyter Bremensis unb bie 
ß^ronil ber norteluifd>en ©äffen übrig, ba Slquilonipolenfi«, SRünfter unb 
SSincentiu« al« mirflicfye Duellen nidjt in Betraft fommen fönnen unb mit 
2Karfd)alf unb ben Origines e« äfynlidj fteljt mie mit Corner. 

Slttein aud) bie Slngaben ber brei genannten Duetten fönnen gegenüber ben 
SKitteilungen ber brei älteften Duetten: Slbam«, §elmotb«, ©ibo« fomie bem Jejte ber 
angeführten Urfunben gegenüber nidjt befielen. 2)er mons ab antiquo ut apparet 
circumfossus ber SJurdjarbfdjen Urfunbe öom 7. 2)ejember 1298 ift meber in 
biefem nodj in irgenbeinem anbern Seile ©djmartau« öorljanben. (Sbenfomenig 
mürben auf ein in ©djmartau gelegene« Slltlübed bie 3)aten ber 33ertf)otbfd)en 
Urfunbe fcon 1225 belogen werben fönnen, ba bie |wnbet«}d)iffe, meldte bie Jraöe 
hinauf nad) Sübed fuhren, unmöglich ein in ©djmartau gelegene« Slltlübed beun- 
ruhigen tonnten. ©nbtid) fpridjt ba« ganje befprodjene Urfunbenmaterial gegen 
bie 9Kögtid)feit, Slltlübed nad) ©djroartau ju toerfefcen, ba meber in irgenbeiner 
ber jaljlreidjen Urfunben nod) fonftigen Duetten fid) aud) nur bie leifefte 9(nbeutung 
öon einer mansio ober curia in ©djroartau befinbet. ©o au«gejeid)net bie 
Sejiefjung ber älteften bifdjöf liefen curia ju Slltlübed auf ben 2t(tlübeder 33urg* 
matt pafct, fo unmöglich ift bie 33ejieljung biefer curia fomie be« ganzen Slltlübeder 
©renjftreite« auf ©djmartau: in ©d>martau gibt e« fein Slttuöium, ba« ben 
alljährlichen Überfdjmemmungen ber SEraöe au«gefefct märe unb ber gang fdjmale 
SSiefenftreifen, ber fid) in ber ©egenb be« älteften ©djmartau nod) ju beiben 
©eiten ber ©djmartau Ijinjieljt, mar nidjt 1225 an bie ©tabt Sübed abgetreten 
morben, fonbern gehörte bem S3ifd)of, aud) menn bie« ©elänbe mirflid) einmal 
burd) eine ungemöljnlid) f)of)e ©turmflut in SJiitteibenfdjaft gejogen morben märe! 
9ftan fann mit 53eftimmtf)eit behaupten: mürben bie 1843 unb 1856 im Sübeder 
Urfunbenbud) unb bei Seoerfu« fomie in ber fd)le«m.«f)olft. Urfunbenfammlung 
veröffentlichten Diplome fdjon feit 1500 befannt gemefen fein, fo mürben 2Känner 
mie Sranj, Sonnu«, Äod, t>. 9Kette, SBittebranbt unb Sro^n nie baran Qebadbt 
l)aben, Slltlübed nad) ©djmartau ju oerlegen, trofc ber gegenteiligen Slngaben Corner«. 

©pridjt fomit biete« gegen bie SJiöglidjfeit, bafc Slltlübed in ©djmartau 
gelegen tjabe, fo gibt e« anbererfeit« nidjt«, ma« für biefe Stnnafyne fprädje: feine 



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137 

mfinblidje Itabitton, fein arcfjäologifcfjer gtonb, roeber bic geologifäen noä) bic 
geograpljifc^en 33erljältniffe, feine SBaljrneljmung irgenbmettfyer Srt, ntd^tö afe bie 
Angaben ber nad) ber 93efpred)ung nod) übrig gebliebenen brei Quellen, bie aber 
hinter ben angaben ber Urfunben, 2lbam3, |>elmotb$, ©tboS unbebingt jurücffteljen 
muffen. 

2)afe e3 aber faft öier 3al)rf)unberte möglid) fear, Sllttübecf nad) ©cfjroartau 
ju öerlegen, beroeift am beften, toie gänjlicf} öerfcfyoCen unb öergeffen bie ©tätte 
2lltlfibecf3 fcfjon ju ben Griten ÄornerS toar. S)er größte Jeit ber aufgejagten 
Duellen unb StarfteKungen rüljrt öon Sflbecfern Ijer, unter benen fid} bie beflen 
Äenner tübifcfjer ©efdjidjte unb lübifcfjer Sonographie bepnben: idj brause nur 
auf Safob ö. SReKe, bann aber auef} auf 93onnu3, SReimar Äocf, äBillebranbt unb 
Äroljn fyinjuroeifen. deiner öon biefen SJfirgermeiftern, Senioren, SReftoren, 
Sßrofefforen unb ^Jaftoren Ijat eine SUjnung öon bem magren @adjöetf)alt, ja aud) 
nur öon ber (Sjiftenj be3 ?lttlübeder 93urgtoatt3l ©in neuer, menn aud) nur 
inbirefter 23etoei3 für bie infulare, unjugängtidie Sage Slttlübecfö. Auf bie infulare 
©pifee ber ferner jugängtidjen |>albtnfel, auf ber niemanb etma3 ju fucfyen Ijatte, 
einfache |)trten unb fjif^er aufgenommen, führte eben niemanben fein SSeg; bie 
Urfunben unb ©ibo fannte man nid)t; Sfoam unb ^elmolb fpredien ficf> bireft 
nidjt aus über bie geograjrf)ifd)e Sage: tooljer atfo füllte man triff en, bafe bort 
einft Subefe lag? 

C. Slltlübed an ber Statte be3 jüngeren ©djroartau. 

(Sine fedjfte ©teile, bie für Slltlübecf in Slnfprud) genommen roorben ift, liegt 
öon ber gefdjilberten 848 ) ©tätte be3 älteften ©djroartau einen Ijalben Kilometer 
f üblich : e3 ift ber SDiarftplafc öon ©djtoartau nebft Umgebung. 840 ) 35er fdjon 
oben 860 ) ermähnte Slrjt 3)r. SKicolauS £einridj 93ref}mer behauptete in einer SReitje 
öon SBotlefungen, bie er 1817 unb 1818 ju Sübetf Ijielt, bie ©tätte ber eigent- 



»e 



348 ) Sgl. oben, ©. 129. 

84 9 ) Sluf ber Starte fte^t biefe fedjfte ©teile für «Itlübetf nieftt mit Warnen öer« 
jeid&nct. ©te befinbet fid) füblid) öom ©iedjenfjauS, ba too ber toeifce garbenton, ber ba3 
5)iluöium öon fünf bis jeljn SReter bejeidjnet, in ben hellbraunen Son übergegangen 
ift, ber bie #öljenlage öon aetjn bte fünfjeljn SReter angibt. 5)a3 ©übenbe be£ 
SKarftplafceä liegt ba, tt>o bie auf eine fur^e ©treefe nadj ©üboft gerichtete Sanbftrafje 
ttneber fdjarf nadj ©üben umbiegt. 

86 °) Sgl. oben, ©. 65, ffap. 7, ferner SBcfjrmann: „#einridj 93reljmer, 
b. ». S)r., ©enator ber freien £anfeftabt Sübetf" t. b. 3tfd>. b. 83. f. 2üb. ©. 93b. III, 
1876, ©. 490. 



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138 

liefen urbs Slltlübecf fei auf bein SDtorftplafc t>on Schwartau unb feiner nörbtidjen 
Umgebung ju futfjcn. 861 ) Slßein Sftacfyroeife für biefe feine SBefjauptung l>at ber 
burd) fein gemeimtüjjigeS Sßirfen, 862 ) ober feine3roeg3 burdfj feine Ijiftorifdje 
gorfcfyungen l)od)üerbiente Slrjt ebenforoenig gebracht als für feine |)k)potljefe, 
Stttlübetf fei mit bem „Sirimirte ber ttjrifcfyen Sparte" ibentifdj. 3lfle3, roaS gegen 
baä ättefte ©djroartau als ©tätte toon Sllttübecf angeführt roorben ift, läfet fid) in 
toerftärftem Sßafje gegen biefe ©teile gettenb machen, bie für altroenbifdje ©ieblungen 
fdjou beSfjalb nid)t in grage tommt, roeil fie l)od) auf bem ©ituöium liegt, ma^renb 
bie äBenben fid) mit Vorliebe im 2lfluüium anfiebetten unb afle Duellen barin 
einig finb, bajs Slttlübecf an einem gluffe gelegen ljabe. 2)er 15 ÜDieter Ijodj 
gelegene ÜJiarftytafc liegt bagegen öon ber ©djroartau einen Ijalben Silometer, öon 
ber Jratoe einen Kilometer entfernt. 

2)amit märe and) biefe $tjpotljefe erlebigt, menn Sre^mer nid)t nodj eine 
jtoeite öeljauptung aufgeftettt l)ätte, beren 3bee fein 3^unb ©. ?ß. ©tfjmibt unb 
fein Snfet äBilljelm Sretjmer aufgenommen unb roeitergefüfyrt fjaben. 9ticolau3 
Srefjmer toerlegt jroar bie urbs Slltlübetf auf ben ©djroartauer s JKarftylafc unb 
feine Umgebung, aber bie Surg Slltlübccf nad) Saltenljof unb ben |)afen Slltlübecf 
an bie ©tefle be3 93urgroatle3. — Sfjnlid) Söilljelm Srefyner, ber ben £afen 
gleichfalls an bie ©tätte beS SurgroaUS öerfe&t, unb jroar als eine abgefonberte 
Utieberlaffung beutfdjer Saufleute; oppidum cum castro Slltlüberf bagegen in 
einer ©egenb annimmt, an bie aufeer it)m noef) niemanb gebaut fjat, in bem gegen- 
über toom olbenburgifäen S)orfe ©ro&^ßarin gelegenen Seile beS SRifebuftf}. 368 ) 
©in britter, ber 3lltlübecf auf öerfdjiebene ©teilen verteilt, ift, roie bereite bargelegt, 
SRidjarb $aupt, 864 ) ber eine Sircfye Slltlübccf^ in baS heutige Sübecf üerlegt; bie 
urbs an eine ©teße, bie ettoa bem heutigen 2Bilt)elmSl)öf)e entfpridjt; fidj um ben 
$afen überhaupt nidjt !ümmert unb etroaigen ßinroänben mit ber 93ef}auptung 



851 ) SBilfjelm Srefjmer, „Über bie Sage öon Wltäübcd", i. b. 3tfd). b. SB. f. 
Öüb. @. SBb. V, 1888, ©. 1—2, unb befonberS SrcfjmerS Quelle: fflug, „Sllttüberf'', 
i b. 3tfd). b. S. f. 2üb. ©. 93b. I, 1860, ©. 282/283 

862 ) Sludj Ausgrabungen fjat 9McolauS ©refjmer oorgenommen, rote fein greunb 
©djmtbt bezeugt, inbem er üon Sreljmer rüfynt: „ber (eine Nachgrabungen freute" 
(„SüberfS aßerältefte ©cfdjidjte betreffenb" im Staatsbürgerlichen aWaga^in, fyerauS« 
gegeben üon 31. galrf, VI, ©djlcStoig 1826, ©. 53). 35iefe ard)äologtfd?e Xätigfeit 
SrefymerS ift $ad) entgangen in feinem „©efdjidjtlidjen Überblirf über gorfdjungen 
$ur üorgcjdjidjtltdjcn SlltertumSfunbe in Sübcrf": bie öon ©c^mtbt ermähnten 2luö* 
grabungen Sre^merö muffen aroifdjen 1818 — 1826. ftattgefunben f)abcn. 

868 ) 21. o., ©. 8—10. 

864 ) 91. o., ©. 138—140, 111. Sgl. oben, ©. 84 u. »nm. 236. 



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139 

begegnet: „©oftte aber baS nörblidje Jraöenufer auf eine fo weite ©trede t)in 
auf ben Tanten (seil Slltlübed) Slnfprud) machen fönnen, }o ift nur bemiefen, bafe 
Slltlübed feljr grofc mar." 2)ie größte StuSbefjnung mirb aber Slltlübed burd) ben 
Slltonaer Suftijrat 35r. ©d)mibt gegeben, ber bie Slltlübeder Äirdje mit ber SRenfe» 
fetber ibentifijiert, 865 ) eine jmeite Slltlübeder Äirdje an ber ©tätte be$ heutigen 
fiäbetf annimmt; 866 ) bie ©tabt felbft aber an bie richtige ©teile beim Sinflujj 
ber ©cfyroartau in bie Sratoe öerlegt 867 ) SWein biefe Behauptungen toon 9iicolau3 
93ref)mer, ©djmibt, £aupt unb SBBil^elm Srefjmer finb roißfürlid), benn in feiner 
ber jafjlreidjen Ouellen ober Urfunben ftnbet fidj eine Slngabe, ba% ©tabt, 23urg, 
£afen ober Sirenen toon Slltlübed öoneinanber getrennt gemefen feien unb an öer- 
fdjiebenen $Iäfcen gelegen Ratten. $Wid)t einmal bie Mitteilung |)elmolb3, ba$ bie 
eine Äirdje SlltlübedS außerhalb ber ©tabt jenfeitö be3 f^luffc^ gelegen Ijabe, täjjt 
für biefe $ird)e eine ganj anbere ©egenb, fonbern nur ba3 Slltlübed gegenüber- 
liegenbe rechte Iraöeufer öorauSfefeen, ba3 aber öou ber urbs burd) nidjtS afe 
burd) bie Sraöc getrennt mar. 35enn f>elmolb3 (Srjäljlungen toon ben ^Belagerungen 
unb Überfällen Slltlübecf^ bemeifen flar genug, baß castrum, urbs, portus unb 
fiirdjen SllttfibedS fo eng jufammen lagen, bafc burd) ben Überfall be3 einen Seil« 
gleidjjeitig aud) alle anberen Seile, aud) bie ecclesia e regioue urbis trans 
flumen sita in colle, betroffen mürben. 



8öft ) „3)ic erfte Sirene in 2übed", 9teue£ ftaatSbürgerlidjeS ÜRagasin VI, 
$eft 2, SdjleSmig 1837, ©. 345: „SRenjefelb liegt etma 600 Stritte mefttid) t>on 
©djmartau (t)ielmel)r liegt bie SRenfefelbcr Kirche 1300 9Keter meftlid) öom ©djmartauer 
SRarftplafc!) unb f}at bamalä ofjne allen 3^etfcl ju bem SBeidjiulb üon Slltlübed 
gehört. 5Biefe Sirene l)at bafjer (I) bis ^um 3af)re 1139, mo ©tabt unb ftirdje 
$erftört mürben, fdjledjterbingä bie Strebe ju fiübetf, nadjljer Stlt-fiübecf, gefjeiffen. 
©rft nadjbem felbige miebertjergefteflt morben ift, fjeijjt fie Sirene ju SRanjioelt unb 
fommt unter biefer Benennung juerft in ber ®e)'d)id)te öor 1177." 

866 ) 81. o., ©. 345: „Dieje erfte Sirdje in Slltlübed ift aber feineSmegS au 
t>ermed)feln mit berjenigen ffirdje, meldte ^etttridj 20 3a^re fpäter (!) unter SBicelinS 
Seiftanb, in SBufom ober bem jefcigen Sübed erbauen ließ unb meldte aUerbmgS bie 
erfte Sirene in SReu-Öübed ift." 

86T ) 31. o., neues ftaatSbürgerlidjeä 9Ragajin, VI, £eft 2, ©. 342: „£einridj 
erhielt eine ©trede öanbeS, moju aud) bie ©egenb um bie Sdjmartan am littten 
Sra&enufer gehörte. Eruto bettelt ben Steft, moju aud) bie ©egenb ber SBatfenifc 
am rechten Iraoenufer gehörte; benn beibe Seile mottten im ©efifc be3 Xraöen- 

ffromeä bleiben. 93eibe Seile erbauten fofort eine ©tabt nebft Surg Ijtcr am 

liufen, bort am regten Sraöcnufer. 35ie beiben riöalifierenben ©täbte lagen nur 
eine Steile ttotteinattber, unb bie SSer^ältniffe tonnten nidjt freunbfdjaftlid) fe^n. w 



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140 

3mmerljin bliebe bie Annahme übrig, baß jmar bie Stirnen an ber ©djmartau* 
münbung, in JRenfefelb ober 93ucu; bte ©tabt jmar an ber ©cfjmartaumünbung, 
auf bem ©djmartauer 9JJarlt ober im SRifebufdj; bie 93urg jmar in Äattenljof; 
ber §afen jmar an ber ©djmartaumünbung lagen, aber nidjt als mehrere Kilometer 
öoneinanber getrennte ©onberanfieblungen, fonbem als jufammentjängenbe Seile 
ein unb beweiben großen ©anjen. 3)ie fcfyon jitierte Äußerung öon $aupt: 
„ — fo ift nur bemiefen, baß Slltlübecf fe^r groß mar" 868 ) räumt eine foldje 
SRöglitfjfeit auSbrücflid) ein. Mein eine foltfje SInnaljme geljt bon SorauSfefcungen 
bejüglidj ber ©röße menbifdjer ©ieblungen au3, bie ben gefd)id)tlicf}en 3 u Pänben 
nid)t geregt werben unb mobeme SSerljättniffe auf frühmittelalterliche &nttn über- 
tragen, in benen bie ©täbte faum größer waren al3 unfere jefeigen Dörfer. 2lud) 
im fpäteren SÄittelalter unb in ber 9ieujeit wirb bie Sinmoljnerjaljl ber ©täbte 
immer nodj ftar! überfdjäfct. Obwohl ßübeef borübergefjenb eine ber größten ©täbte 
3)eutfdjtanb3 mar, l)at e3 big jum 19 ^a^unbert nur brei- bjm. fünfmal bie 
Satjl oon 25000 ©inmofynern erreicht bjro. Übertritten unb mit 31068 ßin- 
mofynern in ben S^ren fcon 1641 bis 1661 feine 9Kajimalja^l erreicht; 869 ) erft 
nad) 1857 mürbe biefe Qafy überfdjritten. 860 ) 3m früheren 9Kittelalter, afe e$ 
erft menig ©täbte gab, unb in ber SBenbenjeit um 1100 roaren biefe an unb für 
fiel) Keinen 3aljten naturgemäß nodj unverhältnismäßig Keiner: abgefeljen öon Salin 
unb ^Jrag bürfte e£ fdjroerlid) eine ©laöenftabt im fpäteren 2)eutfdjlanb gegeben 
Ijaben, beren Sinmo^nerga^l in Unebenheiten bie Qaijl Jaufenb erljebtid) über« 
fdjritten fjätte. 

2)ie menbifdjen ©ieblungen jerfielen lebiglid) in jmei Slrten: ^Dörfer ober 
villae unb ©täbte ober urbes unb civitates; ©iitäetgeljöfte fannte ber Söenbe 
nidjt. 2)ie 3)örfer merben jmifcfyen Slbe unb Ober nur feiten bie ©inroo^nerjalil 
fjunbert Übertritten l)aben, bie civitates merben im ^rieben meiftenä nid)t fefyr 
biet größer gemefen fein: nur im ftriege, bei geften unb ©ericfjtätagen faljen fie 
eine größere SJienfdjenmenge innerhalb unb außerhalb iljrer JRingmätle, burd) bie 
fie fid) äußer(id) öon ben Dörfern untergeben. 861 ) ©o ift e3 auSgefdjlofjen, für 



8ß8 ) 8ief)e oben, ©. 91, «nm. 236. 

86 °) Sgl. $artmig, $5tc JBeoölferung 2übe<f3 bis jur ©egenmart, Öübecfifäe 
Slätter, 3a^rgang 47, 1905, ©. 658 — 660. 

8 6 0) 2gij^ gtetSner, Xie ©inmo^ncrga^l beutfdjer ©täbte in früheren %ai}v 
fjunberten, 3ena 1903, ©. 113. 

861 ) 5Rad) ©d)afarrt (a. o., 93b II W @. 674, 2lnm. 1) bebeutete Civitas bei 
ben SBenben nidjt nur fotriet mie ®an (Zupa, mir), fonbern audj mie baS alt« 
fla&ifäe grad, baS ruffifdje gorod, baS gotifäe baürgs, ba£ attbeutfdje puruc, ba£ 



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141 

Ättlübecf bie 3tu3beljnung aud) nur einer beutfdjen Äleinftobt anjuneljmen, forote 
man ftd) in bie attroenbifdien Äulturöerljättniffe Ijineinöerfefet. Ältlübed rourbe erft 

ongelföc^ftfc^e byrig; baä ftanbinaüifdje borg, gardhr; ba3 mittelalterliche urbs, 
oppidum. 3nfjattreid)er finb bie ffirgebntffe ber neuen gorfdjungen ®nüH3 (93obo 
Änütt, £iftorifd)e ©eograp^ie $eutfd)lanb3 im SRittelalter. Sreälau 1903, ©. 77): 
„Stets mar ber civitas ein beftimmter Sejirf jugemiefen, au« bem bie SetooJjner 
fidj in 3ritcn ber ©efafjr in fie hinein flüchteten. 3)iefe8 mar fo regelmäßig ber 
Sali, baß fogar öon ben @d)riftfteHem anbertn befefrigten $l<tyen ber Statten, 
bie etma aujjerbem angelegt maren, uidjt ber Warne civitas gegeben torirb. 3)a« 
ganje ftamfd&e 2anb mar in fotd)e 93e$irfe mit befeftigten 9Rittelpunften eingeteilt 
unb biefe, an ber ©aale unb ©Ibe flumeift SBurgmarbe genannt, bienten bann aud) 
anberen S^den, befonberS ber @erid)t$berfaffung unb SJermaltung." ©. 140: „3n 
ben e^emal« flaüifd&en Sänbern Reibet ber Sinaelljof ganj au« bem SBettbemerb 
au«, inbem bie (Blatten überall in S)eutfd)lanb$ üRacfybarfdjaft nur villae, b. t). 
5)örfer, unb jmar nur foldje tmn geringer ©röfee befafcen unb baneben civitates 
ober urbes. @3 ift aber fraglich, menn mir biefe ©eaefdjnungen ber CueHen mit 
©tabt überfefeen bürfen; überall auf bem flatrifdjen ©oben mar eine 2ln$af)l Dörfer, 
Don $mölf etma beginnenb bis über breifcig, um eine foldje civitas ober urbs 
gruppiert. $ie ledere mar befeftigt unb in 3*iten oon ®rieg$gefaf)r flüchteten fid) 

bie SBemoljner ber Dörfer in biefelbe, um fid) Ijier gemeinfam $u üerteibtgen. 

3)em batyrifdjen ©eograpfjen aber mufc bie Stuffaffung, bafi bie civitates nur um« 
moDte ©djufcftätten finb, ganj geläufig fein, ba er üon ben Vulgarii behauptet, baß 

fie megen iljrer großen Solf3$al)l feine civitates nötig Ratten." „dine genauere 

Unterfudjung beS ©pradjgebraudjS ber über bie ©lauen beridjtenben beutfcfyen ©djrift- 
fteller jeigt uns nun aud), baß biefelben jene lateiuifdjen Benennungen überhaupt 
jeber größeren ummauerten ober ummaHten ©tätte gaben oljne 9tüdftd)t barauf, ob 
biefelben ftäbtifdjen Kljarafter Ratten ober and) nur bctooljnt mar." ©o nennt 
Dietmar „bie breitorige Sefeftigung ber SRebaricr, bie nur einen lempcl enthielt, 
eine urbs unb ©ajo ©rammaticuä ebenfo bie unbewohnte 3ufM)teftätte 2lrfoua auf 
föügen". ©. 79/80: ffnüU nimmt für Me flatotfdjen Dörfer amifdjen ©aale, ßlbe 
unb ©rjgebirge minbeftcnS je 80 $erfonen an unb über 80 ©urgmarbe (= civitates). 
3für ba3 ©ebiet amifdjen ©aale, ©Ibe unb Ober, aber ofjne ©djlefien, nimmt Snütt 
etma 300 93urgmarbe ober 93ejirfe an, eine 3^1, bie fid) nad) iljm bte $um 
12. Saljrljunbert nidjt mef entließ geänbert Ijat. ,,$od) jaulten f)ier bie 93ejirte im 
allgemeinen nidjt bie gleiche f)of)e Änjafjl öon Dörfern mie linfö ber @lbe, fonbem 
oft nur 12 big 15." $er 93urgmarb $argun umfaßte 27 Dörfer, aber 992 bietet 
Otto III. für jmei Surgmarbe 21 Dörfer. SnüH fdjäfet ©. 80 bie ßinmo^nerja^l 
eine« folgen SurgmarbS ober einer civitas jmifdjcn ©Ibe unb Ober bor ber ®in» 
manberung ber S)eutfd)en auf etma 1500 Söpfe, mithin bie be« ganjen ©ebiete^ 
auf 300 x 1500, „gegen eine f)albe SKittion". (SSgl. audj ©. 104.) hiermit 
ftimmt im mef entließen überein ©djafarif (a. o. II, ©. 674): „3)a$ polnifc^e unb 
ejee^tfe^e miasto, mesto (©tabt, foöiel mie mjsto = Ort) ift nac^ bem beutfdjen 
©tabt (foöiel mie ©tätte, locus) gebilbet morben. Sei ben alten Ijeibnifdjen ©laöen 



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142 

unter Sönig |>etntitf) eine civitas öon bet einem Surgwarb ober SBejirf ju- 
fommenben Sebeutung. 55ie altf)iftorifcl)en civitates, ©aue, Surgwarbe, Spanien 
ober Sejirfe ber S^ac^barfc^aft waren Dlbenburg, Sßtön, Sfitjenburg, OlbeSloe, 
SRafceburg: 862 ) für fotdje urbs ober civitas öon ber befprodjenen potitifdjen, 
militärtfcf)en unb futtureüen öebeutung war a6er auf ber Dftfpifce ber ?llt* 
lübeefer |>atbinfel, im unb um ben SRingwatl, geniigenb ^ßlafe toorljanbcn: alle 
£tjpotf)efen, meiere ben Sßlafc ber £atbinfel für unjureicf|enb Ijalten, beWeifen, bafc 
if)ren Urhebern bie Sfultur«, infonberf)eit bie ©iebtung8öerl)ättniffe ber bamatigen 
SBenben unbefannt finb. 

D. Slltlüberf im föifebufd). 

Sßityetm 93ref»ner toerlegt bie SBenbenftabt SHttübei in ben SRifebufd), 868 ) 
$ird)e unb $afen SUtlübecf an bie ©cfjWartaumtinbung. 3f)m folgen 1888 bie 
jweite Auflage ber ©efcfjidjtfdjreiber ber beutfdjen SSorjeit in ifyrer ^elmolb- 
überfefeung, 864 ) 1894 Sßattenbad) in ber {elften 2tuflagc feinet allbefannten 



gab e§ blofi $wci Slrten beS 3 u fo mme "Wo^nen^: selo ober wes (2)orf) im offenen 
freien gelbe, unb grad. brad, ein mit ©raben unb tjöläerner SKauer um$ogener, 
fefter Ort. Stuf ber ©runbfage ber befefttgten ©rabe beruhte boö gefamte fojiale 
Seben ber alten ©la&cn: in ben ©raben wofjnten bie Häuptlinge beS S3olfe3 (starosta, 
knjze, angelfödjfifd) cynig), in ben ©raben öerteibigte man fid) jur 3^it frember 
©tnfäfle unb im Sriege; in ben ©raben würben SReid^tage, anbere gufammenfünfte, 
Cpferungen, SKärfte ufw. abgehalten." 

86 2 ) Sgl. bie oben, ©. 47 angeführte Stelle #elmolb3, welche auf3äl)lt: bie 
terra Plunensis, Lutilenburgeüsis unb Aldenburgensis; fowie bie ©. 49 auS ber 
ßfjronif ber norteluifd&en Soffen angeführte ©teile, welche aufaäfylt: bat lant umme 
$(one unbe OlbeSlo, bat lant umme fiutfenbord), Dlbenborrf); fowie bie ©. 47 an» 
geführte, 2lbam öon 93remen entnommene Stelle £clmolb3, bie SRactSburg aU t>it 
civitas ber ^ßolaben, Dlbenburg al$ bie civitas ber SBagiren be$cid)net. 

368 ) 9t. o, ©. 9—13. Sgl. oben, S. 80 unb S. 138. Stuf ber Sorte ift 
ber oon Sre^mer für Sltttübecf in 2lnfprud) genommene SRtngwaß im SRifebufdj mit A 
beseidjnet. 35ie fyiftorifdj nötige ©djrcibweife ift bie otjne e, alfo nidjt SRifebufdj, 
Wie SSrefjmer fdjreibt. Storner erjäfjlt gelegentlich) ber berühmten Serfdjwörung am 
SambertuSabenb 1385 in feiner brüten (B) unb fünften (D) gaffung, a. o., S. 318: 
«iam venisse prope civitatera et latitasse in parva dumo Risebusch dieta, 
ubi de mane visi fuerunt a rusticis ligna venalia ad urbem deferentibus.» 

864 ) @. 84, 9lnm. 1: 2)ie urbs 911M8ubifo „liegt nadj ber Unterfud)ung öon 
£r. SB. 93ref>mer — am. Unten Ufer ber Schwartau in bem jefct SRiefebufdj genannten 
SBalbe". 



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143 

SBerfeS, 365 ) 1899 9Kd)arb Sßagncr, 366 ) 1907 £an3 ü. ©Hubert 867 ) unb, roa§ 
noef) auffallenber ift, alle jurjett in Sübecf Icbcnbcn £iftorifer, meldje bte Qfrage 
nacf> bet Sage SlltlübedS geftreift Ijaben: 1889 9Äaj #offmann, 868 ) 1901 ftriebrid) 
SBrunS, 869 ) 1906 #artmig. 870 ) 2Ber bte Sofalität unb bte fdjon fo oft jitierte 
^elmolbftefle üon ber ecclesia sita in colle, qui est e regione urbis trans 
fluraen gü Dergleichen in ber Sage ift, roirb jugeben, baß bie Sretjmerfcfje £t)potl}efe 
mit biefer Stelle vereinbar ift. 5)er SRingmaU im SRifebufcfj liegt üon bem SRing« 
matt an ber ©djmartaumfinbung in ber Suftlinie 3 7», auf für Sfußgänger ober 

366 ) 3)eutfd)lanba ©efdjtdjtSqueden, 93b. II, ©. 338, 2(nm. 1: „Über bte 
Sage üon SUt'ßübecf fief>c 93reljmer". 

866 ) SRecftenburgifdje ©efdjtdjte in ©inaelbarftellungen, Serltn, $eft II, bie 
SBenbengeit, © 126: „3)aS ioenbtfdje Sübecf lag am linfen Ufer ber ©djtoartau in 
bem jefet SRieSbufd) genannten SBalbe" unb ©.191, Slnm. 27: „Sage üon 2llt*Sübecf 
f. Sreljmer, Scitfc^r b. SS. f. 8. ©. V, l". 

867 ) ©Triften be$ ». f. fc^ledtu.-^olft. ßtrdjengefd). 1 Steige, 3. #eft, 
fitel 1907, ©. 128: „in «It-Sübecf, baS #einridj am Unten Ufer ber ©djluartau 
erbaut Ijatte" unb ©. 144, 9lnm. 4: „Über bie Sage üon 2llt»8übecf ügt. Srefjmer, 
Seitfär. f 8. ©. 1886, ©. 1 ff, £offmamt, ©efd). o. Süb I, 15, «nm. 1". Stber 
o. ©djubert berichtigt btefe feine auf 93ret)mer unb #offmamt fußenbe S(nfid)t in ben 
Seridjtigungen unb ßufäfeen, ©. XV, $u ©unften ber ©teile an ber Schwartau« 
münbung, nad^bem er mein üorläufigeä StuSgrabungSreferat in ben „Süb. Snjeigen" 
o. 31. San., 9 u. 10 gebr. 1907 fennen gelernt tjatte. 

868 ) ©efdjtdjte ber freien unb £anfeftabt Sübecf, Sübecf 1889, 1. #ätfte, 
©. 13, Slnm. 2: „Sßenn bie ©tabt 9llt-Sübecf, luie au« ber ©djttberung be3 Überfalls 
ber SRanen im 3al)re 1112 bei £elmolb §u entnehmen ift (SB. 93ret)mer, 3eitför. f. 
8. ®. V, 2), auf bem Itnfen Ufer ber ©c^ioartau lag, fo toar bie djriftlidje 2ln- 
fieblung auf bem rechten". 

8 6») ®cr anonym erfdjtenene 9Iuffafc „3um 50 jährigen 3)oftorjubtläum beä 
$errn 93ürgermeifter$ $r. Srefjmer", Sübecfifdje Slätter, 3at)rg. 43, ©. 652—655 
rüljrt üon Srunä t)er: „®r (seil 93ret)tner) erbringt ben tiberjeugenben 9tatfjtoei£, 
baß, mä^renb bte ältefte Slnfiebelung beutfdjer Saufleute an ber Xraüe redjtS ber 
SKünbung ber ©djroartau auf ber Sllt*8übecf benannten ©tätte gelegen war, wo 
bte gunbamente einer fleinen ftirdje blo&gelegt finb, bie gleichnamige toenbiftfje SJurg 
unb ©tabt auf bem fid) am Itnfen Ufer ber ©d^martau ^tnjielienben £öt)enrücfen 
im SRieSbufd) $u fudjen ift''. 

87 °) 8übecfifd)e Slätter, 3af)rg. 48, ©. 53. 3n einer auSfüfjrltdjen 53e- 
fpredjung be$ ©djluarfcfd)en 93ud)e3 „Silber au3 SübecfS 33ergangenf)eit" üerljängt 
Hartwig folgenben label über ben SBerfaffer: „$a3 Kapitel über 2llt*Sübecf enthält 
%xofft Srrtüntcr." 911« einige« Setfpiel biefer großen Sntfimer bringt Hartwig 
folgenben Saft: „©djmarfc meiß nic^t« baoon, baß bie SBenbenftabt linf« oon ber 
©djmartau lag unb bie ftrd)ltd)en gunbamente auf bem rechten Ufer ©puren einer 
beutfdjen 8lnfieblung finb\ 



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144 

Steifer gangbarem Sßege 4 1 /* km entfernt. 3 ro ifd)en beiben SRtngroäHen ober 
bielmeljr bon bem SRingmaQ im SRorben im SRifebufd) bis ju bem SRingmatt im 
©üben an ber ©djroartaumünbung fliefct bie ©d)toartau, unb jtoar fo, bafe ber 
SRifebufdjroatt am linfen, an jener ©teile öftlidjen, ber SRingmatt an ber 2ftfinbung 
am regten, an btefer ©teile fübmefttidjen Ufer ber ©d)roartau liegt (bgl. bie Äarte!). 
Sag oppidum et castrum Lubeke im SRifebufdj, bie ßirdje unb bie Slnfieblung 
ber beutfrfjrn Saufleute an ber ©djroartaumünbung, fo mar baljer bie ecclesia 
tatfädjlid) e regione urbis trans flumeu gelegen unb gerabe an btefer ©teile 
liegen bie ftirdjenfunbamente. 3)a3 ift aber aud} alles, roa3 fidj für bie öreljmerfdje 
93ef}auptung anführen täfet. 3n allen übrigen Sejieljungen ift biefe 8lnfid)t un» 
begrünbet; fie oermag fidj roeber auf irgenbeine ber jaljtreidjen Sljronifenftellen 
ober auf eine ber Urfunben über Slltlübed ju ftttfeen, roiberfpridjt anbererfeitö 
bireft ben Slngaben ber ßfjronifen unb Urfunben, ben ardjäotogifdjen gunben an 
ber ©djroartaumünbung unb in unvereinbarer SBeife ber ganjen Slrt ber roenbifdjen 
Äultur, infonberljeit ber roenbifdjen ©ieblungSroeife. 371 ) Sreljmer mifet benn aud) nur 
ber jitierten £elmolbftetle „entfdjeibenbe Sebeutung" für feine öeljauptung bei SlHein 
er überfielt, bafe nidjt einmal bie 9iadjrid)ten über biefe Slltlübeder Sirene e$ erlauben, 
bie SBenbenftabt in ben SRifebufdj ju öerlegen, benn ba$ ©otteSljauS ju Slltlübed 
wirb nidjt erft t>on §etmolb, fonbem bereit« Don Slbam bon Sremen ermähnt 
jur $t\t Don £etnrid)3 SBater ©oitfdjalf, unter bem öon einer Slnfieblung beutfdjer 
Saufleute ju Slltlübed nidjt bie SRebe ift: «Tunc etiam per singulas urbes 
coenobia fiebant sanotorum virorum canonice viventium, item monachorum 
atque sanetimonialium, sicut testantur hü qui in Leubice — et in aliis 
civitatibus singulas viderunt » 872 ) 2)a| biefe Slnfieblung beutfdjer Älerifer ju 
Slltlübed nur als eine in ber SBenbenftabt gelegene gu benfen ift bebarf feiner 
»eiteren SluSeinanberfejjung. ©ie Ijatte nur unter ber SBorauSfefeung ©inn, bafe 
fie ber 3J?iffion unter ben Sßenben gemeint mar, bie nie borfjer unb nadjljer mit 
foldjem Feuereifer betrieben roorben ift, roie unter unb öon gfirft ©ottfdjatf. ©o 
ift ba3 coenobium Leubice nur in ber SBenbenftabt benfbar. (Sin fotdje« 
coenobium als 3Rittelpunft ber Don ®ottfd)alf fo ftarf begünftigten äRiffion roirb 
otjne ÄapeQe nid)t anjune^men fein: gerabe ber in bie ©inne faKenbe ©otteSbienfi 
ber fatljolifdjen SHrdje mar ba$ befte Sftittel, (Sinbrud ju madjen, meljr al3 ba3 
ben ©laben unüerftänbtidje Satein ber blofeen SRebe unb Sßrebigt. 9iid)t3 mürbe 



871 ) 33gl. oben, ©. 71, ©. 93/94, Slnm. 241 unb 361 foroie ©. 140—142. 

872 ) Slbam III, 19; a. o., ©. 110. 3lud> 9tob. Seife öertritt bie Slnfidjt, 
ba% eä 5U Slbam« Reiten feine anberen Seepläfee jttrifdjen ©djlei unb Ober gegeben 
ijabe alä <3djlc3roig, Dlbenburg, 3)emmin unb 3ulin („SBenbifd^e Slltertümer", i. b. 
Safjrb. b. 35. f. mecH. ©. 93. 58, ©. 177, 1893). 



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145 

gegen bie annähme fprcdjen, bafe bie an ber ©cfjtoartaumünbung gefunbenen Qfun« 
bamente bereit« bet ^rifHt^en ÄultuSftätte unter ©ottfdjatf angehören. Allein 
aud) roenn bte gunbamente ein paar -Sal^efynte jünger roären, mürben bie 
URitteitungen §elmotb$ beroeifen, bafc bie Äird)e in ber Sßenbenftabt ober im 
castrum Lubeke lag, nidjt 4 1 /* km aufeerljalb beSfetben. 35enn bie 9Utlübeder 
Äirdje mar gar nidjt für bie beutfcfjen Äaufleute beftimmt, fonbern, wenn nid)t 
für bie SKiffion, fo bodj für bie ÄönigSfamilie, mie ^elrnolb jtoeimal Ijer&ortjebt: 
«Porro in universa Sclavia needum erat ecclesia vel sacerdo9, nisi in 
urbe tantum que nunc vetus Lubika dicitur, eo quod Heinricas cum 
familia sua sepius illic moraretur , unb: «In diebus illis non erat ecclesia 
vel sacerdos in universa gente Luticiorum, Obotritorum sive Wagirorum, 
nisi tantum in urbe Lubeke, eo quod illic fuerit Heinrici familiäre 
contuberninm». 878 ) 

diejenigen toon ben ©lauen, bie juerft ba3 Sljriftentum annehmen, finb oiel» 
fad) bie dürften; fei e$, ba| ftc fidj toon Politiken Srroägungen leiten liefeen, fei 
e£, bafe e3 ifjnen unjertrennbar mit ber Ijöljeren, glänjenberen roeftlidjen Stöilifation 
öerbunben ju fein fdjien, naef) ber bie anfprudjS&ofleren unb etjrgeijigeren unter 
iljnen Verlangen gehabt Ijaben merben unb oft genug nachweisbar gehabt ljaben. ®enug 
Seifpiete für biefe SBortiebe fönnen angeführt werben: ber $ürje falber fei nur 
auf ben SBenbenfürft in SBranbenburg fjingenriefen, ber feinen flabiföen Tanten 
tßribijlaro mit bem beutfcfrcfjriftlidjen Warnen £einrid) oertaufdjt Ijatte unb bei bem 
ber $rcf)ipre3bt)ter Ulrich als §au$geiftfid)er be3 dürften berroeilte, mäljrenb bie 
©tabt unb ba3 ganje SSotf nod) fjeibnifd) waren; auf biefen SßribiSlaro^einridj, 
ber in capella sua Brandenburgensi in Castro — est sepultus. 874 ) ^elmolb 



878 ) £elmolb I, 34; a. o. ©. 74 unb I, 41; a. o. ©. 89. 

874 ) ©urfdjmann, S)te 3)iö$efe Sranbenburg, Seidig 1906,3.84. Surfdjmann 
mad)t auf bie üon ben ©laüenfürften oft begünftigten 3amilienbejiel)ungen ju bem 
beutfdjen £odjabel als auf einen SBemeggrunb für bie SBenbenfürften auf- 
merffam, ba« (Et)riftentum an$unel)men. ©. 56: „8um nidjt geringen Seile als eine 
golge foldjer gamiltenbe^te^ungen tft eä mo^l aufeufaffen, bafe fid), audj nadjbem 
bie ©lauen ba3 beutfdje 3od) abgefdjüttelt Ratten, bei ben tyerrfdjenben gamilien eine 
genriffe Hinneigung $um Sljriftentum beobachten lögt, ©o blieb ein 2fürftengejdjled)t 
ber Sbobriten (Surfdjmann beutet fjier auf bie gamilie eben be3 $u 9lltlübed 
refibierenben ©einriß l)in!) burdj oier (Generationen djriftlidj in ber SRitte eines 
fjeibnifdjen S3olfe3. — Wut fftr fid) unb feine gamilic unterhielt ^einririj ju 3Üt* 
lübetf bie einjige djriftlidje ftHrdje im Sanbe". ©. 57 : „Sin mettered 3«c^en für 
bie Stellung ber fyerrfdjenben gamilien unter ben glbflaoen jur beutfdjen ffultur 
fann man in ifjrer unüerfenn baren Sorliebe für beutfdje SHamen fet)en. @d brücft 
8tf(^c. b. 8. f. ß. ©. x, i. 10 



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146 

fclbft erääljlt bon einem magrifdien Qfürften Sßribijlaro, ber am ©ifc beä Olben» 
bürget SifdjofS ©erolb gang allein mit feinem £ofgefinbe bet 2Reffe in ber Äirdje 
beiwohnte, mäljrenb fein ganjeS SSolf nod) im ftarren £eibentum berljarrte, unb 
ba8 gefdjal? 29 Saljre nad} bem lobe Dom ©labenfönig §einricf) in SBagrien ju 
ben 3 e üen §einricl>$ be3 Sömen: um mieoiel ifolierter mufe ba% djriftlidje 93efenntni$ 
£einricl>3 unb feiner gamilie ein IjalbeS 3tal)rf}unbert bor bem Sönuar 1156 
geroefen fein! 876 ) 

©leicfybiel, ob bie Slltlübecfer $irdje nod) auf bie SBenbenmiffion unter 
©ottfdjalf jurücfging ober ob fie erft bem sßribatgebraudje ber fürftlidjen gamitie 
ifjre (Sntfteljung berbanft, tote bie 33ranbenburger: in jebem galle irrt fid) SBreljmer, 
wenn er biefe Äirdje niefit in bie SBenbenftabt berlegt, fonbern in bie beutfdje 2ln» 
fieblung. ©ie ftanb bietmel)r mitten in bem SBenbenfaftrum, ba fie, fei e3 für 
bie SBenbenmiffion unter ©ottfdjalf, fei e3 für ben ©ebraud) ber fürft» 
lidjen gamilie erbaut mar, aufeer ber e$ beim SBeginn ber Regierung $einrid}3 
überhaupt feine Stiften in Slltlübecf gab. Site SBtcetin im £erbft 1126 Äönig 
^einridj in Slltlübecf auffudjte, fanb er biefe Sirdje bereits bor: Repertum igitur 
in urbe Lubecensi prineipem Heinricum convenerunt — . Qui — viros 
dignissimos coram gente sua magnis honoribus extulit, deditque eis 
ecclesiam Lubeke, ubi tuta secum statione possent consistere et agere que 
Dei sunt 876 ) Slud) bie ©teile coram gente sua fprid)t bafür, bafe bie $ird)e 
ni<f)t 4 1 /« km bon ber SBenbenftabt unb SRefibeng £einrid)3 entfernt lag. SSicelin 



fidj hierin beutlidj bie SBeiuunberung unb Slnerfennung beutfdjen SBefenS au« unb 
5ugleidj ba« Seftreben, ben beutfdjen ©tanbeSgenoffen roenigftenS in biefer Äußer» 

lidjfeit 5U gleiten. ©emifi t)ing biefe Kamengebung jum Seil nyt bem 

Übertritt ifyrer Sräger jum ©fyriftentum gufammen, man tyelt ben nationalen Kamen 
ntdjt met)r für luürbig unb änberte it)n bei ber Saufe". Slnm. 4: „@o tjanbelte 
bietteidjt audj ber Slbobrite Uto, atö beffen flabifdjer Käme uns ^Jri^tgnctü überliefert 
ift". ©. 58: „®3 ift fein 3ufaH, baß in ber fjerrfdjenben Familie ber Sbobriten 
in brei ©enerationen fiefj beutfdje Kamen folgen: Uto, ©ottfdjalf, £>einrid), unb baft 
ju ber Stit, als nadjeutanber brei #einrid}3 in 5)eutfdjlanb fjerrfdjten, audj jmei 
flabifdje gürften biefen Kamen führten". 

87ß ) I, 82; a. o. ©. 162: «IUic (seil, in ber fiapeDe ju Clbenburg) in 
asperrimo frigore inter cumulos nivis officium peregimus. Auditores BUlli 
de Sclavis preter PriMzlaum et paueos admodum. Expletis misteriis sacris, 
rogavit Pribizlaus ut diverteremur in domum suam; que erat in oppido 
remotiori. Et suseepit nos cum multa alacritate, (muftert)aft anfdjaulidj!) 
fecitque nobis convivium lautum. Mensam nobis appositam viginti fercula 
cumularunt». 

876 ) I, 46; a. o., ©. 96. 



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147 

fyitte $>einrid) gefugt unb gefunben, 877 ) alfo mo^l überrafdjt: nrie Ijätte ba ber 
Äönig in ber 4 72 km entfernten beutfcfjen ftaufmannSanfieblung SSiceltn coram 
gente sua magnis hoooribns auSjeicfjnen fönnen! SRein, bie öon ©reimet Ijeran« 
gezogene Äircfjenfragc fpridjt nid)t bagegen, ba| bie SBenbenftabt unb bie SRefibenj 
|>einrid)3 an ber ©djroartaumünbung lag, fonbern bagegen, bafe fie 4 1 /* km bon 
ber Sftrdje an ber ©cfyroartaumünbung entfernt im SHfebufrfje, gegenüber mm ®ro&« 
Sßarin gelegen mar! Sitte angriffe, (Sroberungen unb Sßlünberungen Slltlübette 
finb burdj bänifcfje unb fla&ifdje ©eeflotten, meiftenS burd) flotten ber SRanen 
erfolgt, eine Jatfadje, meiere bie (Sjiftenj einer SBenbenftabt im Stifebufdje aus- 
fd)lie|t. SBie fotten bie Rotten ber meerbefjerrfdjenben SRanen, bie öon SRügen bi3 
9Jormegen fuhren, bie ©djtoartau big ©roJ3«*ßarin Ijaben hinauffahren fönnen; bie 
©djmartau, bie üom gfeefen ©djmartau an lebiglicf) ein 93adj ift. ©djon bis 
Saltenljof Ratten folcfje flotten ntdjt gelangen fönnen, gefcfjroeige benn nad) 
©djroartau! 

211« im $al)re 1138 gürft ^ribijtam in Slltlübecf refibiert, mufe ber an ber 
Slltlübecfcr Äirdje ftationierte Sßriefter e3 mit anfeljen, roie bie gefangeneu Gfyriften in 
bie Snrg eingebracht, mit geffeln belaben unb gemartert werben. SBie ift ba3 
möglief), roenn bie ßirdje, an ber er ftationiert ift, 4 1 /* km öon ber 93urg entfernt 
liegt! $)ie SJanenflotte überfällt 1138 Sllttübecf, weil bie Stauen ifyren geinb 
^ribijlam bort ju finben hoffen. SBie fönnen bie SRanen ^offen, an ber Irnbe 
^ribijlaro mit Schiffen ju überrafdjen. menn feine SRejibenj 4 7* km binnenroärtö 
öon ber Jraüe liegt! SBie fdjon im legten "Jeile erwähnt, roerben oppidum, castrum, 
portus unb ecclesia immer jufammen öou ben ©reigniffen betroffen: nad) ber 
ganzen Srjäfjlung ift e3 auSgefdjloffen, bafe ein Seil Stltlübecf^ 4 V* km Dom anbern 
getrennt geioefen fei! Sei ber erften (Srumfjnung (I, 20) nrirb bie civitas Lubeke 
unb baä cenobium sanetorum virorum canonice viventium jufammen genannt; 
bei ber jmeiteu (I, 34) bie urbs unb bie ecclesia; bei ber brüten (I, 36) bie 
urbs unb ba3 castrum; bei ber öierten (I, 41) bie urbs unb -bie ecclesia; bei 
ber fünften (I, 46) bie urbs unb bie ecclesia; bei ber fedjften (I, 48) bie urbs, 
bie non parva colonia mercatorum, bie ecclesia e regione urbis, ba8 castrum; 
bei ber fiebenten (I, 49) bie ecclesia unb ber locus; bei ber achten (I, 53) bie 
ecclesia Lubicensis; bei ber neunten (I, 55) baS castrum Pribizlavi unb bie 
arundineta; bei ber jeljnten (I, 57) ber portus unb bie civitas: mie ift e3 ba 
möglief), ba£ castrum unb bie urbs 4 1 /* km nörblicf) t>on ben arundiueta, ber 



377 ) Sgl. Slnm. 66, 6. 31. 

10* 



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148 

ecclesia, bem portus, ber coloiria mercatorum, bcr ecclesia e regione urbis 
ju berlegen? 

(Snblid) oertaufdjt Sreljmer in böfligem 93erfennen bet menbifdjen Äuttur» 
berljältniffe bic SRoÖe bcr 3)eutfd)en unb bet Sßenben: bie 3)eutfcf)en, meldte eine 
troefene, roenn möglich Ijolje Sage beoorjugten, rnadjt er ju Setoofjnern mooriger 
9tafenflä<f)en, bie fid) einen SReter über ben Spiegel ber Dftfee ergeben; bie SBenben 
bagegen, bamalS ausgemalte SBafferratten, tote übrigeng nodj fyeute im ©preetoatbe, 
mad)t er 51t SBalb* unb £öljenbemoljnern! SBie ber SRingroaQ an ber ©djtoartau« 
münbung juftanbe gefommen fein mag, menn Ijter feine SBenbenanfieblung, fonbern 
auSfdjliefctid) eine colonia beutfcfjer Äaufleute beftanben \)at, mirb nicfjt näljer 
unterfucfyt; Sreljmer begnügt fid) mit ber Slnbeutung, 878 ) bafe biefer SRingtoaQ bon 
ben — beutfdjen Äaufleuten erridjtet fein fönne! 2)abei ift biefer SBatt mit feinen 
getoaltigen £otjfubfonftruftionen fo ttjpifdj flabifd), als eS nur möglich ift! 

9iad) folgen 3ßaljrnef)mungen !ann man nicfjt umfjin, ber SBreljmerfdjen 
£i#ott)efe noefj weniger ^Berechtigung jujugefteljen als ben Snfidjten, bie Slltlübecf 
ins alte, niebrige ©djtoartau; inS fpätere, relatiö hochgelegene ©djroartau; nad) 
Äaltenljof, bem heutigen Sübecf, füblidj oon ber JremS ober bireft an bie ©eefüfte 
an ber Xratoemünbung oerlegen. 

E. Slltlübecf an ber ©d)toartaumünbung. 

•Jiadjbem im Saufe ber bisherigen Unterfucfjungen burd) Srmä^nung ber 
ardjäologifdjen gunbe, ber geologifdjen SBertyältniffe, ber Urfunben unb aud) ber 
Sljronifen fdjon mieberljolt berSeroeiS geführt toorben ift, ba&Slttlübed: oppidum, 
castrum, ecclesia unb portus an ber öftlidjen ©pifee ber §albinfet jroifdjeu 
©djmartau unb Irat>e, im, bjm. am unb um ben nod) erhaltenen SBurgtoafl 
gelegen f)at, in beffen 3J?itte nod) Ijeute bie mächtigen ©ranitfunbamente beu alten, 
romanifd)en ftapeüe liegen, bleibt nur eine 33efpred)ung ber ©rünbe übrig, bie man 
gegen bie Sttöglidjfeit einer folgen Sage jefet unb früher inS gelb geführt Ijat. 
©ie befd)ränfen fidj ber £auptfadje nad) auf bie allen benjenigen unlösbare 

878 ) 93ret)mer fdjreibt (a. 0., © 6): „3)a bie SEaufleute Sübecf (gemeint ift 
Slltlübecf) nur ^um Aufenthaltsort erforen ^aben, um öon Ijier aus ^anbelSbegie^ungen 
ju ben norbifdjen Sänbern $u unterhalten, fo rnu&te ifjr Slugenmerf oor allem barauf 
gerietet fein, für iljre Slnfieblung einen $lafc auszumästen, an bem fie mit ben 
©djiffen in unmittelbaren SSerfe^r treten fonnten. SIm geeignetften l)ierju mufjte 
iljnen baS 3)retecf erfdjeinen, meines burdj bie ©inmünbung ber ©djloartau in bie 

Iraoe gebilbet mirb and) ließ fid) ^ier als 3ufludjtSort bei broljenben 

©efa^ren ein Snrgftatt errieten, ber, an brei ©eiten fidj ben glüffen anfdjlie&enb, 
einem lanbroärtS üorbringenben geinbe nur eine fdjmale Singriff Sfront barbot". 



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149 

9tötfel aufgebenbe ©teile §elmolb3, bie e3 für auSgefdjloffen galten, ba| Slttlübed 
jmei Sirdjeu gehabt Ijat. 3d| roerbe im jmeiten Jeil biefer Sinleitung in bte 
lübifdje ©efd)id)te ausführlicher ben SRadjmeiS liefern, bafc Slltlübed jmei Äirdjen 
befeffen Ijat: einmal bie alte SBurgfapeÖe, beren gunbamente nod) erhallen finb, 
mitten im S5urgmaD; 879 ) ba3 ift bie Sirdje, bie SSicelin toorfanb, afe er Äönig 
^einridj im $erbft 1126 auffud)te, unb bie iljm bon ^einridj als tuta statio 
übernriefen mürbe; jtoeitenS bie jüngere unb moljl größere ecclesia sita in colle, 
qui est e regioue urbis trans flumen. 2)a3 ift bie Äirdje, Don ber anföeinenb 
ntc^td meljr erhalten ift, bie ältlübed gegenüber am redjten Jraöenufer lag auf ber 
ftattlidjen £ölje ber Jeerljofinfel, bem nörblidjften SluSläuf er be$ Jamalen 3)ilut>ialrüden3, 
ber ftd) üom 3)om ju ft&bed ununterbrochen in einer Sänge öon 5 1 /* km bis Ijierljer 
jieljt, 400 id entfernt Dom ©übranbe beS 93urgroaH$ unb Don ifjm nur burdj bie Jraoe 
getrennt. 880 ) Sßäljrenb bie erfte $ird)e nidjt tum §einrid) Ijerjurüljren föeint, fdjeint bie 
jroeite Äirdje mit bem 93au ibentifd) ju fein, Don bem £elmolb erjäljlt, £einridj Ijätte 
i^n beranlafet (construxerat) unb Äönig Snut Ijätte iljn meinen laffen. 88 1 ) 35afe e$ fidj 



879 ) Sgl. bie «arte unb 2afel IL 

880 ) #eute ift btefer lange 3)iluuialrütfen burd) jmet fünftlidje (Eingriffe 
burdjfdjnitten: einmal an fetner fdjmalften ©teile nörblidj Dom SBurgtor burdj ben 
6lbe«iraoe'Sanal — auf ber ff arte liegt biefer erfte 3)urd)fdjnitt genau nörbltdj an 
ber urbs Crutonis — , jmeitenS fübltd) Don fetner f)öd)ften ©teile, eben ber ftattlidjen 
2lnt)öf)e auf ber fog leertjoftnfel, bte man im ^tntergrunb üom Schnitt VIII ber 
Ausgrabungen auf Safel XIII erblicft. |>ter mürbe 1882 eine ftarfe Shirue ber 
Jraoe burdj einen $urdjftid) abgef dritten, ben fog. 3)urd)ftid) s Jlu6bufd)«9tltlübed 
ber Srabeforreftion: er erfdjetnt auf ber fiarte punftiert, auf ber geologifdjen ff arte 
bargeftellt $te £>öf)e, auf ber f}ter bte Sirene angenommen roirb, beträgt $mar nur 
35—55 gufc, tommt aber trofcbem in ber gan$ ntebrigen Umgebung ftattltdj jur ©eltung. 
Siegt bodj ber SBafferfptegel ber Sraoe, ber bei feiner Stnmünbung in bie Oftfee an 
ber 9?orbermole 19 cm unter bem SKormalnullpunft beS ^eutfdjen Steige* liegt, an 
ber ©^martaumüubung bereite 16 em unter biefem 9ionttalmtltynnft. Sgl. 
B. 368 — 373 einer leiber nod) nid)t üeröffentlidjten „ s 2lbl)anblung" beS Oberbau- 
bireftorS Selber „über bte ©etuäffer", bie urfprüngltdj alö gortfefeung ber üübeder 
SanbeSfunbe üou 1890 gebaut mar 3)odj ift eS nidjt unmöglich, baß infolge beä 
neuen SrabeburdjfttdjS bd ber £>errenbrüde unb ber unauSgefefcten Vertiefung ber 
Iraöe feit 1890 nodj eine geringe Vertiefung beS 3Safferftanbe£ eingetreten ift. 

88 1 ) 1,49; a. o., ©. 102: «Veniens (seil, fianutuö) ergo Lubeke, dedicari 
fecit ecclesiam quam construxerat Heinricus» fomie I, 48; a o., ©. 100: Im- 
petratoque prineipis (btefer prineeps ift ber ältefte ©ofyn Stönig ^etnric^«, 3ürft 
3loentepolc^) favore, misit (seil. Stceltnu^ nad^ |>eturtd)3 ßrmorbung) iu urbeui 
Lubeke venerabiles sacerdotes Ludolfum et Volcwardum, qui $?alutem populi 



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150 

Ijier tatfädjlid) um gtuct Sirenen in SHtlübecf Ijanbelt, läfct fiefy urfunblidj au3 
einem 2)iplom erhärten, ba3, für bie ©efdjicfjte ber Ältlübecfer $ird)e bisher un* 
beamtet geblieben, Don ©girren ate jtueifettoS td)t herausgegeben morben ift. 882 ) 
©3 Ijanbelt fiefj um „eine perfönlidje ßeljntenübertragung" be3 (SrjbifdjofS Slbalbero 
Don SBremen (1123—1148, ögl. §aud IV, ©. 927) „an «icelin, Subolf unb 
biejenigen ©efäfyrten, meldte Hon Qt. 8. Stbalbero mit ber 9Rtffton in Sübetf 
betraut toaren". 3)a bog heutige Sübecf erft 1143 gegrtinbet mürbe, fo Ijanbelt 
e3 fidj bei biefem 3)ij)tom Don 1141 um eine Urfunbe über Stltlübetf, bie jmeit* 
ältefte, ober, falte bie König ÄonrabS III. Dom 5. Januar 1139 gefällt ift, 
bie ältefte aller crimen Süberfer Urfunbeu. 3lu3 biefer Urfunbe geljt Ijerbor, bog 
SSicelin im auftrage unb auf Soften be3 SrjbifdjofS Stbalbero — nostro sumptu 
— in SUtlübecf eine Äirdje erbauen foQte, unb jmar etma nidjt erft 1141, fonbern 
bamatö, afe iljn Slbalbero jum erftenmal nadi) Sltlübed fanbte, mte jmar nidjt 
auSbrüdlidj toermerft mirb, nrie e$ aber au3 bem lenor be3 JejteS Ijerüorgeljt: 
«Eg(> — quam — debitor divinae laudis in mea dioecesi amplificandae 
dilect09 fratres nostros Viceliuum praepositum et filium eius Ludolphum, 
commilitonesque eoruin, ad locum capitalem Slaviae, Lubike videlicet 
direxi, ut ipsi, qui ex nostra commissione in illa parte nostri episcopatus 
verbi Dei praedicandi legationem suseeperunt, ibi etiam Ecclesiam nostro 
snmptn aedificarent.» SSicctin unb feine ©enoffen Ratten alfo ben erjbifdjöflidjen 

curarent. Receptique sunt benigne a mercatoribus, quorum non parvam 
coloniara Heinrici prineipis fides et pietas ibidem conseiverat. Habitaveruntque 
in ecciesia sita in colle, qui (fo, nidjt que, lautet nadj gütiger STOitteilung 
©d)meibler£ bie richtige 2e3art) est e regione urbis trans flumen. S33ie angefidjta 
biefer au^brütflid) üon #elmolb bejeugten favor gürft 3totntepold)% Srefjmer be- 
haupten fann (a. o, @. 8), „bie ©öfjne be8 ffönigö ^einrid)" feien bem ßf)riftentum 
abljolb gemefen unb mürben „in unmittelbarer 9lä^e tfjrer S3e^aufung eine djriftlidje 
Äirdje" nitfjt gebulbet f)aben, ift unbegreiflich, menn man nid)t annimmt, bafe 
Srefymer biefe ©teile ber ©labendjronif entgangen mar unb baft er in biefer 93e» 
ijauptung lebiglidj feine Sßljantafie malten läßt. 

88 2 ) 3ettfd)rift ber ©efetlfdjaft für ©d)le$m.«£olft..2auenb. ©efd), 53b. VIII, 
©. 307/308, t>gl. © 321, Stiel 1878. ©girren fagt: „3)ie Urfunbe ift bisher 
unbefannt gemefen. Einige Sebenfen, meldje fid) ergeben fönnten, finben auäreidjenbeS 
©egengemidjt — . Sin ber Datierung ift nidjtö auSjufefcen; fie geftattet, bie Urfunöe 
mit ©idjer&ett ber jmeiten Hälfte be8 Satire« 1141 $uaufdjreiben. Sludj gegen bie 

3eugen rietet fid) fein 33erbad)t. SBoüenbS einfad) unb unangreifbar ift ba* 

Sßrotofott. 3)ie Urfunbe mtrb um fo etyer für ed)t gelten bürfen Sfce 93c- 

beutung liegt bann, audj abgefeljen Don ber S)t3pofitton, barin, bafj fie 1) ein ertrag« 
lid)e3 SBetfpiel unberbädjtiger Urfunben Stbalberoä bietet" ufm. 



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151 

Sluftrag jur Srbauung einer Strebe in Slltlübecf bereite 1126 ermatten, nidjt erft 
1141, als ba$ 1138 jerftörte SUttübecf nid)t meljr ejiftierte. 

3)a nun naef) bem ebenfo einmanbfreien 3 eu 9 n ^ ^elmolb^ SSicelin beim 
SBeginn feiner magrifdjen 3Kiffion im ©pätfommer 1126, aü er junäcf)ft Äönig 
§einrtd) in Sltlübecf auffülle, in ältlübeef eine Äirdje bereits antraf, bie iljm 
t>on $einrid) ate tuta statio jugenriefen mürbe, finb nunmehr jmei Äirdjen ju 
Stltlüberf nadjgemiefen, beren eine SSicelin 1126 borfanb, beren anbere er jmifdjen 
1126—1138 im Muftrage unb auf Soften feinet (SrjbiföofS erbaute: ba3 finb bie 
ecclesia lapidea infra vallum ©ibo§ unb bie ecclesia e regione urbis trans 
flumen sita in colle $elmolb3. Slud) ber ®runb, meSljalb ber (Srjbifdjof eine 
jmeite Sfirdje ju SUtlübecf erbaut miffen moHte, ift au3 bem lejt ber Urfunbe 
tton 1141 erfidjtlid): ut — Ecclesiam nostro sumptu aedificareut, in qua 
divina mysteria celebrantes ad fidem catholicam et christiauam religionem 
divina annuente dementia incredulos informarent. @3 Ijanbelte fief) alfo 
um eine im großen geplante, ftjftematifdje SÄiffion in Sßagrien, für bie SSicelin 
junt Scgat ernannt morben mar. 2U3 midjtigften ^Begleiter 9Sicelin3 nennen bie 
Urfunbe wie audf) .f)elmolb (gleich beim erften Sefucfje im $erbft 1126) ben 
fiubolf nebft einem gangen ©efolge t)on Älerifern: commilitonesque eorum. 2)en 
3Jiittetyunft für ba$ fo forgfältig geplante Unternehmen, für beffen ©elingen bie 
Wlafy unb btö djriftlidje 93efenntni3 forote bie mofylrootlenbe Slufnaljme Äönig 
£>einriclj3 bie erfreulidjften Sßerfpeftiben eröffneten, follte bie nun auf eigene Soften 
be§ ©rjbifdjofS ju erbauenbe Sirene in Stltlübecf abgeben. $)er Sefife fold) eigener 
Äirdje mochte bem ©rjbifc^of fdjon beSfjalb münfdjenSmert erfdjeinen, um öon bem 
©labenfönig unabhängiger ju fein, als e3 in beffen Surgfapefle ber gaU fein 
fonnte. £e3t)alb, ber größeren Unabljängigfeit falber, baute man bie neue Äircfye 
auef) e regione urbis trans flumen, anbererfeitS bodj nod) im ©ebiete t>on 8llt- 
lübec! unb ber gürftenburg, bem Slltlübecfer JRingmaü fo nalje, bafe Äönig ^einrief) 
ben 9ieubau ftetS erblicfen unb fdjüfcen fonnte. ©3 entfpradj ferner ben SBünfdjen 
unb Sinfprüdjen ber triumpljierenben Sircfje, menn biefe Sirene auf ber tjödjften 
©teile ber meiten, fruchtbaren 9Ueberung erbaut mürbe. Sßie ein ©iegegjeidjen 
be$ aüüberminbenben EljriftentumS erglänjte fie tjoef) oben roeitljin in bie fianbe, 
jum £rofe ber großen ßfyriftenberfolgung Dom 3al)re 1066, gur Hoffnung für eine 
ftegberljei&enbe 3 u t un ft- ^ U( *> anbermeitig im ©labenlanbe baute man bamatS 
neue Sirdjen auf ben §öljen, fobalb fid) fixere 8lu^firf)t auf eine glücföer^eifeenbe 
Sufunft eröffnete. 

SBar bie alte Slltlübecfer Äirdje bie ältefte im ganjen ©latoenlanbe (#elmolb 
I, 34 unb I, 41), fo gehörte bie jmeitältefte $ird)e im SBenbengebiete ber SDiöjefe 



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152 

SBranbenburg an. $ier Ijatte jroifdjen 1109—1111 93ifd)of £artbert eine £otjfird)e 
in bem adjt Kilometer öftlid) öon ber Slbe gelegenen Seifefou txbaut, bie ältefte 
unb bamalS einjige ©otteSftätte ber ganzen 2)iöjefe. Dbmofjl btefe £oljfirdje 
fdjon 1113—1114 burd) eine ©teinfirdje erfefet morben mar, mürbe bereits 1155 
oben auf ber £öf)e aufcerljalb beS JBereidjeS ber untenfteljenben alten SßeterSfirdje 
eine neue JBrudtfteinbafilifa mit bo^eltärmiger Slnlage erbaut, in bejug auf bie 
£öf)enlage genau fo mie borfyer bei ber nod) älteren Äirdje ju SHttübecf. 383 ) 

93eroeifenb ift biefe urfunblid)e -Jiadjridjt aber nodj nid)t: eS märe benfbar, 
bafe 93icelin ben Auftrag jum Äirdjenbau jmar empfangen, aber nidjt ausgeführt 
Ijätte. Mein irgenbmie maljrfdjeinlid) ift eine fold)e 9iidjtauSfüf)rung beS iljm 
gemorbenen SluftrageS um fo meniger, als SSicelim eine befonbere Sorliebe für bie 
Srbauung t)on Stirnen in SBagrien betätigt Ijat: man lefe nur $auj>tS „SJicelinS- 
fircfjen" £aupt jäfyft ©. 167 breije^n SJicelinSfirdjen auS gelbfteinen unb fedjS 
SSicelinSfirdjen auS Riegeln auf. 2)ie 2lltlübetfer Äirdje mürbe mithin bie 3maujigfte 
SBicelinSfirdje in SBagrien fein. Sei foldjer S5autätig!eit ift eS fd)merlid) an* 
junefjmen baft SSiceltn gerabe in 9lltlübed, baS in ber Urfunbe oon 1141 auS« 
brütflid) als locus, capitalis Slaviae bejeidjuet roirb unb baS ben SluSgangSpunft 
feiner ganjen SKiffionStätigfeit bilbete, baS bie SRefibenj beS menbifdjen ÄönigS mar 
unb mo eine Sirdje ju erbauen SSicelin auSbrütflid) beauftragt morben mar, bajj 
SSicelin gerabe in Slltlübecf feine $trd)e gebaut, fonbern fid) mit ber fleinen SBurg- 
fapelle begnügt Ijaben follte: fyat er bod) fo grofce unb ftattlidje ßirdjen erridjtet, 
wie bie ju ©utin, Dlbenburg, Sßlön, OfbeStoe, 9leumünfter unb bor allem bie 
fdjöne romanifdje Sirdje ju Segeberg, nebft bem 2)om ju Sübed, „baS größte unb 
fdjönfte romanifdje Saumerf SßagrienS", ein Urteil $auptS, bem id) burdjauS bei- 
ftimme. (|wupt, ©. 47.) ®eine ber neunjeljn SicelinSfirdjen ift annäljernb fo 
flein unb einfad) im ©runbrifc, roie bie in ber SönigSrefibenj, falls man in ber 
SBurgfapefle ben 35iccltnbau fefyen moHte. ©elbft bie Sirene im benachbarten 
83ojau, bie ^ßfarrftrdje ^elmolbS, bie 93iceliu jmifdjeu 1152—1154 erbaut fjat, 
ift ungleid) gröfeer unb ftattlidjer als bie minjige Slltlübeder SBurgfapelle. 9Jein, 
bie SicelinSfirdje ju Slltlübed, bem locus capitalis Slaviae, beren ©runbbefig, 



38 3 ) Gurfdjmann, Stoffe Sranbenburg, Seidig 1906, S. 74—76, 101, 
108 — HO. gaft in bemjelben ^aljre 1155, in bem bie jmeite, bie $ügelfirdje $u 
£eifcfau erbaut mürbe, mirb bie jmeite ^Sfarrfirc^e im SMStum 33ranbenburg ermähnt. 
3für ben 3nl)alt ber angenommenen, Derloreneit Urfunbe 2otf)arS für Slltlübecf (ügl. 
oben, 5. 96) ift ea intereffant unb uiefleidjt ein ginger^eig, bafe bie 33eftimmungen für 
bie ältefte Seifcfauer fttrd)e, bie oon 1 109, „tfjre 21nerfennung als einige ^farrfirdje ber 
^iö^efe unb Mater aller fünftig ju erric^tenben Sir^cn in fid) fd>Ioffcn". ( x Jl.o., S. 76.) 



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153 

mie tdj ma^rfc^etnltd^ ju madjen gefugt Ijabe, 884 ) einen nid)t geringen leil be3 
UrbefifceS be3 fiübeefer 33i3tum3 ausmachte, muffen mit uns nad) bem Sbenbitb 
ber genannten gro&en umgriffen Sürdjen gebaut benfen, eine Stnnaljme, ju ber 
audj biefer urfunbli^e SRadjmete brängt, bafe fie auf Soften beS ©rjbifd)of8 fetbft 
erbaut werben foHtc. 886 ) 

Sicelin $at biefe $ird)e mirflidj erbaut nidjt blofe erbauen fotlen. S)enn 
SBicelinS unb §elmolb§ S c ^9^nofje unb Ätofterbruber ©ibo, ber fpätere Sßropft 
be3 SReumünfterer SlofterS, erjäljtt auSbrüdlidj: Ecclesiam Bucue veteri fun- 
davit in urbe unb id? Ijabe nadjgemiefen, 886 ) bafe Ijier unter Bucue Slltlttbed 
ju berfteljen ift. gafct man bie Angaben $elmotb3 über bie ecclesia trans 
flumen, bie finntoS mären unb nod) oon niemanbem Ijaben erflärt merben 
fönnen, menn man nur eine Sirene ju Stltlübetf annimmt, ferner bie Slngaben 
ber Urfunbe oon 1141 unb bie jmeifelloS ätttxeffenbe Mitteilung ©ibo3 ju» 
fammen, fo lann e§ feinem 3 tt>c ^f e t unterliegen, ba$ 93icelin ben Auftrag feinet 
SrjbifäofS erfüllt unb ju Slltlübecf eine Äirdje erbaut fyit. 3)a aber SJicetin 
fdjon eine Äirdje bei feiner Slnfunft oorfanb, mufe eS bemnarf) jmei Äirdjen in 
Slltlübecf gegeben Ijaben. S)a ferner bie neue Äirdje, sita in colle, fdjon 
unter #einrid)3 ©oljn Smentepotd) t>on Sßrieftern bemofjnt mar unb Qtotnttpold) 
jroifdjen 1127 unb 1129 ober 1128 887 ) ermorbet morben fein mufc, fo erhält 



884 ) Sgl. oben, S. 104—110. 

886 ) Slud) fonft ift biefe Urfunbe für bie Slltlübetfer SWiffion bemerfenSmert. 
Sie bemeift, bafc äße biejenigen irren, meldje behaupten, Sßicelin fei burdj ©rabifdjof 
Norbert oon SKagbeburg gur ©laoenmiffion berufen morben; fie beftätigt Slngaben 
£elmolb$ über Kamen unb SRifjgefdjid ber Sßrtefter in Slltlübecf; betont fie bodj, 
ba& bie ^rieftet $u Slltlübecf «saepe fere omnibos araissis quasi nudi inde 
profugerunt», baft fie in barbarica regione pericula et temporalia dam na 
erbulbeten, bafe fie trofc allebem in negotio pro Domino suseepto perseverantes 
subsisterent; bafe ber Hamburger Srgbifdjof 1141 Slltlübecf ntdjt ju ber längft ein» 
gegangenen Olbenburger, fonbern $u feiner 3)iö§efe rechnete u. bgl. met)r. 

886 ) «gl. oben, ©. 53—55. 

38 7 ) 34 fomme 511 biefer 3at)l, ^eil fiönig £einrid) am 22 9Rära 1127 
ermorbet morben mar. 5)er 9iad)folger feinet fpäter gleichfalls ermorbeten ©ofjneS 
3mentepoldj mar fiönig fimit. 3113 fiaifer 2ott)ar ba$ ©laoenreid) mit ber fiönigfrone 
an finut oerlte^en fjatte, ftarb ©raf Slbolf ü. £olftetn (£elmolb I, 49). $a Slbolf am 
13. SRooember 1129 ftarb, mu& 3mentepold) t>om 22. 3Hära 1127 bi* fyäteftenS 1129 
regiert Ijaben. SSityelm S3ernf)arbi fdjetnt ben ^Regierungsantritt finutS als fiönigS be£ 
Slaoenreidjeä r/ frül)cftcn^ " in ba3 3at|r 1 128 ju oevlegen (Sot^ar ü.Supplinburg, ©. 397), 
eine Datierung, bie $u meinem „fpäteftenS 1129" gut ftimmt. 3°ff^ f^fet ben StegierungS* 
antritt SnutS att rex Slavorum im 3a^r 1128, ügl. oben, S. 100, Slnm. 252. 



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154 

man als bie Seit, in ber bie jmeite, bie 9Sicelin3firdje ju Slltlübed, erbaut morben 
ift, bie Saljre t>on 1126—1129 ober 1128. £ierju pafet ausgezeichnet bie Sttacfjridjt 
£>elmolb8, bte S?ird)e fei unter 3mentepolcf}3 9ladjfolger, Äönig Sfctut, gemeint 
morben. SHIcrbingö fagt #elmolb nieftt, bafe ©rjbifdjof Slbalbero, fonbern bafc 
$önig ^einrirf) biefe $ird)e erbaut Ijabe, aber e§ tft benfbar, bäfe aud) §einrid) 
jum Sau ber neuen, ftattltcfjeren Sirene in feiner SRefibenj beigetragen Ijat, roa^r- 
fcljeinlicf) ben größeren leil ber Soften, benn bie frönen ©olbfunbe ju 2tltlübecf 
unb ©a£0§ @rjäf)tungen über ba8 bänifdje (Srbe £einrid)g machen e3 mafjrfcfjeinlidj, 
bafe $euirid), ber jubem früher manche SBifingerfafjrt ausgeführt Ijatte, über reiche 
SRittel gebot, ©o mürben fomoljl §elntolb mie bie Urfunbe ber SBaljrljeit geregt 
merben. 

2)afe man fid) biefe jtoeite Stlttäberfcr Sirdje als einen größeren 93au öor- 
aufteilen tyat, gefjt nidjt nur aus ben bargelegten ©rünben fjertoor, fonbern and) 
aus ber Slngabe ^elmolbS, bajj bie, roie mir gefeljen l)aben, an $ßerfonenjaf)l nitftt 
ju geringe ©eiftlicfyfeit in biefer ^ügelfirdje moljnte, eine Sftöglidjfeit, bie bei ber 
flehten SurgfapeUe auSgefdjloffen mar. 9Kan mirb fiefj biefe ^rieftermoljnungen 
als 2lnne;re jur Sirene ju benfen fjaben, roie fie ftd) in Älofter- ober jumeilen auef) 
in Jtoflegiatfirdjen finben. 9lud) bie Mitteilung ^elmolbS, bafe fid) bie sacerdotes 
incliti burd) eine jmeite Äirdjentür gerettet Ratten, als bie SRanen burd) bie anbere 
in bie Äirdje fyineinbrangen, 888 ) fprid)t für einen nidjt all juf leinen 95au: bie JBurg* 



888 ) $>elmolb 1, 48: «Habitaveruntque in ecclesia sita in colle, qui est e 
regione urbis trans flumen. Nee longum tempus effluxit, et ecce Rugiani 
urbem vacuam navibus offendentes, oppidum cum Castro demoliti sunt. 
Sacerdotes incliti, barbaris unam ecciesie ianuam irrumpentibus, per aliam 
elapsi, beneficio vicini nemoris salvati sunt». 5)ie Sfjronif ber norbelbifdjen 
Sadjfen berichtet über biefe Vorgänge (a. o., ©. 60): „3)e prefter moneben bt ber 
ferfen, bebe lad) up beme berge, be iS ouer be Irauene. Silicat lange t\)t barna 
bo quemen be kutaner unbe anuedjteben be ftat Subefe, be bo lebbidj maS, unbe 
uorftoreben to fdjepe bat mifbelbe nt^b ber bordj. 3)e erbaren prefter, alfe be 
utgenbe quemen in be ferfen, ut ber anberen bore ulogen fe in ben bufdj." 3>m 
Chronicon Slavicum, quod vulgo dicitur parochi Suselensis, herausgegeben toon 
SaSpetyreS, fiübeef 1865, ©rite 47, Ijetfct eS in pars 1, Sap. 17: «Habitaveruntque 
Ludolphus et Volchardus in ecclesia sita in colle, quae est trans flumen. 
Non longe post Rani urbem Lubic cum oppido demoliti sunt, navibus 
properantes: sacerdotes evaserunt, in nemoribus se oecultantes». 3)a3 
Chronicon Holtzatiae, auetore Presbytero Bremensi, berichtet fiap. 13 (a o. 
©. 27): « — constituit sanetos viros Ludolphum et Wolehardum, qui salutem 
populi procurarent. Tarnen ob barbarorum furiam, non diu post urbem 
antiquam Lubeke cum Castro destruentes, antedicti sacerdotes Dci Faldore, 



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155 

fapefle befafe, anfdjeinenb nur einen Gingang, unb jmar an ber rituell 
öorgefdjriebenen Stelle, im Sßeften. <3cf)tie§ltd) bemeift aud) bie Mitteilung, 
bie Sßriefter Ratten fid) burd) bie jmeite Äirdjentür in ben benachbarten 
SBalb gerettet, bafe e§ fid) ^ter unmöglich um bie SurgfapeDe tjanbeln fann. 
®enn ber 9tingmall, innerhalb beffen bie SBurgtapeHe lag, befanb fid), mie nad)- 
gemiefen, 880 ) auf einer 3nfel, bon ber fid) bie Sßriefter um fo meniger burd) ba3 
beneficium vicini nemoris Ratten retten fönnen, als ber nädjfte Sßatb eine gute 
SSiertelftunbe entfernt liegt, ba bie ganje $albinfel, mie bargelegt morben ift, 390 ) 
nur üon Sßeiben unb SBtcfcn eingenommen mürbe Ratten fid) alfo aud) bie s J$riefter 
burd) einen Äaljn ober mie ifyr s Ämt3bruDer in ben -Nibelungen, „ber arme pfaffe," 
burd) ©djmimmen auf bie lange Jamale $albinfel smifdjen £raöe unb ©djmartau 
gerettet, fo mürben fie bod) beim Saufe über bie lange SBeibenftrede t>on ben 
naturgemäß fdjnelleren Kriegern eingeholt morben fein, bie e3 gerabe auf iljr Seben 
abgefeljen Ratten: sacerdotes a piratis quesiti, ut interficerentur. 3)er lange 
3)ilutrialrüden bagegen, ber Don ber $ügelfird)e bis ju ber ©teile beS fpäteren 
Sübecfer $)om3 t)inftreid)t, mar bamate jmeifelloS bemalbet, mie er e3 nod) Ijeute 
gerabe an ber ©teile ift, mo idj bie §ügelfird)e fudje, fo bafe fid) bie erfdjrodencn 
^ßriefter unmittelbar au3 ber ^ügelfirdje in fein fdjfifeenbeS 3)idid)t flüchten fonnten. 
S3eim britten Stanenüberfall im Satjre 1138 fd)einen bie SJaneu ben SHrdjenljüget 
an einer anberen Stelle erflommen ju Ijaben, fo bafc fie fid) ber Sirdje öon Often 
ober gar ©üboften näherten unb bie Sßriefter nunmehr nidjt nad) ©üben in ben 
SBalb, fonbern nad) Sßeften In ba% ©d)ilfbidid)t flüchteten, in bem fie fid) nad) 
©ibo big an bie Oljren im Sßaffer verbargen, bis bie 9ianen abgejogen maren 
9Wit biefer §ügetfird)e mirb bie non parva colonia beutfdjer Äaufleute öer- 
bunben gemefen fein, meiere fid) jmar neben bem öurgmall, aber bod) abgefonbert 391 ) 
t>on ben ©laöen befunben fcaben mirb, ma3 am beften erreidjt mürbe, menn bie 



Nouum monasterium reuiserunt». £elmolb$ 3 e itgenoffe ©ibo enblid) gibt in fetner 
epistola f olgenbe anfdjaulidje ©djilberung, bie atterbingä nid)t gang auf biefen jmeiten, 
fonbern tetlmeife erft auf ben britten Stanenüberfall öom 3afjre 1138 pafct, bei bem 
fid) bie Sßriefter im Schilf Derbargen, bie batjer ©in^eljüge aud bem jmeiten unb britten 
Überfall vermengt ju tjaben fdjeint, a. o, @. 176: «Sacerdotes a piratis Lubeke 
quesiti, ut interficerentur, declinantes interitum, in densitate arundineti mersi 
in aquis usque ad aures delituerunt et post discessum latronum venientes 
Bishorst (eine abfidjtüd) falfdje Angabe SiboS!) salvati sunt». 

88 9 ) Sgl. oben, @. 116—121. 

89 °) Sgl. oben, ©. 71 unb © 93, 2lnm 238. 

891 ) «bgefonbert au« ben ©rünben, meldje Sßifyelm Sreljmer übergeugenb 
geltenb madjt, a. o., ©. 7 — 8. 



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156 

beutfdje Äolonie am rechten Jratoeufer gelegen Ijätte. 392 ) S33ar e3 äljnlid) boefj 
and) urfprünglid) im benachbarten SKecflenburg: in ffiiSmar, ©üftroro unb SRoftocf 
geroefen, cbenfo im benachbarten SBagrien, wo Slltenfrempe nörblid), 9teuenfrempe, 
ba3 heutige Sfteuftabt, füblicf) üon ber breiten Sremper 2tu liegt. 893 ) 3)emnad> 
wirb man fid) bie ©ieblung Slltlübecf etwa alfo ju benlen Ijaben: im JBurgwaH 
ba3 Castrum, weftlid) toom JBurgmall ber portus, weftlidj Dorn portus auf ber 
langen 3)itubiaUjalbinfel ba§ eigentliche oppidum, bie SBenbenftabt, bie ftdj nad) 
SBeften unbegrenzt ausbeizen fonnte unb füblidj Dom Surgmall, auf bem redjten 

392 ) ©djon 1840 fudjt 3)at)lmann (©efdjtdjte öou $äuemarf I, ©. 207) bie 
non parva colonia in „ber nädjften 9iäf)e ber feften 3fürftenburg". 5)ret 3af)re 
fpäter üerlegt aud) ein foldjer Senner ber menbtfdjen iäefdjidjte wie Submig ©iefebredjt 
(II, ©. 211) bie Slnfieblung ber beutfdjen Saufleute bidjt neben bie SBenbenftabt: 
„bie fidj unter ben SBenben nieberliefcen". SlbermalS fieben Safjre fpäter fpridjt 
SBarttjolb, ber überhaupt mand) treffliche SBafjrneljmung gemacht fyat, e$ bireft aus, 
baft bie „Slnfieblung beutfdjer Saufleute auf bem $>ügel jenfeitö beS Sluffed wofjntc", 
(®efd)id)te ber beutfdjen ©täbte, Seipjig 1850, 93. I, S. 229): ber cinjige Slutor, 
bei bem idj biefe Ortsangabe gefunben fjabe. 

898 ) 9Iud) bie übrigen Duellen beweif eu, ba§ bie beutfdje Solonie unb bie 
SSenbenftabt nidjt, wie Sreljmer behauptet, mehrere Silometer öoneinanber getrennt 
waren, fonbern unmittelbar nebeneinanber lagen.. Sieben £>elmolb maftgebenb ift 
aud) fjier ber 93erid)t feinet 3eitgenoffen ©ibo, ber in feiner epistola (a. o, @. 176) 
fdjreibt, bie Saufleute Ratten ifjrc 9lnfer unmittelbar neben bem 9?ingwall geworfen: 
mercatores mereimonia sua incolis deferentes anchoras suas jeeerant ad 
municionem Henrici regis Slavorum. 9lud) a\\& Saxo Grammaticus geljt t)er- 
üor, bafc 2lltlüberf tetneSwegä bloft au£ bem castrum beftanb, fonbern aus mehreren 
©cftanbteilen fidj aufammenfefete. $>elmolb jäf)lt nebeneinanber auf: bie urbs mit 
bem familiäre contubernium be£ Sönigä (I, 41, © 89), bie urbs mit ber non 
parva colonia üon Saufleuten (I, 48, ©. 100), in bemfelben Sapitel läßt er bie urbs: 
oppidum cum Castro umfaffen. SBieberum an anberer ©teile (I, 55, ©. 111) 
untertreibet er castrum et circumiacentia fowie bie arundineta. fd)tieglic^ (I, 57, 
©. 118) bie civitas et portus. ©ibo nennt (a. o, ©. 176) bie municio Hinrici 
regis mit einem SBaU unb einer ecclesia lapidea infra vallum, ber Presbyter 
Bremensis (a. o., 3. 27) bie urbs antiqua cum Castro, ba£ Chronicon 
Sclavicum parochi Suselensis: bie urbs cum oppido, bie Sfjronif ber norbelbifdjen 
©adjfen läßt be ftat Subefe umfaffen „bat wifbelbe rnqb ber bord)" (a. o, ©. 60). 
yiadt) biefen Duellenangaben t)at fid) bie ©tabt 9lltlübetf, bie urbs ober civitas 
Lubeke, au% öier |>auptteilen aufammengefefct, bie an ber ©djmartaumünbung 
lagen, am rechten Ufer ber Schwartau, ferner am linfen Unb rechten Ufer ber 2raüe: 
1. au$ bem Castrum auf ber fünftlid) (ügl. oben, © 116 — 121) jur 3>nfel gemachten 

Cftfpifce ber |>albinfel awifdjen Sraoe unb Schwartau, beftefyenb au3 einem 

SRingWaU, ber in fid) fd)lofj t>a£ familiäre contubernium be^ gürften^aufeö 

unb eine 83urgfapelle, bie ecclesia lapidea Sibo^; 



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157 

Jraüeufer, möglidjermeife mit ifym burd) eine £o(jbrücfe t>erbunben, bie non 
parva colonia ber beutfd^en ftaufleute mit iljrer ecclesia e regione urbis trans 
flumen sita in colle. 2)ann märe ber SRingroall im ©üben unb SBeften öon 
©iebtungen umringt gemefen. 3)er 9luSgrabungSberitf)t mirb beroeifen, bafc fomotyt 
jenfeite ber £rat>e im ©üben beS SurgmaüS als aud) bieSfeitS ber Srabe im 
SBejien beS SBurgmaKS jaljlreidje unb mannigfache gunbe gemalt roorben finb. 
©egenftänbe, bie unbebingt einer beutfdjen Kolonie Ratten jugemiefen merben muffen, 
finb atlerbingS nidjt gefunben morben: begreif lid) genug, bei bem furjen Stlter 
biefer Kolonie! dagegen finb ftarfe Ijöljerne Sßfäfyle, bie in langer Sieilje in reget* 
mäfngen 3lbftänben tief unten gefunben mürben, als ber ermähnte 2)urdjftid) 
9?ufjbufd)»9lttlübecf ausgegraben mürbe, berfdjiebenerfeitS für Überrefte ber ermähnten 
Srücfe gehalten morben. 894 ) 9tudj bann, menn meine 33emeiSfüljrung, SUtlübecf 

2. aus bem portus, meftlid) Dom SRingmatl, einem Äanal jroiföen Sdjmartau unb 
Sraüe, ber bie Dftfpifce ber £albmfel tünftlid) aur 3nfel machte. Slufcer ben 
®. 116—117 für bie elften} beS portus im SBeften beS SurgmallS geltenb 
gemachten ®rünbe fei auf bie Slnfidjt SBillj SernfjarbiS Ijingemiefen (3at)rbüdjer 
ber beutfdjen ©efdjidjte, 2ott)ar ü. ©upplinburg, Seidig 1879, @. 542, 2lnm. 
39), bog berufen SUtlübecf* tiieüeic^t 1134 in einer Urfunbe 2otf)arS ermähnt 
morben fei. SBenn bagegen Lerbeke (Hermanni De Lerbeke Monachi 
Dominicani domus S. Pauli Mindensis Chronicon comitum Schauven- 
burgensium, tjg. tmn #einr. SReibom, Francofurti 1620, S. 13) vetus portus 
et civitas Lubeke ermähnt, fo fcfjreibt er nur §elmolb budjftäblid) ab. Slu&er- 
bem merben $um portus gehört fyaben bie beiben Sraüeufer füblid) üom Stingmatl; 

3. aus bem oppidum, ber eigentlichen SBenbenftabt, meftlid) oom Sanal, gleidj« 
falls $mifd)en Sra&e unb ©djmartau; 

4. auS ber non parva colonia ber beutfc^en Äaufleute am rechten Iraüeufer 
mit ber ftattlidjen $ügelfirdje; 

5. bietteidjt aus einer £ol$brücfe, bie baS rechte unb linfe Sraöeufer üerbanb, 
füblid) tmm 9tingmaH. 

3)ie ©jiftenj foldjer berfdjiebenen Seftanb« ober Stabttetle fdjeint bie ermähnte 
Angabe bon ©ajro ©rammaticuS $u berraten, ber gelegentlich eines bänifdjen Über- 
falles burdj ffnut baS castrum unb bie bemotjnten ©tabtteile, culta ceterae regionis 
unterfdjeibet (MG. XXIX, @. 73, 3*ile 50): «Kanutue — ad Henrici munitionem 
pervenit. Ille tarn subitae irruptionis incautus, nee arma capere nee se presidio 
tueri parat, sed protinus vicinum menibus flumen equo attemptans, unico 
aquae interstitio hostem fefellit, laetatusque est, quod salutem suam amni 

quam oppido credere maluisset Tunc Kanutus prios castrum, deinde 

ceterae regionis culta vastavit». 

894 ) ®a eS nod) lange bauern fann, et)e ber ben 9luSgrabungSberidjt entfyaltenbe 
jroeite leil ber ©inleitung erfdjeinen fann, fid) eS jubem im folgenben t)ter um einen 
fd)on veröffentlichten 33erid)t, ben Seridjt «rnbtS tmn 1882 Rubelt (3tfd)r. b. 25. 



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158 

Ijabe eine öor unb eine öon SSicelin erbaute Äirdje befeffen, erftere fei bie Keine 
93urgfaj)elle, le&tere bie ecclesia traus fluinen, als nid)t gelungen angefeljeu werben 
jollte, fo ift eS bodj, wie bargetegt (ögl. oben, ©. 144 — 148), nadj ben Queflen« 
nad)rid)ten nid)t jufäffig, SBenbenftabt unb castrum in einer anberen ©egenb 
anjunefjmen als ba, mo nod) fjeute bie Äirdjeufunbamente mitten im Söurgmafle 
erhalten ftnb: als an ber ©djmartautnünbung. 

Slnbere Sinroänbe gegen bie itoge ber SBenbenftabt Slttlübed an ber 
©cfymartaumünbung als bie |)elmolbftelle über bie ecclesia trans flumen finb 
niemals geltenb gemalt morben, aufgenommen bie bereits ttriberlegte SBefyauptung, 
für eine SBenbenftabt Ijabe ber Sßlafc auf ber £albinfel nid)t gelangt, eine SBefjaup' 
tung, bie oon irrigen Slnfidjten über ben Umfang unb bie Sebeutung einer 

f. ß ©efd). IV, @. 156), fo feien bie mid)ttgften, ba« red)te £rat>eufer bei »lt* 
liibetf betreff enben Stellen biefeS Sendete« mieberfjolt: „ßunädjft bem fjtuffe mar 
ein auSgebefynteS, etma 200 m breites fumpfartigeS SBiefenterrain, bem fid^ bann 
bie bebeutenben £ö^cn (15,5 m Ijöfjer als ber SBafferftanb ber Sraoe) anfdjloffen. 
SBäfjrenb bei ben arbeiten in ben fanbigen £>öf)en aud) nid)t baS ©eringfte gefunben 
marb, bot baS SBiefenterrain beS ^ntereffanten befto me^r. SBie auf ber betgegebenen 
Sorte laf. I erfidjtlidj, ge^t eine gan$e fftei^e ^ßfäfyte F bis G üom feften Ufer 
in ber Stiftung auf Slltlübecf $u bis an bie Xraoe, fo bafj biefelbeu jn einer 
Srürfe gehört Ijaben fönnen. 9lfle Sßfäl)Ie Ratten eine mit fdjjarfen Snftrumenteu 
fjergefteUte ©pifce unb maren oben angebrannt; fie beftanben aus SBirfen*, Suchen«, 
©rlen», Jttfjten« unb @idjenf)ol5, meld) teueres nidjt runb, mie baS übrige, fonbern 
nur feitfid) behauen mar. 2)ie ^ßfäfjle famen unter einer 75 cm biefen SRoorfdjidjt 
gum Sorfdjein unb ftefjen nod) etma 2 m tief im 9Koor. Weben unb $mijd)en ben 
^fäfjlen lag eine äRenge fdjmädjereS §01$ unb SReifig. teils oerfofjlt, teits ftarf oer» 
fault 2tn Dielen ©teilen fanben fid) reidjlidje Äofylenmaffen $mifdjen Sefjm unb 
fauftgrofcen, geflogenen ©ranitfteinen. 2Bir Ijaben f)ier alfo bie ^perbfteßen öon 
SBoljnungen. Set bem fünfte H fommen fet)r öiete Stnodjen, namentlich öom ©djmcin, öor, 
fotoie ©oljfpäne, fjartgebrannte Sefymbroden öon SBanbbemurf, $atj(reid)e Stbfäüe 
Hon feinem £eber, ftafelnußfdjalen unb ©gerben öou £öpfergcftf)irr mit ber 
Cmameutif Hon Slltlübecf. 21udj fanben fid) $mei Ijalbüerbrannte ^öl^erne 
runbe ©egalen, ein {ferner ©riff mit eingeritten SSerjierungen, ein $ammbrettftein 
unb eine bünne bronzene Heine ©djale, bie burdjj bie ^>t^e beS geuerS fjalb auf« 
gerollt mar. 2(m redjten Ufer bcS neuen $urd)ftid)S bei J, ba mo bie lorfmiefen 
aufhören unb ber fefte ©anbboben beginnt, mürben ebenfalls mehrere ^erbftätten 
gefunben, auS einer Unterlage öon fauftgroßen ©ranitfteinen beftefjenb, über meldjen 
erft eine ©cbidjt Sohlen, bann eine 30 cm bide Sage fiefjm, jule&t abermals eine 
©djidjt ©teine lag. 3 n ber 5Wäf)e mürben brei ^anbmü^lfteine öon etma 50 cm 
®urd^meffer gefunben. 9lm linfen Ufer beS neuen 3>urd)ftidjS, etma ber oorermei^nten 
©teile gegenüber, fanben fid) bie ©gerben einer ttrue mit ben Cntamenten Hon 
SUtltibetf, fomic eine Sltttt an& jmei &tftätn, beren ©lieber aus gemunbenem 
©ifen mit Öfen an bem 6nbe beftanben; an bem einen ©nbe ber ffette maren 



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_ 159 

roenbifdjen urbs ober civitas auägeljt, 395 ) unb aufgenommen einige (Sinmenbungen 
93reljmer3, bie fid) als brei ©egengrünbe jufammenfaffen tafjcit. 

Stemmer behauptet, ba3 Sßiefengelänbe an einer SBafferftrafje fjabe nid)t für 
bie SBenben jur änfteblung gepafet. „3Me SBenben", fagt er, „mußten einen 
mitten im fianbe — gefdjfifcten $öljenrüden beoorjugen." Sie mufften, „ba fie 
fid) oorneljmtid) tum Sltferbau ernährten, barauf 33ebad)t nehmen, bafi ber Drt 
iljrer SWiebertaffung nadj allen Seiten tum 2ldern — umgeben fei". #ätte ©refjmer 
redjt, fo mürbe allerbingS Slttlübed an ber ©cfcmartau unmöglich fein. Allein 
Sreljmer folgt aud) f)ier lebiglidj feiner Sßljantafie anftatt ben Quellen, bie ba3 
©egenteit fagen. @& ift fd)on bargetegt roorben, mie nad) $elmolb3 eigenen 
SBorten bie battifd)en SBenben ben Slderbau gänjtid) üernadjläffigten, um jeberäeit 
iljrer Steigung für ©djiffaljrt unb Seeraub frören gu fönnen, unb mie fie nidjt 
auf üjren ©runbbefifc, fonbern ehtjig nnb allein auf iljren Sefife an ©djiffen 
SBert legten: «ut omissis penitus agriculture comuiodis ad navules excursus 
expeditas semper intenderint manus, ankam spem et divitiarum summam 
in navibus haben tes sitain». 896 ) Sbenfo ift bargelegt morben, bafi bie SBenben 
nid)t |>öljenrool)ner, fonbern ©umpf* unb SEBafferanrooljner roaren, bafe fie ben 
#öljen unb SBälbem gerabeju au3 bem SBege gingen. 3n Söljmen unb ©d)lefien 
mie im ganjen 33ereid)e be3 battifdjen §öf)enrüden3 öermieben fie burdjroeg bie 
£figet, Kochplatten unb SBälber nnb fiebelten fid) au3fd)liefjlid) in ben tiefften 
SRieberungen, an gtüffen, ©^n unb Sümpfen an. iRodjmate fei auf bie tefeten 
beutfdjen SBenben, bie in ber Saufifc unb im ©preemalbe, fjingeroiefen! 897 ) 

offene $afen, unb üon ber anbern Seite ein flauer SRing mit eiuent £od) jur 

Sefeftigung an einem £0(3. Sieben ber Urne t)atte ein ©felett gelegen." 

896 ) Sgl. oben, ©. 140—142. ©elbft 3of). ö.Sdjröber (t>. ©gröber unb #erm. 
Siernafcfi, Xopograpljie ber Herzogtümer ^olfteiu unb Sauenburg, beä gürftentumä 
Sübetf unb beS ©ebteteS ber freien unb #anfeftäbte Hamburg unb Sübed I, ©. 163, 
1855), ber bie Sage 2lltlüberf£ richtig angibt, oermag fid} nidjt frei öon bem Saturn 
ju galten, beutfdje ©tabtberfyältniffe auf eine alte SBenbenftabt $u übertragen, inbem er 
fagt: „63 fann auf btefer ®rt)öf)ung (ber roefttidjen £>albinfel) fdjmerlid) meljr alä eine 
Straße Sßlafc gehabt tjaben". Slud) l)ier trifft SBartljolb ba« SRidjttge, menn er öon ben 
„geringen SBoljnftätten" 8lltlüberf3 fpridjt (©efdjidjte ber beutfdjen £anfa, Seipjig 1854, 
t ©. 118). Übrigens mürben auf biefer $albtnfel mehrere ©tragen s #la& gehabt fyaben. 
896 ) Sgl. oben. ©. 93/94 unb Slnm. 241. S)te angeführte ©inmenbung 
93reljmer3 ftcfjt a. 0., ©. 8. 

397 ) Siet)e oben, ©. 10 unb 71. — 3Ran ögl. Knüll, a 0, ©. 81: „$iefe 
beiben ©ö^enjüge (Knüll fprtdjt 00m battifdjen unb farpattjifdjen Sanbrüden) fteHen 
bie ^auptgruppen beö oon ben ©laoen unbefiebelt gelaffenen 33oben£ bar unb bon 
i^nen am erftreden fic^ bann ober e3 finb i^nen abgefonbert borgelagert meitere 
unbeftebelte ^ö^en jmifc^en ben glu&tälern beS benachbarten SanbeS. 2)tefe £8Ier 



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160 

93on bem ^weiten (Sinwanb fflreljmerS ift fdjon nadjgcwiefen worben, bafc 
aucf) fyer gerabe ba3 ©cgcntcit üon bcm bei ^elmotb fteljt, tüa^ 33reljmer behauptet, 
©refjmer fagt, bic ©öfyne Äönig §einrid)3 fjätten ftd) unfreunblid) gegen ba3 
ßljriftentum üerljatten. £elmolb rüfjrnt bagegen ben favor 3mentepold}3 gegenüber 
bem Sljriftentum unb bic moljlwollenbe Aufnahme ber Sßriefter gu Slttlüberf wäljrenb 
ber furjen SRegierung ,3wentepold)3. 898 ) SBenn 33reljmer fagt: „Wuif) ift e3 nid)t 
anjunefjmen, bafe bie ©öljne be3 ÄönigS $einrid|" ber Äirdje „fogar bie üornefymfte 
©teÜe in ber 9Kitte ber 93urg belaffen Ijaben werben", fo möchte idj gegen ©reljmer 
einmenben, bafc e3 ftd) bei ber unter gwentepold) ben ^ßrieftern eingeräumten Stirere 
niebt um bie alte 93urgfapelle, fonbern um bie neue Äirc^e trans flumen fjaubelt, 
forote ba$ bie alte SBurgfapefle als ein Sinnes ber gürftenburg in Ältlübecf 
angefeljen werben mu&: waren boef) Qrventtpold)^ SSater |>einricf) unb fein ©rofj« 
fcater @ottfcf)all öon Sugenb an im ©ljrtftentum auferjogen worben! SBenn 
.ßwentepold) ber alten SBurgfapelle nidjt „bie oorneljmfte ©tefle in ber 3Kitte ber 
S3urg belaffen" wollte, fyätte er fie nieberreifeen laffen muffen. (Sine foldje 
^anblungSmeife l)ätte aber nidjt nur ju ben Srabitionen feinet £aufe$ in unoer« 
einbarem 3Biberfprud)e geftanben, fonbern ifym aud) bie Unterftüfcung burd) bie Äirdje, 
bie l)olfteinifd)en ©rafen unb bie fäcfjfifdjen £erjoge entzogen: auf bie Unterftüfcung 
biefer brei gaftoren fyat fid) aber ba3 ju Slttlübed refibierenbe gürftenfjauS 
3wentepold)$ immer befonbcrS eifrig bebadjt gejeigt! 

©nblidj behauptet SBrefjmer: l)ätte ficf> bie ®ird)e im castrum befunben, „fo 
war innerhalb ber Umwallung fein SRaum üorfyanben, auf bem ba3 |)au3 be3 
menbifdjen ÄönigS mit feinen jweifelSoljne auSgebeljuten Stauungen unb SBirt* 
fd)aft3gebäuben \)ätte fteljen fönnen". 2lber aud) mit biefem ©nwanb gefjt Öre^mer 
feljl! ©inmal überträgt er aud) fyier irrtümlich bie SJorftellung beutfdjer aBerljält* 
niffe ol)ne weiteres auf bie ©lauen, aber mit Unrecht! |>elmolb erwähnt fo ein 
menbifdjeS gürftenfyeim, unb jwar bagjenige in ber alten ^auptftabt SßagrienS, ju 

bagegen ftnb entweber bie einjigen bewohnten Webtete ober, häufiger, bie S^ntren 
ber Sefiebelung. demgemäß fonjentrteren fidj nörbltd) beä balttfdjen ^ö^enjugeä 
bie Drtföaften um bic Safer ber $raöc, ©tepenitj, Sfabegaft, ba$ Xalbetfen be£ 
©djwertner 6ee£ unb feine nörbltdje gortfefcung, baS ber Sßarnow, unteren SRccfmJ, 
Sartre, Irebel, ^ßeene, Udter unb unteren Ober. Snütl fyätte nod) tjinjufügen fotlen: 
ber Soffau (bei Sütjenburg), ber Sremper 91u (bei ifteuftabt), be« fogenannten Dlben- 
burger ©rabenS (bei Dlbenburg in SBagrien), be3 planer ©eeö. 3fe^t wirb e£ auc^ 
flar, weö^alb Sablube! unb ©ogudjwal gerabe in ber Kenntnis ber glüffe unb 
SSäd^e fo brillieren (ogl. oben, © 11); weätjalb fic^ bie flaoifc^en ©tämme fo über« 
rafc^enb t)äufig gerabe nadj ben ©ewäffern nannten (ügl. oben, ©. 10)! 
898 ) Sgl. oben, 2lnm. 381, ©. 149. 



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161 

Dlbenburg. @r folgt perfönlidj mit feinem ©ifdjof ©erolb einer (Sintabung be3 
1156 ju Dtbenburg refibietenben gö^fan SßribiSlam am (SpipljaniaSfefte unb ba 
begegnet er ben alten flabifdjen ^firftenft^ be3 regulus (I, 83) Pribizlaus nur 
aU bie domus sua, que erat in oppido lemotiori (I, 82) S3eibe genießen 
jroei Sage unb jmei 9iäd)te bie ©aftfreunbfdjaft be3 regulus, bie |>etmolb nid)t 
genug rüljmen !ann. Slber ber einzige Sup$, ben er im $aufe be$ dürften finbet, 
ift mdjt bie ©eljaufung unb iljre ©röfce ober SluSftattung ober ber Umfang i^rer 
SBirtfdjaftSräume, fonbern bie reid)lid)e ©efefcung ber Jafel: 20 ©erid)te 
cumularunt mensaml 9Son ben üppigen Üafetfreuben ber ©laben ljören mir aud) 
fonft nodj: bieSBenben maren eben ftar! auSgebilbete SWaterialiften, bie eine öofle lafel 
einem mol)ntid)en |>eim üorjogen, mie fid) nod) Ijeute jeber überzeugen fann, ber 
in Söljmen beutfdje unb cjedjifdje ^Häufungen ju dergleichen in ber Sage gemefen 
ift, unb gerabe fo fteljt eS nodj Ijeute in Sßolen! SlHein fetbft menn ber ftürftenfyof 
ju Ättlübed nidjt blofc, mie mafyrfdjeinlid), au3 einer fdjtidjten domus beftanben 
Ijätte, fonbern, mie SBreljmer behauptet, „sroeifelaoljne auSgcbeljnte Stallungen unb 
SBirtfdjaftSgebäube" umfafct Ijätte, fo mürbe bod) jmifdjen ßtrdje unb SBurgmaH 
meljr als genügenber Staunt für foldje (Stallungen unb SEBirtfdjaftSgebäube 
imrljanben gemefen fein, Sag bod) bie eigentliche Sßenbenftabt, ber portus unb 
bie beutfdje colonia aufierljalb be3 SRingmalleS, ber alfo nur ben gürftenljof, feine 
SBirtfdjaftMume unb bie ÄapeHe foroie bie fteljenbe 33efa|jung aufjuneljmen f)atte, 
bie mir bort bei ber SRanenbelagerung antreffen; enbtid) bie ©efangenen, bie mir 
bort unter SßribijtauS öorfinben fomie in ÄriegSjeiten bie SBemofjner beä oppidum 
unb ber colonia: für alle biefe groeefe reifte ber befte^enbe SBurgmall au$. 

©o fjält leine ber 33reljmerfd)en (Sinmenbungen einer Unterfudjung ftanbl 
Utadjbem alle gegen bie Sage an ber ©djmartaumünbung geltenb gemalten Söebenfen 
mibertegt morben finb, mögen jum ©djtufc bie fieben «ßeugniffe für biefe Sage 
jufammengeftellt merben, öon benen mit Ausnahme beS feierten jebeS einzelne für 
bie Sage ÄltlübedS an ber ©cfyroartaumünbung bemeiSfräftig ift, alle fieben 
#if ammengenommen biefe Sage aber über jeben .ßmeifel W cr ftetten: 

1. Die ältefte aller lübifdjen ©efdjidjtSquetlen, Slbam b. ^Bremen, ift bisher für 
bie Sage SlltlübedS nid)t oermertet morben, meit man nie an eine SBenufeuug 
ber ©djolien ju 2lbam gebaut Ijat, bie bod), fomeit fie Slltlübed betreffen, 
gleichfalls öon 8lbam Ijerrfiljren. 899 ) 2lbam ermähnt Slltlübed breimal: 
a) 3m ©emotion 13, ba$ bem berühmten Kapitel über ben limes Saxoniae II, 
15 b (a. o., ©. 51) hinzugefügt ift: «Travenna fluinen est, quod per 



8 ") ©ielje oben, ©. 56, «nm. 139. 

8tfär. *. 8. f. 8.8.X,!, 11 



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162 

Waigros currit in mare Barbarum, iuxta quem fluvium mons 
unicus est Albere et civitas Liubice. 

b) III, 19 (a. o., ©. 110): «Tunc etiam per singulas urbes coenobia 
fiebant sanctorum virorum canonice viventium, item mcmachorum 
atque sanctimonialium, sicut testantur hü qui in Leubice — et 
in aliis civitatibas singulas viderunt. 

c) 3m ©emotion 95 ju ber berühmten descriptio insularum aquilonis 
IV, 1 (a. o., ©. 153). 2)ie3 ©djotion Ijanbett öott ber SluSbeljnung be3 
riefigen SBalbeS Sfarnfyo, ber fid) bamatS, atfo nid)t lange nad) 1075/ 00 ) 
t>on ber ©djlei bte nad) Sllttübetf erftredte, ba$ fc^r bemerfenSmerter 
SEBeife fdjted)tl)in ote bie ©tabt ber ©ftatoen bejeidjnet roirb. 2)ie3 ftolje 
©pitfyeton Stttffibecfe wirb urfunblid) betätigt burd) bog toon ©girren 
herausgegebene, ec^te 3)iptom toon 1141, in roeldjetn, 401 ) ber Angabe 
SlbamS toöKig entfpredjenb, SKtfübed = fiubtle, als locus capitalis 
Slaviae bejeidjnet mirb. 9lbam fdjrieb feine ©efdjidjte um 1075. 
SBann er bte« für Slltlübed mafegebenbe ©djolion fcfcrieb, läfet fid) teiber 
nidjt beftimmen, um fo weniger, ba fein Xobe3jol)r unbefannt ift. 3)a 
9lbam ber zitierten ©inleitung jufotge erft um 1040 geboren mürbe, fo 
fönnte bieS ©djolion erft 1100 ober nod) fpäter, alfo toaljrenb ber 
^Regierung be$ SßenbenWnigS |>eiuridj gefdjrieben fein, wofür ju 
fpredjen fdjeint, bafe man nad) einem fo au3jeid)nenben Attribute, aU 
toefdjeS fid) ber 93einame „bie ©tabt ber ©Hauen" jtoeifelloS befunbet, 
im eigentlichen Sejt ein SKeljrereS oon biefem fiiubice ju erfahren 
erroartet, j'umal in einer ©djrift, meiere un£ über bie ©eograpfjte be3 
Balticums unterrichten ttriH. SEBenn trofebem in bem ganjen SEBerfe SlbamS, 
in bem fonft mit SBorliebe bie civitates ber ftabifdjen ©tämme ermähnt unb 
djarafterifiert werben, öon Slltlübed gar nid)t ober nur einmal, unb jtoar 
nebenbei bie SRebe ift fo möchte id) mid) ju bem ©djlufe für berechtigt 
erachten, bafc Slltlübed 1075 nod) oljne ©ebeutung mar, bafe bagegen 



400 ) S3gf. fiappenbergS Stntettung, abgebrutft in ber ^weiten ©efamtau£ga&e 
ber ©efdjidjtfdjreiber ber beutfdjen Sorbett, in ber Überfefcung SlbamS öon SBatten« 
badj, Seidig 1886, ©. XI unb IX $)te geograpljifdj unb fulturgefdjitfjtlid) gleich 
ttndjtige äRttteilung be3 Sdjoltoitö über ben SRiefentoalb Sfarn^o mirb oon £elmolb 
beftättgt. |)elmolb berichtet 1, 12 (S. 30) oon ber silvn, que ab urbe Lutilenburg 
per longissinios tractus Sleswich usque protahitur, cuius vasta solitudo et 
vix penetrabilis inter maxima silvarum robora. 

401 ) Sgl oben, 3. 150 u. Sinnt. 382. 



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163 

bamalS, als biefeS 95. ©emotion gefc^rteben würbe, Slltlübect bereit« ju 
einer ©ebeutung gelangt mar, unb jroar ju ber Ijofyen 93ebeutung ber 
§auptftabt be$ ganjen ©IlaöenreidjeS. 3** tö*fa 33ebeutung ift SUtlübei 
tatfäcfiticf) gelangt unter bem SBenbenfönige feindet), roie beß SDiptom 
öon 1141 urfunblid) bemeift unb mie mir aud) au$ $etmolb unb ©ibo 
roiffen. Snbireft beiDcift bieS ©emotion in SSerbinbung mit ber Urfunbe 
öon 1141 aud) bie öielangejioeifelte Slngabe £etmotb3 als richtig, bafj 
ßönig £einrid) ba3 ganje ©laöenlanb bis an bie polnifdje ©renje 
bel)errf d)t Ijabe. 3)a3 95. ©emotion lautet: «Saltus Isarnho a stagno 
ineipit Danorum, quöd Slia dicitur, et pertingit usque ad (bis ju ber) 
civitatem Sclavornm, quae dicitur Linbicen, et flamen Travennam». 
SBeibe ©djotien 2lbam3 beroeifen, ba§ Slltlfibed an ber Xraöe lag. 
3)a mir au« SDetmar 402 ) troffen, bafi eS aud) an ber ©djioartau lag, mu& 
e$ an beiben pfiffen, alfo an ber SKünbung ber ©djroartau in bie Jraöe 
gelegen Ijaben. 

2. £elmolb erjä^lt öon brei Überrumpelungen SlltlübedS burd) ©eeflotten ber 
öon SRügen bafjerfegelnben SRanen: I; 36, 48 unb 55. 3Rit einer ©eeflotte 
fann man nidjt bie ©djioartau hinauf fahren. ®a ferner bie Jraöe als 
Snfaljrtlinie ber SRanen auSbrüdlid) ermähnt ttrirb: subvectique per alveum 
Trabeno urbem navibus circumdederunt unb mir burd) SDetmar nriffen, 
ba% Slltlübecf aud) an ber ©djtoartau lag, fo gibt bie 3Jerbinbung £elmolbS 
mit S)etmar benfelben vollgültigen SeroeiS für bie Sage SlltlübedS an ber 
©djroartaumünbung, wie bie SSerbinbung SlbamS mit S)etmar. $)urd) ben 
©elagerungSring, ben bie SRanen mit iljrer fjlotte um Slltlübecf jogen, wirb 
femer baS Sor^anbenfein beS ©djmartau-Jraöe'ÄanalS, alfo beS portus, 403 ) 
jur 3 C ^ Äönig £einrid)3 beriefen. 

3. SßJie bie ättefte unb jmeitältefte, fo fdjilbert aud) bie brittältefte fämttidjer 
fiübeder ©ejd)id)tSqueflen, ©ibo, bie Sage SlltlübedS ridjtig, unb jttmr am 
genaueren öon allen mittelalterlichen Quellen ©ibo fdjreibt in feiner 
epistola: 404 ) «Sacerdotes tres — Lubike missi sunt et quia — merca- 
tores mereimonia sua incolis delerentes anchoras suas jeeerant ad 
municionem Hiorici regis Slavorum, abi est eonflaencia aquarum, 
et fluvius Swartow defluit in Travenam, ad eos diverterunt, et 



402 ) dritter $etmar b. Äoppmann I, @. 206: „Subefe, be in befeme jare 
lad) bt) ber ©toartotoe, bat noc§ Olbe üubefe Ijeet." 
408 ) Sgl. oben, 8. 116—121. 
404 ) «. o., ©. 176. Sgl. oben, ©. 53—55. 



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164 

quia infra 406 ) vallum muuicionis ecclesia lapidea inventa est, illuc 
convenientibus divina celebraverunt. Sine in jeber Scjtc^ung anfdjau- 
lidje, jutreffenbe — iber aHe in 5 ra 9 c fommcnben Streitfragen fennt, rotrb 
fagen mufterfyafte — ©djilberung, bie mit einem ©djlage ba« Vertrauen ju 
bem melgefijmaljten ©ibo roieberljerffeflt, fomeit er niijt |>etmoU> roiberfprtdjt. 
4. 2)aüib Äo^afe ober Chytraeus, 406 ) ber fjortfefcer öon Sllbert Äranj, 
fcfyreibt 1596 im [elften Söudje feiner Saxonia, ba« er ben Sübecfer §errcn 



* 06 ) #aupt fc^reibt, q. o., @. 138, 9lnm. 1: „SBenn nadj ©ibo bie 1128 
öorfjanbene, ben ©enoffen SMcelin« juftänbige fietnerne Sirene infra munitionem 
log, fo fiimmt ba« toieber mit feiner ber onberen SKadjridjten überein, unb e« fdjeint 
gewogt, fidj bie ©adje fo gu benfen, bafe bie Kirche in urbe, b. f). in ber feften 
Surg £einridj«, ober bodj infra munitionem, b. f). om gufie be« ©djlofcfjügel« (!) 
gelegen Ijaben fönne. SJielmeljr Ijat ©ibo überhaupt mofjl fein Rare« 33ilb bon ber 
©ac^e, nnb fyat ba« „Unter bem ©djufce ber SBefeftigungen" mi&berfiänblidj fo ge« 
geben; mog er nnn bie in urbe, mag er bie e regione urbis belegene Kirche, bie 
beibe feit 50 Saljren »ergangen maren, meinen. 3fn ben versus bagegen ttrirb 
fdjeinbar fadjlidj .ben SBorten §etmolb« entfdjiebenft beigeftimmt, mornadj ^einric^ 
eine neue Sirdje in Sufu, alfo ifteuenlübeef, anlegte: ecclesiam Bucue veteri 
fundavit in urbe; aber öermutltdj fyat ber SSerfaffer fetbft nidjt genau Sefdjeib 
gemußt unter ben berfdjiebenen Sirenen." S« trifft nidjt $u, bai feine „ber anbeten 
SJtadjttditen" mit ©ibo« angäbe oon ber Sage ber JHrdje übereinftimmt/ trielmeljr 
tann e« ftdj prüften« um eine einzige abmetdjenbe SKadfjridjt Ijanbetn, nämtid) um 
£elmolb« öielbefprodjene ecclesia e regione urbis trans flumen. aber aud) biefe 
Angabe £efmolb« fteljt, mie idj beroiefen fjabe, nidjt im SBiberfprudj ju ©ibo, ba 
fie, roie §aupt fetber glaubt, beffen irrtümliche ©efjauptung batyer um fo unbegreif« 
lidjer ift, fid) gar ntdfjt auf bie ecclesia in urbe, fonbem auf bie jmette Slltlübecfer 
Äirdje, bie ecclesia e regione urbis bejiefjt. @« trifft nidfjt %\\, bafj e« SBorte 
$elmolb« feien, „roornadj £einricf) eine Kirche in SJufu anlegte", genau ba« ©egenteil 
ift ber gaH, ügl. oben, ©. 84, Stnm. 223. ®« trifft nic^t ju, bafe ©ibo „unter 
ben üerfdjiebenen Stireren " nidfjt Sefdjeib gemußt Ijabe. ©ibo fennt oielmefjr forooljl 
bie oon SJicelin ju Stltlübecf erbaute ffirdje (ögl. oben, ©. 53 — 55) al« aud& bie 
bor SJicelin« Slnfunft öorfjanbene ältere unb Heinere Äirdje mitten im SHngroaUe. 
9lud> ba« «infra vallum» entfpridjt genau ber Sage: benn bie alte Slltlübecfer ftirdje, 
bie ©urgfapeHe £einridj«, b$to. ber mit bem coenobium 9lbam« berbunbene alte 
Rapeflenbau lag niebt oben auf bem SBaHe, fonbem unterhalb be«felben, unb jroar 
im 3nnern be« SBaHe«, mo ba« ©elänbe ebenfo niebrig tote auf ber gangen $atb* 
infel ift, fid> nur ein bi« jtoei SKeter über SlormalnuH ergebt, alfo nic^t supra, 
fonbern eben infra vallum. 6« trifft enblid) nic^t ju. menn £aupt öon einem 
|)ügel fpric^t. (Sin SRingmaH, innerhalb beffen ber Soben ein bi^ gmei SKeter über 
<Rormalnull liegt, ift fein #ügel, öoHenb« nit^t ein ©c^lo^ügel. 

406 ) Sgl. oben, ©. 60 u. 64, «nm. 167. Die Ijier jitierte ©tette finbet 
fic^ a. o, ©. 145, Lib. VI. 



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165 

Herrn, a Dorn, Theodoro Brömse, Gothardo ab Hövelen unb Herrn. 
Wannbuechio roibmet, quod ab inclytae urbis Lubecae origine et rebus 
gestis initium ducit: «Lubeca: olira exiguum oppidum, ad Soartae et 
Dravae confluentem, veterum vvagriae domiuoruru gentis Henetae 
sedes», eine Angabe, bic burd) ifjren auffaflenb jutreffenben Snljalt fidj 
unter bem ©djroulft, Unsinn unb ber gabelet ber 9iad)rid)ten be3 16. unb 
17. 3af)rf)unbert3 rote ein mctjser SRabe ausnimmt. 
5. Die Urfunbe SBifdjof SBertolbS bom So^re 1225, berjufolge 2llttübed fo 
gelegen fein mufjte, bafi man in feiner Umgebung lebiglid) in piscatione 
quam in graminum messione necessaria vite conquirerent foroie ba& 
man ratione navium transeuncium beläftigt roerben fonnte, roeift gleich- 
falls auf bie ©djroartaumünbung Ijin, benn lefctereS roar nur an ber Sraöe 
möglid). 2)ie jal)lret(^en Urfunben, bie infolge biefer Abtretung unb beS 
burd) fie fyröorgerufenen Streitet jroifdjen ©tabt unb SiStum fiübed not« 
roenbig mürben, foroie bie Darlegung 407 ) biefcS ©treiteS felbft unb feiner 
(Sntfdjeibung fynben bann beroiefen, bafj öon bem an ber Sraöe jroifd)en 
tljrer SJtünbung unb bem heutigen fiübed gelegenen Ufergelänbe für jene 
SBiefen- unb SBeibenlanbfdjaft nur bie ^albinfef an ber ©djroartaumünbung 
in 33ctrad)t !ommen fann. 9tamentlid) bie Urfunbe Sifdjof 33urd)arb3 öom 
7. 35ejember 1298, roefdje bie ©rroäljnung be3 mons ab autiquo ut 
apparet circumfossus bringt ift in ber langen SReilje ber erroäfjnten 
3)iplome ju beachten. SJlan braucht nur oier SBeftimmungen auS au biefen 
Urfunben ju abbieren, um allein au£ ben Urlunben ben SWadjroeiS erbringen 
ju fönnen, bafy 2lltlübed an ber ©djroartaumünbung lag: 

a) bie (Sntfdjeibung, bafe ber Uferftreifen an ber Jraoe jroifdjen $rem3 unb 
©djroartau mit SUtlübed an fiübeef fallen foHte; • 

b) ben Umftanb, bafc bie ju 2llt(übed gelegene alte bifd)öflid)e curia burd) 
bie borüberfafjrenben ©djiffe beläftigt rourbe; 

c) bie Jatfadje, bat* biefe curia ju Slltlübetf auf einem mons ab antiquo 
ut apparet circumfossus lag; 

d) bie Slngabe ber älteften öon biefen Urfunben, bnfc fid) in ber unmittel- 
baren Umgebung SlltlübedS Ijauptfädjtid) Sßaffer unb SBeiben befanben. 

3a eS genügt fdjon a -f c, benn jroifdjen $rem3 unb ©djroartau 
gibt eS am Jraöeufer feine jroeite ©teile, bie man als mons circumfossus 
bejeidjnen fönnte, als ben Slltlübeder 83urgroall an ber ©djroartaumünbung. 



* 07 ) Sgl. oben, S. 101—103, 115—128. 



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166 

6. 3)ie Xatfadje, ba& mitten im ©urgroall bie breiten gunbamente einer 
romanifdjen Sapelle mit StyfiS au3 getbfteinen liegen, beroeift allein toofl- 
gültig bie Sage SlltlübecfS an ber ©cfjmartaumünbung. SBären biefe ^Junba* 
mente oljne ben SRingitmtt ermatten, fo fönnte man trieHeidjt jtoeifeln, roenn- 
fdjon bei genauer SenntniS ber 2ofa(gefd}icf)te unb ber Sofalität auef) bann 
nicf)t. Slber eine fteinerne djriftlidie Äirdfje mitten in einem tvenbifc^en 
SRingroaUe an ber Sraüe gelegen entfpricfyt afljugenau ber ecclesia lapidea 
infra vallum municionis, ubi fluvius Swartow defluit in Travenam, 
als ba& ein mit allen biefen Angaben vertrauter ftoxfätx einen 3roeifet an 
ber Sage SHttüöecte nodj für möglid) Ratten fönnte. 

7. (Snbtidj beroeifen bie arcbäologifdjen gunbe, bie im jroeiten Seite biefer 
©inleitung bargelegt merben foKen, für fidj allein, bafe Slttlübecf an feiner 
anberen ©teile gelegen Ijaben fann als am 3ufammenflu& tum ©djroartau 
unb Jraöe. 

(Ergebnis. 

1. SWadj bem einftimmigen 3 c ugni3 ^ et älteften unb gugteief) beften, allerbingS 
Ijier äum erften 9Kale bollftänbig jufammengeftellten Sübecfer ©efd)id)t3quellen 
fjat Slltlüberf fo ficfjer am 3 u f a ^menflufe t>on Srabe unb ©djroartau gelegen, 
bafc jeber fernere änwfd über bie Sage 2lltlübe(f3 au$gefd)loffen ift. 

2. Sllttübecf mürbe unter Äönig £>etnrid) nad) 1 100 bie ^auptftabt be3 gan jen 
©laöenreidjeS. 

3. 2>ie civitas ober urbs Slltlübecf beftanb minbeftenS au$ öier nebeneinanber 
liegenben Seilen: 

a) bem castrum, einem SRingroatl mit bem contubemium familiäre ^ein* 
rid)3; ber unter einem prineeps militie ober prefectus urbis fteljenben 
©efafcung £einrid)$; einer ecclesia lapidea infra vallum; 

b) bem portus toefttid) öom castrum, befteljenb and ben Sffafiufern, in« 
fonberfjeit aber au3 einem $anat jnrifcfyen ©djroartau unb Sraöe mit ber 
©infaljrt öon ber ©djroartau auS; 

c) bem oppidum n>eftlid) öon biefem als £afen bienenben breiten ©raben, 
auf ber nad) Sßeften ju immer breiter merbenben §albinfet jnrifdjen 
Schwartau unb Sratoe; 

d) ber non parva colonia beutfdjer Äaufleute, roaljrfcfieinltd) am regten 
Srabeufer, möglidjerroeife mit bem linfen burd) eine §oljbrü(fe öerbunben. 
3u iljr gehörte bie ecclesia e regione urbis trans flumen, sita in 
colle, bie Sicelin im auftrage unb auf Äoften feine« ©remer SrjbiföofS 



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167 

2tbalbero erbaut fjatte. Sie mar rooljl etroaS größer als bie ältere, 
ftcincmc ßirdje im Surgmafl unb umfdilofj bic Sßriefterrooljnungen, fjatte 
minbeftenS jroei Jüren unb lag nalje an einem SBalbe, maljrenb \\d) am 
3fufe beS ^ügelg roette ©<f>i(fbicfid)te ausbreiteten. 3ljre (Srbauung fällt 
jttnfd>en 1126-1129. 

4. $)er altefte unb nridjtigfte Seil ber ©tabt «Itlübecf, äugleid) bie 3uflud>t 
ber Umgegenb in SfriegSnöten; ber Sßlat} für ©eridjte, (Smpfänge, ©otteS- 
bienfte; baS ©eroafyrfam öon ©efangenen: baS castrum, mar burd) ben als 
portus bienenben Äanal fünftlid) jur insula gemacht roorben. 

5. ©orooljl ^einric^ als Änut Saroarb Ratten, roaljrfdjemlicl) öom Äaifer Sotfjar, 
ben Jitel eines ÄönigS ber ©laöen erhalten. 

6. 6S ift roaljrfdieinlid), bafe forooljl ffaifer Sotljar als bie SBenbenlönige $einrid) 
unb Änut S3icelin Urfunben auSgefteßt Ijaben über ben ©efifc ber Sit» 
lübecfer Sirdje. 

7. 3)ie Stlttübecfer Sirenen waren mit ©örfern, ^ßertinenjien unb Privilegien 
botiert .roorben. 

8. SRadj ber 3erftörung WtlübecfS 1 138 gingen 33efifc unb <ßriöitegien ber «ttlübeefer 
$irdjen roof)t an baS jroijc^en 1160 — 1163 errichtete fiübeder SBiStum über. 

9. 3** bem Urbefifc beS Sfibeder ©iStumS gehörte baS roeitauSgebeljnte Slltlübeder 
©ebiet, ju bem fidjer Sltttübcrf, ©djroartau, SRenfefelb, ßleöe; roal)rfd)ein[td) 
aud) ©uttiggebertlje unb ^ßuttelenborpe, möglidjerroeife fogar ©todelSborf 
unb SRori gu rechnen finb. 

10. SBo^t aus potitifcfjen ober öerfeljrSpolitifdjen ©rttnben mufcte baS SBiStum 
1225 anfiübed baS SWuöium am Knien Iraöeufer abtreten jtmfdjen ©djroartau 
unb SremS mit ber 2)iluöial-|)albinfel jroifdjen ©djroartau unb Jraöe. 

11. SRan Ijat ju unterf Reiben bie alte, rooljt um 1200 errichtete, 1225 an Sübei 
abgetretene bifdjöflidje curia Slltlübed unb bie neue, jtuifd)en 1180 — 1184 
an ber ©djroartau auf einem Keinen £ügel errichtete bifdjfffttdje curia Slllübed. 

12. Slltlübed mar and) nadj feiner Störung befiebelt, junädjft öon gifdjern 
unb |>irten, fpater aud} öon 9Kannen, burgenses, beS ©ifdjofS; nad) 1225 
öon lübifdjen ^ßädjtern, aus benen fiel) ein ^ßatrijiergefd)Ied>t bilbete. Um 
bie Qtxt öon 1300 aber fdjeint biefe 33efteblung aufhören unb Älttübed 
aßmäljUd) in Sergeffenfjeit ju geraten, bis fetbft ber Üftame öerfdjoflen mar 
unb niemanb me^r fieser mufete, roo Ättlttbed gelegen Ijatte. 

13. ©rft im 19. Safjrljunbert gelangte man roieber jur ÄenntniS beS magren 
©adjöerljaltS: auf Sanbfarten unb als Qflurname ftnbet ftd) aber roenigftenS 
ber SRame SöurgroaH fdjon im 17. 3tal)Tf)unbert. 



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168 

14. 3)ie jtoifd)en 1180 — 1184 erbaute neue curia Slttlfibed Ijei&t fo nur im 
erften Anfang, in einer einzigen Urlunbe jmifdjen 1180—1184, bann junädjft 
curia nova, aber nur öon 1284 — 1341, dorn 14. ftaljrljunbert an SWeuenljof, 
aber nur big jur SKitte be3 14. SaljrljunbertS. Dagegen ftnbet fid) für fie 
öon Slnfang an big auf ben heutigen lag ber ÜRame Äaltenljof. 

15. Diefer SWame ßolbenljoue ift maljrfdjeinlid) eine SBerbalUjornifierung auZ 
Saltenau, urfprünglid) rooljl einem gleiten Flamen für bie ©djmartau, ber 
auf ba$ anliegenbe ©elänbe übertragen roorben mar. 

16. SSon ben brei in ben Iremfer Seid) münbenben ©eroäffern gebührt bem 
nikblidjen ber ÜRame SremS, bie für iljren Meinen Sauf brei 9iamen aufroeift. 

17. SBenn bie in mehreren Quellen überlieferte iWadjridjt, bajs SSicelin bereite 
bei feiner «nfunft ju Slltlübed im £erbft 1126 eine Slrt bifdjöflidjer Stellung 
öerlie^en roorben fei, ani) übertrieben fein wirb, fo fdjeint e$ bod), als Ijabe 
ffiaifer fiotfjar für 3lltlübed bie Srridjtung eines S3i3tum3 geplant an ©teile 
beS eingegangenen Dlbenburger 93i3tum3. 

18. S)ie Slngaben ber Urlunbe SonrabS III. öom 5 3anuar 1139, gleidjmel ob 
biefe Äönigurfunbe tfy ober gefälfdjt ift, werben, foioeit fie fid) auf Ältlüberf 
begießen, auSnaljmloS burdj anbere Quellen als jutreffenb bejeugt, finb baljer 
in ber angebeuteten 33efdjränfung als ber 2BaIjrf)eit entfpredjenb ju bewerten. 

19. SBie überall in 9iorbbeutfd)lanb mo^nten aud) in SBagrien bie SBenben Ijaupt* 
fädjlid) in ben Sftieberungen an glüffen unb ©een. 

20. Die fünf alten civitates ber SBagrier unb Sßolaben finb Olbenburg, Sßlön, 
ßütjenburg, OlbeSloe unb SRafceburg. 

21. s Jlad) ber Ijeibnifdjen SReaftion öon 1066 nahmen oft nur bie flabifdjen Surften 
unb iljre gamilien baS ß^riftentum ein, unb jroar geroöfjnlid) aus anberen 
als aus religiöfen ©rünben, toäfjrenb iljr SBotf ljeibnifdj blieb. 



Slbfdjnitt IQ. 
Pas Jtfter *ott Jtftfü6e<fi. 

Äapitel 1. 
Sie 9tadjrid}te» über eine ©rünbung SUtlübetfS öor 1043. 

2Ber nadj ben Ausführungen über bie Kamen SübedS erroartet, bafc bie bem ©influjj 
ber^umaniften unterliegenbe#iftoriograpljie aud) bei ben Slngaben über baSSllter SübedS 
SBißlür unb Sßfjantafie malten läfct, roirb feine ^Befürchtungen nur ju gut beftätigt ftnben. 

Saum ju überbieten ift in btefer Sejieljung eine 1677 öon #einrid) ©eeborf 
übermittelte SBefjauptung, berjufolge Sübed bor S^rifti ©eburt „erbauet" morben 



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169 

ift, aber nid)t cttua toon ©ermanen, fonbern öon ©laben, „toon bcm n>enbifd)en 
dürften Äitto". an ©teile ber SBenbenfürften feftt 1607 §einrid) ©antmann 408 ) 
bic prineipes Vandalorum Kitto et Truto, unter benen er ober nidjt Slbotrtten- 
fürften berfteljt, fonbern 3 c i*9 en ^ff en ber Simbern, melden er fpäter ben SBenben- 
fürften ©ottfdjalf ate rex Obotritarum seu Megapolensium gegenüberfteßt. — 
3n beiben göQen Ijanbelt e3 fidj offenbar um eine 33ermed)flung mit bem 
Slbotritenfürften Eruto, ber nad) §etmolb (I, 34 unb 57) am ©nbe be$ 11. 3a^r* 
IjunbertS in S3ucu eine urbs erbaut Ijatte. SDer SKame biefeS unmittelbaren 
SBorgangerS t>om SBenbenlönig ^eintieft ift in befonberS ftarlem ©rabe ber 
©ntfteflung auSgefefct gemefen: e3 ftnben fid} bie ^rmen Srito, Xrito, Jritfyo; 
Sruto, Jruto, £ruba; $rufo, ®itto unb $gto, fo bafi ©antmann, abgefeilt öon 
feinem ungeheuerlichen Anachronismus, oerfdjiebene ^formen ein unb beSfetben 
SRamenS für SKamen öerfdjtebener Sßerfönlidjleiten gehalten Ijat. 3)enn aud) ber 
SRame Äitto finbet fid) für Sruto, unb jmar 1518 bei SrenicuS, ber einen prineeps 
Kitto gleichfalls mit ber Srbauung ober öielme^r SBergrö&erung SübedS in 
SBejieljung bringt, 409 ) allerbingS erft für ba3 3aljr 1104, 1200 Saljre fpäter afe 
©antmann unb ©eeborf. Site SluSgangSpunlt für biefe angaben öon StenicuS, 
©antmann unb ©eeborf roirb bie bielgelefene unb öon unferen beften $otjfd)nitt» 
fünftlem ifluftrierte 2Beltd)ronit ©djebetS Dom 3aljre 1490 an jufeljen fein, über 
bie IjmauS id) ben Slamen Äitto nidjt nadjjuroeifen öermag. 3)er 1440 gu 
Nürnberg geborene ©djebel, ber ein 3aljr öor bem Sobe be3 ©nea ©gfoio Italien 
jroedS tjumaniftifdjer ©tubien auf gefugt, ber tijeologifdjen, juriftifdjen unb 
mebijimfdjen gafuttät angehört fyatte, ein $umanift, beffen SrbeitSfraft, ©eleljrfam- 
feit unb gorfdjergeift ö. SEBegele rüljmenb fjerüorfjebt, 410 ) fdjreibt: „Sübed ift — 
burd) ben grimmigen dürften fäjto ober Sruto im iar Sljrifti lliiij (=1104) 
geouffet roorben". 411 ) ©djebel fdjeint bie Quelle für SrenicuS geroefen ju fein unb 
wirb felbft feine 9tad)rid)t einer ber fed)3 teitroeife jitierten 412 ) Sorner»SRejenfionen 
entnommen Ijaben. SluS ©djebel unb 3renicu3 ift bann bic SJornerfdje Angabe 
nad) melen «Snrifdjeninftanjen fdjlie&lid) in ber oben roiebergegebenen, öerball« 
Ijornifierten ©eftalt ju ©antmann unb ©eeborf gelangt, inbem fie, ein leljrreidjeS 



408 ) «. o. ; Slatt E 2. 

40 °) 81. o, Lib. XII, Statt CCXV1. 

410 ) «. o., ©. 48—60. 

411 ) ©c^ebefö äBeltdjromf ttmrbe 1493 ins ©eutfdje überfefet unb biefe beutfdje 
gaffung 1556 neu herausgegeben. $a£ obige 3itat entftammt SSlatt 266 biefer 
neuen 2luflage. 

41 *) Sgl. oben, @. 86—87. 



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170 

©eifpiel, immer unmaljrer unb pljantaftifdjer tourbe, je meiter fic fief) öon tfyrem 
urfprüngtidjen 3lu3gang$punfte entfernte. 

(Sine jtoeite, unöertyiltniSmä&ig umfangreichere ©ruppe Ijumaniftifdj'gebilbeter 
©ef^i^tfe^reiber füfjrt bie ©rünbung SübecfS teilroeife jroar audj auf bie 3 e ^ 
öor Eljrifti ©eburt jurücf, aber nidjt auf einen ©taöenfürften ftitto, fonbem auf 
einen ©ermanenfürften SBifbolb. Site ©rttnber ßttbeiS erf feinen Ijier balb bie 
©mbern, balb bie Süten (Judlandi). ©eeborf felber läfct fid), roie folgt, auS: 418 ) 
„efclidje, bie meinen, bie ftabt feg öor G^rifti gebührt öon einen roenbifdjen fürften 
Äitto erbauet u: a. c. 151 öon Sßtfbob sc. Sßitid) ber 3imber $er$og 
erweitert". £einrid) SRanjau füfjrt 1597 414 ) in feiner öielgelefenen Cimbricae 
Chereonesi descriptio nova eine 93el)auptung an, berjufolge gleichfalls ba3 3a§r 
151 nadj ßljrifti ©eburt als ©rünbungSjaljr SttbecfS anjufeljen fei. — Sitte 
©efdjidjtfdjrciber biefer ©ruppe ftimmen barin überein, bafe biefer Eimbernfürft, ber 
©rünber fiübeiS: SBiibob, SBitidj, 93icbolb, SBicfjolb, ÜRifbob gereiften Ijabe; einige 
bejeidjnen if)n mit bem Doppelnamen SBicbobuS SitiguS unb 3of)ann SKngelicuS 
ö. SBerben^agen (1581 — 1652) toeifc 1629 fogar ju berieten, bafc bamate, ate 
©raf Slbolf ö. ©Naumburg ba3 tjeutige Sübecf gegrünbet fjabe, bie gunbamente 
ber alten Simbernftabt jum 9Sorfd)ein gelommen feien: 415 ) nichts ate eine nad) 
Slrt ber |mmaniften aufgepufcte Stoffung ber alten, eckten ÜRadjridjt bei ^elmolb, 
bafe SIbolf nodj ben UmfaffungSnmll urbis desolate öorgefunben Ijabe, quam 
edifieaverat Cruto. 

Slud) biefe ©rünbungSnadjridjt, roeldje fdjon ber 1552 ju Olbenburg in 
SBagrien ate ^ßaftor öerftorbene Qofjann Sßeterfen mit berfelben Sbentifi^ierung 
ber 3üten unb Kimbern bringt, 416 ) nrie fpäter ö. Sßerbenljagen, finbet fid) bereits 
bei ©cfyebel unb SrenicuS, nid)t minber bei Sllbert Äranj, au3 beffen SBanbalia 417 ) 
fie ö. 28erbenl)agen bireft ober inbireft entnommen Ijaben roirb. — ©djebet, ber 



415 ) 3. o, ©. 7. 

414 ) ©injige abgäbe bei SBeftpljalen, a. o, I, Öetpaig 1739, @. 19. 

416 ) De Rebus Publicis Hanseaticis traetatus. granffurt a. 9R. 1641, 
Pars III, cap. 12, de Lubeca, ©. 246: tDum vero ponit fundamenta, invenit 

rudera priora, ubi Cymbri olim ut putatur urbem coostruere sategerant. 

Sed neque Cymber, neque Vandalus illa sua molitione id perficere potue- 
runt, . Servatum fuit hoc decus Adolpho, huic, qui — tertius ista funda- 
menta — cepit iacere». 

4le ) Chronica ober 3 e itbudj ber Sanbe $u £olftein, ©tormarn, $itmarfd)en 
unb SBagrien. gür unfere 3ett lesbar gemadjt öon Ärufe, 9lltona 1827, ©. 67. 

417 ) Wandalia, Köln 1519. SRir lag bie 1575 $u granffurt crfdjienene 
«uflage öor; Lib. III, ffap. 18, ©. 65. 



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171 

ottefte ber bisher genannten .§iftoriograpl)en, madjt 418 ) ben SBiibolb SitigiuS ju 
einem ©adjfenljerjog. — 3)ie Quelle biefer jroeiten ©rünbungSnadjridjt ift noc§ 
ein IjatbeS Saljrljunbert älter als baS chronicon chronicorum ©cfyebelä; e3 ift 
naä) bem 3eugni3 be3 SrenicuS berfelbe (Snea ©Qlöio, auf melden bereite ber 
Kante Sobef jurüiging. 419 ) SHIerbingS ge^t aus bem Sejte be3 3renicu3 nidjt 
flar Ijertoor, ob e3 ©tjhrio ober Sonrab SeltiS ift bem SrenicuS bie SRadjridjt ent- 
nimmt, ba& SSicboIb ober SBufjolb Sübecf gegrünbet Ijabe. — 2)afc biefe jroeite 
(Sruppe öon ©eljauptungen, roeldje bie ®rünbung Sübecf« einem ©imbern-, Süttänber-, 
©acfyfen- ober 3)änenfürften 490 ) SSicboIb gufdjreibt, ebenfo wirb bie erfte um ben 
©laben- ober Simberfürftcn Äitto friftallifierte ©ruppe auf nichts als eine 9Ser- 
toecfyflung mit bem SKbotriten ßruto, alfo im legten ©runbe auf §elmolb3 oben 
angeführte Mitteilung äuräijufü^ren ift, fdjeint au8 ber ätteften, ber Iateinifc^en 
Raffung ber ©djebelfdjen chronica chronicorum ljerborjugeljen §ier fc^reibt 
©djebel 1490: «Lubeca — a Nikbodo — edificata in eo loco, quem Venedes 
qui et vandali, adhuc saxonie partem tenentes Buccouiam dixere.» 3)iefe 
Angabe ©djebelS 421 ) toirb fäon 2i Saljre fpäter faft roörtlicf) öon SRapljael 
SBolaterranuS roieberljolt, 422 ) nur bafc Solaterran ben SWifbob oberSSicbob ©djebelS — 
«Umbodus Vitigus» nennt. 5)ie beiben 3)aten: Sübed Reifte Bucconia unb e3 
feien bie Venedes, adhuc saxonie partem tenentes, roeldje Lubeca alfo nennen, 
geben bie gäfjrte für bie richtige Verfolgung ber ©pur. ©leicfjmel, ob bireft ober 
inbireft, !ann biefe 9?ac^rtrf)t nur auf bie oben angeführten pofnifdjen Sljronifen 
öon SBogudjmat ober 3)lugofd) jurücfgeljen, ober, toenigftenS iljrem Äerninljalte nadj — 
toaljrfdjeinlid) njtrb man audj Ijier ein 3roifd)englieb annehmen muffen — auf 



418 ) 3)eutfdje Raffung be£ chronicon Chronicorum, Stuflage b. 1556, 
„Slat" 266: „Sübecf ift urfprünglidj bon SBicbolbo ötttgio bem ©edjftfdjen fjerfcogen . . 
erpamt". 

419 ) 31. o, Lib. XII, Statt CCXVI: »Est autem urbs haec tribus regnis 
contraria, seeundum Aeneam, a Vicboldo duce condita». 

420 ) 813 SJänen bejeidjnet Sangert in feiner §elmotbau$gabe, I, 57, <S. 138 
ben SSicboIb ; SBangert, ber in feinen Origines Lubecenses, bei SBeftpljaten. a. o., 
I, ©. 1161/1162 allen ©rnfteS behauptet, bie ©anboten, bie älteften Setoofjner 
Sübecte, feien in tljre ©ifce an ber Oftfee bereits $u — 9?oa3 Stittn eingerücft: 
«Et quidem primos generis auetores, huc non ita diu post diluviam intrasse, 
historia filiorum ac nepotum Noae haud obscure indicat». 

491 ) 9Kir jugängtidj bloß burdj eine tjanbfdjrtftlidje SKotij Sretjerä in bem 
oben (togt ®. 76, 3lnm. 202) ermahnten Musaeum Lubecense, ba bie tateinifdje 
gaffung ©djebete in Sübecf nidjt toorfjanben ift. 

422 ) «. o. Lib. VII, Fo. 71. »gl. oben, ©. 61. 



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172 

SRobe« ©tabe«d)romf üon 1347, beffer nod) auf eine ber brei 3)etmar-Slrbeitett 
bjm. beten Quelle. 2)iefelbe SRad)rid)t lautet in ber — au«gug«meife in ber fog. SRufu«- 
cfyronil erhaltenen — ©tabe^ronif SRobe«: 428 ) „ — Srito, — be erften Ijabbe 
bumet ene bord) in ber ftebe, bar nu be ftab i«, be in SBenbefdjer tunglje bo Ijete 
93ucu". Die Urquelle SRobe« für jene #eit ift aber £elmolb. 

3)iefe ©rllärung roirb nod) öerftärft burtf) bie Söe^auptung t> Sßegele«: 424 ) 
©djebet tjabe im Saufe ber Saljre bie bereite 1459 bei iljm burdjgebrotfjene Neigung, 
alle« abzutreiben unb ju feinem (Sigentum ju machen, ma« an fjanbfdjrifttidien 
Dingen in feine £änbe fiel unb fein 3?ntereffe ermedte, ju einer bemunberung«- 
mürbigen unb einjigen $ölje au«gebilbet. ®el)en fomit bie ©rünbunggefd)id)ten 
ber jroeiten ©ruppe in ifjrem legten ©runbe auf ^elmolb jurücf, fo fcfjeint bodj 
ber SSater ber fjumaniftifdjen Srabition, bie au« einem ©tabennamen einen ©oten- 
namen, 425 ) au« einem ßruto einen SSitigiu« ober SSicbolb madjt, $aj)ft s $iu« IL 
ober Äonrab Selti« geroefen ju fein, ©ine 9iad)rid)t, bie toöllig öereinjelt bafteljt, 
ftnbet fid) in ben Annales Polonorum be« ©tani«lau« ©arniciu« (Lib. IV, Aap. 23 
in ber 9tu«gabe be« Dfugofdj, 93b. II, ©. 1015 A, Seidig 1712). ©arniciu« 
fagt allerbing« nid)t« öon Sübei, jäljlt aber ben gleich ju erroäfjnenben rex Liuba 
at« ©otenfönig jum Saljre 565 in — Spanien auf. 

(Sine britte ©ruppe oon ©rünbungnad)rid)ten Ijat fid) oon ber ©udjt ber 
$umaniften freigemacht, alle« ^eröorragenbe in 93ejief)ung jum Altertum 5U 
bringen, unb beginnt ftd) einer meljr fjiftorifdjen S8etracf)tung«meife ju nähern. 
Sereit« 1677 menbet fidj ein fo echter @elef)rter wie 3afob ö. SKelle gegen bie 
3lnfid)t, fiübeef fei öon bem Eimber Sicbolb gegränbet morben. ©r meint, 4 2 ") 
man mürbe au« allen Koten über bie Srage, mer Sübecf gegrünbet Ijabe, fyerau« 
fein, menn e« gelingen mürbe, einen SBenbenfürften Siuba nadjjutueifen. — Scfy 
übergebe bie ©agen öom gifcfjer fiuba unb menbe mid) gleich ju biefem ®önig 
fiiubi), ber roirftid) nad)mei«bar ift unb bei ben bie ©rünbung fiübed« erörternben 
#iftoritem be« 18. unb 19. Safyrljunbert« eine gio&e SRofle fpiett. Äeine geringere 
Ouefle al« bie Annales regni Francorum uon 741 — 829 ermähnen einen 
aöiljenfönig Siubi, ber im ftampfe mit ben öftfidjen 2lbotriten gefallen mar unb beffen 



428 ) Sei ffoppmann II, 8. 197, 3eilc 13—16. 

424 ) «. 0., ®. 52. 

426 ) 9Ran erinnere fid} be« Dftgotenfönig« SJUtge«, ber at« SBttttdj in ber 
beutfdjen §elbenfage bi« an ba« ©nbe be« 9Rittelalter« fortgelebt tyat. 

426 ) Historia antiqua Lubicensis, 3ena 1677, § 7, ©latt A 3: «Ex hac 
gente, si qui nobis eo tempore regulum quendam Liubam, vel gemino nomine 
insignem haberent demonstrare, esset forsan, in quo quiesceremus. 



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173 

©öljne SKilegaft unb Sealabrag auf bem 9?eid^Stagc ju granffurt im 9Äai 823 
eifdjieneu waren, um t^rc Jljronftreitigfeiten burrf) einen Sdjtebfprud) Äaifer Subroig« 
entf Rieben ju feljen. 427 ) 3)iefe auttjentifdie 9iad)rid)t wirb betätigt burcfj eine 
entfprecfyenbe SKadjricfyt ber vita Hludowici imperatoris: 428 ) nur bafj t)ier bie 
©öfjnc Sölilequaft unb Sebeabrag ^eifecn. 

Stu« ber Srmäljnung Siubi« burd) bie Annales rerum Francorum folgert 
|>erm. 3)ietridj Shofyi bie (Srünbung Jlltlübctf« burd) biefen Siubi: 429 ) bie äBi^en 
Ratten um fo meljr eine« ©tüfcpunfte« an ber Iraöe in tfjrem gemeinfam mit bem 
®änen!önig gefüljrteu Äampfc gegen bie Slbotriten beburft, als fie narf) ben 
Slnnalen Sinljarb« bie Slbotriten jroar im SBeften angegriffen Ratten, aber ifyre 
SBofjnfifce nid)t roeftlid), fonbern öfttief) oon ben Slbotriten gehabt Ijätten. 35ie 
Singriffe be« 2Bil5enfönig« Siubi gegen bie Slbotriten müfcten baljer Dom SWeere 
au$ erfolgt fein. Siubi fei bie Iraoe hinaufgefahren, tjabe al« ©tüfcpunft für 
feine Singriffe gegen bie Slbotriten Siubef gegrünbet. 3113 fpäter bie SBiljen au« 
SBagrien toieber oertrieben roorben feien, Ratten fid) bie Slbotriten in ben Söefifc 
be« SBi^en-ffafteÜ« an ber Iraoe gefegt: «in dies eundem amplifieaverunt, 
omnibusque urbium ornamentis instruxerunt tantamque fecerunt, qui 
possit regum esse sedes, regiouisque propugnaculum». SSon all biefen Be- 
hauptungen ift ^iftortfrf) nur ber im herein mit ben S)änen geführte Ärieg ber 
SBiljen gegen bie Slbotriten unb bie Sßerfönlidjfeit Siubi*, alle« anbere ift au«» 
fdjliefclidf ^ß^antafie. 480 ) Obwohl bereit« 36 Saljre nadj ber Sntfte^ung ber 

427 ) 3n ber Sdjulau«gabe ber MG, SS, 2. Slufl, herausgegeben öon griebr. 
fiurje, #annoöer 1895, ©. 160. 

428 ) MG., SS, II, ©. 627, 1829. 

4 2 ö ) De Lubeca veteri 1793, #anbfdjriftLub.fol. «Kappe 1 berStabtbibliotl)ef,itt« 
5)eutfcfte übertragen in ber „Siadjridjt Don bem alten Süberf, toeldje« ehemals juSdjtoartau 
gelegen" in ben Süberfifdjen Sinnigen 1753, Stürf 19— 23, namentlich S. 77/78 u. 81/82. 

480 ) Sgl. oben, ©. 134, 8lnm.343u.344. ßlug« Slnfidjt, bafc bie Schrift Jhrotjn«, 
bie jefjn 3af)re nadj iljrer ©ntftefjung al« «Schedion de Lubeca Svartoviana eiusque 
nomine, origine, incrementis et excidio in 3ofj. Sari $einr. 'SJretjer« Sammlung 
toermifdjter Slbtjanbtungen jur ©rläuterung ber beutfdjen {Rechte unb Slltertümer, 
33b. III, SRoftod 1763, S. 1347—1372 überging, üou bem Steftor be« ffatfjarineum«, 
|>etnr. o. Seelen, beeinflußt toorben fei, erfdjcint um fo toatjrfdjeinlidjer, al« o. Seelen 
1740 in ber Sdjrift «Jubilaeum Lubecense», bie er in ba« Oetoanb eine« ©riefe« 
an 3afob ö. 2Refle fleibet, fidj mit ber ©rünbung Süberf« befdjäftigt fjatte, unb al« 
er am 26. Slpril 1755 gelegentlich eine« öffentlichen Slftu« be« Äatfjarineum« bie 
1552 »erfaßte ©legie eine« feiner Slmt«oorgänger, be« ^ßetru« SSincentiu«, de origine 
Lubecae tjerau«gab, biefer Slu«gabe Stnmerfungen Ijinjufügte unb fid> in biefen Sin- 
merfungen (c, S. X) fefjr toarm bafür au«fprid)t, baß Siubt) ßubice gegrünbet 



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174 

ftTofynftfjen §Qpot^efe biefelbe öon bem frfjon nrieberljott unb mit Sichtung ermähnten 
Subemig $Ubretf)t ©ebljarbi at$ bereitet ^ingefteDt mürbe, 4 8l ) l)at man bodj an 
ifjr bis in bie muefte 3eit festgehalten: fo nodj 1852 ber bcrbiente Slug, 482 ) 
1887 SBiUjelm »reljmer, 4 8 8 ) 1893 ^rofeffor ©gli in 3üric^ 484 ) 

Sine trierte Slnfidjt l>at als iljre Vertreter nur iljren Urheber aufjumeifen, 
atterbing« feinen geringeren ate SUbert Ärans. Äranj behauptet, 486 ) unter Otto 
bem ©rofcen Ijabe e« nodj nidjt bie berühmten ©eeftäbte gegeben, nisi quod iam 
dudum Lubecensis extulit caput, viris, opibus, armis, eultu et omni 
civilitate praestans. 9Kan follte meinen, ba& fidj Äwnj über bie ©efdjtrfjte 
SübedS befonber« gut unterrichtet jeigen mürbe, bet er t>on i486— 1491 486 ) 
©tynbitu« ber ©tabt Sübecf mar. Mein ber fonft }o lebhaft gerühmte Ijanfifdje 



Ijabe. ö. ©eelen behauptet, ö. 9ReUe mürbe fid} auöerfidjtlidjer über bie ©rünbung 
Sübecf« au«gefprod)en fjaben, menn er biefe SSeljauptung gefannt fjätte. 3n ber 
britten, nadj ö. 9Relle« lobe erfd)ienenen Slu«gabe feiner „grünblidjen Sßadjricfjt t>. 
b. ffaiferl. 3retjen u. b. &eil Sömifd). 9teid)«=©tabt Sübecf" ©. 4, 2lnm. 5, mirb 
auf bie SSefjauptung ,,©r SKagnifij £r. 33ürgcrm £ 3). Srotjn" 93ejug genommen 
öon bem Herausgeber, bem fiantor ba« Äatljarineum«, 3ot). $erm. ©djnobel. 

48 1 ) «ag. 3Beltgefd>id)te, Seit 51, #alle 1789, S. 360, «nm. a: „gljebem 
glaubte man $u Sübecf, ba& bie SBiljen, bie bod) niemals in SBagrten ober Sßolabingien 
gefjerrfdjt fjaben, 808 Sübecf auf feinem alten $lafc an ber Sdjmartau gegrünbet 
unb nad) ifjrem Könige Siubtj genannt fjätten". 

482 ) 21. o, ©. 221: „Dbmofjt nidjt unmaljrfdjeintid) ift, bafc bie Dbotriten, 
als Siubi im Stampfe gegen fie gefallen unb bie SBiljen mit £>ülfe ber fränfifdjen 
SBaffen au« biefer ©egenb öertrieben maren, bei ber 93efifcnabmc SBagrien« ben Ort 
als eine ©djufcmefyr gegen etmaige fpätere feinblidje ©infälle nodj meljr befeftigten 
unb Um burd) Sittbau öergröfcerten " 

488 ) 91. o., © 1: „Dbmotjt bie ©tabt Sübecf bereit« in ber äRitte be« 
10. 3a^- *>on ben SBenben erbaut unb öon iljnen, mit einigen furzen Unter» 
bredjuugen, 200 Safyre fjinburdj bemotjnt fein mirb". 

484 ) Nomina Geographica, 2 Aufl., Seipflig 1893, S. 555: „Sübecf, benannt 
nad) bem ©laöenfönig Siubt), melier, hrilj. Stamme«, fübl o. \. ffaltenfjofe einen 
Sßaffenplafc gegen bie Dbotriten erbaute. SMefer, 1139 ö. ben SRugiern gerftört 
(audj biefe 3atjre«äat)l ift falfdr. e« fjätte 1138 tjeifjen muffen), erftanb 1143 an 
feiner j. Stelle mieber, unb bie wenigen ©inmofjner ö. Dlben Subecfe (gleichfalls ein 
Srrtum: biefe Slamenübertragung erfolgt burd^ ®raf Slbolf II; auc^ üon einer 
Überfieblung ber 93emo^ner 9lltlübecf« nad> bem jeftigen Süberf öerlautet nidjt« in 
ben OueHen!) trugen nun ben 9?amen auf ben neuen Ort über (Daniel, $bb. 
©eogr 4, 614)". 

486 ) Ecciesiastica historia seu metropolis usque ad annum 1504, 83afel 
1568, Lib. III, Aap. 30, S. 88. 

4 8 6) 3jj a? ipoffmann, ©ef^te ber freien unb $anfeftabt Süberf, S3b 1, 1889,©. 5. 



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175 

$iftoriogroj>f) jeigt ftdj über bie anfange ber lübiföen @efd)id)te toenig unb gar 
ntd^t informiert. @« mürbe fdjon nadjgeroiefen, bafc feine angaben bejüglid} ber 
fiage SCltlfibedS unjutreffenb, ja bermorren 487 ) finb, ba er fid) tüiberftmdjt, unb 
groar anfdjeinenb, oljne e3 su merfen. ©erabe fo berfjält e$ fid) mit feinen 
Mitteilungen über bie ältefte @efd)td)te SübedS. 9iad)bem er eben betont $at, 
ba& fiübeef gu ben Qtittn Otto« 1 jdjon längft als reiche unb blüljenbe ©eeftabt 
beftanben fjätte, fätjrt er unmittelbar barauf fort, bamalä fei Dlbenburg bie einjige 
©eeftabt geroefen, alle anberen ©täbte Ratten nur als ©innenftäbte 488 ) ejiftiert. 
Äranj mirb ju feiner 33el)auptung, bie nidjt erft miberlegt ju toerben brauet, 
bieHetd)t buref) bie fiunbe öon ben Erfolgen §einridj3 1. bei ben ©laden gelangt 
fein ober er bertoedrfelt Slltlübed mit Sulin ober ©djleSmig. 

Sin roenig ernfter ju nehmen ift eine fünfte @rünbungnad)rid)t, ba fie auf 
eine ber nudjtigften Quellen lübifdjer ©efdjid&te gurfidgeljt, auf bie ©tabeg-foronif 
SRobeS öon 1347. 3m engften 3Hfammenl)ange mit ber befprodjenen 4 8 9 ) Angabe, 
9Ut(übecf Ijabe 93ugetnjfce geljeifcen, bringt SRobe unb iljm fo(genb 3)etmar in 
feinen brei arbeiten bie Sttitteilung, Slltlübed Ijabe feinen Kamen nad) einem SBenben 
erhalten, „be l)ete flubemar". 440 ) Äoppmann erfdjeint biefe Slngabe ernft genug, 
if>n 5U ÜRadtforfdjungen über Subemar ju toeranlaffen. 441 ) SRobe unb 3)etmar 
erjagen nur, 2iltlübecf fei nad) Subemar gereiften, aber nidjt, ber Ort fei oon 
iljm gegrünbet toorben unb nod) 1653 bringt SHerian bie ÜRad)rid)t in biefem 



487 ) %t. oben, S. 135. 

488 ) «Tum erant mediterranea oppida, praeter unam Aldenburg». 5)er 
nun folgenbe 3ufafc ift geograptjifrfj bemerfenStoert unb burd)au3 ber SEBatjrfjeit ent- 
fpredjenb. 3" ben beiben ermähnten ©tabtanfidjten DlbenburgS (oben, ©.78 unter 5) 
bringt 3)anfmertl) biefe öerfrfjtebene SBaff erläge DlbenburgS für bie %af)xc 1320 unb 
1651 jur Slnfdjauung: fjeute ift Don bem etjemalS breiten 2Reere3arm, ber nod) im 
früheren SWtttelalter bie Siorftoftfpifce SBagrienS $u einer Dftfeeinfel öon ber ©röfee 
geljmarnS machte, nur ein fdjmaler, fanalartiger ©raben in ber breiten, niebrigen 
SBiefenmulbe amifdjen 93a^nt)of unb ©tabt Dlbenburg übrig geblieben, füblidj oon 
Olbenburg: ber Dlbenburger ober neue ©raben, ber firfj im Dflen $u ben brei ju- 
fammenljängenben SBafferberfen be3 ©aarjer, ©ruber unb 3)afjmer ©eeä, im SBeften 
gu bem langen SBeffeder ©ee erweitert, Überreften be* einftigen Seite« ober ©unbe«. 
$er intereffante 3 u f a fc lautet: «qiiae tum ad mare respexit, nunc alluvione 
crescente, recessit et ipsa iü mediterranea». 

489 ) »gl. oben, ©. 15—20, fotoie 52—53. 

440 ) S STotyrntann II; ©. 198, 20 fomic I; ©. 8, 25 — I; © 125, 24 — 
I; ©. 208, 2, mo fid; bie Sorm Sübbemar finbet. 
44 x ) 31. o. I; © 8, 21nm. 9. 



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176 

©inne. 442 ) Snbeffen anbcrc #umaniften machen auS Subemar einen ®rünber SübedS, 
toäljrenb 1543 ©ebaftian URünfter 448 ) unb, 9RünfterS Ausführungen entfpredjenb, 
1607 #etnrid) Santmann 444 ) behaupten, «Lubeca — per Lubemarum et 
Critonem — mirifice aecrevit». $)er bon Äoppmann bei §elmolb (I, 92) na<fy 
genriefene Lubemarus roirb ober erft ein Sierteljaljrljunbert nad) ber 3 ct f^tunfl 81t« 
tübecfS ermahnt als ein 85ruber ÜRiclotS, gelegentlich ber ©innaljme oon SBerle burd) 
^)einrid) ben Sömen. £einrid| ber Söroe Vertraut iljm SBerle au: preposuit eis 
Lubemarum quendam veteranum, fratrem Nicloti. — 2ßfinfter unb Santmann 
machen Subemar ju einem ®enoffen (JritoS, fegen il>n bafjer nadj bem dürften 
©ottfdialf an, unter bem Slltlübed bereits beftanb. ©o !ann Subemar als SBegrünber 
SübecfS nidjt in grage lommen, ebenforoenig übrigens für bie ^Benennung beS DrteS. 
IDenn eS ift betoiefen toorben, 445 ) bafc fcf)on SRobe unb 5)etmar fief) biefen angaben 
gegenüber mifctrauifcf} behalten. 

SDBer Siubice ober Subefe für ein Sßatrontjmifon Ijält, benft ebenfo unfyifiorifd) 
wie ungeograpfjifd). SWögen im Slltertum unb nad} ber ^Reformation bie gürften 
eS geliebt Ijaben, ©täbte nad) fid) ju benennen: baS Mittelalter ift bon ben 
Äfejanbria, ©eleucia, Äntiodjia, SßtolemaiS, Cafarea unb Slugufta beS Altertums 
fo frei roie oon ben ©t. SouiS, ©t. Petersburg, Sefaterinburg, Ifyerefienftabt, Sofep!)« 
ftabt, 5reberifSberg, Gfyriftianfunb, 2Bilt>elmSl)aben ber SKeujeit. 9tid)t einmal in 
ben beutfetyen Kolonien, gefdjroeige benn bei ben in 2)eutfd)lanb mofynenben ©lauen 
mar biefe ©itte verbreitet. Sielmetjr roäljlteu bie SBenben iljre Ortsnamen mit 
93ortiebe, anfdjeinenb fogar auSfcfyliefelid) nad) geograpl)ifd)en ober topograpfyfdjen 
Umftänben unb Objeften: nad) fjlfiffen, 446 ) bem SBaummudjS (93utu), ber iöoben- 
befdjaffenfjeit, Sage u. bgl. unb id) ben?e, ein anbereS SRaf ben 9iad)iueiS ju er- 
bringen, ba& f oroot)l ber SBenbenname Subefe roie ber SBenbenname SBucu, roddj festerer 
ficfyerlid) als ein bon ben ©laben ber beutfdjen ©pradje entnommenes fiefymoort ober 
als gemeinfameS inbogermanifd)eS SBort ju gelten t)at, geograpf)ijd) ju erflären finb. 

©anj bereinjelt fteljt eine fedjfte ©rünbung^pot^efe, berjufolge Subefe 976 
erbaut roorben ift, unb jtoar bon ben bor ben 3)änen geflogenen Sinrooljnem SBufuS. 



44 2 ) «. o., S. 154. 

44 8 ) 81. o., 8. 1192. 

44 4 ) 91. o, Statt E 3. 

446 ) Sgl. oben, 6. 17. 

446 ) Sgl. oben, ®. 10 — 11. 3)ie einzige mir befannte SluSnatjme bilbet 
tRafceburg, baS, nrie oben nadjgemiefen (8. 12), in ben polnifrfjen OueHen unter 
bem JJamen SRattjibor erfrfjeint unb jtoeifeHoS nad) bem gefürdjteten 2lbotritenfürften 
Statibor Reifet, auf ben id) im nädjften Kapitel jurürffomme. 



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177 

Mein für eine foldje S3eljauptung ftnbet ftdj nirgenbS, aud) nidjt in ben bänifdjen 
Quellen, irgenbeine ©pur. Sßrofeffor ©rautoff in Sübecf, ber 1819 biefe toifl- 
lürlidje SBeljauptung als eine Jatfadje 447 ) Ijinfteßt, bringt fein SEBort barüber, 
auf roeldje Umftänbe unb 9tad)rid)ten er biefeä angebliche gaftum ftüfct. 

70 3al)re nad) biefer angeblichen Sfludjt ftnb mir enblidj auf Ijiftorifdjem 
SSoben angelangt. $)a erjagt Sbam öon Bremen tum ber djriftenfreunblid)en 
Regierung beS SBenbenfürften ©ottfdjalf unb fütjrt als ©eijpiel an: „Damals 
würben audj in ben einjelnen ©tobten ©tifte gegrünbet, in benen fromme SRänner 
ein fanonifdjeS Seben jufammen führten, ebenfo aud) 9Jiönd)e unb Tonnen, ttrie ba$ 
bie bejeugen, meiere in Sübed, Olbenburg, Senjen, SRafceburg unb in anberen 
©täbten bie Älöfter gefeljen Ijaben". 448 ) — Die l)umaniftifd) gebilbeten ®ejd)id)t> 
fcfyreiber ber älteften lübifcfyen ©efd)id)te, bie fiel) unfähig jetgen, eine Quellen- 
nadjridjt rein unb fdjlidjt ^injune^men, miffen aud) biefe auüjentifdje Eingabe burd> 
allerljaub SBeimerf auSjufdjmüden. ©o beruft fidj 1653 Sfterian auf Slngaben, 
benen jufolge ©ottfäalt im 3a^re 1040 Slltlüberf gegrünbet fyibe. 449 ) 9Sor 
3Rerianljabe idj biefe genaue 3*itangabe 1543 bei Sölünfter, 1597 bei ^einrid) SRanfoau, 
1632 bei 93ertiuS unb 1641 bei ö SBerben^agen gefunben 45 °) SIber fdjon 1651 
tterljätt fidj GaSpar 3)androertl> ber 3al)l 1040 gegenüber jfeptifd) 461 ) unb 1677 
fteflt ©eeborf bie« ©rünbungjalp; als irrtümlich l)in: „ben biefer Surft §at nur 
ju ber Qtit efelidje Slofter unb &ird)en fo verfallen mieber repariret unb folgenbS 
bie ©tabt in aufnähme unb ruljm gebracht unb l)erfürgejögen, ben borljin §at man 
wenig ober nidjtS t>on berfelben sufagen gemußt". 45, j Diefe SafyreSjaljl fann 
fdjon beö^alb nid)t richtig fein, toetl ©ottfdjalf — nad) #aud bie einzige l)iftorifd)e 
*ßerfönlid>feit, welche baS toenbtfdje SSol! im Saufe öon 3a^r^unberten Ijeröor- 
gebraut f)at, 4ft8 ) nad) £an3 o. Säubert „bie eigentliche #elbengeftalt" ber 
SBenben 454 ) — frül)eften$ 1044 jur £errfd)aft gelangt ift. 



447 ) #iftorifd>e ©Triften, 93b. I, ©. 63, Mnm. 9, Zübtd 1836. 

448 ) «. o. III; 19, ©. 220. »gl oben, ©. 162, b. 

449 ) «. o., ©. 154. 

46 °) «. o., @. 1192 — b. SBcftpfjalen; a. o v I, @. 19 — a. o., @. 593 — 
a. o., pars III; cap. 12, ©. 246. 

4ftl ) 9lctt)c SanbeSbefdjreibung ber %tott) #erfcogtf)ümer ©djleähndj unb 
#olflein, ©. 215. 

* bt ) 91. o., ©. 9. 

45S ) Kirdjengejdjidjte $eutfd)lanb8, 93b. III, ©. 656, Seipjig 1896. 

464 ) Sftrdjengefdjidjte ©d)te$ttrig'#otftema auf ©runb oon 93orlefungen an ber 
ftieler Uniberfität, ftiet 1907, © 83. 

8ifc$r. b. «. f. 8. ». X, l. 12 



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178 

gür bie Anberaumung be3 SBeginnS feiner Regierung finb neben anbeten 
Umftänben jmei Späten ju berildfidjtigen: bie äBenbenfdjladjt auf ber $tyr3füg3» 
tyeibe unb ba3 SluSfterben beS 2Ranne8ftamme3 t»on Änut bem ©rofeen. 3)a mit« 
$in bie ©djladjt auf ber ^l^r^fog^eibe als ber 9lu3gang8punft ber lübifdjen 
©efdjidjte gelten mufc, ift ein näheres Eingeben über ba3, ma3 mir öon biefem 
blutigen Sampfe miffen, für eine Einleitung in bie lübifdje ®efd)id}te unerläßlich, 
um fo metjr, afe mir für biefe ©djladjt nur bie Vorarbeiten öon 2. ©iefebre^t 
unb SBigger befifcen. 

flautet 2. 
£te 2)reto3Kerfd)lad)t auf ber $tyr£fog£f)eibe. 

A. SDie (Sröfce be3 ©labenfyeereä. 

s JJacf) ben uns erhaltenen Ouettennadjridjten ift bie 2Benbenfcf)lad)t auf ber 
|)lt)rSfog§f)eibe bei ©cfjleSmig bie blutigfte ©djladjt gemefen, bie im früheren 
9JJittelalter auf bem eimbrifdjen £f)er}one3 gefdjlagen morben ift, ein SDreibölfer* 
lampf, öon bem man nod) lange bis hinauf nad) Sälanb fang unb fagte. 3)ie 
iSlänbifcfje ©age öon 9Kagnu3 bem ©uten — Saga Magnusar Konüngs ens 
Godha — , bie jmar auf bem SBeric^t Don Stugenjeugen beruht, beren öorliegenbe 
SRejenfion nad) SgitSfon aber fpäter als 1268 entftanben ift, berietet: «Hoc 
proelium fuit eeleberrimuin tempore christianismi in terris borealibus 
propter maguam honiinuin stragem, quae ex Slavis facta est.» 35ie 
(J^riften finben auf meite ©treefen tjin feinen SRaum, auf bem ©rbboben ju ftefyen, 
ba ba3 gelb mit ben Seiten ber SBenben bebedt ift: aud) bie größeren SBaffer» 
laufe finb berartig mit Seiten angefüllt, baß fic nidjt metjr meiter ju fließen Der* 
mögen unb baß fie bie Stiften trodnen SfufjeS ju überfdjreiten vermögen. ®ie 
Raufen ber Srfdjlagenen liegen ju Ijod), als baß fie bie SEBölfe erreichen fönnen. 455 ) 



466 ) S3gl bie tmnSönSfon in ben MG., SS. XXIX, #annoüer 1892 {jerau*- 
gegebenen 93rud)ftütfe ex historia Magni Boni regis ©. 403, 45 unb © 402, 
49: «Facta est tanta strages paganorum, ut longinquo spatio campi 
homines Magni regis non possent pedes ponere in terra propter cadavera 
paganorum, et magni rivi reprimerentur caesorum acervis, ita ut profluere 
non possent suo alveo,» fomie ©. 402, 53: »facta est ibi tanta strages, ut 
regis homines super caesorum acervos sicci transirent flumen» unb 402, 56: 
«Ibi iaeuit cadaverum acervus altior, quam ut vagabundum luporum genus, 
vulgo notum, eum conscendere posset.» ©omofjl bie in ben MG. als audj bie 
in norbifdjen 9lu£gaben veröffentlichten norbifdjen Duellen gittere tdf) nidjt im 
norbtfdjen lejte, fonbern in ber faft immer hinzugefügten lateimfcfjen Übertragung. 



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179 

©norre ©turlefon, ber bon 1178 bis 1241 lebte, in ftd) genriffermafcen ben 
Staatsmann unb ©eleljrten bereinigte, öcrglcic^t in feiner Heimskringla, in ber 
er aud) Slbam ö. 93remen benufcte, 466 ) bie Raufen ber Srfd)lagenen mit ben 
Raufen bon ©eetang, ©eegraS u. bgt, roeld)e baS 3Keer bei einem ©türme am 
©tranbe aufhäuft unb fügt tynju, eS gebe nur eine Stimme im ganjen SJolfe, bafc 
feit ©infü^rung beS SliriftentumS im Sorben SuropaS niemals eine amtäljernb fo 
blutige ©d)lad)t auSgefodjten morben fei, roie bie auf ber ^IgrSfog^eibe.* 6 7 ) 

ßönig SKagnuS ber ®ute bon ÜKormegen, ein ©oljn beS 1030 geftorbenen 
fjeil. Dtab, l)errfd)te bon 1035 bis 1047 * 58 ) unb mar feit bem £erbft 1042 
aud) in $)änemarf 469 ) jur {Regierung gelangt. Stuf ber iKücffe^r bon einem «ßuge 
gegen 3umne/ 60 ) auf bem er 1043 bie 3omSburg bon ©runb aus jerftört Ijätte, 461 ) 
mar 9RagnuS in ©djleSmig gelanbet. 35amafS fengte unb brannte in Süttanb 
ein ungeroöljnlid) grofeeS 2Benbenf)eer. $)ie Fagrskinna, bie nod) bor ©norreS 

SSoUftänbig herausgegeben ift bie äRagnuSfage in ber 1824 ju ftopenljagen erfdjienenen 
gmölfbänbigen Sammlung ber iSlänbifctjen ©agen: Forninanna Sögur, Sb. VI, 
©. 1 — 124; itjre ttberfefcung in ber gleichzeitig crfdjtcnenen jmölfbänbigen latcinifdjen 
Übertragung, ben Scripta historica Islandorum, 93b. VI, S. 1 ff. 

4ßö ) Sgl. Submig ©iefebred&t, SBenbifdje ©efdjidjten aus ben Sauren 780 
bis 1182, 8b. III, ©. 380—382, ferner griebrid) SBigger, SHecflenburgifd&e «nnalen 
bis $um 3af)re 1066, ©djmerin 1860, ©. 98/99. 3)ie Heimskringla edr Noregs 
Konunga-Saga af Snorra Sturlusyni ift herausgegeben unb tnS Sateinifdje über- 
tragen üon 1777 — 1826 in einer fed)Sbänbi£en SluSgabe Don Sdjöning, ©f. S^or« 
laciuS, SMrger XljorlaciuS unb SBcrlauff, fonrie frfjon bortjer 1697 in einer jmeibänbigen 
golioauSgabe §u ©torf^olm (gleichfalls auf ber Sübecfer ©tabtbibliotljel borfjanben) 
bon *ßeringSfjölb; einige »ntdjftücfe 1892 bon g. 3önSfon im 83b. XXIX ber MG. 

* 67 ) MG. XXIX, ©. 342, 47 u. 51: «Slavi ceciderunt tarn catervatim, 
quam quisquiliae in litus ereetae; qui vero pone steterunt, fugam ceperunt 
et trueidati sunt ut pecora. — — Corvus sibi saturitatem fore gaudebat — 
Omnis populi est sermo nunquam aeeidisse aeque magnam stragem hominuni 
in terris septentrionalibus christianae fidei temporibus atque hanc, quae facta 
est in tesquis Hlyrskogensibus Slavorum.» 

468 ) «gl- £olber.(£gger, MG. XXIX, ©. 396, 2 u. 394, 21. 

* 69 ) 3)af)lmamt, ®efd)id)te bon Eännemarl, I, ©. 119 u 117, 2Inm. 1 fomie 
SBigger a. o., © 71, «nm. 2. 

4 6 0) 9(bam b. Sremen, II, 74; ©djol. 57: »Magnus rex classe magna 
Danorum stipatus, opulentissimam civitatem Sclavorum Jumnem obsedit 
Clades par fuit. Magnus terruit omnes Sclavoe, iuvenis sanetus et vitae 
innocentis. Ideoque victoriam dedit illi Deus in omnibus.^ 

* 61 ) »afjlmann, I, ©. 121, «nm. 1 unb SBigger a. o., ©. 72—73, fonrie 
£otber-®gger, MG. XXIX, ©. 276, Slnm. 2. 

12* 



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180 

Heimskringla um 1220 entftanben ift unb bielfacf) auf ©fatbengefängen beruht, 462 ) 
behauptet, auf einen Sfjriften feien 60 ©laben gefomtnen. 468 ) SRodj älter afä bie 
Fagrskinna ift bie historia de antiquitate regum Norwagiensium, bie bor 
1184*64) fo er $rontf)eimer Wönd) Jfjeoborid) fdjrieb unb bie bis 1130 reicht. 
Theodoricus monachus ftüfct fid) in feinem ©efdjidjtSroerf in erfter Sinie auf 
bie 33länber, „bie unter allen norbtfdjen 2euten in biefen ©adjen immer bie 
Äunbigeren geroefen" feien. Jtjeoboridj bergleicfjt ba3 ©labender mit einem 
$euf<f)re<fen}d)roarm. @r fdjreibt: «Wandali — incredibili multitudine advecti 
sunt in Daciam (in ben mittelalterlichen CueHen gebräuchlicher SluSbrucf für 
®änemar!) operientes faciem terrae more locustarum.» J^eoborid) djorafte« 
rifiert bie SBenben — Wandali, quos nos materna lingua vocaraus Windir 
— als eine gens inculta, vivens raptu, eine ©djilberung, bie burd)au3 ber oben 
angeführten (©. 94, Slnm. 241) S^aratterifti! $elmolb3 entfjmdjt. Die eingaben über 
bie grofce 3^1 werben bon bier sur Qeit ber ©cf)lacf}t lebenben ©falben, ferner bon brei 
iSlänbifdjen foroie bon ber Knytlinga-Saga beftätigt, einem bönifdfjen ©agenbud) 
natf) Slrt ber telanbifcfyen, baä ein üüiann au3 bem ©efdjlecfyt unb ber ©cfyule ©norreS, 
fein SReffe Dlaf $l)orb}on, gefdjrieben Ijaben foH, ber 1259 ftarb. 466 ) 9Son jenen 
bier ©falben bleibt einer ungenannt; ber jtoeite ift $f)jöbl)ölfr, „ einer bon ben 
ÄriegSleuten be3 SRagnuS, in beffen ©djladjten gegen ©beinn Slftribfon er mit* 
fodjt". Xl)jöbf)ölfr fprad) um 2Beiljnacf)ten 1043, „faum brei Söfonate nad) ber 
©cfjladjt", bor bem Sönig ein ®ebirf)t, unmittelbar als SKagnuS au3 einem fieg- 
reiben ©efedjt jurüdfefyrte, „bermutlicf} nadj ber 93efiegung ©beinnS unb ber (Sin* 
nafjme bon ©eelanb". 466 ) 3)er ©efang HnöbljölfrS ift mithin ein 93iertelia^r 



462 ) Sgl- £otber.®gger, MG. XXIX, @. 358. ©ie ift 1847 bon 3Rundj 
unb Unger au ©fjriftiania herausgegeben toorben; ein fleineS SSrudjftücf bon 3ön$fon 
i. b. MG., 83b. XXIX. 

468 ) MG. XXIX; ©. 363, 44: «Nee minor erat exercitus numerus, quam 
quod sexageni pagani erant contra singulos christianos » ©. 364,41: « — tarn 
crebri ceciderunt mortui, ut multa milia passuum essent, quo pedes ponere non 
possent inter corpora, et omnes rivi repressi sunt et non profluerunt in alveo 
suo; sed nemo novit hominum numerum; quot paganorum hominum ceeiderint.» 

464 ) @iefebred)t a. o., 93b. III, »erlin 1843, ©. 359—363. Die gitterte 
©teile finbet fid) in ber Ausgabe IfjeoboridjS bei ßangebef, Scriptores rerum 
Danicarum medii aevi, 93b- V, ©. 332. 

4 6 6) ®iefebredjt III, 6. 384/385 herausgegeben im 11. Sanbe ber 
Fornmanna Sögur, ftopentjagen 1828, fottne im 11. 93anbe ber Scripta historica 
Islandorum, $openf)agen 1842, aufcerbem brudjftütfloeife bon 3. 3ön3fon im 
93b. XXIX ber MG. 



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181 

nad) bet ©djfadjt cntftanbcn. — ®er brittc ©falbe, Slrnorr, mar bermutlid) auf 
ben Drfnet)-3nfctn fjeimifd). Etma um 1045 fanb fid) Simon ju Dronttjeim bor 
ben Äöntgen SWagnuS unb #aralb ein unb trug bort feine teitroeije nod) erhaltene 
SWagnuSbrapa bor, bie £aralb eiferfüdjtig madjte unb ju ber ^tufterung beranlafete: 
fo lange 9Kenfd)en im Sorben mofjnten, werbe im Slnbenfen bleiben, roaS Slrnorr 
jum Stumme beS 3Kagnu3 gefagt fjabe. Sufeer ber 2)rapa berfafete Slrnorr norf) 
eine Stuljenba auf ÜKagnuS, bermutlid) fd)on 1044. 467 ) 2)er bierte ber bie 
©djlarfjt ermäfynenben ©falben, ber 33länber Sinar ©fulafon, fprad) 1152, bei 
ber (Sinftifjrung 3on SBirgirSfonS, beS erften Drontfjeimer SrjbifdjofS, „bor ber- 
fammelter ©emeinbe eine $)rapa jur ffierljerrlicfjung beS ©diufcfyeiligen ber 
norbifdjen SRetropole", Äönig DlabS be£ ^eiligen, beS 33ater3 bon ßönig 
äKagnuS, 468 ) eine Drapa, in melier er aud) ben SBeißanb rühmte, ben ©t. Dlab 
feinem ©of)ne „in ber großen 2öenbenfd)lad)t geleiftet" Ijabe. 469 ) — 3)ie brei 
iSlänbifdjen ©agen enblid) finb bie fdjon genannte SttagnuSfage, bie gleichfalls 
ermähnte Heimskringla ©norreS unb eine ber jafylreidjen Olabfagen: bie Saga 
Olafs Konuugs ens Helga. 470 ) 

B. Qfürft JRatibor unb bie Slnfüljrer be$ SSenbenfjeereS. 

©ieS grofte SBenben^eer mar nad) Slbam b. 93remen unter ben ad)t ©öfynen 

beS dürften SRatibor bis 9tipen borgebrungen, um ben $ob beS bon ben 2)änen 

erfdjlagenen SRatibor ju rächen. 471 ) Sflaä) ©ajo ©rammaticuS, ber fonft Slbam 

nic^t nur benufct, fonbern and) bielfad) umfdjreibt, auSfdjmüdt, erweitert, nadj 



466 ) ®iefebred)t III, ©. 312/313. 

46 7 ) ©iefebred&t III, ©. 313/314. 

468 ) ®iefebred)t 111, ©. 357/358. 

469 ) %\t lateinifdje Überfefcung ber ©falbengefänge beS Ungenannten, 2t)jöb* 
IjöffrS unb 91rnorrS ift im 6. SBanbe ber Scripta historica Islandorum, 3. 62, 
58 unb 59 herausgegeben, beS ©falbengefangeS bon Stnar ©fulafon 33b. V, ©. 333. 

47 °) herausgegeben in Fornmanna Sögur, 83b. V, ©. 134, ferner 1853 $u 
6t>riftiania bon % 21 äKund) unb E. JR. Unger. S)ie ©teile über bie ©djladjt auf 
ber i>tyrSfogSf}eibe finbet fid) in biefer bon ber uormegifdjen 9tfabemie beranftalteten 
«uSgabe Aap. 265, ©. 240. 

471 ) Slbam II; 75, ©. 92: «Ratibor, dux Sclavorum, interfectus est a 
Danis. Ratibor iste christianus erat, vir magliae potestatis inter barbaros. 
Habuit enim filios octo, principe Sclavorum (biefc Slngabe 31bamS erinnert 
an bie Angaben ber polnifdjen ©efdjidjtSquellen, benen jufolge ber Sßolenfürft Seftfo 
jmanjtg ©ötjne gehabt fjabe aufcer feinem einzigen eljelidjen ©otjne $ompiliuS, meiere 
alle jmanjig duces Sclavorum gemefen feien, bgl. oben, ©. 7 u. ©. 10), qui 
omnes occisi sunt a Danis, dum patrem uleisci quaesierunt. Ad cuius 



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182 

SBaife 472 ) fogar entfteflt unb fälfdjt, rächten bie afy ©öljne nidjt iljren SSatcr 
Siatibor, ötctmc^r SRatibor feine jtoötf ©öl)ne, bie t^m bänifdje Seeräuber erfragen 
Ratten: « — in Jutiam se repente Sclavicus effudit exercitus. Quidam enim 
gentis illius nobilissimus — unter biefem quidam fann nur SRatibor öerftanben 
merben — duodeeim filiis maritimis praedonibus apud Daniara spoliatus, 

Jutorum fines, ferro orbitatem ulturus, invasit. caeduntur funditus 

Sclavi.» 478 ) liefen SBiberfprudj in ber SCBcifc ju erftären, rote e3 SBaife tut, inbem 
man behauptet, ©ajo fyabe ba£, roaS er Slbam entnommen fjabe, suo more mutavit 
et ampliavit, ober inbem man fagt, ©ajo toeicf}e jroar t>on Slbam ab, non tarnen ita, 
ut eum ex alio fönte hausisse statuamus opporteat, erfcfyeint mir borf) bebenftid}. 
|)ier liegt bielme^r eine ©djroiertgfeit üor, bie man nid)t auf fo bequeme SBeifc au$ 
ber 2Belt föaffen fann. 333er fiel) ber SRütye unterjieljt, fämtticfje über ©ottfdjalf 
erhaltenen QueHennad)ricf)ten ju ücrgletrfjen, mirb IjerauSfinben, ba§ ©ajo über 
©ottfcfyatt SWadjridjten bringt, bie ftd) fonft nirgenbS toorfinben. SBie ©ajo allein 
bie Angabe enthält, i>a$ nidjt arf)t ©öfyne ifjren SBater SRatibor, fonbern bafe biefer 
feine jmölf ©öfjne tjabe rächen motten, fo !ennt ©ajo allein ben flatnfrfjen Kamen 
für ©ottfdjalfä Sater, ?ßrtbignet>u3, 474 ) mäfyrenb Slbam unb bie übrigen Quellen 
nur ben djrifttidjen ober tnefmeljr }äd)ftfd)en Kamen Uto nennen. 476 ) ©benfo ift 

mortem ulciscendum iam tunc cum exercitu Winuli veniente3, USque ad 
Ripam vastandam progressi sunt. Et forte Magnus rex tunc a Nordmannia 
rediens, Heidi bam appulit. Qui mox, Danorum copiis undique collectis, 
egredientes a Dania paganos in campestribus Heidibae excepit. Quindecim 
milia feruntur ibi occisa, et facta est pax et leticia christianis omni tempore 
Magni. Eodem vero tempore Godesealcus post mortem Chnut regis et 
flliorum eins rediens ab Anglia, contra Sclavaniam venit infestue, omnes 
impugnans (bie 2lnf)änger KattborS unb feiner adjt ©ötjne) magnumque paganis 
terrorem ineutiens.» 

472 ) Slnmerfungen $u ben Sructjftücfen, bie 2Bai|j in bem für bie battifdje 
@efd)id)te fo mistigen 93b. XXIX ber MG. au$ ©ajo ©rammaticuS herausgegeben 
f>at. Sgl ©. 65, «nm. 19; ©. 66, 9lnm. 9 unb ©. 67, «nm. 7. 

4 7 8 ) Saxonis Grammatici historiae Danicae libri XVI, ed. oon ©tepfjanuä 3of). 
©tepfjaniuä, ©orae 1644, 83b. I. ©. 196. (Jludj biefe feltene unb befonberS gefdfjäfcte Aus- 
gabe ©afoS nennt bie Sübecfer ©tabtbibliotfjef if)r eigen.) 3n ben MG. XXIX; ©. 66, 21. 

474 ) ©ayo, lib. X, MG. XXIX, ©. 65. 

4 76 ) Slbam II; 64, ©. 84: « — cum et caesar (ffonrab II.) bello Winulos 
domuerit. Principes eorum Gneus et Anatrog pagani erant, tercius vero, Uto, 
filius Mistiwoi, male christianus. Unde etiam pro crudelitate sua a quodam 
Saxonum transfuga interfectus est, habens filium Gotescalcum, qui per idem 
tempus apud Luniburg, monasterium ducis, litteralibus erudiebatur studiis.» 
Sgl. oben, ©. 97/98 u. 9tnm. 248. 



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J83 

©ajo bte einzige Queue, roeldje ben Kamen bet jweiten ®etnal)lin ©ottfdjalte 
enthalt, ber ©iritfja, einer natürttdjen Joc^ter Don Äönig ©öeinn Stftribfon. 476 ) 
Sljet ober Stbfalon, fett 1158 SBifc^of öon ffioQföitb (StatUbe), öon 1178 
bis 1201 (Srjbijdjof öon ßunb, ^atte ©ajo, einen ©eelänber öon ritterlicher 
£erfunft, angekörnt, eine bänifdje ©ef^i^te ju berf äffen unb bereite 1186 ober 
1187, als ©uen Slggefon feine compendiosa regura Daniae historia fdjrieb, 
Ijatte <Saio ben Gntfcfylufc gefafct, bem 2Bunfd)e beä (SrjbifdjofS ju entfpredjen. 
Slbfalon^ ©ro&tmter, ©fialm ber SBei&e, mar aber fdfjon beim 93eginn ber Regierung 
t>on ©öeinn »ftribfon (1047—1076) 3art über ©eelanb, 477 ) fo bafe mir in 
SbfalonS ©rofctmter einen 3 e ^9 cn °ff cn & cr ©cfjladjt auf ber ^fyräfogSljeibe unb 
be3 Sßenbenfürften ©ottfcfjalf erblicfen tonnen. 2)ie 3lad)xxd)ten, bie fidj öon 
biefem ©rofcbater auf ben Snfet fortgepftangt l>aben, merben e§ bemnaefy 
fein, bie ©ajo über Stoeittn Slftribfon unb beffen ©rfjroiegerfoljn ©ottfdjalf 
bringt. 'Dabei barf nid)t überfein werben, bafe biefe gamitie tum ©fialm bis 
Sbfalon als SBortäntpfer ber Danen im Äampfe gegen bie ©la&en haftest, foroie 
ba& nad) bem allgemein feftftetjenben Urteil ©ajo ©rammaticuS ju nationaler 
^arteilid)leit neigt, fo bafc feine 9iad)ricf)ten über bie ©d)tad)t t)on 1043 jtuar 
beachtenswert erfcfyeinen, aber fomofjt burrf) bie faft über anbertfyalb 3»aljrl}unberte 
Ijinburdj fortgefefcte nitinblidje Überlieferung cntfteUt, als aurf) burd) feinen 
G^auöiniSmuS beeinflußt fein fönnen. gür ©ajoS Stngabe, bafc Statibor felbft bie 
SBenben geführt fjabe, fprid)t ber ausführliche ©d)tad)tberid)t ber allerbingS erft 
bem 13. Safjrfjunbert angefjörenben, oben ermähnten Saga Magnusar Konüngs 
ens Godha, bemjufolge ber t)on aßen gefürdjtete Slnfütjrer ber SBenben SRegbuS 
{jeifct: auti) Stbam bejeicfynet SRatibor als vir niagnae potestatis inter barbaros, 
im übrigen aber als ßfjriften. 3)aS Auftreten unb ber %aU beS SRegbuS in ber 
SRagnuSfage tyat gemiffe 3üB e ö *>n &*m altteftamentlidjen SBcrtc^t üom SRiefen 
©oliat^: icS) möchte gerabeju glauben, bafe Ijier baS erfte 93ud) ©amueliS bemüht 
ober unbewußt bem Serfaffer ber SKagnuSfage als SSorbilb gebient l)at> 78 ) 3n 

* 76 ) ©ap, üb. XI, MG. XXIX; ©. 67, 25 u. üb. XIII, MG. XXIX, ©. 71. 

477 ) ©iefebred&t III, 370. 

478 ) Kap. 33: MG. XXIX; ©. 401, 47: Erat quidam vir in exercitu 
Slavorum, qui maior ac robustior erat reliquis hominibus; hie vir dederat 
consilium Slavis, ut nocte potius pugnarent quam die cum christianis; is 
erat magiae tarn peritus, ut nullum telum eum laedere posset. Hie vir 
proeessit in aciem Magni regis et percussit ab utroque latere, ut nemo sibi 
salutem sperare posset, si quem telo attigisset. Hie vir nominabatur Regbus, 
hie primo eommovit certamen hominibus Magni regis. Et cum multos 
homines oeeidisset, progressus est fortiter et interrogavit, ubi rex Nord- 



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184 

©norreS Ebbet unb ebenfo bon (Sgifefon 479 ) mirb boS SBort reggbus als 
Slppellatibum unb S8e3eid)nung beS ÄönigS SKagnuS gebraust.* 80 ) 

SlnberS liegt bie ©acfye bei Slbam. 2Kit 9tei)t bemerft 481 ) Sßigger in feinen 
SKecflenburgifdien Slnnalen, einem SEBerfe t)on ebenfo großer 3 uöer löffigfeit, um* 
faffenbem SBiffen als befonnenem Urteil: „©eit (Sinfyarb befdjäftigt fid) niemanb 
fo genau mit ben 2lbotriten»®efd)id)ten als eben ber 93remer SanomcuS 2lbam; 
unb lein $iftorifer beS SDlittelalterS bemühte \\d) eifriger um eine fritiftfje @r» 
forfdjung unb allfeitige ®urd)bringung beS jum J^ema gewählten OegenftanbeS." 
SlbamS SSertrauenSmann für bie norbifcfye unb toenbifdje ®efcf)id)te ift befanntlicfy 
Sönig ©beinn Stftribfon: fo gefjen fotooljl 9lbamS roie ©ajoS 9iacf)rid)ten auf bie 
gleite urfprünglicfje Quelle jurüd. 2lber roäfyrenb Slbam ©beinnS Mitteilungen 
fofort nieberftfjrieb, Ijat fie ©ajo burdj baS SKebium einer anberljalb 3al)rf)unberte 
roäljrenben parteiiföen Überlieferung erhalten, fo bafe man nidjt jweifeln fann, 
melier bon beiben Quellen man ju folgen Ijat, roenn Slbam unb ©ajo fid) miber» 
fprecfjen. ©djliefjlicf) berfügte Slbam jum minbeften inbirelt nodj über eine jroeite 
fo Ijerborragenbe Quelle, roie fie itjm in ber ^ßerfon Äönig ©beinnS flofc: über bie 
SRitteilungen bon ©beinnS ©djroiegerfoljn ©ottfdjalf, ba ©ottfdjalf 9lbamS S$or- 
gefegten unb Qfreunb, & en Srjbifcfjof Slbalbert, in Hamburg aufjufudjen pflegte, 
©o gewinnt man als Ergebnis biefer SluSfütjrungen folgenbe Slnficfyt: etma feit 
ber SRücfleljr ©ottföalfS auS (Sngtanb, mit ber bie Überfieblung bon ©üeinn 
Slftribfon auS ©fanbinabien nad) ©eelanb jufammenfäHt, finb ©ajoS Ausführungen 
über 2)änen« unb SBenbengefdjidjte infolge feiner minbeftenS bon biefem 3 c ^P un ^ c 
an borljanbenen tJarnttienttabttion in fjoljem ©rabe beachtenswert; wenn fie aber 
ben Slngaben beS nod) beffer unterridjteten Slbam nriberfpredjen, berbient unbebingt 
Slbam ben SSorjug. 

2)en einjigen mirtlidjen Slnljalt für bie ©röfee beS SBenbenljeereS gibt bie 
ermähnte Slngabe SlbamS, berjufolge 15 000 SKann in ber ©djladjt gefallen feien, 
fiönig 5KagnuS rafft jufammen, maS er an 3)änen unb Süten aufsubieten bermag, 



mannorum esset. — — Paganus habebat curtam lorieam et galeam in 
capite. Hie formosus vir procurrit ante regem et percussit illum magnum 
paganum magno ictu in galea. llle labavit nee collapsus est. Rex vidit 
lorieam retraetatem a coxa, cum ille labaret sub ictu, et disseeuit rex eum 
securi paene media parte, nam haec laesit illum, quamvis non laederent 
alia tela. Post caedem Regbusi factus est Magnus rex tarn acer, ut — . 

479 ) Scripta historica Islandorum VI, 79. 

480 ) SBigger, Slnnalen, ©. 99, 9lnm. 1. 
* 81 ) ©. 94. 



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185 

unb bereinigt fidj mit einem großen beutfcfyen* 8 2 ) $eere unter feinem ©djroager 
Drbulf, bem ©otjne be$ ©ad)fenl)erjog3 33ernljarb3 II., ben bie norbifcfyen ©agen 
Otto nennen: Dtto, fyertogi af ©ajlanbi. Dtto rät bem jögernben 3Kagnu3 jur 
©d)tad}t unb fdjlägt im SSerein mit SRagnuS bie ©lauen an ber ©fotborgara. 
Sber gerabe biefe Ortsangabe ift e£, roeldje anfdjeinenb unübernrinblicfye ©rfjmierig* 
feiten für bie fiebere (Srfenntnte be3 ©adjüerljaltS bereitet. 

C. ®ie DrtSbeftimmung ber ©d)lad)t. 
Die ältefte aller OueHen über bie ©djteSroiger ©tfjlacfjt, baä brei 3Konate 
fpäter »erfaßte ©ebidjt £f)jöbf)6lfr3, toertegt bie ©djladjt an bie ©fotborgara, 
fyr sunnan Heidhaby = ad meridionale latus Heidaboei. SE^jöb^ölfr 
erfdjeint in ber ©d)lacf)t bei SlarfyuuS, um 2Betf)nad)ten 1043, als firiegSmann öon 
Äönig SDJagnuS, mar affo moljl auä) Slugenjeuge ber ©tf)lacf)t bei ©djleämig. 483 ) 
Sbnlid) ber ermähnte ungenannte ©lalbe: «Vindis dolores, prineeps, attulisti 
ad limpidura amnem Skotborgensem.» 2lu8 ber bireften Stnrebe be£ ©falben 
an 2Ragnu3 gefjt Ijeröor, bafe aud) biefer ©efang balb narf) ber ©djladjt, jebenfaflS 
fcor bem £obe SKagnuS be$ ®uten, b. Ij. öor bem 3al)re 1047 gefcfjrieben 
fein mufe. ©o berlegen bie beiben 3 c itfl^noffen bie 28af)lftatt an bie ©fotborgara. 
2Bo aber lag bie ©fotborgara? 

* 82 ) Saga Magnusar Kontings ens Godha, MG. XXIX, ©. 397, 45: 
«Dux quidem Saxoniae nominatus est Otto; is fuit potens et valde dives 
peeunia; — Dux fuit magnus proeliator et optimus eques». — ®. 399, 57: 
«Tum profectus est (dux) citissime cum exercita suo in Daniam septentrionem 
versus eo usque, dum inveniret Magnum regem in campo inculto Hlyrskogensi 
meridiem versus ab Heidaby. Excepit rex quam optime affinem suum et 
exhilaratus est eius adventu». ©.400, 35: «Dani coeperunt ipale fremere 
et dixerunt regem ipsos dueturum esse in exitium, et dixerunt, hoc solum 

superesse, ut aufugerent. —. Otto dux hortatus est ad pugnandum». — 

Sfjnltdj bie ältere |>eim3fringla, offenbar eine üuefle für bie SRagnuSfage, MG. 
XXIX; ©. 341, ©. 9: «kom til hans Otta, hertogi af Saxlandi or ßrunsvik». 
3n ber lateinifdjen Sßerfion Reifet e$ bann (341, ©. 29: «Deinde Magnus rex 
convoeavit copias ad se, et collectus est cito exercitus e tota Jutia. Ad eum 
venit Otto dux Saxoniae de Brunsvic. Is duxerat Ulfhildam, filiam Olavi 

regis saneti, patris Magni regis. Dux habebat multas copias militum. 

Sed cum Magnus rex versaretur ad flumen Skotborgense in tesquis 
Hlyrskogensi bus, certior f actus est de exercitu Slavorum per explöratores, 
etiam eos tantum exercitum habere, ut nemo eum numerare posset, sed 
Magnum nullam pro illis habere multitudinem, unumque consüium iam esse 
aufugiendi. — — Sed Otto dux potius cohortatus est, ut pugnaretur». 

488 ) ©iefebredjt II; ©. 83, Slnm. 2. 



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186 

3ur 33eftitnmung be3 ©cf)lad}tfetbe3 feien bie Ortsangaben fätntlid^er Quellen 
untereinanber gereift: 

1. 1043, brei 9Ronate nad> ber ©djladjt, föreibt ber ©falbe Jljjöbljölfr: 

«Meus fortis princeps victoriam reportavit meridiem yersns a 
flumine Scotborgensi, novi acrem pugnam factam esse prope 
Heidaby»; 484 ) 

2. gnrifdjcn 1043—1047 fdjreibt ber ungenannte ©falbe: 

«Skioldunge {i. e. rex e genere Skioldungorum), attulisti dolores 
Slavis ad limpidum flumen Scotborgense (norbifd): ©fotborgara)»;* 85 ) 

3. 1051 berfafcte ber telänbifdje ©falbe J^orletfr gagri = JtjorletcuS Sßulcfjer, 
ein Sieb auf ©toeinn Stftribfon, 486 ) in bent er bon ber ©cfjteäroiger ©djladjt: 
«in gladiorum sonitu», fpridjt: 

«a regione Heidaby septentrionem versns sita»;- 

4 bie Sslänber Slnnalen, bie bis ca. 1050 auf lateinifcfjen Vortagen berufen, 
beren ättefte erhaltene ^anbfdjrift aber öon einer £anb bis 1279 getrieben 
ift, 487 ) geben jum Safere 1043 bie 9?ad)ricl)t: 

«Magnus Bonus rex incendit Jomsburgum, et tunc pugnavit cum 
Slavis in Lyrskogensibus tesqnis (= vid Vindr a Lyrskogs- 
heidi»; 488 ) 

5. 1075 fcfyrieb 3U 95remen ber 3)omfd)ütafter ?Ibam, II, 75: 

«Magnus — Heidibam appulit. Qui paganos In campestribus 
Heidibae excepit»; 

6. 1152 faßt ber ©falbe ©inar ©fulafon: 

«Apparuit imperator (i. e. b. ^eilige Dlaü) — dixit se auxilium 
laturum esse — , antequam in campo incnlto Hlyrscogensi (norbifdj: 

Hlyrskogsheidi) rex ille strenuus pugnain cormnisit»; 489 ) 



484 ) MG. XXIX; ©. 401, 41 unb SBigger, «nnal., ©. 75. 
48 *) MG. XXIX; ©. 402, 54 unb SBtgger, »nnal, @. 76. 

486 ) SBigger, a. 0., ©. 78, Slnm. $u 1044 unb £olber.©gger, MG. XXIX; 
©. 276, Slnm. 5. ©üeinn Reifet bei ben SRormegern nadj feiner SRutter Slftribfon, 
bei ben ©djtueben unb jumeilen aud) bei anberen Slorbtänbern, fo in ber ffntjtlinga» 
©aga, nadj feinem Sater: ©toein UlfSfon. 

487 ) Sgl. #olber-(£gger, XXIX; ©. 252, 15 unb 11. 

488 ) MG. XXIX; ©. 257, 54 unb 31. 

489 ) MG. XXIX; ©. 402, 43 unb SBigger, Slnnal, S. 76. 



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187 

7. t>or 1184 fdjreibt Theodoricus mouachus in feiner historia de antiquitate 
regum Norwagiensium, Stap. 24: 

«Hoc proelium gestuin est in loco qui dicitur Luirskogs Heithr»; 490 ) 

8. furj bor 1190 fdjreibt ba3 anfdjeinenb auf Theodoricus monachus unb 
einigen ©falbengefängen fufeenbe Breviarium historiarum regum 
Norwegiae: 

«Congressi sunt mane in campis incultis qui Hlyrskogenses 
dicuntur, qui siti sunt ad flnmen Skotborgense»; 491 ) 

9. bie Annales Lundenses, beren Slnfanp auf ba3 12. Satjrljunbert jurficf- 
getjt, 492 ) f ^reiben, inbent fie iljren SKitteilungen Stbam jugrunbe legen: 

«1048. Eo tempore Ratibor dux Sclavorum interfectus est a 
Danis; ad cuius mortem ulciscendam iam tunc cum toto exercitu 
Sclavi venientes, usque ad Ripam vastandam progressi sunt. Qui 
(i. e. Magnus) mox, Danorum copiis undique collectis, egredientes a 
Dania paganos in campestribns recepit Hethaeby»; 498 ) 

10. um 1200 fcfyreibt ber catalogus regum Danorum, gleichfalls unter 
83enufcung 3lbam3: 

«Magnus rex Sclavos fines suos invadentes ad ulciscendum 
Kadebnrg principem eorum, qui a Danis occisus erat, in 
campestribns Heideba 15 milia paganorum occidit»; 494 ) 

11. um 1220 f djreibt bie gagrSfinna: 

« Venit Magnus obviam eis septentrionem yersns ab Heidaby. 

Nocte iacuerunt sub scutis Magnus rex cum suis in Hlyrskogensibus 
tesqnis; eo enim exspectabatur exercitus»; 496 ) 



490 ) Sangebef, SS. rer. Danicarum V, 332. 3)ie Stelle ift and) in ben 
MG. XXIX; ©. 250, 47 herausgegeben. 

491 ) MG. XXIX; S. 354, 27. 

492 ) Sgl. ffiaifc, MG. XXIX; ©. 185, 22: «Qui primus saec. XII tale 
opus in Dania condidit». 

498 ) MG. XXIX; S. 202, 42. 

494 ) MG. XXIX; ©. 169, 23. SBarum fotlte ber oben, @. 183/184 ermähnte 
9lame SRegbuS nidjt ebenfo gut au3 SRatibor forrumpiert fein, toie f)ier SRatibor ju 
SRabeburg gefcorben ift? SBigger (a. o., @. 73, Slnm. 2) bringt nocf) bie gorm 
Racaeburgh bei für ben dürften SRatibor. 

496 ) MG. XXIX; @. 363, 44 unb 364, 29. 



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188 

12. jiütfrf)en 1220—1230 fdjreibt bann ©norre in feiner §eim$fringla, Aap. 28: 

« — idque captum est consilium, ut rex dirigeret exercitum suum 
meridiem versus ad Heidaby. Sed cum Magnus rex versaretur ad 
flumen Skotborgense in tesquis Hlyrskogensibus. — — Stap. 29: 
— Tum exercitus Slavorum e meridie flnmen traiciebat adversus 

eos. Omnis populi est sermo nunquam aeeidisse aeque magnam 

stragem — atque haue, quae facta est in tesquis Hlyrskogensibus 
Slavorum»; 496 ) 

13. jmifrfien 1220 — 1241 fdjreibt ©norre in feiner vita Olavi Sancti regis, 
bis auf Äleinigfeiten übereinftimmenb mit bem, roaS er in feiner £eim3* 
fringla fagt: 

«Invenerunt exercitum Slavorum in Hlyrskogensibus tesquis 
meridiem versus ab Heidaby; ibi Magnus suique iacuerunt nocte 

sub scutis suis. Tunc viderunt exercitum Slavorum; transierunt 

Slavi flumen Scotborgense»; 497 ) 

14. natf) 1250 f treibt bie Äntjtlinga'Saga, eine ber ^auptquellen für bie kämpfe 
gnriföen 2)änen unb ©taöen, allerbingS irrtümlicfjerioeife jum Satye 1044 
ftatt 1043, Aap. 22: 

«Ea aestate pugnavit Magnus rex in Slavia ad Jomsborg et 
reportavit victoriam, combussit castrum et multa alia loca terrae. 
Alteram pugnam habuit Magnus rex autumno pridie Michaelis festum 
in Jutia, breve spatium septentrionem versus ab Heidaby in campo 
Hlyrskogensi ad flumen Skotborgense. Tum pugnavit cum Slavis. 

Narratio est quorundam virorum, Suenonem, Ulfonis filium, 

fuisse in hoc proelio cum Magno rege et pacem eorum etiamtum 
durasse. Ita narrat Thorleicus Pulcher in carmiue non intercalato, 
quod composuit de Suenone, Ulfonis filio»; 498 ) 

15. nadj 1268 finbet fidj in ber ben Flamen Saga Magnusar Konüngs ens 
Godha trogenben anonymen i3länbiftf)en Kompilation, meiere großenteils au£ 
bem breviarium historiarum regum Norwegiae, ber QfagrSfinna unb ber 
£eim3fringla jufammengefefet ift, folgenbe Ortsangabe, Aap 31: 



* 96 ) MG. XXIX; S. 341, 33 foroie ®. 342, 41 unb 51. 
* 97 ) MG. XXIX; ©. 350, 38. Snorre be^ie^t fid) f)ier ttrie in ber #eimfr 
Iringta auf bie ©falben If)jöbf)ölfr unb 9lrnorr. 
*•*) MG. XXIX; 3. 276, 30. 



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189 

«Tum profectus est (seil. Otto) — septentrionem versus eo usque, 
dum inveniret Magnum regem in campo ineulto Hlyrskogensi 
meridiem versus ab Heidaby». — Aap. 32: «Haec congressio fuit 
apud flumen Scotborgense meridiem versus ab Heidaby». — $£ap. 34: 
«Sed cum turba fugientium pervenisset ad flumen Scotborgense, 
restiterunt Slavi aliquanto, sed cum universus exercitus regis secutus 

esset, repulerunt paganos in flumen. Posthac diviserunt prae- 

dam suam, et rex assumpsit sibi ex hac magna peeunia nonnullos 
anulos, quos abstulerat pagano Uli Regbuso». 490 ) 

5)er ©falbe 9trnorr unb ©ajo ©rammaticuS laffen uns über bie fiofalität 
beS ©d)lacf)tfelbeS im ©tidje. 

dreierlei ift bei biefen Ortsangaben beachtenswert: einmal, bag brei 
berfdjiebene geograj>f)iftf)e Seftimmungen gegeben werben, ber Qflufj ©fotborgara, 
bie unbebaute Hlyrskogsheidi unb bie ©tabt $eibabtj; gtoeitenS ber Umftanb, bajj 
bie fieben älteften Quellen nur je eine biefer brei geograpljtföen SBeftimmungen 
nennen unb bajj erft anbertljatb 3al)rl)unbert nadj ber ©rfjtacfjt, etwa feit 1190 mehrere 
btefer Seftimmungen jufammengeroorfen werben. 33on ben jeljn Duellen, bie bor 
bem Saljre 1200 liegen, bringt nur ba# SBrebiarium bor 1190 jtoei SBeftimmungen; 
bie fünf Quellen, bie bem 13. ftafjrljunbert angehören, berfaljren ausnahmslos auefj 
bei ber Ortsangabe fompilatorifd}. SSon ben fed)S Quellen, bie mehrere ber bret 
geograpljifcfjen SBeftimmungen jufammenroerfen, bereinigen: 

1. bie Hlyrskogsheidi unb bie ©fotborgara: baS SBrebiarium, bie £eimSfringla; 

2. bie Hlyrskogsheidi unb ^eibabt}: bie QfagrSfinna; 

3. alle brei Seftimmungen bie brei fpäteften Quellen: bie vita Olavi Sancti, 
bie föntjtlinga« unb bie 3Ragnufar-©aga. 

@in britter bemerfenStoerter Umftanb ift bie SSermtrrung, bie bejüglidj ber 
geograpf)ifcf)en Orientierung biefer brei Ortsangaben Ijerrfdjt. @S wirb berlegt: 

1. füblid} bon ber ©fotborgara bie ©djladjt bei Iljjöbljölfr 1043; 

2. nörblicf) bon ber ©fotborgara bie ©flacht in ber £eimSfringla jmifc^en 
1220—1230; 



4 ") MG. XXIX; ©. 399, 57 fotoie ©. 401, 40 unb 402, 52; 404, 35. 
S)ie 3RagnuSfage gittert nidjt nur bie bter bisher genannten ©falben: Hjjöbjjotfr, 
ben Ungenannten, Slrnorr unb ©inar ©fulafon, fonbern aud) ben tStänbifdjen ©falben 
Cbbr ©ediffon, ber in ber ©djtadjt neben König SKagnuS gefämpft unb auf SSfanb 
plurima de his rebus (a. o., ©. 400, 50) erjäljtt Ijabe. 



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190 

3. nörbtidj öon £eibabt) bie Hlyrskogsheidi in ber QfagrSfinna um 1220 unb 
in ber $ntjtlinga-©aga nadj 1250; 

4. füblicf) öon £eibabt) forooljl bic Hlyrskogsheidi als audj bic ©fotborgara in 
ber vita Olavi Sancti jmifcf)en 1220 — 1241, unb in ber 9ftagnufar«©aga 
narf) 1268. 

33on ben 15 Quellen laffen 7 bie ©djladjt an ber ©fotborgara, 9 auf ber 
Hlyrskogsheidi unb 9 bei $eibabt) ftattfinben. ?lber nirfjt nur bie meiften, fonbern 
aucfj bte beften unb ätteften Quellen: bie 21ugenjeugen Sfyjöbljölfr unb Jljorleifr 
fomie Slbam ö. Srernen öerlegen bie ©djladjt in bie ©egenb oon ^eibabtj. ©elbft 
bieJlamenformeni^eibab^^eibiba^et^aeb^^eibeba ftimmen in bei mittelalterlichen 
Kamen auffaflenber SBeife überein. ©o ift e3 begreiflich, bafj bie beiben ©eleljrten, 
bie man big auf ben heutigen lag rooljl als bie beften Äenner ber SBenbengefctyidjte 
bejeicfynen barf, Submig ©iefebrecfjt 600 ) unb gn c & r uf) SBigger, 601 ) e3 für 
ausgemacht galten, bajs bie SBafjlftatt bei ©cf}le$tt)ig lag. Sljnen reiljt fid) neuer- 
bingS — atlerbingS nur gelegentlich in Slnmerfungen ju ben oon SönSfon in ben 
MG. herausgegebenen norbifcfyen Quellen — ein Senner wie $olber@gger 602 ) an. 
Surf) ber befte Senner ber fdileSroigfctjen fianbeSfunbe, Sßrofeffor Sluguft ©ad), tritt 
in feinem großen breibänbigen äBerfe (35a^ |>erjogtum ©djleSroig in feiner etfyto» 
gra#jifcf)en unb nationalen ©ntnricfelung, 93b. 1 — 3, $aÜe a. ©. 1896-^1907, 
I, ©. 137) unbebingt für bie ©egenb bei ©dfjleSnng ein, aflerbingS oljne Anführung 
öon ©rünben unb oljne auf bie entgegenftefyenben ©cfjroierigfeiten aufmerlfam 3U 
machen: „33on Slorbmannien jurticffef)renb, lanbete bamalS Sönig 2Kagnu3 in 
§eibiba, rücfte norbroärtS bte grofce §eerftrajje unb fdjlug bie geinbe in einer 
mörberifdjen ©djladjt in ber Sßalbgegenb (?) bei $eibiba, b. 1). bei fiürfdjau". 
Slllein biefelbe ältefte all ber 15 Quellen, bie $eibabt) nennt, Jljiöbfyölfr, nennt 
and) unb jroar in erfter 2inie bie ©fotborgara SBo lag biefer gtufj, ber bei 
©d)le3roig fdjledfjterbingS nicfjt nachweisbar ift? 

©rf)on ©cf)öning, ber 1777 ©norreS $eim3fringla IjerauSjugeben begann, 
ebenfo, unabhängig Don ifyn, ber um bie ©d)le3roig»|)olfteini}cl)e fianbeSgefdjidjte 
oerbiente fiufe 1817, Ijaben eine ©djottburger 8lue bei fRipen nacfjgeroiefeu, „ioeldje 



600 ) Subtoig ©iefebredjt, a. 0., II, ©. 83. 

601 ) SStgger, Slnnalen, ©. 76, V unb S. 75, 9lnm. 4. 

602 ) MG. XXIX; ©. 350: «Slavi eodem die, quo pugna prope 
Schleswig COmmissa est, flumen Schottburgerau transire minime potuerunt; 
sed eos hoc fluinen redientes a vastatione transiisse facile credi potest, cum 
Adam II, 75 eos usque ad Ripam omnia vastasse narret». 



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191 

eine ©treefe bie ©rensfdjeibe jitnföen Süttanb unb ©djteSroig macf)t". 60B ) Sßenn aber 
#o!ber-@gger 1892 behauptet, 604 ) bafc alle ©djriftfteller baS ©djladjtfelb Ijierljer ber- 
legen, fo irrt er fidj, ba gerabe btc beften Äenner ber 2Benbengefd)id)te, 9Känner nrie 
©iefebrecfct unb Sßigger, beren arbeiten er allerbingS nicf)t ju fennen fcfjeint, ba er fie 
in feinen Änmerfungen völlig übergebt, ebenfo rote foeben ber tanbeSfunbige ©ac^, bie 
SBaljlftatt nidjt bei SRipen, fonbern bei ©djleSmig fucfjen. 3dj fdjliejje mief) iljnen an, 
ba meine« (SrachtenS roeber bie SBefdjaffenfyeit norfj bie Snjal)! ber jufammengefteHten 
Quellenangaben einen Steifet juläfct, bafc bie grofee 6ntfd)eibungS}cf)ladjt, bie -SDäne- 
mar! auf ein IjalbeS Saljrljunbert SRu^e öor bem flaöifd^en Srbfeinbe öerfdjaffte, bei 
#eibabt) gefd)lagen roorben ift, um fo meniger, als bereits SRuncf) bie Sage ber 
Hlyrskogsheidi bei ©djleSnng baburdj toaf)rfd)einlicf} gemadjt Ijat, bafe er auf baS 
2)orf fifirfdjau im ÜKorbroeften öon ©djleSnrig f)inroeift. 606 ) 3dj möchte ju 
2Rund)S SWacfjroeiS Ijinjufügen, bafe bieS 2)orf Sürfdjau unmittelbar toeftlidj an 
jenem baltifdjen ^öljenrücten liegt, ber fidj, fo d)arafteriftifd) für bie Sßrotmtj, 
in beren öftlicfjem drittel öon ©üben nad} Sorben jieljt unb bafe fidf} biefe ©egenb, 
gelegen an ber fdjmalften ©teile beS cimbrifcfyen StjerfoneS, bie fo eng ift, bajj icfy 
fie an einem läge öon ber 9?orbfee jur Dftfee bequem ju gufe burdjqueren tonnte, 
öortrefflid) baju eignet, einem öon Sorben Ijer anlommenben geinbe ben SRütfjug 
ju öerlegen. Unmittelbar nörblid) oon fiürfdjau liegt jenes ©djladjtfelb, auf bem 
1850 bem breijäljrigen 83efreiungSfriege ber ©d)leSnrig-|)olfteiner ein ©übe bereitet 
mürbe: bie Sbftebter SBatjlftatt. Dagu liegt roeftlid) öon fiürfdjau ein ©ee, aus 
bem bie SlrenSbef gen SBeften nad) ber bei griebridjftabt in bie Siber münbenben 
Sreene flieftt, fo ba& auij ber meines SBiffenS bisher nodj nid)t nad)geroiefene*) 

6 8) ©iefebredjt, a. o., II, ©. 83. 

ö04 ) MG. XXIX; ©. 454, s 21nm. 1: «Poetarum strophis, praesertim ea 
Thiodolfi, — omnes seriptores sedueti sunt, ut campum Hlyrskogensem 
prope flumen Schottburgerau situm esse opinarentur». 

506 ) MG. XXIX; ©. 341, 3lnm. 6. 

*) Srft nad) SSoüenbung meiner Slrbeit tjabe id) ©ad)S ausgezeichnetes 
SBerf gelefen (ogl. oben, © 190). 21ud) <Bad) roeift auf bie, ober roie er fagt 
(I, ©. 79) ben SlrenSbef l)in, aber of)ne it)n irgenbmie mit ber ©djfadjt auf ber 
Hlyrskogsheidi ober gar mit ber ©cotborgara in 93erbinbung $u bringen, <&aä) füljrt 
für biefen glu§ nodj bie Sftamen SlrenStjooeb unb 3lrlau an unb lägt bie ganje 
®egenb urfprünglicf) oon einem SRiefenmalbe bebeeft fein, ber SlrenSljarbe, 1231: 
StraelbStyaeretl) ober SlmaeSfyaeretl) genannt, bie i^ren 9iamen öon bem 9lblerl)oljc, 
2lrnat)olt trage, „baS \\d) üon ber Sdjtei quer über baS fianb bis über Ireia hinaus 
erftreefte". 3d) mö^te bem hinzufügen, ba& mit bem tarnen 9lrna^olt oielleid^t bie 
9lblergefd)icf}te in irgenbeinem 3 u f am ^^^ n g fteljt, bie ©ayo ©rammaticuS 
gelegentlich ber 3Benbenfd)lacf}t erzählt. 



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192 

SBaffertauf öorljanben ift, ber bcn SBenben in bcr ©d)Iad)t fo öerf)ängm3t>olI mürbe, 
©nblid) beginnt meftlid} oon Sürfdjau bic weite $eibe: bie ©eeft, roeld)e ben 
mittleren SRücfen ber ^perjogtümer einnimmt unb beren meltöerlaffene ©nfamfett 
unb unmiberftel)lid)en SReij ©torm unb grenzen fo ergreifenb öertyerrlidjt Ijaben. 
©ie beginnt au3geredjnet bei fiürfdjau an ©teile ber fruchtbaren, abmed)flung3reid>en 
ofteimbrifdjen $ügellanbfd)aft ju treten unb alle 93erid)te ftimmen barin überein, 
bafc fie balb t>on bem campus incultus Hlyrscogensis, balb Don ben campestres 
Heidtbae ober Heideba ober aud) Hethaeby, t>on ben tesquis Hlyrskogensibus, 
ben campis incultis, qui Hlyrskogenses dieuntur, öon bem campo inculto 
Hlyrskogensi fpredjen ©enau ber 2Birflid)feit entfpredjenb bcgcirfjnet 1051 bcr 
©falbe Hjorleifr JJagri ba3 ©djlacfotfelb a regione Heidaby septentrionein 
versus sita unb nid)t minber jutreffenb Ijeijst e$ 1220 in ber QfagrSfinna: «Veuit 
Magnus obviam eis septentrionera versus ab Heidaby». 

3)urdj biefe geograptjifdjen ^inmeife unb Ijiftorifdjen Quellenangaben Ijoffc 
id) ben SRadjmeiS für bie Sage ber Hlyrskogsheidi bei £>eibabt) erbradjt ju Ijaben. 
Irofebem öermag id) bie SBemerfung nidjt ju unterbrütfen, ba| Stilen, mofelbft bic 
©fotborgara nad)roei3bar ift, ju ber ganjen Situation beffer pajjt afä ©djleSmig. 
3laä) 9lbam maren bie SBenben bis 9tipen üorgebrungen. ©reift SRagnuS bic 
SBenben an ber ©fotborgara bei SRipen an, mie bie ©falben berieten, bie Ijödjft- 
maljrfdjeinlid) Stugenjeugen ber ©djladjt gemefen finb, fo mürbe ein foldjeS 93or* 
geljen ber ©adjlage entfpred)en. ©reift er fie bagegen bei ©djleSmig an, fo ift 
Ijier einmal eine ©fotborgara nid)t nadjmeiSbar; femer öerfteljt man nidjt, marum 
bie SBenben nad) ifjren großen Erfolgen plöfclidj umfeljren; nadj Erfolgen, bie fo 
DoHftänbig finb, bafe ba§ ganje Sanb fdjufcloS iljren Seutejügen offen liegt; bafe 
niemanb magt, tljnen entgegenzutreten, aud) nidjt bie Sarle öon Äönig 9Ragnu3; 
bafj Sönig SftagnuS erft öon feinen gelbljerren mit Sitten unb Sßaljnungen beftürmt 
merben muft, elje er fid) baju üerfteljt, ber ungeheuren Übermacht entgegen jujie^en ; 
bafj SKagnuS fid) nodj bis jum legten Slugenblirfe jögernb öerljält unb bafj bor 
allem fein §eer mutlos in ben Äampf geljt unb bis julefct bem Könige 5ur gluckt 
rät. 608 ) SBeSljalb füllten bie SBenben nad} folgen ©rfolgen bei fRipen au$ freien 



6oe ) »gl. ben Seridjt ber £etm3fringta, MG. XXIX; S 341, 31: «Prin- 
cipes Danorum hortati sunt Magnum regem, nt profleisceretur adversus 
exercitum Slavomm neve sineret popnlnm paganum ibi per terram transire 

et vastare. Sed cum Magnus rex versaretur ad flumen Skotborgense 

in tesquis Hlyrskogensibus, certior f actus est de exercitu Slavorum per 
exploratores, etiam eos tantum exercitum habere, ut nemo cum numerane 
posset, sed Magnum nullam pro illis habere multitudinem, unumque consilium 



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193 

©tüdcn umleiten? SlarljuS unb SSibotg, fottte man meinen, Ratten ifyte Habgier 
nodj ftätfet tetjen muffen afe btö entlegene SRipen. Qubtm tft bet 9ßeg öon 
SRtyen Bt3 2larf)u3 ntd)t meljt gar fo meit unb SBtborg Ijatte gerabe in legtet 3*ü 
bie Stufmetffamfett auf fid£) gelenlt: Ijtet Ijatte erft im £etbft 607 ) 1042 ba3 
3^ing SRagnuS als bem neuen Könige SDänematfS geljulbigt! ferner liebten e3 
bie Stotbmannen, iljre ©d}tad()ten an ben ©renjen ju fdjlagen, mie mit eine folcfye 
in bet ©fotbotgata bei SRtyen finben. 3n biteftet fiufttinie finb SRipen unb 
©cfyteSmig 105 Süometet öoneinanbet entfernt, atfo etmaS weitet ate fieipjig Don 
S)te$ben obet fo meit mie §ambutg öon bet -Kotbfee btnnenmättS liegt. 

©elbft menn man annimmt, bafe bie SBenben au3 fteien ©tücfen auf meitete 
SBeute« unb SRarf)ejüge big nadj 9latl)u3 unb SSibotg öetjit^tet Ratten unb, oljne 
fonberltd^e SBetantaffung, bei SRtyen fid) gut SRücffeljt gemanbt Ratten, fo bafe bie 
©djladjt bei ©djIeSmig gelegentlich iljteS SRficfjugeS ftattfanb, als bie ©lauen, mie 
Oiefebtedjt 608 ) annimmt, bie ©tf)lei bereite fjintet fiel) Ratten, obet, mie \ä) glaube, 



iam esse aufugiendi. et rex valde aeger erat animo . Dormivit 

parum nocte et cecinit preces sua.s». Unb äljnttdj fagt betfelbe SBetfaffet in bet 
vita Olavi saneti regis, MG. XXIX; ©. 350, 40: «Iniecerunt (6cil. Slavi) 
timorem magnum exercitui regis; urgebant homines regem ad aufugiendum. 
Tum aegerrimi animi fuit, quia nunquam aufugerat. — — Cum autem 
rex esset in his SOllicitudinibos, obdormivit; visus est ei sanetus Olavus 
pater eius venire ad ipsum et loqui: Tilllidi nunc estis, — noli timere, 
quia ego adiuvabo te». 2lud) bog Breviarium historiarum regum Norwegiae 
$ebt bie guttat bed SönigS tjetüot, MG. XXIX; 3. 354, 25: «Nocte vero — 
cum ei timor magnus ineideret de rebus suis»; nidjt minbet Theodricus 
monachus, ib. ©. 250, 37: «Quod cernens Magnus rex animo consternatus 
est; nam neque tempus habuit exercitum congregandi neque tutum putabat, 
cum paucis contra tantam multitudinem dimicare, et intollerabile videbatur 
va8tari regionem in presentia sui». ©in neues SKoment btingt bie gagrffinna, 
a. o., ©. 363, 46: «Nordmannis etiam videbatur molestum adire tantum vitae 
periculum ad defendendam terram Danorum, qui antea fuissent proditores 
regis, simulac e Dania discessisset». S)en genaueften 99erid}t gibt aud) ljiet bie 
Saga Magnusar konüngs ens Godha, a. o.; ©.397, 43 ff.: « — Slavi faciebant 
maximam populationem, quam primum regnum eius ingressi sunt, 
combusserunt vicos omnes et oeeiderunt unumquemque, quem invenerunt». 
@. 400, 35 ff.: «Dani coeperunt male fremere et dixerunt regem ipsos 
dueturum esse in exitium, et dixerunt hoc solum superesse, ut aufugerent. 
Rex factus est valde aeger animo, cum videret moerorem ac timorem exercitus 
ßui — ». 

50 7 ) Submig ©iefebredjt, II, 8. 80. 
*°«) *. o., II, ©. 83. 
8tför. b. ®, f. ß. ©. X, l. 13 



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194 

Bei Sürfdjau norbmeftltdj öon ©cf)le3tt>ig, angelangt waren, fo entfielt bcß neue 
SBebenfen, nrie SRagnuS eine fo ungeheure, fiegreid)e Übermalt in einer Situation 
angreifen fonnte, in ber, foHte man meinen, als ba3 einjig Süchtige bie Befolgung 
be3 alten ©runbfafceS Ijätte erfdjeinen muffen, bem abjieljenben fyinbt golbene 
SBrücfen ju bauen. $er (Sinrourf, man bürfe eben nichts auf bic geograpljifdjen 
Angaben ber 3$tänber geben, roeil ficf) bie 3$länber in biefer JBejie^ung ju grobe 
33erroed)flungen ju ©Bulben fommen liefeen, erfcfjeint mir meljr ttnllffirlid> unt> 
bequem als überjeugenb. Sin folrfjeS ignorieren ber ©fotborgara erfrfjeint mir feinet 
roegä geeignet, bie ©d^nrierigfeiten, bie au$ ben gegenüberftetjenben Quellenangaben 
erroarfjfen, ju befeitigen. Dann möchte idj immer nodj lieber in ber öon mir bei 
Sürfdjau nadjgemiefenen SlrenSbef bie ©fotborgara erbtiefen, fiürfcfjau liegt jroifdjen 
ber legten, meftltdjften ©taffei be3 baltifcfyen $öl)enrücfen8 unb einem jiemlitfr 
ausgebeizten ©ee, ber fyeute nid)t nad) bem am Dftufer be3 ©ee3 liegenben 
Sürfdjau, fonbern nad) bem an feinem Slorbufer liegenben 2)orfe ärenljolj Reifet 
2)em SBeftjipfel be3 ©eeS entftrömt bie SlrenSbef, bie in ifyrem unteren Saufe 
©ilberftebter 8lu 609 ) Reifet. 35iefe ?lren3bef burdjfliefet bie weite, unbebaute, bielfad> 
mit 3Koraften, j. 58. bem Sßapfeemoor, bem SRebbermoor, bem 33efligmoor, bent 
SBeftermoor, bem SBudjmoor angefüllte §eibe roeftlidj t>on Sürfdjau, bie nidjt nur 
bem tarnen, fonbern ber gangen topograptjifdjen SBefdjaffenljeit nad} genau ber 
Hlyrskogsheidi ber norbifdjen Duetten entfpridjt. §eute wirb biefe ungeheure £eibe 
im Dften öon ber ©trafce ©ctyubt)*2ürfd)au'3bftebt»©ieöerftebt umjogen, ber ©renje 
jroifdjen ofteimbrifdjer §ügellanbfdjaft unb mittelcimbrifd)er ®eeft; im ©üben ton 
ber ©trafee ©djubtj'Silberftebt-Jreia an ber Ireene; im Söeften öon ber ©trafee 
Jreia»@^ertoft«2angftebt»Äeelbe!, bie in üjrer ganjen SuSbeljnung am Dftufer ber 
Jreene liegt; im Sorben burdj bie fjortfeftung ber §tyrffog3l)eibe jnrifdjen Äeelbef 
unb ©ietoerftebt. Unb biefe gange weite §eibe mirb Don Dften nadj ©eften tion 
ber Slrenäbef burdjfloffen, bie in iljrem Dberlauf nörblid), in ifjrem Unterlauf 
füblidj öon ©djleSroig liegt ba fie Don SRorboft nad) ©übmeft fliegt. Sbentifijiert 
man biefeS roafferreid)e ©emäffer mit ber ©fotborgara, bann finb mit einem 
©cfclage f amtliche ©d)ttnerigfeiten gehoben: bann liegen nidjt nur £>eibabt), Hlyrs- 
kogsheidi unb ©fotborgara innerhalb ein unb beSfelben ©d)ladjtfelbe3, fonbern aud> 
ber fdjeinbare SBiberfprud) ift gehoben, bafe bie einen Duellen bie Hlyrskogsheidi 
nörblidj, bie anberen füblid) öou £eibabt) öerlegen. 2lber frei öon SBiflffir mürbe 



5 9) ©crabe mie bie Iremä erft ©arger 2lu, bann ßleöer 91u unb bann erft 
IremS l)ei&t ober ttrie ttmt)rfd)einlid) bie ©djroartau gunädjft Äaltenau unb erft an 
ifyrem unterften Saufe Sdjtoartau tjiefc, ögl. oben, ©. 108 unb 123. 



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195 

audj eine foldje grtlärung nid)t fein, inbem ftc bie ©fotborgara mit ber SrenSbef 
ibentifijiert, obxooty eine ©djottburger ?lu nadjgemiefen ift. §olber-Sgger umgebt 
biefe ©djroierigfeiten, inbem er fid) auf bie Semerfung befc^ränft, e£ fei nidjt 
möglidj, bafc bie ©Iat>en an ein unb bemfelben läge bie ©djottburger Slu Über- 
tritten unb bei ©djteSroig gefämpft Ratten: fie mürben biefen gfafc t>ielmef)r bei 
ityrer SRüdtetjr öon if)rem SßlünberungSjuge nad) SRipen Übertritten I)aben; eine 
SSemerfung, bie me^r ©elbftoerftänblidjeS aufbrüdt, ati bofe fie eine Srflärung 
für bie $atfad>e öerfudjt, baft bie ©fotborgara gerabe am ©djladjttage eine mistige 
SRoHe fpielt. 510 ) ^o(ber*@gger« Srtlärungen öerfagen audj infofern, a(^ er jroar 
oon ber ©djottburger 2lu fpridjt, aber nirgenbS bie Sage berfelben nadjroeift. 
S3ietletd)t ift biefe Unterlaffung $olber(£gger3 barauf jurüdjufüljren, baft ber 
■Warne ©djottburgerau auf ben je&igen beutfdjen Karten, 5. 93. auf SBogete muffer* 
fjafter Karte be3 ©eutfdjen SReidjS 611 ) nidjt nachweisbar ift, obrooljl auf festerer 
btö beutfdje Kirdjborf ©djottburg richtig t>erjeid)net ift, genau an ber nörblidtften 
©teile ber $erjogtümer, füblid) t>on ber KönigSau. Stud) id) müfete mid) auslieft- 
tid} auf bie aUerbingS guoerläffigen Slngaben oon ©djöning unb Kufe oerlaffeu, 
wenn id> nidjt, unabhängig oon beiben ©elefyrten, felber eine ©diottburger 9Iu 
gefunben fyxttt im Sorben öon SRipen, in einer Sage, bie jtoar ju ben Ouellen, 
aber nidjt ju ber ermähnten Slnmerfung $olber«©gger3 pajjt, ber feine unbeftimmte 
©djottburger Slu füblidj oon SRipen fudjen mufj, wäfyrenb fie bei SRipen 10 Kilo- 
meter, an anberen ©teilen nod} weiter nad) Sorben entfernt oon SRipen liegt. 
34 fjabe bie ©diottburger 8lu auf ber 102 3al)re alten „Karte öom ^er^ogtljum 
©d)le3roig" gefunben, bie ber bänifdje Dffijier g. 0. ©olomin, „*ßremier«£ieutenant 
beim ©djleSroigfdien Snfanterie-SRegiment unb Königlicher Sanbmeffer" „nad) ben 
öon ber ©efeHfdjaft ber Sßiffenfcfjaften in Kopenhagen betannt geworbenen DrtS- 
beftimmungen" „mit Königlichem aßergnäbigftem Sßrimlegium" entworfen Ijat. 612 ) 
dlad) biefer Karte ift bie ©djottburger Slu fein geringerer glufe aU ber ©rensfluft 
be3 2)eutfd)en SReic^cö, al3 bie berühmte Königgau, auf biefer Karte an ifyrem 
Unterlauf Konge Slae, in if)rem SKittellauf ©djottborger 2(u genannt. 618 ) ©te 
münbet in3 bänifdje Wattenmeer jroifdjen SRipen (bänifd) SRibe) unb ©Sbjerg, 



510 ) «. o. ; <§. 350, Slnm. 1. 

* xl ) ©otya, 3uftu3 SßertyeS, im äRafcftabe 1 : 500 000, 1894, ©latt 1, A 9. 

612 ) Schleswig 1806, bei SRöfjfe unb ßfjriftiani. 

613 ) 3)ieS ift fomit bereits ber oierte in biefer SIrbeit oorfommenbe SBaffer- 
lauf, für ben id) öerfdjiebene SRamen für Unter» unb Oberlauf nadjgewiefen tyabc. 
gür biefen nörblic^ften, 75 Silometer langen ©renjflufj bc^ ^eutfe^en 9Wd)e3 finb 

13* 



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196 

gegenüber öon her eigenartigen bänifcfjen iftorbfeeinfel ^an'6. SS ift ein roeiter 
3ug, ben man öon Korben gen ©üben unternehmen mufe, elje man öon ber ©tot» 
borgara, ber ÄönigSau, bis §eibabt), nadj bem füblicfj öon ©cfjleSroig gelegenen 
.§abbebt) ju gelangen öermag, naä) |>abbebt), bog füblicf) öon ber ©t^Iei liegt, 
genau gegenüber bem nörbtief) öon ber ©djlei gelegenen ©<$leSnrig. 

infolge ber großen Stoße, toeld)e bie ©fotborgara in nicfyt weniger als fieben 
norbifdjen Duellen für bie 2Benbenfd)lacf)t fjrielt; infolge ber Xatfac^e, bafc eine 
©fotborgara mit ©itfjerljeit nur 10 Kilometer nörblicf} öon SRipen nachweisbar ift; 
befonberS aber infolge beS UmftanbeS, bajj gerabe bie beiben älteften Duellen, bie 
mo^l beibe öon Slugenjeugen l)errül)ren, bie ©efänge beS ©falben £lyöbf)ölfr öon 
1043 unb bie beS ungenannten ©falben jnnfcfyen 1043—1047 mit aller JBeftimmt* 
f)eit bie ©egenb an ber ©fotborgara als ©t^lat^tfelb bejeidjnen, Tratte xä) eS für 
unftattljaft, baran ju jmeifeln, ba& bie 2Benbenfcf)lad)t jroifcfjen SRipen unb ber 
ÄönigSau ftattgefunben §at. SRinbeftenS für ebenfo unftatt^aft muft idj eS aber 
galten, baran ju jtoeifeln, bafc bie 2Benbenfc!)lad}t 105 Silometer füblicfyer auf 
ber ^fyrffogSfyeibe, in ber Sftälje beS heutigen Sürfctjau bei ©cfjleSnrig geflogen 
morben ift. 2luS biefem anfdjeinenb unlösbaren Dilemma gibt eS nur einen 
9lu3meg: bie Slnnafyme öon gmei 2Benbenfd)lacf)ten, oon jtoei Siegen beS Königs 
SttagnuS über bie ©lauen im §erbft 1043, bie furj aufeinanber folgten unb 
beren Äunbe fdjon beSfyalb im fernen Sslanb unb 5Wortoegen ineinanber fliegen 
fonnte. Diefe 9Innaf)me entftmdjt ttidfjt nur aufs befte, fonbern allein ber ganjen 
©abläge: bie Sßenben Ijaben bie ganje $albinfel jmif^en Dftfee unb Korbfee 
aufs furcfytbarfte üer^eert bis f)inauS über SRipen. SRiemanb roagt iljrer furcht« 
baren ■äJiadjt entgegenjutreten. 2)ie ©rofeen beS SSolfS felbft bitten SKagnuS 
bringenb um |)ilfe: «Principes Dauorum hortati sunt Magnum regem, ut 
proficisceretur adversus exercitnm Slavorum». «Quam ob rem Magnus 
perseverantissimis popnlarium preeibus committendi prelii auetorem agere 
postulatus». 614 ) äRagnuS felbft fyatte foeben mit ungemöljnlicf) grofjer ^eereS« 
macf)t 615 ) einen fiegreid)en 3 U 8 an bie Dbermünbungen gegen SomSburg unter» 

mir nidjt toeniger als bret Kamen begegnet: ©fotborgara in ben iSlänbtfdjen Duellen, 
fionge 2lae unb ©djottborger 2lu auf ber ö. ©olottrinfdjen ®arte, SöntgSau unb 
9logböl*2la (fo meftlid) üon Äolbing) auf ber SSogetfäen Earte. 

°' 14 ) £etmSfringla, a. o.; ©. 341, 31 unb ©ajo ©rammaticuS, a. o.; ©. 66, 24. 

516 ) Um 1045 trägt ber ©falbe Slrnorr ju Sront^etm ben Sönigen SRagnuS 
unb #aratb ein Sieb bor (ügl. oben, ©. 180/181), in bem er über bie ©röfce ber jur 
SBifmgerfaljrt nad) S^ntSburg öermanbten ©treitfräfte fagt: Nunquam audivi 
regem qnenqnam in terram eorum plures naves agitasse; tum mare navibus 
sulcatum est, sed tu dolore Slavos afTecisti» (MG. XXIX; ©. 340, 46). 



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197 

nommen, mar nadj beffen ficgrcic^cr unb fdjneller SBeenbtgung öon bcr Dber- 
münbung nacf) ©fanbinabien jurücfgefeljrt unb (jatte bann nud> im Sommer 
fein £eer entlaffen. 616 ) 3$on iftormegen mar er im ©pätfommer nacf} Süttanb 
gefahren unb bei ©cfjleSmig gelanbet, mo iljn bie 9lacf)ricf)t öom unb bie klagen 



«Skioldunge, tu grassatus es igne malam gentem, destinata erat mors viris, 
maximam incendisti, nebulonum oppressor, ignis flammam in regione meridiem 
versus ab Joma sita. Non ausa est aulas defendere pagana gens in vallo 
lato, tu rex reddidisti oppidanis ardenti igni tremula corda» (ib. ©. 340, 
49). Sin einer brüten ©teDe fagt 2lrnorr (MG. XXIX, ©. 397, 33): «Certamen, 
cuius Slavi meminerunt, rex deinde commisit; prineeps combussit Jomae 
haud paueorum sceleratorum corpora. Abstraxit truneum subito adustum 
cruenta fera e pruinis» = ben ptöfclid) angebrannten SRumpf $errte ijerfcor au« 
ber Sfdje ber blutgierige SSolf. ©norre fügt au biefen SKtttetlungen SlrnorrS in 
feiner $eim$fringla folgenbe Slngaben f)inju: « — Magnus — evoeavit exercitum 
navalem magnum e Dania et profectus est aestate in Slaviani cum toto 
exercitu et habuit exercitum permagniun. Sed cum — venisset in Slaviam, 
ad Jomsborgum appulit et castellum statini expugnavit, multumque populum 
ibi cecidit, et incendit castellum regionemque late circumcirca, omnia agens 
ferensque» (ib. ©. 340, 44). 9lrnorr3 unb ©norreä Slngaben merben aud) burdj 
bie föntytlingafaga beftätigt: «Ea aestate Magnus rex in Slavia ad Jomsborg et 
reportavit victoriam , combussit castrum et multa alia loca terrae» (MG. 
XXIX; ©. 276, 30). $l) re befte Scfräftigung erfahren aber bie norbtfdjen Oueflen- 
nadjridjten burd) ben ben ©reigntffen aeitltd) naljeftefjenben unb burd) feine fjerfcor- 
ragenben ©emäfjrSmänner (ögl. oben, ©. 184) auf 3 befte unterrichteten SIbam 
t>. Sremen: «Magnus rex classe magna Danorum stipatus, opulentissimam 
civitatem Sclavorum Jumnem obsedit, Clades par fuit. (SSattenbadj überfefct: 
„2)er SSerluft mar auf beiben ©eiten gleid)" [a. o., S. 114]. 2tHein menn man bie 
gitterten norbifdjen eingaben berücffidjtigt, trifft man ben Sinn mol)l beffer burdj bie 
Überfefcung: bie 9tteberlage mar entfpredjenb, angemeffen;' b. lj. bie SWiebertage ber 
SBcnben entfprad) ben ungeheuren Lüftungen beä $önig3 9Ragnu£.) Magnus terruit 

omnes 8claV0S. Victor Magnus Daniam et Nortweiam optinuit. 

Magnus autem rex pro iusticia et fortitudine carus fuit Danis, verum Sclavis 
terribilis, qui post mortem Chuut (ber mit ffaifer ffonrab IL befreunbete Knut 
ber ©rofje, bem ffonrab II. ©djleSmig überlaffen fjatte unb beffen Softer ©unfjilbe 
mit KonrabS ©oljn £einrtd) III. öermätjlt morben mar, mar 1035 geftorben: feit 
RonrabS Huger $olitif finben mir Seutfdje, S)änen unb ba3 ftatrifdje t?ürftengefd)ledjt 
©ottfdjatfS ein öolleS' 3<*t)rf)unbert im treuen unb burd) bie fidj beefenben Sntereffen 
geförberten 95unbe gegen bie bamals befonberS ftarf auSgebilbete Sanb* unb ©eemadjt 
ber baltifdjen ©lauen!) Daniam infestabant». 3lbam II, Schol. 57 unb cap. 75; 
a. o., ©. 90, 91 unb 92. 

sie) <j)j e Saga Magnusar konüngs ens Godha berichtet öon 9Jlagnu£ 
MG. XXIX; ©. 396, 36, Kapitel 28 (e* ift bebauerlid), baß üon Aap. 27 nur 



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über ben SßenbeneinfaK erreichten, ©o mujste er junädjft bon neuem ruften 617 ) 
unb 30g bann fofort 618 ) bem geinbe entgegen, benn bajs er fyelbenmütig, unter- 
nefjmenb unb eine frifdje *ßerfönlicf)feit mar, fann fdjletfjterbingS feinem 3wctfef 
unterliegen. 35ie SBenben maren bereits bis an bie SKorbfee nörblidj öon SRipen 
gelangt. §ier, an ber ©renje gmifd)en ©d)le3mig unb Sütlanb, tritt 9Kagnu3 
nac§ ber ®epflogenl)eit ber SRorbmänner, bie ©ntfcfyeibungfdjladjten an ber ©renje 
auSjufämpfen, bem überlegenen geinbe mutig entgegen unb fo fommt e$ ju bem 
fiegreidfjen Kampfe an ber ©djottburger 2lu. Die gefcfylagenen ©laöen toenben 
fiel) nadj ©üben. 93orfic^ttg folgt bem infolge feiner Übermacht immer nod> 
furdjtbaren 3*inbe ber junge Äönig unb greift bann, terftärft burdj ben 
fcerbünbeten unb öerfdjroägerten ©oljn be8 ©acf)fenf)er5og8, ß10 ) menn aud) 



ein gar fo targer 9lu3jug in bie MG. aufgenommen toorben ift, ögl. oben, ©. 14, 
Slnm. 28): «Deinde traiecit cum classe in Slaviam et appulit cum exercitu 
suo apud Jomam; escendit Magnus rex ibi in terram et populatus est, 
combussit et vicos et homines, fecit Slavis magnam vastationem et peregit 

multas praeclaras res. Deinde reduxit rex exercitum in Daniam; 

sed cum rex venisset in Smalandiam, remisit exercitum Norwegicum, sed 
ipse remansit ibi cum haud magno exercitu». 

617 ) Sgl- bie SKagnuäfage, ib. ©. 397, 40: «Eodem autumno Magnus 
rex constitutus erat in Jutia, tum nuntiatum est ei per speculatores Slavorum 
exercitum parari adversus ipsum — Magnus rex misit illico nuntios per 
totum Danicum regnum et evocavit ad se copias». Sem nuberftmd&t nid)t 
©norre, toenngteidj er ba3 neue #eer nid^t in 2)änemarf, fonbern in Sütlanb 
gefammelt merben täfct, eine SRadjridjt, bie nod) beffer ju ber obroaltenben ©abläge 
paftt, jebodj bie Stngabe ber 9Jiagnu3fage nidjt ausliefet. £eim8fringla, ®ap. 27, 
MG. XXIX; ©. 341, 29: «Deinde Magnus rex eonvocavit COpias ad se, et 
collectus est cito exercitus e tota Jutia». 2ludj tjier merben bie SKitteilungen 
ber norbifdjen Duellen burdj Slbam beftätigt, beffen Angaben mieberum bie fiunbener 
Slnnalen (a. o.) übernehmen. II; 75, a. o., ©. 92: «Et forte Magnus rex tunc 
a Nordmannia redieus, Heidibam appulit. Qui mox, Danoram copiis undique 
collectis». 

618 ) Sgl. aufcer bem eben jitierten Mox SlbamS bie Slbam beftätigenbe unb 
trefflich crgän^enbe Stunbe ber SKagnuSfage, Aap. 29, a. o., ®. 397, 42: «ipse vero 
cum manu, quam nactus est, profectus est adversus Slavos fere die noctuque; 
tailtopere vero acceleravit iter suum, quod Slavi faciebant maximam 
populationem» (ttne 9Jtognu3 fetber ein SMerteljaf)r bortjer in unb bei 3>om8burg). 

6i9) j) er @ f| n feinet ©djtoagerä, be3 93tllunger3 Drbulf, unb feiner ©djioefter 
Ulfljtlba, ber Softer be3 ^eiligen Dlat), mürbe nad) itjm, alfo nad) bem SKutterbruber, 
2Wagnu3 genannt. (££ ift ba3 ber befannte ©ad)fenf)erjog äftagnuS, burdj beffen 
Slbfefcung ®önig §etnric^ IV. ben ber^ängniSöoHen ©adjfenfrieg fjeraufbefdjtoor. 
SSon biefem SiDunger SKagnuS, ber 1093 bie ©laben ebenfo bernidjtenb ju 3milotoc 



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199 

jögernb, 620 ) angefeuert burdj DrbutfS 2Ral)nwtgen, 621 ) ben getnb jum jroeiten 
*ötale an auf einem für bie SBenben möglid)ft ungünftigen ©etänbe, ber £tt)rffog&- 
Ijeibe bei ^eibab^. £ier erft finbet bie furchtbare Sftiebertage ber ©(aüen ftatt, bie 
ben SRamen be3 SönigS 9Kagnu3 mit einem ©djtage im ganjen Korben uufterblidj 
madjt. S5ie fpäteren Quellen bringen, nactybem fiel} ber Olaofult injroifdjen ftärler 
mi3gebilbet l)at, biefen Sieg, begreiflich genug, mit einer ©inmirfung feines 33ater3, 
be$ Zeitigen Olaü, in Serbinbung. 



bei Stafceburg fdjtug, mie genau ein fjatbeS 3aJjrfjunbert üorfjer fein nortoegifdjer 
Ofyeim an ber ÄönigSau unb bei Sd&leSttrig, er$äf)lt eins ber ätteften Räuber 
3)enfmäter «quae — inter vetustissimas historias Islandicas magni habenda 
«st», bie «vita Olavi Sancti regis Norwegiae prior», er fei ber fdjönfte aller 
SRänner gemefen: fein fang com Sdjeitel IjerabroaüenbeS £aar fei auf ber einen 
Stile meifcbtonb, auf ber anbern «Seite golbigrot gemefen (MG. XXIX; 395, 2) 
unb bie 9Kagnu$fage roeifj üon ber 2Irt unb Seife, roie bie öermäljtung feiner 
Altern juftanbe gefommen fei, SRtttetfungen $u ersten, bie ju ben reijüollften 
<Sebtlben ber reichen germanifd&en §elbenfage gehören. Sein geringerer als Äaifer 
^einricf) III. tyabe urfprünglid) bie Utff)itbe für fidEj $ur ©emafjlin erforen unb Orbulf fei 
nur fein Srautmerber gemefen: offenbar eine 93erroed)t(ung mit ber Xatfadje, bafc 
^einridE} III. in erfter Sfye mit ©unitbe, ber Xodjter ÄnutS be3 ©ro&en, üerfjeiratet 
mar. 3)ie £>od)äeit DrbutfS unb UlftyübeS ^atte, tote SBebefinb nadjroeift, am 
13. 9loüember 1042 ftattgefunben: etma jefjn SKonate oor ber SBenbenfdjladjt. 

ß2 °) ©3 ift mir unerfinblid), weshalb #olber*Sggcr bie Seünaljme DrbuffS 
cn ber Sdjtad&t auf ber §tyrftog$I)eibe in 3^cifet aieljt. ©rünbe für biefe feine 
«nämeiftung füfjrt £olber*@gger nicfjt an, MG. XXIX, S. 341, 9tnm. 5: «Adam, 
qui de proelio Hlyrskogensi refert, Ordulfum ei interfuisse non dicit. Tarnen 
auetoribus Islandicis hoc verum habent neseio an rede viri docti, cf. Munch, 
Steindorff». 3)er Umftanb, bafc 8lbam DrbulfS leünafjme unermäljnt läfjit, f priest 
nid&t im geringften gegen biefe 2eitnaf)me. 2lbam weife audj nichts Don ber Sfot- 
borgara, ber #tyrffog3f}eibe, tute er benn überhaupt feinen Srfjtadjtberidfjt gibt, fonbern 
biefe Kämpfe nur fur$ unb fummarifdfj ermähnt, fflar boefj fein ©emäfjrSmann 
Süeinn Slftribfon ber politifdje ©egner unb Nebenbuhler be$ SönigS SWagnuS. So 
mirb itjm Süeinn üon ber glän^enben SftufjmeStat feinet £errn unb SönigS, gegen 
ben fid) Süeinn treulos erhoben fyatte, nur ba3 Iftotroenbigfte erjäf)tt fyaben. SSgl. 
auefj oben, S. 184. 3Me SKagnuSfage, bie $eim3fringta unb bie Saga Olafs Konungs 
Ens Helga ftimmen barin überein, bafe ber SiHunger Otto ober Drbulf feinem 
SdEjmager 9Kagnu3 geholfen t)abe. $lad) ber 9Ragnu3fage mirb Otto üon SftagnuS 
$u $ilfe gerufen; ift e3 Otto, ber bem unentfc^loffenen 3Ragnu3 jum fof ortigen 
Seginn ber jtt>eiten Sc^fac^t rät unb ift eä mieberum Otto, ber einen befonberS 
reic^tic^ jugemeffenen Anteil an ber Siegeäbeute erhält, cap. 35, MG. XXIX; 
@. 404, 35: «Rex dedit honorifica dona duci — . Discesserunt affines cum 
summa amicitia; ivit dux inde meridiem versus in Saxoniam». 

621 ) Sgl. oben, 6. 185 u. 2Tnm. 482. 



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200 

2)iefe meine Deutung wirb aus beut SBereidje einet blofcen #t}potljefe in ba$ 
SBereidj ber Ijiftorifcf) nadjgetoiefenen äBirflidjfeit gerücft burcf) ba$ ältefte unb 
einroanbfreiefte 3 eu 9 n ^, baä mir über biefe genmttigen Äämpfe befifcen; burdj ba$ 
faft gleitf) jeitige Sieb be$ fdjon meljrf adj ermähnten ©falben Jljjöbfyölfr: 

«Minn va sigr fyr sunnan snjallr Heidaby spjalli naer fra ek skarpa 

skoeru Skotborgara gotna». 622 ) 

SDenn nadj biefem jutoerläffigften .ßewgniS, bog un£ über biefe SBenbenfämpfc 
erhalten ift, fanben furj Ijintereinanber — novi — jtoei ©djladjten ftatt, bereit 
gmeite bie ^ait^tfc^Ia^t — acris pugna — mar: bie ©d)lad}t füblidj öon ber 
SönigSau — meridiem versus u flumine Scotborgensi — unb bie ©d}tad)t 
auf ber üürfdjauer $eibe bei ©dfjteSmig — prope Heidaby. 9hir fo Ijat ber 
©ilmarfdj Don Äönig 9Ragnu3: tprofectus est ad versus Slavos fere die 
noctnque» ©inn, benn Ijätte nur eine ©djlatfjt ftattgefunben, bie bei ©djleSroig, 
fo beburfte e3 feiner langen SDtärfdje, um t>on ©djteSroig au?, roo 2Kagnu£ 
gelanbet mar, ben geinb ju erreichen. SWadj ©cfjöning 628 ) gibt e3 audj nörblidj 
öon ber Rönig3au bei SRipen eine meite Sbene, meldte an Drt unb ©teile 
bie £Igrffog3f)cibe genannt nrirb. Xrifft biefe SJeljauptung ©cljöningS ju, fo 
wirb e3 nodj begreiflicher, bajj bie fpäteren norbifdjen Duetten, bie in weiter 
gerne (jod) im Korben 1 V* — 2 7* Sa^unberte nacl} ber ©cf)lacf)t l)auptfäd)lid) 
nad) ben alten tölänbifdjen 3 c ^Ö n iff cn kompiliert würben, beibe furj auf- 
einanber folgenben ©djladjten, bie beibe — 2Benbenfcf)Iadjtcn, beibe — ©iege beS 
Äönigä 9Wagnu3 roaren, beibe über baSfelbe §eer erfochten tuurben unb nun aud> 
beibe auf einer Hlyrscogsheidi ftattgefunben Ratten, jufammenmarfen. SlÖein id) 
glaube hid)t an biefe Slac^ri^t, einmal au$ geograpljifcfyen ©rünben, ba nörblid> 
öon Stipen nidjt ©eeft, fonbem 9Rarfdjen liegen unb eine §eibe in biefen fetten 
9torbfeemarfdjen unbenfbar ift, bann aber aucfj au£ fyiftorifdjen ©rünben. Denn 
roäfyrenb ©djöning biefe §eibe nörblitf) öon ber ©fotborgara «haud procul ab 
urbe Riparum» fonftatieren miß: ad cuius amnis riparn septemtrionalem, 
fagt S^jöb^ötfr anSbrücflitf), bafc bie ©djtadfjt meridiem versus a flumine 
Scotborgensi ftattgefunben Ijabe. 



622 ) 3>6n3fon überträgt biefe ©falbenöerfe folgenbermaften in3 flateinifdje, 
a. o.; 3. 401, 41: «Meus fortis princeps victoriam reportavit meridiem versus 
a flumine Scotborgensi, novi aerem pugnam factam esse prope Heidaby». 

528 ) «Amnis Skotborgara dictus haud procul ab urbe Riparum ad 
boream in mare occidentale se exonerat, ad cuius amnis ripam septemtrionalem 
sita est late planities, quae hie Hlyrskogensis dicitur», bei SSigger, a. o. r 
S. 75, 8tnm. 4. 



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201 

D. 2)ie Beitbeftimmung fomic bie politifdje Sage öor unb nadj 

bcr Sdjtadjt. 

©o fdjmierig ficf) bic DrtSbeftimmung geftaltete, fo leidjt unb fidjer ift bic 
3eitbeftimmung, toenigftenS roaS Sag unb SRonat anbelangt. Sin treu ergebener 
Ofreunb be3 fiönigS, ber nortoegifdje ©falbe Dbbr Äiffna, ber cbenfo wie £I)jöbt)ötfr, 
Slrnorr unb bcr Ungenannte ein 3ettgenoffe ber Sdjladjt getoefen ift, fonrie bie 
^eimSfringta unb bie 9Kagnu3fage laffen feinen Stoeifel barüber, bafe bie jioeite 
S>djtatf)t, bie bei ^eibabty, am 28. September ftattgefunben Ijat. 624 ) ®a bie 
©cf>Iacf)t in bemfetben 3tal)re toie bic gerftörung SontöburgS unb bie Scfjladjt bei 
Slarljuua ftattfanb, ©reigniffe, bie beibe ins Saljr 1043 fallen, fo gibt ber 
28. September 1043 iljr genaues 2)atum an. 2lm 8. 3uni 1042 mar Äönig 
$orbafnub oon Dänemar! unb ©ngtanb geftorben. (Sinem früheren ©ertrage 
jufotge fiel ©änemarf nunmehr an ben 17 jährigen Äönig 9Kagnu3 oon SWorroegen, 
bem ba3 Xljing ju SBiborg fofort ljutbigte, unb jtoar rnufc biefe $utbigung fpäteftenS 
im Sutt erfolgt {ein, ba bie $eim3fringla ermähnt, 9ftagnu3 Ijabe einen großen 
Seit be3 Sommers in 2)änemarf jugebracfyt unb fei im 93eginn be3 $erbfte3 naä) 
ÜRormegen jurütfgefeljrt. 626 ) 3to SRortoegen erljob SRagnuS ben Söeinn, ben Soljn 
beS Sdjroeben Ulf unb ber Stftrib, ÄnutS beS ©rojsen Sdjtoefter, jum 3art t>on 
Seelanb. Söeinn Slftribfon ober, tüte iljn bie Scfyroeben nennen, UlfSfon eilte 
fofort nad} 35änemarf, fiel aber nod) in bemfelben Safyre 1042, im SBinter öon 
feinem Könige SKagnuS ab, t>on ben Seelänbcrn aU Äönig 2)änemarf3 an- 
erfannt. 626 ) 35icfe Slngabe SnorreS mirb burd) bic 9Wagnu3fage nodj genauer 
batiert: thaun sama vetr eptir jöl, nad) bem Sulfefte, tjatte Söeinn bie bänifdjen 



624 ) $ie $aten über bie Sdjtadjt l)at mit getuoljnter Sorgfalt SBigger in 
feinen für ba£ Stubium be3 Stampfet grunblegenben 9Jlecflenburgtfd)en 9lnna(en 
jufammengefteDt, S. 74. 5Wur bic Saga Olafs Konungs Ens Helga fefct bic 
Sdjtadjt ftatt auf ben 28. auf ben 29. September: am 28. fommt nad) ifjr „erft 
bie Sotfdjaft öon bcr £eibenmenge". 

5 2 5) <j) a biefer Seit unter bie in ben MG. beröffentüdjten Fragmente bebauer* 
lidjerioeife nidjt aufgenommen toorben ift (ogl. oben, S. 14, 3lnm. 28 unb S. 197, 
Snm. 516), füfjre id) bic betreff cnbe Stelle in ber latchtifdjen Überfefcung ber ermähnten 
9tu3gabe toon SßeringSfjötb an, Seit II, S. 27, Sap. 22: «Deinceps magnam 
aestatip partem in Dania exegit Magnus — . Cum vero autumni ingrueret 
tempus copias suas in Norwegiam reduxit». 

626 ) ^cim^fringla, a. o., S. 31, ßap. 26: «Eadem hieme, qua totius 
Daniae praefecturam adeptus fuerat Sveno, acquisita sibi prineipum virorum 
familiaritate populique amore regium titulum sibi vendicabat». 



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202 

otogen aufgewiegelt. 627 ) 9Kagnu3 blieb ben ganjen SBinter — alfo ben SBinter 
öon 1042 auf 1043 — in SRortoegen, jog fogleid) beim fetxaimatyn be3 griiljlingS 
gegen feinen abtrünnigen Sari ©oeinn, ber i^n aber nirf)t ju erwarten roagte unb 
fofort — alfo im gfrüfjling 1043 — nadj ©djroeben flol). 628 ) SBäljrenb 9Kagnu3 
in ®änemarf weilte, ereilte ifyn bie SRa^ri^t t>om 2tbfaK ber SomSburg. 629 ) 
©ofort rüftete er, jog mit einem mächtigen £>eere im ©ommer gegen bie SBenben 
unb jerftörte bie Somäburg. 33on ber Dbermünbung fuljr SftagnuS jurütf nad) 
Norwegen, entliefe bort einen Jeil feiner für bie bänifäen unb flatnfdfjen Sfelbjüge 



627 ) fieiber fcerfagen audj fjier bie MG. infolge itjrer gar $u f argen 21u3» 
toaty. 34 sitiere beäbatb nadj SBiggerä 21nnaten, ©.72 ober nadj $ering£fjölb. 
2)a$ aH^utur^e gragment ber MG. (XXIX; ©. 396, 31) au* Aap. 27 ber SKagnuS- 
fage bringt nur fotgenbeS: «Sueno tum erat apud Magnum regem; et cum 
processerat aestas, profecti sunt meridiem versus in Daniam, tum dedit 
Magnus rex prineipi (Suenoni) potestatem et dominatum Iutiae; haec remo- 
tissima est a Norwegia, sed proxima Slavis (bie Werben beadjtenSWerterweife 
an erfter ©teile genannt) et Saxonibus, qui semper magnum bellum inferebant 
Danis eo tempore (pafct bamalS nur auf bie ©lauen). 

628 ) 9lud& öon ber folgenben ©teüe ftefjt nur ber au3 bem 25. ®ap. ber 
$etm3fringla angeführte Seil in bem gragmente ber MG., Sap. 26 ift gang unberücf« 
fidjtigt geblieben, ©o füf»rc id) audj Ijier bie Bitate aus ber trefflichen SluSgabe 
t)on ^eringSfjölb an, ©tocfljotm 1697, II, 30, Sap. 25 (Heimskringla eller Snorre 
Sturlusons Nordländske Konungasagor cum interpretatione öuecana et Latina): 
«Magnus copias suas in borealem Norvegiam eduxit ibique per hiemis 
tempus omnem commemoratus est. Vero adpetente satis validum collectum 
habebat exercitüm, cum quo meridiem versus in Daniam contendit». ©. 32, 
$ap. 26: »Vernali vero tempore cum regem Magnum ex borealibus Norvegiae 
regionibus valido cum exercitu adventare constabat, in Scaniam se reeepit 
Sveno. Stjnlidj bie 9Kagnu3fage, bereu betr. ©teüen iä), and} r^ier üon ben MG. 
im ©ttd) gelaffen, na<$ SBigger (a. o., ©. 72) jitiere. $ap. 27, 28: »Eadem 
hieme post festum Jolense Suein dynasta Danos Vebjarga convoeavit. Quibus 
comitiis is tinis fuit, ut Sveinem regem Danici imperii salutarent. Rex 
Magnus, cum haec vergente hieme cognovisset, extemplo misso per totam 
Norvegiam nuntio, dimidiam partem universi regni militum et commeatum 
imperavit, et hunc exercitüm prima aestate in Daniam trajeeit. Ubi vero 
Svein de adventu eius certior factus est, paucitati suorum diffisus relicta 
Dania in Svethiam ad Önundum — se contulit, ibique copias per aestatem 
contraxit. Rex Magnus, cum in Daniam venit, incolis graves poenas, quod 
novum sibi regem sumpsissent, irrogavit». 

629 ) Sei <ßering$fjötb II; ©. 30, fiap. 25: »Hac ipsorum rebellione 
(ber SBenben in ber 3om3burg) cognita, praevalido cum exercitu in Vandaliam 
aestivis diebus contendit Magnus». 



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203 

in Snfprud) genommenen Jruppen, fuljr bann nadj 3üttanb, mofetbft e3 nunmehr 
im September 1043 ju ben beiben aufeinanberfolgenben 2Benbenfdjlad)ten an 
bet $önig§au nnb bei Sfirfdjau !am. 680 ) SBäljrenb aber 9Kagnu§ bie ©tauen an 
ber Dbermünbung, an bet SlönigSau nnb bei ©d)le3mig fdjtug, Ijatte ©üeinn 
Slftribfon ein $eer in ©djmeben gefammelt, mar nad) ©djonen gejogen, üon ba 
nad) ©eelanb nnb gü^nen, um einen jmeiten SBerfudj ju mögen, 9Kagnu3 bie 
§errfdjaft über 2)änemarf ju entreißen. 681 ) 93ei Slrrö — apud Ream — bjm. 
in oeeidentalibus ad Ream locis erlitt aber ber untreue Usurpator eine fdjlimme 
SRieberlage, bie man unmittelbar nad) ber @d)le§miger ©d)lad)t, alfo in bie erften 
Dttobertage 1043 mirb fefeen muffen. $atte bod) 9ftagnu3 fein normegifdjeS £jeer 
fcor feiner Sluguft« ober ©eptemberfa^rt nadj 3ütlanb entlaffen, 682 ) öerfügte bod) 
ber Äönig nad) bem einftimmigen 33erid)t ber jaljlreidjen Quellen bei ben jüt- 
länbifdjen SBenbenfämpfen blofe über ein ganj fleineS bänifc^ed §eer, btö nur 
mätyrenb ber Sürfdjauer ©d)lad)t burd) bie ©adjfen unter Drbulf öerftärlt morben 
mar. Unmittelbar nad) ber Sürfdjauer ©^lac^t mar Drbulf nad) ©adjfen jurüd- 
gefeiert, ©o ffatte e3 ©üeinn mögen lönnen, ben Äönig trofe feiner beiben ©iege 
über bie Sßenben, bie feinen tarnen gefürdjtet gemacht Ratten, abermals anjugreifen, 
beim 2ftagnu3 fonnte nad) DrbulfS SRüdfetjr nur eine geringe Xruppenmadjt bei 
fieb tjaben. 9?ad) ber ©c^tad^t bei 2lrrö unb ©beinnS gfadj* nad) ©djmeben begab 
fid) 2Kagnu3 nad) 3>fittanb jurüd. ©omie aber ber e^rgeijige unb jmeifelloS 
gefctyrlidje, untemef)mung§frol)e unb mutige ©üeinn, ber jum jmeiten 9Kale nadj 
©djmeben geflogen mar, erfahren Ijatte, ba& SRagnuä mieber nad) Sütlanb jurüd- 
gelehrt mar, fo magte er nod) in bemfelben Safjre — alfo etroa im ©ejember 



680 ) 33gl. oben, ©. 196 u. 200. 
# 681 ) Sei ^eringSfjölb II; ©. 33, £ap. 26: «Hie (i. e. ©öeinn Stftribfon) 
aestivum tempos exegit, emissis in Daniam exploratoribus, qui de ineeptis 
regis Magni cognoscerent, deque copiaram eius multitudine. Certior autem 
redditus Sveno, Magnum exauetorata (berabfd&iebet) exercitus sui parte 
maxima, in meridionalibus Jutlandiae oris commemorationis suae sedem 
habere, ipse ex Svionia (©djmeben) solvens auxiliarium niilitum manum 
eximiam secum ducebat — . Delatus in Scaniam — . Hinc in Selandiam 
profectus — . Porro in Fioniam se conferens» ufm. 

582 ) Sgl. ffap. 28 ber SJtagnuSfage, MG. XXIX; ©. 397, 38: «Sed cum 
rex venisset in Smalandiam, remisit exercitum Norwegicum, sed ipse remansit 
ibi cum haud magno exercitu» fomie Sap. 25 ber $eim§fringla, MG. XXIX; 
©. 341, 29: «Magnus rex tum in Daniam (richtiger ift mof)l: Sßormegen!) 
rediit, sibi mansionem hibernam ibi paravit, sed dimisit exercitum et 
Danicum et mal tos, qui eam secuti erant e Norvegia». 



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204 

1043 — einen jtoeiten Sinfaß nad) ben bänifdjen 3nfeln, auf benen er jroeifeßoS 
einen ftarfen Slnljang Ijatte. 038 ) 2)ie3mal überrafdjte ©beinn Äönig SRagnuS, bcr 
fid) nadj feiner jroeimatigen 33erbrängung ©beinnS eines britten StbfaflS unb jtoar 
nad) fo berblüffenb furjer Qtxt nid)t berfeljen fonnte, in Sütlanb felbft, furj 
bor bem Sulfeft. 3tm testen Sonntage bor SBeiljnad&ten 1043 — var drottins 
dag hin naesta fyrir Jol — tarn e3 jur @ntfd)eibung3fd)ladjt bei SlarljuuS, 034 ) 
in ber ©beinn gum britten SRale bon bem blutjungen £etbenfönig übermätttgt 
mürbe. (Sin norbifdjer Sltemnber Ijatte biefer norroegifdje SSorläufer ©uftab 2lbolf3 
unb SarlS XII. mit oft nur geringen 9Kitteln im Sitter bon 17 unb 18 3tal)ten 
brei Slbfäfle 2>änemarfö unter bem gefährlichen ©beinn Slfiribfon niebergefdjlagen, 
brei Siege über bie bamate madjtboßen baltifdjen ©laben bei 3om3burg, an ber 
fiönigSau unb bei fiürfdjau babongetragen unb aHein im 3a^re 1043 bie fünf 
©iege bei SomSburg, an ber ÄönigSau, bei Sürfd^au, bei 2lrrö unb bei SlarljuuS 



688 ) $atte boef) König 2Ragnu£ ben erften Stbfafl ber bämfcfjen 3nfeln im 
3hfül}jaf)r 1043 ftreng atjnben ju muffen, geglaubt, bgl. bie 2Ragnu3fage, aap. 28 
(MG. XXIX, ©. 396, 34): «Sed cum Magnus rex venisset in Daniam, irro 
gavit incolis graves poenas, quod sumpissent .sibi regem alterum; multos 
peeunia multavit; nonnulli eiecti sunt e possessionibus suis, nonnullos oeeidi 
iussit». SBie nadjgettriefen (bgl. oben, ©. 192, Slnm. 506), tjatte 2Ragnu3 aud) bor 
ber ©djtacf)t bei fiürfdjau teils mit bem Untotflen, teils mit ber SBeigerung ber 
3>änen $u fämpfen gehabt, ©nblidj t»atte fid) nad) bem mit ber Slrröer ©djladjt 
enbenben Reiten Slbfafl $änemarf£ SföagnuS nicf>t nad) ben bänifdjen Snfeln begeben, 
fonbern nadj Sütlanb. ©o Ratten bie bänifdjen gnfeln nadj biefem iljrem jmeiten 
Slbfafl bie 9tadje be3 ÄönigS nod) ju fürchten, unb gmar eine nod) flimmere $lad)t 
ate ba3 erfte 9Ral. ©ie Ratten alfo aßen ®runb, fidj ©beinn jum britten SRale 
anäufdjliejjen. 

684 ) fiap. 31 ber £eim3fringla, b. *ßering3tjölb II, ©. 37—42: »Sveno 
Ulfoni8 filius confestim ad naves suas se contulit, cum cognovisset, Magnum 
deserta classe sua in continentem exscendisse. Instante autem Joliorum 
festo austrum versus in Jutlandiam contendit». ©. 40: «Hac proelium 
proxima Dominica ante Joliorum festum commissum fuit». ©norre gittert 
l)ier ben fdjon oft genannten ©falben $fjjöbf)ötfr, ber bei 8lart}uu3 mitgefämpft unb 
ben als rutjmgefrönten ©ieger aus ber ©djladjt Ijeimfeljrenben SWagnuS mit feinem 
un£ erhaltenen Siebe empfangen Ijatte, bgl. Oiefebredjt, a. o., II, ©. 85 unb 83, 
9lnm. 2 fotoie III, ©. 312—313. Studj ein anberer ©falbe, ber oben (©. 201) 
ermähnte Dbbr ÄifinaSfalb, maljrfdjeinlid) gleichfalls ein Slugen^euge, tjat biefe ftämpfe 
berfjerrlidjt, bgl. 3Kagnu3fage, Aap. 41 (MG. XXIX; ©. 405, 45): «Oddo 
Kikinensis poeta narravit Magnum regem proelium commisisse cum Slavis 
in campo inculto Hlyrscogensi, paulo post vero ante nativitatem Domini cum 
Suenone Ulfonis filio». 



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205 

erfaßten, etnm im Saufe bon ferf)ö 9Honaten. ®urdj bie ©arftellung biefeS engen 
unb fidj gegenseitig bebingenben ßufammenljangeS Ijoffe icf) ben tefcten Stvttfd an 
bem $)atum ber Sürfcfyauer ©i)lai)t fiberrounben 3U Ijaben. 

E. 2)ie ©rünbe be3 SBenbenfriegeS. 

9lad) (Erörterung ber ©röfee unb Verteilung ber ©treitfräfte, be§ ©ijladjt- 
fetbeS, ber Sampfbaten unb ber borljer unb naiver fjerrfcfjenben ©abläge bleiben 
nodj bie ©rünbe biefe3 jtoeiten SßenbenfriegeS barjulegen, beren icf) in ben Cueßen 
nicfjt meniger afö fünf angeführt gefunben Ijabe, bon benen bie beiben fid) gegen» 
überftefyenben Angaben SKbamS unb ©ajo$, nad) benen bie acf)t ©öljne SRatibor3 
ben Job tfjreS bon ben 2>änen erfdjlagenen 33ater3, bjm. SRatibor ben Job feiner 
bon bänifdjen SBifingern erfdjlagenen jtoötf ©öfyte fjabe rädjen wollen, fcfjon 
befprocfyen toorben finb. 93eadE}ten3tt>ert erfdjeint ein britter ©runb, ber bielleidjt 
mit bem bon Stbam ermähnten jufamraengetoirft fjat. Sftacf) ber 9Kagnu3fage 
erfolgte ber gefährliche SBenbeneinfaH bom §erbft 1043 au3 SRacfje für bie furcht- 
bare Verheerung, bie ber faum adjtjeljnjäljrige SKagnuS im Orüfjfommer 1043 unter 
ben SBenben an ber Dbermünbung angerichtet fjatte. 585 ) Qkfy man bie £>ärte, 
ja ©raufamfeit in 93etracf)t, mit ber bie bon 9Jiagnu§ geführten SBifinger gemorbet 
unb gebrannt Ratten: roaren boefj bie berfjajjten ©laben fogar in bie flammen 
gemorfen ioorben, au3 beren ©d)utt naef) bem ©efange beä ©falben, ber 9J?agnu3 
ob folcfyer ©raufamfeit noef) berljerrlicfjt — ein cfjarafteriftifdjeS 9Kcrfmaf für bie 
SRofjeit ber $e\t unb ben milben £>ajj äioifdjen SWorbtänbern unb ©laben — , bie 
SBölfe fie angebrannt ^erborjerrten, fo begreift man ba3 SRadjegefüIjl, ba3 fief) bei 
ben ©laben angefammelt fjaben mufcte, jumal ein nicfjt geringer £eit ber unglü<flid)en 
99eroof)ner bon 3tom8burg ftdj ju flutten bermodjt Ijatte. 586 ) 

686 ) MG. XXIX; ©. 397, 41: «Hi enim ulcisci volebant populationem, 
quam ipsis intulerat aestate». 

ö8e ) 2Ran bgt. bie furchtbare ©djilberung be3 in ber 2Ragnu8fage erhaltenen 
Siebes 2lrnorrä, be3 3eitgenoffen bon Sönig 9J?agnu3, a. 0., ©. 397, 33: «prineep« 

combussit Jomae haud paueorum sceleratorum corpora. Involavit in non 

baptizatas fronten voracissima pernicies aediura (ignis)». SSgl. auefj ©norre in 
ber vita Olavi Sancti Regia (a. 0., ©. 350, 33): «Magnus — expugnavit Joms- 
borgum et combussit et vastavit terram longe ac late», fotoie in ber £>eim3« 
fringla (a. 0., ©. 340, 42): «Magnus — ad Jomsborgum appulit et castellum 
statim expugnavit, multumque populum ibi cecidit, et incendit castellum 

regionemque late circumcirca, omnia agens ferensque. Magna multitudo 

in Slavia se dedidit Magno regi, sed multo maior erat, quae aufugit». 
SHe gagrffinna berichtet lafomfdj (a. 0., ©. 363, 38): «Magnus — navigavit — 



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206 

©tuen inerten ®runb beutet Theodricus monachus an: bie Sßenben — 
Windir — fagt er, feien burd) bie Shinbe bon ben inneren 3miftigfeiten nadj 
SDänemarf — Dacia — gelodt morben, bie bamalS in biefem fianbe Ijerrfdjten. 637 ) 
3n ber Jat fyatte im 3at)te 1043 Äönig 2Ragnu8 nid)t weniger aU brei Äriege 
gegen feinen 3farl ©beinn ju befielen, ber SBeiljnadjten 1042 fidj ber bänifdjen 
Äönig3ljerrfd)aft bemädjtigt J»atte. 93on biefen brei gelbjügen ging ber erfte ben 
beiben ©labenfelbjügen an ber Dber intb SEönigSau borauä, 688 ) mäljrenb ber 
jmeite unb britte iljnen folgte. Sin biefe Ufurpation burd) ©beinn Slftribfon fnüpft 
ber fünfte ®runb an, inbem Sßilljetm bon 9Ralme3burg im brüten 93udje feiner 
res gestae regum Anglorum gerabeju behauptet, ©beinn Ijabe fid) nidjt nur 
mit ben ©djroeben, fonbern aud) mit ben ©lauen, bie 333ilf)elm als SBinbelicer 
bejeidjnet, gegen 9Kagnu3 berbünbet. 689 ) SBäre biefe 9iad)rid)t maf)r, fo mürbe 
fidj ©üeinn in äf)nlid)er SBeife mit ben SKationalfeinben feinet SSolfeS berbunben 
Ijaben, mie einige Quellen behaupten, Xljaffilo bon SBa^ern Ijabe fid) mit ben 
Slbaren gegen bie gfranlen; ober Dtto be3 ©ro&en ®egner Äonrab unb flubolf 
Ratten fid) mit ben 9ftagijaren gegen Otto I. berbünbet. SBigger, ber an ein foldjeS 
93ünbni3 nidjt redjt ju glauben fdjeint, wirft bie Qfrage auf, ob man unter ben 
Viudelici 2Bitf)efm3 nidjt bietleidjt blofe menbifdje ©ötbner 3U berftetyen Ijabe? 
Mein bie 9tad)rid}t SßilljelmS fefyrt in beftimmterer gorm in einer jtoeiten, SBigger 
anfdjeinenb unbefannt gebliebenen Duelle mieber, in bem bereits ermähnten 
Breviariuin Historiarum regum Norwegiae, 540 ) bemjufolge ©üeinn auf feiner 
erften gtudjt bor 2Ragnu3 fid) birelt ju ben ©laben gemanbt, bort jum jmeiten 



in Slaviam ad recuperandum principatum, quem Danorum reges habuerant 
in Joma. In hac expeditione expugnavit Jomsborgum». S)ie £nt)tlingafaga 
erjäljlt (a. 0., S. 276, 30): «pugnavit Magnus rex in Slavia ad Jomsborg et 
reportavit victoriam, combussit castrum et multa alia loca terrae». 

687 ) MG. XXIX; ©. 250, 35: «Windir, qui semper quidem 

rapinis solebant infestare Daciam, tunc tarnen precipue OCCasioiiem nacti de 
inquietudine regni. incredibili multitudine advecti sunt in Daciam». 

638 ) Sgl. oben, ©. 201 u. 203. 

689 ) «Eiectus Swanus regem Svevorum adiit, eiusque auxilio cum 
Svevos et VindeÜCOS et Gothos corrasisset, rediit, ut regnum reformaret. öed 
conspirantibus Danis, qui potestatem Magni diligerent, prioris fortunae cala- 
mitatem expertus est». Sgl. oben, ©. 56, Slnm. 137 fotoie SEBigger, a. o., ©. 73, 
2lnm. 1. 

54 °) Sgl. oben, ©. 187, 8. S)ie midjtigften ©teilen ber in ben MG. ber- 
öffentlichen SluSjüge au$ bem Breviarium (XXIX; ©. 353, 50) finb etma folgenbe, 
Sap. 31: «Et intor se congressi sunt (Sueno Estrithson et Magnus) ad eam 
peninsulam, quae Helganes vocata est, et pugnam habuerunt et aufügit 



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207 

SKale ein $eer gefammett unb ju jeber $ilfe gegriffen Ijabe, bie er nur irgenbmot)er 
fyitte auftreiben tonnen, ©beinn fei e3 gemefen, ber bann beß grofje ©labender 
nadj $)änemarf geführt Ijabe. 3n ber 2)reibölferfi)lad)t auf Hlyrakogsheidr Ijabe 
©beinn Äönig SRagnuS am mutigften betämpft; ©beinn unb feine ©cfjar fyabe 
SRagnuS am ©djlufc ber <&ä)lad)t mit einem einzigen ^Begleiter berfotgt. SJJir 
fdjehtt ein fotdjer ©adjberl)a(t möglich ju fein. SOiit Su^na^me be$ bon ©ajo an« 
geführten ©runbeS fdjeinen mir ferner bie übrigen ©rünbe untereinanber bereinbar 



Sueno in Slaviam, et inde collegit exercitum iterum atque undecumque eum 
poterat naneisci, et duxit hunc exercitum in Daniam, ita ut Magnus paulo 
antea eius rei certior factus esset, et ideo parvum belli apparatum comparavit 
et timuit propter paucitatera copiarum et tarnen se paravit ut potuit ad 
resistendum». Kap. 32: «Congressi sunt mane in campis incultis qui Hlyrs- 
kogenses dieuntur, qui siti sunt ad flumen Skotborgense (er Hlyrskogsheidr 

heitir, er liggr vid Skotborgara) et stetit acies eius (i. e. Magni) contra 

cornu aciei Suenonis, et hoc totum proturbatum est; et Sueno magnum 
damnum fecit ex multis rebus, quas sibi victoriae futuras esse antea 
speraverat, nam boves constituerat in fronte aciei suae et hastas illigaverat 
in tergis eorum, laminas vero ligneas oculis, sed grex boum primo se convertit 
retro, et ita aeeidit, ut Sueno intercluderetur inter gregem boum et cohortem 
Magni, et Sueno contraxit maximam hominum cladem, ipse autem se 
eripuit fuga, et insecutus est Magnus diu cum uno viro Suenonem et 

cohortem eius. Sed Sueno quaesivit sibi terram pacis (i. e. in qua in 

pace esset)». SBigger madjt aus biefem ©tege be$ 2Ragnu3 über bie bereinigten 
SBenben unb Seute ©beinnä „einen ©ieg ©betnnS über bie SBenben nörbttd) bon 
©djleättng nad) 9Ragnu3 lobe", alfo um 1047, gefjt aber babei fetneätoegS miß» 
fürtid) bor, ba aud) er fidj auf eine, aDerbingS fpätere, Duelle ftüfeen fann: bie 
Knytlinga Saga. Sediere fpricfjt aber nicfjt bon 1047, fonbern bon ber großen 
SBenbenfdjtad&t am 28. September 1043 (ober, tote fie irrtümlich behauptet, 1044). 
9fcad) ber Äntytlinga fjaben tyier auf ber Hlyrskogsheidi 2Ragnu3 unb ©beinn 
in beftem (£inbernef)men gemeinfam gegen bie SBenben gefämpft. S)ie Äntjtttnga ftüfct 
fidj in biefem gerabe ba3 ©egenteil toie baä Breviarium behauptenden Senate 
auf ein bon ifjr jitierteS Sieb beS ©falben Thorleikr fagri, beffen 2ejt aber 
berf Rieben besogen toerben fann naef) SBigger, (©. 78, Stnm.) 3Me MG. berfagen 
infolge ifjrer aDjufargcn 8lu§toaf)l auef) f)ier!) SfjorleifrS Sieb djarafterifiert fict> 
naef) ben MG. (XXIX, ©. 276, änm. 5) aU ein laudatorium de Suenone 
Estrithson. 3)ie ttucf)tigfte ©teile be$ 83eric^te^ ber fintjttinga lautet: «Alteram 
pugnam habuit Magnus rex autumno pridie Michaelis festum in Jutia, 
breve spatium septentrionem versus ab Heidaby in campo Hlyrskogensi ad 
flumen Skotborgense. Tum pugnavit cum Slavis. — — Narratio est 
quorundam virornm, Suenonem, Ulfonis filium, fuisse in hoc proelio cum 
Magno rege et pacem eorum etiamtum durasse. Ita narrat Thorleicus Pulcher 
in carmine non intercalato, quod composuit de Suenone, Ulfonis filio» ufto. 



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208 

gu fein. Sßarum foßen bie ad)t ©öljne SRatiborS nidjt mit ©öeinn gufammen 
gefämpft l)aben? Da ©öeinn öor unb nac§ ben beiben SEBenbenfriegen öon 1043 
gegen $önig 2Ragnu3 Ärieg führte unb fid) öon fo räcffi^Wtofcm ©fpgeij befeelt 
geigt, ba& er nid)t öor Untreue gegen ben gurüdfdjrecft, bem er feine Ijotye ©teflung aö 
Sari öerbantt, fo ift ein SfinbniS ©öeinnS mit bem SKationatfeinbe an unb für 
fidj benfbar. SfobererfeitS Ratten bie SEBenben nadj bem garten JBorge^en 
öon Äönig SDiagnuS aßen ©runb, fid) gu rädjen unb fidj bie üftebenbuljterfdjaft 
gmifdjen SttagnuS unb ©öeinn gunufce gu matten, ©o öerbanb eine ftarfe 
Sntereffengemeinfdjaft bie adjt ©öljne StatiborS, bie SEBenben unb ©öeinn Slftribfon. 
Wod) meljr: gerabe bie Sntereffengemeinfdjaft fo öieler Sporen, gerabe eine foldje 
Koalition madjt bie Äunbe öon ber ungeheuren Übermalt ber ©laöen, öon ber 
bie Queßen einftimmig berieten, nod) begreifbarer, als fie nad) ben gegebenen 
Darlegungen an unb für fid} erfdjeint. 

Slber trofe biefer 9Köglid)teit mödjte id) bie Seitna^me ©öeinnS an ber 
SBenbenfdjladjt für unfyiftorifd) Ratten. 8lbgefet)en baöon, bafj bie $nt)ttingafage, 
beren 23erid)t innerlid) unmaljrfd)eintid) ift, bie gubem falfrfje Qext* unb Ortsangaben 
bringt, genau baS ©egenteil mie baS Breviarium berietet, ift bie gegebene Dar- 
legung 641 ) fdjledjterbingS unvereinbar mit einer Jeitnaljme ©öeinn« an ber 
SEBenbenfdjtadjt, ba ausgeführt morben ift, ba& ©öeinn bie Qtit ber beiben SEBenben- 
Iriege gu Lüftungen in ©djroeben benufcte unb unmittelbar nadj ber fiürfdjauer 
<&$lad)t feinen gtoeiten ©nfafl in Dänemarf unternahm, ein Umftanb, ber forool)! bie 
entgegenfteljenben Mitteilungen beS Breviariums als ber Äntjtlinga als burdjauS 
untjiftorifdj erfdjeinen laffen mufj. Da gubem öon ben 15 angeführten Queßen nur biefe 
beiben, unb groar in fidj gegenfeitig auSfdjliefcenber SEBeife, öon einer Seilnatjme ©öeinnS 
an ber großen SEBenbenfdjladjt gu berichten roiffen, fo toirb man biefe Jeilnafyme, fo 
möglid) fie an unb für fid) erfdjeint, als unljiftorifd) aufgeben muffen. Demnach 
fdjeint eS, als Ijabe man öon ben angeführten fünf ©rünben ben SBeridjt ©ajoS 
unb bie güljrung ber SEBenben burdj ©öeinn Slftribfon gu ftreidjen, obfdjon eS 
möglich ift, bafe ©öeinn, roenn er fid) audj nid)t gut an ber ©djladjt unb bem 
Qfetbguge beteiligt Ijaben fann, bod) fein 3Köglid)fteS gur Äufljefeung ber S33enben 
bgm. gu iljrem ßntfdjlufc, einen (Sinfafl in Sütlanb gu madjen, beigetragen Ijaben 
tt)irb. Dagegen erfdjeinen bie übrigen brei ©rfinbe: bie 9tad)fudjt ber adjt ©ötjne 
SRatiborS, bie SRadjfuc^t ber an ben Dbermtinbnngen fo graufam öon SRagnuS Ijeim- 
gefudjten ©laöen fomie bie2luSfid)ten, meldte ber erbitterte Sampf gmifdjen$önigüKagnuS 
unb feinem untreuen SBafaflen für bie SEBenben eröffnete, miteinanber rooljl öereinbar. 



ß * 1) »gl. oben, ©. 201—204. 



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209 

Scttutet 3. 
$ie ©rüubuug Hon »Itlübcrf. 

©rft burdj bcn Job SftatiborS unb feiner adjt ©ttyne eröffneten fid} ©ottfdjalf 
2lu$fidjten auf bte £errfdjaft; fomit ift eS nidjt möglich, ben Seginn feiner 
^Regierung öor ben 28. September 1043 ju fefeen, ba bie adjt ©ötyne tljren lob 
nacf> W>am (II, 76) in ber ©cf)(ad)t bei £eibiba fanben. 2)iefe Stnberaumung be$ 
terminus a quo roirb burdj ba$ jtoeite Don Stbam gegebene 2)atum beftätigt. 
2tbam fagt: «Ratibor, dux Sclavorurn, interfectus est a Danis. Ratibor iste 
christianus eret, vir magnae potestatis inter barbaros. Habuit enim filios 
octo, prineipes Sclavorurn, qui omnes occisi sunt a Danis, dum patrem 
ulcisci qnaesiernnt. Ad cuius mortem ulciscendam iam tunc cum exercitu 
Winuli venientes, usque ad Ripam vastandam progressi sunt Et forte 
Magnus — Heidibam appulit. Qui mox — egredientes a Dania paganos 
in campestribus Heidibae excepit. Quindecim miiia feruutur ibi occisa — . 
Eodem vero tempore Godescalcus post mortem Chnut regia et filiorum eins 
rediens ab Anglia, contra Sclaraniam venit infestus, omnes impugnans 
magnumque paganis terrorem ineutiens». Änut ber ©rofce ftarb am 
11. SRobember 1035; 542 ) bon feinen ©öljnen ftarb ©üenb nad) SBigger 048 ) 1035, 
nacf> Stahmann 644 ) 1036; ferner £aratb #afenfufi am 17. 2Rärj 1039 ju 
öjforb 646 ) unb £orbatnub ober £arbefnut am 8. 3uni 1042. 646 ) 2)a ©ottfrfjatf 
erft nad) bem SluSfterben be3 2Kanne3ftamme3 Don $nut (Sngtanb öerliefc, !ann 
er mithin unmöglich üor bem ©ommer 1042 in ba3 SEBenbenlanb jurücf gelehrt 
fein. ©ottfdjalf lehrte aber auS Snglanb nid}t birelt in3 SBenbenlanb jurücf, 
fonbern tourbe junät^ft ein ©efolgämann bon ©üeinn Stftribfon, ber, roie ertuäfytt, 647 ) 
in jenen Reiten in feine ©efolgfdjaft unb unter feine Sruppen aufnahm, roen er 
nur immer ermatten tonnte. 

8Ü3 aber biefer eljrgeijige Ufurpator einen SWifeerfotg nadj bem anbem 5U 
fcerjetdjnen Ijatte; afe ber junge norroegifdje ^elbenfönig i§n allein im Saljre 
1043 in brei gelbjügen jur gftudjt auä S)änemar! nötigte unb ©beinnS ©adje 



542 ) ®eorg 5)ef)io, ®efdjidjte beä @;rjbi3tum$ $amburg»93remen bis jum 
«Umgang ber äRiffion. ©b. I, <S. 167, Serlin 1877. 
648 ) «. o v 6. 71, Slnm. 2. 
644 ) 8. 0. I, ©. 116. 
ß46 ) 8L 0., I, 6. 117, bei Stahmann. 
64 6 ) 8t. 0., ©. 71, «um. 1, bei SBigger. 
64 7 ) 89L oben, ©. 206— 207 unb änm. 540. 
8tf*t. b. B. f. ß. ö. x, 1. 14 



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210 

nunmehr ööKig hoffnungslos ju fielen fd)ien, ba befd^Io^ ©ottfdjalf, fein ©efdjttf 
nit^t länger an einen fo augenfdjeinltcf} öom SRi&ttngen betroffenen §errfcf>er ju 
leiten unb nirfjt mety als ©efolgSmamt für bie ^errfdjaft anberer, fonbern fortan 
für bie (£rrid)tung einer eigenen $errfdjaft ju fäntyfen, 548 ) für bie Sßieberertangung 
beS flabifdjen gürftentumS, ba« einft fein JBater Ubo bef)errfdjt fjatte. gut 
hoffnungslos lonnte ©utljfcatcuS bie ©atfje ©beinnS erft nadj ber ©djladjt bei 
SlarljuuS unmittelbar bor 3ßeiljnad)ten 1043 galten: 549 ) mithin erijätt man als 
frfiljeften Termin für bie SRücffeljr ©ottfdjatfS in fein SSaterlanb ben Seginn beS 
SaljreS 1044. 650 ) 2)ie 93ejeidjnung beS 3at>reS 1040 als beS ©rünbungSjaljreS 



5 4 8) ©ajo, ber biefe Sföitteilungen bringt, öerbient um fo meljr ©tauben, als, 
tüte oben bargelegt toorben ift (bgl. ©. 182 — 183), fein geringerer als Srjbiföof äbfalon 
feine §auptqueHe für baS Beitalter ©oeinn SlftribfonS fein muffte. StbfatonS ©rofc« 
bater toax aber ein Vertrauensmann unb 3arl ©beinn äftribfonS getoefen. ©aj:o 
fdjreibt in feinem aefjnten Sudje (MG. XXIX, ©. 65 unb 66, 40): «Victor Magnus 
felici pugna (über bie SBenben bei Sürfdjau) popularibus percarus evasit, 
eoruraque propensiore subsidio roboratus, ad prosequendum regni aemulum 
(i. e. ©beinn äftribfon) redit, eo quidem instantius, quod rerum successus quo 
plus sibi gratiae peperit, hoc magis Suenonis favorem absumpsit, aversoque 
VUlgi animo, magnopere residuum eius debilitavit auxilium; nee solum contra« 
hendarum virium spem sustulit, sed etiam contrarias exeassit. Quin etiam 
Guthscalcus Sclavicus inter ceteros, qui infelicis eius milieiae stipendia 
deseruerant, diu se sub alienis auspieiis rem infeliciter gessisse considerans, 
cum domino nichil spei relietum animadverteret, militem exuens, defectorem 
agere non erubuit, suamque experiri fortunam quam alienam sequi tutius 
duxit — . Consilio respondit eventus. Siquidem, gestis varie bellis, Sclaviam 
suae ditionis effecit, utque externis rebus infractus, ita domesticis apparuit». 

549 ) Sgl. oben, ©. 204 u. SInm. 534. 

6Ö °) 3Jta£ £offmann füljrt in feiner ©efdjid&te SübedtS baS 3al)r 1045 als 
baS 3a*)r ber SRücffel^r ©ottfdjalfS an, oljne aber ju berraten, ttrie er gerabe $u 
biefem %Q$xt fommt. (81. o., ©. 10.) SBenn SBigger (a. o., ©. 78) eS als eine 
3Röglicf)feU fjinftellt, bafj ©ottföalf „erft natf> SRagnuS lobe", alfo nadj 1047, „burd) 
einen ©ieg ©beinnS über bie SBenben nörbtidj bon ©djteShrig jum feften Sefifce 
feiner $errfd)aft" gelangt fei, fo ift ein fold&er ©ieg ©beinnS über bie SBenben ober 
aud) nur bie 3JWglicf)feit eines folgen ©iegeS im %af)tt 1047 faum benfbar, übrigens 
aud) nirgenbS bezeugt. SBigger fommt jur Annahme biefer Eventualität nur burdj 
bie mifcberftanbene, in ber Änt)tlinga*©age mitgeteilte ©tropfe beS ©falben Xljorletfr 
gagri, bgl. oben, ©. 207, bie aber, toie SBigger felbft anführt, erft ber Seit an* 
$ugel)ören brauet, in ber bie SBenben nad) ©ottfdjalfs ©rmorbung ©djleSftrig eroberten. 
S)a ©ottfd&alf 1066 ermorbet würbe, ber bänifd&e Sfcadjfolger bon ÜKagnuS, ©beinn 
Slftribfon, aber bon 1047 — 1076 regierte, fo ift eS gut möglid), bafc eS fid> bei 
bem bon Sfjorleifr Sagri ertoätjnten ©iege ©beinnS über bie SBenben bei ©djleSnrig 



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211 

aitlübecfa fann wof)t nur afe eine Sfaalogtebilbung ju bem Qaljre 1140 öerftanben 
werben, meiere« man früher afe ba« ©rünbungSjalp be3 heutigen Sübecf angufü^ren 
pflegte. 551 ) ©einen Stob fanb ©ottfdjalf am 7. 3uni 1066 ju Sensen, 552 ) fo 
ba& Sfibecf jwifd)en ben Sauren 1044 unb 1066 jum erften SRale in ber ©eföidjte 



um eine fonft nicf)t beaeugte gtoeite 2Benbenfcf)lad)t bei ©cfjleSWig nad) 1066 fjanbelt, 
bie nid&t mit ber großen 2)reibölferfd)tacf)t bom 28. September 1043 öerwedjfelt 
werben barf. äRag fidj nun aber 2l)orleifr3 ©falbenlieb auf bie ©djleSWiger ©d&ladjt 
öon 1043 beate^en, Wie bie Sn^tlinga«@age, wenn aud) offenbar nur jögernb, annimmt, 
ober auf eine jtoeite ©djteäwiger SBenbenfdjladjt nadj 1066, bie SBigger als eine 
Sbentualität tynftellt — t)on einer ©djleSwiger 3Benbenfd)lacf)t im 3aljre 1047 wirb 
man faum aud) nur als SRöglidjfeit fyredjen fönnen — , fo rnufc bod) in bem einen 
wie in bem anbern 2faße eine Xeilnafjme ©ottfd&alfä an ber ©djtad&t als au$* 
gefdjloffen gelten. 2)enn am 28. September 1043 traf ©üeinn, beffen ©efolgSmann 
bamalS Oottfd&alf nodj war, wie bargelegt worben ift (bgl. oben, ©. 209), eben 
feine legten Lüftungen für feinen aweiten (SinfaD in Sänemarf, um 2Ragnu3 ju 
öerjagen, fann alfo bamatö unmöglich im ©efolge üon SRagnuS fidj befunben Ijaben; 
wa|rfdjeinttcfj War er am 28. September bereits auf ber Seefahrt t>on Schweben 
nac§ 3)änemarf baw. bon ©eelanb nadj ärrö begriffen; nadj ber ©djladjt bei 
8arl)uu3 am Sonntage bor SBeifaadjten 1043 üerliefc ©ottfdjalf ben erfolglofen 
Ufurpator unb 1066 würbe ©ottfdjalf ermorbet. 3)ie Annales Ryenses enblid) 
unb baS Chronicon Daniae (bgl. SBigger, a. o., ©..73, 9fam. 2), bie Söeinn bei 
©d)le3wig 6000 baw. 15000 SBenben erfdjlagen laffen, fönnen nicfjt in ©etradjt 
fommen, weil e3 fidj bei i^nen um eine 33erwed)ftung öon äRagnuä unb Süeinn Ijanbelt. 

5ßl ) Sgl oben, S. 44, 2lnm. 107. 3)afc ©ottfdjalf 1040 Sübetf gegrünbet 
Ijabe, behauptet 1543 Sebaftian SRünfter (a. o., S. 1192: „fjat fie ©ottfdjaltf ber 
Sljriftlidje König — umb baS jatjr Etjrifti 1040 erftlidj bafelbft angeridjt unb bie 
Surg barinn gebawet"), 1597 §einridj SRanaau (a. o., S. 19: «nonnulli anno 1040 
a Gode8calco Udonis filio et Obotritorum rege tricesimo primo»), 1632 SertiuS 
(a. o., S. 593: «conditum circa annum Christi 1040 a Godschalco Principe 
Obotritorum»), 1641 SBerbenfjagen (a. o., ©. 246: «quam Gotschalkus ille — 
circa Annum Chr. 1040 inchoase dicitur et extrueta in eo Burgo sive arce 
aut castello»)*» wätjrenb £an3 Sttcgfmann in feiner 1537 gefd&riebenen, 1619 
erfdjtenenen „Subecfifdjen Efjronitf (Lib. I, ©. 2) fidj mit ber Angabe begnügt, bafc 
„beg ben Stittn" ber ©rünbung SübetfS „im Sanbe au £olftein ber gürfte ©ottfdjaltf 
regiert" fjabe. 

562 ) «bam erwähnt itoax aunädtft nur ben 7. 3uni o^ne 3aljre$aal}l, eraä^tt 
aber, III; 49, ©.130 unb III, 50, ®. 132, baß ber (Srmorbung ©ottfdjalfS bie 
SJertreibung be* <£rabifd>of3 Stbalbert oom §ofe #einridj$ IV. an Iribur borauS- 
gegangen fei unb baß beibe ffireigniffe in bem gleiten 3al)re ftattgefunben Rotten. 
$er ©tnrj SlbalbertS bon Bremen fanb aber im 3anuar 1066 ftatt, ngl. SBilbelm 
ö. @iefebrec|t, ©efd)td>te ber beytfd^en ffaiferaett, »b. III, Stnm. a« ©• 126—127. 



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212 

auftauet, bernt ber Sericljt SlbatnS öon bcn coe,nobia sanctorum virorum canonice 
viventium, item monachorum atque sanctimonialium, ioeltfje tlinc per 
singulas urbes flebant, sicut testantur hii qui in Leubice — et in aliis 
civitatibus singulas viderunt (III, 19), begießt fidj nur auf bic Qext, als ©ottföall 
über bie SBcnben ^errfc^tc. 

SRacf) früheren SBerroüftungen trntrbe bic SBenbeuftabt Stttfübecf, bte grjbifäof 
Slbatbero 1141 urfunbtidj at$ ben locus capitalis Slaviae bejeidjnet, 5 6 8 ) 1138 
öon bem SRanenfürften JRace enbgültig jerftört. 654 ) Slfö terminus a quo für 
biefe gerftörung roeift ©eeefe ben Sommer 1138 nad), ba bte gerftörung nad) bem 
£obe Sotljar« ftattfanb, ber am 3. ober 4. 2)ejember 1137 erfolgte, 556 ) unb 
ba bei ber Störung bte Sßriefter bon Ältlübei bor ben fte fudjenben 556 ) 
SRanen einen SSerftecf im ©djilfe fanben, eine SRitteitung, bie auf ben ©ommer 
Ijimoeift 3)en terminus ad quem für bie «Störung ÄltlflbecÖ fefce idj auf 
ben ©jmtl)erbft 1138 an. 2)enn nad&bem #etmotb in Stop. 55 bie 3**ftörung 
erjagt ^at, berichtet er Aap. 5(J, roie ber Äampf jtuifi)en $einric§ bem ©toljen 657 ) 
unb 2llbred)t bem JBären eine feinblic^e ©r^ebung ber SBagrier bti nad) SKeumünfter 
jur 3fotge g^abt !)ätte. 3)a Ijabe ^einric^ bon Sabetoibe, ber Parteigänger 
2ltbred)t3, au« ^otfteinern unb ©tormaren Ijeimtitf} ein £eer jufammengejogen 
unb fei bann jur Sffiinterjeit burefj ganj SEBagrien plfinbernb unb fengenb gebrungen. 
3m nädjfifolgenben ©ommer fjätten bie ^oltfaten auf eigene gaufi, otyne ©raf 
$einrid), gegen iljre eigene (Srroartung ba« fefte Sßlön genommen; ba$ fann nur 



558 ) »gl. oben, ©. 150 u. 8Cnm. 381. 

ö64 ) ®rnft 3)eecfe, ©runbfinien jur @efcf)id)te Sübecf« bon 1143—1226, 
Sübecf 1839, 3. 1 — 2. Sappenberg, fy». SBeilanb geben in iljren Knmerfungen 
jur £elmotbau«gabe in ben MG. (SS. XXI, 1869, S. 54, änm. 33) bie SRttte 
be« Sommer« 1138 al« ,8erftörung«termin an, aDerbing« ofjne Slnfüljrung bon 
©rünben. 

5ßö ) ©uftab Steter, Slnnalen be« beutfdjen 9teic^d im 3eitalter ber Ottonen 
unb ©alier, «b. II, ©. 710, $aDe a. ©. 1898. 

656 ) Sgl. oben, ©. 155 unb ben ©d&luft bon «nm. 387. 

5Ö7 ) £elmolb fd&retbt ftatt #etnrid) ber ©tolje: Heinrici Leonis. 5)a 
§elmolb fdjon im Sfap. 35 ben Sater $einridj« be« Soften al« Heinricum Leonem 
be^eid^net, fo mufj man enttoeber annehmen, bafj #elmolb jtoeimal ba« gleite 
SSerfe^en unterlaufen ift, ober baft er abfidjtlidj ben gleichen Seinamen ttrie für ben 
©ofjn aud) für ben Sater gebraucht, eine Annahme, ber fotool)! in ber ©djutau*gabe 
ber MG., ©. 113, 9lnm. 2 al« in ber SBattenbadjfdjen ttberfefcung geljutbigt ju 
werben fd&eint (@. 263). Unmöglich ttJöre e« nid&t, ioenn au<§ meine« ffitffen« 
einjig bafte^enb, bafi ber Seiname be« Sater« auf ben .©o^n übertragen »orben wäre. 



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joogie 



213 

im ©ommer 1139 gefdjeljen fein. 2)enn SWbrcc^t ber SBär fyttte fid) bereite im 
3Rai 1139 genötigt gefeljen, feinem fiegreidjen ©egner, §erjog $einridj bem 
©toljen, Saufen freizugeben nnb mar au$ ©adjfen entminen. 568 ) ®urd) 8llbred)t3 
Vertreibung mürbe aud) £einrid| Don Sabemibe geftürjt, bem Sltbredjt 1138 bie 
©raffdjaft ©olftein an ©teile SlbolfS II. b. ©djauenburg übertragen $atte. Qu 
biefem ©adjber!)alt ftimmen aufs befte bie Angaben $elmotb3, bafe im SBinter 
bie #otfteiner unter SBaberoibe gegen bie SBagrier gejogen mären, im nädjftfolgenben 
(Sommer bagegen auf eigene Sfauft, o^ne gräflichen Qfüljrer, benn ber $atte feit 
bem Snbe be3 SftüljjaljrS 1139 ba3 Sanb räumen muffen. Somit mar ©einrief) 
b. Sabemibe nur bor bem SBinter 1138 auf 1139, alfo fpäteftenä im ©pätljerbft 
1138, in ber Sage, jenes Aufgebot ber |>ottfaten unb ©turmarier ju berantaffen, 
meines ben SSergettung^ug für bie Verheerungen ber SBagrier nadj bem Xobe 
SotljarS ausführen füllte. ®emnad) maren im ©ommer 1139 nidjt bie Stauen, 
fonbern bie ©oltfaten bie fiegreidjen ©roberer be3 SanbeS: Stltlübed lann ba^er 
bon ben SRanen ntd^t erft im ©ommer 1139, mie man früher behauptete, fonbern 
mufc bereits im ©ommer 1138, als meber bie bon Sabemibe geführten nod) bie 
auf eigene Qfauft ausgesogenen ©oltfaten bie Ferren in SBagrien maren, jerftört 
morben fein. 2Man fommt bemnad) fomo^l bom temrinus a quo als audj bom 
terminus ad quem aus auf ben ©ommer 1138 als bie 3* r ftörungSjeit bon Sllt» 
lübeef, eine Steuerung, mit ber audj ber Umftanb übereinftimmt, bafe bie 9tanen 
bie ©errfdjaft bon SRügen nad) Slttlübed fdjmerlid) ju einer anberen SaljreSäeit 
als im ©ommerljalbjaljr unternommen Ijaben merben, fomie \>a§ fie aud) früher einen 
3ug gegen 2lltlübed ßnbe Quli unternommen Ijaben, bgl. ©elmotb I; 36, ©. 77. ©o 
beginnt bie ©efdjidjte SllttübedS mit ber Qzxt jmifdien 1044—1066 unb enbet mit bem 
©ommer 1138, abgefeljen üon ber fluftuierenben, d)riftlid)en 93ebölferung, bie auf ben 
Krümmern SUtlübedS fpäteftenS big sunt ©djlufe beS 13. SafyrljunbertS Raufte. 609 ) 
SJielleidjt fann man ben Anfangstermin nod) etmaS enger umgrenjen. 
©ottfdjalf Ijatte junädift mit feinen menbifdjen 9iebenbul)tern 660 ) ju fämpfen, 
moljl aus ber Sßartei beS fo mächtigen unb angefeljenen SRatibor unb feiner ad)t 
©öfjne. 3)ann bergröfjerte er fein Üteidf) immer meiter nadj Cften ju, fo ba6 
©teinborff 561 ) bon ber „3Ronard)ie" ©ottfdjalfS als einem „nationalen gürftentum" 



668 ) äBttljelm ©erwarbt, ftonrab III, 95b. I, ©. 79, 2tnm. 10; Seidig 1883. 

659 ) Sgl. oben, ©. 92—95, 121 unb 127. 

56 °) $>elmolb I, 20: «Et inveniens hereditatem suam a quibusdam 
tyrannis invasam, dimicare statuit». 

561 ) 3ai)rbüd)er beS beutfdjen SRcic^e^ unter £einrid? III., Sb. II, 8. 191, 
Seidig 1881. 



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214 

jroifdjen §olftem unb Sßommem ftmcf)t unb bafc 8ampred)t 562 ) ©ottfdjalfe 
gffirftentum „ein SReidj — *>on faft töniglicfjer Bebeutung" nennt. SSerüifftd^tigt 
man bie ©rünbe, bie ©teinborff baffir geltenb macfyt, bafc bcr ßtrcipanerfrieg 
©ottfdjalfö innerhalb bcr 3a^rc 1056 — 1059 ftattgefunben Ijat, foroie bie 
entforectjenbe Anficht 2)el)io3: 068 ) „bie 2Katf}t *>** Dbotritenfürften ftanb um 1057 
auf itjrer SRtttag^ö^e; er Rottete fo gemaltig, mie feiner bor iljm unb man 
mochte ifjn einem Äönige Dergleichen" unb bie gleite Behauptung b. ©Huberte : 
„um 1057 pe^t fjürft ©otteSfnedjt wie ein Äönig an ber Dftfee", fo nrirb man 
baju neigen, um bie SKitte ber fünfjiger 3<*l)re aud) bie ftärlfte Betätigung ©ott- 
fdjatfö jugunften be3 Sljriftentumä anjune^mert, eine Slnnafyne, melier bie 
äßitteilung {ebenfalls nidjt ttuberft>rid)t, bie ber Sfanalifta @ajo 664 ) jum 3al)re 
1057 bringt, inbem er Slbam benufct, berjufolge gerabe bamalS ber fdjottifdje 
Sßriefter SotjanneS bei ©ottföatf berroeilte, ben (Srjbifdjof Slbalbert Don Bremen 
in ©ottföalf gefanbt 665 ) unb als erften Biföof in 2Recftenburg eingefefet Ijatte. 566 ) 
3n biefelbe $eit, in bie 9Kitte ber fünf jiger 3taljte, mufj ferner bie 3^gung 
be$ alten SUbenburger BiätumS in bie brei Bistümer Sllbenburg, äßecffenburg unb 
SRafeeburg fallen, bie gmar Subnrig ©iefebredjt, 067 ) SBaife unb SaSpetjreS 068 ) afe 
nur geplant, aber nid)t jur SluSfüljrung gebraut anfe^en, bie aber burdf) ^elmolb« 
unjweibeutige Angabe 569 ) um fo fixerer gefteüt roirb, afe $elmotb öon feinem 
Dlbenburg-Sübecfer ©tanbpunfte aus allen ©runb Ijatte, biefe U)tn fatale latfad^e 



662 ) ®eutfd)e ©efäidjte, Bb. III, ®. 341, 1893. 

568 ) ®efdjid)te be3 ©rjbi^tum§ Hamburg »Bremen bte jum 9lu£gang ber 
SKiffion, I, ®. 186, Berlin 1877. 

ö64 ) herausgegeben bon SBaifc in ben MG. VI; S. 692, 32; £annober 1844. 

5eö ) 3lbam III; 50, ©djol. 81, S. 131: «Johannes iste peregrinationis 
amore Scotiam egressus, venit in Saxoniam, et clementer ut omnes a nostro 
susceptus archiepiscopo, non multo post in Sclavaniam ab eo directus est ad 
principem Godescalcum. Apud quem illis diebus commemoratus, multa 
paganorum milia baptizasse narratur». 

5 6 6 ) Slbam III ; 20, © . 1 1 : « Johannem Scotum constituit in Magnopolim — . 
Praeterea cum ipse veniret in Hammaburg, eundem Gotescalcum principem 
invitavit ad colloquium, magnopere illum exhortans, ut inceptum pro Christo 
laborem constanter ad finem perducat». 

ö67 ) 31. o., II, @. 88, 9tnm. 4. 

ö68 ) Belehrung 9torb*älbingien3, @. 116. 

669 ) I, 22: Ea temporum serie, defuncto Abelino pontifice, Alden- 
burgensis ecclesia in trea divisa est episcopatus: #elmolb fagt nidjt, fie foHte 
geteilt toerben, fonbern fie ttmrbe geteilt. 



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215 

eljer gu berfdjleiem afe ju erbieten. 570 ) $a bet lefete 33ifcf>of ber ungeteilten 
«Ibenburger ^Btöjefe, «HjelinuS, naef) Senfen 1051/ 71 ) nad) Abenberg 572 ) unb 
SBattenbadj 578 ) 1053 ftorb; ba anbererfettf ba« »istum töafcefotrg 1062 bur$ 
eine Urfunbe ftönig $einricf)$ IV. bejeugt ift, fo mufc bie 3ctfplitterung jmifcfjett 
1051 — 1062 bor fidj gegongen fein. 574 ) Stimmt man baju bie ermähnte Sejeugung 
3ofymn3 b. SRecttenburg für 1057 unb bie ermähnte SRadjridjt ^jelmolbS, meiere 
bie 3erteitung auf ben Job be3 S3ifcf)of3 Slbljelin bon Dlbenburg, alfo 1051—1053 
folgen täfct, fo mirb man auef) biefe ©retteitung e$er bor als nad) 1055 anjufe&en 
geneigt fein, alle biefe SBaljrneljmungen führen baju, bie 3*ü öon 1044—1055 
als ben ^ö^epunft ber 9Riffion3tätigtett ©ottfdjatfS erfcfyetnen ju laffen, mithin 
bie ®rünbung ber bem Etyriftentume gu Slltlübetf gemeinten Stätte nicf)t nad} biefer 
3eit anjufefeen. gerner ift gu beadjten, bafi feit bem großen ©labenaufftanbe bom 
3a^re 1056, beffen Äunbe oft mit bem $obe ftaifer §einridj3 III. in Rammen» 
fymg gebraut mirb, bie ©id^er^eit ber Stjriften eingebüßt $aben mirb. Äud) ber 
Job #ergog $8ewt)arb$ bon ©ad&fen am 29. Suni 1059, be3 JBunbeSgenoffen 
@ottfd)alt3, ß75 ) mirb bie Ausbreitung be3 ßl)riftentum3 nidjt günftig beeinflußt 
$aben. S)iefer SobeSfall bom Saljre 1059, ferner ber (Srfafc be3 miflenSftarten 
föiiferS burdf) einen fed)3jäl)rigen Jljronfotger, f>au)>tfä$ftd) aber bie fernere lieber- 
läge ber ©ad&fen unter SKarfgraf SBitljelm bon ber SRorbmart burdj bie auf» 
rüljrerifdjen ©laben bei Sßriglama in ber -ftälje be3 3ufammenf(uffe$ bon #abet 
unb 6(be (an folgern «Sufammenflufj ftnbet auef) bie große JRanenfäladjt unter 
Äönig £einri(f) bei «Itlttbecf ftatt!) am 10. September 1056 676 ) fomie ber 



ö7 °) Sgl. 2)el)io, a. o., Slnmerfungen unb Ausführungen gu 93anb 1 unb 2, 
©. 69, ©erlin 1877. 

571 ) ©d}te3m.«$olft. ftird&engeföidjte, herausgegeben bon aJlid&elfen, SHel 1873, 
Sb. I, ©. 150. 

67 2 ) 3n ber ©djulau«gabe £elmolb3, I, 22, ®. 49, #annober 1868. 

678 ) 3n ber gtoeiten Auflage ber $elmolbüberfe|}ung, ©. 55, Setygig 1888. 

574 ) Sgl. SBigger, a. o., ©. 83—85. 

5 7 5) gsebefinb, SRoten, »b. m, @. 47, Hamburg 1836. 

67e ) »gl. Slnnaltfta ©ayo (MG.; SS. VI, @. 690), Necrologium Monasterii 
S. Michaelis (bei SBebefinb III, ©. 67), Lamberti Hersfeldensis Annales (MG., 
SS. V, ©. 157), Bertholdi Annales (MG. SS. V, ©. 270), Annales Augustani 
(MG., SS. III, ©. 127), Annales Wirziburgenses (MG., SS. II, ©. 244), Annales 
Hildesheimenses (MG., SS. III, ©. 104), Annales Altahenses majores (MG., 
SS. XX, ad an. 1056), Annales S. Pauli Virdun. (MG., SS. XII, 500), Annales 
Magdeburg (MG., SS. XVI, ©. 173) ufm. 



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216 

©labenaufftanb Dom Satyre 1055 677 ) werben fidjertid) ©ottftfjalfS SfyrtftianifierungS- 
SBeftrebungen gefdjäbigt, berminbert, toofyl gor unterbunben tyaben. 078 ) ©o möchte 
man bie §aupttätigfeit ©ottfdtjalfö in ber ©rünbung djriftlicfjer ÄultuSftätten tteber 
in bie 3eit bon 1044—1055 atS in bie Sßeriobe bon 1056—1066 tegen, um 
fo me^r, menn man beamtet, bafc ^elmolb betont, ©ottfijalf Ijabe fofort beim 
Antritt feiner {Regierung feine gürforge für bie djrifttidje SHrcfie betätigt (I, 20, 

©. 46): «Et inveniens hereditatem suam invasam, dimicare statuit 

et possessiones cum prineipatu ex integro reeepit. Statimqne 

Sclavorum populos, quos christianitatis olim suseeptae oblivio iarn tenebat, 
ad reeipiendam credolitatis gratiam et ad gerendum ecclesie curam sus- 
citare studuit . ©3 lägt fidj burd) ba$ 3*ugm3 einer unberbädjtigen päpfttidjen 
Urfunbe üom 24. Slpril 1047 bemeifen, bafc ©ottföaff bereite in ben erften bret 
Sauren feiner {Regierung eine ausgebreitete äßiffionStätigfeit ausgeübt Ijaben 
mufe. 079 ) SBifdjof ©bibger bon Bamberg, Dörfer ÄapeHan be3 Hamburger 
6r5bifd)of3 ^ermann, feit 1046 Sßapft infolge be3 33erjid)te3 feine« früheren 
2lmt8genoffen, be§ ©rjbifd^ofö Slbalbert bon SBremen, beftätigt in biefer Urfunbe 
bie 5Red)te be£ iljm au£ feiner SSergangen^eit genau befannten $amburg«93remer 
ffirjbtetumS. 3n biefer Urfunbe merben aud) biejenigen unter ben Hamburger 
©tuljt gefteHt, bie foeben jum S^riftentume befeljrt morben finb, barunter bie, 
toetöje im SRorben ber SIbe big jur Sßeene unb (Sgibofe wohnen, alfo bie äbotriten 
im weiteren ©inne be3 SBorteS: «cum Ulis etiam, qui nunc tempore ad Christi 
conversi sunt fidem — neenon etiam in illis partibus, que sunt a meri- 
dionali albia usque ad fiuuium pene et fluuium egidose». 3)iefe Urfunbe 
toirb am 6. Januar 1059 burefj eine Urfunbe fieoS IX. beftätigt. 680 ) Söon einer 
Sßenbenbefeljrung jnrifcf)en Sßeene unb Sgibofe in ber erften $älfte be3 11. 3a^r- 
Ijunbertö fann aber bor ©ottfdjalf nidjt bie SRebe fein, eine Sritbeftimmung, roeldje 
burd) ba£ nunc tempore beftätigt nrirb. Sin nunc tempore am 24. Slprit 1047 
fann fid) nur auf ba3 3taljr 1047 ober bie unmittelbar borangetyenbe 3eit be5ieljen. 



677 ) ©tgebert bon ©embtouj (MG., SS. VI, ©. 360). 

678 ) Sine äf)nticf)e 9lnfid)t üertritt §auä (a. o., 93b. III, ©. 734): „3Kit 
ber ©id^er^eit im ©labentanbe tuar e3 fdjon feit bem legten Sebenäjafjre 
$cinri<f)3 III. borbei". 

ö79 ) #amburgifdje3 Urfunbenbud), herausgegeben bon Sappenberg, Hamburg 
1842, ©. 72 unb @djte8to.'§otft.«2auenb. SRegeften unb Urfunben, herausgegeben 
öon $a3fe, Hamburg 1886, S3b. I; SRr. 41, ©. 14. 

680 ) $amburgifdje3 Urfunbenbud) I, ©. 74 unb ©cf)te3to.«|>otft.»2auenb. 
Stegeften I, Str. 42, 8. 15. 



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217 

&ud) bie Sfaffung bei Slbam ift fo, ba& man ©ottfdEjatfS Äir^cn- unb Ätofter- 
grünbungen eljer in bcn Anfang als an baS Snbe feiner ^Regierung fefeen roirb: 
„9iie erfjofc ftd) ein mächtigerer Verbreiter ber cljriftlidjen {Religion. Gr rooßte, 
falls iljm ein längered Seien jnteil mürbe, alle Reiben jum £ljriftentum jmingen" 
(III, 18). 83ergteid)t man hiermit ben im Verhältnis ju folgern SBorfafce nidjt 
alljuftarfen (Srfolg — Slbam fügt Ijinju, ©ottföal! Ijabc nodj nidjt ein drittel berer 
befetjrt, bie unter feinem ©ro&öater ins ^peibentum jurücfgefatlen maren — , fo 
fommt man ju bem ©djlufj, bajs ©ottfcfjalfS ftarfer SefeljrungSeifer an bem 
SBiberftanbe feiner SanbSteute, ber SWad^t ber realen Ver^ältniffe aHmäf)tidj etn>aS 
erlahmt fein mufc. 

3fn biefer Sluffaffung merbe ify burclj eine 9tacf)ridfjt SlbamS beftärtt, bie 
SBigger auf bie 3eit „um 1060" begießt. 581 ) Slbam erjagt, als (Srjbifc^of 
Äbalbert naef) Hamburg gelommen fei, Ijabe er ©ottfcfjalf ju einer Unterrebung 
eingelaben, in ber er ®ottfd)alf bringenb ermahnt Ijabe, bafe er bie um (grifft 
mitten übernommene Slrbeit bef)arrlidj ju Snbe bringen möge, inbem er iljm 
öerfjeifjen l>abe, bafc er jutefet, falls er audl} SBibermärtigeS um (S&rifti Flamen 
nriHen erbulben foßte, bie ©etigfeit ermerben mürbe, daraus gefyt bod) moljl 
tyeröor, baf$ Äbam eS für nötig erachtet, ©ottfdjalf ju einer Qufammenfunft ju 
berantaffen, in ber er bem giften 33et)arrtid)feit anzuraten bringenb für geboten 
Ijält (magnopere illum exhortans); ju einer ,8ufammenfunft, bei ber Stbalbert 
jugeben raufe, ba& bem gffirften aus feinem SeletyrungSmerfe SBibertoärtigteiten 
ermad^fen (si quid patiatur adversitatis pro nomine Christi), beren Qfortbauer 
unb «Sunaljme Slbalbert ju befürchten fcfyeint, ba er eine foldje SluSfidjt nicfyi 
anberS als burdf) ben $inmeis auf ffimmüfdje ^Belohnungen erträglich ju machen 
meifc. 2)afj ©ottfcfyatfS SefeljrungSeifer unter ber Saft ber in ber garten SBirflttfj- 
feit obmaltenben $emmniffe tatfädjtidl) erlahmt mar, fcfjeint audt) aus bem Umftanbe 
Ijeroorgugeljen, baf$ Slbam felbft berietet: de christianitate nnllus sermo (III; 
21, ©. 111), als er öon ben glänjenben ©rfolgen ©ottfdjatfS, §erjog JBernljarbS 
unb beS SiänenfönigS im ßirctyanenfriege berichtet, als bie Sircipanen bie für 
jene Seit ungeheure ©umme öon 15000 Sßfunb ©ilberS an bie brei berbünbeten 
^errfd^er jaulen mußten, bie fieben 28odf)en Ijinburd) ingentein trium regum 
exercitum auf Soften ber um ©tlfc fle^enben Tholosantes et Rheteri et 
Chizzini unterhalten Ratten, 2)amalS, follte man meinen, Ijätte ©ottfdjatf bequem 
aud^ für bie cfiriftltdje Äircfje (Srfolge ermirfen fönnen. SBenn trofcbem Slbam 
bemerfen ju muffen glaubt, bajs in unb nadj btefem ganjen, blutigen Äriege öom 



ö 81 ) 8bam HI, 20. Sgl. SBigger, a. o v ©. 83 fomie oben, @. 214, 8lnm. 566. 



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218 

Gljriftentum überhaupt nidjt bie SRebe gemefen fei, unb wenn |>elmolb, beffen 
iBeridjt über ben mertmürbigen ©reipanenfrieg meljrf adj öon Slbam abmetdjt, gleich- 
falte tjeröorljebt: De christianitate nulla fuit mentio, nee honorem dederunt 
Deo, qui contulit eis in'bello victoriam (I; 21, ©. 48), fo wirb bur^ biefe 
beiben 33eri<$te jweifeltoS bewiefen, bo| ©ottfd&att, gleidjöiet atö wetzen ©rünben, 
bamalS nichts, abfotut gar nichts für bog Sljriftentum tat 

83telletd)t tä&t fi<$ noc§ eine 2Baf)rneljmung für bte ©rfinbung ber <$rifttidjen 
ÄultuSftätte ju Stttlübecf am Anfange öon ©ottfdjatfö Regierung geltenb machen, 
©ottfdjatt gewann fein Meid) öon 2)änemart aus, fei e3 mit bänifetjer, fei e3 mit 
fädjfiföer, fei e3 mit bänifdjer unb fädjfifdjer Unterftüfcung. 2lud) Midjarb SBagner 
betont in feiner trefftidjen „SBenbenjeit" (a. o., ©. 113): „9hd)t afä Qfreunb unb 
öon ben SBenben felbft gu iljrem ^errfdjer erforen, betrat ©ottfcfyalf ben Söoben 
feines angeftammten £anbe3, öietmeljr brang er wie ein frember gröberer mit 
£eere3mad)t ins ©laöenlanb ein, gewattigen ©Freden öerbreitenb. S)iefe $eere8- 
macf}t fann iljm nur |)ergog SBernljarb gegeben Ijaben, unb e3 ift nid)t unwahr« 
fdjeintict}, bafc ber $erjog iljn gerabeju gerufen Ijat". ©ettbem Äaifer $onrab II. 
bie SRarf Schleswig an Änut ben ©rofeen abgetreten Ijatte, feitbem fein ©oljn 
^einridj ÄnutS Softer ©unilb unb ber ©adjfenljergog bie ©djwefter öon Sönig 
SttagnuS, bie SButfljilbe geheiratet unb feinen ©cJjwager fo wader in ber 2)rei* 
öölferfdjlacfyt am 28. September 1043 unterftüfct ^atte, beftanb über ein Saljrljunbert 
ein trefftic^eS ©nüerneljmen mit 2)änemarf, btö m$t nur auf heiraten unb gutem 
©nöerneljmen jwijc^en ben I>errfdjenben Qfamilien beruhte, fonbern meljr nod> auf 
einer Sntereffengemeinfdjaft gegenüber bem bamafö ju SBaffer unb ju Sanbe 
bebenftid) erftarften SBenbentum ber battifetjen Staöen. ©o wenig wie bie ftaifer 
§einrid) III. unb IV., fo wenig öermodjten bie 35änen unb Norweger be3 immer 
füljner unb weiter um ftd) greif enben ©laöentuntö bauernb |>err ju werben: fo tag 
e3 um fo näljer, ben gefährlichen geinb* gemeinj^aftti^i öon Sorben, SBeften unb 
©üben anjugreifen, als gleichzeitig ba3 Sßotentum in bebenflidjer SBeife erftarfte. 
Stauer war bie Sßotitif ber ©atier unb ber SBißunger im SBunbe mit 2)änemar! 
gegen bie SBenben unb Sßolen gerietet. 99ei biefer 2flad}tftetlung fdjtoffeu biejenigen 
unter ben SBenbenfürften, bie nad) ber gtänjenberen Kultur be3 SBeftenS lüftem 
waren, iljren ©tolj in gamitienbejie^ungen ju ben mächtigen weftlidjen dürften» 
Käufern festen, bie enblidj mit §itfe ber überlegenen wefttidjen Äuttur itjre Stellung 
baljeim öon berjenigen btofjer Häuptlinge ju einer äljnlidjen, wie bie norbifdjen 
unb beutf^en dürften fie fo glänjenb repräsentierten, ju ergeben halteten, ftc^ 
an bie ©ermanen an. 2)ie erfte S3orauSfefeung für bie aRöglic^feit folgen S5tu 
f^luffeS war bamatS bie Stnnaljme beS S^riftentumS. ®S waren namentlich bie 



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219 

mefttidjen ©laöenffirften, bie folgen Slnfötufc fugten, infonberljeit öon jeljer bie 
gamilie ©ottfdjatfS, öon ber beim audf) burdf) öier ©enerationen Ijintereinanber 
baS gamilien^aupt in ber eigenen £>eunat erfdjlagen wirb, unb baS ju SBranbenburg 
Ijerrftfjenbe gürfien^au^. Sflan lann bo^et unter ©ottfdfjalt unb feinem ©ofyte, 
Sönig $einrid), öon einer breifadfjen Soatition fpredjen, bie fid) im elften unb 
gwölften Saljrljunbert an ber Dftfee gettenb machte: ber dfjrifttidje, teitS unter 
fädfjfifdf)em, teils unter englifcfyem, teils unter bänifdjem (Sinflufc auferwadjfene 
flaöifdje Ufurpator fteljt im JBunbe mit ^äntn unb Saufen. Stile brei gaftoren 
profitieren öon biefer Sntereffengemeinfdjaft: nidf)t minber ein öierter, bie Hamburger 
&ird)e, bie in ber glänjenben, ehrgeizigen, untemeljmungSfroljen, meitbtidenben 
5ßerfönlid)feit SlbatbertS gerabe bamalS ben geeignetften ©djmieb befafj, auS fo 
bisparaten (Slementen eine fefte Äette jufammenjufügen. 3>n ber 3)reiöölferfdf)tadjt 
bei Sürfdfjau, in bem ftebenwödjentlidjen (Sircipanenfriege, in ber 8lbenbfdf)lad)t bei 
©djmielau unb in ber blutigen 5Ranenfd)tadf)t bei Sllttübed bewährt fidf) biefer 
SBunb jwifdfjen ben genannten SIRäcfyten, alle öier Unternehmungen richten fidf) gegen 
ben gleiten 3wnb: baS altnationale, tjeibnifdje unb reaftionäre SBenbentum. 

33on SWorbweften aus erobern ©ottfdfjalf unb fpäter |jeinridj iljr ©laöenreid): 
ba lag eS nalje, an bem alten öftlidjen ©renjftuffe SBagrienS eine gefte ju 
erbauen, — im Dften; benn im ©üben, SBeften unb Sorben wohnten bie d^riftli^en 
33unbeSgenoffen, ba brauste man leine neue urbs. 3Äod}te nun bie gfefte bie 
SultuSftätte ober bie ÄultuSftätte bie fjeftc jur golge Ijaben: beibe ©rünbungen 
pafcten in gleicher Sßeife in baS ©Aftern, ju ben Slbfidjten ©ottfd^alfs. SBirb man 
ba^er bie ©rünbung ber gefte Slltlübed fdfjwerlidj öiel tyäter anfefeen bürfen als 
an ben Regierungsantritt ©ottfdjalfS, fo bodf> audj fdjwerlid) öiel früher, greilidf): 
birefte Quellennad) weife liegen nirgenbS öor; nur ein SnbijiennacfyweiS fann Ijier 
weiterführen, aber für biefen SKadjweiS bietet lein ©eringerer als Slbam fetbft 
bie befte |janbl)abe. 

SBelanntlidj ftnb SlbamS gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum 
bie ^auptquelle für bie ©eogra^ie ber Dftfeetänber im SKittelatter. Snfonbertjeit 
lennt Slbam bie flaöifdjen Stämme öon ber ©df)lei (Slia) bis jur Sßeene (Panem): 
ibi lime8 est nostrae diocesis (IV, 13). Xrofcbem ermähnt Slbam Slttlübed 
mit SluSnaljme ber einjigen ©teile, wo er SBetfpiele für bie öon ©ottfdjalf 
errichteten ÄultuSftätten aufgäbt, nirgenbS in feinem umf angreifen SBerle. 682 ) 
(£r nennt Meiere als bie ©tabt ber Reparier; 3)imine, bie ©tabt ber Sircipanen; 



682 ) SKtt StuSnaljme ber ©trotten, bie aber naturgemäß fpäter entftanben finb, 
obgleich fie öon Slbam fetbft ljerrütjren, ögl. oben, ©. 161 — 163. 



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220 

9Ragnopoti3, bie ©tabt bet SRereger ober Slbotriten im engeren ©inne; MajiSburg, 
bie ©tabt ber Sßolabinger; bodj btc civitas jetner 9ladf)barn, ber SBagrier, beren 
©ebtet er am heften lennen mufc, ift bei iljm nidji Leubice, fonbern Aldinburg. 
SlucJ} bie flaöifdjen ©eeftäbte jä^It er auf: neben Sliaswig, Aldinburg 
maritima, 588 ) Jumne woI)t audf) Dymine, 584 ) aber er lennt unter ben ©eeftäbten 
ebensowenig ein Leubice, wie unter btn civitates ber einzelnen Stamme. Stucf} 
bie (Sntfernungen finb iljm befannt. (Sr unterfdjeibet einen fianb« unb einen ©eeweg 
nadj Sumne. 35er Sanbmeg nimmt öon |jammaburc «vel ab Albia flumine», 
alfo mol)l öon ber ©rttjeneburg atö, fieben läge in 2tnfprudf) (II, 19). 586 ) 35afe 
Sübecf nidfji einmal im ,3 U 9 C ba ©trafen, bie öon Hamburg ober öon ber @lbe, 
alfo öon Srtfjeneburg aus, nadj Sumne 586 ) führten, genannt wirb, !ann faum 



683 ) SSgl. oben, ©. 175, Slnm. 438. 

684 ) SSgl. II, 19: «ab illa civitate (seil. 3umne) brevio remigio traiieitur, 
hinc ad Dyminem urbem, quae sita est in hostio Peanis fluvii», foWie: »nam 
per mare navium ingrederis ab Sliaswig vel Aldinburc, ut pervenias ad 
Jumne». 

68ß ) 2)a$ girierte Vel fd^eint einen boppelten SBeg öon Hamburg nadfj 3umne 
anjubeuten, öon benen ber eine nur im 3 u Ö e ber fpäteren ©trage ©amburg — ßübeef 
angenommen werben fann, ber anbere etwa oon Sarbowif über ©rt^eneburg verlaufen 
fein wirb. 

5 8 6) gjobert Seift, wenbifdje Altertümer, a. o., ©. 175 bejeidjnet Sumne unb 
SomSburg als bie ffanbinaüifdjen tarnen für baS wenbifdfje 3ulin, baö er mit bem 
fpäteren SBottin ibentifijiert. SluS ber latinifierten 3form £elmolb3 für Sumne, au3 
Sumneta, fei burdj einen Sefefe^ler SSineta entftanben. 3ultn fei „bie ©tätte beä 
wenbifd)*arabifdE)en #anbel§" in Sommern gewefen. 33elft fä^rt fort, ©. 176: 
„Sieben ber wenbifdjen ©tabt Sulin lag bie bämfdje greibeuterfefte, bie SomSburg, 
beren romantifdje @efd)id)te gegen 950 beginnt, bie aber tfjr ©nbe, Wie idfj glaube, 
fdjoit not 1036 gefunben ljaben mufj, benn nadj biefem Satjre, bem XobeSjatjre 
ffanut be£ ©rofcen, werben l)ter nur nodj ©latoen al§ ©eeräuber genannt". SBenn 
Steift behauptet, bie SomSburg fjabe fdjon üor 1036 i^r Snbe gefunben, irrt er fidj, 
wie id£) oben, ©. 196/197 bewiefen fyabe burdE) bie Qitatt au£ ben norbif djen Duetten 
über ben Quq be3 Könige 9Hagnu3 nadfj 3om£burg im grüfjfommer 1043, 9ludj 
baä öon Seift aU ba3 Saljr 950 bezeichnete 8lnfang£jaf)r ber SefdEjidjte 3om3burg3 
Wirb oon anberen ©djriftftettern anberS anberaumt, ögl. SBeftberg (weiter unten, ©. 5): 
„3)a3 fid) auf bie übrigens burdjauä fontrooerfe ©rünbungöjcit ber 3om£burg 
neben Sulin (SBolIiu) ftüftenbe Slrgument gegen baS 3faljr 965 ift öollfommen 
hinfällig (ügl. £aag, p. 78 u. 79)". SBeftberg lieft ben öon 3>bräljim (fie^e weiter 
unten) in feinem SReifeberidEjt erwähnten ©laoenftamm als Wlnäne, Wolynane 
(a. o., ©. 32). ,,2)af} unter" i&nen „bie ^Sommern ober ein Seil berfelben ju der« 
fielen ftnb, barüber IjerrfdEjt fein 3^^ifel. 9?ur fragt e£ fid^, totö baS für eine 
©tabt ift unb bei weldjem Stamme ber Sßommern fie $u fud^en wäre. Sunif ba^te 



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221 

einen onberen ©djfufe jutaffen, als bafi e3 bor ©ottfdjalfö SRegierung nodj gar ni^t 
ober nur oö Orifdjerborf, {ebenfalls ntc^t ate befeftigter Sßlafc, afö eine civitas 
ejiftierte. 9lbam, ber in 2)änemarf: SRoSfilbe, Dbenfee, StarljuuS, 9latborg, SRtyen, 
©djleSwig lennt; in §olftein: 3Mborf, ©cfyönefelb, Hamburg, JBramftebt, ^eiligen- 
ftebten; ber in ber Umgegenb Sübecfe fo genon fflefcJjeib weife, bafc er an ber 
©renje gwifcJjen Saufen unb ©laben fünf Heine Drtföaften: fiiubwineftein, 
S33t§pircon, 93ulilunfin, SlgrimeSljob unb 3* oen tifetb # , unb nicfyt weniger als jeljn 
©ewäffer ju nennen weife: (Slbe, 9Ke3cenreija, 2)efounba, $orc§enbici, SBitenifpring, 
SBirjnig, |jorbinftenon, 2lgrimeSwibil, Solfe, 3toentina, f ott, ie & rc * SSälber: silva 
Delvunder, silva Travena unb ben fcfyon erwähnten saltus Isarnho; 687 ) 
SÜmm würbe bei feiner geogra^ifdjen 93ef<f>reibung ober fonft int SSerlauf feiner 
bier 93fid)er SeubiceS jweifelloS gebaut Ijaben, wenn ber Ort bor ©ottfdjalf föon 
beftanben ober unter ©ottfrf)aIf bie SBebeutung einer flabifdfjen civitas ober 
©rab 688 ) gehabt Ijätte. Slud) nacfjbem ©ottfdjalf ju Leubice jenes coenobium 
sanetorum virorum canonice viventium gegrünbet Ijatte, baS £aud oljne weiteres 
als ülofter, als herein oon SKöndjen unb Tonnen beutet, 689 ) b. ©djubert als 
Softer ober ©tift; 390 ) bjw. bie oben als waljrfdjeinlidf) angenommene ©renjburg 
gegen bie Sßolaben, ft^eint ber Drt im übrigen feine SBebeutung gehabt ju Ijaben, 
weber als §afen nod) als ^anbelSplafe; Weber als 3 e ^trum einer 3^ a wie 
(= civitas) nod) als ©ifc beS |jerrfd)erS, weldj lefcterer bielmeljr in ber SKedelnburg 
refibiert ju $aben fdjeint. 3)afe nid)t Slltlübed, fonbern bie ÜRedelnburg ber ©ife 
©ottfdjalfS war, mödjte id) fd)on aus bem ganjen lenor bei 9lbam fdjliefeen, ba, 
wo er III, 19 SBeiftnele für bie bon ©ottföalf errichteten ÄultuSftätten aufjagt. 
SSäljrenb Slbam Seubice, Sllbinburg, Sontium unb SRajjiSpurg nur nebenbei als 
singulas urbes ober civitates singulas nennt, in benen bie meljrfacf} erwähnten 



an Äotberg ober 2)anjig. 3Rit SRedjt aber f)at £aag biefe STCeinung auf ©runb ber 
geograpljifdjen Slngaben beftrttten unb auf eine metjr weftlidje ©egenb mit ber ©tabt 
SBottin tjingewiefen. 3d) lefc Wlnäne, Wolynane. @S ift baS S3olf ber Julinenses, 
Uulvini, Uultabi, Vinuli, Wilini unb wie fonft nod) bie gormen lauten mögen. 
3§r ©ebiet mad)t einen Seil bon Sommern aus, beffen ©renje gegen $olen bie 
fumpf» unb walbreidje SKefce gebttbet ^aben wirb. 3#re große ©tabt, üon ber 
3braljim fpric^t, ift jweifeDo« SBottin, 3ulin, 3umin, 3om^burg, SSineta ufw., bie 
berüJfmtefte ^anbelS- unb ^afenftabt ber SBeftflaoen. S)ie E^roniften finben nidjt 
SSBorte genug, i^ren 8lu^m ju preifen". 

687 ) abam II; 15 b, ©. 51 u. IV; 1, ©. 153. 

688 ) SgL oben, ©. 140—142 u. «nm. 360. 

689 ) «. o v III, ©. 657. 

690 ) «. o., @. 85. 



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222 

coenobia fiebant, ftctft er Magnopolis, bic civitas inclita Obodritorum, fcfyon 
burd} boS unterfdjeibenbe vero in einen entfdjiebenen ©egenfafc ju ben genannten 
unb nid)t genannten civitates singulae. ©tarier ate ber formale, ift ber inhalt- 
liche ©egenfafc. SBaljrenb Ältlübed, Dlbenburg, fienjen unb SRafeeburg fonrie bie 
singulae civitates nur je ein coenobium beftfcen, gibt e3 in Magnopoli tres 
congregationes Deo servientium. hiermit ftimmt überein, bafc SMfcJiof SoJjamteS, 
ber, toie erwähnt, 691 ) nadj bem Slnnalifta @ajo um 1057 bei ©ottfcljalt meilte, 
ber ftcf) auef) nad) SIbam bei ©ottfd&alf auffielt, gerabe in biefer Centrale ber 
S^rifttanijierungbeftrebungen ©ottfdjalfS feinen @ifc erhielt. 592 ) ©nblidj rnufe aud) 
©iritlja ober ©igrib, ©ottfcfyalfö ©emaljlm, bie natürliche Softer be3 bänifdjen 
ÄönigS ©öeinn ^ftribfon, 698 ) beffen ©efolgSmann ©ottfdjalf öon 1042—1043 
gewefen mar, 694 ) in ber SRedelnburg gewohnt Ijaben, wie fid) aus ben 9tad)rid)ten 
über bie ©Ijriftenöerfolgung nadj ber Srmorbung ©ottfdjalfö ergibt. 696 ) 3»ar 
behauptet Slug: 696 ) „9Ut«2übecf föeint ftd) in biefer ©infic^t gang befonberS feiner 
gürforge erfreut ju Ijaben (SJlug meint, in bejug auf bie (Srridjtung <$riftlidjer 
ÄultuSftätten), jumal ba eS waljrfd)einlicf) ift, bafi er baSfelbe oft ju feinem 
Aufenthalte mahlte", aber fomoljl in bejug auf bie ganj befonbere gürforge als 
aud) auf ben häufigen Aufenthalt tafet Ätug au3fd)liefelicJ} feine ^antafie matten. 



691 ) Sgl. oben, @. 214 u. ?lnm. 564—566. 

692 ) 2tbam III; 20, 50 unb Anfang au SBudj m, ®. 151. 

698 ) Saxo Grammaticus XI (MG. XXIX, ©. 67, 25: «Sed et filia 
Siritha, quae postmodum Guthscalco Sclavico coniunx accessit, — pellice 
pariter orta proditur», fottrie liber XIII (MG. XXIX; <S. 71, 33): «Henricus 
vero, Guthskalci ex Siritha filius, matemis a Nicoiao bonis indigne spoliatus, 
tarn acrem eorurü repetitorem agere cepit, ut, Danis infatigabiliter imminens, 
ipsum intra Slesvici fines ad tuendam salutem suam statione et exeubiis uti 
cogeret». 

69 *) SJgl. oben, 6. 209 u. 210. 

69ß ) Sbam III; 50, ©. 131: «Johannes episcopus senex cum ceteris 

christianis in Magnopoli civitate captns servabatur ad triumphum. 

Filia regis Danorum apud Michilenburg, civitatem Obodritorum, inventa 
cum mnlieribns (fie fd^cint alfo beim StuSbrudj ber Verfolgung mit tyren 
grauen au« ber civitas Michilenburg ober Magnopolis geflüchtet ju fein, wie ttnr 
fpöter ba§ ©teidje bei äljnlidjen SJeranlaffungen öon ben djriftlidjen ?ßrieftern in 
Ältlübecf in be$ug auf Slltlübecf erfahren. Aber fie fann auf iljrer gfludjt ntdjt 
Mit gefommen fein, ba fie nodj apud Michilenburg ergriffen ttmrbe), diu caesa 
nuda dimissa est. Hanc enim, ut praediximus, Gotescalcus prineeps habuit 
uxorem, a qua et filium suseepit Heinricum». 

696 ) „Att-Sübecf", a. o., ©. 222. 



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223 

3u ber Sfanaljme, ba$ Seubice erft unter ©ottfd&alf errietet toorben bgto. 
ju einer, wenn audj nidf)t großen SBebeutung gelangt ift, ftimmt ferner baS auf* 
faHenbe ®tillfdjtt>eigen ber übrigen älteren geograpljifdjen Quellen für bie ©ftfee« 
gebiete bejügticfy SübetfS. Slufeer Slbam, §elmolb, Äablubef unb JBogu^toot 
fommen als fünfte, unb jtoar als ältefte geograpljifdje Duette in JBetradljt bte Ijodj- 
intereffanten ©aten beS fog. Geographus Bavarus, eines batjeriföen ©eiftlidjen, 
ber jwifdjen 866 unb 890 nadj ben tnünblidjen SBeridjten fotooljt flaoifd&er |janbel$- 
leute als audj beutfdjer 2Riffionare eine Slrt ftatoifdjer Sölfertafel toerfafete. 697 ) 
2)iefe Quelle auS ber fpäteren ßarotingergeit berietet gwar, bafe bie ben 3>änen 
benadjbarten SWortabtreji 698 ) 53 civitates befäfien: öon Sübed ift aber nidjt bie 
9tebe. gaft ebenfo att finb bie in ber angelfädififdjen DroftuSüberfefeung Sttfreb« 
beS ©ro&en, „beS erften ©eograjrijen germanifdjer Slbftammung unb ,8unge", 
enthaltenen Scripte ber angelfädftfijdjen Seefahrer SButfftan unb Dimere ober 
Cttar, bie beibe toaljrfd&einlicl} „furj öor 880 ju Sllfreb" lamen. 699 ) Sn biefen 
Quellen wirb au&er ©ciringeSljeal, 600 ) £ätum (= §tbab\), feabeht) bei ©djleStoig), 
Jrufo 601 ) genannt unb gejagt, ba& bie gjafjrt öon ©ciringeSljeal nad> ©dfleStoig 
fünf, bie öon ©djleSroig nadj £rufo, an ber Süfte öon 83eonoblanb (Sßenbenlanb) 
entlang, fieben Sage bauerte. Slu&er ben 95eri^ten SßulfftanS unb DljtljereS ftnbct 
fiefj in biefer OrofinSüberfefeung eine geograp1)ifcfyetljnograpIjtfd)e Überfielt über 
3)eutfcf)tanb öon Sllfreb felber, ber, nrie ber Geographus Bavarus, ber Slbotriten 



59T ) #9- *»>n SaSpar 8*u6, Die 3)eutfdjen unb bie SRadjbarftämme, Stünden 
1837, @. 599 ff. — 9?odj beffer finbe tdEj bie Verausgabe unb namentlich ben 
Kommentar bei ©djafarif, a. o., II, ©. 673 ff. 

6 8) ©d^afarif nennt fie SBobri^er-Jlbotriten. 

6 ") #einr. ©eibel, «Ifreb ber ©ro&e als ©eograpl), STCünd&en 1904 = 
ÜRündjener geograpljtfdje ©tubten, Ijg. b. ©iegmunb ©untrer, ©tücf 15, ©. 73. 
SllerbingS irrt fid) ©eibel, toenn er Sllfreb als ben erften germanifd^en ©eograpfjen 
beaeidjnet. ®er Geographus Bavarus, nodj baju ein beutfdjer, nidfjt bloß ein 
germanifd^er ©eograpf), ift nodlj alter. 

600 ) Kongeljetle in ÜRortoegen ober ein Ort gegenüber in Seftfolb, an ber 
meftlidjen ©eite beS ßriftianiafjorbS, ögl. auger ©eibel: Stahmann, gforfdEjungen auf 
bem ©ebiete ber ©ef^te, 83b. I, ©. 442, 1822. 

601 ) 9ln ber äRünbung ber Slbing ins grifäe $aff. Sgl. außer ©eibel: 
Sari Soljmeger, ©efd&tdfjte öon Oft« unb SBeftyreufcen, 2. «ufl., ©b. I, ©. 15—16, 
©otlja 1881: „33ietleid)t finb btejenigen md)t attjumeit öon ber SBaljrljeit entfernt, 
bie eS (seil. Xrufo) in bem heutigen S)orfe Sßreufnfdfjmarcf (^8reu§ifd^marft), baS 
wenig öftlid^ öon ©Ibing liegt, unb neben roeldjent in ber DrbenSjeit ein Deutf^en* 
brttftn (je|t SReuborf) erfd^eint, toiebererfennen wollen, änbere toollen eS gern nad^ 
«Ibing felbft oerlegen". 



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224 

gebeult, bie et Apdrede nennt, ein SBort, baS an bte Nortabtrezi be$ gleidj* 
jeitigen Geographus Bavarus erinnert: ober bon fieubice ift meber bei SBulfftan, 
nod) bei Dimere, nodj bei Sllfreb bie SRebe. — (Snblid) lommt öon ben bor Stbam 
liegenben geograpbifdjen Quellen nod) ber arabifdje SReifeberidjt beS Stoben Sbräljim 
ibn Sa'qüb in SBetradji, ber raatjrfdjeinlicl} 965 ober 973 getrieben roorben 
ift. 602 ) abrogant, SafobS ©oljn, fennt bie Sänber 2)änemarf (Murmän = 
9iormannenlanb), Saufen (Sksn), baS Sanb ber ©laben (Sakälib?) unb anbere 
meljr; bie Qflüffe 95obe (Nwda = Büda), Saale (Slläwa o. Salläwa) unb 
SRulbe (Mldäwa = Muldäwa); ben SBoIjlenmeg ober Änltppelbamm burdj bcß 
©tepnifcer 5D?oor öon 23oflbrücf bte Sßerleberg; bie ©täbte Ärafau (Karäküa), 
*ßrag (Bräga), Sftertfyau ober SBurjen (Nwrnchjn), Äatbe (Fljwj = Kaliwi 
ober Kljwä), Nienburg a. b. ©aale (Irb'azäbt = Nwb'räd = Nübogaräd), 
SRagbeburg (Mäznbrg), ©djroerin (Azzän), 608 ) Sulin (Awbäba = Wlnäue 

602 ) ©eorg Sacob, ein arabtfdjer SBeridjterftatter über gulba, ©djteSttng ufto. 
aus bem 10. 3at)rf)unbert, 3. 2lufl., Serlin 1896, ©. 8, fotüie 3acob, ©tybien 
in arabifdjen ©eograpljen, §eft II, ©. 136, SBerlin 1892. ©egen 3acob unb 
aud) gegen SBigger richtet fid) ber SRigaer Oberlehrer griebridj SBeftberg in einer 
grünblidjen Untersuchung: „Sbräfjim'S * %bn » 3a'füb'S SReifeberid^t über bie ©laben* 
lanbe aus bem 3at)re 965", meiere ber f)iftorifd)'pf)itologifd)en Klaffe ber 2lfabemie 
ber SBiffenfdjaften ju ©t. Petersburg am 30. Oftober 1896 borgelegt roorben, unb in 
beutfd^er Sprache in ben Memoires De L'Academie Imperiale Des Sciences De 
St. Petersburg, VIII. Serie, Volume III, SWr. 4, ©t. Petersburg 1898, erfd&ienen 
ift. SBeftberg gibt eine anfdfjeinenb boßftänbtge Überfielt bon ber über biefen fjod)« 
intereffanten 3teifeberid)t erfd)ienenen Siteratur, einen bemerfenStoerten Kommentar, 
eine beutfdje ttberfefcung beS SReifeberidjteS unb eine Steige burdj äbratjam SafobfenS 
©djrift ijerborgerufener tritifc^cr Stbljanblungen. SBeftberg fefet (©. 4) ftatt 973 
baS 3al)r 965 an. ©r fagt be$. ber bon SBigger auf 973 anberaumten Steuerung: 
„Die Unterf Übungen biefeS um bie mecflenburgifdje ©efdjidjte fo berbienftboflen 
SorfdjerS finb leiber größtenteils berfeljlt. ©r irrt foroofjl in betreff ber 3bentipjierung 
bon ©rän ('Azzän) mit SRecflenburg, als aud) be« {Reifeja^reS 973 anftatt 965, 
inbem er im teueren ftaHe ein allju großes @ennd)t auf ben jubem nod) bon 
be ©oeje unb Saron SRofen fälfdjlidj als äRerfeburg gebeuteten Ort legt, toobei bie 
inneren äRerfmale ber ClucHc, toeldje bie 2lnnaljme beS SaljreS 965 erfjeifdjen, bei 
iljm gu turj fommen". SWein nidjt bloß SBigger unb 3<Kob batieren ben öeridjt 
bom 3a^re 973: „Seiber nrirb überall baS jtoeifelloS (?) fatfdje 3a^r 973 als 
feftfte^enb angenommen, fottue bie laum faltbare ©Qpot^efe in betreff XartüfdjfS, 
toeldjer mit gbrä^im angeblich aus ein unb berfelben Duelle geköpft ^aben folT. 

608 ) SBigger, „Seric^t beS 3bral)im ibn 3afüb über bie ©laben aus bem 
Sa^re 973" i. b. 3al)rbüd). b.SereinS f. mecfl. ©efc^. u. «ItertumSf., S3b. 45, ©. 14 ff., 
1880> nennt ftatt Nienburg — Naumburg, ftatt äRagbeburg — äRerfeburg, ftatt 
Sulin — 3)anjig, ftatt ©c^toerin — äRecfelnburg bei SBiSmar, ftatt beS ßnüwetbammS 



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225 

ober Wolynane, SBolIin). 60 *) @r gibt eine für bie flaöifcJjc 2lrrf)äologie jwar 
furje, aber unwägbare SBefdjreibung ber flaöifdjen Stingwallanlagen unb SBewaff» 
nung — aber öon fieubice weifi er nid)tö. Slucf) SBibufinb, Dietmar öon 
UKerfeburg, bie |)ilbe3l)eimer Slnnaten unb bie übrigen fädjfifcfyen Oefd^t^t^queHen 
öor Stbam fennen nicfjt fieubtee, fo wenig wie ein fpäterer arabifcfyer ©eograpl), 
Quajwini, ber im brennten So^unbert eine arabifdje ÄoSmograpljte fcJjricb. 606 ) 
QuajWini erjagt in feinem «Athär al-biläd» jwar öon ©djleSwig, aber öon 
Sübecl wiffen bie arabifdjen Duellen fo wenig etwas wie bie angelfäd)fifcl)en, bie 
itorbifrfjen, bie beutfe^en öor Sfbam Iiegenben ©Triften, fo wenig wie fdjliefclidj 
mief) bie polmfcfyen Quellen, bie nur ba$ iljnen unter bem Flamen 93ufu be!annte 
Uteulübecf fennen. $>a aber bie genannten beutfdjen, angelfäcfjftfdjen, norbifdjen, 
polnifdjen unb arabifdjen Quellen fonft öielfadj SJiadjricfyten über bie ©täbte im 
SBenbenlanb bringen, jumeiten fogar 93eweife einer überrafdjenb genauen unb 
^utreffenben ÄenntniS be$ norbweftflaöifdjen (SebieteS geben, fo legt auef) biefc 
ttbereinftimmung negatiöer Slrt ben @cf)luj$ nafje, eutweber bafc e3 öor ©ottfcfyalf 
ein fieubice nod) nid)t gegeben Ijat ober wenigftenS !eine wagrifcfje civitas Seubice, 
fonbern nur ein gifcfjerborf öon ber angebeuteten SBebeutung. 606 ) 



eine ©Ibbrücfe. S)ie oben genannten SWamenbeutungen finb SBeftberg entnommen, ber 
im allgemeinen $u benfelben ©rgebmffen gelangt ift Wie SBüf). Spulte, unb ber 
fpejiefl be^üglic^ ber Sefung Azzan fjeröorfyebt: ,,©3 ift erftauntidj, welche SSerwirruug 
obige ©teile felbft unter Strabiften öerurfadjt Ijat. — — ®ie ©laütften würben in 
biefem Sötte burd) bie Slrabiften felbft irre geführt" (a. o v ©. 17). 

604 ) SbräljimS SKitteilungen über 3ulin finb befonberä bemerfenämert. Sulin 
ift eine Seeftabt, „ welche 12 2ore unb einen &afen fjat. Unb fie ljaben bort aufr 
gezeichnete $afenorbnungen. Unb — tljre äRadjt ift groß. Unb fie ljaben feinen 
Äönig unb geljorfamen nidjt einer einzelnen Sßerfon, fonbern itjre 9Wad)tI)aber finb 
ttjre tlteften". (SBeftberg, a. o., ©. 56.) SRad) SBeftberg fytt juerft ber öerftorbene 
©eorg £aag in ben baltifdjen ©tubten, 3g. 31, ©. 71—80, Stettin 1881, barauf 
tyngewtefen, „baß bie namhafte ©tobt beim SSolf Ubäba nidjt ^an^ig, fonbern ^ulin 
(SBottin) ift, Wobei er auf bie große Sln^a^l ber bort unb in ber 9läi}e gefunbenen 
arabtfdjen SKün^en, ber fog. S)irf}em3, öon benen feine au* tyäterer 3^it ate 1012 
ftammt, aufmerffam madjt". (9t. o., ©. 4.) 

60ß ) 3acob, ein arabifdjer 93erid)terftatter ufw., ©. 5, 56 unb 34. 

606 ) Sgl. oben, 3. 140 u. Slnm. 360. 

3iftt. b. 8. f. S. 0. X, 1. 15 



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226 

ßctpitcl 4. 

$te Verteilung ber toenbifdjen unb bet alten gennanifdjen Siebinngen 
in ber Umgegenb »UlfibetfS. 

A. 35ie 93efd)ränfung menbifdier gunbe auf Altlübecf 
bgtü. bie Jraöenieberung. 
35eS 3ufammenljangS falber möge aus bem erft fyäter ju öeröffentlic^enben 
jtoeiten £eil biefer Unterfudjung baS SrgebniS öortoeg genommen werben, bajj 
baS SRcfuttat ber Ijier öeröffenttidjten l)iftorifcf)en ^Darlegungen burdf) bie ardf)äolo* 
giften gunbe beftätigt ober roenigftenS nidjt erfdfjüttert wirb. 2)ie in ben Sauren 
1852—1857, nad) 1861, 1882, 1906 unb 1908 ju Süttübetf öorgenommenen 
Ausgrabungen 607 ) Ijaben aÜerbingS eine Heine Anjaljl öon ©egenftänben atö 
©tein unb Anoden ergeben beSfelben ober äljnlidfjen ©IjarafterS, nrie man fie fonft 
an präf)ifiorifd)en gunbftätten ju erbeuten pflegt unb wie fie tatfäd)lid() für bie 
Sßräljiftorie in Anfprudj genommen roorben finb, }o nadf) $acl)S Sefjauptung öon 
3ol). Arnbt, öon £f)eobor $ad) felbft 608 ) unb namentlich öon bem Soßinfpeftor 
Sacob ®ro& 600 ). Allein 3*eunb brütft fidj über biefe glintfteingeräte fe^r 
öorfidfjtig auS: „@8 Ijat fid} alfo offenbar ber ©ebraud) biefer einfadjen SBerljeuge 
aus ber Steinjeit bis in bie fpätefte Qtit ermatten. 2)ann aber mufcte auc^ bie 
gfertigfeit, toeldje jur ^erftetfung berfelben gehört, befannt geblieben fein." 610 ) 
Sljnlidj, jugleid) auSbrücflid) gegen bu Anficht, bafc biefe glintfteinfunbe für eine 
präljiftorifdfje SSergangen^eit AltlübecfS jeugen, fpridjt fidf) $lug auS, beffen Unter» 
fut^ungen immer nod) baS 93efie finb, roaS über Altlübecf gefdjrieben roorben ift. 
Älug fagt: 611 ) „Aufeer biefen Steingeräten mürbe and) ein 2)old) öon ^euerftein 
unb mehrere mefferartige geuerfteinfpäne, wie fie in ben fogenannten Hünengräbern 
öorfommen, gefunben; ein 93eit>eiS, baß audj nod) in fpäterer Qtit, namentlich bie 



607 ) Die torreftur beS ®rucfeS biefer ©teile erfolgt am 15. September, 
genau öier SBodfjen nadE) 33eginn ber Ausgrabungen öon 1908. 

608 ) „ttberblicf über gorfd^ungen jur öorgefd)id)ttid)en AltertumSfunbe in 
fiübeef" in ber 3eftfd)rtft jur 28. 93erfammlung ber beutfdfjen antfjropologifdjen 
©efellfdjaft, Sübecf 1897, ©. 36. §ad) fd&reibt: „gerner tyat Ärnbt nadjgetoriefen 
($a<fy fdjtiegt fid) alfo bem angeblichen !ftad)h)etS ArnbtS unbebtngt an), baß and) 
auf bem redfjten Iraoenufer, Alt-Sübecf gegenüber, gleichaltrige ttorgefdjidjtlidje 
Anfieblungen öorljanben getoefen finb". 

609 ) $a<$, a. o., ©. 38. 

610 ) „$ie präljiftoriföe Abteilung beS SKufeumS ju fiübeef", in ber Seftfc^rift 
jur 28. SSerfammlung ber bcutfdjen anttjropologifdfjen ©efeüfdjaft, S. 23. 

611 ) A. o., ©. 247. 



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227 

lederen, tnettek^t als ©dfjabemeffer, menn audf) nidjt mc^r angefertigt, bodf) im 
©ebraucfje maren. 9Son einer früheren SBegräbniSftätte ju Slltlübect tonnten biefe 
Sfeuerfteingeräte nidjt füglicf) Ijerrüfyren, ba ©räber biefer Slrt befanntlid) nidf)t auf 
SBiefengrünben errietet mürben". 

StUerbingS Ijebt #acf) Ijeröor: 612 ) „SIrnbt tjatte bie gfreube, als midjtigeS 
fixeres Ergebnis feftftellen ju fönnen, bafc bie 1852 aufgefunbenen 9tefte beS 
firc^Itc^en ©ebäubeS bort auf bem JBoben einer früheren Slnfieblung erbaut finb" 
unb in ber $at berietet Ärnbt: 618 ) „Unter bem gunbament ergaben fid) nod) 
ftnodjen unb Jopffdjerben; aud) im Innern ber Sirdje finbeu fidf) biefetben reicfytidj 
in geringer Jiefe. 3)ie Sirene ift alfo auf bem Stoben einer früheren Slnfieblung 
erbaut". SlHein SIrnbt felbft jieljt in feinem SBeridjte mrgenbS bie Folgerung, 
bafc bie @c^id)tcn nid)t öon SBenben Ijerrüfjren ober gar präI)iftorifd)en Reiten 
angehören. SIrnbt fagt öielmeljr auSbrücflid) btö ©egenteil. 9tad}bem er eine 
ganj furje Überfielt über bie ©efdjidjte SllttübecfS öon 1043—1138 gegeben l)at, 
fäfjrt er fort: ,,2)anacf) ift anjuneljmen, bafj 9tefte au£ ben Reiten öor 1138 fidj 
in öerfdf)iebenen ©cf)id)ten übereinanber finben unb bie SluSgrabungen fyaben bieS 
betätigt; bie gunbe finb ttic^t tum folget $erfdjiebenl)eit, ba$ man weit auSein- 
anber liegenbe Sßerioben ber 93emof)nung ansuneljmen genötigt märe", ©enau ju 
bem gleichen ©djlufi nötigen bie gunbergebniffe ber SluSgrabungen öon 1906 unb 
1908, bie gleichfalls ganje Raufen öon Änodjen, Sßenbenfcfjerben unb £otjfot)len 
ergeben Ijaben. 3)ie öon Slrnbt nadf>gemiefene Äulturfdjidjt unter ber ßircfje beftanb 
auS Snodjen unb ©gerben, Äofjlen unb Se^mftücf^en, ©egenftänben, bie 1906 
unb 1908 in faft unüberfeljbarer üftenge innerhalb unb aufeerljalb beS SRingmalleS 
öorgefunben morben finb. S)a etmaS anbereS, irgenbein mertöoHerer ©egenftanb, 
unter ber Sirene nid)t gefunben morben ift, fo merben biefe 3funbobjcfte öon bem 
menbifdfjen gifcfyerborfe Ijerrüljren, beffen ©jiftenj — öor ber ©rünbung ber gefte 
unb ber cl)riftlidjen SMtuSftätte burd) ©ottfdjalf balb nad) 1044 — als eine 
©öentualität IjingefteHt morben ift. 614 ) ©ie fönnen aber audf) biefer burd) ©ott- 
fdjalf felbft ins fieben gerufenen 9?eugrünbung angehören, meun man annimmt, 
bafj baS coenobium ©ottfdjalfS fid) an einer anberen ©teile befunben Ijabe als 
bie fjeute nodf) erhaltene $ird)e: mit anberen SBorten, bafy biefe Sirdje erft fpäter 
erbaut morben ift, alfo nid)t ju bem coenobium ©ottfdfjaßS gehört Ijat. 3)aS 
ftnb bie beiben ©öentualitöten, bie id) nad) bem Ijiftorifdjen unb bem arcfjäologifcfjen 

612 ) 31. o., ©. 36. 

6ia ) „SluSgrabungen in Slltlübecf im 3af)re 1882", 3tfd)r. b. ». f. 2. ©., 
»b. IV, @. 150, fiübeef 1884. 
614 ) SJgl. oben, 8. 225. 

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228 

Sefunbe al3 bie beiben allem mögfidjen IjinfteÖen möchte: bon irrten erfdjeint mir 
bie erftc ofö bie maljrfdjeintidjere. 2)enn id) öermute: fd^oit au3 fird&lidjer ^ßictai, 
aber aud) aus gwedmäfcigfeitSgrünben mürbe man bann, wenn bte Sfcirdje ju bem 
coenobium nidjt gehört Ijätte, btefelbe fdjwerlidj an anbeter ©teile errichtet 
fabelt alz ba, wo itjre SSorgängerin bjw. ba8 coenobium ©ottfd^atfS borljer 
geftanben Ijatte. Stber infolge ber atten fdjlidjten 3form bet Äirdfje; ber uralten, 
zttotö plumpen Qform ber SlpftS unb infolge ber oben bargelegten Ijiftorifdjen 
SSerljältntffe fe^c id) in ber erhaltenen Äir^e bie ältefte ©otteSftätte SübedS unb 
be3 ganzen ©laöenlanbeS: bie djrifttidje SultuSftätte, bie mit bem coenobium 
öerbunben gewefen fein wirb, ba$ ©ottfdjalf 1044 ober feljr balb nad) 1044 
errietet l)atte. Demnach gehört bie prtmitibe Äutturfdjidfjt unter ber Äirdfje einem 
wenbifdjen S^fdjerborfe an, ba3 fid) ju Stltlübed öor 1044 befunben Ijat, aber 
nidjt feljr öiel älter gewefen fein fann, ba bie ©gerben in bejug auf gfarbe, 
SDtufter, 3wW/ 2>ide, 93efdf)affenl)eit be3 93rud)3 unb SJranb fid} öon ben fpäteren 
©gerben nid)t fonberltd) unterfdjieben ju Ijaben fdjeinen. 3n ber %at Ijat man 
einen Süieter öon ber Äirdje entfernt, etwa einen Süieter unter ber heutigen Ober» 
fläche neben öom $aljnenfufe ljerrüf)renben Anoden gifdjfdjuppen gefunben im Serein 
mit einem Samm, mehreren SBürteln, ©ifenteilen, aüerbingS aud) einem ©porn 
au? SJronje, ber aber öielleid)t, banf feiner größeren ©djmere, erft fpäter fo tief 
gefunfen fein, üielmetjr urfprünglid) rool>l ber Qnt angehört Ijaben wirb, ate Ijier 
Äönig $einrid) refibierte unb Slltlübec! eine fteljenbe 33efafcung ober Seibmadje be§ 
$önig§ unter einem prineeps militie sue 616 ) befafc. — Slufterljalb be3 SereidjeS 
öon Slltlübed, ju bem, wie bargelegt, 616 ) aud) ba3 gegenüberliegenbe redjte £rabe» 
ufer unb bte ^albinfel Jenfettö be3 portus, wefttid) nad) bem heutigen ©dfjwartau 
ju, gehörte, finb nachweisbar wenbifdje gun&ftüde im Sübeder ®ebiete nirgenbs 
gemacht worben, öielleid^t mit einziger StuSnaljme beä Sßöppenborfcr SRingwatte. 6 1 7 ) 

B. 3nt* unb Drtäbeftimmung ber Stttlübeder gunbe. 
©inb nad) ben foeben aufgeführten Darlegungen präljiftorifdje, ba3 Ijeifit in 
unferer ©egenb germanifdje Änftebtungen ju Slltlübed Weber Ijiftorifd) waljrfdjeinlid) 
nod) ardjäologifd) nachweisbar, fo beuten nad) bem Urteil be3 ®ele!jrten, beffen 
©adjfenntnte in bejug auf abotritifdje Altertümer niemanb wirb leugnen wollen, 
bie ju Slltlübecf gemachten gunbe aud) nidjt auf bie ältefte SSenbenjeit in 
unferer ®egenb Ijin. SWamentlid) bie ©djerben gehören nad) iljm faft auSfdjtiefclid) 

616 ) £etmotb I; 36, @. 76. 

616 ) Sgl. oben, S. 156 unb Stnm. 392. 

617 ) Sgl. unten, ©. 237 unb 240, 9lnm. 647. 



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229 

her jüngeren menbifdjen Qtxt an. $)ie mertoollften gunbe bagegen, bie frönen 
©olb« unb ©djmudftfide, meifen nad) iljm n\d)t auf roenbifdje, fonbern auf norbifd&e 
Stltertfimer fyin, gerabeju auf SBirla, bie alte $auptftabt ©djmebenS. Slnfdjeinenb 
eine überrafdjenbe SBeftätigung ber gefunbenen Ijiftorifdjen (Srgebniffe! ©ottfdjalfs 
ehemaliger ©efolgSljerr, ©üeinn Slftribfon, ber ©egner SDiagnuS beS Outen unb 
fpätere Äönig öon 2)änemart (1047—1076), als Sater ber ©igrib aud) ©ottfdjalf« 
©djroiegeroater, ftammte ja au3 ©djmeben unb würbe nadj feinem fdjmebifdjen 
SSater ©öeinn UlfSfon genannt, ferner mud)3 ©ottfdjalf junädjft ju Süneburg 
in ©adjfen auf, lebte bann am §ofe ÄnutS beS ©rofcen unb feiner ©öljne in 
(Jnglanb, enblid) am |jofe öon ©öeinn UlfSfon, elje er nad) SSagrien lam. ©ein 
nid)t minber erfolgreicher ©ofyt §einrid) lebte öollenbS öom jarten filnbeSalter 
bte hinein inS 2Ranne$alter am bänifd)en $ofe. 9tod) meljr! SEBir miffen aus 
&azo, bafc $einrid) öon feiner bänifdjen SRutter einen großen <3d)at& geerbt f)atte, 
ber iljm aber fpäter nidjt ausgeliefert mürbe, unb bafc |>einrid) öon Slltlübed au* 
nur biefeS iljm oorentljaltenen (SrbeS falber mit SDänemarf einen erfolgreichen 
Ärieg führte, in bem §einrid) fiegreidj bte ©djleSmig öorbrang, Änut Samarb 
bagegen bie Stefibenj |>einrtdj3, alfo Slltlübed, öerljeerte: alles 35aten, bie e£ Ijiftorifd) 
aufs befte erflaren mürben, mie norbifdje ©ofbfadjen nad} Slltlübed geraten lonnten. 
2)änifd)e |jilfe führte #einrid) in ben 93efifc SlltlübedS; birelt öon ©üeinn 
UlfSfon l)er, ber i^n als fein ©efolgSljeer reid) befdjenlt unb bejaht Ijaben mu&, 
teerte ©ottfdjalf in fein Saterlanb jurüd. SBirb Slltlübed unter @ottfd)alf nur 
eine untergeorbnete 9Me gezielt fyaben: um fo gröfeer mar SlltlübedS SJebeutung 
unter ©ottfd>alfö ©oljn |>einrid), bem äBenbenfönig. 3)er Ijatte Ijier feine 
SRefibenj, 618 ) bie $auptftabt jenes großen baltifdjen ©laöenreidjeS, baS nad) ben 
Angaben $e(molb3 oon ©anemarf bte Sßolen gereicht Ijat. Unb fein jmeiter 
SRadjfolger, fogar im oom Ätaifer Sotljar anertannten flaoifdjen Sönigtitel, mar 
gerabeju ein 3)äne, Slnut Samarb, ber SSater SBalbemarS beS ©rofjen; Änut, ber 
bie Äirdje ju Slltlübed Ijat meinen laffen 619 ) unb fid), menigftenS oorübergeljenb, 
in Slltlübed aufgehalten Ijat. Ufinger gel)t moljl ju meit, menn er behauptet, 
Slltlübed fei aud} bie JRefibenj be$ ©laöenfönigS Änut Samarb gemefen. 620 ) ©o 



618 ) ©gl. oben, 8. 145, Slnm. 172; ©. 146, Stnm. 375; ©. 150 bie 
Urfunbe SlbalberoS, in ber Slltlübed als locus capitalis Slaviae beseic^net mtrb. 

619 ) »gl. oben, ©. 149, Stnm. 380. 

620 ) t Officium Sancti Kanuti Ducis» ^g. o. 3*ub. Ufinger t. b. Duellen- 
fammlung ber ®ef. f. ©c^leSm..$olft.-Sauenb. ®efc^ v 93b. IV, SHet 1875, S. 5: 
„©eiftttdje unb SKönd^e öon ba umgaben i^n, aU er in feinem fBmgtidjen Si^ 
Süberf eine Kirche meinen lieg". 



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230 

l}at in ber £at ju Alttfibecf nid^t nur jungmenbifdfjer, fonbern auc§ bänifdjer, 
norbifdjer Äuttureinflul gemattet, nacfymeiSbar an ©ottfdfjalf, an feinem ©oljn 
^einrief) unb an Änut Samarb: neunjtg Saljre Ijinburd)! 

2)a& neben menbifdfjer unb norbtfdjer Sultur als britte Äutturbeeinfluffung 
bte beutfdfje, genauer bie fädfrfifdfje, für Slltlübecf in ^rage fommen mufc, tft bei 
bem intimen SSerijättniS öon ©ottfdjalf, ^einridj, §einridf)S ©oI>n 3toentepoldj, 
Änut Samarb ju ben fädfjfifdjen §erjogen bjm. ju bem fädjftfdjen Äaifer fiotljar, 
jum Älofter 9ieumünfter, jum Hamburger ©tuljl, namentlich} ju Slbatbert unb 
Slbalbero, fomie bei ben unauSgefcfeten SBejieljungen ber Slltlübecfer Äirdje ju 
9teumünfter, ©egeberg, Hamburg, 23raunfdf)meig unb Sremen felbftöerftänblidj, 
namentlich feitbem fid) in bem auffaflenb fd^neQ aufblüljenben Smporium am 
,3ufammenflu& ber ©djroartau unb Jraoe audf) eine non parva colonia beutfcfyer 
SJaufleute angefiebelt Ijatte. 2)od) Ijaben fidf) fädjfifdje gunbe bisher nidjt nadjmeifen 
Igffen mit SluSnaljme einer SßingSborfer Sterbe, bie öon ©d)udf)f)arbt bei einer 
SSeftc^tigung bcö SDhtfeumS auf ben erften SBlid als fädjfifd) ibentiftjiert mürbe, fotoie 
öon 3Küf)Ifteinen aus rfjeinifdjer Satia, nrie fie in großer 5Kenge in £>abbebij gefunben 
morben finb. Sludj bte Ausgrabungen öon 1906 unb foeben bte öon 1908 f)aben bret 
big öier folcfjer ©ererben ergeben: ein 93emei3 bei ben Saufenben fonft gefunbener 
©djerbenrefte, bafy man öon einem Smport fädjfifd^er £öpf ermaren nadf) Slltlübed nid)t 
fpred£)en barf. $ie paar Meinen 58rud)ftüde rühren mol)l öon ber beutfdjen Sfolonie 
Ijer. 2)iefe auffaÜenbe Übereinftimmung jmtfdjen Ijiftorifdjen unb ardjäologifdjen 
Unterfudjungen ift eS moljl wert, bafj jene ardjäologifdjen ©rgebniffe nod) begrünbet 
merben, mag am geeignetften burdj einen ©eleljrten gefdjieljt, ber nidjt an ben 
Ijiftorifdjen Unterfudjungen intereffiert ift. 

Slm 28. SRärj 1908 Ijielt ber ftonferöator am ©ro^erjogli^en SKufeum 
ju ©djroerin, Sßrofeffor Dr. Seife, einen Vortrag in Sübed „Über ben ©tanb ber 
2tltertumSforfd)Mtg in Süiedtenburg mit SBerüdfid&tigung ber SBurgmäße unb 
menbifdfjen gunbe". ©elegentlid) biefeS Vortrages na^m S3etfe nidjt nur eine 
Sefid^tigung ber Ausgrabungen ju Slltlübecf öor, fonbern namentlich and) eine 
einge^enbe 93efid)tigung ber im Sübeder Sfiufeum ausgestellten gunbobjeltc öon 
Stttlübecf. Über baS (SrgebniS biefer feiner boppelten S3efidjtigung fc^reibt Seife 
am 30. 2Rärä 1908: 62 *) „Auffallenb ift baS (Srföeinen fo alter Artefafte mie 
ber fteinjeitti^en Äeile, S)ol^ unb ©djerbe. @S mirb öon ber 3Köglid£)feit, i^re 
Sagerung ju beftimmen, abhängen, ob eine Sntfd^eibung barüber, ob fte in urfprüng» 



621 ) Auf meine Anfrage l)at 5ßrofeffor Seife mir gütigft geftattet, feinen Srief 
fo meit abbruefen ju laffen, als es mir gut fdfjeint. 



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231 

lieber fiogc gefunben ftnb, atfo lange öor bet wenbifdjen Qtxt bort eine fteinjeitliclje 
Station gewefen ift, ober ob fte mit bem ©rbauftragc fefunbär eingebracht 
jtttb, 622 ) einmal möglid) fein wirb. Sie ftnb in fjicftgen Surgwäücn unb 
SBotynftätten fo allgemein, baff man nic^t bariiber l>inwcgfommt, bafi bie SBenben 
mirftid} biefe unfd&einbaren ©eräte noc§ benufct nnb felbft tyergefteßt Ijaben. — Ob 
av& ber Sronjegeit 2)inge in bie (Srbmaffe gelommen finb, ift mir nidjt meljr in 
Erinnerung; gwei baljin jeigenbe möchte id) auSfdjeiben: bie brongene Sßingette Ijat 
eine fjorm, bie ibentifd) in -äJierowinger ober in SStünger ©räben in ©ifen bor- 
fommt unb lann auefy in jene ^ßeriobe gehören; ber JorqueS fieljt auf ben erften 
JBlicf ia redjt brongegeitlid) au3, unterfdjeibet fidj aber burtf) SBefdjaffenljeit be3 
3Keiall3 (Süieffing? eine Unterfuc^ung mürbe tonnen), Jed^nif (bo^ler Äern) unb 
Unregelmäfcigfeit ber Stiefelung; idj glaube, bafc e3 fid) um eine einljeimifdje s Jlad)- 
aljmung ber arabifdjen ©ilberljafäringe Ijanbelt; bei URonteliuS ant. sued. 620 ift 
ein entfpredjenber £>anbring (Sironje) abgebilbet. 



622 ) 5)af$ ba« teuere ber %aü gewefen fein fönnte, fd)eint mir nad) ben 
foeben gemachten Erfahrungen nid)t gang unmögltd). SBir finb gegenwärtig babei, 
btö %ox ober ben ©ingang in ben SttngwaH aufgufpüren. ®a ljaben wir im 33oben 
über ben riefigen ©idjenplanfen, Satten unb 33rettern, bie Ijier tief unten teilä eine 
9lrt Softe«, teils eine 8trt ©lettbatyn oom StingwaÜ na$ ber 2rat>e, tJtcQcfd^t aud) 
bie gewaltigen ©ubfonftruftionen einer fjölgemen 93rüde über bie Srabe üerraten, 
im Sluguft meljrfad) letzte, bieredige, fcfjwarge ©tütfe gefunben, bie fid) bei ber 
djemtfdjen Untermietung Wirflid), Wie fdEjon bortjer angenommen Worben war, als 
©teinfotjte entpuppten, ferner bier rotgclbe, metallartige ©egenftönbe, etwa fo 
grofc, wie baS unter einem Fingernagel fifcenbe ©tütf Steift, bie fid) bei ber 
djemifdjen Unterfudjung als fog. Sluripigment, ©dEjmefetarfen, fjerauSftellten, ein 
ffunftprobuft, baS man gum färben braucht. Offenbar rühren beibe Objefte bon 
Irabebampfern Ijer unb finb burd) Slblabungen bon SSaggermaterial gu erflären, bie 
im ©üben bon Slttlübed, am Iinfen Xrabeufer, früfigeitig überall ftattgefunben ljaben. 
@S ift aud) möglich, mir fogar in ljoljem ©rabe waljrfdjeinlidl), ba% man in nodfj 
früherer 3^it ben fübtidjen Seil beS SRtngwalleS, ber gum gro&en Xeil für baS Sluge 
laum flar erfennbar ift, als SBaÜaft ober für anbere 3twcfe abgegraben unb bie fo 
erhaltene flache ©teile fpäter wieber burdj 93aggermatertal aufgebt §at, fo bafj 
Ijier aufgebraßte, namentlich fd&were ©egenftönbe mit ber 3*it titndief) tief gu liegen 
lommen mußten, ©nblid) wirb man boß wo^l audfj mit ber 9Köglic^feit rennen 
muffen, bafc häufig, Diel häufiger als man benft, befonberS faltbare unb brauchbare 
prä^iftorifd^e ©egenftönbe aud) in ljiftorifdfjer 3^it no^ benufet bgw. bei Umfieblungen 
ald fa^renbe §dbe mitgenommen würben, namentlich in unferer ftein- unb metaU- 
armen Äüftengegenb! 



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232 

Unter ben menbifcfyen gunben felbft wäre äunädfjft ouf eine SBerfdjiebenljett 
in ber Sagerung ber Sterben ju achten; bie große Sttaffe ber im Sttufeunt 
aufbewahrten fyat ja einen fc^r einseitigen, jungen ü^axatttt; e3 fdjeint aber, 
baß man früher auf bie einfachen älteren nidjt redfyt geartet unb nur bie befferen 
aufbewahrt Ijat: wenigftenS befanben fidf) unter ben mm und am 29. jufäQift 
aufgelefenen eine ganje Steige jweifelloS primitiber. @3 ift ja nun felbftberftänblicl}, 
baff biefe alte £edjnit (biel ©ranitgruS, !eine £öpferfcf)eibe, fdjmadfjer 95ranb) 
öon ber jüngeren belferen nidjt unbebingt oerbrängt ift unb einzelne TAtft feljr 
wo^l foätan mit ben anbem fein fönucn, id) ljabe aber im allgemeinen bei 
^unberten bon SBofyngruben bie beiben Strien getrennt gefunben unb e3 bürfte ftd> 
bringcnb empfehlen, lünftig^in ftetö btö gefamte ©dfjerbenmaterial einer ©teile 

aufgeben. 628 ) Unter bem anbern SKateriat fiel mir ein ganj bebeutenber 

Unterfdjieb bon bem ber f)iefigen 33urgmäHe auf: bie Slltlüberfer gunbe finben Ujre 
Analogie bietmeljr in ben belannten Stationen ber SBifinger Qtit als Ijier, ma3 
ja bei ber gefcfjidjtlidjen Stellung ^einritfjS, ber ^albbäne mar, wof)l begreiflich 
ift. 3cf) !enne bie gunbe ÄnorrS in ^eitljabg nodj nidjt, bermute aber, baß ©ie 
bort reidfjlid) Analoga finben werben, ©djilbbucfel, Sporn, ©emidjtfieine, SBage, 
gaffung be3 Sllmanbin, ©laSperlen, Äämme, SRinge, 624 ) e3 ift genau formen* 
unb Jtjpeninbentar bon 33irfa (SKuf. ©tocftyolm); bon großem Sntereffe audj, baß 
bie »ewoljner \>on »tttfibetf felbft 9Retattinbnftrie autyMt Ijaben; 626 ) mobon 
auf unferen SJurg wällen feine ©pur." — SBenn SBetfe ber mutet, bafa Snorr8 gunbe 



623 ) 3$ ^öbe bafür Sorge getragen, baß bei ben bieS jährigen 9lu£grabungen 
ba3 gefamte ©djerbemnaterial auf ba$ peüttidEjfte gefammelt wirb. S)er Oberprimaner 
9ßafc, ber fid) Dftern bem ©tubium ber Slrdjäologie wtbmen wirb, fammelt bie 
gefamte ©djerbenmaffc au3 jebem einjelnen ©djnttt in befonbere Säften, bodfj würfen 
bie SRengen berartig an, baß fid£) bie einzelnen ©gerben nidjt meljr in 3igörrenfiften 
aufbewahren liegen, fonbern baß wir bom SWufeum Sübedifdjer Sunft« unb Kultur» 
gefc^id^te große Siften entlegnen mußten. SSon ben ©gerben unb Änodjen abgefeljen, 
bei benen infolge tfjrer großen 3Kenge ein fold)e3 SSerfa^ren nidjt burdjfüljrbar ift, 
Wirb, äljnlidj Wie 1906 burd) Dr. SBaltcr greunb, jebeS cinjelne gfunbftüd nadj feiner 
liefen- unb Sreitenlage in ein S3er$eid)ni$ eingetragen, ebent. aud) abgezeichnet unb 
bann nodj in einem genauen ©runbriß fixiert, ber in großem SRaßftabe wie 1906 
auf bem ©auamte angelegt wirb. 

624 ) ®a3 finb bie Widjtigften, beim ®urdjgraben beä 83oben3 teil« innerhalb 
ber Ifird^e unb um bie Sirdje, 1852 — 1857 ju Stltlübedf gefunbenen ©egenftänbe 
(ögl. 8 lug, a. o v ©. 237—248 fowie lafel 1—3), teils ber bei ber «nlage ber 
©rubenquabrate füblid^ bon ber fiirdje 1882 erbeuteten 3unbe (UgL Slrnbt, a. o., 
©. 152—156 fowie 2afel IV). 

625 ) SBte au« einigen ^u Slltlübecf gefunbenen ©d^meljtiegeln ^eroorge^t. 



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233 

in fetifyabt) reidljlid) Analoga ju ben mertöotteren Slltlüberfer gunben bieten 
mürben, fo mürbe biefe feine SBermutung fünf SRonate fpöter bestätigt. 

©egenüber bon ©djleSmig, fübltdlj bon ber ©djlei, befinbet ftdj, redljtmintlig 
jur ©djlei, ein langer, fdjmaler, in ber ÜKitte burd) gleichzeitig öon SBeften unb 
Dfien fjerborfpringenbe Sanbjungen etngefdjnürter ©ee, melier burd) biefe 
Sinfdjnürung in jmei §älften geteilt mirb: baS ©elf er SRoor im ©üben, an beffen 
©übmefiufer am 3. gebruar 1864 bie „eiferne SBrigabe" ber Öfterreidjer unter 
©raf ©onbrecourt ben ÄönigSljügel (42 9Keter Ijodj) bei Dber»@elf erftürtnte. 
S)ie nörbltd)e, größere §alfte bilbet baS §abbebtjer Sftoor, genannt nad) bem 
uralten, jmifdjen bem $abbebt)er SRoor unb ber ©djlei gelegenen 2)orfe $abbeb)j, 
baS in einem äljntidjen 93erl)ältniS ju ©$leSmig ftefjt mie Slltlübed ju Sübetf, 
überbieS burd) feine, faft aUfeitig öon Seen bjm. Sftieberungen umgebene Sage an 
Slltlübed erinnert. ©enau am SBeftufer beS $abbebtjer SRoorS beginnt baS 
$)annemerf: junädjfi mit einem mädjtigen 2BaH, ber im §albfreiS bom ©eeufer 
im Sorben bis jum ©eeufer im ©üben öerläuft. ©enau an ber SBeftrunbung 
biefeS §albfreifeS beginnt ber fogenannte SDiargaret^enmaQ, ber bann öon ber 
3^t)raburg, ber SBalbemarSmauer unb ben übrigen Seilen beS 35annemerfeS fort« 
gefefct mirb, fo ba% bie Ofterreidjer am 3. gebruar öom &önigSl)ügel aus baS 
2)annemerf einfeljen unb ben $albfreiS mie ben 3Kargaretl)enmalI begießen fonnten. 
2>er IjalbfreiSförmtge SBall Reifet bie Dlbenburg, entfpredjenb Dlbenlubefe. §ier 
in ber Dlbenburg oeranftaltete Dr. ©plietl) Dom Sieler SRufeum im ©eptember 
1900 SluSgrabungen, bie Dr. griebrid) fötorr im $erbft 1901 meiter führte unb 
gegenmärtig mot)l baS fünfte 9Wat leitet. Änorr befugte öom 3. bis 5. ©eptember 
Slltlübed unb beftdjtigte bie «lltlübeder gunbe im Sübeder SKufeum. @r faßte 
feine (Sinbrüde ba^in jufammen, baß er mir mieberljolt erllärte: „3)aS finben ©ie 
alles genau fo in ber Dlbenburg mieber, mit SluSnaljme ber ©otbfunbe". 35iefe 
93e^auptung SnorrS bejog fid) junäc^ft auf bie Sinjelfunbe. 35a fdjon @opl)uS 
SKüHer bie ^^pot^efe aufgeftellt Ijatte, „ber IjalbfreiSförmige SBall am ©elf er 
9ioor" 626 ) Ijabe „baS alte ^aitfyabu" umfdjloffen, fo mürbe nunmehr nidjt nur 
in bejug auf Sage, @efd)id)te, fonbern aud) auf bie ©ieblungen eine parallele 
jmif^en ^eibljabt) unb Slltlübed gebogen merben fönnen, bie um fo bemerfenSmerter 
ift, als bie gunbe l)ier mie ba fo jiemlidj auf biefelbe Qdt jurüdgeffiljrt merben 
fonnten, menn aud) naturgemäß bie $abbebkjer Qfunbe etmaS älter finb. 35enn 
Änorr f djließt feine Darlegungen fdjon öor fieben Sauren mit ben SBorten: 
„©omeit man aus ben bis jefct gehobenen gunbfadjen fdjließen fann, mürben fie 



626 ) Sichtiger müßte es Reißen: am £abbebi)er SRoor. 



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234 

uns etam in bie 3^t ö om 10. bis 12. Qtaljrfjunbert führen". 627 ) 3?d) bin über* 
jeugt, man mürbe aud) nod) ein britteS ©egenftücf ju §eib^ab^ 628 ) unb Subefe 
finben, menn man fid) in SReiflenburg enblicf) einmal baju entfd)lief$en fönnte, 
größere -Kittel für eine fgftematifdje SluSgrabung eines an Ijiftorifdj nadjmeiSbarer 
©teile gelegenen StingmalleS aufjuroenben, unb jtoar in erfter Sinie für eine 
SluSgrabung ber 9Äedelnburg bei SBiSmar. Sine ins einjelne ge^enbe bergleidjenbe 
Unterfudjung ber ©efdjidjte unb Slrdjäologie öon §abbeb)}, Slltlübecf unb ber 
Sftecfelnburg mürbe bie baltifdje Äulturgefd)icf)te bom 10. bis 12. 3al)rf)unbert 
meljr förbern als alle bisherigen einfcfytägigen Uuterfudjungen unb gteidjjeitig 
unfere Senntnifje ber bänifcfyen, ftaöifd)en unb beutfdjen ©efdjidjte an ber Dftfee 
aufs mertüoUfte bereitem. 

greilit^, gang mörtlicf) möchte id) ÄnorrS JBeljauptung nic^t nehmen. 2)enn 
einerfeitS fehlen uns bisher in Slltlübed fold)e gunbe, bie fidj nad) $norr in ber 
Olbenburg als befonberS djaralteriftifdje ©lemente immer öon neuem mieberfinben: 
bie ©pedfteingefäfje unb Sldtfdjaufeln, anbererfeitS gab Änorr ju, als id) ifjm bie 
neuefien gunbe mit bem gleiten Ornamente geigte, nrie eS, 1852—1859 unb 1882 
gefunben, bereits im -JJtufeum auSgefteHt ift, ba$ gerabe jroei foldje Ornamente ber 
Olbenburg teils fremb, teils — nid)t in ber Slltlübecfer ^idjnung — eigentümlich 
feien, bie man Ijeute mie ehemals als befonberS djarafteriftifd) für bie Slltlüberfer 
Äerami! anfielt: bieS anmutenbe 9)?ufter befielt aus sroei fonjentrifdjen Greifen, 
beren innerer oft ju einem fünfte äufammengefdjmoljen ift, unb gerabe bann fief)t 
baS Ornament am reijtoollften aus. 2)ieS fogenannte Ornament öon Sllttübed finbet 
fid) in Slltlübecf auf bem öerfdjiebenften SRaterial: auf 33ronje, 93ein, namentlich 
aber auf einer Unmenge ©gerben, linfS unb redjtS 629 ) toon ber Iraöe fomie auf 
ben öerfdjiebenften ©efäfcen unb ©eräten: auf einem beinernen Änopf, 680 ) auf bem 
aufs anmutigfte ornamentierten §efte mehrerer Äämme, 681 ) auf einem fdjönen 
S3ronjebefd)lag, fogar auf bem jierlidjen Sporn aus SBronje, 682 ) namentlich aber 
auf Jongefäfeen. 688 ) 2)a fid) bieS Ornament $u Slltlübed in allen ©d)id)ten, 



627 ) „Ausgrabungen in ber DIbenburg (3)annemerf) im %at)xt 1901" i. b. 
3Ritt. beS Stnttjropologifdjen SSereinS in ©djleSttug'&otftein, 1901, ©. 5. 

628 ) ©tma feit einem 3afjre befinbet fid) im Sübecfer SRufeum ein ©tySabgufj 
ber DIbenburg in bem Staunte, in meinem bie Slltlübecfer gunbe aufgeteilt finb. 

ö29 ) Sgl. oben, ©. 158, Stnm. 393. 

680 ) 3tfd>. b. SS. f. S. ©., 83b. IV, lafel IV 5Är. 9. 

681 ) 3tfd). b. S. f. S. ©., 83b. I, 2afel 1, 9tr. 9 unb 10. 

682 ) Ibid., 83b. IV, lafel IV, 9ir. 3 unb 8. 
688 ) Ibid., 83b. I, lafel 3, 5ftr. 14. 



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235 

innerhalb unb aufeerljalb be3 9tingmaHe3, red)t£ unb linfl öon bcr £rabe, auf 
jebem SKaterial, auf bett berfdjiebenartigften ©ebraudfjSgegenftänben, bagegen nirgenbS 
auf bcn im übrigen ben Stltlüberfer Sfunben n ac *) Änotr fo ööflig entfpredjenben 
£abbebt>er gunben ftnbet, motzte xäj baSfelbe atö ba% Seitmotib Slltlttbedfö be» 
geidjnen, jumal idf) bieg l)übfdf)e unb originelle SRufter audj in ben ja^Ireid^en 
Slbbilbungen mecflenburgifdjer ?ßublifationen nidf)t Ijabe mieberfinben fönnen, 
namentlich nirfjt in ber au^eirfjneten, jufammenfaffenben Slrbeit toon Seife, beren 
l)of)er, inftruftiöer SBert nodf) burd) ga^lrcidf>c üortrefflidje Slbbitbungen erljöljt 
roirb. 684 ) 9ftit anberen Sßorten: mo man bieg 3Jtuftcr hrieberfmbet, wirb man e3 
big auf weiteres mit Stltlübed in SBejiefjung bringen muffen unb nidfjt öor 
1044—1138 anfefcen bürfen. SDaS anbere für Sllttübecf d)arafteriftifd)e SRotto, 
dfjarafteriftifdf), roeil e8 bei fämtlidjen Sluggrabungen miebergefunben morben ift, bie 
bisher vorgenommen morben finb, ftnbet fid) in ber Dlbenburg nadf) Snorr menigftenS 
titelt in ber Slttlübecfer gorm roieber. 3)ie3 jmeite Slltlübetfer 3Rotto faßt auf 
burd) bie Stelle, an ber e3 angebracht ift, unb burd) feine gorm. @3 befinbet fid) 
am äußeren 93oben ber Jöpfe unb befte^t balb au3 einem einfadjen, balb au§ 
einem Doppelfreuje, beffen jmei bjro. öier gleidf) lange Stäbe fid) genau in ber 
9Mitte redfjtroinflig fdjnciben. 2)ie8 SRotto Ijat mit bem erften StynlidEjfeit, infofern 
ba$ fireuj öon einem ober Don jmei fonjentrifdjen Greifen eingefdfjloffen erfdfjeint. 
93eftef)t bieg ftattlidje SKufter au$ einem 2)oppelfreuje, fo umfdjliefcen bie fid) 
fdfjneibenben öier Stäbe in ber 9Ritte naturgemäß ein Quabrat. 

dagegen mollte Änorr nietjt an eine ^ertunft ber merttooHeren ©egenftänbe 
au3 SBirta glauben. Sr fdjloß vielmehr auf farolingifdfjen Urfprung, ben er für 
jfoeifelloS fidjer erflärte bei bem pradjtüollen ©olbring, 686 ) ber einen ©tolj unfereS 
SKufeumS bilbet. 2Bie e3 gefctjidfjtlid) möglich mar, ba$ farolingifdje ^Jrunfftücfe 
iljren 2Beg nad) Slltlübecf finben lonnten, bafür glaube idj) im Saufe biefer Unter« 
fudtjung meljrfacf) auf 9Röglid)feiten tjingeroiefen ju l)aben: id) erinnere an ben 
langen Slufentljalt gürft ©ottfdjalfö in ©nglanb bei Änut bem ©roßen unb feinen 
©öljnen; an bcn langen 9luf enthalt Sönig §einrid^g am bänifdfjen §ofc, namentlich 
aber an ben reidjen ©c^afe, btn ^einrid) bon feiner bänifrfjen 3Rutter ©igrib geerbt 
Ijatte unb ber ju einem Äriege jtoifdjen £einridf) unb 35änemarf führte, fo gut beibe 
SRädjte fonft jueinanber ftanben. äud^ ba3 intime Ser^ältnig jmifc^en ©ottfd^all 



684 ) r/ SBenbifc^e Slltertümer' 7 i. b. 3a^rb. b. SJ. f. metflenb. ©. u. Sllter- 
tumgfunbe, 35b. 58, ©djmerin 1893. 

6Ö6 ) 3tfc^r. b. SB. f. ß. ©., ®b. I, 2afel 1, SRr. 4 a unb b, ba3 betreff enbe 
Ornament ift unter 4 b genau abgebilbet. 



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236 

unb bem pradjtliebenben (Srjbifcfyof Slbatbert öon SBremen; jmifdjen Äaifer Sotljar 
unb ben beiben SBenbentönigen §einrid) unb Änut ßamorb märe in biefem 
3ufammenf)ang anjufüljren, fomie ber Umftanb, bafj ©ottfcijalf als ©efolgSmann 
t>on ©öeinn Slftribfon bod) irgenbmie entlohnt, jum minbeften aber reid) befdjenft 
merben mufete. ©öeinnS SDiutter Slftrib war ferner eine ©djmefter ÄnutS beS ©rofcen, 
unb fo erhalten mir gum jmeiten 3Kale eine nad) (Snglanb füljrenbe ©pur. 

üftag man nun bie feltenen unb frönen SSBertftürfe mit Seife auf SMrfa, mit 
ifnorr auf farolingifdjen Urfprung ober gang allgemein auf bie SBifingergeit jurücf- 
führen, fo öiel ift fidjer: bie ©ebraudjSgegenftänbe beS täglichen SebenS, bie in fo 
auffaHenber SDienge, infolge ber jafjlreidjen Störungen 636 ) leiber in unglaublich 
jertrümmertem unb befd)äbigtem 3 u ftanbe in tollem 35urrf)einanber erhalten ftnb, 
tyabcn ber menbifdjen 3 c ü, unb jroar ber fpäteren SBenbenjeit angehört! 687 ) 



63e ) &iftorifd> nadjmeiSbar finb bret 3c*ftörungen, eine unter £einrtd> burd} 
bie 35änen unter $nut 2amarb in bem ermähnten ©rbfdjaftSfriege, in bem #einri<$ 
ben 35önen eine empfinblidje SNieberlage beibrachte in ber breitägigen ©d)lad)t bei 
Sütjenburg (©ayo); eine unter ß^^tepold^, als bie SRanen in 2lbmefenf)eit Stotnte» 
poldjS Stltlübed überfielen, jttrifd)en 1127 unb 1129; bie lefcte unter ^Jribi^Iaö, als 
in Sttbmefenfjeit SßribijlaöS ber SRanenfürft SRace im Sommer 1138 Slltlübecf jer« 
ftörte. ©in üterter Überfall, eS ift ber britte SRaneneinfall, mürbe nadj mehrtägiger 
Belagerung jurücfgemiefen. Senn bieSmal fear ber gürft in feiner Stefibeng an* 
mefenb, Ijolte perfönlid) #ilfe üon feinen fädjfifdjen SBunbeSgenoffen unb brachte ben 
SRanen eine furchtbare SNieberlage unter ben gemaltigen SSefeftigungen üon Slltlübecf 
bei, fo bafj ebenfotriel in ber ©djmartau unb Sraüe ertranfen als burdj baS ©djmert 
umfamen, unb bafj eine attjäljrtidje firdjltdje ©ebenffeier am 1. Sluguft für bie Sc- 
motjner SlltlübedS anberaumt mürbe, $elmolb I; 36, ©. 77: «Feceruntque tumu- 
lum magnum, in quo proiecerunt corpora mortuorum, et in monumentum 
victorie vocatus est tumulus ille Raniberg usque in hodiernum diem. Magni- 
ficatusque est Dominus Deus in manu cristianorum in die illa, statueruntque 
ut dies Kalendarum Augusti celebretur omnibus annis in Signum et recor- 
dationem, quod percusserat Dominus Ranos in conspectu plebis sue. Servie- 
runtque Ranorüm populi Heinrico sub tributo, quemadmodum Wagiri, Polabi, 
Obotriti, Kicini, Cyrcipani, Lutici, Pomerani et universe Sclavorum nationes, 
que sunt inter Albiam et mare ßalticum et longissimo tractu portenduntur 
usque ad terram Polonorum. Super omnes hos imperavit Heinricus, vocatus- 
que est rex ill omni Sclavorum Nordalbingorum provincia». 

687 ) Següglid) ber SBefe.ftigungSart 2tltlübedS fomie begüglid) ber Aus- 
grabungen üon 1906 fann id) jefct nur auf meinen vorläufigen auSgrabungSberidjt 
üermeifen in ben 2übecfifd>en Slnjeigen dorn 31. Januar, 9. unb 10. gebruar 1907: 
„3)ie oon ber ©emeinnüfcigen ©efellfdjaft oeranftalteten Ausgrabungen gu Alt-Sfibecf", 
ber aud> in ben übrigen gleichzeitigen blättern SübecfS öeröffentlidjt foorben ift. 



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237 

C. 2)ie Verteilung ber altgermanifdjen ©ieblungen um SUtlübecf. 

2)ie ©ermanen, bie fcor ben ©laöen in biefen ©egenben mofynten, fugten, 
mit STuSnaljme ber gnefen, nid£)t bie tiefften unb fumpfigen ©teilen für i^re SSSo^n- 
ftfce auf, fonbern bie Ijöljer gelegenen: gorft unb §eibe. * Die Sumpf- unb SBaffer* 
berooljner finb in unferen ©egenben erft bie ©laöen. 35ie altgermanifdfjen Sting- 
Burgen, ju benen bie SRingburgen bei SßanSborf, auf bem ^ßariner Serge, im 
SRifebufd), am ©tulper §uf unb öielleidjt and) bie bei *ßöppenborf ju gehören 
f feinen, liegen in ber fiübedfer Umgebung burdfjmeg fyod): nur ber flamme 93urg- 
xoaU Slltlübedf liegt fo tief, bafj bie nid)t burdf) ben SBaQ fünftlid) ersten leite 
bei jeber ftarfen Sturmflut überflutet werben. 

ÜDietljobifcfje SRadfjgrabungen finb bei biefen fünf StingmäHen, bon benen brei 
auf Dlbenburger, jtoei auf lübifdjem ©ebiete liegen, nodf) md)t angeftellt loorben. 
35ennod) l)iett and) ©dfjudjljarbt ben 2BaH im JRifebufdf) für toiel älter als ben gu 
SHtlübed: für germanifdj. Smmerljin mirb burd) Ausgrabungen nodj ber SBetoeiS 
ju erbringen fein, ba§ eS fid) Ijier um germanifdje, nic3t)t um flamme ©dfjufebauten 
fymbelt. SemerfenSmert ift, bafc toon biefen tum mir als germanifdf) begeidfyncten 
SRingmäHen bier auf einer Sinie toon SBeften narf) Often f)in, alfo fo siemlidfj 
auf einem Sreitengrabe liegen, unb jtnar brei in ber gleiten Höhenlage: etroa 12 m 
t)odf), mäljrenb Slltlübecf tttoa 2 m $od) liegt, abgefefjeu bon ber £ölje beS SßalleS. 
Xer etmaS nörblidjer gelegene SßanSborfer 2BaH auf bem 5BlodSberge liegt fogar 
31 m, alfo faft fjunbert fjufe Ijod) über ber ©djroartau, unb geroätjrt ben Slnblidf 
einer ftattlidjen Slntjöfye, nrie and) bie SBäKe im SRifebufdfj unb auf bem ©tulper 
$uf, ba alle brei 2BäHe einen ©teilabfall bis jum SBafferfpiegel ber ©djmartau 
Bgm. ber Irabe aufmeifen. 3)er ^ßöppenborfer SRingroaH bagegen liegt nidjt auf 
einer fo in bie Sfogen faHenben Slnfyöfye, bielmeljr, menngteirf) ebenfo Ijodj, auf faft 
ebenem ©elänbe unb trägt nod) am erften bon biefen bier äßäflen ftabifdfien S^arafter, 
ba er ringsum bon moorigem unb fumpfigem ©elänbe, bielleicfyt ben Überreften 
eines SinnenfeeS, umgeben ift. ©r liegt nad) SRorboften 3, nad) ©übtoeften 4 km 
bon ber Irabe entfernt, alfo faft in ber Sßitte einer 7 km langen ßinie, toetdje 
bie fog. ftutyle bei Sbenborf mit ber ehemaligen (Sinbudfytung ber $rabe bei ©iemS 
berbinben würbe. @S finb in ber fiuftlinie boneinanber entfernt: 

1. S)er <ßanSborfer SBall auf bem JBlotfSberge bon bem SBafl im 

SRifebufdj 5% km 



Stufjerbem tjabe idf) baS Hauptergebnis ber Ausgrabungen aufs fürgefte gufammen« 
gefaxt in ben Segenben ju Safel V — XXV, toeldfje gleichzeitig mit biefen Unter* 
fudjungen gur SSeröffentlic^ung gelangen. 



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238 

2. Der 5Riefebufd)matt toom Sßöppenborfer fRingmaU 7 km 

3. SDer *ßöppenborfer 2BaH &om StingmaK auf bem ©tulper $uf 3 1 /* - 
93ebenlt man, bafe ba$ ©djroartautat jttJtft^cn bcm Stingroall im Stiefebufdj 

unb bcm gegenüberliegenben ©rof^ßarin ficf) aU ein fd^arf eingefdjnitteneS SrofionStaf 
fennjctdinet, cbcnfo bei bem SRingroaH auf bem 33loif3berg ämifd)en ?ßan$borf unb 
(Sarf mife ; ferner bafc ber SBafferfpiegel bcr Xraöe in ben 3eiten ber SRidjtforreftion 
erfjeblid) meiter ausgebest mar afä gegenwärtig, fo begreift man, ba$ fomoljl ba3 
©djroartautal als ba$ biefe^ nad) Dften unb Sorben fortfefcenbe Jraöental 638 ) eine 
ganj auSgefprodjene Sßölferfcfjeibe ju bilben geeignet roaren. Sftimmt man baju bie 
brei SRingroälle bei SßanSborf, im SRifebufcf) unb auf bcm ©tulper $uf, bie alle 
brei [teil unb brofjenb meityin ba$ £al befjerrfdjen unb bon benen bie beiben testen 
auf Jamalen fianbjungen, auf brei Seiten com gtufetal gefrfjüfct, fidj ergeben — 
ben ^Jöppenborfer SRingroaH motzte iä) feinet möglidjerroeife meljr flamfdjen S^arafter§ 
falber (??) fonrie roegen feiner abmeidjenben topograpljifcfyen Sage gunärfjft au§* 
treiben — , fo mirb man jugeben, bafc e£ fid) Ijier um eine anfcfyeinenb jufammen- 
fyängenbe 33erteibigung3linie, um einen ©renjfdjufc bon grofcgebadjter 2lnlage gegen 
einen toon ©üben anrücfenben geinb Ijanbeln mufe, jumal ber SBloiföberg öom 
SRifebuJcfjroatl nur 5 7*, teuerer bom ©tulper §uf nur 10 Vi km entfernt ift. 
3n ftrategifdjer 83ejiel)ung am bemerfenämerteften ift bie Sage be3 SRingmallS am 
©tulper |>uf, ber gehufferma&en am 6ingang3tor ber Jrabe liegt, ba, roo fid}, 
fommt man bon ber ©ee, bie beiben ©teilufer einanber junt erften SRale nähern/ 
unb jmar berartig, ba$ f)ier ber {frgang ber Jrabe leicfjt gefperrt werben fonnte, 
um fo mefjr, ate bie nod) jefet öftlid) bom ©tutper §uf meit in3 £rabenmaffet 
t)ineinragenbe fpifce fianbjunge früher, bor ben Irabeforreftionen, nod) ötet meiter 
narf) Dften l)in gereicht Ijat al£ fpäter, mie ba3 auf ber Sanbfarte fenntlid) gemalt 
morben ift. 

S3 ift ba% bie ©teile, an ber mäfyrenb einer ©tiUftanbäperiobe ber ©iSjeit 
bie ©nbmoräne be3 norbifdjen 3nnenlanbeife3 bon £eJd)oro über ben ©tulper £ut 
nadj ^öenborf reichte 639 ) unb bon ba au£ bie ©djmeljnmffer im heutigen £rabetal 
bamals narf) ©übmeften jur Slbe abfloffen, mäljrenb fjeute bie Jrabe bie entgegen« 
gefegte 9iid)tung nad) Sorben einklagt. 3n gebogenen, girlanbenartig bon Sorben 
nad) ©üben borgefdjobenen SRorönenmäflen jog fid) biefe Snbmoräne bon Sefdjoro 



638 ) SRan oergleidje bie ^iftorifd^«pl)t)fifaltfc^e ffarte! 

6S9 ) Sgl. bie Karte bei SRubolf Strucf, „5)er balttfd&e ^ö^enrütfen in 

£olftein", in ben SRttteilungen ber ©eograpt}tftf)en ©efellfd^aft unb be§ 5Ratur» 

tnftortf djeit 9Rufeumö in Sübecf, 2. Steige, $eft 19, flübeef 1904. 



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239 

über ba$ jefcige Jraöetal nad) ©tulper £uf, bon ba norbtoefilitf) nad) S&enborf, 
bon Söcnborf nadj ©fibtoeften in groei parallelen ©taffein, auf beren füblid)er bie 
germanifdfjen ©räberftätten liegen, bi§ junt §ol)enlieb, 640 ) öon ba buref) ben 
Sttfebufdf) über ba§ heutige ©djnmrtautal nad) @rof$4ßarin. SBeftlid) öon ©rofe- 
Sßarin, 72 m l)od), auf bem Partner Serge, erljob fid) ber fünfte ber genannten 
SRingroäHe, ber ben roeftlidjen (Snbpunft ber ermähnten, burd) öier SRingtoälle gefdjüfeten 
SBeftoftlinie bis jum ©tulper §uf bezeichnete, öon bem abtt eine Äunbe nur in 
einer Urfunbe öon 1337 erhalten ift, laut roeldjer Dtto unb Sifridus de Bochwolde 
(bon ©udjmalb), »ifdjof $einrid) IL »odljolt bon fifibed bog 2>orf ©rofc*ßarin 
— grotljen ?ßorin — bertaufen, «sitam in parrochia Renseuelde cum piscariis 
et specialiter cum monte siue loco qul dicitur Borchwal cum suis 
adiaceneiis». 641 ) 3)a& ©ermanen biefe f)öd)fte Suppe tueit unb breit, auf ber fid) 
fyeute ein 93i3marrfturm ergebt, unbefeftigt gelaffen Ijaben foHten, tyätte man fidj 
aud) nur fc^tücr borftetlen fönnen. 

©o liegen bie genannten fünf SRingroäfle fotoie bie ©ermanengräber bei 
SBatbtjufen auf biefer relatib Ijofyen Snbmoräne, roeldje an jtoei ©teilen bie breiten 
©djmeljmafferrinnen ber Srabe unb ©djroartau jernagt ^aben. 93on biefen SRing» 
mallen ift ber auf bem ©tulper §uf 642 ) in ben Sauren 1856 unb 1880 Unter- 
fudjungen unterzogen toorben. Sei ber erften Unterjudjung wollte man feftgefteKt 
Ijaben, „bafc gmar ber Sßlafc unjtoeifelljaft eine SBefeftigung alter 3^it ift, bafj aber 
fdjtoerlid) jemals eine bleibenbe Ütieberlaffung bafelbft ftattgefunben l)at". 93ei ber 
Seftdjtigung bon 1880 erfannte man „bie Ummallungen eines alten 9iingroalle3" 
unb fanb am ©teilabtjang nad) ber £rabe JU „SlbfäHe ber Bearbeitung bon geuer- 
ftein unb berfdjiebene £opffdjerben, unter benen ein ^enfel mit Ornament au£ ber 
3«t be3 gefdjliffenen geuerfieinS", 648 ) alfo auSfdjlie&lidje germanifdje ©puren. 
Slud) in bem Sßöppenborfer SRingmaU Ijaben Ausgrabungen nod) nid)t ftattgefunben, 
aber gelegentliche Sßlünberungen Ijat er fdjon oft über fid) ergeben tafjen muffen. 

640 ) S)er fdjöne, betoatbete, überall in bie 91ugen faüenbe ^ö^enjug be£ 
&otjenlieb bei SRatefau, beffen 9iame Sieb tooljl bem tljüringifdjen Seite in ginnleite, 
|>atnteite ufm. entfpridjt, erreicht nörblidj bom SBalbgeljege im 9tul)berg 53 m. 

64 1 ) SeberfuS, Urfunbenbud) be3 93i3tum3 Sübecf, Olbenburg 1856, 93b. I, 
©. 790, 5Wr. 

64 *) Der ©tulper £uf fteljt auf ber 9Köl)rtngfd)en Karte bon 1784 unter bem 
SRamen „©öljlfen ober #eerberg" berjeidjnet, bgl. 3. ©. äRöljrmg, Sparte bom 
2rabe*©trotjm, SSon ber #erren»gät)re bi* jum 2lu£flufj ober SKünbung beSfelben, 
im 93cftfe be£ SKufeumg f. 2üb. Kunft- unb fiulturgefdjicf)te. «gl. auc^ oben, ©.77 
unb 2lnm. 204. 

643 ) 3tfdj. b. SB. f. 2üb. ©ef$. I, 8. 406 u. IV, ©. 314. 



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240 

©o firtjrt $ad) für bie 3eit öon 1841—1875 baS SBalb^uf^er Hünengrab unb 
ben $öpj>enborfer SRingmafl als bie „naljen Sunbftötten" ber §augfd)en ©ammtung 
im gorftljaufe ju SBalbfjufen an, 644 ) unb icf) $abt nod) 1907 ein Eingreifen beS 
lübifdjen ÄonferöatorS bemirfen muffen, als idj Ijörte, bafc ©d)üler ber fiübeefer 
Stealfdfjute ben StingroaQ ju plünbern begannen, moljl burd) bie Ausgrabungen ju 
Altlübecf in Sifer öerfefet. 

3n ber SRälje beS Sßöppenborfer SRingroalleS befinbet fidf) 645 ) ber grofje 
<Sermanenfriebf)of beS lübifdjen ©ebieteS: bie fd)on oft unterfudjten Kegelgräber, 646 ) 
Hünengräber unb ©felettgräber 647 ) bei Sßöppenborf, SBalbljufen, Äücfnifc, ©iemS, 
ShtmmerSborf; 648 ) alle auf ben ermähnten Snbmoräneftaffeln gelegen. $ier fabelt 
bie Ausgrabungen leiber fdjon in ben Sorten 1817, 1823, 1824 unb nodj biel 
früher begonnen. 649 ) — Sbenfomenig finb an bem umfangreidfjften biefer fünf 
2Jioränen«9KngmäHe, bem im Stifebuf d& , bisher Ausgrabungen unternommen 
morben: gelegentlich Don SBegearbeitern &icr gemalte ©djerbenfunbe ermähnt 
SBreljmer, 650 ) boef) geljt aus bem Sn^alt biefer 93emerfungen, bie übrigens ganj 
furj finb, Ijertoor, ba$ auf biefelben nichts ju geben ift. $)er ^ßanSborfer SHing- 
maß auf bem S31otfSberge fdjeint infolge feiner abgelegenen Sage niri&t einmal 
unterfucf)t morben ju fein, gefdfjtoeige benn ba% f)ier Ausgrabungen ftattgefunben 
Ratten; ba§ aber audf) l)ier ©ermanen gekauft Ijaben, bemeifen fd)on bie beiben 
Hünengräber auf bem ^öljenrüdfen beS SßanSborfer gelbes, 651 ) ber l)ier auf einer 
Goppel gefunbene Sinter römifdEjer Arbeit, anbere gunbgegenftänbe, bie bot» 
gefd)id)tlidf)en SBegräbniSfiätten in ©ro& limmenborf, $ed)au unb Sufdjenborf, 652 ) 



644 ) A. o., 6. 27. 

645 ) S)ie einjelnen, aüerbingS aiemlidfj f argen Steten finbet man in ber 3tfd). 
b. SS. f. Süb. ©efä. I, S. 406 unb IV, @. 314. 

646 ) Sgl- greunb, a. o., ©. 17—18. 

64 7 ) SSon #aug unterfudjte ©felettgräber aus ber (Eifenjeit bei Sßöppenborf 
ermähnt greunb, a. o., ©. 20 — 21, ebenfo eine im Sßöppenborfer 2Roor gefunbene 
würfelförmige Scheibe aus 2on, bte aber fpäterer 3eit anzugehören fdfjeine, a. o., ©. 8. 

648 ) 2Kan t>gt. $a%, a. o., ©. 26—30. 

64 9 ) Sgl. $a$, a. o., @. 18—21. SSgL auef) Slug „$te fjeibnifdfjen Stein» 
bauten *u SBalb^aufen unb »fonfenfee" i. b. 3tfc$. b. S. f. Süb. ©efdj. II, 
©. 146—149, fotoie Slug, Opfer« unb ©rabaltertümer ju SBalbljaufen, Sübecf 1844. 

6B0 ) 8tf*. b. S. f. Süb. ©efö., 83b. V, ®. 10. 

651 ) 25eren eines 48 2Reter fjoef) liegt. 

652 ) Äüfjn b. ffoümann, ftatiftifdje Sefcfjreibung ber ©emetnben beS gürftentumä 
Sübedf, ©. 367. 



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241 

ba$ Umenfelb bei SReu»9htpper3borf, 668 ) ba$ ©teingrab bei Dffenborf 664 ) 
v. a. nt! — 

SBon irgenbeinem menbifdjen gunbobjeft ift auf biefer ganjen Ijodjgelegenen 
Streife bom ©tulper §uf btd 5um Oberlauf ber ©djmartau, ja big ju bem l>ol)en 
©teilufer bei Jimmenborf unb ©djarbeufc nirgenbS bie SRebe mit einjiger 8u3« 
naljme ber ermahnten öreljmerfdjen äeljauptung, ba$ bie im SRifebufämafle 
gefunbenen ©gerben „ben bei SUtlübecf gefunbenen genau" entfpradjen, eine An- 
gabe, bie aber auf einem Srrtum ju berufen fri&eint unb beadjtenSmert nur bann 
fr in würbe, wenn fid) ifyre ^Berechtigung nachprüfen tiefte. 2)aS fid) au3 biefem 
Überblicf ergebenbe JRefultat ftimmt mit ben Unterfudjungen Änütte überein, ba$ 
bie ©laöen nur bie tiefen, fumpfigen, am SBaffer gelegenen Xalftrecfen, aber ntt^t 
bie ^ö^enjüge unb, mufy man woljl fjinjuffigen, bie SBalbbeftänbe benebelten; ju 
benen bie Ijier befprodjene, fruchtbare, mannigfache lanbfdjaftlidje ©djönljeit in fid) 
bergenbe lübifdj'olbenburgifdje SRoränenlanbfdjaft gehört. 

Ergebnis. 

1. 3n ber Xra&e- unb ©djmartautanbfdjaft finb flaöiföe ©ieblungen bisher 
nur in ber weiten SRieberung am Qtfammtnfiufy beiber glüffe nadjgewiefen 
worben, in bereu SKitte ber Ältlübecfer JBurgmatt liegt. 

2. Stuf ber fruchtbaren äßoränenlanbföaft jwifdjen Strabe unb ©djwartau 
einerfeitS unb bem 3Keere3geftabe anbererfeitS finb jwar jaljlreidje unb überall 
Verbreitete ©puren ehemaliger SBejteblung gefunben worben, bie aber aufr 
fdjlie&lidj ber ©tein-, SBronje- unb ©ifenjeit, alfo ©ermanen anjugeljören 
fäeinen. 

3. SluffaHenb ift bie ftarfe öefeftigung, meiere bie ©renjlinie ber ©djwartau — 
Jraüe burd) fünf nur wenig öoneinanber entfernte SRingwälle erfahren Ijat, 
öon benen öier faft auf einem Sreitengrabe liegen. 

4 S)ie feit ber ©ntbeefung ftlttübecfS im 3a^re 1852 wieberljolt unternommenen 
Ausgrabungen Ijaben bis jum heutigen Sage — bem 15. ©eptember 1908 — 
trofe ja^llofer Äleinfunbftfitfe lein Dbjeft geliefert, 1 baS einen fixeren, 
ardjäologifdjen SRadfroetS bieten tonnte für bie {Behauptung, Sllttübetf $abt 
längere 3*it öor 1044 ejiftiert. 



658 ) gunbe öon biefem Umenfelbe, teilweife aud) öon ben übrigen l)ier ge» 
nannten Stätten, j. 35. ©djwerter unb Ortbänber üom ©d>eibenbefd)lage aus ben 
Äegelgräbern ber gelbmarf ©iernS unb gunbe au« bem SBalbljufener gorftretnere, 
liegen im Sübedter SRufeum. 

664 ) 3« biefem ©rabe fanb fid> ein „als ©rabfunb merfwürbigeS, unbearbeitetes 
©tücf Sernftein", ügl. 3fü!)rer burd) baS SRufeum ju Sübecf, ©. 15. 

Stför. b. 8. f. 8. Ol. X, 1. 16 



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242 

5. SRur bie ättefte oufgcfuttbcne Äulturfdjidjt, bie fomoljl unter ber Äirdje, als 
audj unter bem SßaHe, als aud) unter ben §otjfonftruftionen beS (SingangS 
auf bem getragenen SBoben gefunben mürbe, ift eS, welche berrät, bafe bereits 
oor Slnlage ber d)riftlid)en ShiltuSftätte unb bor ber Sefeftigung — in 2Ut- 
lübetf eine menbifdje Slnficblung borljanben mar. 

6. 25a bie biefer älteften Äulturfd^i^t angefangen gunbe nur SRefte mertlofer 
Sftaffenprobufte finb: ©gerben unb Änodjen, £otjloljlen unb ©tücfe öon 
gebranntem fie^m, mitunter aud) berroftete ©ifenteile, bie ©gerben aber bon 
ben feramifdjen ©egenftänben in ben oberften ©d)id)ten feine burdjgeljenbeit 
ober nur geringfügige Unterfd)iebe aufmeifen, fo liegt lein jmingenber ©runb 
bor, biefe ältefte Slnfiebtung für mefentlid) älter gu galten als bie SRefte 
fpäterer SBemo^nung. äufeer ben unter 7 angeführten ©rünben fdjeinen 
aud) bie meljrfad) borgefunbenen ©puppen anjubeuten, ba$ eS fidf) bei biefer 
älteften Äulturfdjidjt um bie ©puren eines menbifdjen gifdjerborfeS Ijanbett, 
baS aber, mie bie ©gerben berraten, fdjmerlidj ber älteften SBenbenjeit an- 
gehört Ijaben mirb. 

7. Jrofc ber uid)t fargen Quellenliteratur über bie ©eograpljie unb ©efdjidjte 
beS ©übmeftroinfetS ber Dftfee, bie f$on mit ben Slnnalen unb SSiten fomie 
mit bier geograpI|ifd)en Quellen ber ftarolingerjeit einfe&t unb auS beutfdjen, 
englifd)en, bänifdfjen, norbiföen unb arabifdfjen Quellen befielt — abgefe^en 
bon ben polnifdjen, — ift nirgenbS ein $inmeiS auf eine Sjiftenj ÄltlübedS 
bor gürft ©ottfdjalf borfjanben. 

8. 35ie politifd)e unb fird)lid)e ©abläge unter ber ^Regierung oon gürft 
©ottfdjalf — 1044—1066 — foridjt bafür, bafe bie ©rünbung ber bon 
?lbam bon Sremen ermähnten djriftlidjen Äultuäftätte ju Seubice gleid) 
in ben Slnfang ber {Regierung ©ottfdjatfs fällt. 

9. ©S ift nidjt unmaljrfdjeinlid), ba$ ©ottfdjalf um ober ntc^t lange nad) 1044 
baS Sfifdjerborf Slltlübed ju einer ©renjfefte an bem alten ©renjfluffe 
SßagrienS umgebaut l)at, ju einer JBafiS für Operationen, bie junätfyft gegen 
bie Anhänger beS ausgebreiteten menbifdjen 2tynaftengefd)led)teS oon ftürft 
SRatibor, alfo gegen SRafceburg unb baS Sßolabenlanb gerietet gemefen fein bürften. 

10. Sine größere Sebeutung als bie einer d)rifttid)en ÜRiffionSftätte fomie einer 
borübergetjenben OperationSbafiS ober eines reeeptaculura im Sumpfe mit 
ben öftlidjer moljnenben Sßolaben, SReregern u. a. m. fdjeint Slltlübetf unter 
©ottfdjalf nod) nidjt gehabt ju tjaben, ba ber Drt fonft rooljl häufiger als 
nur einmal ermähnt unb ftärfer fjerborgeljoben fein müfcte, als eS bei Slbam 
ber gafi ift. 



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243 

11. 3)ie fpätere Stefibeng ©ottfdjalf« fdjeint meiter im Dften, unb gmar in 
SRecflenburg bei SBiSmar gelegen ju Ijaben. 

12. 3^ Ijöljerer JBebeutung gelangte SUttübecf erft unter bem Sßenbenfönig 
§einrid), unter bem e« öon neuem, unb jmar in einer für jene 3«ten un» 
geroöljnlicl) ftarfen unb forgfältigen Sßeife befeftigt roorben fein mufc. 6rft 
biefer JBefeftigung merben bie gegenmartigen SRefte be« 9ftngmaH« mit feiner 
riefigen #otjpaifung unb bie gewaltige £otjba!jn füblid) öom (Singang, 
gmifdjen biefem unb ber £raoe, angehört Ijaben. 

13. Unter Stömg §einrid) mürbe Stltlübecf nicfyt nur ftetjenber ^ürftenfi^, fonbem 
gelangte e« fogar gu ber balb nad) feiner 3 er f*örung urfunblicf) bejeugten 
SBebeutung eine« locus capitalis Slaviae. 

14. 2>emnadj mar Slltlübetf ein menbifdje« gif^erborf öor 1044, etma öon 
1044 ober erft öon 1090 — 1138 eine roagriftfje urbs ober civitas (grad 
ober hrad), etma öon 1090—1138 ber ©ifc be« SBenbenfönig« £einrid), 
feine« ©oljne« Smentepolc^ fomie be« 9lbotritenfürften ^ßribijlam, borüber- 
geljenb audj Aufenthaltsort be« jmeiten SBenbentönig«: Änut Samarb«. 

15. S)ie 3^tpörung Slltlübetf« erfolgte jmift^en ©ommer unb §erbfi 1138. 

16. ©omoljl bie teilmeife öiefleidjt unechte Urfunbe Jtönig Äonrab« Dom 7. Sanuar 
1139 als aud) bie jmeifello« ecfjte Urlunbe ©rjbifäof Slbalbero« bon 1141 
bemeifen, ,ba{3 man auä) nad) 1138 in ben närifyftfolgenben Saljren an mafc 
gebenber ©teile öon ber fünftigen SBeiterejiftenj ber ©tabt überzeugt mar, 
eine Anfielt, bie fo lange beßanben ju Ijaben fdjeint, bis Äbolf II. 1143 
s Jteulübe<f grünbete. 

17. 25er ÄuSgangSpunft ber lübifdjen ©efd)icf)te ift bie 35reibölferfd)lad)t auf 
ber §{tjrffogSt)eibe bom 28. September 1043. 

18. 3n bem £erbftfetbjuge be« Stönig« 3Kagnu« gegen bie SBenben Ijat man 
jmei ©iege ber Dänen ju unterf djeiben: ben Äampf an ber Scotborgara 
unb bte blutige (Sntfd)eibungSfcf)lad)t auf ber Hlyrskogsheidi. 

19. ©« ift ebenfomenig angebradjt, bie Scotborgara gu ignorieren, roie bie 
Hlyrskogsheidi bei 9Kpen ober bie Scotborgara bei ©djle$mig ju fudjen. 

20. S5ie Scotborgara ift mit ber ÄönigSau bei SRipen, bie Hlyrkogsheidi mit 
ber fiürf^auer £eibe bei ©d)le«mig ju ibentifijieren. 

21. S^ifäen bem ©ommerfelbguge be« Äönig« SRagnu« gegen bte SBenben an 
ber Dbermünbung, bem Sinfafl ber SBenben in ©djleSroig unb Sütlanb unb 
bem lobe be« gürften SRatibor unb feiner ©öljne ejiftiert ein meljrfactyer 
3ufammenljang. 

16* 



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244 

22. gürft SRatibor befafe eine ftotfe unb weithin ref^eftierte SRadjtftettung : bie 
feinbliri&e SluSeinanberfefeung mit feinen Anhängern unb feinem @efd)led>te 
bejei^net bie SRüiffeljr ©ottfäalfS in beffen menbiföe §eimat im Saljre 1044. 

23. @ottfd)alf trennt fid) bon ©beinn Stftribfon SBeiljnadjten 1043 nadj ber 
©djladjt bei SlarljuuS. 

24. 3)aS (Sinberneljmen, baS t>on 1043 an jmifdjen ben fädjfifdjen £erjogen, 
ben bänifdjen Königen, bem Dom ©efdjledjte ©ottfdjaßS abhängigen Seile 
ber ©laöen unb ber Hamburger Sirdje mit borübergefyenben StuSnaljmeit 
meit über ein boHeS 3aljrf|unbert Ijin ju verfolgen ift unb baS ben Sntereffeit 
biefer öier galtoren auSgejeidjnet entfpridjt, ift für bie ©efd)id)te ber Dftfee- 
länber toon Ijoljer Sebeutung unb ftörler ju beadjten, als es bisher gefdjeljen ift. 

25. ©n meitereS 3ßittel jur Stufljettung ber ©efdjidjte ber Dftfeelänber öom 
10. — 12. Saljrljunbert mürbe eine grünbtidje, metljobifdje Ausgrabung ber 
SWetflenburg fein unb eine genaue, bis ins einjelne burdjgeffiljrte 5Bergteid)ung 
jmifdjen ber @efd)id)te unb ben gunben oon feabbtbt), Ältlfibed unb 
äKetflenburg. SRid^t minber notmenbig märe eine fttftematifdje (Srforfdjung 
beS Ijoljen SBurgmaHS ju DIbenburg in Sßagrien, moljl beS intereffanteften 
aller magrifdjen SRunbmäHe. 3fnfonberljeit bie ÄenntniS ber battifdjen Sultur» 
gefd)id)te mürbe burdj Ausgrabungen in 3Rerftenburg unb DIbenburg fomie 
burd) bie angeregte 3JergIeid)ung moljt ungeahnte görberung erfahren. 



«bfdjnitt IV. 
Pas Jtrfetr von 3tttctt. 

Äajntel 1. 
$te ©rünbuug »neu« burd) 6ruto. 
©o menig mie Seubice öor 1044 nadjmeisbar ift, fo menig finbet fid) irgenbmo 
bie ©pur einer 9?ad>rid)t über bie ^ßolabenurbs SBucu bor bem Snbe beS 11. 3aljr- 
fymbertS. S5a| JBucu jum ^ßolabenlanbe gehörte, ift bemiefen morben. 666 ) SluS 
^etrnolb miffen mir, bafj JBucu befeftigt mar. S)a| bie ©laben aufeer iljren Dörfern 
unb iljren civitates ober urbes für gemöljnlid) feine britte Slrt ber ©ieblung 
lannten, ift bargetegt morben, ebenfo bafe aufcergemöljnlidje SBefefftgungSanlagen, 
b. Ij. foldje, bie jmar nidjt SSermaltungSjentren maren, mie bie civitates, aber 
trofcbem befeftigt erf feinen, niemals bie SBejeidjnung einer civitas im ©pradj- 
gebraud) ber beutföen Quellen erhielten. 656 ) ©ie Ijeifeen urbs, praesidium, 



655 ) Sgl. oben, ©. 48—50. 

666 ) SSgt. oben, ©. 141, Hnm. 360. 



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245 

confugium ober castrum, aber niemals civitas. £aben ©djafarif unb ffinüH 
xcd)t, fo Ijanbelt eS fid) l)ier bei Sucu um fold) eine aufcergeh)öl)nlid)e Slnlage, ba 
^elmolb JBucu nidfjt als civitas, fonbern nur als urbs bejeidjnet, als eine urbs 
desolata, ber er unmittelbar barauf baS jerftörte fiubele als eine civitas gegenüber« 
fteflt, eine Unterfdjeibung, bie fdfjroerlid) blofc jufäflig ift. ©treibt bod) ber 
Herausgeber ber neuen ©d&ulauSgabe ber MG.: 667 ) „3dj Ijatte §etmolb für einen 
ganj feiten forgföltig unb benmfct arbeitenben mittelalterlichen Stutor — . 9Wan 
fte^t — bie 3lbfid)tlid)feit — einer ernften unb bemühten Slrbeit, bie alles megläfct 
unb toeränbert, maS auf bie öeränberte 3eit unb Drt — nidfjt pafct". Qu biefer 
8lnfid)t, ba% SBucu 3mar als eine SßolabenurbS, aber ntcf>t als eine ^JolabencimtaS 
gelten fann, ftimmt bie Slngabe SlbamS, ba% bie civitas ber ?ßolaben StajiSpurg, 
alfo nid)t 83ucu, mar. Qtoax ift eS möglich, ba§ bie ^ßolaben, roie bie SBagrier, 
mehrere civitatis befafjen, erjätjlt boc^ ber Geographus Bavarus, bafc bie ben 
$)önen benachbarten Slortabtreji 53 civitatis gehabt tjätteu. Slber ba JRajiSpurg 
in ber fiuftlinie nod) nidjt 17 Kilometer toon S3ucu, toon ber ©renje nad) SBagrien 
ju, entfernt liegt, fo ift nid)t anguneljmen, ba% eS auf einer fo Keinen ©trerfe aufcer 
ber befannten, oft genannten SßolabenctoitaS SRajiSpurg nodf) eine jmeite Sßolaben* 
ciöitaS gegeben Ijat, öon ber fid) aud) nirgenbS eine SRadjridjt finbet. 2ludj bie 
Raffung SlbamS ftimmt JU biefer 8lnfid)t. Dbrooljl er öon ©übmeften, öon Hamburg 
aus rennet, fennt er bod) nidjt 83ucu, fonbem nur SlajiSpurg. §ätte Sucu ju 
feiner «3^* fdjon ejiftiert, fo f)ätte eS öor StajiSpurg genannt merben muffen, ba eS 
Hamburg näljer liegt. Slbam nennt eS aber überhaupt nidjt, obgleid) eS an einer 
proeminenten, jur Srroäfjnung förmlid) IjerauSforbernben Stelle an bem alten 
©renjflufj groifcijen ben SBagriern unb Sßolaben gelegen l)aben mürbe, menn eS 
bamalS fdjon ejiftiert Ijätte, an ber Stelle, mo fiel) ein fteiler §figel an ber Iraöe 
ergebt unb mo toon MajiSpurg tjer bie SBafenife in bie Sraoe münbet. 658 ) 

Diefe SßolabenurbS ift nad) ^elmolb öon bem SBenbenfürften Sruto ttbaut 
toorben, !)at bemnad) öorfjer nidjt ejiftiert: «Post hec venit comes Adolf us ad 
locum qui dicitur Bucu, invenitque ibi vallum urbis desolate, quam 
edifleaverat Cruto Dei tirannus, et insulam amplissiinam gemino flumine 
cinetam. Nam ex una parte Trabena, ex altera Wochniza preterfluit, 
habens uterque paludosam et inviam ripam. Ex ea vero parte, qua 
terrestre iter continuatur, est collis contractior, vallo castri prestruetus». 

667 ) Sgl. oben, @. 43 unb Slnm. 106. 

658 ) Slbam fagt: baS erfte SBenbenöolf toon uns aus, b. I). üon Hamburg aus, 
finb bie Waigri; bann folgen bie Obodriti, qui nunc Reregi vocantur, aber nad) 
unS ju bie Polabingi: «Item versus nos Polabingi, quorum civitas Razispurg». 



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246 

(Sine meifterfjafte geogra|>l)ifd(je Ortsangabe. §elmolb lannte bie ©teile öon äugen. 
fd)ein unb mar über tf)re ©eftf)i(i)te burclj ben erften SMfdjof öon Sübecf, feinen 
greunb, Sctjrer unb Auftraggeber ©erolb, aufs befte unterrichtet! ©o liegt bie 
©adjlage bei 95ucu unöerijättntemäfcig tiarer unb unjmeibeutiger als bei Seubice. 
§ier finb mir nidjt nur über 9iame unb Sage, fonbern aud) über bie Sntfteljungg- 
geit aufs fidjerfte unterrichtet, geftjuftetien bleibt nur bie 9tegierung§3eit ©rutt>3 
bjm. baä ©rünbung3jaf)r 93ucu3. 

Äapitel 2. 

Slubcraumung ber 9iegtcrung^cit (£ntto£. 

A. 35ie Vertreibung ©igribä unb bie Srmorbung 33utue§. 

2lm 7. 3uni 1066 mar ber bem beutfdEjen unb djriftlidEjen Sinfluffe fo 

öotlftänbig ergebene ©ottfdjalf, ba% Slbam i!)m ben Stjrennamen noster Machabaeus 

gibt, burd) bie altflamfdje fReaftion beseitigt morben. 35ie SBenben muffen über 

biefeS Ujr ^ürften^aug, ba$ bamafö nun fdfjon minbeftenS in ber britten ©eneration 

djriftlid) unb auf gute 93ejiel)ungen ju ben 93iQungern bebadjt mar, heften 3JJit* 

glieber fiel) fogar iljreS nationalen 9tamen$ gefdjämt unb ftatt feiner bie vermeintlich 

öornefyneren beutfcfjen Sftamen Ubo unb ©ottfdjalf angenommen Ratten, aufs äufeerfte 

erbittert gemefen fein, jmeifelloS aufgereiht burd) bie ^ßriefterfcf)aft „ber §orf)burg 

be3 $eibentum§, be3 £empel3 ju JRet^re", 659 ) bie ftd) unb ifyre 9J?ad^t auf» 

gefäfjrlidfyfte toon ©ottfdjalf bebroljt fal); mefyr nod) öiefleicf}t burd) bie Ijofjen 

Abgaben unb .ßeljnten empört, ©ie begnügten fid) nid)t bamit, ©ottfdjalf ju töten: 

feine ®emal)tin ©igrib unb mit if)r fein ©o^n |>einrid() 660 ) mürben fdjimpflid) au§ 



659 ) fRic^arb SBagner, a. o., 8. 118. 

660 ) SIbam, bem mir biefen Seridjt (III, 49 — 50) üerbanfen unb ber neun 
Saljre nad) ber Verfolgung üon 1066 biefen furchtbaren ©djlag er^ö^lt, ben feine 
üon iljm fo treulich gefdjilberte Hamburger Sirene erlitten Ijatte, ermähnt nid)t3 öon 
ber 9Ritnaf)me #einrid)£, fo bafc bie Annahme, ©igrib fyabe ifyren ©ofjn mit nadj 
$)änemarf genommen, feinem 33eridf)t menigftenä nid)t miberfpridfjt. $elmolb bagegeu 
berichtet £>einrid(j3 gluckt nadfj 3)änemarf unb ba er bieS 3id ber gludjt burdj 
^peinridEjS SSermanbtfdjaft mit bem bänifdjen Königäljaufe begrünbet — $einrid) mar 
ber ßnfel beä bamafä regierenben 3)änenfönig£ ©üeinn Slftribfon — , fo erfdjemt e£ 
nidjt unmafyrfdjeinlid), ba& ©igrib it)ren einjigen ©oljn mit fid) ju ifjrem SSater 
genommen f)at. (£>elmolb I, 25: Quorum iunior Heinricus nomine profugit ad 
Danos, eo quod regia Danorum stirpe esset oriundus.) Sie Söatjrfdjeinlidjfeit 
biefer 2lnnat)tne geminnt, menn man ba£ Filter #einrid()$ im %crt)xt 1066 feftjuftellen 
fudjt. ^einrieb muß bamalö in ber Sat noc^ ein ffinb gemefen fein. 3 un ^ft mar 
feine SRutter ©iritfja ©ottfc^alfe tüxau. S)a ^etnric^ö älterer ©o^n unb SRadjfotger 



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247 

bem Sanbe gejagt. Qtoax fud)te ber fädjjtfdje §erjog im eigenen unb im beutfdjm 
3ntereffe bem älteren ©ofjn ©ottfdjalfS, SSutue, bie SRadjfotge ju fiebern, allein 
^erjog Drbulf, ber am 28. September 1043 im SSerein mit Äönig 9Wagnu3 bie 
©laben fo furdjtbar bei Sürfdjau gefdjlagen Ijatte, Ijatte bem ermatten National- 
bemußtfein ber ©laben gegenüber fo roenig Srfotg, baß er mäljrenb feiner jttiölf- 
jährigen kämpfe mit ben SBenben nid)t nur regelmäßig übermunben, fonbern feinen 
<3ad)fen felbft jum ©efoiht mürbe (Slbam IE, 50, £etmolb I, 24). Stber aud) 
Orbulfs ©ofjn SRagnuS, 661 ) ber feinem am 28. 2Rörs 1071 662 ) geftorbenen SSater 
folgte, öermodjte ber infolge iljrer ungeahnten Srfolge immer füfyter geworbenen 
jlabifdjen SReaftion gegenüber nidjtS auSjuridjten. S)ie Sßenben nahmen bie 33urgen 



'SButue (£elmolb I, 25) nad) 2lbam Don einer anberen, rechtmäßigen @emaf)lin 
— uxor — abftammte (9lbam jagt III, 50: Hanc Gotescalcus prineeps habuit 
nxorem, a qua et filium suseepit Heinricum. Ex alia vero Butue natus fuit), 
fo muß ©ottfdjalf oor feifter Sßermätjlung mit ©iritf)a fdjon eine ©emafjlin gehabt 
ljaben, bie er nad) feinem oben gefdjilberten (ogl. ©. 209) unftäten SriegS- uub 
SBanber leben öor 1044 $u betraten fdjiuerlid) in ber Sage getoefen fein mirb. 3)aß 
©ottfdjalf bie ©iritf)a erft eine Steige toon 3^^ n «ac^ 1044 geheiratet tjaben muß, 
gef)t nod) au3 ^mei anberen Umftänben fyeröor. 3Bie oben bargelegt, fjatte ©ottfdjalf 
am @nbe be§ 3afjre3 1043 feinen ©efolgätjerrn ©oeinn 2lftribfon derlaffen, meil 
bamalä ©öeinnä ©ac^e gan$ oergmeifelt ftanb. liefen Slbfatt in ber Sftot (©ajo, 
lib. X; MG. XXIX, ©. 66: «militem exuens defectorem agere non erubuit, 
suamque experiri fortunara quam alienam sequi tutius duxit, ut, cum regem 
meliora speraturum diffideret, paternae» ufm.) ttrirb ©üetnn fdjmerlid) mit ber 
4>anb feiner Softer belohnt Ijaben. SBenn ©üetnn trofcbem ©ottfdjalf ^u feinem 
@d)ttriegerfof)n erfor (©ajo X u. XIII), fo fann btefe betrat erft fpäter gefdjeljen 
fein, nadfjbem burd) bie 3 e ü bie SSerftimmung über ©ottfdjalfS SSeg^ug gemilbert, 
außerbem ©ottfdjalf fotoof)! als aud) ©oetnn ju 9Kad)t unb 9(nfeljen gelangt maren, 
fo baß bie SSermä^lung in beiber Sntereffe lag. (Jögl. 9tbam III, 18 unb $elmolb 
I, 19.) ©nblidj märe ©oeinn ®nbe 1043 gar nid)t in ber ßage gemefen, ©ottfdjalf 
rine f)eirat»fäf)ige Softer ^u geben, ba ©üeinn bamalä faum 24 3af)re alt mar! 
(3)af)lmann, ©efd). SänemarfS I, 191; »gl. Sßigger, a. o., ©. 80, 21nm.) Sie l)ier 
enttoidelte 21nfid)t ftimmt mit ber 2tnfid)t be£ bänifdjen ©elef)rten ©u^m übereilt, 
ber im 18. Safjr^unbert SangebefS SS. fortfefcte. 9tad) Sutjm ift ©ottfdjalf d 93er- 
mä^lung mit ©irit^a erft um 1058 erfolgt, fo baß am 7. 3uni 1066 ba$ Sinb 
fytinxid) pd^ften^ 7 3aljre alt (jemefen, alfo nic^t felbftänbig jum bämfd^en Sönig 
geflüchtet fein fann. 

661 ) Über äRagnuö fiet>e oben, @. 199, 9(nm. 519. 

e62 ) SSgl. Chronicon Monasterii St. Michaelis de Saxoniae prineipibus 
bei SBebefinb, a. o., I, ©. 411, roo bie 3a^re^a^l gegeben toirb, mäfjrenb baö 
Necrologium Monasterii S. Michaelis, bei äBebeftnb III, ©. 23 ba3 S)atum bringt: 
«V. Kai. Aprilis 0. — Ordulf dux pater M. d.». 



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248 

83utue«: presidia, in quibus confugium habebat, Vertrieben üjn au« bem fianbe, 
fo bafc 33utue Ijilfefleljenb ju ^erjog 9Kagnu« nad) fifineburg flolj, bem ©djmefiter- 
foljn Äönig« SKagnu« be« ©uten. SRagnu« mürbe burd) feine beborfteljenbe ^o^jett 
mit ©opljia, ber Jodjter be« Äöntg« Slnbrea« bon Ungarn, abgehalten, im grüljling 
1071 JButue ju §itfe ju jieljen. Aber er bot ganj iKorbalbingien jum Stampfe 
gegen bie ©tauen auf — ma« allerbing« nidjt ütet fagen wollte, ba faft btö gan je 
Sanb bamate in ben SBefifc ber SBenben gefommen ju fein fdjeint — , mäljrenb 
SButue ftdj oorläufig mit 600 au«ermäljlten Sarben narfj SBagrien marf. §ier Ijiett 
er fid} macler in Sßlön, mußte aber fdjtießlid) infolge öon 9Jianget an £eben«mitteln 
fapitutieren. StUerbing« mar ber öon SKagnu« aufgebotene norbalbingifdje |>eerbamv 
au« 3)it^marfd^en, £oltfaten unb ©tormaren befteljenb (Sturmarii, Holzatii et 
Thetmarchi egressi sunt cum brevi numero), ju bem ermarteten (Sntfafce bereite 
bi« in bie SKadjbarfdjaft Sßtön«, bi« jur ©djmale bei 9leumünfter 6 6 3 ) gelangt, 
mäljrenb ^erjog SKagnu« felbft bereit« füblid) öon ber @lbe angefommen mar, 
bereit, ben ©trom ju fiberfdjreiten. 664 ) Mein ein SBote, ben ba« norbalbingifcfje 
©ntfafeljeer öon ber ©djmate naef) Sßlön fanbte, ließ fidj burdj Sruto befielen, 
beffen £eer ba« gange gelb ringsum bebedte unb ber für bie 93eftärmung Sßlönä 
mehrere SBelagerung«mafd)inen erbaute. 666 ) ©r melbete gürft 33utue, bie SRorb* 
albingier feien infolge öon 3^*™**)* au«einanber gegangen, fo ba§ an einen 
(Sntfafc nidjt ju beulen fei unb bem fampf froren norbalbingifrfjen Heerbann: e« ftelje 
alle« auf« befte bei SButue. 2Ran beforge in Sßlön überhaupt feine ^Belagerung 



66S ) Sgl. oben, ©. 48, unter e. 

664 ) $etmotb I; 25, @. 55: «Dux iste, quem tu formidas, needum 
transivit ripas Albie, detentus gravibus impedimentis». SSgt. audj: «Butue 
igitur cum soeiis (ben 600 S5arben) obsidionem cum magna famis difficultate 
sustinuit. Audito autem sinistro hoc nuncio, Holzatorum, Sturmariorum nee 
non Thetmarchie fortissimi acceleraverunt (gerabe fo mie fpäter, unb jmar 
unter gtänjenbem ©rfolge, bei ber ^Belagerung Stltlübecf« burdj bie Stauen), ut urbem 
obsidione liberarent. Cumque pervenissent ad rivulum, qui dicitur Suale, 
quique distenninat Saxones a Sclavis, premiserunt virum gnarum Slavice 
lingue, qui exploraret, quid Sclavi agerent, aut qualiter expugnationi urbis 
instarent». 

665 ) «Qui cooperuerat faciem campi, preparans di versaß machinas 
expugnationi oportunas.» Stud) biefer SBeridjt £elmolb« ift meifterljaft anfdjaulidj 
gehalten unb berrät in allen ©injetljeiten einen fo ftreng togifdjen, fadjlidjen unb 
inneren ^faimnentjang, baß man nidjt begreift, mie ba« t>on ©girren in« Seben 
gerufene äRißtrauen gegen #elmolb, ba« iljm überall balb raffinierte, balb wate* 
tätyrifrije Jälfdjung, ©rfinbung, Serbreljung unb lenbenjen zutraut, fid) audj t)ier 
geltenb ju machen, ja fogar bi« in bie neuefte 3eit ju behaupten gemußt Ijat! 



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249 

unb fei bort in befter Stimmung. 666 ) AIS bei ber Kapitulation Sruto bon einer 
angefeuerten Sßtönerin gebeten mürbe, bie ©djmad) ber Sßlöner grauen ju rächen, 
bie fcon ben Scannen SJutueS mißljanbett morben maren, mürbe SButue mit ben 
600 Starben am 8. Auguft 1071 erfragen. 667 ) 



e66 ) @S fdjeint mir nidjt unmaljrfdjeinlid), baß biefer SSerräter gar fein 
©adjfe, fonbem ein ©laöe, öiefleidjt ein ©pion ErutoS mar, in beffen gefdjicft gepeilte 
tJaÖe bie ©adjfen nidjt gerabe aufmerffam unb intelligent hineingingen. $elmolb 
tüenigftenS fagt nidjtS baöon, baß bie SWorbalbingier in biefem raffinierten Unter- 
ijänbter einen oon ben irrigen fafjen, baß eS ein 2)eutfd)er mar, fonbern nur, baß 
er ein vir gnarus Slavice lingue gemefen fei. 

667 ) 2)ie Sebenfen ö. SreSfaS (3tfd). b. 3?. f. 2üb. ©. IV, ©. 33—40), ber 
ben Xob SutueS auf 1074, lieber nod) auf 1075 anfefeen möchte, eine Anfefcung, 
ber ftd) Sftetjer oon ffnonau (Safjrbüdjer beS beutfdjen SReidjS unter #einrid) IV. unb 
£emri<f) V., ©b. II, ©. 855, Sei^jig 1894) unter Berufung auf S3reSfa, aber mit 
Unredjt anfdjließt, finb nidjt aufredjtjuerfjalten; o. 93reSfa gel)t f)ier mißfürlid) oor, 
inbent er bie feiner Datierung entgegenftefjenben SRadjridjten |>elmotbS „einfad)" 
ftreidjt (a. o., ©. 39: ein mefir bequemet, als überjeugenbeS Sßerfaljren !), obmof)l er 
felbft jugeben muß, baß AbamS unb £elmolbS angaben „redjt moJjl" jueinanber 
„paffen". Zubern enbet t>. SBreSfa feine Ausführungen felbft mit ben SBorten: „3$ 
gebe jebod) gern $u, baß mein SemeiS fein unumftößlidjer ift". ö. SreSfa fliegt nur 
bie Ausführungen SBebefinb* ©b. I, ©. 180—187 in JBetradjt, bie allerbingS fdjon 
allein if)n oom ©egenteil feiner Behauptungen Ratten überjeugen muffen. ®aß ber 
im übrigen fdjarffinnige SSerfaffer fid) fjier fo einfeitig unb menig fritifd) jeigt, ift 
nur eine golge ber Abfidjt, #elmotb Ijier auf ©djritt unb Iritt eine lenbenj unter* 
jufdjieben, bie #elmolb bie latfadjen öerfdjteben unb fälfdjen laffe. 3n feinem Über» 
eifer merft t>. SreSfa nidjt, baß er felber in ben geiler öerfäüt, ben er mit Unrecht 
$elmolb oormirft. SBebefinb madjt an ber gitterten ©teile barauf aufmerffam, baß 
©ut^ue am 8. Auguft ermorbet mürbe unb jietjt mit gemofjnter ©adjfenntniS ben 
©djluß, baß biefer 8. Auguft nur bem Qa^re 1071 angehört fjaben fönne. S)ie 
Angabe beS Necrologium Monasterii S. Michaelis lautet (SBebefinb III, ©. 57): 
«Augusti C. VI. Id9. — — Bitti comes et Godeschalci 1'», mobei baS O 
als obiit, baS 1' als filius unb 9 als us gu lefen ift, eine Angabe, bie autfj burety 
ben Xitel comes für ben ©laöenfürften S3itti = S3utue bemerfenSmert ift, ba 
fie burdj biefen ftaatSredjtlid) beadjtenSmerten Xitel SutueS enges AbfjängigfeitS* 
öertjättniS öom »ittunger^erjog ffltagnuS oerrät. AIS SBebefinb ©. 180—187 
feines erften SanbeS, b. fj. bie 17. feiner „SRoten ju einigen ©efdjidjtsf Treibern beS 
beutfd&en SKittetalterS" fdjrieb, meiere bie Überfdjrift trägt: „XVII. 2ob beS ©rafen 
ätotljue oor $tön", ^atte er noc^ nidjt baS Chronicon Monasterii St 1 . Michaelis 
de Saxoniae prineipibus oeröffentlid^t, baS er erft fpäter im üierten $eft beS erften 
BanbeS als „Seilage SRr. III auS ungebrueften $anbf Triften" Verausgab unb baS 
o. SreSfa oöllig entgangen fein muß, merfmürbig genug, ba es in bemfelben bequemen 
Cftaobanbe veröffentlicht morben ift mie 5Wote XVII. $>ieS S^rontcon beftätigt 



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250 

ß. 3)er ^Regierungsantritt ErutoS. 
35aS ganje ©efd)ledf)t ©ottfd^alfö mar teils ausgerottet, teils öertrieben morben. 
9laä) fo furchtbarer Sieaftion fonnte nur eine foldje 3)t)naftie bei ben ©laöcn 
©eltung gewinnen, bei ber jeber S3erbad)t fad)fenfreunbtid)er ©efinnung ebenso 
auSgefdjloffen mar, als man auf üjr fjcft^altcn an ber alten Ijeibnifdjen SBotfSrettgton 
bauen fonnte. ©o madjen bie 2krfd)morenen — eS fymbelt fidj bei ber (Srmorbung 
©ottfdjalfS um eine national-^eibnif^e ^Bewegung, nitf)t um einen Sßriüatgrihtben 
entfproffenen Stteucfyelmorb — bie JBefeitigung ©ottfdjalfS jum ©ignal für eine 
allgemeine 668 ) (Srljebung unb befttmmen Sruto, filius Grini, ju il)rem ^errfdjer, beffen 
^Regierungsantritt bamit, Kar genug, in ben grütyfommer 1066 fällt. Sruto fc^tug 
nidjt nur bie ©acfjfentyerjöge Drbulf unb 9KagnuS (§elmotb I, 25 unb 26), fonbent 
unterwarf fiel) auef) bie ©tormaren, ^oltfaten unb SDitljmarfdjen, machte fid) gan^ 
ÜRorbalbingien jinSpflidjtig, unb jmar für bie ganje Seit feiner Regierung, fo bajj 
über 600 ©adjfenfamilien auS Sftorbalbingien in ben $arj auSroanberten; felbft 
Hamburg unb ©djteSnrig mürben Don ©runb auS jerftört. 669 ) Somit reichte 
unter Sruto ein einljeittid) regiertes, auSfcfylieftlidj auf ftrengnationater ©runbfage 
errichtetes ©laüenreid) öon SRügen 670 ) bis nad) ©c^IeSmig unb bis jur 9Zorbfee: 
tooijl ber für 2)eutfd)tanb öerfyängniSüoUfte aller ber unglücffeligen SRücffdjritte, 
meiere ber @ad)fenaufftanb gegen Äönig S&tinxiA) IV. fomie ber t>ierjigjäf)rige 

SBebefinbS 2lngabe, inbem es ^um Sag unb SRouat beS lobeS im SRelrotogium bie 
Sa^reS^a^I 1071 ^tn^ufügt (a. o. I, ©. 412): «Magnus dux, defuneto patre 
Ordolfo, in ipso prineipatus sui exordio ad subnervandos Slauorum rebelles 
animum intendit, instigantibus eum ad hoc Batue et Henrico, filiis Gode 
scalci; verum Batue occisus est cum multis christianis» — am SRanbe ftet)t bti 
Batue occisus est cum multis christianis «1071», unter ben multi christiani 
tüirb man aber 93utueS ^Begleitung unb bie 600 93arben gu öerftetjen §ahm, 3>ie 
fid) aufs befte ergän^enben 5Rad)rid)ten beS EfjroniconS unb beS SRecrologiumS, 
unferer djronologifdjen ^auptqueße für jenes 3citalter, ftellen baS SobeSbatum 
33utueS, ben 8. äuguft 1071, über aßen 3toeifel fidler. 

668 ) Sgl. Slbam III, 50: «Itaque omnes Selavi, facta conspiratione 
generali, ad paganismum denuo relapsi sunt, eis OCeisis, qui perstiterunt 
in fide». 

669 ) £elmolb I, 26 unb 24; ogl. namentlich: «attrite sunt vires Saxonuni, 
et servierunt Crutoni sub tributo, OIMlis terra videlicet Nordalbingorum, que 
disterminatur in tre.s populos: HoJzatos, Sturmarios, Thethmarchos. Omnes 
hi durissimum servitutis iugum portaverunt omni tempore Crutonis». 

67 °) 2)afj ErutoS ©laoenreid) aud) Sftügen umfaßte, ja gerabeju öon SRügen 
aus errichtet toorben ift, fjat 33etjer toatjrfdjeinlidj $u machen gefugt: „Sönig ßrwto 
unb fein ©efäledjt" t. b. Sa^rb. b. S5. f. medl. ©efä. 33b. XIII, @. 1—56, m 
S5et)er fogar eine Stammtafel ErutoS veröffentlicht, in ber er unter anberem ben 



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251 

SBürgerfrieg unter biefem üon 9JiiJ5gefd)id Verfolgten ©alier jur fjolge gehabt fyat. 
3)a8 Urteil, btö 93et)er in feinem auSgejeidjneten, üon ben Sübeder ^iftorifern 
Iciber unbeachteten äuffafeüber Sruto fällt: „@in foldjer 3«ftonb ber Singe Ijatte 
bisher nodj niemals beftanben unb bie Regierung SrutuS ift unbebingt bie glänjenbfte 
^ßeriobe in ber ganjen @efd)idjte ber ftaöifdjen SSölfer biefer ©egenb" entfpridjt 
batyer bem gegebenen SluSjug au3 fote^ primären Quellen, toie Slbam unb $elmotb. 
35aJ5, mie bie übrigen 2>arftetluugen, fo and) unfere neueften Äirdjengefdjidjten, bie 
toon $aud unb Don Schubert, biefer fjeibnifdjen SReaftion unter Sruto nidjt geregt 
ju roerben öerfteljen, bagegen bie d)riftlid)e Regierung feinet SSorgängerS ©ottfdjatf 
um fo lebhafter ju rühmen miffen, ift begreiflich. 671 ) 

C. Die Siüdfeljr ^einric^S in feine menbifd)e £eimat. 

SllS ©ottfd)alf3 nad) 3)änemarf geflüchteter ©ol)n am §ofe feinet ©ro&oaterS, 
ber erft 1076 ftarb, Ijerangeroadjfen mar, fud)te er mit bänifdjer, moljl aud) mit 
fädjfifdjer £ilfe fein ©rbe ju geroinnen. (Sine tatträftige Unterftüfcung §einridj3 
lag nid)t nur im bänifdjen unb beutfdjen Sntereffe, fonbern mufjte ben 3)änen roie 
ben Sillungern infolge ber unerhörten ©rfolge ßrutos gerabeju geboten crfdjeinen. 
9iad)bem ©d)te$roig, bamatö, roie auSbrüdtidj berborgeljoben roirb, opulentissima 
aeque ac populosissima civitas (Slbam III; 50, Sd)ol. 82) oon ©runb au$ Dom 
93oben getilgt roorben mar (funditus excisa est), mußten bie 3)änen baran benfen, 
bie ©laoen, bie fdjon unter SRatiborä Söhnen fiegreid) bis Sütlanb üorgebrungen 
roaren, bie immer oon neuem bie bänifrfien 3nfeln, ja felbft bie Äüften Sfanbinaüienä 
verheerten unb bie fid) nad) ber Srmorbung be3 bänenfreunblidjen ©ottfdjalf furcht« 



in ber Sürfdjauer @d)tad)t ermähnten SRegbu3 gu einem ©ruber von ErutoS SBater 
©rinu3 madjt. Setjer tritt SBigger entgegen (ib., 95b. 50, @. 122 unb 126), ber 
SBagrien als ben @ifc öon ßrutoä 3Kad)t anfielt. SBigger t)at fid^ 1898 Stidjarb 
SBagner angefdjloffen, a. o., ©. 190, 2lnm. 16. 

671 ) Stufcer 35et)er roürbigt $arl SBilf). Sftifcfd) in feiner an Anregungen 
unb eigenen ©ebanfen fo reichen ©efdjidjte be3 beutfdjen SotfeS 6i3 jum 3lug$burger 
SteligionSfriebcn, 8b. II, 8. 182, fietyjig 1883, bie «Staatengrünbung ©rutoä als 
„ein öon fädjfifdjen (Sinflüffen ganj unabhängiges Staöenreidj". Stjnlid) urteilt 
Sertfjolb in fetner ©efdjidjte ber beutfdjen $anfa (Üetyjig 1854, L, ©. 105), ja 
fd)on £artmann Sdjebel brüdt fid) 1493 in feinem Chronicon Chronicorum nidjt 
ofjne Sichtung über Kruto aus (SBlatt 266): „3)er felb Styto ein mächtiger unb 
gar fernerer bcrfolger ber ßtjriften ^at auft bem ebeln SDlardmanntfc^en unb 
9Rartinopolifd)en gefc^lec^t urfprung gehabt, ounb bie Ferren oon SJagercu, bie 
man öon Stargarten ober Olbcnburg nennt, in gernern t>unb 5ßelbte ( s $lön) getobt." 



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252 

Bärer beim je jubor erhoben Ijatten, 672 ) jurfidjubrängen, namentlich aus her 
SRadjbarfdjaft ©djleSmigS unb auS 9lorbatbingien. $lad) bcn mit ©ottfdjalf gemalten 
©rfaljrungen mar biefe fernere Aufgabe am fidjerften baburdj ju töfen, ba$ man, 
mie bamalS bie Stynaftie SRatiborS, fo jefct biejenige SrutoS; bajj man baSjenige 
3fürftenl)auS ju öerbrängen fudfjte, meines, Don bcr JBegeifterung bcr ganjen Station 
getragen, auf altftaütfd^er ©runblage feft gegrünbet mar, unb bafe man an feine 
Stelle eine bem bemifdjen unb d)riftticf}en Sinflufj ergebene Stynaftie jur SKadjt ju 
bringen fudjte. Slm beften aber mürbe baS bänifdje Sntereffe gema^rt, menn e£ 
gelang, baS grojje 9iorb«£>ftfeereid) ber ©laöen, baS 3)änemarf im ©üben unb Dften 
immer enger umflammerte, ju galten: in eine mefttidje, bänenfreunblidje unb eine 
offline, attflamfdje |>ätfte, bie fid) bann gegenfeitig befriegen unb fdjmäcfyen motten. 
3)er (£nfel beS DänenfönigS muffte als ber gegebene 9Jiann für biefe Stufgabe 
erfdjeinen. 

Slfe gürft SrutoS gefürcfjtete Satfraft unter ben SBefdjmerben beS Altera 
ju erlahmen begann — postquarn Cruto confectus est senio — üerliefe ©einriß 
25änemarf, 678 ) überfiel mit bänifdjer £ilfe bie ^au^tftabt SBagrienS, Dlbenburg, 
plünberte unb beunruhigte bie ganje flabifcfye Süftengegenb 674 ) fo Tange (seeundo 
et tertio), bis alle flatufdjcu 3 : nfe(» unb Küftenbemol)ner in ©djreden geraten 
waren, 675 ) fo baf$ Sruto, ber eS trofc feines SllterS i>ermod)t ^atte, £einridj am 
Einbringen ins flaöifdje JBinnenlanb ju berljinbern, 676 ) fid) enbltd) auf SBerljanb- 
Jungen einliefe unb #einrid) einen Seil beS üäterlidjen SReidjeS abtrat, unb jmar 
ben Don ^einric^ junäcfyft beanfprucfjten Seil. 677 ) Da £einrid) feinen erften 
Singriff auf Dlbenburg gerietet Ijatte, fo liegt eS natye, unter ben an §einridj 
abgetretenen villae oi opportunae jmar nidjt eine ber alten öier magrifdjen 
civitates: Dlbenburg, Sßlön, Sütjenburg unb OlbeSloe ju üerfteljen, benn biefe 
urbes ober civitates mürbe $elmolb fcfymerlid) als Dörfer, villae, bejeidjnet 

672 ) @in ©oljn König ©öeinnS mar im Kampf mit ben ©laben gefallen, 
anfdjeinenb gelegentlich eines ©infaßS ber Dänen im SBenbengebiete nadj Kap. 23 
ber Kntjtlingafaga, einer £auptqueße für bie Kämpfe $hrifd)en Dänen unb ©laden, 
MG. XXIX; 276, 39: «Sigurdus, Suenonis filius, cecidit in Slavia.» 

678 ) Heinricus — egressus Dada et reversus est in terrara patrum 
8uorum, hrie 1044 fein SSater ©ottfdjalt 

674 ) «Omnem maritimam Sclavorum provinciam.» 

675 ) «Factus est timor magnus omnibus Sclavorum populis insulas et 
litus inaris habitantibus.» 

676 ) «Cui cum Cruto introitum precluderet omnem.» 

677 ) «Ut — concesso introitu, villas ei opportunas ad habitandum 
concederet» 



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253 

Ijaben, woljl aber Drtfdjaften in ber SKälje Dlbenburg« an ber Süfte, benn al« 

villae opportunae tonnen #einrid} feine anbeten Sßtäfce erfd>ienen fein al« fold>e, 

bie üjm eine SSerbinbung mit 3)änemarf ermöglichten, jebenfafl« atfo für ©eefdjiffe 

erreichbar waren, ©o fommt man ju bem ©djlufc, bafj Sllttübecf, bc& bamal« 

nod) feine SBebeutung geljabt Ijaben fann unb beffen SBejeidjnung al« eine ©einrieb 

opportuna villa woljl benfbar ift, #einrid} bon Sruto überwiefen mürbe: benn 

aufcer Dlbenburg unb Sütjenburg gab e« fonft feinen ©eeplafc im bamaligen 

SBagrien, etma 9llten-$remj>e ausgenommen, bog #einrid> gleidjfall« ermatten Ijaben 

fann. Um Slnljalt für eine genauere Steuerung ber ©rttnbung 33ucu3 ju gewinnen, 

gilt e« junä^ft, bie 3*ü ö0 « Sruto« lob ju beftimmen. — SBenn Sruto e« auä) 

nid)t fcergeffen Ijaben wirb, jum SJladjgeben gejmungen worben ju fein, wenn 

anbererfeit« $einrid) fidj angeblich öon Stnfdjlägen Sruto« bebroljt glaubte 

(£elmolb I, 34), fo bilbete fidj bodj ein äujjertid) erträgliche«, ja frtebtic^c^ 

SJerljältni« jwifd^en Sruto unb l&tinriü) au«, ba« fogar ju häufigen Sintabungen 

£einrid)« burdj Sruto führte. 9lber bie lange SReilje öon SKorbtaten unb SBcifpicten 

tücfifdjer Xreulofigteit, meiere bie norbtfdje, infonberljeit bie bänifdje Äöniggefdjidjte 

aufweift, Ijatte in #einrid) einen gelehrigen ©djfiler gefunben. §einrid> hinterging 

feinen ©aftfreunb auf« fdjmäljlidtfte, inbem er beffen grau ©laöina berfüljrte. 

3ugleic^ gewann er in ©laüina einen ©pion am |)ofe Sruto«. Jöeibe matten 

gegen ben gealterten dürften einen SKorbanfd^lag. £einrid) lub Sruto ju einem 

©aftmaljle ein unb machte üjn trunfen. Sil« Sruto ba« ^edjgemad) taumelnb 

toerliefc, fdjlug ifjm ein S)äne mit einem ©treibe feiner ©treitajt ba« $aupt ab. 

©laöina aber heiratete §einrid) unb braute iljm al« iljre 3Jlitgift bie ^errfdjaft 

über ba« fianb. SBetjer ift meine« SBiffen« ber einjige, ber barauf Ijingemiefen 

Ijat, welcfj ungeheure Srbitterung biefer fdjamtofe Xreubrud) bei allen ©laben 

Ijerfcorrufen mufcte. 3)er alte, nationale unb Ijeibnifcfye Sngrimm be« ganjen 

33olfe« gegen ben frember ©Ute, frember SRetigion ljulbigenben unb unerhörter 

greöeltat fdjulbigen dürften mufcte fidj unbebingt entlaben. SBäljrenb |>einridj 

fid> an feinen flammen geinben rädjt, fidj mit feinem Setter, bem $erjog SRagnu« 

fcon ©adjfen berbfinbet, beffen Dberleljn«ljerrfdjaft anerfennt unb bie unter Sruto 

fo fdjthnm gefned>teten SRorbatbingier gewinnt, bereinigen fid) alle öftlid>en unb 

füblidjen SBenbenftamme in Sruto« ehemaligem Steige, um ifjren ru^möoHen 

Surften ju rächen: «universi Sclavorum populi, hi videlicet qui habitabant 

ad orientem et austrum, — vehementer indignati sunt, conveneruntque 

omnes nna voluntate et eadem sententia, ut pugnarent adversus Heinricum, 

et statuenmt in locum eins, qui erat cristicolis oppositus omni tempore. 

Nunciatumque est Heinrico, quia egressus est Sclavorum exercitus ad 



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254 

destruendum eum». ©3 fommt gur @d}lad)t auf ber ©djmietauer |>eibe Bei 
SRafceburg. 3)a biefe ©djladjt mithin eine unmittelbare Qfolge öon (SrutoS 
©rmorbung ift unb ftd) mit jicmli^cr ©idjerljeit baticren lä{$t, fo mürbe man 
burd) iljre jeittidje Söefttmmung aud) für btö (Snbe ber ^Regierung SrutoS eine 
fixere Anberaumung finben, beren Anfang auf ba« Saljr 1066 feftgefefct merben 
lonntc. SCRit anbern SBorten: nad)bem ba3 Safyx 1066 al3 terminus a 
quo für bie ©rfinbungSjeit SBucuS gefunben morben ift, mirb fid) burdj bic jeitlidje 
tJijterung ber ©djmietauer ©d)lad)t aud) ber terminus ad quem für bie ©rünbung 
33ucu3 feftftellen laffen. Afö fold>er terminus mirb ba$ Saljr 1093 fid) feftfefeen 
laffen. gäHt fomit bte ©rünbung S3ucu3 burd) Gruto jmifäen 1066 unb 1093, 
fo mirb fid) atöbann eine nod) genauere Angabe geminnen laffen fomie ber 
SRadjmeiS, bafj 33ucu nad) SrutoS lobe unbemoljnt blieb, öerfiel, bemnad) bei ber 
©rünbung fiübed« burd) Abolf II. im Saljre 1143 fd)on über ein l)albe3 Sa^r« 
fytnbert eine urbs desolata gemefen mar. 

D. S)ie Abenbfd)lad)t in campo Zmilowe. 678 ) 



678 ) $er SRcft biefeö SbfdjnitteS fomie ber fünfte «bfdjnitt über bie brei 
älteften Süberfer Sfirdjen fonnte im 2)rucf nidjt mel)r fertiggeftettt merben, ba 
bereit« ber 16. September • erreicht mar, als ber S)rud bis ju biefer Stelle öor- 
gefdjritten mar, unb ber Kongreß, bem biefer 83anb ate geftgabe überreizt merben 
fott, bereit« am 21. September jufammentritt. 



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Srud Hon $. $. Waagen« in ßfi&etf. 



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1* 



III. 

Erläuterungen jur gcoloflifc^cn Karte t)on 9ütlü6ed. 

Son $. griebrid). 



f)ie ©runblage ju ber geologifdjen 3)arfiellung beS ©ebieteS nörblidf) ber Iraöe 
bilbcn eine größere Qatjl öon gloc^bo^rungen (2 ra tief), meldje bic ©tubierenben 
ber ©eologic Otto SReuter unb £an3 SBrüggen im Sommer 1907 ausgeführt 
Ijaben. 3)ie Äuröen ber alten Qflufjtiefen finb baS (Ergebnis öon jaljlreidjen in 
ben testen Sauren öon feiten ber lübedifdjen SBafferbauöermattung niebergebrad)ten 
SBoljrungen, beren ©infidjt unb äJermertung mir öon $mn Saurat Strebs freunblid)ft 
geftattet mürbe. 

3)ie niebrigen, aus ©anb unb Jon befteljenben üanbljöljen auf beiben Seiten 
ber Woornieberungen, fomie ber fdjmale SRücfen öon Slltlübed gehören ju ben 
jüngften ©ebilben ber SiSjeit. ©ie finb ju einer Seit entftanben, als ber ©üb« 
ranb beS fid) norbmärtS äurüdjieljenben SnlanbeifeS in ber Sinielefdjom— 3?öenborf— 
Sßöppenborf — 9tatefau — SßanSborf längere ßeit feftlag unb bie ©djmetjmäffer über 
bie tübedifdje 9lieberung unb burd) bie Kanäle ber ©teduifc unb beS Stafceburger 
©ecS mit bem SBeuföIjlengrunbe fübroärts jur @lbe bei Sauenburg abfloffen. 

3)ie au§ biefen ©djmelsroäffern abgelagerten feinförnigen ©anbe (lalfanbe) 
unb Jone (Jalton) finb in unferem ©ebiete fo mächtig, bafc bie ©runbmoräne beS 
SnlanbeifeS, ber @efd)iebeinergel, an feiner ©teile fidjtbar ift. 83on oben nad) 
unten ift baS $)iluöium bei Slltlübed aus folgenben @d)id)ten aufgebaut: 

1. oberer fteinfreier Ion ober lalton (er lieferte im SRittelalter aus« 
fdjliefjtid) unb in ber neueren 3^rt nod) gaitj öormiegenb baS Sadftein- 
material ßttbedS); 

2. Jalfanb, feinförnig unb fteinfrei; 

3. unterer, blauer fteinfreier Ion (im Iraueburdjftid) auf gef d)toffen); 

4. ©efd)iebemergel (©runbmoräne). 

Aus einer SReilje öon öerfdjiebenartigen ^Beobachtungen muffen mir fd)lie&en, 
bafc am 6nbe ber SiSjeit unfer Äüftengebiet i>iel Ijöljer lag als jefct unb bafc öon 
ben lälem ber Iraöe unb ber ©djmartau nur biejenigen leilftüde öorljanbeu 
roaren, in benen fid) ber lalton abgelagert Ijatte. Qn biefen bereits in ber (SiSjeit 



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2* 

borljanbenen latftücfen gehörten bie meite SRieberung ber Slue uörblid) bon Alt« 

lübcd unb bie 3fläcl)e ber Jeerljof- unb lilgenfrugSroiefen am redjtcn Jraöeufer. 

2)agegen ift ba3 fteilufrtge Irabetat bon ber £errenfäl)re abmärtS bi3 jum 
©tulper £uf erft fpäter entftanben. 

Site btö Snlanbete unfer Äüftengebiet fo locit bertaffen Ijatte, bafj aud) ber 
grofce 93elt eisfrei geroorben mar, begannen unfere Äüftcuflüffe, fo auef) bie XraDe mit 
iljren SJiebenflüffen, iljre Arbeit. Sßätyrcnb bie ©djmeljmäffer bteljcr füb- unb 
roeftmärtS jur ©Ibe unb ÜWorbfee abgeflogen maren, trat jefet j. %. eine Umfefjr 
in ber glufcridjtung ein. ^ugleidj begannen bie jur Oftfcc eilenbeu ©emäffer üjr 
JBett tief in ben SBoben einjugraben. JBei ber fpäteren ©enfung be3 Äüftengebieteä 
gelangten bie Stuferinnen bte meit tanbeinmärta unter ben Dftfeefpiegel. 2)a8 alte 
SCrabebett 1 ) reicht in fiübeef bis 12 m unter N.-N. 

bei Sltttübed . 15 - 
• ©djlutup - 18 • 

am ©tulper £uf » 21 • • » , 
ba3 alte 93ett ber ©cfjmartau am 3)amm ber (Sutiner f8ofyn 

bte 5,5 m unter N.-N. 

bei Sllttübecf * 11 • - 
SBte auf bie heutigen fdjmalen unb flauen SBafferabern finb bie alten Sffaferinnen 
im Saufe ber legten 3?aljrtaufenbe mit äKobbe unb Xorf aufgefüllt morben. 

Site eine lange formale, auf ben topograpljifcfjen Äarten laum Ijerbortretenbe 
§albinfel ftreeft fidj ber SRücfen, auf beffen ©pifee bie Sftefte bon Slltlübecf liegen, 
bon ber SBalb^aHe an jroifdjeu beu beiben mächtigen alten ©tromtiefen ber Jrabe 
unb ber ©djmartau gen SO. bor. 3)afc e3 feinem ber beiben %Vitf\i gelungen ift, 
biefen SRücfen ju burdjbrecfyen unb einen Steil beSfelben gut 3nfel umjugeftalteu, ift 
an bem Sluffteigen ber Jiefenfurben be8 alten ©trombetteS ber Jrabe ju biefem 
fianbrücfen l)in beutlii} ju erfennen. ©elbft in ber ÜWieberung meftlid) bon bem 
$ttgcl bon Slltlübecf, too man eine frühere natürliche SSerbinbung bon Irabe unb 
Slu annehmen möchte — ungefähr ba, mo bie Srabemünber 33aljn ben ftumpfen 
SSBinfel bilbet — , mürbe bom 93auamt Ijart an ber Jrabe bie SÄobbc nur nod) 
bte 2,2 m unter N.-N. erboljrt, maljrenb am entgegengefefeten Irabeufer bie SDtobbe 
\\o6) bte 11,6 m unter N.-N. ljinabreicf)t. S)er bei ben legten SluSgrabungen nad) 



x ) #ier finb nur bie äRoortiefen geregnet. SBiebiel bon ben ©anben unter 
ben SKobbeablagerungen nod) jum Sldubium gehört, tft meift nidjt feftjuftcllcn; bie 
HRädjtigfeit ber in ben glufcbetten abgelagerten ©anbe beträgt meift nur toenige S)ejtmeter.- 



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3* 

gettnefene, bie Jratoe ntit ber ©djmartau im SBeften bon Stttlübed öerbinbenbe 
©raben, ben Sßrof. Dljneforge aU bcn portus Lubeke bcr Urfunben beutet, ift 
auf unferer Äarte leiber nirf)t jur 2)arftetlung gebraut. 

©rötere glasen be3 Jamalen Student merben bei ftürmifdjen SKorboft» 
toinben jeitmeifc überflutet; ba3 93orfommen bon SKoorerbe über bem bilubialen 
SBoben läf$t erfennen, bafc früher no^ größere gläcfyen aud) bauernb bom SBaffer 
bebcrft gemefen finb. Slber e3 mar ein flaues SBaffer unb bie in iljm entftanbeneu 
moorigen ©ebitbe ^aben gegenüber ben großen 2Roortiefen nörbtid) unb füblicl) 
öom SRücfen eine fo nerfc^minbenbe 3Jiäd>tigfeit, bajj fie ben einjigen Sanbjugaug 
ju Hltlübecf, &on ber Söalbljafle Ijer, nur menig meljr erfcfymerten als jefet. @3 ift 
ganj unmöglich, auf ber mit einer mächtigen Äulturfdjidjt bebecften ^albinfel öon 
Slltlübecf mit $ilfe be3 gmeimeterbofjrerS ein genaues geologifdjeS SSilb ju fcijaffen. 
2)al)er mürbe bie gelbe gorbe be§ XalfanbeS überall ba gemcrtjlt, mo biefer unter 
aufgefdjüttetem 33oben ober SRoorcrbe no^ big gu einer Siefe bon 2 m nad)« 
getoiefen merben fonnte. gerner mürbe ber Xalton, beffen bünne Ablagerung Ijier 
(als blauer Ion) bielfacl) umgearbeitet ift, unbeachtet gelaffen. 



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4* 
IV. 

23crid)t über bie ShtSgraBrntflen auf ber Stüttt tton ?Utlü6e<f, 
Stopft fri« DftoBer 1906. 

83on $rof . $r. $. S r e u n b. 



ÄJie im £erbft 1905 öon ber ©cfeflfdjaft jur Seförberung gemcinnüjjiger Jätigfeit 
eingefefete Äommiffion für bie Ausgrabungen in Altlübed Ijatte im Qrtüljjaljr 1906, 
beraten burd) $errn ^ßrof. ©djudjljarbt in ^anno&er (jefct in SBcrlin), ein üorläuftgeS 
Programm feftgefefct, monad) als Q\d ber Unterfudjungen bie Anlage ber 2Baff- 
befeftigung, bie ©teile beS JoreS unb bie tfrnge, ob unb mo ein ©reiben ejifttert 
fjabe, gelten follte. 

3uerft mürbe ein Sßlan beS XerrainS bon Altlübed im 9Jiaßftabe 1 : 250 
burd} Sfti&ellement fcon einem ^Beamten beS 23aubureauS, §crrn Jennifer ftäbe, 
l)ergeftellt, berfelbe £>err fyat auä) im Verlaufe ber Ausgrabungen genaue Sßläne 
im ©runbriß unb bie Profite ber midjtigften Sßanbflädjen (1 : 50) aufgemeffen 
unb gejeidjnet. (Sgl. £af. II unb III.) Um bie fRefuItate ber Ausgrabungen 
nod) meiter ju fidlem, Ijat ferner mäf)renb ber beiben erften ArbcitSperiobeu ein 
freiwilliger Hilfsarbeiter, fpäter ein SBerufSpljotograpl) regelmäßig Aufnahmen 
gemalt, jubem ift ein genaues SBerjeicfjniS ber gunbe geführt unb in einen ^Jlan 
eingetragen morben. 

SSon ben toier bom SBauamte gefteflten Arbeitern, meldte bie Ausgrabungen 
ausgeführt Ijaben, mürben bie Vorarbeiter @d)lid)te unb Slancf im 3uti auf 
mehrere SBodjen ju £errn Sßrof. ©d)ud}f)arbt entfanbt, um burd) Jeilnaljme an 
Ausgrabungen in ber Jedjnif berartiger Arbeiten auSgebilbet ju werben. 93etbe 
Ijaben fid) burd) Sifer unb ©efdjid bie gufriebenljeit iijteS SefyrmeiftcrS erworben 
unb Ijaben fid) audf) bei unferer Ausgrabung burdjauS bewährt. 

Stnfang Auguft begann bie Ausgrabung mit ber SBiebereröffnung beS Abflug 
grabenS (Staf. II 1882), melier 1882 Dom Äirdjenfunbament burd> ben öftltdjen 
3BaH unb bann nad) 9lorben jur Schwartau füljrenb gesogen, aber feitbem teils 
jugefdjüttet, teils jugemadjfen mar. 

SDabei fließ man in bem ©rabenabfdjnitte, melier ben öfttidjen Sßall burcfjfefct, 
mieber auf bie juerft bon Arnbt 1882 aufgebedte unb bamatS ber Sntroäfferung 
megen burdtfdjnittene §olj|)adung. Um Ijier für bie fpäteren Ausgrabungen ein 
SßergteidjSobjeft ju fd)affen, mürbe biefer ©rabenfdjnitt in ber üftorbmanb ber» 
breitert unb fo bie ^oljpadung mieber beuttief» freigelegt. 3)iefe |jot3padung 
äeigen ©runbriß Ia unb Schnitt Ia ber Safe! III unb bie Safein XXI unb XXII. 

$)er fo entftanbene Dftfdjnitt I ift aud) baburd) midjtig gemorben, baß 
fpäter in feiner Sftorbmanb meftlid) öon ber ^oljpadung (nad) innen) $err $rof. 
©djudjljarbt ein <ßfoftenlod) (Jaf. XXI unb XXII Im) nadjgemiefen t>at. 



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$)aburd> mürbe für bie brittc Sßeriobe ber Ausgrabung bic Anregung gegeben, nad) 
metteren ^ßfoftenlödjern, bte bamtt in ,3ufammenljang fte^en föunten, gu fudjen. 

3n ber jmeiten SBodje beS Sluguft mürbe bem Programme cntfpredjenb mit 
ber Aushebung beS großen 3)urd)fdjnitteS in ber 2Kitte beS meftlidjen SBalleS 
(©djnitt II beS SßlaneS, £af. III) begonnen. 

2luf ber erften ©ofjle biefeS großen (SinfdjnitteS fauben fid) am Dftenbe 
(Inf. V, h) nnrf) bem Snnern beS SBalleS ein ©teinpflafter, ^ßfoftentödjer, in ber 
9iorbmanb ein großer öerfofjlter Wolfen (£af. VII, z), ferner in ber Sftorboftede 
SRcftc einer geuerftefle mit smei äufammengefinterten Jityfeu, 9lr. 21 unb 22 beS 
3funbregifterS. Überhaupt lieferte biefc ©teile ber SluSgrabung eine große Qafyl 
Don gfunbobjeften, im ganjen 22 Hummern beS 9iegifterS. 

2)o meiter in ber 9Kitte biefeS großen GinfdjnitteS in ben ©eitenmäuben 
jroei fdjrög nad) innen (Dften) geneigte $o1(){enftreifen, in ber Xafel III Schnitt II 
als öermoberteS $otj bejeidjnet, jum Vorfdjein famen, bie quer über bie ©oljle 
burd) beutlidje ©puren fcon toerfoljlten ober öermoberten Vatfen berbunben maren, 
fo mürbe ber ©djnitt in feinem meftlidjen @nbe nur nod) an ber ÜWorbfeite in 
ber falben Sreite ber bisherigen ©oljle meiter öertieft. (Vgl. £af. III, ©runbriß 
unb ©cfjnitt II, R bis M.) 

3n biefer Vertiefung mürbe im 3tnfd)luß an bie fdjmarjen Sßanbftreifen 
mieber eine in ber 2ängSrid)tung beS SßalleS gelagerte $oljparfung auS Sidjen- 
ftämmen aufgebecft (Jaf. V unb VI), bafcor ein (5meiteS) ©teinpflafter unb enblid) 
als 2lbfd)(uß nad) Dorn (SBeften) bie oberen ©nben jmeicr fenfredjt ftefjenben, 
beljauenen Vollen, ©ie mußten als ju einer Uferbefeftigung gc^örenb angeben 
merben, benn bor if>nen fenfte ftd) ber gemadjfene Voben 3U einer öon ©cblamm 
unb 2Roor erfüllten Vertiefung, in ber fid) Xopffdjerbeu, Änodjen, ein SBirtel, 
©ifenrefte unb eine ©djere (5Rr. 19, 23 bis 27 beS gunbregifterS) fanben. 

SllS biefer ©djnitt im September nod) etmaS meiter nad) SBeften öerlängert 
mürbe, fonnte aud) bie gegeuüberliegenbe Uferböfdjung (laf. III, 9lr. II bei K) 
auf 12,2 m Vreite feftgefteüt merben. SeSfjalb fdjien bie Slnna^me berechtigt, 
baß Ijier ein breiter ©raben ber Vefeftignng vorgelagert fei; jugleid) ober ergab 
fid) bie Stufgabe, biefen ©raben in feinem meiteren Verlauf aufjufudjen unb feine 
Vcbeutung ju erörtern. Vorläufig aber mürbe biefc Strbeit jurüdgeftellt. 

3)a bie Sortierung ber SluSgrabung in bem moorigen lerrain biefeS 
„©rabeS" megen beS StnbrängenS beS ©runbmafferS untunlid) erfdjicn, mürbe 
nunmehr befdjloffcn, im ?lnfd)luß an bic beiben Vofjlen biefe äußere iöegrenjung 
ber Vefeftigung fo lange als möglich nadj ©üben ju Verfölgen. Sufolgebcffcn 
mürben nadjeinanber bic jufammenljängcnben ©djnitte III, IV, V unb VI bis 
auf eine fiänge öon etma 30 m meitergefuljrt (5af. XI) unb bcfonberS in ber 



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6* 

©ofyle öon ©djnitt VI ($af. XII) bie 93oljlenreif)e aufgcbecft. $ier erfdjeinen 
bic Sohlen nod) burd) ba&or eingerammte Sßfäljle in iljrer Stellung gefidjert. 
2lu3 Schnitt VI mürbe, um ein Urteil über bie Dimensionen unb bie Bearbeitung 
ber 93oIjlen ju gewinnen, eine ber Sohlen (1,80 in lang) tyerauSgejogen, fte feljlt 
in Jafet XI, ba btefe Stufnafjme fpäter a(3 bie ju Jafel XII gemalt ift. 

Sin Smtbobjeften maren biefe ©Quitte arm, in ©djnitt III mürben nur 
jmei 9iiete unb ©djäbelrefte, an ber Äreujuug öon Schnitt VI unb VII bie merf- 
mürbige, leiöer burd) ©patenftid) gehaltene §otj!ugel (SRr. 32) unb Sftiet« unb 
©djereurefte (9lr. 33) am ©übenbe öon ©djnitt VI gefunben. 

Um bann ben im fübtidjen @nbe öon ©djnitt VI nidjt beutlidjen weiteren 
Verlauf ber 93o^lenftefIung ju fudjen unb üielleid)t audj ben babor vermuteten 
®raben mieberjufinben, mürbe quer ju VI ein Schnitt VII angelegt (Jaf. VIII) 
unb allmäljlid) 13 m nad) SDBcftcn meitergefüljrt, meil Ijier in ber ©ofjle (in 
£af. IX unb X in fenfredjter 5£)raufficf^t bargefteUt, äljnlid) mie in $af. III) 
mageredjte Zollagerungen unb fenfredjte ^foften, barunter einer Don befonberer 
gorm, unb bajmtfdjen bie 9ir. 34—39 be3 gunbregifterä gefunben mürben. 33ie 
Slrbeit ift aber an biefer ©teile abgebrochen morben. 

Snjunfdjen mar nämlidj, um aud) ben Slnfdjlufc an ben 2BaH ju erhalten, 
ber Schnitt VIII in ber SRidjtung SW— NO angelegt (Staf. XIII) unb in feinem 
nörbtidjen $nbe bie $oljpadung, in ber Stiftung genau an bie öon ©djnitt II 
!jer befannte anfdjtiefcenb, freigelegt morben. 

3m baran anfdjliefjenben (Schnitt IX folgte bann bie SluSgrabung, fidj ber 
©übfront beä ©clänbeS jumenbenb, biefet. Ladung unb legte l)ier bie an$ meljr* 
fachen Zollagerungen unb einer fdjrägen ^ßfoftenreilje in breiter Slulage gebilbete 
©übmeftede ber Ladung frei. (Jaf. XIV unb XV.) 

2)amit mar bie erfte Sßeriobe ber SluSgrabung beenbet; e£ fdjtoffen fid) 
hieran Beratungen ber Äommiffion mit £errn Sßrof. ©djud)l)arbt, ber am 10. unb 
11. September bie arbeiten befid)tigt ^atte. 

81(3 SrgebniS ber 2lrbeiten lonnte beseidjnet merben: 

@3 mar an ber SEBeft front eine 10 m breite, gepflafterte Berme unb babor 
ein 12,2 m breiter ®raben, beffen nähere Deutung unb SluSbeljnung nod) ju 
fudjen blieb, feftgefteüt. Über ben Qmd unb bie üage ber Zoljpadung gum SBall 
unb beffen Slufbau fonntc eine ©inigung nidjt erhielt merben, and) mar ber Zugang 
unb ba% Sor be3 SRingmalleS nidjt gefunben. 

Durdj ben SBefunb in einem im öftlidjeu SJorterrain angelegten ©djnitt Ib 
(laf. II) fcfjien aber feftgeftellt, bafj an ber Oftfront ber Ummallung fein ©raben 
ejiftiert Ijat. 



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©emgemäfj mürbe befdjtoffen: 

1. gut weiteren fjeftftcllung bcc fübtic^en UmmaHung Don Schnitt IX aus am 
inneren SRonbe bec Ladung in öfttidjer Stiftung meiterjugeljen, um baS 
£or ju fudjen, baju öon 3eit ju 3eit einen üuerfdjnitt nad) ©üben gegen 
bie SBaQfrout ju führen; 

2. ben Verlauf beS großen meftttdjen ©rabenS burd) mehrere öuerfdjnitte im 
norbmefttidjen SBortcrrain ju fudjen. 

2)em erften JBefdjtufje entfpredjenb mürbe nun ber faft 50 m lange Schnitt X 
(2af. III unb XVI, $urc^btid, XVII, öfttid)eS Sube, XVIII) aDmä^li* öon 
ber ©Weiterung beS ©djnitteS IX nad) Dftcn geführt, jugleid) aber ber ©iufdjnitt 
XI (£af. XX), melier baS öftlidje Snbe öon (Schnitt X burdrfdjneibet, in 
Angriff genommen. 

SSon Schnitt X mürben brei Querfdjnitte X 1 , X f , X 8 (£af. III) nad) ©üben 
geführt, toon benen befonberS ber lange lefcte ($af. XIX) jeigte, ba§ and) Ijier 
bie SRefte ber SBaUfonnation ebenfo mie in ©djnitt II maren; Schnitt XI (laf. XX) 
ergab in feinem nörbtidjen @nbe, baS toermuttid) bem Snnern ber JBurg angehört, 
reid)lid)e SBranbrefte. 3lad) neuntägiger Slrbeit fanb fid) ferner in beiben SBänben 
beS ©djnitteS X in f Präger, etma norböftlidjer 9tid)tung nad) ©djnitt XI l)in 
eine beiberfeitS einfaHenbe fdjmarje ©djidjt (Xaf. XVIII o), bie gu mehreren 
©djmellen äljntidjen Ouerbalfen führte. Db Ijier baS Zox ju filmen ift, muffen 
meitere Unterfudjungen entfdjeiben. 

2)em jmeiten 93cfd)(uffe gemäfe mürben nadjeinanber im nörblirfjcn SBortcrrain 
üier rabiale ©Quitte XII bis XV ausgeführt. Die beiben, bem grofien ©djnitte II 
nädjftgetegeneu „©rabenfdjnitte" XII unb XIV (laf. II) ergaben nad) innen bie 
©teinpadung unb eine beutlidje 3Kulbe ober ©raben im gemadjfenen 93obcn, bie 
anberen, XIII unb XV, bie nad) aufeen tief in ben moorigen ©oben eingefdjnitten 
merben mußten, liefen einen ©raben nidjt erfennen, bod) fanb fid) barin am 
äußeren @nbe eine ^otjtagerung, biefleidjt einer Uferrampe äfjnlid). 

Snblid) mürbe gänjlid} burd) lorfmoor ber ©rabenfdjnitt XVI bidjt am 
Xraöeufer (laf. II) unb in ber 9läty öon ©djnitt VII bis auf ben blauen Ion 
geführt unb ergab in ber liefe jmar and) £otjablagerungen, bie toon ben bisher 
beobachteten mefenttid) berfdjieben maren, aber feinen Stuffdjtufc über ben breiten 
©raben. 

9Jad)bem biefe jmeite SlrbeitSperiobe beenbet mar, mürbe mit SRüdfidjt barauf, 
bafy bie 9JiitteI unb bie günftige 3a^reSjeit ifjrem 6nbe entgegengingen, befdjloffen, 
bie meitere Sluffudjung beS $oreS für biefeS %a\)x jurüdjufteflen, bagegen im 
Slnfdtfufc an ben Dftfdjnitt I (2af. III) nörblid) baöon einen Sßaraüeljdjnitt burd) 
ben SBall ju machen unb burd) «bfdjätung beS 93obenS s ;ßfoftenlöd)er ju fudjen, 



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8* 

bic fid) etma bem in ber SRorbmanb beS DftfdjnitteS befinblidjen (laf. XXI) 
anfdjließen !önnten. 

2)icfe Slrbeit ift in bcr erften $älfte beS Dftober, toon gutem SCBettec 
begünftigt, ausgeführt unb babei ber lauge bogenförmige ©djnitt XVII (Xaf. II 
unb III) mit toter fiaufgräben nad) außen jmedS Qfreitegung ber ^oljpadung, bte 
f)ier, tüte Jafel XXV geigt, redjt groß mar! unb eine rljombifdje grmeiterung am 
©übenbe (£af. XXIII) ausgeführt morben, babei finb jmar ^foftenlödjer erfannt, 
a6er utcf)t in regelmäßiger Qfolfle gefunben morben. Stußerbem bat bie Slbfdjälung 
eine @d)id)t aufgebedt, meldjc als SReft einer aus $oljgefted)t fjergeftetlten (unb 
umgebrodjenen?) SBanbfTädje (lof. III, 9lr. XVII unb Inf. XXIV) angefprodjen roirb. 

5I(S (Jrgebniffc ber Ausgrabungen toott 1906 lönnen benmaef) bejeic^net merben: 

1. Snnerfjalb ber gront beS jefcigen SBallcS ift eine Ladung bon med) f einher 
gorm aus ftarfen, unbehauenen Saumftämmen auf Jo meite ©treden freigelegt, 
ba% man annehmen barf, baß eine foldjc Sßadung runb um ben SBatI üor- 
Rauben ift. 35ie Sebcutung tiefer Ladung für bie Sefeftigung unb Einlage 
beS SBatteS unb iljre Söegie^ungen ju ben fd)räg nad) innen gelagerten 
Streifen öon toerfofjlten folgern ober ben heften eines gle^tmerfeS, meiere 
im ÜWorboften aufgebedt finb, bebürfen nod) ber Störung. 

2. SS ift maljrfdjeinlid), baß bor ber Dftfront beS SBalleS fein ®raben edierte, 
fcielmeljr ber SBall fid) fjier birelt aus bem fumpfigen, meHeidjt bamalS nod> 
nidjt fo meit mie jejjt öerlanbeten SSorterrain erfjob. 

3. SSor bcr Sßeftfront ift burd) ben großen ©djnitt II unb bie ©rabenfdjnitte 
XII unb XIV ein etma 12 m breiter (Kraben nadjgemiefen, beffen inneres 
Ufer mit einer auf meite ©treden freigelegten Sofylcnftellung befeftigt mar. 
^mifdjen bem ©raben unb bem 3uß beS SBalleS liegt ein etma 10 m 
breiter, teilmeife mit Steinen abgepflafterter SBorftreifen. 2>er «Sufawroenfymg 
beS ®rabenS, ber feiner SBreite nad) toiefleidjt aud) als $afen bienen lonnte, 
mit ber ©djmartau ift als fidjer an5ufeljen, feine SSerbinbung mit ber Jratoe 
ift nod) nidjt flargefteüt. 

4. S)aS SBafltor ift nod) nic^t gefunben, ift aber bielteidjt in bem SBinlel 
jmifdjen ben ©djnitten X unb XI gelegen, mo eS übrigens fdjon früher 
(1882) angenommen mürbe. 

5. 2)aS obere (öftlidje) Snbe beS großen SinfdjnitteS II l)at auf bie Stefte 
eines burd) geuer jerftörten ©ebäubeS (Sßftafter, Sßfoftenlödjer, £erbrefte mit 
5ufammengeftuterten Jityfen) geführt, |)ier ift alfo bie geeignete ©teile 
gegeben, bie Unterfudjung ber Sefieblung beS SBallinnern anjufdjließen. 



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SettentDanb mit tfyreu Branbrefien, bie I}ol3pa<fung (c) unb btc fic im IPeftcn, b. ty. nad? augcu 

abfteifenben Booten (<1). 3 m fjintergrunbc bie 2Iuf}öf}C auf bcr focj. dccrfyofinfel, auf ber idj 

bie ecclesia e regione urbis trans flumen, Hita in colle fudjc, t>gf. 5. 149—155. 



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batynter Mc ^ortfefcung ber parfung (b) mit ben abfteifcuben Soweit (d). 

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(Tafel XVII. 



öltcf auf Das CDftcnDc oon üunDldjnttt \: aut Dte äußere, Die iruDroanD, mit Der tpflirang 

pon (Eeilfdmitt X 3. 3 m n?eftlid)en Dorbergrunbe bie eitrige £ütfe ber £?ol3patfung, (q): bie 

eigcntümlid?en Jlecfc am Bobeu finb nur bie Spuren Der Stiefeln u uferer Arbeiter im f endeten 

(Erbreidj. 2lud) tjtcr bie I^o^pacfuug (c) mit beu fie abfteifenben öoljlen (d). 



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(Tafel XVII. 



(Ettfel XVIII. 
2Iuf nannte bes Dr. phil. Waltet ^reunb. 



£ltcf.tn öas (Dftenöe pon Xmtdfdpittt X : auf Die XTorötDanö mit » 
ber Öffnung con Sdjnttt XI; auf 3n>et eigentümlidje £ja!b* 
Fretfe (o) ber ZTorbroanb, bte nadj unten fonpergteren uub nad} 
Sdjud?ljarbis 2lnfid?t ein 2lb3ugsgräba}en aus bem inneren 
bes Hingn>aües peranfdjaulicfycn. 

„on Ceilfdjnitt X s. 3m »efWidjen Doroerarunoe o.e r...,.»« - ■■■ - ■ 
Lntüm iln Sie* am »oben fmb nur bie Spute» ber St,e T el» u. 
cgentumlg * ^. 3 parfuu 3 (,) mit ben f.e ab,.e. T eube,. 



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Eafel XIX. 



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äußeren (o) unb inneren (f) Branbfdn'cfyt fotm'e mit ber Öffnung bes £?auptfcrmittes X im Qitticr* 
gruube, ber auffallend breiten fto^pacfnng (c), 3tr>ifd?cu ber im Porbergrunb ein riefiger 

^elbftein liegt (n). 



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(Tafel XX. 



*3licf auf ben (£uerfd?uitt XI von Süben gen ITorben: l^auptfäc^Iici? auf bie (Dftipanb mit ibren 
riefigen Braubfdnditen, bie unter beut, au biefer Stelle infolge von alten (Erbberoegungen fanm 
beftimmbaren Kingtpalle 3U liegen fdjeineu, tnclleidjt aber aud? an ber IPallöjfnung, bte bas 
(Eor verraten mürbe. 3 m Porbergrunbc bic norbn>eftlid?e <£<f e ber Kreu3uug r>on 5d?nitt X bun XI. 

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